Postersession 2013

Arbeits-/Berufswelt / Politik / Umwelt / Gesundheit

Ricarda Rehwaldt (Friedrich-Schiller-Universität Jena): Bist du glücklich? Ja. Ich bin zufrieden. – Erkenntnisse zu Glück in Organisationen mittels Grounded Theory Methodologie

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Sebastian Ihrig (TU München, Lehrstuhl für Unternehmensführung): Diffusionswege von gehobenen Verbesserungspotentialen

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Gabriel Bartl (Freie Universität Berlin): Subjektive Wahrnehmung und Akzeptanz von Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen –Triangulation als Instrument zur Erforschung von subjektiven Wahrnehmungen

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Elisabeth Reitinger (IFF – Palliative Care und OrganisationsEthik, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt-Wien-Graz in Wien): Vignetten als Ergebnisse? Partizipative qualitative Forschung zu Geschlechtersensiblem Umgang mit Menschen mit Demenz

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Julia Schleisiek (Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft, Universität Mannheim): Aufmerksamkeitskoordination im Alltagsgespräch unter mediatisierten Bedingungen

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Kea S. Brahms (Universität Koblenz-Landau): Kulturvergleich und Grounded Theory? – Gerechtigkeit am Arbeitsplatz in Deutschland und Ägypten

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Antje Winkler (Technische Universität Dresden): Netzbasierte digitale Kunst als politischer Handlungsraum. Eine Bewertung ihrer Chancen in Zeiten der Digitalisierung und des wirtschaftlich-sozialen Wandels

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Bildung

Jennifer Emmrich (Universität Hildesheim/Institut für Kulturpolitik): Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik messen. Evaluationen als kulturpolitisches Steuerungsinstrument im Bereich „Kultur und Entwicklung“ – ihre Möglichkeiten und Grenzen“

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Antonia Hensmann (Universität Bremen): Handlungsräume partizipatorischer Kunst in Mexico-City – Ein transkultureller Beitrag zur frühkindlichen künstlerisch-ästhetischen Bildung

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Aysun Kul (Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung, Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften, Universität Bremen): Professionalisierung in Migrationsverhältnisse(n) – Ein Vergleich des Ausbildungsprozesses von ReferendarInnen mit und ohne Migrationshintergrund

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Manuel Peters (BTU Cottbus / C.v.O. Universität Oldenburg): (Selbst-)Bildungsprozesse in der Migrationsgesellschaft. Eine bildungstheoretische angeleitete Spurensuche

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Sabine Hering (RWTH Aachen, Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Berufspädagogik): Übergänge in der beruflichen Bildung. Eine theoretische und empirische Analyse des Übergangsdispositivs in der Erziehungswissenschaft

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Anja Schwentesisus (Hochschule Magdeburg-Stendal): Divergenzen zwischen Wissen und Handlungen von Erzieher_innen – Potenziale eines triangulativen Designs

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Peter Mall (Pädagogische Hochschule Freiburg i.Br).: Integration von außerschulischer Musikvermittlung in den schulischen Musikunterricht

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Identität / Biografie

Andreas Möllenkamp (Universität Rostock): Musikpraxis und digitale Medien – Über die Einbettung des Computers in Biografien und künstlerische Strategien von Musikern

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Karina Fernandez (Institut für Soziologie der Karl-Franzens Universität Graz): Verlaufsprozesse von Straßenkarrieren Jugendlicher und junger Erwachsener

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Verena Kuglstatter (Universität Zürich): Zur diskursiven Konstruktion von Jugendgewalt. Subjektivierungsformen im Kontext von Jugendgewaltprävention

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Methoden

Andrea Smioski (Wiener Institut für sozialwissenschaftliche Dokumentation und Methodik (WISDOM), Institut für Soziologie der Universität Wien): Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Daten

