Postersession 2006

Identität, Kultur, Biographie

Sakine Subasi (Bremen): TEXTproduktion. Texte von türkischen Einwanderinnen der ersten Generation

Abstract | Poster ]

Benno Herzog, Silvia Tortajada-Navarro, Juan Carlos Valderrama-Zurian & Rafael Aleixandre-Benavent (Valencia, Spanien): Kulturelle und Symbolische Marginalisierung in Valencia

Abstract | Poster ]

Regina Plaßwilm (Düsseldorf): „Das ich 50 Jahre geschwiegen habe …“ – Erinnerungen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus Ost- und Westeuropa (1939-1945)

Abstract | Poster ]

Claudia Brunner (Wien, Österreich): Un/Ordnungen im Terrorismuswissen – „Das Selbstmordattentat“ als diskursiver Knotenpunkt in der Verhandlung globaler Herrschaftsverhältnisse

Abstract | Poster ]

Kristina Reiss (Oldenburg): Schönheit, Körper und Geschlecht

Abstract | Poster ]

Lars Gerhold (Berlin): Leitbildanalyse – Ein Instrument zur Identifikation zukunftsbezogener Orientierungsmuster

Abstract | Poster ]

Marianne Kramer (Bern, Schweiz): Gezoomte Familiengeschichte: Familienfotografien als Spiegel von Religiosität und Sinnkonstruktion in Familien

Abstract | Poster ]

Sara Zwahlen (Bern, Schweiz): Ever is Over All. Studie zu Identitätsarbeit und Religiosität/Spiritualität zeitgenössischer bildender Künstlerinnen in der Schweiz

Abstract ]

Claudia Graf (Bern, Schweiz): „Gotte und Götti“: Eine empirisch-theologische Untersuchung zur Tauf-Patenschaft

Abstract | Poster ]

Holger von der Lippe, Andreas Klärner & Laura Bernardi (Rostock): Sichtweisen junger Erwachsener auf den Zusammenhang zwischen prekärer Beschäftigung und Plänen zur Familiengründung: Ergebnisse einer qualitativen Studie in Ost- und Westdeutschland

Abstract | Poster ]

Arbeit, Kommunikation, Technik

Heike Stecklum (Erfurt): Freiwilligenmanagment – Gestaltung ehrenamtsfördernder Strukturen

Abstract | Poster ]

Stephanie Opitz (Düsseldorf): Wer bietet in Deutschland Dienstleistungen für politische Kommunikation an? Exploration des Feldes durch Typologisierung

Abstract | Poster ]

Esther Ruiz Ben & Michaela Wieandt (Berlin): Methodentriangulation im Rahmen der Studie „Analyse von Tätigkeits- und Qualifikationsprofilen in der IT-Branche in Deutschland“

Abstract | Poster ]

Thomas Ley (Bielefeld): „Zur Informationswissenschaftlichen Transformation in der Sozialen Arbeit. Eine qualitative Analyse sozialpädagogischen Handelns im Jugendamt unter dem Einfluss von Informatiksystemen“

Abstract | Poster ]

Isabel Zorn (Bremen): Bildungsprozesse und Erweiterung von Handlungsoptionen durch Technologiegestaltung – Zur Bedeutung eigener Aktivität bei der Erstellung von Informationstechnologien für die Erkenntnis eigener Handlungs- und Einflussmöglichkeiten

Abstract | Poster ]

Linda Nierling (Karlsruhe): Anerkennungsstrukturen von Erwerbsarbeit und Folgen für den erweiterten Arbeitsbegriff – Konzeption einer qualitativen Studie

Abstract | Poster ]

Gabriele Niehörster, Ute Hartmann & Ulrich Wiesmann (Greifswald): Psychologische Aspekte des Arztberufs

Abstract | Poster ]

Schule, Sozialisation, Entwicklung

Susanne Pietsch (Kassel): Projekt K – Kinder begleiten und verstehen lernen

Abstract | Poster ]

Ulrike Zöller (Saarlouis): „Anerkennung ist ein langer Weg“ – Interkulturelle Erfahrungen von Auszubildenden und pädagogischen Mitarbeitern in der außerbetrieblichen Weiterbildung – Resultate einer Dissertationsstudie an der Bergischen Universität Wuppertal

Abstract | Poster ]

Michaela Reischitz (Wien): Gelebte Schulautonomie auf Ebene der Kinder

Abstract | Poster ]

Melanie Behrens (Köln): Sozial emotionale Entwicklungsförderung in der Psychomotorik – Zirkusprojekt zur Stärkung des Selbstwertgefühls bei ängstlichen Kindern

Abstract | Poster ]

Abstracts

Identität, Kultur, Biographie

TEXTproduktion – Texte von türkischen Einwanderinnen der ersten Generation

Sakine Subasi (Bremen)

Forschungskontext und -frage: Innerhalb der gesellschaftlichen Diskussion über die Symbolfunktion des Kopftuchs wird häufig die Annahme nahe gelegt, dass das Kopftuch die Nichtintegrationsbereitschaft von Muslimen symbolisiere. Dieser Interpretation stehen wissenschaftliche Erkenntnisse gegenüber, die belegen, dass das Kopftuch in unterschiedliche Bedeutungskontexte eingebunden ist, die es nicht zulassen, das Kopftuch mit Unterdrückung gleichzusetzen.

Innerhalb dieses knapp skizzierten Kontextes soll in der geplanten Untersuchung der Frage nachgegangen werden, in welcher Beziehung das Tragen des Kopftuchs bei den Frauen der ersten Generation türkischer Einwanderinnen zur persönlichen Integrationsbereitschaft steht? Dieses soll im biographischen Zusammenhang untersucht werden.

Methode: Um dieser Frage nachzugehen, wird hier eine qualitative Untersuchung mit Hilfe des narrativen Interviews geplant.

Bei der Vorauswahl der Interviewpartnerinnen geht es darum, Frauen mit je einem eigenen, persönlichen Bezug zum Kopftuch zu finden, und zwar jene, die a) entweder früher das Kopftuch getragen haben, b) wie auch die, die es heute noch tragen; c) es neu oder d) wieder angelegt haben.

Das narrative Interview bietet als offenes Interview Möglichkeiten, Texte der zu untersuchenden Gruppe der Wissenschaft zugänglich zu machen, ohne das Untersuchungsfeld mit Eigenschaften und Charakteristika aus fremden Diskursen zu „verfälschen“, was hier von besonderer Bedeutung ist. Dabei kann die Befragte selbst den eigenen Relevanzrahmen angeben und in der eigenen Sprache erzählen. Durch aktives Zuhören, können zwar Erzählzwänge aktiviert werden, aber dadurch, dass keine inhaltlichen Nachfragen während des Erzählens gestellt werden, entscheidet die interviewte Person alleine, was sie erzählt und muss sich nicht bedrängt fühlen. Der große Vorteil dieser Methode dürfte aber vor allem darin liegen, dass dabei Inhalte zum Vorschein kommen (können), die vorher von den ForscherInnen nicht intendiert und vielleicht vorher ganz unbekannt waren.

Interpretation und Reflexion: Bei der Interpretation und Reflexion der Texte soll Fragengeleitet vorgegangen werden, wobei sich die Fragen an der ursprünglichen Forschungsfrage orientieren sollen. Damit wird eine Art Unterteilung der Forschungsfrage in mehrere Unterfragen beabsichtigt, entsprechend können ausgehend von der Forschungsfrage dann mögliche Unterfragen lauten: Welche gesellschaftlichen Erwartungen sind jeweils mit dem Kopftuch verbunden? Wie wird von diesen Frauen Integration definiert? Welche Bedeutung kann dem Ab- oder Anlegen des Kopftuchs im subjektiven, lebensbiographischen Kontext beigemessen werden? – Von besonderer Bedeutung ist auch, wie sie das Kopftuch in der Erziehung ihren Kindern vermitteln oder vermittelt haben?

Offene Fragen: Wie können für den letzten Teil der Untersuchung weitere Fragen entwickelt werden?

Ist es ratsam, Fragen aus einem theoretischen Kontext („Kopftuch als Symbol der Unterdrückung“ oder „Kopftuch als Kleidungsstück zur Signalisierung der eigenen kulturellen Identität“, „Kopftuch als Zeichen von Religionszugehörigkeit“ etc.) heraus an den Text zu richten, oder aus dem Text selbst die Fragen zu entwickeln, um ein genaues Ergebnis mit einer neuen „Kopftuchtheorie“ oder verschiedene „Kopftuchtypen“ zu erzielen?

Literatur

Rumpf, M., Gerhard, U., Jansen, M. M. (Hrsg.) (2003). Facetten islamischer Welten. Geschlechterordnungen, Frauen und Menschenrechte in der Diskussion. Bielefeld: transcript

Bohnsack, R. (2000). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in Methodologie und Praxis qualitativer Forschung (4. Aufl). Opladen: Leske + Budrich.

Kontakt: info@textproduktion.net, URL: http://www.textproduktion.net/

Kulturelle und Symbolische Marginalisierung in Valencia

Benno Herzog, Silvia Tortajada-Navarro, Juan Carlos Valderrama-Zurian & Rafael Aleixandre-Benavent (Valencia, Spanien)

Die spanische Gesellschaft ist durch einen raschen Wandel von einem Land mit starker Emigration zu einem Land mit Immigration gekennzeichnet; und die gesellschaftliche Wahrnehmung der Immigration und der Immigranten wird stark von der Geschwindigkeit des Wandels beeinflusst.

