Postersession 2017

Bildung

Itala Ballaschk (Freie Universität Berlin): Fachberatungen als Agents of Change – Eine Analyse zum impliziten Führungsverständnis als Schlüssel für Implementationsprozesse 
Keywords: Einzelfallstudie, Episodische Interviews, Thematisches Kodieren 

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Tatjana Beer (Universität Hamburg): Spannungsfelder in der Kooperation? Eine Fallstudie zu Kooperation in der schulischen Berufsorientierung anhand von Expert_innen-Interviews und Netzwerkkarten 
Keywords Expert_innen-Interviews, Netzwerkkarten, Dokumentenanalyse, Fallstudie, Dokumentarische Methode

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Frederik Bub (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg): Schulbuchwissen und Orientierungen Physiklehrender zu Physik, Technik und Verantwortung – gegenstandstheoretische und methodische Überlegungen
Keywords: Dokumente, Interviews, Soziolinguistik, Dokumentarische Methode

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Julia Gasterstädt (Goethe-Universität Frankfurt am Main): Den Fokus auf Komplexität richten – Eine Situationsanalyse zur Steuerung der Umsetzung von „Inklusion“ in Bildungssystemen
Keywords: Grounded-Theory-Methodologie, Situationsanalyse, Interviews mit Expert_innen, Dokumentenanalyse

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Katharina Kaluza (Universität Koblenz-Landau): Pädagogische Professionalität in der Migrationsgesellschaft – Eine Mixed-Methods-Studie zur Erfassung der Überzeugungen von Deutschlehrkräften der Grundschule in Bezug auf migrationsbedingte Heterogenität als ein Merkmal von Schule und Unterricht
Keywords: Mixed Methods, Fragebögen, Problemzentrierte Interviews, Qualitative Inhaltsanalyse

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Daniela Klug (Universität Passau): Die Zukunftsfähigkeit der Montessori-Pädagogik – eine Synthese aus pädagogisch hermeneutischer Inhaltsanalyse und rationaler Rekonstruktion
Keywords: Rationale Rekonstruktion, Pädagogische Hermeneutik, Dokumentenanalyse, Qualitative Inhaltsanalyse

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Undine Widmer (Akademie der bildenden Künste Stuttgart): Setzungen in Aufgabenstellungen und ihre Auswirkungen im Fach Kunst – eine Analyse des Potenzials von Öffnung und Einschränkung mittels gegenstandsbezogener Theoriebildung und partizipativer Forschung 
Keywords: Partizipation, Materialanalyse, Grounded-Theory-Methodologie, Arts-Based-Research 

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Gesundheit

Melanie Böckmann (Universitätsklinikum Düsseldorf): Wie können wir Selbstreflexion Raum geben in Mixed-Methods-Projekten? Impulse für eine Prozessevaluation in Bangladesch, Nepal und Pakistan 
Keywords: Mixed Methods, Leitfadengestützte Interviews, Teilnehmende Beobachtung, Reflexion, Framework Analysis

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Vera Danielsmeier (Universität Bremen, Hochschule Zittau/Görlitz): Wie erleben Personen mit Williams-Beuren-Syndrom Ängste gegenüber Geräuschen? 
Keywords: Explanatory Sequential Mixed Methods Design, Halbstrukturiertes Leitfadeninterview, Qualitative Inhaltsanalyse

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Judith Haase (Universität Koblenz-Landau): Regeln und Muster der sozialen Konstruktion des „Kinderschutz-Kindes“ – Die Analyse historischer Fallakten mittels der Triangulation von statistischen mit qualitativ-interpretativen Methoden 
Keywords: Integrative Forschung, Triangulation, Mixed Methods, Dokumente/Akten

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Eva-Luisa Schnabel (Universität Heidelberg): Alternsbezogene Sichtweisen in Akutkrankenhaussettings: Fokus auf verbale Pflegeinteraktionen mit kognitiv beeinträchtigten Patient_innen
Keywords: Feldstudie, Tonaufnahmen, Interviews, Qualitativ-quantitative Methoden, Vergleichende Gesprächsanalyse, Interaktionsanalyse

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Yvonne Wechuli (Technische Universität München): Ambulantisierung in Mittelfranken. Praxisforschung mit Trägern der Behindertenhilfe 
Keywords: Partizipative Forschung, Praxisforschung, Mixed Methods

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Identität

Yvonne Albrecht (Universität Kassel): Erzählungen über innere Dialoge: Wie Prozesse emotionaler Reflexivität in narrativ-biografischen Interviews sichtbar werden
Keywords: Grounded-Theory-Methodologie, Narrativ-biografische Interviews, Fallrekonstruktion

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Johanna Fröhlich (Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg): Grenzen der Sorge um Andere: Eine teilnehmende Beobachtung in der „Neuen Rechten“
Keywords: Ethnografie, Interviews, Grounded-Theory-Methodologie 

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Janina Henkes (Universität Duisburg-Essen, Stipendiatin HBS): Das Selbst im Burnout-Diskurs − Eine Studie über kollektive Identitäten und deren Abweichungen
Keywords: Mixed Methods, Einzelfälle, Literatur, Diskursanalyse

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Bernd Kappel (Universität Bielefeld): Geschlechtliche Selbstverständnisse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter den Bedingungen der Diversifizierung von Geschlechtervorstellungen. Methodische Herausforderungen bei einer erlebensbezogenen Untersuchung
Keywords: Interviews, Einzelfallstudie, Tiefenhermeneutik

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Daria Levikin (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg): Zusammenhänge zwischen Sprachkompetenz in Belarussisch und nationaler Identität junger Erwachsener in Belarus
Keywords: Mixed Methods, Interviews, Fokusgruppen, Inhaltsanalyse

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Simone Odierna (htw saar, Saarbrücken) & Diemut König (fitt gGmbH, htw saar): Identitätskonstruktionen in interkulturellen Jugendbegegnungen – Mixed-Methods-Design im internationalen Forschungskontext
Keywords: Mixed Methods, Ethnografie, Teilnehmende Beobachtung, Interviews, Fragebogen, Grounded-Theory-Methodologie

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Arbeitsgesellschaft / Politik

Sarah Bernhard, Carolin Freier, Philipp Ramos Lobato, Monika Senghaas, Gesine Stephan (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg): Vertragsbeziehungen zwischen Arbeitslosen und Jobcentern. Eine Mixed-Methods-Studie zu Praktiken der Beratung in der Arbeitsverwaltung 
Keywords: Mixed Methods, Interviews, Gruppendiskussionen, Teilnehmende Beobachtung, Standardisierte Online-Befragung, Wirkungsanalyse

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Katharina Benderoth (Universität Kassel): Interessenorganisationen & Europäisierung – Rekonstruktionen politischer Strategien der deutschen Wohlfahrtsverbände
Keywords: Vergleichende Fallanalyse, Expert_inneninterviews, Dokumente, Qualitative Inhaltsanalyse

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Michael Pielen (FH Aachen, TU Dortmund): Identifikation von erfolgsversprechenden Faktoren künftiger Geschäftsmodelle im Kontext urbaner, geteilter Mobilität
Keywords: Fallstudie, Expert_inneninterviews, Strukturierende Qualitative Inhaltsanalyse

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Ines Rohrdantz-Herrmann (Karlsruher Institut für Technologie): „Des interessiert mich halt“ – Berufsbiografische Forschung zur Aufstiegsfortbildung zum/zur Meister_in
Keywords: Biografisch-narrative Interviews, Narrationsanalyse 

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Ruth Anna Wakenhut & Dirk Wieseke (Kernwert GmbH): Lebens- und Wertewelt von AfD-Sympathisant_innen – eine qualitative Online-Exploration
Keywords: Qualitative Online-Forschung, Mixed Methods, Ethnografie, Qualitative Inhaltsanalyse 

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Methodenentwicklung

Moritz Brünger (Fachhochschule Bielefeld, Universität Bielefeld): Situationsanalyse in Mixed-Methods-Forschungsdesigns
Keywords: Mixed Methods, Grounded-Theory-Methodologie, Situationsanalyse

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Eva Kolbeck & Annette Marohn (WWU Münster): Skalierende Inhaltsanalyse zur Beschreibung von Veränderungen in der Vortragsgestaltung
Keywords: Video, Powerpoint-Präsentation, Skalierende Inhaltsanalyse 

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Andreas Müller (Universität Wien): Hexen und Birnen? Befunde einer vergleichenden Inhaltsanalyse
Keywords: Mixed Methods, Textanalyse, Dokumente, Qualitative Inhaltsanalyse  

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Abstracts

Bildung

Fachberatungen als Agents of Change – Eine Analyse zum impliziten Führungsverständnis als Schlüssel für Implementationsprozesse

Itala Ballaschk; Freie Universität Berlin

Forschungskontext: Die vorliegendeTeilstudie findet im Rahmen der Evaluation des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ statt. Ziel ist es, Kindertageseinrichtungen in ihren Angeboten zur alltagsintegrierten sprachlichen Bildung noch spezifischer zu unterstützen und dabei gleichzeitig die Qualität der Tagesbetreuung zu verbessern. Eine besondere Bedeutung erhalten zusätzliche Fachberatungen, die fachliche Impulse in die Fachkräfte-Teams streuen sollen. Allerdings ist bislang wenig über die Funktionsstelle Fachberatung bekannt. Es gibt weder klare Aufgabenprofile noch funidierte gesetzliche Verankerung dieser Unterstützungsressource. Die Evaluationsstudie bietet die Möglichkeit, diese Forschungslücke zu bearbeiten.

FragestellungMit Blick auf den Untersuchungsschwerpunkt Fachberatung von Kindertageseinrichtungen spielt im Rahmen der Evaluation insbesondere die Untersuchung von Leadership eine Rolle. Akteure mit einem Führungsverständnis als „Agent of Change“, das Leadershipaspekte wie beispielsweise das Entwickeln einer einrichtungsspezifischen Vision enthält, gilt als förderlich für die Implementation von Innovationsimpulsen (Ballaschk, Anders & Flick 2017). Daher ist es das Ziel der Studie, die Wahrnehmungen der Fachberatungen hinsichtlich ihrer eigenen Rolle und Entwicklung sowie deren Selbsterleben als Leader tiefergehend zu analysieren.

MethodikIn der Studie werden 15 bis 20 Fachberatungen eingezogen, wobei sich das Sampling an den statistischen Werten in den Bereichen Zufriedenheit mit der aktuellen Position, dem Leadershipverständnis sowie einem Umsetzungsmittelwert orientiert. Es werden Fachberatungen in den an der Evaluationsstudie teilnehmenden Bundesländern Bayern, Hessen, Berlin und Brandenburg befragt. Von Juni bis Juli 2017 werden mit den Fachberatungen episodische Interviews (Flick 2014) durchgeführt und sollen mit dem Verfahren des thematischen Kodierens (Flick 2011) ausgewertet werden.

Anliegen der Posterpräsentation: Mit dem Poster wird die Anlage der Studie zur Diskussion gestellt, insbesondere mit Blick auf die Passung von Forschungsgegenstand und Auswertungsmethode.

Kontakt: itala.ballaschk@fu-berlin.de / http://www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/arbeitsbereiche/fruehkindliche_bildung_erziehung/mitarbeiter_innen/ballaschk_i/

Literatur

  • Ballaschk, Itala, Anders, Yvonne & Flick, Uwe (2017). Führung als Thema deutscher Kindertageseinrichtungen. Welches Führungsverständnis zeigen pädagogische Fachkräfte mit Leitungsfunktion? Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (2), 1-20. DOI 10.1007/s11618-017-0761-3.
  • Flick, Uwe (2014). An introduction to qualitative research (5. Auflage). London: Sage.
  • Flick, Uwe (2011). Das Episodische Interview. In Gertrud Oelerich & Hans-Uwe Otto (Hrsg.), Empirische Forschung und soziale Arbeit (S.273-280). Wiesbaden: Springer VS.

Spannungsfelder in der Kooperation? Eine Fallstudie zu Kooperation in der schulischen Berufsorientierung anhand von Expert_innen-Interviews und Netzwerkkarten

Tatjana Beer; Universität Hamburg, Kooperatives Graduiertenkolleg HAW / Universität Hamburg „Qualitätsmerkmale sozialer Bildungsarbeit“

Forschungskontext und Ausgangspunkt: Für das Schuljahr 2013/14 wurden die Stadtteilschulen in Hamburg mit der „Berufs- und Studienorientierung in den Jahrgangsstufen 8, 9 und 10 in der Stadtteilschule“ (kurz: BOSO-Konzept) aufgefordert, mit außerschulischen Trägern zu kooperieren und genau beschriebene Maßnahmen durchzuführen. Die Stadtteilschulen werden verpflichtet, mit jeweils einer ihr zugewiesenen beruflichen Schule, außerschulischen Bildungsträgern und der Jugendberufsagentur (JBA) zu kooperieren. Dadurch sollen „systematische Beratung, lückenlose Begleitung und Abgleich der schulischen Daten“ (BOSO-Konzept 2013, S.2) sichergestellt werden. Ziel dieses Bündels von Maßnahmen ist es, „den lückenlosen Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung sicherzustellen“ (BOSO-Konzept 2013, S.1). Es steht u.a. im Zusammenhang mit der Strategie der Fachkräftesicherung angesichts des demografischen Wandels. Der Erfolg und damit die Qualität der kooperativen Maßnahmen wird bislang vor allem ergebnisorientiert am Outcome, d.h. an der Zahl gelingender Übergänge gemessen.

Forschungsfrage: Daher lautet die leitende Fragestellung, welche Barrieren und Gelingensbedingungen im Hinblick auf die Kooperation(sbeziehungen) im Kontext der schulischen Berufsorientierung vorhanden sind. Ziel ist dabei, Übereinstimmungen und Unterschiede in den Aussagen der verschiedenen Akteure festzustellen und Spannungsfelder zu identifizieren, anhand derer sich in einem weiteren Schritt Prozessmerkmale der Qualität für diese Form der Kooperation bestimmen lassen.

Methodik: Nach einer Dokumentenanalyse (Wolf 2007), ausgehend von den behördlichen Dokumenten rund um die schulische Berufsorientierung, wurden für diese qualitative Studie mit explorativem Charakter 23 Expert_innen-Interviews (Bogner, Littig & Menz 2005) in Kombination mit der Erhebung von Netzwerkkarten durchgeführt. Das Sample wurde ausgehend von den Hauptakteur_innen an zwei Schulen im Schneeballsystem gebildet. Ausgewertet werden die Interviews und die Netzwerkkarten mit der dokumentarischen Methode (Bohnsack 2010).