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Doris Duzevic & Corrie Kirchhoff (Westfälische Wilhelms-Universität, Münster): Reformrezeptionstypen als Schnittpunkt qualitativer und quantitativer Datenanalyse – Versuch einer Triangulation

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Abstracts

Bist du glücklich? Ja. Ich bin zufrieden. – Erkenntnisse zu Glück in Organisationen mittels Grounded Theory Methodologie

Ricarda Rehwaldt, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Ausgangssituation: Der Mensch gilt heute als wichtigste Ressource eines Unternehmens (Kirchler 2005), denn die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens hängt mehr denn je vom Potenzial ihrer MitarbeiterInnen ab. Untersuchungen zeigen einen Zuwachs an psychischen Erkrankungen bei ArbeitnehmerInnen (Prognos; Astor & Steiner 2005; DAK 2009). 2012 waren in Deutschland psychische Störungen für mehr als 53 Millionen Krankheitstage verantwortlich. Bereits 41 Prozent der Frühberentungen haben psychische Ursachen (Lohmann-Laislah 2012). Obwohl der Zusammenhang zwischen Leistung und Befinden auf theoretischer Ebene hinreichend bekannt ist, scheinen bisherige Ansätze offensichtlich nicht oder nicht ausreichend zu einer nachhaltigen Verbesserung innerhalb von Organisationen beigetragen zu haben.

In den letzten Jahren hat sich mit der soziologischen und ökonomischen Glücksforschung (vgl. Kahneman, Diener & Schwarz 2003; Frey & Stutzer 2007) ein Forschungszweig entwickelt, der neue praktische Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastung und psychischem Zustand verspricht

Methode: Die Glücksforschung liefert umfassende empirische Studien, die Entwicklung einer belastbaren Theorie für den Praxisbezug steht jedoch noch aus. Um aufzuzeigen, welche Hürden innerhalb von Organisationen verhindern, dass theoretische Erkenntnisse Anwendung finden, ist es notwendig in der Praxis selbst zu forschen. Diese Arbeit greift deshalb grundsätzlich auf die Grounded-Theory-Methodologie (Glaser & Strauss 1967; Strauss & Corbin 1996; vgl. Mey & Mruck 2011) zurück. Die Grounded-Theory-Methodologie bietet über datenzentriertes Arbeiten bei gleichzeitig hohem Abstraktionsniveau zum einen die notwendige und prüfbare Relevanz der Untersuchung und zum anderen die erforderliche methodische Nachvollziehbarkeit.

Gemäß dem Vorgehen des theoretischen Samplings (Strauss & Corbin 1996) liegen bisher 33 leitfadengestützte Interviews (Gläser & Laudel 2010; Witzel 2000) mit Führungskräften aus Unternehmen mit unterschiedlichen organisationalen Strukturen (wie z.B. Großkonzernen, Unternehmen mit sehr flachen Hierarchien, KMUs sowie öffentlichen Einrichtungen) vor.

Ergebnisse: Die Interviews wurden transkribiert und codiert. Bei der Transkription wurde zugunsten der Lesbarkeit auf eine Kennzeichnung des Sprechverlaufs verzichtet (Flick 2000). Die Codierung erfolgte mit Hilfe der Software MaxQDA und orientiert sich an dem Verständnis von Strauss und Corbin (1996). Nach dem aktuellen Analysestand zeigt sich eine theoretische Relevanz für die Arbeitsaufgabe und die Selbstreflexivität als wesentliche Aspekte für Glück bei der Arbeit.

Diskussion: In der aktuellen Analysephase ist es noch zu früh, um endgültige Ergebnisse zu präsentieren, zumal die Prinzipien der Grounded-Theory-Methodologie eine verfrühte Formulierung ablehnt. Auffällig ist bisher die fehlende theoretische und sprachliche Differenzierung der Begrifflichkeiten „Arbeitszufriedenheit“ und „Glück im Arbeitskontext“. Es scheint notwendig die Konzepte Arbeitszufriedenheit und Glück im organisationalen Kontext exakt zu trennen.