Vorgestellt wird eine Untersuchung zu Identitätskonstruktionen in Valencia/Spanien. Dabei werden Bilder aus Diskursen über Immigration mit Vorstellungen aus Diskursen über Drogen verglichen.

Die durch qualitative Interviews innerhalb Valencias, der drittgrößten Stadt Spaniens, gewonnenen Daten werden dabei mit Hilfe von Methoden aus der Kritischen Diskursanalyse (KDA) und aus der Foucaultschen Diskursanalyse (FDA) ausgewertet. Im Sinne der KDA und der FDA werden dabei sowohl die sozialen Stellungen der Akteure als auch die sozialstrukturellen (Macht-) Funktionen berücksichtigt.

Ziel der Forschung ist es, grundlegende Semantiken herauszuarbeiten, welche die Anschlussfähigkeit eines Diskurses an den Anderen ermöglichen oder erschweren bzw. thematische Felder aufzuzeigen in denen sich die Diskurse überschneiden oder widersprechen. Die Diskurse haben Konsequenzen für die Möglichkeit von zunächst kulturell-symbolischer Marginalisierung der Immigranten. Ein weiteres Ziel ist es, diese Konsequenzen des Diskurses zu erkennen.

Als erstes Ergebnis zeigt sich dabei, dass sowohl der Diskurs über Immigranten, als auch derjenige über Drogen, hochgradig von Paradoxien durchzogen ist. Innerhalb des Kontinuums von Identifikation und Zurückweisung lassen sich parallele Kategorien wie Bedrohung, Kriminalisierung, Solidarität, Mitleid und Paternalismus finden. Diese Ähnlichkeit vieler Kategorien der Immigrantenbilder und Vorstellungen über Drogenkonsum erleichtert dabei gerade im Extrem der Zurückweisung die Anschlussfähigkeit eines Diskurses an den Anderen. Darüber hinaus existieren diskursive Mechanismen und Ideologien, welche den Anschluss wahrscheinlicher werden lassen, wie beispielsweise die Maskulinisierung der Immigrantenbilder.

Auf dem Poster werden nach einer skizzierten methodologischen und inhaltlichen Einführung einige dieser Parallelen und Paradoxien dargestellt, sowie mit kommentierten Beispielen aus den Interviews veranschaulicht. Zentrum der Darstellung ist die Frage nach Anschlussfähigkeit. Einige Thesen zur Besonderheit des Diskurses in Spanien runden das Poster ab.

Die Möglichkeit des Anschlusses beider Diskurse gerade im negativ besetzten Bild erleichtert einen scheinbar überzeugenden und paradoxiefreien negativen Diskurs über Immigranten und kann somit zu verstärkter Ablehnung von Menschen mit Migrationshintergrund führen.

Kontakt: Benno.Herzog@uv.es

„Das ich 50 Jahre geschwiegen habe …“ – Erinnerungen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus Ost- und Westeuropa (1939-1945)

Regina Plaßwilm (Düsseldorf)

Lebenserinnerungen/Forschungsfrage: Mit der Arbeit soll nach den Erinnerungen an die Zwangsarbeit derjenigen Menschen, die aus Ost -und Westeuropa ins nationalsozialistische Deutschland deportiert wurden, gefragt werden. Schwerpunkt der Betrachtung ist die Beschreibung der Erinnerungskultur um die nationalsozialistische Vergangenheit dieser Personengruppen unter einer komparativen Perspektive. Eine Gedächtnisgeschichte wird skizziert, die erinnerungspolitische Diskurse und Strukturen aufnimmt, aber auch Fragen nach kulturellen Kontexten und Bildern der erlebten und wahrgenommenen Geschichte beschreibt/niederlegt. Es liegt in der Absicht der Arbeit, nicht die unterschiedlichen Wahrnehmungen, Empfindungen, Erinnerungen über die vielen Lebens- und Lagererfahrungen zu bieten, sondern zu ergründen, inwieweit eine Bereitschaft zum Erinnern und Gedenken vorhanden ist.

Interviews/Methodisches Vorgehen: Die lebensgeschichtlichen Interviews wurden in den Jahren 2003 und 2004 an den Wohnorten der Interviewpartner geführt: Belarus, Russland, Niederlande und Frankreich. Die Erzählpassagen werden unter komparativer Perspektive in der qualitativen Auswertung interpretiert. Die Lebenserinnerungen umspannen den Zeitraum der Kindheit und Jugend bis zur Zwangsarbeit im Dritten Reich und beziehen auch die Nachkriegszeit bis in die Gegenwart mit ein. Die Erhebung und Auswertung der Interviews stützt sich vor allem auf das Verfahren der Oral History.

Diskurse: Die qualitative Analyse der Ergebnisse steht im Vordergrund der Bearbeitung des Interviewmaterials. Für jeden häufig verwandten Begriff, wie „Hunger“, „Bombardierung“, „Läuse“ wurde ein Kodierungssystem entwickelt. Das vorgefundene Datenmaterial wurde durch Kodierung unter den zuvor entwickelten Kategorien subsumiert. Die gebotenen Lebenserinnerungen werden in eine rekonstruktive Ordnung gebracht, aus der sich Schlüsse auf gegenwärtige Einstellungen, psychische Verarbeitungsstrategien und ggf. Verhaltensänderungen ableiten lassen.

Erkenntnisinteresse:

  • In welchen Lebensabschnitten und zu welchen Ereignissen war eine Bereitschaft vorhanden, über das Erfahrene zu berichten?
  • Gibt es unterschiedliche Erinnerungskulturen zwischen Nationen und Geschlechtern oder liegt eine „Kollektivbiographie“ vor?
  • Gibt es eine Erzählkultur gegenüber Kindern und Kindeskindern?
  • Gibt es eine Beziehung zwischen Vergangenheitsdeutung, Gegenwarts- und Zukunftsperspek­tive?

Thesen:

1) Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist es den ehemaligen Zwangsarbeiter/-innen schwer gefallen, öffentlich über ihr erlittenes Schicksal zu sprechen und dadurch einen eigenen Beitrag zur Aufarbeitung der Verfolgungsgeschichte zu leisten.

2) Das Empfinden eines „sozialen“ Makels der Zwangsarbeiter/-innen, das den „minderwertigen“ Ausländer auch nach seiner Befreiung noch zum Schweigen verurteilte, traumatisierte ihn durch die Erfahrungen der ehemaligen Sowjetunion bzw. der Länder Westeuropas ein zweites Mal. Die Erinnerungen werden als ein unterschiedliches, gar gegensätzliches erfahrenes und erinnertes, gleichwohl gemeinsames Ereignis fest gehalten.

Kontakt: regina.plasswilm@uni-duesseldorf.de

Un/Ordnungen im Terrorismuswissen – „Das Selbstmordattentat“ als diskursiver Knotenpunkt in der Verhandlung globaler Herrschaftsverhältnisse

Claudia Brunner (Wien/Berlin)

Selbstmordattentate als vergleichsweise neuartiges Phänomen in politischen Konflikten bringen Grundlagen „westlichen Denkens“ durcheinander. Das gilt auch für den hier näher zu beleuchtenden Teilbereich der Sozialwissenschaften im Schnittpunkt von Internationalen Beziehungen und Terrorismusforschung. Im Gegensatz zu den meisten bisher vorliegenden Arbeiten zum „Thema Selbstmordattentate“ liegt mein Fokus nicht auf der Frage nach dem Warum und Wie ihrer Durchführung, sondern auf dem (inter)diskursiven Wirkungszusammenhang (sozialwissenschaftlicher Textproduktion, auf dem Verstehen- und Erklären-Wollen selbst, das in Dominanzverhältnissen zwischen Wissenschaft und Politik zu verorten ist.

Auf Gewalt zu zeigen heißt auch, Machtverhältnisse zur Diskussion zu stellen. Selbstmordattentate tun das in einer Weise, die nicht nur ihre direkten GegnerInnen/Opfer zum Ziel hat, sondern auch „westlich“ konzipierte hegemoniale Vorstellungen von Macht, Herrschaft, Gewalt und Ordnung herausfordert. Und bereits diese Grundlagen der Internationalen Beziehungen sind zutiefst geschlechtlich geprägt, wie die feministische Kritik der letzten zwei Jahrzehnte gezeigt hat.

Aktuelle Terrorismusforschung zum Thema soll hinsichtlich ihrer impliziten Konzeptionen von politischer Gewalt und von Geschlecht kritisch beleuchtet werden. Mein Forschungszugang speist sich aus Elementen der Feministischen Theorie, Postkolonialer Theorie, Wissenssoziologie und Diskurstheorie. Durch verschränkende Anwendung zentraler Analysekategorien (Geschlecht, Race, Religion, Klasse) soll in diskursanalytischen Grob- und Feinanalysen die Funktionsweise eines „okzidentalistischen Orientalismusdispositivs“ herausgearbeitet werden, in dem sich auch wissenschaftliche Wissensproduktion bewegt.