Ergebnisse: Gezeigt werden kann, dass die Spannungsfelder der Kooperation z.B. zwischen Datenfluss und Datenschutz, zwischen Individualisierung und Standardisierung sowie zwischen Elternverantwortung und Schulverantwortung liegen.

Kontakt: tatjana.beer@t-online.de

Literatur

  • Bogner, Alexander; Littig, Beate & Menz, Wolfgang (Hrsg.) (2005). Das Experteninterview – Theorie, Methode, Anwendung (2. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Bohnsack, Ralf  (2010). Rekonstruktive Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Bourdieu, Pierre (1984). Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Schule und Berufsbildung (2013). Rahmenvorgabe zur Berufs- und Studienorientierung in den Jahrgangsstufen 8, 9 und 10 in der Stadtteilschulehttp://www.hamburg.de/contentblob/4119874/data/uebergang-von-schule-in-beruf.pdf.
  • Wolf, Stephan (2007). Dokumenten- und Aktenanalyse. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff, & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (S.502-513). Reinbek: Rowohlt.

Schulbuchwissen und Orientierungen Physiklehrender zu Physik, Technik und Verantwortung – gegenstandstheoretische und methodische Überlegungen

Frederik Bub; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Ein Verständnis der Wechselwirkungen von Physik, Technik, Gesellschaft und Umwelt ist im Sinne einer scientific literacy erklärtes Ziel von naturwissenschaftlichem Unterricht (Cajas 2001). Physik-Schulbücher als Träger eines dominanten und sozial-institutionell approbierten Wissens ermöglichen einen spezifischen Blick auf dieses Wirkungsgefüge (Höhne 2003). Von zentraler Bedeutung für die unterrichtliche Praxis ist außerdem die Perspektive von Lehrenden hierauf (Sadler 2006).

Forschungsfragen: (1) Welche soziokulturellen Wissensbestände strukturieren die Darstellung des Verhältnisses von Physik und Technik im Kontext Verantwortung in Physikschulbüchern? (2) Welche Orientierungen von Physiklehrkräften zum Verhältnis von Physik und Technik im Kontext von Verantwortung lassen sich rekonstruieren?

Methodik: Als Analysekorpus für die Schulbuchanalyse dienen deutschsprachige Physikschulbücher für das Gymnasium. Nach einer mikrosprachlichen Feinanalyse werden die teilweise impliziten Wissensstrukturen textlinguistisch, rekonstruktiv erschlossen (Ott 2015). Die Orientierungen von Physiklehrkräften werden mittels narrativ angelegter Interviews (Kruse 2014) mit der dokumentarischen Methode (Nohl 2017) rekonstruiert.

Ergebnisse: Bislang erfolgte die Schulbuchanalyse. Hierbei zeigt sich, dass die Wechselwirkung von Physik und Technik häufig auf Technik als angewandte Physik reduziert wird. Die Konstruktion von Verantwortung reicht dabei von wissenschaftszentrierten bis zu demokratiezentrierten Ansätzen.

Anliegen der Posterpräsentation: Zur Diskussion gestellt wird insbesondere die Eignung des textlinguistischen Zugangs zum Schulbuch und den darin eingelassenen soziokulturellen, teilweise impliziten Wissensbeständen. Des Weiteren stellt sich die Frage nach einer Passung der Gegenstands- und Grundlagentheorien von textlinguistisch orientierter Schulbuchanalyse und der rekonstruktiven Interviewstudie.

Kontakt: frederik.bub@physik.uni-halle.de

Literatur

  • Cajas, Fernando (2001). The science/technology interaction: Implications for science literacy. Journal of Research in Science Teaching, 38 (7), 715-729.
  • Höhne, Thomas (2003). Schulbuchwissen. Umrisse einer Wissens- und Medientheorie des Schulbuches. Frankfurt/M.: Fachbereich Erziehungswissenschaften der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität (Frankfurter Beiträge zur Erziehungswissenschaft, 2).
  • Kruse, Jan (2014). Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Nohl, Arnd-Michael (2017). Interview und Dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis (5. aktualisierte und erweiterte Auflage). Wiesbaden: Springer VS.
  • Ott, Christine (2015). Das Schulbuch beim Wort nehmen. Linguistische Methodik in der Schulbuchforschung. In Petr Knecht, Eva Matthes, Sylvia Schütze & Bente Aamotsbakken (Hrsg.), Methodologie und Methoden der Schulbuch- und Lehrmittelforschung (S.254-2263). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
  • Sadler, Troy D.; Amirshokoohi, Aidin; Kazempour, Mahsa & Allspaw, Kathleen M. (2006). Socioscience and ethics in science classrooms. Teacher perspectives and strategies. Journal of Research in Science Teaching, 43(4), 353-376.

Den Fokus auf Komplexität richten – Eine Situationsanalyse zur Steuerung der Umsetzung von „Inklusion“ in Bildungssystemen

Julia Gasterstädt; Goethe-Universität Frankfurt am Main und Graduiertenkolleg „Inklusion – Bildung – Schule“ an der HU Berlin

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) stellt die Bundesländer vor die Aufgabe, historisch gewachsene, hoch selektive Bildungssysteme hin zu inklusiven Bildungssystemen zu entwickeln. Damit verbundene Akteurkonstellationen werden sowohl auf Ebene schulischer Praxis als auch auf Ebene der Steuerung und Administration in Frage gestellt (Heinrich, Urban & Werning 2013).

Forschungsfragen: Wie wird die Aufforderung der UN-BRK, inklusive Bildungssysteme bereitzustellen, umgesetzt? Wie wird dieser Umsetzungsprozess gesteuert?

Methodik: Im Promotionsprojekt werden zwei Regionen/Bundesländer in einer nach der Grounded-Theory-Methodologie (Strauss & Corbin 1996) angelegten Studie verglichen. Als Grundlage dienen Dokumente und Interviews mit Expert_innen der verschiedenen formalen Ebenen der Schulsysteme. Um die Komplexität der Steuerungsprozesse rekonstruieren zu können, wird die Situationsanalyse (Clarke 2012) genutzt.

Ergebnisse und Diskussion: Im Mittelpunkt der Postervorstellung steht die Diskussion des „Theorie-Methoden-Pakets“ (Clarke & Star 2008) der Situationsanalyse, bezogen auf den Forschungsgegenstand. Dazu werden folgende Fragen aufgeworfen, die am Beispiel des im Forschungsprozess entwickelten Konzepts „Ebenenspezifik“ diskutiert werden sollen: Welche Potenziale und Grenzen ergeben sich aus dem Bezug auf die Theorie sozialer Welten und Arenen für Forschungen zur Steuerung in Bildungssystemen? Wird es so möglich, statt auf Wirksamkeitsfragen (Langner 2015), die Forschungsperspektive auf die Rekonstruktion der Akteurkonstellation zu fokussieren?

Kontakt: gasterstaedt@em.uni-frankfurt.de / https://www.erziehungswissenschaften.hu-berlin.de/de/ibs/doktorandinnen/julia-gasterstaedt

Literatur

  • Clarke, Adele E. (2012). Situationsanalyse: Grounded Theory nach dem Postmodern Turn. Wiesbaden: Springer VS.
  • Clarke, Adele. E. & Star, Susan L. (2008). The social worlds framework: A theory/methods package. In Edward J. Hackett, Olga Amsterdamska, Michael E. Lynch & Judy Wajcman (Hrsg.), The handbook of science & technology studies (3. Auflage, S.113-137).Cambridge: The MIT Press.
  • Heinrich, Martin, Urban, Michael & Werning, Rolf (2013). Grundlagen, Handlungsstrategien und Forschungsperspektiven für die Ausbildung und Professionalisierung von Fachkräften für inklusive Schule. In Hans Döbert & Horst Weishaupt (Hrsg.), Inklusive Bildung professionell gestalten (S.69-133). Münster: Waxmann.
  • Langer, Roman (2015). Educational Governance und Theoriebildung. In Josef Schrader, Josef Schmid, Karin Amos & Ansgar Thiel (Hrsg.), Governance von Bildung im Wandel: Interdisziplinäre Zugänge (S.45-64). Wiesbaden: Springer VS.
  • Strauss, Anselm & Corbin, Juliet (1996). Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz.         

Pädagogische Professionalität in der Migrationsgesellschaft – Eine Mixed-Methods-Studie zur Erfassung der Überzeugungen von Deutschlehrkräften der Grundschule in Bezug auf migrationsbedingte Heterogenität als ein Merkmal von Schule und Unterricht

Katharina Kaluza; Universität Koblenz-Landau; Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter, Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung, Graduiertenakademie B∙M∙U

Ausgangspunkt: Die statistische Bildungsbenachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund ist evident. Überzeugungen von Lehrkräften über migrationsbedingte Heterogenität können diesbezüglich als mögliche Einflussfaktoren identifiziert werden (Hüpping 2017). Das Dissertationsvorhaben greift den Themenkomplex im Hinblick auf eine bisher unzureichende Forschungslage auf. Es zielt darauf, Überzeugungen von Lehrpersonen hinsichtlich der Wahrnehmung von und des Umgangs mit Kindern mit Migrationshintergrund sowie deren Wirkungen auf den Grad der Integration und das Selbstkonzept der von Ihnen unterrichteten Schüler_innen vertiefend zu analysieren. Fokussiert in den Blick genommen werden Deutschlehrkräfte der Grundschule, da u.a. diese aufgrund der Zielausrichtung des Unterrichts in besonderem Maße von Abweichungen von Vorkenntnissen „betroffen“ sind, die Schüler_innen mit Migrationshintergrund aufweisen könn(t)en.

Forschungsfragen: Welche Überzeugungen haben Deutschlehrkräfte der Grundschule in Bezug auf migrationsbedingte Heterogenität? Wie werden Ungleichheit, Grenzformationen und Zugehörigkeitsordnungen in Bezug auf migrationsbedingte Heterogenität von Lehrkräften (re-/de-)produziert? Lassen sich Reflexionsprozesse über mögliche Wirkungen auf Schüler_innen in der eigenen berichteten pädagogischen Praxis von Lehrkräften identifizieren? Haben die Überzeugungen der Lehrkräfte einen Einfluss auf den Grad an Integration und das Selbstkonzept der Schüler_innen?

Methodik: Im Rahmen eines Mixed-Methods-Ansatzes (Creswell & Plano Clark 2011) wird bei Deutschlehrkräften der Grundschule (n=40) ein Fragebogen zu Überzeugungen über migrationsbedingte Heterogenität (in Anlehnung an Winheller et al. 2012) eingesetzt. Parallel werden problemzentrierte Interviews (Witzel 2000) geführt. Die Auswertung erfolgt voraussichtlich mit der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2014). Möglichst zeitnah wird der Grad der Integration (in Anlehnung an Rauer & Schuck 2003) sowie das akademische Selbstkonzept (Schöne et al. 2012) der von den Lehrkräften unterrichteten Schüler_innen erhoben sowie analysiert.

Anliegen der Posterpräsentation: Vorstellung des Forschungsdesigns und Diskussion des weiteren Vorgehens, insbesondere mit Blick auf die Angemessenheit der Auswertungsmethode im Rahmen der qualitativen Studie.

Kontakt: kaluza@uni-landau.de

Literatur

  • Creswell, John W. & Plano Clark, Vicki L. (2011). Designing and conducting mixed methods research (2. Auflage). Thousand Oaks, CA: Sage.
  • Hüpping, Birgit (2017). Migrationsbedingte Heterogenität. Pädagogische Professionalität von Grundschullehrkräften im Umgang mit Vielfalt. Wiesbaden: Springer VS.
  • Mayring, Philipp (2015). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz.
  • Rauer, Wulf & Schuck, Karl Dieter (2003). FEESS 3-4. Fragebogen zur Erfassung emotionaler und sozialer Schulerfahrungen von Grundschulkindern dritter und vierter Klassen. Göttingen: Beltz Test GmbH.
  • Schöne, Claudia; Dickhäuser, Oliver; Spinath, Birgit & Stiensmeier-Pelster, Joachim (2012). Skalen zur Erfassung des schulischen Selbstkonzepts (SESSKO) (2. überarbeitete und neu normierte Auflage). Göttingen: Hogrefe.
  • Winheller, Sandra; Müller, Michael; Hüpping, Birgit; Rendtorff, Barbara & Büker, Petra (2012). Dokumentation der Studie ProLEG: Professionalisierung von Lehrkräften für einen reflektierten Umgang mit Ethnizität und Geschlecht in der Grundschule. Ausgewählte Daten, Skalen und Ergebnisse. Paderborn: Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ).
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228.

Die Zukunftsfähigkeit der Montessori-Pädagogik – eine Synthese aus pädagogisch hermeneutischer Inhaltsanalyse und rationaler Rekonstruktion

Daniela Klug; Universität Passau, Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik

Forschungskontext: Verschiedene Studien (wie TIMSS, PISA, IGLU, DESI, StEG, LEO) deuten in unterschiedlicher Weise darauf hin, dass im deutschen Schulwesen nicht ausreichend auf die Entwicklung von Kompetenzen eingegangen wird. Dabei bieten Themen und Ansätze der Montessori-Pädagogik (MP) – obwohl diese schon über 100 Jahre besteht – für die Regelschule aktuell interessante Perspektiven für eine Modifikation eines modernen Erziehungs- und Bildungssystems und werden deshalb immer selbstverständlicher in den Bildungskanon aufgenommen (siehe z.B. LehrplanPLUS). Doch inwiefern nehmen diese Konzepte tatsächlich zukunftsfähige Themen und Didaktiken für eine moderne Erziehungswissenschaft auf?

Forschungsfragen: Die Forschungsfragen werden innerhalb zweier Phasen bearbeitet: In Phase 1 wird gefragt: 1. Welche Ansätze und Themen lassen sich für die Schule als zukunftsrelevant erkennen? 2. Welche Ansätze der aktuellen Lehr-/Lernforschung müssen dabei Berücksichtigung finden? In der zweiten Phase geht es um: 1. Welche Dimensionen nehmen die Konzepte der MP dabei auf bzw. welche nicht? 2. Welche Alleinstellungsmerkmale zeichnen die Konzepte der MP für eine zukunftsrelevante Pädagogik aus?