Kontakt: ricardarehwaldt@gmail.com

Literatur

  • Prognos AG.; Astor, Michael & Steiner, Michael (2005). Work-Life-Balance als Motor für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Stabilität. Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte–Zusammenfassung der Ergebnisse, im Auftrag des BMFSFJ,Berlin.
  • DAK (2009). Gesundheitsreport 2009 – Doping am Arbeitsplatz.
  • Flick, Uwe (2000). Qualitative Forschung – Theorie, Methoden, Anwendungen in Psychologie und Sozialwissenschaften Reinbek: Rowohlt.
  • Frey, Bruno & Stutzer, Alois (Hrsg) (2007). Economics and psychology: A promising new cross-disciplinary field (S.286). London: MIT Press.
  • Glaser, Barney G. & Strauss, Anselm L. (1967). The discovery of Grounded Theory: Strategies for Qualitative Research, New York.
  • Kahneman, Daniel; Diener, Ed & Schwarz, Norbert (Hrsg.) (2003). Well-being: The foundations of hedonic Psychology. New York: Russell Sage Found.
  • Kirchler, Erich (2005). Arbeits- und Organisationspsychologie. Wien. UTB.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2011). Grounded Theory Reader (2. akt. Und erw. Auflagen). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Strauss, Anselm & Corbin, Juliet (1996). Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union.
  • Lohmann-Haislah, Andrea (2012). Stressreport 2012 – Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview [25 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228.

Diffusionswege von gehobenen Verbesserungspotentialen

Sebastian Ihrig; TU München, Lehrstuhl für Unternehmensführung

Ausgangspunkt: Ziel des Vorhabens ist es herauszufinden, warum der Erfolg von innerbetrieblicher kontinuierlicher Verbesserungsarbeit häufig nicht ausgewiesen werden kann (Kamprath & Rögllinger 2011), obwohl die beteiligten Bereiche meist vom Erfolg ihrer Arbeit überzeugt sind (Bernet & Nentel 2010). Dieses Phänomen soll als „Diffusion von Verbesserung“ verstanden werden; hierbei sei auf eine klare Abgrenzung zur Theorie der Diffusion aus der Innovationsforschung hingewiesen (Rogers 1995). Vielmehr soll dieser Begriff die Beobachtung aus der Unternehmenspraxis mit einem natursprachlichen Begriff belegen. Das Thema weist hohe Relevanz auf (Faust 2009; Fehr, Sauber, Bader, Schmidt & Völker2011): Programme zur kontinuierlichen Verbesserung haben, insbesondere in indirekten, also allen „nicht produzierenden“, Bereichen, stark an Bedeutung gewonnen (Deiwiks, Faust, Becker & Niemand 2008), während die Frage nach einem „Gold Standard“ zur nachhaltigen Erfolgs-Sicherstellung nicht beantwortet werden kann.

Forschungsfrage: Welche Faktoren bestimmen den Aspekt der Diffusion von Verbesserungspotenzialen im Rahmen innerbetrieblicher Verbesserungsprojekte in indirekten Bereichen?

Methodik: Nach der Identifikation des Phänomens der „Diffusion“ wurde dieses in den theoretischen Hintergrund eingeordnet und darauf aufbauend ein Leitfaden entwickelt. Dieser fand im Rahmen von halbstrukturierten Expert(inn)eninterviews Verwendung (Littig 2011). Diese wurden transkribiert, um darauf aufbauend Kategoriensysteme  zu entwickeln, die eine Analyse des Gemeinsamen über die Interviews hinweg ermöglichen (Meuser & Nagel 2005).

Material: Zur Untersuchung konnte ein Werk in der Automobilzulieferindustrie gewonnen werden. Es wurden 18 Interviews, strukturiert nach sechs Projekten aus drei indirekten Bereichen geführt. Zu jedem Projekt wurden drei Expert(inn)en auf unterschiedlichen Hierarchiestufen interviewt.