Entlang der vorläufigen Gliederung der Arbeit sollen die vorläufigen Ergebnisse und weiteren Analyseschritte strukturiert präsentiert werden. Ich gehe vorerst von Wissensordnungen aus, die sich grob in explizite und implizite gliedern lassen. Im ersten Teil (explizit) wird der Forschungsstand über den Fokus „Geschlecht als Analysekategorie“ kritisch dargestellt; im zweiten Teil (implizit) sollen unausgesprochene epistemologische Prämissen heraus gearbeitet und mit Strukturen und AkteurInnen im Wissensfeld Terrorismusforschung in Beziehung gesetzt werden.

Kontakt: claudia.brunner@univie.ac.at / http://spl.univie.ac.at/index.php?id=10596

Schönheit, Körper und Geschlecht

Kristina Reiss (Oldenburg)

Die Ausprägung des Körpergefühls und Körperbildes sowie der Umgang mit Beeinträchtigungen bzw. Behinderungen sind Resultat kultur- und geschlechtsspezifischer Sozialisation. Ein großer Anteil von Kindern und Jugendlichen ist mit dem eigenen Körper unzufrieden. Dabei sind genderspezifische Ursachen des Umgangs mit Körper und Körperlichkeit von besonderer Bedeutung. Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und körperschädigende Verhaltensweisen sind insbesondere bei weiblichen, aber auch männlichen Jugendlichen sehr verbreitet und nehmen in hohem Maße zu. Unberücksichtigt und vernachlässigt bleibt bislang weitestgehend, dass die Kategorien Schönheit und Attraktivität vor allem für weibliche Jugendliche mit Beeinträchtigungen und Behinderungen ebenfalls von enormer Bedeutung und oftmals Ursache sozialer Exklusion sind.

Das Projekt verfolgt das Ziel, Wahrnehmungs- und Deutungsmuster benachteiligter Mädchen- und Jungengenerationen, u.a. von Jugendlichen mit Behinderung hinsichtlich aktueller Körperbilder und Körpermuster zu analysieren. Durch kritische Reflexion sollen die Einstellungen und Verhaltensweisen Jugendlicher zu ihrem Selbst- und Körperkonzept positiv beeinflusst und zu vielfältigen Identitätsbildungsprozessen motiviert werden, um letztlich Risiken sozialer und gesellschaftlicher Exklusion zu mindern.

Auf dem Poster werden deshalb grundlegende Bedingungen und Einflussgrößen hinsichtlich des Körpererlebens in der Adoleszenzphase junger Frauen dargestellt. Es werden Thesen hinsichtlich der Produktion aktueller Körperbilder formuliert und Potenziale viel- und wechselseitiger Einflussfaktoren auf Körperkulturen Jugendlicher mit und ohne Behinderung aufgezeigt. Dabei wird insbesondere auf die Aspekte Identität, Körpernormen und Schönheit sowie deren kulturelles und gesellschaftliches Beziehungsgefüge Bezug genommen. Als „work in progress“ sollen Fragen formuliert und diskutiert werden, die das Körperverhalten und Körperbild junger Frauen im Kontext von Gesundheitsverhalten herausarbeiten.

Kontakt: K.Reiss@uni-oldenburg.de

Leitbildanalyse – Ein Instrument zur Identifikation zukunftsbezogener Orientierungsmuster

Lars Gerhold (Berlin)

Leitbilder kennzeichnen Organisationen, Unternehmen und/oder Sozietäten, haben aber im Gegensatz zu Richtlinien nicht nur beschreibende sondern leitende Funktion. Leitbilder sind latente individuelle Visionen und Hoffnungen, Werte, Normen, Einstellungen sowie organisatorische Regeln und Prinzipien. Hier beschriebene Leitbilder finden sich aber nicht in Richtlinienkatalogen sondern existieren parallel und müssen systematischer herausgearbeitet werden. Das Poster zeigt zur Identifikation die qualitative Methode „Leitbildanalyse“ und stellt schematisch Ziel und Ablauf dar. Ziel der Methode ist die methodisch fundierte Erfassung zukunftsbezogener Handlungsmuster und Intentionen in Sozietäten. Der Leitbildbegriff wird in diesem methodischen Vorgehen ausschließlich analytisch und rekonstruktiv verwendet und zielt ab auf die Bestimmung sechs zentraler Dimensionen, welche ebenso Inhalt des Posters sind:

Individuelle Ebene

  1. Wunsch- und Machbarkeitsprojektionen (in einer Sozietät geteilter Zukunftshorizont)
  2. Semantische Sukzession (Alternation zwischen Bildsprache und Begriffen)
  3. Coenästhetischen Resonanz (ganzheitliche Erfassung der Person)
  4. Sozietät
  5. Sozietätstiftenden Imaginationen (gemeinschaftsbildende Metaphern und Symbole)
  6. Perspektivische Synchronisation (Herstellung einer gemeinsamen Auffassung)
  7. Perspektivische Desynchronisation (Abgrenzung eigener Auffassungen)

Diesen (oder ausgewählten) Dimensionen werden anhand des vorliegenden Textmaterials (Interviewtranskripte etc. …) codierte Aussagen zugeordnet und in weiteren Dimensionen untergruppiert. Auf Basis dieser Dimensionen werden Muster identifiziert und Typen rekonstruiert, die als Leitbilder ausformuliert werden können. Das Poster zeigt den Prozess der Kategorisierung sowie die einzelnen Phasen der Leitbildanalyse als Ablaufmodell. Je nach Forschungsfeld (z.B. Schule, Industrie)zeigen sich im Ergebnis in der Regel mehrere koexistierende Leitbilder. Diese können nun einem diskursiven Prozess der Aushandlung und/oder Anpassung zugeführt werden oder dienen in ihrer identifizierten Form der Kennzeichnung einer Sozietät. Abschließend werden Möglichkeiten der Methodenkombination auf Analyseebene diskutiert und ein Ausblick auf potentielle Einsatzfelder der Methode gegeben.

Literatur

Giesel, K.-D., Haan, G. de & Rode, H. (2002). Umweltbildung in Deutschland. Stand und Trends im außerschulischen Bereich. Heidelberg: Springer.

Haan, G. de (2002). Die Leitbildanalyse. Ein Instrument zur Erfassung zukunftsbezogener Orientierungsmuster. In G. de Haan, E.-D. Lantermann & V. Linneweber (Hrsg.), Typenbildung in der sozialwissenschaftlichen Umweltforschung (S.69-106). Opladen: Leske + Budrich

Haan, G. de (2002). Leitbild analysis – a new method for future science. Paper 02-168 der Forschungsgruppe Umweltbildung, Berlin.

Haan, G. de, Kuckartz, U., Rheingans, A. & Schaar, K. (1996). Leitbilder im Diskurs um Ökologie, Gesundheit und Risiko. In G. de Haan (Hrsg.), Ökologie – Gesundheit – Risiko (S.291-314). Berlin: Akademie Verlag.

Kontakt: gerhold@institutfutur.de / http://www.institutfutur.de/

Gezoomte Familiengeschichte: Familienfotografien als Spiegel von Religiosität und Sinnkonstruktion in Familien.

Marianne Kramer (Bern)

Ziel des Dissertationsprojektes ist die Rekonstruktion familiärer Religiosität aufgrund kommentierter Fotosammlungen und die Erarbeitung eines Leitfadens für die Arbeit mit Familienfotografien in der praktisch-theologischen Arbeit. Familienfotoalben eröffnen anschauliche Zugänge zu Familienwelten und zu familiärer Religiosität. Familiäre Religiosität bezeichnet eine gemeinsam gepflegte Lebenspraxis, mit welcher in Familien überindividuelle Bezüge geschaffen und Sinn hergestellt wird. Fotoalben sind bisher eine kaum genutzte Ressource für empirische Ansätze in der Praktischen Theologie, welche an Biografie, Lebenspraxis und Formen von Religiosität von Menschen in pluraler Lebenswirklichkeit interessiert sind. Mit diesem Hintergrund werden in einem qualitativen Familienforschungsprojekt Fotosammlungen über mehrere Generationen im Zusammenhang mit der erzählten Familiengeschichte untersucht. Fragestellungen der Arbeit sind: Welche Perspektiven eröffnen Fotografien für die Wahrnehmung individueller Familienrealitäten? Wie wird mit Familienfotografien Familiengeschichte erzählt und in Familien Sinn konstruiert? Und als besondere Herausforderung: Wie können Außen- und Innenperspektive, visuelle und narrative Daten verknüpft werden, ohne die Bilder dem Text unterzuordnen? Wie lässt sich ein den unterschiedlichen Quellen angemessenes und gleichberechtigtes Sehen und Hören bewerkstelligen?

Vorgehen: In Einzelfallstudien, die jeweils Fotosammlungen mehrerer Generationen umfassen, welche von ein bis zwei Familienangehörigen ausführlich kommentiert werden, wird anhand von Bildgruppen-, Einzelbild- und Erzählanalyse rekonstruiert: Was wird gezeigt? Fotografien als Fenster auf Familienkultur und Lebenspraxis. Wie wird dargestellt? Fotografieren als Inszenierung, Familienritual und religiöser Praxis. Wie werden die Bilder verwendet? Fotoalben als Archive familiärer Ressourcen und Religiosität. Wie wird erzählt? Fotobetrachtung als Prozess aktueller Sinnkonstruktion.