Methodik: Das Forschungsvorhaben ist der pädagogischen Hermeneutik zuzuordnen. Aufgrund der breit angelegten Forschungsfrage werden mehrere methodische Zugänge angedacht. In einer ersten Phase werden im Sinne einer Sekundär- oder auch Second-Desk-Forschung (Sandberg 2012) bereits bestehende Daten und Wissensbestände zusammengetragen. Die so kollektierten Materialien (insbesondere Zukunftsberichte sowie didaktischen Konzepte der Lehr- und Lernforschung) werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Mayring 2015) ausgewertet und einer Clusteranalyse (Bacher, Pöge & Wenzig 2010) unterzogen. Um logische Zusammenhänge zwischen Zukunftshemen für Schulen und empirischen Befunden zu dementsprechenden Lehr-/ und Lernformen festzustellen, wird hier die rationale Rekonstruktion (Stegmüller 1980) als Methode gewählt. In der dann sich anschließenden zweiten Phase werden die Theoriekonzepte der Montessori-Pädagogik (MP) mittels Dokumentenanalyse (Lamnek 1995) gesichtet und anhand der rationalen Rekonstruktion (Stegmüller 1980) werden nun die Erkenntnisse aus Phase 1 mit den Theoriekonzepten der MP abgeglichen, um hier Zusammenhänge zwischen pädagogisch didaktischen Indikatoren der Zukunft und den Theoriekonzepten der MP zu finden.

Erwartete Ergebnisse: Es sollen zukunftsweisende Bildungsthemen für die MP definiert sowie Synopsen zwischen Lehr-/Lerntheorien und aktueller MP gebildet werden, um letztlich Besonderheiten und spezifische Kennzeichen der MP herauszuarbeiten und ihre Anschlussfähigkeit für eine moderne Erziehungswissenschaft aufzuzeigen.

Anliegen der Posterpräsentation: Diskussion und Austausch über das methodische Vorgehen.

Kontakt: klug.daniela@web.de

Literatur

  • Anhalt, Elmar (2009). In welche Zukunft schaut die Pädagogik? Jena: Verlag IKS Garamond.
  • Bacher, Johann; Pöge, Andreas & Wenzig, Knut (2010). Clusteranalyse – Anwendungsorientierte Einführung in Klassifikationsverfahren. München: Oldenburg Verlag.
  • Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (2014). LehrplanPLUS Grundschule. Lehrplan für die bayerische Grundschule. München, https://www.lehrplanplus.bayern.de/schulart/grundschule.
  • Bildungskomission der Heinrich-Böll-Stiftung (2004). Selbstständig lernen Bildung stärkt Zivilgesellschaft. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
  • Lamnek, Siegfried (1995). Qualitative Sozialforschung – Band 2. München: Psychologie Verlags Union.
  • Sandberg, Berit (2012). Wissenschaftliches Arbeiten von Abbildung bis Zitat: Übungsbuch für Bachelor, Master und Promotion. München: Oldenburg Verlag.
  • Stegmüller, Wolfgang (1980). Neue Wege der Wissenschaftsphilosophie. Berlin: Springer.
  • Mayring, Philipp (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz-UTB.
  • OECD. (2016). Trends shaping education. Paris: OECD Publishing.
  • Oswald, Paul & Schulz-Benesch, Günter (2015). Grundgedanken der Montessori Pädagogik. Freiburg im Breisgau: Herder.

Setzungen in Aufgabenstellungen und ihre Auswirkungen im Fach Kunst – eine Analyse des Potenzials von Öffnung und Einschränkung mittels gegenstandsbezogener Theoriebildung und partizipativer Forschung

Undine Widmer; Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Kunstpädagogik

Forschungskontext: Inhalt des Dissertationsprojektes ist eine Analyse von Aufgabenkonstruktionen im Bildnerischen Gestalten (dt. Bildende Kunst) auf der gymnasialen Stufe. Zu dieser Thematik fehlt eine Grundlagenforschung (Sowa 2015), die zum einen genauer auf die wirksamen Konstruktionselemente (Parameter) in Aufgaben, und zum anderen auf die Auswirkung dieser Setzungen eingeht. Die Arbeit will die bestehenden Definitionen der Begriffe „offen“ und „geschlossen“ (z.B. Busse 2014) konkretisieren und an bestehende Überlegungen zu den Auswirkungen von unterschiedlichen Setzungen anknüpfen (z.B. Eid, Langer & Ruprecht 2002; Sturm 2011).

Forschungsfragen: Zur Definition von offenen und geschlossenen Aufgabenstellungen (Teil A) wird danach gefragt, wie sich Offenheit und Geschlossenheit im Zusammenhang mit Aufgabenstellungen definieren lassen. Zu den Auswirkungen und Potenzialen von offenen und geschlossenen Aufgabenstellungen (Teil B) werden die unterschiedliche Setzungen in Aufgabenstellungen (Parameter) hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den kreativen Prozess/auf das künstlerische Handeln rekonstruiert. Im Einzelnen wird gefragt: Was wird in offenen Settings ermöglicht und was wird verhindert, was in einem geschlossenen Setting? In welchen Settings zeigen sich individuelle Setzungen der Schüler_innen und wo manifestiert sich Widerstand?

Methodik: Im ersten Teil (A) werden die bestimmenden Parameter anhand von bereits bestehenden Aufgabenstellungen mittels einer gegenstandsbezogenen Theoriebildung  (Glaser & Strauss 2010) und visuellen arts-based-methods (Leavy 2015) abgeleitet. Dieser Teil wird von mir als Einzelperson anhand von Abituraufgaben als Grundlage für den Teil B erarbeitet. Im zweiten Teil (B) werden die Auswirkungen der Setzung der Parameter in Aufgabenstellungen in einem partizipativen Forschungssetting (von Unger 2014) zusammen mit Lehrpersonen und einigen Schüler_innen analysiert. Innerhalb dieses Settings werden verschiedene Aufgaben mit unterschiedlichen Graden an Offenheit entwickelt, welche von den Lehrpersonen dann in ihrem Unterricht durchgeführt und anschliessend gemeinsam analysiert werden. Der letzte Teil (C) dient der Auswertung, Ergebnisdarstellung und Theoriebildung unter Erhalt der Mehrstimmigkeit der partizipativen Forschung. Die Auswertung dieses zweiten Teils soll ebenfalls mittels gegenstandsbezogener Theoriebildung und visuellen arts-based-methods erfolgen, das genaue methodische Vorgehen wird aber erst mit den Foschungspartner_innen zusammen definitiv festgelegt werden können.

Ergebnisse: Mittels mehrfachen Kodierungsdurchläufen wurde in den bisher untersuchten 30 Abituraufgaben ein Grundgerüst ersichtlich, welches zurzeit über sechs Kategorien an Festschreibungsmöglichkeiten verfügt. Ebenfalls liegen erste Interpretationen und Schlüsse zu den Begriffen „offen“ und „geschlossen“ vor. Sämtliche Ergebnisse sind jedoch noch nicht ausreichend systematisiert und stehen im nun folgenden partizipativen Setting zur Diskussion und zur praktischen Überprüfung.

Diskussion/Anliegen der Posterpräsentation: In der Posterpräsentation werden einige Ansätze zu den visuellen arts-based-methods vor- und zur Diskussion gestellt. Die Chancen und Risiken ihrer Anwendung in einem partizipativen Forschungssetting sind von Interesse. Ebenso interessieren andere methodische Fragen rund um die Thematik der partizipativen Forschung wie Fragen zum Einstieg und zur Rollenverteilung.

Kontakt: undinewidmer@gmail.com

Literatur

  • Busse, Klaus-Peter (2014). Kunst Unterrichten: Die Vermittlung von Kunstgeschichte und künstlerischem Arbeiten. Oberhausen: Athena.
  • Eid, Klaus; Langer, Michael & Ruprecht, Hakon (Hrsg.) (2002). Grundlagen des Kunstunterrichts. Paderborn: Schöningh.
  • Glaser, Barney G. & Strauss, Anselm L. (2010). Grounded Theory: Strategien qualitativer Forschung. Bern: Huber. [Orig. 1967]
  • von Unger, Hella (2014). Partizipative Forschung: eine Einführung in die Forschungspraxis. Wiesbaden: Springer VS.
  • Leavy, Patricia (2015). Method meets art: arts-based research practice. New York: The Guilford Press.
  • Sowa, Hubert (2015). Wege der Aufgabenkonstruktion. In Alexander Glas, Ulrich Heinen, Jochen Krautz, Monika Miller, Hubert Sowa & Bettina Uhlig (Hrsg.), Kunstunterricht verstehen (S.519-538)München: kopaed.
  • Sturm, Eva (2011). Von Kunst aus, Kunstvermittlung mit Gilles Deleuze. Wien: Turia + Kant.

Gesundheit

Wie können wir Selbstreflexion Raum geben in Mixed-Methods-Projekten? Impulse für eine Prozessevaluation in Bangladesch, Nepal und Pakistan

Melanie Böckmann; Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, AG Suchtforschung und klinische Epidemiologie

Forschungskontext: Tabakkonsum erhöht das Risiko, an einer Tuberkuloseinfektion (TB) zu erkranken und kann eine bestehende TB verschlimmern (Bates et al. 2007). In Ländern Südasiens führen parallele hohe Prävalenzen von TB und von Tabakkonsum zu einer hohen gesundheitlichen Belastung (World Health Organization 2015). Das TB & Tobacco Projekt ist eine hybride randomisierte klinische und Implementierungs-Studie. Ziel ist es, Angebote zum Rauchstopp in die Standard TB-Versorgung in Bangladesch, Nepal und Pakistan zu integrieren.

Anlage der Studie: Das Studiendesign sieht keine expliziten Selbstreflexionsprozesse vor – diese müssen von den Forscher_innen selbst angestoßen und dokumentiert werden (AG Medical Anthropology der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde e.V. 2004). Diese Prozesse müssen dabei gleichzeitig einem interdisziplinären Team sowie interkulturellen Forschungsrealitäten gerecht werden.

Forschungsfragen: Wie können die Forscher_innen sich ausreichend Zeit und Raum nehmen, um ethische Aspekte und forschungspraktisches Handeln in der Prozessevaluation zu reflektieren? Konkret geht es um:

  • Eigene Machtausübungen im Team und im Kontakt zu Studienteilnehmer_innen
  • Übersetzungsleistungen in interkultureller und internationaler Forschung
  • Differenzierungen von Teilnehmenden kritisch zu beobachten 

Methodik: Eine Mixed-Methods-Prozessevaluation (Moore et al. 2015) mit hohem Anteil qualitativer Methoden (Kuckartz, Dresing, Rädiker & Stefer 2008) ist wichtiger Bestandteil der Studie. Von Juni bis Dezember 2017 werden während der Umsetzung der Intervention leitfadengestützte Interviews (King & Horrocks 2010) mit Patient_innen und Versorger_innen sowie teilnehmende Beobachtungen (Knoblauch 2005) durchgeführt. Bezüglich der Selbstreflexion stelle ich mir zum jetzigen Zeitpunkt vor, mit einem zusätzlichen Forschungstagebuch und einer team-internen Reflexionsgruppe zu arbeiten.

Diskussion: Diese Prozessevaluation bietet die Chance, eine zusätzliche Reflexionsebene einzuführen, die ursprünglich nicht vorgesehen war. Erkenntnisse aus der Posterpräsentation können so die Qualität unseres forschenden Handelns verbessern. Insofern ist mein Anliegen, mit Kolleg_innen Vorschläge zur Umsetzung der Selbstreflexion zu diskutieren und weitere Anregungen zur Durchführung der vorgestellten Studie zu erhalten.

Kontakt: melanie.boeckmann@med.uni-duesseldorf.de

Literatur

  • AG Medical Anthropology der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde e.V. (2004). Leitlinien zur ethischen Selbstreflexion. Ethikerklärung der AG Medical Anthropology der DGV im Bereich Medizinethnologie. Curare, 27, 159-160.
  • Bates, Michael N.; Khalakdina, Asheena; Pai, Madhukar; Chang, Lisa; Lessa, Fernanda & Smith, Kirk R. (2007). Risk of tuberculosis from exposure to tobacco smoke: a systematic review and meta-analysis. Archives of Internal Medicine, 167, 335-342.
  • King, Nigel, Horrocks, Christine. (2010). Interviews in qualitative research. Los Angeles: Sage.
  • Knoblauch, Hubert (2005). Focused ethnography. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 44, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503440.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus. (2008). Qualitative Evaluation (2. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Moore, Graham F.; Audrey, Suzanne; Barker, Mary; Bond, Lyndal; Bonell, Chris; Hardeman, Wendy; Moore, Laurence; O’Cathain, Alicia; Tinati, Tannaze; Wight, Daniel & Baird, Janis (2015). Process evaluation of complex interventions: Medical Research Council guidance. British Medical Journal, 350, h1258.
  • World Health Organization (2015). Global Tuberculosis Report 2015. Executive Summary. Geneva: World Health Organization. 

Die Variabilität im Typischen – Welche Bedeutung haben Selbstinterpretationen im Hinblick auf das eigene Erleben und den sozialen Kontext für die Entwicklung des Musik- und Geräuscherlebens von Personen mit Williams-Beuren-Syndrom?

Vera Danielsmeier; Universität Bremen, Hochschule Zittau/Görlitz

Forschungskontext: Das Williams-Beuren-Syndrom (WBS) ist eine seltene genetisch bedingte Entwicklungsstörung, die i.d.R. zu einer geistigen Behinderung führt. Typisch für Personen mit WBS ist eine ausgeprägte emotionale Responsivität auf akustische und soziale Reize. Genetische, neurobiologische und medizinische Grundlagen des Phänotyps sind in quantitativer Forschungstradition bisher gut erforscht. Es fehlen qualitative Forschungsansätze und alltagsrelevante pädagogische Erkenntnisse.

Forschungsfragen: 1) Wie stellen sich Ängste gegenüber Geräuschen im Laufe des Lebens dar? 2) Wie wird Musik als Ressource genutzt? 3) Wie wirken Selbstinterpretationen im Hinblick auf akustische, psychische und soziale Aspekte zusammen?