Arbeitsstand: Die Auswertung der Interviews orientiert sich an der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2000). Die Erstellung des Kategoriensystems ist von einem gemischt deduktiv/induktiven Vorgehen geprägt. Als Oberkategorien fungieren Elemente des Leitfadens, Unterkategorien sind aus dem Material abgeleitet. Um die Aussagen der Experten zu analysieren wird sich einer von Gläser und Laudel (2010) entwickelten Systematik bedient, welche eine Gliederung der Erkenntnisse in Ursachen-, Sach- und Wirkungsdimension vorsieht.

Anliegen der Posterpräsentation: Von besonderem Interesse für die Diskussion im Rahmen der Postersession ist neben der allgemeinen kritischen Reflexion des Vorgehens, der Austausch über die Möglichkeiten zur Erhöhung des Analyseniveaus bei der Untersuchung von Betriebswissen.

Kontakt: Sebastian.Ihrig@tum.de

Literatur

  • Bernett, Rick & Nentel, Nancy (2010). Opinions and expectations about continuous improvement programs. Journal for Quality & Participation, 32 (4), 35–38.
  • Deiwiks, Jochen; Faust, Peter; Becker, Hans-Helmut & Niemand, Stefan (2008). Lean im indirekten Bereich. Leitlinien, Methoden und Erfolgsfaktoren. Zeitschrift Führung und Organisation, 77 (6), 402–411.
  • Faust, Peter (2009). Zweite Lean-Welle – Die Sieben Thesen. Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb, 104 (3), 157–163.
  • Fehr, Sebastian; Sauber, Kay; Bader, Helge; Schmidt, Thorsten & Völker, Michael (2011). Integration eines Ganzheitlichen Produktionssystems im indirekten Bereich. Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb, 106 (10) , 711–715.
  • Gläser, Jochen & Laudel, Grit (2010). Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Kamprath, Nora & Röglinger, Maximilian (2011). Ökonomische Planung von Prozessverbesserungsmaßnahmen – Ein modelltheoretischer Ansatz auf Grundlage CMMI-basierter Prozessreifegradmodelle. Proceedings of the 10th International Conference on Wirtschaftsinformatik, 109–118.
  • Littig, Beate (2011). Interviews mit Experten und Expertinnen. In Maschke & Stecher (Hrsg.), Enzyklopädie Erziehungswissenschaft. Weinheim: Juventa.
  • Meuser, Michael & Nagel, Ulrike (2005). ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig bedacht. In Alexander Bogner, Beate Littig & Wolfgang Linz (Hrsg.), Das Experteninterview. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse [28 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(2), Art. 20, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0002204
  • Rogers, Everett M. (1995). Diffusion of innovations. New York: Free Press.

Subjektive Wahrnehmung und Akzeptanz von Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen –Triangulation als Instrument zur Erforschung von subjektiven Wahrnehmungen

Gabriel Bartl, Freie Universität Berlin

Ausgangspunkt: Die Wahrnehmung von Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen und deren Akzeptanz ist ein Ausschnitt aus dem Problemkomplex zunehmend technisierter und überwachter öffentlicher Räume, dem sich der sozialwissenschaftliche Teil des BMBF-Projektes SAFEST widmet. Basierend auf der Sichtweise, dass der Flughafen eine potenziell gefährdete Verkehrsinfrastruktur darstellt, ist es das Ziel des Gesamtprojektes ein umfassendes sensorbasiertes Gefahrenerkennungs- und Krisenmanagementsystem bereit zu stellen, das einerseits Massenpaniken präventiv begegnet und andererseits das unbefugte Betreten auf das Gelände des Flughafens verhindert. Die sozialwissenschaftliche Begleitforschung beleuchtet, wie aus der Perspektive der FlughafennutzerInnen die Maßnahmen, die für ihren Schutz konzipiert wurden, wahrgenommen und unter welchen Bedingungen sie akzeptiert werden.