Theoretisch und methodisch bezieht sich die Arbeit auf soziologische Konzepte zur sozialen Funktion des Fotografierens bzw. der Fotografien; auf familienpsychologische Konzepte zu Ritualen und familiärer Religiosität, auf Untersuchungen zu Prozessen familiärer Kommunikation, auf das Konzept der narrativen Identität und auf soziologische und ethnologische, quantitative und qualitative Studien zu Familienfotografien und Fotoalben im Rahmen von „Visual Studies“.

Kontakt: marianne.kramer@theol.unibe.ch

Ever is Over All. Studie zu Identitätsarbeit und Religiosität/Spiritualität zeitgenössischer bildender Künstlerinnen in der Schweiz

Sara Zwahlen (Bern, Schweiz)

Die Bedeutung traditioneller sinnstiftender Institutionen wie der Volkskirchen befindet sich in unserer westlichen Gesellschaft in einem Veränderungsprozess. Dieser Wandel zeigt sich unter anderem darin, dass viele Personen sich bei der Aufgabe. der Herstellung von Kohärenz und Sinn im Blick auf die eigene Biografie einer zunehmenden Vielfalt auch nicht-christlicher religiöser Deutungssysteme, esoterischer Lehren und psychologisierender Theorien über gelingendes Leben zuwenden (These von der Pluralisierung des Glaubens bzw. religiösen Pluralisierung der Gesellschaft). In Medien der Gegenwartskultur werden Aspekte dieser individuellen Auseinandersetzung mit existentiellen Themen und religiösen Traditionen und ihren Motiven sichtbar, so auch in Werken bildender Künstlerinnen. Eine zurückliegende Einzelfalluntersuchung zur religiösen Biografie Niki de Saint Phalles (Zwahlen 1996) hat gezeigt, dass sich die Künstlerin in ihrer Identitätsarbeit von einer traditionellen christlich-patriarchalen Erziehung emanzipiert und damit verknüpft ein auf dem Grundsatz der Gleichwertigkeit der Geschlechter basierendes Frauen-, Selbst- und Gottesbild entwickelt. Im vorliegenden Dissertationsprojekt, welches sich im Bezugsrahmen einer „Praktischen Theologie als Kulturwissenschaft“ und der Gender Studies ansiedelt, will ich herausfinden, ob und welche diesbezüglichen Prozesse sich in den Biografien zeitgenössischer bildender Künstlerinnen in der Schweiz zeigen. Die Interviewpartnerinnen mit Jahrgängen zwischen 1930 und 1984 wähle ich nach den Prinzipien des Theoretical Sampling aus einer Datenbank, in der in einem ersten Schritt der Feldforschung berufliches Umfeld, thematische Schwerpunkte, biografische Eckdaten und Werke zeitgenössischer Künstlerinnen in der Schweiz dokumentiert wurden. Mittels einer qualitativen Analyse ihrer Identitätskonstruktionen in autobiografischen Erzählinterviews will ich untersuchen, wie sich die Faktoren Spiritualität/Religiosität – Selbstbild als Frau – künstlerische Betätigung zueinander verhalten und miteinander entwickeln. Gleichzeitig frage ich danach, wie sich die Identitätsarbeit in unterschiedlichen Altersgruppen darstellt.

Das Poster präsentiert die Anlage des Projekts und Abbildungen von Werken verschiedener Künstlerinnen, die mich aufgrund ihrer Bildsprache zu meiner Forschungsfrage provozieren.

Literatur

Zwahlen, S. (1996). Niki de Saint Phalle – I AM ME. I AM YOUR GREAT GODDESS. Eine Untersuchung über Niki de Saint Phalles religiöse Biographie und ihr Bewusstsein als Frau vor dem Hintergrund eines Phasenmodells weiblicher Identitätsentwicklung. Akzessarbeit, Bern.

Kontakt: zwahlen@hdu.unibe.ch

„Gotte und Götti“: Eine empirisch-theologische Untersuchung zur Tauf-Patenschaft

Claudia Graf (Bern, Schweiz)

Tauf-Patenschaft ist eine alte Institution, die heute sehr lebendig ist. Das vorliegende Dissertationsprojekt umfasst eine kurze historische Spurensuche, welche die Geschichte der Tauf-Patenschaft anhand einer Wortgeschichte darstellt. Schwerpunkt der Arbeit bildet jedoch eine explorative Untersuchung mit dem Ziel, Anhaltspunkte für eine empirisch fundierte theologische Theorie der Tauf-Patenschaft zu gewinnen. Die Datenerhebung erfolgte vorrangig mittels diskursiver Interviews bei Patinnen. Ergänzend wurde ein Element der Aktionsforschung eingefügt, um das Potential des Themas für kirchliche Familienarbeit zu testen. Die Datenauswertung der Interviews resultierte (1) in einer dichten Beschreibung gelebter Patenschaften und (2) in einer Analyse des Deutungsmusters von „Taufpatenschaft“, auf das sich heutige Paten beziehen. Dieses erweist sich als ausgesprochen kohärent. Dominantes Charakteristikum ist die Idealvorstellung einer gelingenden Beziehung. Hier schließen sich als theoretische Bezugspunkte ein spezifisches Konzept von „Freundschaft“ sowie die theologische Rede von der „Zuwendung Gottes“ an.

Kontakt: claudia.graf@theol.unibe.ch

Sichtweisen junger Erwachsener auf den Zusammenhang zwischen prekärer Beschäftigung und Plänen zur Familiengründung: Ergebnisse einer qualitativen Studie in Ost- und Westdeutschland

Holger von der Lippe, Andreas Klärner & Laura Bernardi (Rostock)

In der soziodemografischen Literatur herrscht breites Einvernehmen darüber, dass das Eingehen langfristiger Bindungen im Lebenslauf (Ehe, Elternschaft) in individualisierten Gesellschaften einer gewissen beruflichen Stabilität und Planungssicherheit bedarf. Es ist jedoch unklar, wie sich für junge Erwachsene selbst der Zusammenhang zwischen prekärer Beschäftigung, biografischen Ungewissheiten und einer Familiengründung darstellt. Das Poster informiert über die diesbezüglichen Ergebnisse einer qualitativen Erhebung in zwei norddeutschen Städten (Lübeck und Rostock).

Vermittels thematischer Kodierung von 29 Leitfaden-Interviews werden die subjektiven Bedeutungsstrukturen der Erwerbsarbeit, der eigenen Lebensgestaltung und der Familienplanung sowie die jeweiligen wechselseitigen Verweisungen herausgearbeitet.

Es zeigt sich, dass in Westdeutschland Geradlinigkeit als zentrale Kategorie der eigenen, erfolgreichen Berufskarriere darstellt und von Ausschlag gebender Bedeutung für die Bereitschaft zur Familiengründung ist. Die zentrale Bedeutung dieses Konzepts wird hier durch die Favorisierung einer rigiden biografischern Sequenzierung (erst Ausbildungsabschluss, dann berufliche Etablierung, dann Elternschaft) sowie durch die allfällige Vergegenwärtigung von Kindern als potentieller Bedrohung für den erfolgreichen (beruflichen) Lebenslauf hergestellt. Dies gilt besonders im Hinblick auf den männlichen Haupternährer (male breadwinner model), der weiterhin eine gewichtige Rolle spielt. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse werden hier zu einem starken Hemmnis für die Familiengründung.

In Ostdeutschland werden hingegen flexiblere Vorstellungen einer „erfolgreichen“ Berufslaufbahn geteilt. Hier erweist sich die Ausbalanciertheit sowohl verschiedener Aspekte des Berufslebens (etwa Geld vs. verträgliche Arbeitszeit vs. persönliches Wohlfühlen vs. Sicherheit) als auch zwischen den Lebensbereichen Beruf und Privates als die zentrale Kategorie für die eigene Berufslaufbahn und den Lebenslauf. Viel deutlicher als die westdeutschen Pendants sind junge Ostdeutsche dazu bereit oder befürworten es explizit, eine Familie auch in einer „prekären“ Beschäftigungssituation zu begründen. Zumal Männern und Frauen prinzipiell gleichwertige Einkommensmöglichkeiten und -verantworlichkeiten zugeschrieben werden ( dual earner model).

Zur Diskussion stellen wollen wir, ob und wie diese qualitativen Ergebnisse vor dem Hintergrund unterschiedlicher Sozialisations-, Umbruchs- oder Arbeitsmarkterfahrungen junger Ost- und Westdeutscher interpretiert werden können.