Methodik: Im Rahmen eines Explanatory Sequential Mixed Methods Designs (Creswell 2014, S.224f) wurden Daten einer Langzeitstudie von 176 Personen mit WBS statistisch ausgewertet. Vier Personen der Stichprobe mit einem typischen Ausprägungsprofil wurden bewusst ausgewählt (Schreier 2010) und gemeinsam mit ihren Familien anhand eines halbstrukturierten Leitfadens interviewt (Mey & Mruck 2010). Das Material wurde im Rahmen einer inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse mit explikativen und skalierenden Teilanalysen (Schreier 2012) anhand von induktiven Codes (Saldaña 2016) per MAXQDA ausgewertet.

Ergebnisse: Der quantitativ gemessene Rückgang von Ängsten gegenüber Geräuschen im Laufe des Lebens konnte qualitativ durch das Erlernen von Copingstrategien erklärt werden. Dabei spielten die Selbstreflexion und der Umgang der Eltern mit angstauslösenden Reizen eine zentrale Rolle.

Diskussion: Über die Analyse entwickelter Selbstinterpretationen konnte die Variabilität des Typischen und die Veränderlichkeit der Symptome aufgezeigt werden. Dies bietet Ansatzpunkte für Unterstützungsangebote.

Kontakt: vera.danielsmeier@hszg.de

Literatur

  • Creswell, John W. (2014). Research design. Qualitative, quantitative, and mixed methods approaches. Thousand Oaks: Sage.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2010). Interviews. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.423-435). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Saldaña, Johnny (2016). The coding manual for qualitative researchers. London: Sage.
  • Schreier, Margrit (2010). Fallauswahl. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.238-251) Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Schreier, Margrit (2012). Qualitative content analysis in practice. Thousand Oaks: Sage.

Regeln und Muster der sozialen Konstruktion des „Kinderschutz-Kindes“ – Die Analyse historischer Fallakten mittels der Triangulation von statistischen mit qualitativ-interpretativen Methoden

Judith Haase; Universität Koblenz-Landau

Forschungskontext und Ausgangspunkt: Es gibt sowohl national als auch international bisher kaum empirisch fundierte Analysen, in denen die im Kinderschutz wirksamen Modelle vom Kind und von Kindheit untersucht werden. Anliegen des Dissertationsprojektes ist es nachzuzeichnen, welche fachlich-historischen Bilder vom Kind und von Kindheit in den vergangenen 30 Jahren deutscher Kinderschutzgeschichte den sozialen Konstruktionen vom Kind zugrunde lagen. Diese kindzentrierte Sichtweise ist von hoher Bedeutung zum einen, weil die Diagnostikprozesse massiv in das Leben von Kindern und ihren Familien eingreifen. Zum anderen sind Verlauf und Ausgang der Verfahren in erheblichem Maß abhängig von Wissensbeständen und subjektiven Eindrücken der Professionellen (Alberth & Bühler-Niederberger 2015).

Forschungsfrage: Ziel ist es, aus diesen unterschiedlichen Perspektiven nach Regeln und Strukturen zu suchen, welche den angenommenen „Kinderschutz-Kind-Konstruktionen“ zugrunde liegen. D.h. es wird danach gefragt, wie, wann und von wem Kinder im Kinderschutz konstruiert werden. Die entsprechenden Unterfragen lauten: Welchen Regeln und Mustern unterliegen diese Konstruktionen? Welchem Wandel unterliegt die soziale Konstruktion des Kindes im Kinderschutz über die Jahrzehnte? Welche professionellen Leitbilder der Kinderschutz-Fachkräfte liegen den Konstruktionen zugrunde?

Methodisches Vorgehen: Die Dokumentenanalyse (Mayring 2002, S.46-50; Wolff 2008) berücksichtigt 4.811 vorgefundene Fälle einer Einrichtung des Kinderschutzes aus den Jahren 1985 bis 2014. Mit dem retrospektiven Zugang werden zwei empirische Datensätze mit jeweils non-reaktiven Methoden analysiert (Döring & Bortz 2016, S.533-551) und die Ergebnisse miteinander trianguliert (Flick 2017). Zunächst wurden in einer Vollerhebung mittels deskriptiver Statistik Daten gewonnen (Kromrey 2009, S.193-200). Es schließt eine qualitativ-vertiefende Analyse ausgewählter Fallakten (Muckel 1997; Müller 1980) an.

Erste Ergebnisse und nächste Schritte: Die Statistik zeigt, dass der Blick auf das Kind Veränderungen und Konjunkturen unterliegt. Es ist abzulesen, wie gesellschaftliche und fachliche Wissensbestände und Diskurse steuern, wer und zum Teil auch aufgrund welcher Indikation, zum Klienten/zur Klientin, zum „Kinderschutz-Kind“ wird. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass das „Kinderschutz-Kind“ eine sich wandelnde soziale Konstruktion ist. Im nächsten Schritt werden die Prinzipien und Muster dieser Konstruktionen anhand der Fallaktenanalysen weiter untersucht.

Anliegen der Posterpräsentation: Von der Postersession erhoffe ich mir zum einen Rückmeldungen zur Schlüssigkeit, Validität von Forschungsfrage, Material und Methodik, zum anderen eine Erörterung meiner Interpretation der statistischen Daten. Zudem wünsche ich mir eine Diskussion der weiteren methodischen Vorgehensweise.

Kontakt: j.haase@fh-muenster.de

Literatur

  • Alberth, Lars & Bühler-Niederberger, Doris (2015). Invisible children? Professional bricolage in child protection. Children and Youth Services Review, 57, 149-158.
  • Döring, Nicola & Bortz, Jürgen (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften (5. Auflage). Berlin: Springer.
  • Flick, Uwe (2017). Mantras and myths: The disenchantment of mixed-methods research and revisiting triangulation as a perspective. Qualitative Inquiry, 23(1),  46-57.
  • Kromrey, Helmut (2009). Empirische Sozialforschung. Modelle und Methoden der standardisierten Datenerhebung und Datenauswertung (12. Auflage). Stuttgart: Lucius & Lucius.
  • Mayring, Philipp (2016). Einführung in die qualitative Sozialforschung (6. Auflage). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Muckel, Petra (1997). Der Alltag mit Akten – psychologische Rekonstruktionen bürokratischer Phänomene. Eine empirische Untersuchung in verschiedenen Institutionen auf der Grundlage der Grounded Theory. Aachen: Shaker.
  • Müller, Siegfried (1980). Aktenanalyse in der Sozialarbeitsforschung. Weinheim: Beltz.
  • Wolff, Stefan (2008). Dokumenten- und Aktenanalyse. In Uwe Flick, Ersnt von Kardoff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (6. durchgesehene und aktualisierte Auflage, S.502-513). Reinbek: Rowohlt.

Alternsbezogene Sichtweisen in Akutkrankenhaussettings: Fokus auf verbale Pflegeinteraktionen mit kognitiv beeinträchtigten Patient_innen

Eva-Luisa Schnabel; Netzwerk AlternsfoRschung, Universität Heidelberg 

Forschungskontext: Bei dem geplanten Dissertationsvorhaben handelt es sich um ein Teilprojekt des von der Robert Bosch Stiftung geförderten Graduiertenkollegs „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“. Im Fokus stehen ältere, akut erkrankte Patienten sowie Pflegefachkräfte. Das Projekt zielt in erster Linie auf eine psychologische Analyse von Interaktionsdaten, bedient sich aber auch pflegewissenschaftlicher und linguistischer Methoden.

Ausgangspunkt: Die Versorgung in deutschen Akutkrankenhäusern ist derzeit nur unzureichend an die Bedürfnisse älterer Patient_innen mit kognitiver Beeinträchtigung angepasst (Dewing & Dijk, 2016; George, Long & Vincent, 2013). Es wird vermutet, dass negative Altersstereotype dazu beitragen, die sich beispielsweise in der verbalen Kommunikation widerspiegeln können („Elderspeak“, Kemper 1994). So finden sich in der Literatur erste Hinweise auf bevormundende Sprechmuster gegenüber älteren, akut erkrankten Patienten (z.B. Digby, Moss & Bloomer 2011). „Elderspeak“ wurde bislang zwar intensiv im Pflegeheimsetting untersucht, jedoch kaum im Akutkrankenhaus (für einen Überblick: Ryan 2010).

Forschungsfragen: Im Vordergrund stehen nicht nur altersdiskriminierende Sprachelemente, sondern auch respektvolle Formen des Umgangs mit älteren Menschen. Hierbei soll der Frage nachgegangen werden, ob Patient_innen mit Demenz stärker altersdiskriminierenden Äußerungen ausgesetzt sind als Patient_innen ohne Demenz. Weitere Fragen zielen darauf ab, wie bestimmte Kommunikationsmuster von älteren Patient_innen wahrgenommen werden und inwieweit diese durch institutionelle Rahmenbedingungen beeinflusst werden.

Methodik: Im Rahmen der geplanten, vergleichenden Gesprächsanalyse (z.B. Caris-Verhallen, Kerkstra, van der Heijden & Bensing, 1998) werden zwei unterschiedliche Settings einbezogen (traditionelles versus geriatrisches Akutkrankenhaus). Pro Setting sollen mindestens 50 Interaktionssequenzen zwischen Pflegefachkräften und Patienten (je 25 kognitiv beeinträchtigte/kognitiv gesunde Patient_innen) auditiv aufgenommen werden. Die Erhebung lässt sich in drei Teile gliedern: Audioaufnahmen von Pflege-Patient_in-Interaktionen während der Morgen- und Abendpflege,  standardisierte Befragung der Pflegefachkraft sowie der  Patient_innen. Zur Auswertung der Audiodaten werden sowohl qualitative (qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring 2016) als auch quantitative Verfahren (z.B. Kemper 1994) angewandt.

Anliegen der Posterpräsentation: Da sich das Projekt noch in der Konzeptionsphase befindet, zielt die Vorstellung der Studie auf den interdisziplinären Austausch mit Expert_innen der qualitativen Forschung und der Gesprächsforschung insbesondere mit Blick auf das Design und die Passung von Forschungsfrage und Methoden.

Kontakt: schnabel@nar.uni-heidelberg.de / http://www.nar.uni-heidelberg.de/juniorforscher/demenz/schnabel.html

Literatur

  • Caris-Verhallen, Wilma; Kerkstra, Ada; van der Heijden, Peter & Bensing, Jozien (1998). Nurse-elderly patient communication in home care and institutional care: an explorative study. International journal of nursing studies, 35(1), 95-108.
  • Dewing, Jan & Dijk, Saskia (2016). What is the current state of care for older people with dementia in general hospitals? A literature review. Dementia15(1), 106-124.
  • Digby, Robin; Moss, Cheryle & Bloomer, Melissa (2011). Transferring from an acute hospital and settling into a subacute facility: the experience of patients with dementia. International Journal of Older People Nursing7(1), 57-64.
  • George, Jim; Long, Susannah & Vincent, Charles (2013). How can we keep patients with dementia safe in our acute hospitals? A review of challenges and solutions. Journal of the Royal Society of Medicine106(9), 355-361.
  • Kemper, Susan (1994). Elderspeak: Speech accommodations to older adults. Aging, Neuropsychology, and Cognition1(1), 17-28.
  • Mayring, Philipp (2016). Verfahren qualitativer Analyse. In Philipp Mayring (Hrsg.), Einführung in die qualitative Sozialforschung (6. Auflage, S.65-133). Weinheim: Beltz.
  • Ryan, Ellen Bouchard (2010). Overcoming communication predicaments in later life. In Loiuse Hickson (Hrsg.), Hearing Care for Adults 2009 – The Challenges of Aging. Proceedings of the Second International Adult Conference (pp. 77-86). Staefa, Switzerland: Phonak.

Ambulantisierung in Mittelfranken. Praxisforschung mit Trägern der Behindertenhilfe

Yvonne Wechuli; Lehrstuhl Diversitätssoziologie, Technische Universität München

Forschungskontext: Der Bezirk Mittelfranken (als überörtlicher Sozialhilfeträger) möchte ambulante Versorgungsstrukturen für Menschen mit Behinderungen vermehrt ausbauen. Seit Juni 2015 begleitet der Lehrstuhl Diversitätssoziologie Pilotprojekte in vier Modellregionen wissenschaftlich.

Forschungsfragen: Welche hinderlichen und förderlichen Faktoren für die Umsetzung von Ambulantisierung lassen sich feststellen? Welche Wirkungen können für die Nutzer_innen nachgewiesen werden?

Methodik: Das partizipative Projekt richtet sich im Sinne einer Praxisforschung (von Unger 2014) an Träger der Behindertenhilfe, welche Modellprojekte durchführen, Umsetzungen ausprobieren und dabei Erfahrungen machen. Die Projektmanager_innen bearbeiteten Steckbriefe zu den jeweiligen Projektzielen und nahmen an Workshops zu theoretischer Fundierung, Operationalisierung und Erhebungsmethoden teil. Auf dieser Grundlage wurden gemeinsam Fragestellungen und kleine Erhebungsdesigns für die einzelnen Regionen entwickelt sowie qualitative und quantitative Daten erhoben. Im Einzelnen sind dies:

  • Quantitative Daten: Fragebogenerhebung von Bürger_innen mit Behinderung im Rahmen kommunaler Teilhabeplanung; Fragebogenerhebung (in leichter Sprache) zu Wohnwünschen von Nutzer_innen des ambulant begleiteten Wohnens; Sekundärdatenanalysen zu verfügbarem, bezahlbaren sowie barrierefreiem Wohnraum.
  • Qualitative Daten: Expert_inneninterviews (Bogner, Littig & Menz 2014) mit Mitarbeiter_innen des ambulant begleiteten Wohnens; narrative Interviews (Schütze 1983) mit Nutzer_innen des ambulant begleiteten Wohnens; Sozialraumbegehungen (Deinet & Krisch 2009); egozentrierte Netzwerkanalysen (Dworschak 2004); episodische Interviews (Flick 2007) mit Angehörigen zu ihrer Perspektive auf den Ambulantisierungsprozess; Entwicklung eines Wirkungsmodells (Rauscher; Mildenberger & Krlev 2015) mit dem Träger eines Wohnprojektes mittels Struktur-Lege-Technik (Scheele & Groeben 1988) sowie anschließender Fokusgruppendiskussion (Flick 2007) mit Mieter_innen.