Kontakt: vdlippe@demogr.mpg.de / http://www.demogr.mpg.de/go/interviewstudie

Arbeit, Kommunikation, Technik

Freiwilligenmanagment – Gestaltung ehrenamtsfördernder Strukturen

Heike Stecklum, Christiane Lauterbach & Romy Seidel (Erfurt)

Im Rahmen des Projektes „Bürgerschaftliches Engagement“ beim AWO Landesverband Thüringen e.V., einem Projekt der Europäischen Gemeinschaftsinitiative Equal, wurden Leitfadeninterviews mit vier Fachexperten sowie eine Gruppendiskussion mit fünf Vertretern der Freien Wohlfahrtspflege geführt. Das Hauptziel des Projektes ist es, bürgerschaftliches Engagement in der Region Erfurt zu fördern und dabei besonders am Arbeitsmarkt benachteiligte Bevölkerungsgruppen bedürfnisorientiert zu beraten und zu fördern. Die vorliegende praxisorientierte Forschungsarbeit wurde im Herbst 2005 durchgeführt, um die konkrete Projektumsetzung auf der Basis der regionalen Situation, derzeitiger Trends am Arbeitsmarkt und im Freiwilligenmanagement zu gestalten. Der für die Interviews entwickelte Leitfaden basiert auf mehrjähriger praktischer Erfahrung der Projektleiterin im Management ehrenamtlicher Tätigkeiten sowie entsprechenden Kenntnissen aus der einschlägigen Fachliteratur sowie empirischen Studien. Für die Untersuchung wurden methodisch bewusst das Leitfadeninterview und die Gruppendiskussion gewählt, um strukturierte Ergebnisse aus dem Datenmaterial zu erhalten, die in einem relativ kurzen Auswertungszeitraum handlungsweisende Perspektiven eröffnen können. Die Fachexperten aus dem universitären und praktischen Bereich brachten sowohl individuell verschiedene Perspektiven als auch konforme Meinungen ein. Die durch das inhaltanalytische Vorgehen nach G. Kleining gewonnenen Ergebnisse flossen in die Entwicklung von Konzepten in der praktischen Projektumsetzung ein. In den halbstandardisierten Interviews wurden die Hauptkategorien Potenziale Ehrenamtlichen EngagementsMotivationenGewinnungAnerkennungBegleitung sowie der Abgrenzung zu anderen Tätigkeiten bestätigt und inhaltlich differenziert. Auf dem Poster werden speziell Ergebnisse zu engagementfördernden Strukturen und deren Umsetzung in konkrete Handlungsschritte in der Projekt­arbeit vorgestellt. In diesem Zusammenhang werden insbesondere die Kategorien „Biographische Paßfähigkeit des Engagements“, „Klare Projektbezogenheit“, „Zeitgemäße Anerkennungsformen“ und „Netzwerkartige Qualifikationsstrukturen“ dargestellt. Ausgehend von diesen Kategorien wurden in der bisherigen Praxis verschiedenste Maßnahmen entwickelt und erprobt. Die wichtigsten Maßnahmen werden veranschaulicht.

Kontakt: stecklum@awo-thueringen.de / http://www.awo-thueringen.de/

Wer bietet in Deutschland Dienstleistungen für politische Kommunikation an? Exploration des Feldes durch Typologisierung

Stephanie Opitz (Düsseldorf)

1. Fragestellung: Profil der neuen Kommunikationsdienstleister

„Spin Doctors“, „Strippenzieher“, „Machtflüsterer“ – in die etablierten kommunikativen Beziehungen zwischen Parteien und Wählern, zwischen Politikern und Journalisten und zwischen Interessenten und Entscheidungsträgern schieben sich professionelle Vermittler, also Anbieter von speziellen Dienstleistungen für diese Kommunikationsbeziehungen. Dies hat erheblichen Einfluss auf Struktur und Prozess der politischen Kommunikation. Dieser Typus von Kommunikationsdienstleistern ist bislang nicht systematisch untersucht worden. Weder ist die Grundgesamtheit bekannt, noch herrscht Klarheit über das Tätigkeits- und Kompetenzspektrum. Diese Forschungslücke soll das von der DFG finanzierte Projekt schließen, auf dem dieser Beitrag basiert. Ziel des Projekts ist eine systematische Exploration des Profils der Dienstleister für politische Kommunikation. Es soll die Frage beantwortet werden, wer welche Dienstleistungen im Bereich der politischen Kommunikation anbietet, in welcher Hinsicht sich diese Anbieter voneinander unterscheiden und was sie gemeinsam haben. Dies soll in eine Typologie münden.

2. Methodisches Design: Von der Idealtypologie zur empirisch basierten Typologie

Die methodologische Basis für dieses Projekt bildet das „Stufenmodell empirisch begründeter Typenbildung“ (Kluge 1999). Es wird in folgenden Schritten vorgegangen:

2.1 Dimensionierung des Untersuchungsbereichs

Auf Grundlage des Forschungsstandes lassen sich in sachlicher, sozialer und zeitlicher Dimension Gruppen von Merkmalen identifizieren, mit denen sich das Profil der Organisationen im Kontrast zueinander ermitteln lässt. Eigene Vorstudien geben Hinweise, welche Merkmale mit welchen Ausprägungen von zentraler Bedeutung sind. Dies bietet die Möglichkeit einer Idealtypologie (vgl. Kluge 1999, S.264ff), auf der die Fallauswahl basiert. Kernmerkmale sind in sachlicher Dimension das Handlungsfeld (Wahlkampf, Politische PR bzw. Public Affairs/Lobbying), in sozialer Dimension die Organisationsform (Binnenkapazität, Dachkapazität, Spezialunternehmen bzw. Einzelberater) und in zeitlicher Dimension das Entwicklungsstadium (Gründung, Etablierung bzw. Schließung).

2.2 Sampling

Die Auswahl der Fälle soll möglichst flächendeckend die Bandbreite der Kommunikationsdienstleister abdecken. Deshalb werden prototypische Fälle ausgewählt, die markante Kombinationen von Ausprägungen bei den genannten Merkmalen vermuten lassen (vgl. Lamnek 1993, S.171ff), also beispielsweise eine Anwaltskanzlei, die Lobbyingmaßnahmen anbietet, ein von Technologieunternehmen gegründeter Verein, der die Akzeptanz dieser Technologien mit politischer PR unterstützen soll, oder eine auf Markenwerbung spezialisierte Werbeagentur, die Wahlkampfkampagnen plant und durchführt.

2.3 Entwicklung des Untersuchungsinstruments

Im Zentrum der empirischen Untersuchung steht die Ermittlung des Bildes, das der Kommunikationsdienstleister von sich und seiner Umwelt hat. Deshalb bilden problemzentrierte Interviews im Face-to-face-Modus mit den Protagonisten der jeweiligen Prototypen die hauptsächliche Datenquelle (vgl. Witzel 2000). Der Interviewleitfaden ist als dynamischer Fragenkatalog konzipiert – mit gleichen Schlüsselfragen, aber veränderlichen Eventualfragen. Die Gespräche werden transkribiert. Zur Vorbereitung der Gespräche soll die Außendarstellung, insbesondere der Webauftritt des Kommunikationsdienstleisters inhaltsanalytisch ausgewertet werden.

2.4 Datenauswertung – Typenbildung durch Gruppierung der Fälle

Die Fallanalyse stützt sich auf die Auswertung der Transkripte nach den Prinzipien der qualitativen Inhaltsanalyse durch schrittweise Bildung von Kategorien auf dem Hintergrund des Merkmalsraums und der bereits gebildeten Ausprägungen (vgl. Mayring, 200, Mayring 2002, S.89ff; Bortz/Döring 2002, S.330). Dies soll computergestützt geschehen (vgl. Kluge 1999, S.264ff). Im Anschluss an die Einzelfallanalyse werden Fälle miteinander verglichen, wobei nach Maßgabe der Idealtypologie möglichst kontrastreiche Fälle herangezogen werden (vgl. Gerhardt 1984). Daraus ergeben sich weitere Konkretisierungen der Ausprägungen der Merkmale. Am Ende der mehrstufigen Datenerhebung stehen demnach eine Sammlung von Anbieterprofilen, ein Datensatz, in dem die Fälle den Merkmalsausprägungen zugeordnet sind, und eine detaillierte Liste von überwiegend nominal skalierten Merkmalen mit ihren Ausprägungen. Mit Hilfe von Ähnlichkeitsmaßen werden agglomerativ – ausgehend von den Einzelfällen – jeweils möglichst ähnliche Fälle zu empirisch homogenen Gruppen zusammengefasst – den Typen (vgl. Kluge 1999, S.270ff).

2.5 Interpretation und Aufbereitung – Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Typen

Bei der Dateninterpretation geht es darum, die Gemeinsamkeiten innerhalb der einzelnen Typen und die Unterschiede zwischen den Typen herauszuarbeiten und der nun empirisch basierten Typologie eine konsistente und vermittelbare Darstellung zu geben.

3. Ergebnis der Studie: Dichte Beschreibung politischer Kommunikationsdienstleister

Im Kontrast zu der am Anfang der Untersuchung stehenden theoretisch basierten dreidimensionalen Idealtypologie wird diese Darstellung eine „dichte Beschreibung“ (Geertz 2003) der einzelnen Typen auf empirischer Grundlage beinhalten. Abschließend stellt sich die Frage, wie die Unterschiede und Gemeinsamkeiten schlüssig erklärt werden können. Dafür können Hypothesen formuliert werden. Außerdem sollte am Ende des Projekts geklärt sein, wie die Grundgesamtheit der Kommunikationsdienstleister ermittelt werden kann – eine zwingende Voraussetzung für eine Hypothesen testende repräsentative Studie, die im Anschluss geplant ist.

Literatur

Bortz, J. & Döring, N. (2002). Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler (2. Auflage). Berlin: Springer.

Geertz, C. (2003). Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Gerhardt, U. (1984): Typenkonstruktion bei Patientenkarrieren. In M. Kohli & G. Robert (Hrsg.). Biographie und soziale Wirklichkeit. Neue Beiträge und Forschungsperspektiven (S.53-77). Stuttgart: Metzler.

Kluge, S. (1999). Empirisch begründete Typenbildung. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Kuckartz, U. (1999). Computergestützte Analyse qualitativer Daten. Eine Einführung in Methoden und Arbeitstechniken. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Lamnek, S. (1993). Qualitative Sozialforschung (Band 1/2, 2. Auflage). Weinheim: Beltz.

Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse [28 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 1(2), URL: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.

Mayring, P. (2002). Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualitativem Denken (5. Auflage). Weinheiml: Beltz.

Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview [26 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-Line-Journal], 1(1). URL: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-00/1-00witzel-d.htm.

Kontakt: stephanie.opitz@uni-duesseldorf.de / http://www.awo-thueringen.de/

Methodentriangulation im Rahmen der Studie „Analyse von Tätigkeits- und Qualifikationsprofilen in der IT-Branche in Deutschland“

Esther Ruiz Ben, Martina Maletzky & Michaela Wieandt (TU Berlin)

Für die Analyse von Tätigkeits- und Qualifikationsprofilen in der IT Branche in Deutschland werden Fallstudien von IT Firmen durchgeführt. Quantitative und qualitative Methoden werden miteinander kombiniert und Zeit- und Raumdimensionen werden besonders berücksichtigt, um Verlaufsmuster von Karrieren zu analysieren.

Nach dem Konzept zur Methodentriangulation (Flick 2004) werden im Projekt qualitative und quantitative Daten in Fallstudien von sechs IT-Unternehmen kombiniert: Im Fokus des Projekts stehen Veränderungen in den Tätigkeitsbereichen der IT Industrie, welche im Zusammenhang mit der Auslagerung von Geschäftsprozessen und Aufgaben ins Ausland (Off- und Nearshoring) stehen. Hierbei geht es um die konkreten Veränderungen der Arbeitsbereiche und Aufgaben, die mit einer Umbewertung von Tätigkeiten einhergehen und die in Bezug auf Gender, Alter und Qualifikation untersucht werden soll.

Dazu werden betriebsinterne Personaldaten vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) über einen längeren Zeitraum quantitativ analysiert, um Hypothesen im Zusammenhang mit der Allokation von Arbeitskräften (nach Petersen & Saporta 2004) zu überprüfen. Dies wird mit Experteninterviews verbunden, in denen Personalverantwortliche zu den Ergebnissen der Analysen Stellung nehmen und weitere Punkte aufzeigen.

Auf der betrieblichen Handlungsebene werden die Handlungspraktiken der Akteure untersucht, die sich an die neuen Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit Offshoring anpassen. Ob und inwiefern sich Machtkonstellationen hier verändern, ist eine offene Frage, die in Experteninterviews mit Softwareentwicklern, Projektleitern und Qualitätsmanagern geklärt werden soll. Um die Ergebnisse dieser Interviews in Richtung der Erhebung eines firmenspezifischen Habitus zu vertiefen und zu ergänzen, werden Gruppendiskussionen durchgeführt und Hospitationen, die auch weiteren Aufschluss über die konkreten Veränderungen der Arbeitsbedingungen und betrieblichen Abläufe geben sollen. Darüber hinaus werden mittels qualitativer Dokumentenanalyse Homepages und Publikationen der Unternehmen analysiert, um weitere Erkenntnisse zur Unternehmenskultur und Organisationsstruktur zu gewinnen.

Unser Poster wird die Kombination dieser Methoden im Zusammenhang mit den zentralen Fragestellungen des Projekts zur Diskussion stellen.

Kontakt: esther.ruizben@tu-berlin.demichaela.wieandt@tu-berlin.demartina.maletzky@tu-berlin.de

„Zur Informationswissenschaftlichen Transformation in der Sozialen Arbeit. Eine qualitative Analyse sozialpädagogischen Handelns im Jugendamt unter dem Einfluss von Informatiksystemen“

Thomas Ley (Bielefeld)

Aus disziplinärer sowie professioneller Sicht ist die kritische Reflexion einer (häufig professionsfremden und expertokratischen) Formalisierung der Wissensapplikationen und daraufhin die Rekonstruktion der subjektiven Deutungs- und Bewältigungsmuster der SozialpädagogInnen beim Einsatz von Falldokumentationssoftware im Jugendamt unabdingbar.

Das geplante Dissertationsvorhaben verfolgt daher die grundsätzliche Fragestellung, wie sich berufliches Handeln von MitarbeiterInnen im Jugendamt (Allgemeiner Sozialer Dienst) unter dem Einfluss von Computern im Allgemeinen und der eingesetzten Fachsoftware im Speziellen gestaltet. Wie wird demzufolge die Software in das berufliche Handeln integriert und wie stellt sich die Ambivalenz von organisationaler, professioneller und nunmehr technischer Rationalitäten dar?

Vor dem Hintergrund der Fachsoftware als artifizielle und organisationale Technologie bietet sich eine metatheoretische Rahmung des Forschungsvorhabens auf der Grundlage der Strukturationstheorie an (Giddens 1988). Die Strukturationstheorie erlaubt es einerseits organiations-, professions- und techniktheoretische Zugänge zu verknüpfen und andererseits die Balance zwischen objektivistischen und subjektivistischen Technikkonzeptualisierungen (Technikdeterminiertheit einerseits und eine rein soziale Formung von Technik andererseits) zu halten und produktiv zu nutzen.

Die Datenerhebung wird in zwei Schritten durchgeführt: Zuvorderst werden problemzentrierte Interviews mit MitarbeiterInnen im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) geführt. Ziel dieser Interviews ist die Erschließung der Organisationskontexte — d.h. die „wahrgenommene“ Implementation der Software und die dahinter liegende Organisations- und Steuerungsstruktur — in den Sichtweisen der Akteure.

Da sich die Forschungsfrage auch auf die Mensch-Maschine-Interaktion bezieht, reichen verbale Daten in Form der o.g. Interviews wohl kaum aus, um sich dem Gegenstand angemessen zu nähern. In einem zweiten Schritt werden daher im Rahmen einer technikgestützten teilnehmenden Beobachtung die Eingaben einer Fallvignette durch die o.g. SozialpädagogInnen in die Software (mittels einer „Screen-Recording Software“) aufgezeichnet. Zusätzlich sollen die ASD-MitarbeiterInnen ihre Gedanken im Sinne der „Methode des lauten Denkens“ während der Eingabe verbalisieren und explizieren.

Ziel dieser qualitativ-empirischen Arbeit ist, im Hinblick auf den theoriegenerierenden Anspruch der Grounded Theory, Deutungs- und Bewältigungsmustern von SozialpädagogInnen beim Einsatz von Falldokumentationssoftware im Jugendamt zu rekonstruieren und schließlich zu einer Typisierung beruflicher (Selbst-) Konzepte unter dem Einfluss technischer Systeme verdichten.

Im Rahmen der Posterpräsentation wird insbesondere das Forschungsdesign vorgestellt. Weiterhin werden erste Forschungshypothesen aufgeworfen und zur Diskussion gestellt.

Kontakt: thomas.ley@uni-bielefeld.de

Bildungsprozesse und Erweiterung von Handlungsoptionen durch Technologiegestaltung – Zur Bedeutung eigener Aktivität bei der Erstellung von Informationstechnologien für die Erkenntnis eigener Handlungs- und Einflussmöglichkeiten

Isabel Zorn (Bremen)

Die Arbeit soll analysieren und herausfinden, welche Bildungsprozesse durch die eigene aktive Gestaltung von Digitalen Medien bei technikfernen Nutzer/innen stattfinden, die in verschiedenen Zusammenhängen an einem Technologie-Entwicklungsprozess beteiligt waren.

Ziel soll dabei sein, mehr über diese Bildungsprozesse in Bezug auf Selbstbewusstseinsstärkung, Einflussnahme, Empowerment, Emanzipation sowie über die besondere Bedeutung der aktiven Technologieentwicklung für diese Prozesse herauszufinden und Ansätze für pädagogische Szenarien vorzuschlagen.

Dazu werden problemzentrierte Interviews mit sich selbst als nicht-technikaffin verstehende Menschen über ihr Erleben der eigenen Aktivität bei der Entwicklung eines IT-Projekts durchgeführt. Über dieses Erleben und die angestoßenen Bildungsprozesse, die vermutlich weit über den Erwerb von Technikkompetenz hinausgehen, ist bisher wenig bekannt. Während Lernen über Informationstechnologie von technikfernen NutzerInnen oft als Anpassung an von der Technik und dem Wandel zur Informationsgesellschaft vorgegebene Situationen aufgefasst wird, könnten durch die eigene Technologieentwicklung Ziel und Inhalt des Lernens vielmehr die Anpassung und Veränderung der Technologie an eigene Bedürfnisse werden. Möglicherweise lassen sich hier Anhaltspunkte finden, wie sich das Erleben von Fremdbestimmung durch Technologie in ein bildungsrelevantes Erleben von Selbstbestimmung wandelt.