Diskussion: Die (durch die wissenschaftliche Begleitforschung vorausgewerteten) Ergebnisse sollen im Herbst 2017 in einem Workshop-Format mit den Projektmanager_innen diskutiert und in einen „Index Ambulantisierung“ überführt werden. Dieser Index soll ein aus der Empirie entwickelter Fragenkatalog sein, der zur Reflexion über Ambulantisierungsprozesse anregen soll (siehe analog z.B. Boban & Hinz 2003).

Anliegen der PosterpräsentationIch wünsche mir Feedback zu den bisher genutzten Formaten sowie zum Prozess der partizipativen Diskussion von Ergebnissen und Indexbildung.

Kontakt: yvonne.wechuli@tum.de / http://www.diversitaetssoziologie.sg.tum.de/forschung/bewilligte-forschungsprojekte/ambulantisierung-in-mittelfranken/

Literatur

  • Boban, Ines & Hinz, Andreas (Hrsg.) (2003). Index für Inklusion. Lernen und Teilhabe in der Schule der Vielfalt entwickeln, http://www.eenet.org.uk/resources/docs/Index%20German.pdf.
  • Bogner, Alexander; Littig, Beate & Menz, Wolfgang (2014). Interviews mit Experten. Eine praxisorientierte Einführung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Deinet, Ulrich & Krisch, Richard (2009). Stadtteil-/ Sozialraumbegehungen mit Kindern und Jugendlichen. sozialraum.de 1(1), http://www.sozialraum.de/stadtteil-sozialraumbegehungen-mit-kindern-und-jugendlichen.php.
  • Dworschak, Wolfgang (2004). Lebensqualität von Menschen mit geistiger Behinderung. Theoretische Analyse, empirische Erfassung und grundlegende Aspekte qualitativer Netzwerkanalyse. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
  • Flick, Uwe (2007). Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung (vollständig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe). Reinbeck: Rowohlt.
  • Rauscher, Olivia; Mildenberger, Georg & Krlev, Gorgi (2015). Wie werden Wirkungen identifiziert? Das Wirkungsmodell. In Christian Schober & Volker Then (Hrsg.), Praxishandbuch Social Return on Investment. Wirkung sozialer Investitionen messen (S.41-57). Stuttgart: Schäffer-Poeschel.
  • Scheele, Brigitte & Groeben, Norbert (1988). Dialog-Konsens-Methoden zur Rekonstruktion Subjektiver Theorien: die Heidelberger Struktur-Lege-Technik (SLT), konsuale Ziel-Mittel-Argumentation und kommunikative Flußdiagramm-Beschreibung von Handlungen. Tübingen: Francke.
  • Schütze, Fritz (1983). Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis 13 (3), 283-293, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-53147.
  • von Unger, Hella (2014). Partizipative Forschung. Einführung in die Forschungspraxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Identität

Erzählungen über innere Dialoge: Wie Prozesse emotionaler Reflexivität in narrativ-biografischen Interviews sichtbar werden

Yvonne Albrecht; Universität Kassel

Forschungskontext: Präsentiert wird eine methodisch-explorative Konzeptualisierung aus der Dissertation „Gefühle im Prozess der Migration“ (Albrecht 2017), die über die Einbeziehung des theoretischen Konzepts emotionaler Reflexivität (Burkitt 2012) nun erweitert wird. Im Fokus steht eine Verbindung von migrations- und emotionssoziologischen Perspektiven. Migrierte werden als emotional Handelnde und Gestaltende ihrer Situation in den Blick genommen, wobei insbesondere das emotionale Management von Ambivalenzen eine Herausforderung darstellt (Amelina 2013, S.145).

Forschungsfrage: Mit dem Projekt soll rekonstruiert werden, von welchen Möglichkeiten des Umgangs mit ihren Emotionen Migrierte erzählen, um im Ankunftskontext Handlungsmöglichkeiten zu haben und Herausforderungen begegnen zu können.

Methodik: Über dieErhebung von narrativ-biografischen Interviews (Schütze 1983) wurden Erzählungen über den Migrationsprozess generiert und mit Rückgriff auf die Grounded-Theory-Methodologie (Charmaz 2010) emotionale Handlungstypisierungen (Kelle & Kluge 2010) rekonstruiert.

Ergebnisse: Herausgearbeitet wurden variierende emotionale Herausforderungen und Positionierungen der Migrierten, die ambivalente „Sowohl-als-auch“-Positionierungen genau wie Versuche der Auflösung von Ambivalenz aufzeigen. Die Interviewpersonen erzählten von selbst von ihren inneren Dialogen. Die Relevanz der Analyse von Narrationen über innere Dialoge wurde ersichtlich. Diese werden nun als Prozesse emotionaler Reflexivität in den Blick genommen.

Anliegen der Präsentation: Rekonstruktionen aus dem Material zeigen auf, wie innere Dialoge sichtbar werden und analytisch genutzt werden können. Es geht um die Verbindung von Empirie und Theorie und ihre Erweiterung und damit wird zur Diskussion gestellt, inwiefern die Berücksichtigung des Konzeptes „emotionaler Reflexivität“ als methodisch weiterführend angesehen werden kann.

Kontakt: yvonne.albrecht@uni-kassel.de

Literatur

  • Albrecht, Yvonne (2017). Gefühle im Prozess der Migration. Transkulturelle Narrationen zwischen Zugehörigkeit und Distanzierung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Amelina, Anna (2013). Transnationale Inklusion als multilokales Phänomen. Ein Abschied vom Assimilationsparadima in der Migrationsforschung? In Ezli Özkan, Andreas Langenohl, Valentin Rauer & Claudia Marion Voigtmann (Hrsg.), Die Integrationsdebatte zwischen Assimilation und Diversität. Grenzziehungen in Theorie, Kunst und Gesellschaft. Bielefeld: transcript.
  • Burkitt, Ian (2012). Emotional reflexivity. Feeling, emotion and imagination in reflexive dialogues. Sociology, 46 (3), 458-472.
  • Charmaz, Kathy (2010). Constructing grounded theory. A practical guide through qualitative analysis. London: Sage.
  • Kelle, Udo & Kluge, Susann (2010). Vom Einzelfall zum Typus. Fallvergleich und Fallkontrastierung in der qualitativen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Schütze, Fritz (1983). Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis, 3, 283-293.

Grenzen der Sorge um Andere: Eine teilnehmende Beobachtung in der „Neuen Rechten“

Johanna Fröhlich; Institut für Sozialwissenschaften, Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg

Forschungskontext: Im Projekt „Grenzen der Sorge um unbekannte Andere“ untersuche ich auf fundamentale Weise die grundsätzliche Begrenzung von Sorge. Ich gehe davon aus, dass Sorge immer in irgendeiner Weise begrenzt ist: Es ist unmöglich, sich um alles zur gleichen Zeit zu sorgen. Mein Projekt hat das Ziel zu ergründen, wie diese Grenzen entstehen und welche Faktoren zur Aufrechterhaltung beitragen. Als Feld habe ich aufgrund der besonderen Sichtbarkeit der Grenzziehung Gruppierungen der „Neuen Rechten“ gewählt.

Ausgangspunkt: Sozialtheoretisch gehe ich Plessner (Plessner 1975) folgend von leiblich motivierten exzentrisch positionierten Selbsten aus, welche sich durch ihre leibliche Verankerung im Hier und Jetzt um ihre Zukunft sorgen; dabei bleibt die Sorge nicht nur beim individuellen Selbst, sondern es ist möglich auch ein anderes Selbst als Worum der Sorge zu haben (Lindemann 2016). Ich gehe davon aus, dass die entstehenden Sorgebeziehungen durch Bezug auf Dritte sich in institutionalisierte Sorgeverpflichtungen verwandeln.

Forschungsfragen: Mit dem Projekt strebe ich an, zu rekonstruieren, wie ein Selbst von einem anderen Selbst erlebt werden muss, um als jemand mit Anspruch auf Sorge erlebt zu werden. Ich fokussiere mich dabei darauf, wie die Grenzziehung zwischen denen, die einen legitimen Anspruch auf Sorge erheben können, und denen, die das nicht können, institutionalisiert wird.

Methodik: In einem ethnografischen Forschungsdesign (Knoblauch 2001) untersuche ich mit Hilfe von teilnehmenden Beobachtungen (Lüders 2000) und offenen leitfadengestützten qualitativen Interviews (Kruse 2014; Strübing 2013) die Sorgestrukturen und Praktiken in der „Neuen Rechten“. Die Beobachtungen erfolgen in Form von Teilnahmen an Stammtischen, Aktionen und Demonstrationen. Mein gesamtes Vorgehen und insbesondere die Auswertung orientiert sich an der Grounded-Theory-Methodologie (Glaser & Strauss 1967; Strauss & Corbin 1996).

Diskussion:  Mein Feld ist durch die politische Relevanz normativ aufgeladen. Dieses Problem beeinflusst den Status als Beobachterin.

Kontakt: johanna.froehlich@uni-oldenburg.de

Literatur

  • Glaser, Barney & Strauss, Anselm (1967). The Discovery of grounded theory: Strategies for qualitative research. Chicago: Aldine.
  • Knoblauch, Hubert (2001). Fokussierte Ethnographie. Sozialer Sinn 1, 123-141.
  • Kruse, Jan (2014). Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Lindemann, Gesa (2016). In Sorge aus Lust. In Anna Henkel, Isolde Kahle, Gesa Lindemann & Micha Werner (Hrsg.), Dimensionen der Sorge. Soziologische, philosophische und theologische Perspektiven (S.73-98). Baden-Baden: Nomos.
  • Plessner, Helmut (1975). Die Stufen des Organischen und der Mensch. Berlin: De Gruyter.
  • Strauss, Anselm & Corbin, Juliet (1996). Grounded Theory. Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz.
  • Strübing, Jörg (2013). Qualitative Sozialforschung. Eine komprimierte Einführung für Studierende. München: De Gruyter.

Das Selbst im Burnout-Diskurs − Eine Studie über kollektive Identitäten und deren Abweichungen

Janina Henkes; Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Geisteswissenschaften, Stipendiatin HBS

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Entgrenzung und Flexibilisierung sind paradigmatischer Bestandteil des Alltagsdiskurses (Elementardiskurs, Link 2011) zur Beschreibung der Arbeitswelt. Hierbei zeichnet sich der Burnout-Diskurs durch seine Kontroversen aus. Während Burnout seit 1991 im ICD-10 (von der WHO herausgegebenes Krankheitsklassifikationssystem) als Zusatzdiagnose verankert ist, wird es heute als Krankheitsbild umstritten, nachdem „Burnout“ um 2010 im medio-politischen Diskurs einen Boom erfahren hat und anschließend das Wort inflationär benutzt wurde und wird. Die Wellness-Industrie profitiert von einem Work-Life-Balance-Gebot im Sinne der Leistungsfähigkeit, während eine kritische Position bezogen auf den Arbeitsmarkt marginalisiert wird. Die Implementierung und Anknüpfung an die Figur des unternehmerischen Selbst (Bröckling 2007) gehen dem voraus. Hierbei greift das Credo der Selbstregierung − sie muss präventiv der Erschöpfung zuvorkommen, und das unternehmerische Selbst muss bei einer Gefahr zu scheitern durch Eigenverantwortung und bestimmte Überwindungsstrategien einer potenziellen Krise entkommen.

Forschungsfragen: Mein Forschungsprojekt eruiert, wie sich der Burnout-Diskurs sprachlich konstituiert, was das dominante Register ist, von welchen Leitworten und von welchen Semantiken er durchzogen wird. Das Korpus stellt sich aus medialen und künstlerischen Darstellungsweisen zusammen. Anhand der unterschiedlichen Diskurspositionen (hegemonial u. elaboriert sowie Gegendiskurs) lässt sich anknüpfend an die Analyse von Semantiken ein gesellschaftspolitischer Kontext rekonstruieren. Mit der diskursanalytischen Untersuchung wird herausgearbeitet, was das Allgemeinwissen ist, indem Fluchtlinien, Konnektoren und Kollektivsymboliken im Burnout-Diskurs herauskristallisiert werden, die Tiefenstruktur erkennbar gemacht und gezeigt wird, wie die Ordnung der Dinge (Foucault 2006) instituiert wird. Ein Fokus liegt auf der Untersuchung des Geschlechterdispositivs. Es wird also auch die Position vom Subjekt in Gegenbetrachtung zu der anderer (institutionellen) Akteur_innen im Diskurs erforscht. Hierbei bezieht sich der Blick auf  die sich wandelnde Arbeitswelt und Zuschreibung von Verantwortungen und Anforderungen und wie diese in Darstellungsformen von Burnout und damit verbundenen Umgangsstrategien im Diskurs aufgegriffen werden. Die Untersuchungen künstlerischer Darstellungsformen spüren Fiktionalisierungstechniken in der Literatur auf und fahnden nach utopischen oder dystopischen Vorstellungen.

Methodik: Basis für die (Mixed Methods fundierte) diskursanalytische Untersuchung, die einen Querschnitt leisten will, bietet eine Wort- und Begriffsgeschichte von Burnout in Anlehnung an Reinhart Koselleck (2006), zur Rahmung der untersuchten Materie. Die angewandte Metaphern- und Rhetoriktheorie richtet sich vornehmlich an Modellen Gérard Genettes (1991) und deren Weiterentwicklung. Für den Fokus der Gender-Perspektive wird die Theoretisierung zum Geschlechterdispositiv von Andrea Bührmann und Werner Schneider (2008) herangezogen.

Diskussion/Anliegen der Posterpräsentation: Durch die Weite des Korpus zum Burnout-Diskurs sind insbesondere für die Wahl der diskursanalytischen Untersuchung und Interpretation noch die angemessenen methodischen Instrumente auszuwählen, nachdem die Diskursforschung häufig Theoreme und Konzepte beschreibt, selten aber Anwendungspraktiken bietet. Zudem ist darauf bezogen eine wesentliche Frage, inwiefern die Subjektposition und auch ein Geschlechterdispositiv im Burnout-Diskurs durch die Diskursanalyse eruierbar ist.

Kontakt: janina.henkes@stud.uni-due.de / https://www.uni-due.de/promotionskolleg_arbeit/janina_henkes

Literatur

  • Bröckling, Ulrich; Krasmann, Susanne & Lemke, Thomas (2010). Gouvernementalität der Gegenwart. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Bröckling, Ulrich (2007). Das unternehmerische Selbst. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Bührmann, Andrea D. & Schneider, Werner (2008). Vom Diskurs zum Dispositiv. Bielefeld: transcript.
  • Foucault, Michel (2006). Die Ordnung der Dinge. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Genette, Gérard (1991). Fiction et diction. Paris: Éd. du Seuil.
  • Koselleck, Reinhart (2006). Begriffsgeschichten. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Link, Jürgen (2011). Diskursanalyse unter besonderer Berücksichtigung von Interdiskurs und Kollektivsymbolik. In Reiner Keller (Hrsg.), Handbuch sozialwissenschaftliche Diskursanalyse (S.411-430). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Geschlechtliche Selbstverständnisse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter den Bedingungen der Diversifizierung von Geschlechtervorstellungen. Methodische Herausforderungen bei einer erlebensbezogenen Untersuchung

Bernd Kappel; Universität Bielefeld, Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Das Projekt fokussiert den Wandel und die Vielfalt von Geschlechtervorstellungen. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Heranwachsende in ihrem Alltagsleben mit unterschiedlichen Vorstellungen über Männlichkeit und Weiblichkeit konfrontiert werden und sich dazu positionieren müssen.

Forschungsfrage: Auf welche Geschlechtervorstellungen und Anforderungen an ihre Vergeschlechtlichung treffen Jugendliche und junge Erwachsene im Laufe ihres Alltagslebens, wie werden diese subjektiv erlebt und wie stehen die eigenen Selbstverständnisse und Begehren dazu im Verhältnis?

Methodik: Eingesetzt werden das personenzentrierte Interview (Rogers 1977; Woelfer 2000) sowie das Focusing und das Thinking at the Edge (Jäger 2014) als erlebensbezogene Zugänge zu subjektiven Erlebenswelten. Der Einsatz des Focusing und des Thinking at the Edge zur Interviewführung befindet sich in der Entwicklung (Jäger & König 2017) und wird im Rahmen meines Projektes weiterentwickelt. Beim Focusing werden leibliche Affekte benannt, während dem Thinking at the Edge die Aufgabe zukommt, die Bedeutung der beschriebenen Affekte herauszuarbeiten. Ziel ist die Explikation uneindeutiger und vorerst nicht benennbarer geschlechtlicher Selbstverständnisse und Begehren sowie deren Verwerfungen. Mittels Go-Along (Ku­senbach 2008) sollen ergänzend Heranwachsende in ihrer Alltagswelt begleitet werden. Die Auswertung erfolgt mit der tiefenhermeneutischen Methode.

Anliegen der Posterpräsentation: Mein Hauptanliegen ist es, in einen Austausch bezüglich meines methodischen Zugangs zu kommen, insbesondere da leibliche Affekte für Interviews nutzbar zu machen eine neue Herangehensweise darstellt.

Kontakt: bernd.kappel@uni-bielefeld.de

Literatur

  • Jäger, Ulle (2014). Der Körper, der Leib und die Soziologie. Entwurf einer Theorie der Inkorporierung. Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag.
  • Jäger, Ulle & König, Tomke (2017). Geschlecht anders erforschen – mit erlebensbezogenen Interviews. [unveröffentlichtes Manuskript]
  • König, Hans-Dieter (1997). Tiefenhermeneutik. In Ronald Hitzler & Anne Honer (Hrsg.), Sozialwissenschaftliche Hermeneutik. Eine Einführung (S.213-244). Opladen: Leske + Budrich.
  • Kusenbach, Margarethe (2008). Mitgehen als Methode. Der „Go-Along“ in der phäno­menologischen Forschungspraxis. In Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer, Peter Steg­maier, Jochen Dreher & Bernd Schnettler (Hrsg.), Phänomenologie und Soziologie. Theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen (S.349-358). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Rogers, Carl (1977). Therapeut und Klient. Grundlagen der Gesprächspsychotherapie (19. Auflage 2007). Frankfurt/M.: Fischer.
  • Woelfer, Claudia (2000). Das personenzentrierte Interview als qualitative Forschungsmethode. Journal für Psychologie8(1), 3-13.

Zusammenhänge zwischen Sprachkompetenz in Belarussisch und nationaler Identität junger Erwachsener in Belarus

Daria Levikin; Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Slavistik

Ausgangspunkt: Erst vor 26 Jahren erreichte Belarus staatliche Unabhängigkeit. Die jahrhundertelange Zugehörigkeit zu Polen, Russland und Sowjetunion sowie die heutige politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von Russland beeinflussen die nationale und die kulturelle Identität der Belaruss_innen. Die Besonderheit der Sprachsituation in Belarus besteht im diglossischen Verhältnis zwischen dem Russischen (H-Variety) und der gemischten belarussisch-russischen Rede – Trasjanka (L-Variety). Das Belarussische spielt dabei die Rolle eines nur selten verwendeten Adstrats (Hentschel et al. 2015).

Forschungsfragen: Welche Funktionen erfüllen die beiden Staatsprachen (Russisch und Belarussisch) und die Trasjanka bei der Identitätskonstruktion und -reproduktion junger Belarussen?
Gibt es Verbindungen zwischen einer sprachlichen und politischen Orientierung (Richtung Russland oder EU)?

Methodik: In der Studie werden quantitative und qualitative Methoden kombiniert. So wird eine standardisierte Befragung von 1.000 Belaruss_innen (Alter 18-30) und daran anknüpfend werden drei Fokusgruppen und 18 Leitfadeninterviews durchgeführt (Flick 2007). Die quantitativen Daten werden statistisch analysiert. Die qualitativen Daten werden transkribiert und nach dem Modell der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2003) ausgewertet. Die Ergebnisse aus beiden Teilstudien werden vergleichend interpretiert.

Ergebnisse/Diskussion: Die noch nicht abgeschlossene Auswertung der Interviews liefert folgende vorläufige Ergebnisse: Das Belarussische ist ein ambivalenter Marker der nationalen Identität junger Belaruss_innen. Aktive Kompetenzen in der belarussischen Sprache sind im Gegensatz zu passiven für die Identitätskonstruktion nicht zwingend erforderlich. Dadurch dass die Trasjanka dörfliche Assoziationen hervorruft, wird ihre negative Konnotation verstärkt. Bei der belarussischen Sprache überwiegen dagegen positive Assoziationen, besonders wird ihre wohlklingende Lautung hervorgehoben. Die russische Sprache wird mit der Stadt und mit Russland assoziiert.

Anliegen der Posterpräsentation: Mit dem Poster werden die Erhebungs- und Analysemethoden sowie die ersten Ergebnisse aus den Interviews vorgestellt.

Kontakt: levikin.daria@gmail.com          

Literatur

  • Bekus, Nelly (2010). Struggle over identity: The Official and the Alternative “Belarusianness”. Budapest: Central European University Press.
  • Bucholtz, Mary & Hall, Kira (2010). Locating Identity in Language. In Llamas, Carmen & Watt, Dominic (Hrsg.), Language and identities (S.18-28). Edinburgh: Edinburgh University Press.
  • Flick, Uwe (2007). Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek: Rowohlt.
  • Hentschel, Gerd; Brüggemann, Mark; Geiger, Hanna & Zeller, Jan Patrick (2015). The linguistic and political orientation of young Belarusian adults between East and West or Russian and Belarusian. International Journal of the Sociology of Language, 236, 133-154.
  • Kuckartz, Udo (2014). Mixed Methods: Methodologie, Forschungsdesigns und Analyseverfahren. Wiesbaden: Springer.
  • Mayring, Philipp (2003). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz.

Identitätskonstruktionen in interkulturellen Jugendbegegnungen – Mixed-Methods-Design im internationalen Forschungskontext

Simone Odierna; htw saar, Fakultät für Sozialwissenschaften, Saarbrücken & Diemut König; fitt gGmbH – Institut für Technologietransfer an der htw saar 

Forschungskontext: Das Projekt ist eine interdisziplinäre Evaluationsstudie einer deutsch-französischen Forschungsgruppe, die Interaktionen in internationalen Jugendbegegnungen untersucht. Über den Zeitraum von fünf Jahren (2015-2019) werden internationale Angebote aus der Projektreihe – „100 Jahre 1. Weltkrieg, 100 Projekte für den Frieden in Europa“ (DFJW) – untersucht.

Forschungsfragen: Die Ausgangsfrage des Evaluationsprojektes „Wie wird (internationale) Erinnerungsarbeit gemacht?“ hat vor allem die didaktische, organisationale und thematische Ausgestaltung der Projektreihe sowie deren (potenzielle) emanzipatorische Wirkung im Blick. Es fand eine Fokussierung auf folgende Teilfrage zum Untersuchungsgegenstand statt: Wie konstruieren junge Menschen ihre eigene Identität in differierenden Rahmungen im Kontext von Geschichte, Erinnerung, Nationalstaatlichkeit und Internationalität?

Theoretische Rahmung: Im Anschluss an die theoretischen Überlegungen von Alois Hahn (2000) und Stuart Hall (1994) zur Selbst- und Fremdbeschreibung können (kulturelle) Identitätskonstruktionen bzw. verschiedene Formen der Selbstthematisierung als verbindendes Glied zwischen den Methoden internationaler Erinnerungsarbeit betrachtet werden und deren potenziellen Wirkungen im Sinne emanzipatorischer und integrativer Bildungseffekte betrachtet werden.  

Methodik: Das Design des Forschungsprojektes ist als Mixed-Methods-Design (Kelle 2014) angelegt. Im Rahmen einer ethnografischen Forschungsstrategie zur Rekonstruktion von gelebter Bedeutungs- und Sinngebung in interkulturellen Kontakten werden teilnehmende Beobachtung sowie Artefaktesammlung als Methoden eingesetzt (z.B. Friebertshäuser 1997) und ero-epische Gespräche (Girtler 2001) mit leitfadengestützten narrativen Expert_inneninterviews kombiniert, um die Binnenperspektive der (organisierenden) Teilnehmenden inklusive deren Selbsteinschätzung und Erleben zu beleuchten. Die Auswertung erfolgt im Sinne der Grounded-Theory-Methodologie (Strauss & Corbin 1996). Ergänzt wird das qualitative Design um eine Totalerhebung der Projekte über quantitative Online-Fragebögen. Dazu erfolgt eine Befragung vor sowie eine nach der Teilnahme an einem jeweiligen Projekt. Tendenzen in der Einstellung zu interkulturellen Begegnungen im Kontext von (europäischer) Geschichte (Krieg/Frieden) sollen sichtbar gemacht werden.

Diskussion: Mit der Präsentation werden erste Zwischenergebnisse vorgestellt. In diesem Kontext möchten wir die Frage diskutieren: Was können mögliche Grenzen und Chancen der Triangulation des Datenmaterials im Hinblick auf die Rekonstruktion identitärer Bildungsprozesse sein?

Kontakt: diemut.koenig@htwsaar.de / https://www.htwsaar.de/author/Diemut.Koenig

Literatur

  • Friebertshäuser, Barbara (1997). Feldforschung und Teilnehmende Beobachtung. In Barbara Friebertshäuser & Annedore Prengel (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschungsmethoden der Erziehungswissenschaft (S.503-534). Weinheim, München: Juventa.
  • Girtler, Roland (2001). Methoden der Feldforschung (4. Auflage). Stuttgart: UTB.
  • Hahn, Alois (2000). Konstruktionen des Selbst, der Welt und der Geschichte. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Hall, Stuart (1994). Rassismus und kulturelle Identität. Ausgewählte Schriften 2. Hamburg: Argument.
  • Kelle, Udo (2014). Mixed Methods. In Nina Baur & Jörg Blasius (Hrsg.), Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung (S.153-166). Wiesbaden: Springer VS.
  • Strauss, Anselm & Corbin, Juliet (1996). Grounded Theory, Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz PVU.

Arbeitsgesellschaft / Politik 

Vertragsbeziehungen zwischen Arbeitslosen und Jobcentern. Eine Mixed-Methods-Studie zu Praktiken der Beratung in der Arbeitsverwaltungg

Sarah Bernhard, Carolin Freier, Philipp Ramos Lobato, Monika Senghaas, Gesine Stephan; Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg

Ausgangspunkt: Menschen, die Leistungen der Grundsicherung (alltagssprachlich „Hartz IV“) erhalten, schließen in einem Erstgespräch zwischen Fachkräften und Arbeitslosen Verträge mit dem Jobcenter ab, die sogenannten „Eingliederungsvereinbarungen“ (EV) (Banafsche, 2013; Schütz et al. 2011). Diese sollen u.a. festlegen, welche Leistungen zur Eingliederung in Arbeit oder Ausbildung die Arbeitslosen erhalten, welche Bemühungen sie selbst unternehmen und wie diese nachzuweisen sind.

ForschungsfragenIn dem Projekt wird danach gefragt, ob und wie EV dazu beitragen, Arbeitslose in Beschäftigung zu bringen und welche Funktion die EV im Vermittlungsgespräch einnimmt:Auf welche Weise interagieren Arbeitslose und Fachkräfte im Gespräch? Wie werden Leistungen und Pflichten kommuniziert?

Methode: In 7 Jobcentern werden ab Juli 2017 Praktiken der Beratung variiert. Neben dem üblichen Standardvorgehen werden zwei weitere Varianten implementiert, in denen zunächst noch keine EV bzw. eine modifizierte EV abgeschlossen wird.

Die Studie folgt dem sequentiellen explorierenden Mixed-Methods-Design (Creswell 2009; Kelle 2014), um Informationen zu verbinden: qualitative Erhebungen explorieren den Untersuchungsgegenstand. Anschließende quantitative Analysen messen u.a. die Repräsentativität qualitativer Befunde.

Zunächst werden qualitativ Deutungen und Handlungsorientierungen zur EV und Sanktionspraxis sowie Praktiken des Vermittlungsprozesses untersucht. Hierzu dienen in drei Erhebungsphasen: leitfadengestützte Interviews (Kruse 2014) mit Fach- und Führungskräften, Gruppendiskussionen (angelehnt an Mangold 1960) mit Fachkräften und teilnehmende Beobachtung (Thierbach, Petschik 2014) von Erstgesprächen. Intensiv werden ein ost- und ein westdeutsches, in der letzten Phase auch weitere Modell-Jobcenter, wissenschaftlich begleitet. Daneben soll ein nicht am Projekt beteiligtes Vergleichs-Jobcenter beforscht werden. Aufbauend auf Befunden der qualitativen Erhebungen werden in einer standardisierten Online-Mitarbeiterbefragung in allen beteiligten Jobcentern Einschätzungen zum EV-Einsatz erhoben. In der mittelfristigen Wirkungsanalyse werden Prozessdaten herangezogen, die Informationen zu Zeiten der Arbeitslosigkeit, des Leistungsbezugs, der Maßnahmenteilnahme und der Beschäftigung beinhalten. Mithilfe dieser Datenbasis sollen die Wirkungen von (unterschiedlich gestalteten) EV auf die Beschäftigungschancen und auf die Reduktion von Hilfebedürftigkeit untersucht werden.