Als heuristisches Konzept werden theoretische Modelle über das Lernen von Klaus Holzkamp (Expansives Lernen), John Dewey (Verhältnis von Interesse und Anstrengung, Demokratie & Bildung), Lew Wygotski (Activity Theory) und Seymour Papert (Konstruktionistisches Lernen) erwogen.

In der Auswertung sollen relevante Kategorien für das Erleben dieses Bildungsprozesses herausgearbeitet werden, aus denen eine Theorie gebildet wird. Dazu wird geprüft, ob sich als Methode die Qualitative Inhaltsanalyse eignet.

Das Poster zielt darauf, diese Forschungsfrage, das Ziel der Arbeit und die Planung des Forschungsdesigns darzustellen und zur Diskussion zu stellen. Die Dissertation ist noch im Planungsstadium, und ich erhoffe mir von einer Poster-Präsentation Diskussion und Anregungen über die Durchführung.

Kontakt: izorn@informatik.uni-bremen.de

Anerkennungsstrukturen von Erwerbsarbeit und Folgen für den erweiterten Arbeitsbegriff – Konzeption einer qualitativen Studie

Linda Nierling (Karlsruhe)

Im Folgenden wird ein Promotionsvorhaben aus dem Fach Soziologie vorgestellt, das sich in der ersten Phase des Forschungsprozesses befindet. Gegenwärtig erfolgt die Literaturanalyse sowie die Konzeption der Untersuchung.

Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen: Der Untersuchung nimmt ein erweitertes Arbeitskonzept in den Blick, bei dem es um ein ganzheitlichen Verständnis von Arbeit und eine stärkere Berücksichtigung von Tätigkeiten jenseits von Erwerbsarbeit geht. Die zugrunde liegende These ist, dass in den bisherigen Überlegungen zu einem erweiterten Arbeitsverständnis wesentliche Aspekte der Anerkennung von Erwerbsarbeit ausgeblendet wurden, die für die Implementierung eines erweiterten Verständnisses von Arbeit unabdingbar sind. Es soll daher untersucht werden, was Anerkennung in der gegenwärtigen Erwerbsarbeit und Nichterwerbsarbeit heißt, bzw. welche Anerkennungsstrukturen sich in der Arbeitswelt ausbilden. In einem weiteren Schritt soll abgeleitet werden, welche Bedeutung diese Erkenntnisse für einen erweiterten Arbeitsbegriff haben. Es sollen insbesondere Aussagen darüber getroffen werden, welchen Stellenwert und damit welche Umsetzungschancen ein erweitertes Arbeitsmodell vor dem Hintergrund der hohen gesellschaftlichen und individuellen Bedeutung von Erwerbsarbeit, die arbeitssoziologisch konstatiert wird, hat und in welchen Relationen die Anerkennung alternativer Tätigkeiten zum Erwerbsarbeitsprozess steht. Den theoretischen Rahmen der Untersuchung bilden die Überlegungen zur Systematisierung von Anerkennung von Axel Honneth (1994).

Empirische Umsetzung: Der methodische Schwerpunkt der Untersuchung liegt in der theoretischen Analyse. Ergänzend werden empirische Daten durch problemzentrierte Interviews (Witzel 2000) erhoben. Die Datenauswertung wird sich an Verfahren der objektiven Hermeneutik ausrichten. Die Untersuchung ist in Form eines Ländervergleiches konzipiert, bei dem Deutschland mit Schweden verglichen wird. Schweden wurde als Vergleichsland ausgewählt, da sich das schwedische Erwerbsarbeitssystem grundsätzlich vom deutschen Modell unterscheidet. Es ist anzunehmen, dass die Anerkennungsstrukturen von Arbeit ebenfalls differieren. Da das schwedische Erwerbsarbeitsmodell in verschiedener Hinsicht als vorbildliches Modell gilt, wird erwartet, dass die schwedischen Erfahrungen die deutschen Erkenntnisse sinnvoll ergänzen. Die Interviewpartner und -partnerinnen entstammen aus derselben Berufsbranche, die im Laufe des Forschungsprozesses festgelegt wird.

Auf dem Poster wird die theoretische Konzeption des Promotionsvorhabens dargestellt. In einem Ausblick wird das weitere Vorgehen, das die empirische Umsetzung umfasst, vorgestellt.

Literatur

Brandl, Sebastian & Hildebrandt, Eckart (2002). Zukunft der Arbeit und soziale Nachhaltigkeit. Zur Transformation der Arbeitsgesellschaft vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsdebatte. Opladen: Leske + Budrich.

Holtgrewe, Ursula, Voswinkel, Stephan & Wagner, Gabriele (Hrsg.) (2000). Anerkennung und Arbeit. Konstanz: UVK.

Honneth, Axel (1994). Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt/M: Suhrkamp.

Witzel, Andreas (2000, Januar). Das problemzentrierte Interview [26 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 1(1). Verfügbar über: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-00/1-00witzel-d.htm

Kontakt: nierling@itas.fzk.de / http://www.itas.fzk.de/

Psychologische Aspekte des Arztberufs

Gabriele Niehörster, Ute Hartmann & Ulrich Wiesmann (Greifswald)

Im Rahmen eines Seminars zu psychologischen Aspekten des Arztberufes und ärztlicher Tätigkeit haben Medizinstudenten des dritten vorklinischen Semesters sich mit eigenen Ansprüchen und Idealen im Zusammenhang mit dem Arztberuf beschäftigt und diese aus gesundheitspsychologischer und soziologischer Perspektive reflektiert. Ein weiterer Schwerpunkt war die Schulung in Techniken der Gesprächsführung (einschließlich eines Interviewtrainings) und eine Einführung in qualitative Forschungsmethoden.

Zur praxisbezogenen Umsetzung dieser Themen führten die Studierenden problemzentrierte Interviews (nach Witzel, 2000) mit niedergelassenen und angestellten Ärzten verschiedener Fachrichtungen durch. Diese Interviews umfassten einen Kurzfragebogen zu demografischen Daten, ein vorgegebener halbstandardisierter Leitfaden und ein semantisches Differential zum Arztselbstbild und -ideal (Speierer, 1984). Inhaltliche Schwerpunkte des Leitfadens waren die Motivation zum Arztberuf, die Vermittlung psychologischer Inhalte im Medizinstudium, die Bedeutung der Psychologie in der ärztlichen Praxis und der Umgang mit beruflichen Belastungen. Die insgesamt 150 Interviews werden aktuell in einer aus studentischen und wissenschaftlichen Mitarbeitern bestehenden Forschungsgruppe inhaltsanalytisch mit einer eigens dafür entworfenen Access-Datenbank ausgewertet.

Das Poster präsentiert die Methoden und erste Ergebnisse des Projektes. Dazu wird das auf der Grundlage von 80 bereits ausgewerteten Interviews entwickelte Kategoriensystem vorgestellt und dieses mit soziodemografischen Variablen in Beziehung gesetzt. Wesentliche Ergebnisse sind vor allem hinsichtlich der Dauer der Berufstätigkeit, des Arbeitskontext (niedergelassen vs. Kliniktätigkeit) und der jeweiligen Fachrichtung zu erwarten.

Kontakt: Gabriele.Niehoerster@uni-greifswald.dehartmann.ute@gmx.de

Schule, Sozialisation, Entwicklung

„Projekt K – Kinder begleiten und verstehen lernen“

Susanne Pietsch (Kassel)

Der Titel des Posters „Projekt K – Kinder begleiten und verstehen lernen“ ist zugleich der Name der Praxisinitiative, die an der Universität Kassel seit 2001 im Rahmen universitärer LehrerInnen(aus)bildung durchgeführt wird und das Forschungsfeld für meine Qualifizierungsarbeit ist.

Ziel der Projektmitarbeit ist, Kinder begleiten und verstehen zu lernen. Über selbständige und selbstverantwortliche Interaktionen in erfahrungsorientierten Lernkontexten und situierten Lernumgebungen (Fölling-Albers 2004) sollen Selbst- und Sozialkompetenzen angebahnt werden.

Im Rahmen der universitären LehrerInnen(aus)bildung erfolgt dabei ein Lernen an Fällen. Erlebte Geschichten dienen dem Erkennen und (pädagogischen) Verstehen. Zugleich soll die „gegenseitige Durchleuchtung von Theorie und Praxis“ (vgl. Biller 1988) unterstützt werden.

Von besonderem Interesse sind für die Forschungsarbeit die Erlebnisse und Erfahrungen der Studierenden, die sie im Rahmen ihrer Projektmitarbeit als prägend und bedeutsam erachten. Gefragt wird nach der Rekonstruktion individueller Lernprozesse und nach Veränderungsprozessen im Hinblick auf Perspektivenübernahme und hermeneutisches Verstehen von Kindern im pädagogisch-erzieherischen Kontext.

Die Datenerhebung erfolgte mit narrativen Interviews. Die im Stegreif entstehenden Geschichten bilden in transkribierter Form die Datenbasis für die Forschungsarbeit. Sie ermöglicht, die Erfahrungen und Erlebnisse der studentischen PatInnen aus der Zeit ihrer Mitarbeit im Projekt gleichsam mit ihren Augen und Ohren zu sehen, zu hören und zu verstehen. Die vorliegenden Texte werden nach der narrationsstrukturellen Analyse von Fritz Schütze (1987) ausgewertet. Die von den Studierenden zur Dokumentation und Reflexion ihrer Patenschaft angefertigten Portfolios werden als ergänzende Feldnotizen hinzugezogen.