Anliegen: Präsentation und Diskussion des Forschungsdesigns (IAB-Projekt in Kooperation mit dem BMAS und der BA).

Kontakt: Sarah.Bernhard@iab.deCarolin.Freier@iab.deMonika.Senghaas@iab.de

Literatur

  • Banafsche, Minou (2013). Die Eingliederungsvereinbarung zwischen Subordination und Koordination – Ausdruck eines alten verwaltungsrechtlichen Diskurses. Soziales Recht (4/2013), 121-139.
  • Creswell, John W. (2009). Research design: Qualitative, quantitative and mixed methods approaches. Thousand Oaks/CA: Sage.
  • Kruse, Jan (2014). Qualitative Leitfadeninterviews: die Entwicklung von Interviewleitfäden. In Jan Kruse, Qualitative Interviewforschung: Ein integrativer Ansatz (S.213-240). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Kelle, Udo (2014). Mixed Methods. In Nina Baur & Jörg Blasius (Hrsg.), Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. (S.153-164). Wiesbaden: Springer VS.
  • Mangold, Werner (1960). Gegenstand und Methode des Gruppendiskussionsverfahrens. Aus der Arbeit des Instituts für Sozialforschung. Frankfurt/M.: Europäische Verlagsanstalt.
  • Schütz, Holger; Kupka, Peter; Koch, Susanne & Kaltenborn, Bruno (2011). Reformziele noch nicht erreicht. Eingliederungsvereinbarungen in der Praxis. IAB-Kurzbericht, 18/2011. Nürnberg.
  • Thierbach, Cornelia & Petschik, Grit (2014). Beobachtung. In Nina Baur & Jörg Blasius (Hrsg.), Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung (S.855-866). Wiesbaden: Springer VS.

Interessenorganisationen & Europäisierung – Rekonstruktionen politischer Strategien der deutschen Wohlfahrtsverbände

Katharina Benderoth; Universität Kassel

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Die vergleichende Politikwissenschaft untersucht überwiegend mittels quantitativer Methoden, wie sich nationale Interessengruppen an den Handlungsraum des europäischen Mehrebenenregierens anpassen. Dabei wurden u.a. institutionelle Voraussetzungen (Beyers & Kerremans 2007; Kohler-Koch & Quittkat 2016) sowie die Art der politischen Strategie (Dür & Mateo 2012), aber auch der Einfluss von Interessengruppen auf policies analysiert (Klüver 2013). Das Dissertationsprojekt untersucht hingegen auf der Akteursebene den Europäisierungsprozess politischer Strategien von vier der sechs deutschen Wohlfahrtsverbände (Caritas, Diakonie, Paritätischer Gesamtverband und Arbeiterwohlfahrt). Dabei wird dargestellt, welche verbandlichen sozialen Prozesse, Leitlinien und Herausforderungen die Entwicklung und Umsetzung politischer Strategien im Kontext des europäischen Mehrebenenregierens auf Verbandsebene begleiten und wie die Wohlfahrtsverbände versuchen, Einfluss auf EU-Vorgaben zu nehmen.

Forschungsfragen: 1) Inwiefern haben die deutschen Wohlfahrtsverbände ihre politischen Strategien durch die Vorgaben des europäischen Mehrebenen-Regierens europäisiert?
2) Wie vertreten die deutschen Wohlfahrtsverbände ihre Interessen auf der EU-Ebene und gibt es Kooperationen mit ähnlichen Verbänden in anderen europäischen Ländern?

Methodik: Mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Gläser & Laudel 2010) wird fallanalytisch gearbeitet. In die politische Strategieanalyse fließen ca. 20 leitfadengestützte Expert_inneninterviews mit den Wohlfahrtsverbänden, deren politischen Netzwerken und politischen Adressat_innen/Akteur_innen ein, ebenso teilnehmende Beobachtungen von Tagungen der Verbände sowie Dokumente, die Aufschluss über die politischen Strategien geben.

Anliegen der Posterpräsentation: Die Posterpräsentation soll zur kritischen Reflektion des gewählten methodischen Zugangs, insbesondere der Verbindung qualitativer Inhaltsanalyse und Strategieanalyse dienen und klären helfen, welche Herausforderungen bei der Kombination zu beachten sind.

Kontakt: Katharina.benderoth@uni-kassel.de

Literatur

  • Beyers Jan & Kerremans, Bart (2007). Critical resource dependencies and the Europeanization of domestic interest groups. Journal of European public policy, 14, 460-481.
  • Dür, Andreas & Mateo, Gemma: (2012). Who Lobbies the European Union? National Interest Groups in a Multilevel Polity. Journal of European Public Policy,1, 969-987.
  • Gläser, Jochen & Laudel, Grit (2010). Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse. Als Instrumente rekonstruierender Untersuchungen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Klüver, Heike (2013). Lobbying in the European Union: Interest groups, lobbying coalitions and policy change, Oxford: Oxford University Press.
  • Kohler-Koch, Beate, & Quittkat, Christine (2016). New and Not-So-New Trends in the Representation of Economic Interests in the EU: EUROLOB II Report 2016. Mannheim [Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung]: Arbeitspapiere; 165.

Identifikation von erfolgsversprechenden Faktoren künftiger Geschäftsmodelle im Kontext urbaner, geteilter Mobilität

Michael Pielen; FH Aachen, TU Dortmund

Ausgangspunkt: Derzeit stellen urbane, geteilte Mobilitätskonzepte wie CarSharing, Ride-Sharing oder Ride-Hailing noch eine Nische im urbanen Mobilitätsmix dar. Der heutige Markt stellt sich als äußerst dynamisch dar und ist geprägt durch eine Vielzahl an Stakeholdern aus unterschiedlichen Branchen. Im Rahmen dieser Arbeit sollten erfolgsversprechende Elemente für die Geschäftsmodellierung im Kontext urbaner, geteilter Mobilität identifiziert werden.

Forschungsfrage: Wie kann durch innovative Geschäftsmodellierung die Marktdiffusion von urbanen, geteilten Mobilitätskonzepten gefördert werden?

Methodik: Als Untersuchungsmethode dieses qualitativen Forschungsdesigns wurde die Fallstudie gewählt (Yin 2014). Insgesamt wurden dabei 13 Expert_innen aus dem Bereich der urbanen, geteilten Mobilität im Rahmen von problemzentrieten Interviews befragt (Witzel 2000). Das in den Interviews erhobene Material wurde im Sinne der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) analysiert und ausgewertet. Dabei wurde eine strukturierende qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt, um bestimmte Aspekte bzw. eine bestimmte Struktur aus dem Material herauszufiltern sowie das Material aufgrund bestimmter Kriterien einzuschätzen. Für die grundsätzlichen Strukturdimensionen (Hauptkategorien) wurden die Hauptkomponenten Wertangebot, Kundenschnittstelle, Geschäftsinfrastruktur sowie Finanzstruktur des Business Model Canvas (Osterwalder & Pigneur 2009) gewählt.

Ergebnisse: Die Auswertung der Daten erfolgte zweistufig: Zunächst wurden aus dem Datenmaterial erfolgskritische Elemente künftiger Geschäftsmodell identifiziert. Anschließend wurden im Rahmen einer Szenario-Analyse Projektionen für 2025 aufgestellt, diese auf die erfolgskritischen Elemente übertragen und schließlich strategische Handlungsempfehlungen für Akteure abgeleitet.

Anliegen der Posterpräsentation: Vorstellung und Diskussion des methodischen Vorgehens und Forschungsdesign sowie der Ergebnisse meiner Dissertation.

Kontaktpielen@fh-aachen.de

Literatur

  • Osterwalder, Alexander & Pigneur, Yves (2010). Business model generation. A handbook for visionaries, game changers, and challengers. Hoboken, NJ: Wiley.
  • Mayring, Philipp (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (12. überarbeitete Auflage). Weinheim Beltz.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview [25 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228.
  • Yin, Robert K. (2014). Case study research. Design and methods (5. Auflage). Los Angeles, Calif.: Sage.

„Des interessiert mich halt“– Berufsbiografische Forschung zur Aufstiegsfortbildung zum/zur Meister_in

Ines Rohrdantz-Herrmann; Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Berufspädagogik und Allgemeine Pädagogik, Abteilung Berufspädagogik

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Bislang sind in der qualitativen Forschung die Übergänge von Gesellen- in eine Meisterposition weitestgehend unbeachtet geblieben. Die Intentionen für Teilnahmen an Aufstiegsfortbildungen sind subjektspezifisch. Daraus ergibt sich der Bedarf, die individuellen Interessen und Bedürfnisse der Teilnehmer_innen an Aufstiegsfortbildungen zu untersuchen.

Methodik/Anlage der Studie: Das Erhebungsverfahren orientiert sich an biografisch-narrativen Interviews nach Schütze (1983) zur Annäherung an die intendierten subjektiven Bedeutungsstrukturen, die zur theoretischen Erhellung der Geschehnisse beitragen können. Die Untersuchungsgruppe bezieht sich auf ausgebildete Fachkräfte nach Berufsbildungsgesetz (BBiG), die sich für die Prüfung zum/zur Meister_in bereits angemeldet haben oder an prüfungsvorbereitenden Kursen teilnehmen. Exemplarisch wird die Forschung für das Kraftfahrzeuggewerbe durchgeführt und sich auf die Fortbildungsprüfung zum/zur Kraftfahrzeugtechnikermeister_in beziehen. Der Forschungsprozess ist angelehnt an den Stil der Grounded-Theory-Methodologie (GTM) (Glaser & Strauss 2010; Strauss & Corbin 1996) und erfolgt dementsprechend iterativ-zyklisch. Die Auswertung erfolgt nach narrationsanalytischem Vorgehen (Schütze 1983, 2008a, 2008b).

Ergebnisse: Erste Auswertungen der Interviews der angehenden Meister_innen zeigen, dass die Diskussion um das Thema Beruflichkeit zu berücksichtigen sein wird.

Anliegen an die Posteression: Insbesondere geht es mir um den Austausch zur Auswertung nach der Narrationsanalyse und um einen Austausch mit qualitativ arbeitenden Berufs-, Erwachsenenpädagog_innen.

Kontakt: rohrdantz@kit.edu

Literatur

  • Glaser, Barney G. & Strauss, Anselm L. (2010). Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung (3. unveränderte Auflage). Bern: Huber. [Orig. 1967]
  • Schütze, Fritz (1983). Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis, 13, 283-293.
  • Schütze, Fritz (2008a). Biography analysis on the empirical base of autobiographical narratives: How to analyze autobiographical narrative Interviews – Part one. European Studies on Inequalities and Social Cohesion, 1-2, 153-242.
  • Schütze, Fritz (2008b). Biography analysis on the empirical base of autobiographical narratives: How to analyze autobiographical narrative Interviews – Part two. European Studies on Inequalities and Social Cohesion, 3-4., 5-77.
  • Strauss, Anselm L. & Corbin, Juliet M. (1996). Grounded Theory. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz.

Lebens- und Wertewelt von AfD-Sympathisant_innen – eine qualitative Online-Exploration

Ruth Anna Wakenhut & Dirk Wieseke; Kernwert GmbH

ForschungskontextMit dem Aufstieg der rechtspopulistischen AfD hat sich auch der Blick der Forschung auf die Partei und ihre Wähler_innen gerichtet. Der Marktforschungsdienstleister Kernwert und die Politik-Beratungsagentur pollytix strategic research haben zur Ergänzung existierender quantitativer Studien eine qualitative, explorative Online-Studie mit AfD-Sympathisant_innen durchgeführt.

Forschungsfragen: Ziel war es, im direkten Austausch mit der Wählergruppe ein tieferes Verständnis für Wertevorstellungen und Lebenswelten zu erhalten. Wer sind die Wähler_innen und Sympathisant_innen? Wie denken, leben und fühlen sie? Und was bewegt sie zur Stimmabgabe?

Methodik: Im Rahmen des Onlineprojekts diskutierten die Forschenden Anfang des Jahres zwei Wochen lang mit 32 Studienteilnehmenden. Es gab drei Gruppen von Teilnehmenden, die sich in der Stärke ihrer Sympathie für die AfD unterschieden: potenzielle, unsichere und sichere AfD-Wähler_innen. Die Studie wurde mit der qualitativen Onlinemethode „Ethno Insight Lab“ umgesetzt. Angelehnt an den Mixed-Methods-Ansatz (Kuckartz 2012) ist das Lab ein mehrphasiger Ansatz, der ethnografische Elemente, Befragungselemente und den Austausch innerhalb einer Online Community kombiniert und so zu einem umfassenden, tiefen Verständnis von Einstellungen, Wertewelten und Entscheidungskontexten verhilft.

Im Rahmen der Studie führten die Teilnehmer_innen u.a. ein Medientagebuch, dokumentieren ihre Woche, erstellten Collagen zu gesellschaftlichen Themen und bewerteten die Neujahrsansprache von Angela Merkel. In Forumsdiskussionen wurden die Themen in der Gruppe reflektiert und einzelne Aspekte intensiv diskutiert.

Ausgewählte Ergebnisse: In der Auswertung mittels qualitativ-inhaltsanalytischer Verfahren (Mayring 2008) offenbarte die ethnografische Phase u.a. ein traditionelles Umfeld sowie eine große Bedeutung von Familie und Freunden. Geselligkeit erwies sich als wichtiger Fixpunkt im Leben der Befragten. Neben Angst vor Altersarmut, Arbeitslosigkeit, Angst um die Zukunft der Kinder aber auch Angst vor Terror und Kriminalität zeigte sich eine ausgeprägte Sehnsucht nach vergangenen Zeiten und ein starkes Misstrauen gegenüber gesellschaftlichen Akteuren.
Es dominieren traditionelle Werte, die Werte der modernen, globalisierten Gesellschaft spielen kaum eine Rolle: Es gibt einen deutlichen Bruch zwischen den persönlichen Werten und der Gesellschaft/ihren Institutionen. Mit der Stimmabgabe für die AfD ist vor allem der Wunsch verbunden, die existierende Parteienlandschaft in Bewegung zu bringen, Regierungskompetenz wird der AfD kaum zugetraut.