Während die Studierenden die Patenschaft zu ihrem Fall machen, wird das Projekt K als „Programm“ in seiner Entwicklung und Verwirklichung zum Fall dieser Arbeit. Fallarbeit findet somit auf zwei Ebenen statt: im hochschuldidaktischen Zusammenhang einerseits als Möglichkeit für Studierende, Fallstudien selber durchzuführen und daran zu lernen, andererseits zur Erprobung und Evaluation eines Projekts mit „Modellcharakter“.

Mit dem Poster soll zur Diskussion gestellt werden, wie Studierende ihre Lernwege im Hinblick auf Perspektivenübernahme und Verstehenlernen rekonstruieren und wie projektorientierte Fallarbeit im Rahmen universitärer LehrerInnen(aus)bildung einen Beitrag zur Professionalisierung leisten kann.

Kontakt: spietsch@uni-kassel.de / http://www.uni-kassel.de/fb1/Projekt-K/

„Anerkennung ist ein langer Weg“ – Interkulturelle Erfahrungen von Auszubildenden und pädagogischen Mitarbeitern in der außerbetrieblichen Weiterbildung – Resultate einer Dissertationsstudie an der Bergischen Universität Wuppertal

Ulrike Zöller (Saarlouis)

Die außerbetriebliche Weiterbildung bietet sozial benachteiligten Jugendlichen die Möglichkeit eine Ausbildung zu absolvieren. Hier arbeiten überproportional viele Jugendliche mit Migrationshintergrund, die aufgrund der ungleichen Bildungsbeteiligung am deutschen Schulsystem gescheitert sind. Die pädagogischen Mitarbeiter vor Ort befinden sich in der Situation der interkulturellen Öffnung ihrer Institution der Sozialen Arbeit.

In diesem Feld der außerbetrieblichen Weiterbildung entsteht durch interkulturelle Öffnung Interkultur, also eine Zwischenwelt, da Menschen unterschiedlicher Herkunft zwischen den Kulturen gemeinschaftlich handeln.

Die Dissertationsstudie richtet sich zunächst auf die Perspektive der Auszubildenden und geht den Kernfragen nach, welche Biografien Auszubildende in die Zwischenwelt des Projektes der außerbetrieblichen Weiterbildung einbringen, welche interkulturellen Erfahrungen sie in der Zwischenwelt des Projektes der außerbetrieblichen Weiterbildung machen und welche subjektiven Theorien sie im Hinblick auf Interkulturalität dort entwickeln.

Die Arbeit richtet ihre Perspektive auch auf die pädagogischen Mitarbeiter und geht hier den Kernfragen nach, welche interkulturellen Erfahrungen pädagogische Mitarbeiter mit interkultureller Öffnung Sozialer Arbeit machen, welche subjektiven Theorien pädagogische Mitarbeiter in der Zwischenwelt entwickeln und welche pädagogischen Prämissen das Handeln dort bestimmen.

Im Rahmen der Dissertationsstudie wurde eine außerbetriebliche Weiterbildungsstätte, die im Friseurhandwerk und eine, die im Metallbau ausbildet, untersucht.

In dem untersuchten Feld kam vor der Untersuchung ein interkulturelles Konzept zur Entwicklung interkultureller Handlungskompetenz zur Anwendung, wofür interkulturelle Lernprozesse initiiert wurden.

Das Poster wird folgende Punkte enthalten: 1) Theoretischer Hintergrund und Leitfragen der Studie; 2) Methodisches Vorgehen (8 problemzentrierte Interviews, 13 Expertengespräche, Auswertungsverfahren nach der Methodologie der Grounded Theory); 3) Darstellung des Kategoriennetzes um die Kernkategorie: „Anerkennung ist ein langer Weg!“, anhand des Kodierparadigmas von Strauss und Corbin (1996). Im Mittelpunkt steht die Erläuterung der Beziehungsebenen der Anerkennungsverhältnisse in diesem Forschungskontext und die von den AkteurInnen verwendeten ambivalenten und dominanten Strategien; und 4) Diskussion der Handlungsebenen und Perspektiven, die sich daraus für die interkulturelle Öffnung Sozialer Arbeit ergeben.

Kontakt: uzoeller@t-online.de

Gelebte Schulautonomie auf Ebene der Kinder

Michaela Reischitz (Wien)

Forschungsfrage/Ausgangspunkt: Schule und der Besuch von Schule wird als Alltag von Kindern gesehen. Schule ist auch ein Ort, an dem sich gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Strukturen darstellen, wo man erkennen kann wie sich diese bildenden, wie „angeordnete“ Strukturen und Rahmenbedingungen auf- und angenommen werden, wie der Umgang damit ist, und wie diese von den handelnden Teilnehmer/inne/n modifiziert werden.

Deshalb frage ich danach wie „Gelebte Schulautonomie auf Ebene der Kinder“, genauer von Grundschulkindern, sich unter verschiedenen Rahmenbedingungen darstellt. Schulautonomie, herrscht als Schlüsselwort des politischen und öffentlichen Diskurses vor, wird als Begriff aber hauptsächlich für die Verwaltungsebene verwendet. Nun soll er auf Akteursebene weiterentwickelt werden, diskursiv ist er vorerst eher als selbstständig, selbstbestimmt, partizipativ, selbstbewusst, mitbestimmend vorherrschend. Autonomie kann hier so nur als Überbegriff und Rahmen gesehen werden. Interessant wird es sein herauszufinden, was sich stattdessen zeigt.

Theoretischer Rahmen: Den theoretischen Rahmen bietet die „neuere“ Kindheitsforschung sowie die Sozialisationsforschung. Das Schulkind darf nun als Experte/in selbst Auskunft über seine eigene Alltagwelt geben, konkret über seine Situation in der Schule. Weitere Hintergründe meines Forschungsinteresses sind der bildungspolitische und gesellschaftliche Rahmen den unsere Gesellschaft derzeit zur Verfügung stellt.

Methode und erste Ergebnisse: Innerhalb meines Interessensgebietes sollen verschiedene empirische Methoden wie Beobachtung und Experteninterviews mit Kindern zum Einsatz kommen. Methoden, wie Gruppendiskussionen mit Grundschulkindern, u.a. werden bei Bedarf zusätzlich aufgenommen. Je nach Bedarf werden Experteninterviews mit anderen betroffenen Akteuren der Schule durchgeführt, dies werden in erster Linie Lehrer, Eltern, eventuell auch Akteure der Verwaltungsebene, sein. Geplant sind Beobachtungen in drei bis vier Schulen: einer Pro-Reformschule, einer die ablehnend gegenüber Reformen eingestellt ist, einer nicht-öffentlichen Alternativschule, und einer öffentlichen Alternativschule in Wien.

Erste Ergebnisse, die sich aus der ersten Beobachtungsphase und einer ersten Talk-Runde mit den Kindern (einer ExpertInnen-Focusgroup) ab April ergeben, werden auf dem Poster dargestellt. Anhand ausgewählter Aussagen will ich aufzeigen, wie Kinder mit den Regeln umgehen, die sie in der Schule vor finden oder die sie sich dort selbst (mit-)gestalten.

Kontakt: m.reischitz@gmx.net

Sozial emotionale Entwicklungsförderung in der Psychomotorik – Zirkusprojekt zur Stärkung des Selbstwertgefühls bei ängstlichen Kindern

Melanie Behrens (Köln

Die gesellschaftlichen Bedingungen und somit das Aufwachsen der Kinder haben sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt. Dementsprechend ergeben sich neue Chancen, aber auch neue (gesundheitsgefährdende) Risiken für die kindliche Entwicklung. Im Mittelpunkt der vorliegenden Präsentation steht die Frage, welche Stärken und Kompetenzen dem Kind helfen, die Risikolagen seiner Entwicklung zu bewältigen (Resilienzforschung) und welche Aspekte eine gesunde Entwicklung fördern (Salutogenese).

Sowohl in psychologischen, pädagogischen als auch soziologischen Kontexten finden sich eine Vielzahl an Theorien, Konzepten und Untersuchungen zur Erforschung von Angst bei Kindern. Auch die Bedeutung des Selbstkonzeptes wurde in diesem Zusammenhang immer wieder vertieft thematisiert. Die Bedeutung von Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen ist dabei häufig vernachlässigt oder vollkommen unberücksichtigt geblieben.

In der vorliegenden Präsentation wird am Beispiel eines Zirkusprojektes verdeutlicht, welche Chancen psychomotorische Arbeit mit zirzensischen Inhalten bietet, um personale, soziale und motorisch-körperliche Ressourcen zu stärken. Dabei wird der Fokus auf die Bedeutung der Bewegung (Psychomotorik) für die Stärkung des Selbstbewusstseins bei ängstlichen Kindern gelegt. Das methodische Vorgehen, qualitative und quantitative kindbezogene Verfahren anzuwenden sowie das Umfeld einzubeziehen, ermöglicht es, zur Überprüfung der Hypothese ein umfassendes Bild über das einzelne Kind in seinem Kontext zu bekommen (Einzelfalldarstellung).

Kontakt: behrens.unikoeln@email.de