Anliegen der Posterpräsentation: Wir möchten unsere Methoden der qualitativen Online-Forschung und ihre praktische Anwendung anhand eines aktuellen Beispiels mit gesellschaftlicher Relevanz präsentieren und zur Diskussion stellen.

Kontakt: Dirk Wieseke, d.wieseke@kernwert.de / Ruth Anna Wakenhut, r.wakenhut@kernwert.de

Literatur

  • Kuckartz, Udo (2012). Mixed Methods: Methodologie, Forschungsdesigns und Analyseverfahren. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Mayring, Philipp (2008). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Weinheim und Basel: Beltz.

Methodenentwicklung

Situationsanalyse in Mixed-Methods-Forschungsdesigns

Moritz Brünger; Fachhochschule Bielefeld, Universität Bielefeld

Forschungskontext: Im Forschungsprojekt „Rebellion in young adult dystopia“ untersuche ich, welche Vorstellungen jugendliche Leser_innen dystopischer Jugendliteratur von Rebellion und Bürgerkriegen haben. Vor dem Hintergrund, wie sie leben möchten und wie sie sich ihre eigene Zukunft vorstellen, analysiere ich die Beziehungen zwischen der eigenen Lebensplanung und der Lebenswelt der Protagonist_innen dystopischer Jugendliteratur.

Forschungsfrage: Bei der Entwicklung des Forschungsdesigns beschäftigte ich mich mit der Frage, inwiefern die Situationsanalyse (Clarke 2005) als eine Weiterentwicklung der Grounded-Theory-Methodologie (Strübing 2016) oder als eigenständige Forschungsmethode verstanden werden kann. Vor dem Hintergrund der Verknüpfungen von Methoden in Mixed-Method-Designs (Morse & Niehaus, 2009) stand ich vor der Frage, welche Verknüpfungsmöglichkeiten mit der Situationsanalyse als Komponente überhaupt möglich sind. Die Konzeption von Forschungsdesigns mit mehreren Methoden ist nach dem Verständnis von Morse und Niehaus (2009) in sequentielle und simultane Designs möglich. Simultane Verknüpfungsdesigns mehrerer Methoden erzeugen eine Vielzahl von „points of interface“, während im Rahmen von sequentiellen Designs Methoden unabhängig voneinander konzipiert sowie linear nacheinander angewendet werden mit einem einzigen „point of interface“.

Methodisches Vorgehen: Die Datenerhebung erfolgte in fokussierten Interviews (Merton & Kendall 2003) mit jugendlichen Leser_innen dystopischer Jugendliteratur in Kombination mit einer Situationsanalyse (Clarke 2005) populärer dystopischer Jugendliteratur. Die Analyse erfolgte in einem „QUAL-qual Mixed-Method-Design“ mit der Grounded-Theory-Methodologie als „theoretical drive“ und der Situationsanalyse als „supplementary component“ (Morse & Niehaus 2009).

Ergebnisse: Die Situationsanalyse benötigt für das Mapping kodierte Daten als Voraussetzung (Clarke 2005, S.84). Berücksichtigt man die Logik der iterativen Analyse (Charmaz 2014, S.1; Corbin & Strauss, 2015, S.7) im Analyseprozess der Grounded-Theory-Methodologie, ist eine Verknüpfung der Situationsanalyse in sequentielle Methoden-Designs nicht möglich, da eine Vielzahl von „points of interface“ zur uneingeschränkten Funktion der Situationsanalyse benötigt werden.

Anliegen der Posterpräsentation: Inwiefern kann die Situationsanalyse als ein eigenständiges Theorie-Methoden-Paket verstanden werden, mit dem sich ein mehrere Methoden umfassenden Forschungsdesign umsetzen lässt?

Kontaktmoritz.bruenger@fh-bielefeld.de

Literatur:

  • Charmaz, Kathy (2014). Constructing grounded theory (2. Auflage). London: Sage.
  • Clarke, Adele E. (2005). Situational analysis. Grounded theory after the postmodern turn. London: Sage.
  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2015). Basics of qualitative research: Techniques and procedures for developing grounded theory (4. Auflage). Thousand Oaks: Sage.
  • Merton, Robert K. & Kendall, Patricia L. (2003). The focused interview. In Nigel Fielding (Hrsg.), Interviewing. Volume I. London: Sage.
  • Morse, Janice M. & Niehaus, Linda (2009). Mixed method design. Principles and procedures. Walnut Creek: Left Coast Press.
  • Strübing, Jörg (2014). Grounded Theory. Zur sozialtheoretischen und epistemologischen Fundierung eines pragmatischen Forschungsstils (3. Aufl.). Wiesbaden: Springer VS.

Skalierende Inhaltsanalyse zur Beschreibung von Veränderungen in der Vortragsgestaltung

Eva Kolbeck & Annette Marohn; Institut für Didaktik der Chemie, WWU Münster

Ausgangspunkt: Chemiker_innen müssen in ihrem Berufsalltag nicht nur forschen, sondern auch Wissen vermitteln. Daher wurde ein Angebot entwickelt, das fachspezifische Vermittlungsfähigkeiten von Chemie-Promovierenden schulen soll (Kolbeck & Marohn 2016). Dieses Angebot umfasst u.a. eine Präsentations-Einheit. In dieser erlernen die Teilnehmenden mithilfe von Videofeedback, einen guten Vortrag zu gestalten. Im ersten Teil der Einheit bereiten die Teilnehmenden einen Kurzvortrag zu ihrem Promotionsprojekt vor, der videografiert und mithilfe von Feedback reflektiert wird. Im zweiten Teil erarbeiten die Teilnehmenden Performanzaspekte sowie Gestaltungsrichtlinien für wahrnehmungsaktive Präsentationen. Nach einigen Wochen wird im dritten Teil der Einheit der überarbeitete Vortrag erneut präsentiert.

Forschungsfrage: Wie verändern die Teilnehmenden ihre Vermittlungsfähigkeiten im Bereich der Performanz und der Präsentationsgestaltung?

Methodik: Um eine Veränderung in den Vermittlungsfähigkeiten der Teilnehmenden zu beschreiben, werden die anonymisierten Vorträge in einer beliebigen Reihenfolge beurteilt. Als methodisches Vorgehen wurde eine skalierende Inhaltsanalyse (Mayring 2010) sowie eine hoch-inferente Beobachtung (Lotz & Gabriel 2013) gewählt. Die Datengrundlage bilden die videografierten Kurzvorträge sowie die dazugehörigen PowerPoint-Präsentationen von Teil I und III der Präsentations-Einheit von 17 Teilnehmenden. In einem deduktiven Vorgehen wurde dazu auf Grundlage von Literatur zur Präsentationskompetenz und Präsentationsgestaltung (z.B. Dynkowska et al. 2012; Hey 2011) ein Kategoriensystem entwickelt.

Ergebnisse: Das entwickelte Kategoriensystem umfasst insgesamt 65 positiv formulierte Kategorien, die sich auf 16 Oberkategorien verteilen. Dabei sind 8 Oberkategorien der Präsentation, 6 der Performanz und 2 beiden zugeordnet. So wird z.B. die angemessene Stimme u.a. durch das Sprachtempo und der Verwendung von Füllwörtern beschrieben. Jede Kategorie wird auf einer 4-stufigen Skala mit „Nicht beurteilbar“-Option bewertet. Erste Bewertungen zeigen, dass mithilfe dieses Systems Veränderungen in der Vortragsgestaltung beschrieben werden können und sich die Beurteilungen zweier Experten nur gering unterscheiden.

Anliegen der Posterpräsentation: Es sollen die Kategorisierungen dargestellt und Problematiken (z.B. unterschiedliche Wahrnehmung vom Sprachtempo) diskutiert werden.

Kontakt: eva.kolbeck@wwu.de / https://www.uni-muenster.de/Chemie.dc

Literatur

  • Dynkowska, Malgorzata; Lobin, Henning & Erkmakova, Vera (2012). Erfolgreich Präsentieren in der Wissenschaft? Empirische Untersuchungen zur kommunikativen und kognitiven Wirkung von Präsentationen. Zeitschrift Für Angewandte Linguistik57(1), 33-66.
  • Hey, Barbara (2011). Präsentieren in Wissenschaft und Forschung. Heidelberg: Springer.
  • Kolbeck, Eva & Marohn, Annette (2016). Chemie vermitteln – aber wie? Nachrichten aus der Chemie64(11), 1096-1099.
  • Lotz, Miriam; Gabriel, Katrin & Frank Lipowsky (2013). Niedrig und hoch inferente Verfahren der Unterrichtsbeobachtung. Analysen zu deren gegenseitiger Validierung. Zeitschrift für Pädagogik, 59(3), 357-380.
  • Mayring, Philipp (2010). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim und Basel: Beltz.

Hexen und Birnen? Befunde einer vergleichenden Inhaltsanalyse

Andreas Müller; Universität Wien

Forschungskontext: In den Sozialwissenschaften ist die qualitative Inhaltsanalyse unter Anwendung moderner Analysesoftware wie MAXQDA etabliert. In den Geschichtswissenschaften gewinnen diese Zugänge unter dem Schlagwort der „Digital Humanities“ erst langsam an Verbreitung. Meine Masterarbeit „Die Magie der Inhaltsanalyse: Entwurf einer Inhaltsanalyse für den Vergleich von Hexenprozessakten aus Rostock 1584 und Hainburg 1617/18“ versucht daher diese Zugänge der Sozialwissenschaften in einem methodisch eher „traditionellen“ Forschungsbereich, der historischen Hexenprozessforschung, anzuwenden.

Ausgangspunkt: Das Ausgangsmaterial bilden 37 „Geständnisse“ (Urgichten) aus Hexenprozessen in Hainburg 1617/18 und Rostock 1584. Die inhaltlich nach Befragungspunkten strukturierten Dokumente stehen am Ende des juristischen Prozesses vor der Hinrichtung der Angeklagten. Diese bilden eine Synthese aus den Ansichten des Gerichts, den Angaben von Zeugen und den unter Folter entstandenen Aussagen der Angeklagten.

Forschungsfragen: Wie unterscheiden sich die aus den Urgichten hervorgehenden Hexereiimaginationen in Hainburg 1617/18 und Rostock 1584?
Wie spiegeln sich regionale Unterschiede (sozio-ökonomisch, konfessionell, politisch) in den Dokumenten wieder? Welche Elemente der Hexereivorstellung erweisen sich als starr, welche als flexibel?

Methodik: Methodische Grundlage bildet das Methodenangebot der qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz 2014; Mayring 2015), die auf die spezifisch geschichtswissenschaftlichen Herausforderungen angepasst wurde. Als Analysetool wurde MAXQDA12 verwendet. Ein auf dem „elaborierten Hexereibegriff“ (Dillinger 2007) basierendes Kategoriensystem wurde deduktiv auf die Texte angewendet. Für die Analyse wurde ein Mixed-Methods-Ansatz verfolgt, der die quantitative Auswertung des Kategoriensystems als „Kontrastmittel“ für die qualitative Analyse heranzieht.

Ergebnisse: Vor allem in der Imagination des Schadenszaubers traten deutliche Unterschiede hervor, welche die sozio-ökonomischen Kontexte widerspiegeln. Im Weinbaugebiet Hainburg findet sich vor allem der Vorwurf des Wetterzaubers gegen Weinreben, Obst und Getreide. In der Seehandelsstadt Rostock fehlen diese Delikte weitgehend und es steht vor allem die Verbreitung von Krankheiten durch Bettlerinnen im Zentrum. Die Vorstellungen vom Teufelspakt, Hexentanz und Flug sind deutlich homogener als der Schadenszauber, wenn sie auch verschiedene Schwerpunktsetzungen und Ausgestaltungen aufweisen. Darüber hinaus hat die quantitative Analyse überraschende Unterschiede in der Inhaltsstruktur zu Tage gefördert, die über den Rahmen der Arbeit offene Fragen aufwirft. Es entsteht dabei der Befund einer wesentlich stärker „integrierten“ bzw. „kohärenten“ Hexereiimagination in Hainburg, die sich in zahlreichen Kategorienüberschneidungen manifestiert, während in Rostock teils völlig isolierte Elemente und Narrative zu Tage treten.

Diskussion: Die Masterarbeit setzte sich als methodisches Ziel, den Vergleich zweier historischer Textkorpora unter Einsatz der qualitativen Inhaltsanalyse vorzunehmen. Angestrebtes Ziel einer nachfolgenden Dissertation ist es eine „vergleichende Inhaltsanalyse“ für den Einsatz insbesondere in den Geschichtswissenschaften zu entwerfen. Dafür scheint es angebracht, diesen ersten Schritt zur kritischen Diskussion zu stellen und die Potenziale der qualitativen Inhaltsanalyse, aber auch die Möglichkeiten anderer Analyseverfahren, für den systematischen Textvergleich zu diskutieren.

Anliegen der Posterpräsentation: Das Poster selbst wird die Ergebnisse des erfolgten Vergleichs in Form von Grafiken und Diagrammen (Codematrix Browser, Code Relation Browser, Dokumentenvergleichsdiagramm aus MAXQDA) in das Zentrum rücken. Hierfür werden vor allem die über das quantifizierende „Kontrastmittel“ deutlich gewordenen strukturellen Unterschiede der Vergleichsgruppen aufgezeigt und erläutert. Hiermit erfüllt das Poster zwei Zwecke: 1. Ermöglicht es die Diskussion über und Kritik an dem gewählten Analyseverfahren. 2. Können die Ergebnisse als Anregung dienen, die Anwendbarkeit ähnlicher Verfahren für das jeweils eigene Forschungsfeld zu reflektieren.

Kontakt: andreas.w.mueller@outlook.com

Literatur

  • Dillinger, Johannes (2007). Hexen und Magie. Eine historische Einführung. Frankfurt/M.: Spee.
  • Kuckartz, Udo (2014). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Mayring, Philipp (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz Juventa.