Forschungsfrage: Was sind elementare Faktoren/Dimensionen für die Wahrnehmung von Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen und wie verhalten sich diese zueinander?

Methodik: Subjektive Wahrnehmungen sind vergleichsweise abstrakte und nicht unmittelbar zu erfassende Konstrukte. Für die Erforschung der Wahrnehmung von Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen werden daher verschiedene methodische Zugänge gewählt. Da zwischen qualitativen und quantitativen Methoden mehr Überlappungen als Unterschiede existieren (Hammersley 1992), ist es gewinnbringend ein Phänomen anhand gemischter methodischer Zugänge im Sinne einer Methodentriangulation (Denzin 1970; Flick 2004; Kelle 2008)) von mehreren Seiten zu beleuchten. Die Tatsache, dass quantitative Methoden Zusammenhänge auf statistischer Basis zwar ermitteln, diese aber nicht kausal ergründen können, macht qualitative Ansätze unverzichtbar. Denn die zugeschriebene Sinnhaftigkeit von sozialem Handeln – und dem Handeln vorgelagerten Einstellungen und Wahrnehmungen (vgl. Van Deth & Scarbrough 1995) – kann nur auf diese Weise erforscht werden.

Der Aufbau des Forschungsdesigns folgt folgender Logik:

  1. Experteninterviews: Technische und soziale Aspekte von Sicherheits-maßnahmen am Flughafen werden aus Expertenperspektive (Meuser & Nagel 1991) erörtert
  2. 10-15 Problemzentrierte Interviews mit Flugpassagieren: Explorativer, problemzentrierter Zugang (vgl. Witzel 2000; Witzel & Reiter 2012) zu Wahrnehmungsdimensionen
  3. Darauf aufbauend: Konstruktion eines standardisierten Fragebogens, der eine quantitative Analyse (mittels multivariater Analysemethoden) ermöglicht (N= mind. 300); die Interpretation der quantitativ ermittelten Ergebnisse wird schließlich auf die problemzentrierten Passagierinterviews rückbezogen.

Ergebnisse: Das Poster zeigt erste Ergebnisse des sozialwissenschaftlichen Forschungsteils des Projektes SAFEST. Im Rahmen der Experteninterviews wurden, neben einer Thematisierung von technischen Anforderungen an das zu entwickelnde Sensorsystem, Wahrnehmungsdimensionen von Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen herausgearbeitet. Aus Expertensicht sind in der Wahrnehmung der Flugpassagiere z.B. folgende Dimensionen relevant: Tiefe des Eingriffs in die Privatsphäre, Angemessenheit/Sinnhaftigkeit der Maßnahme, zeitlicher Aufwand, (Un-)Gleichbehandlung, Kosten, Transparenz, Sichtbarkeit der Maßnahme und Ausstrahlung des Sicherheitspersonals. Ob sich diese Experteneinschätzungen mit den subjektiven Wahrnehmungen der Passagiere decken, wird sich im nächsten Schritt des Projektes zeigen.

Diskussion: Ob die innerhalb der Experteninterviews extrahierten „objektiven“ Wahrnehmungs-dimensionen mit den Wahrnehmungen der Passagiere vergleichbar sind, wird sich im nächsten Schritt des Projektes zeigen. Theoretischer Hintergrund dieses Vergleichs ist die sogenannte Experten-Laien-Differenz (vgl. Tversky & Kahneman 1974; Douglas 1985; Slovic 2000), welche eine Diskrepanz zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiver Gefährdung postuliert: „Die Risiken, die Menschen ängstigen und empören, sind nicht unbedingt die Risiken, an denen sie (statistisch gesehen) am häufigsten sterben“ (Schütz & Peters 2002, S.40). Daraus lässt sich schließen, dass die Kriterien zur Bewertung von Gefahren und Bedrohungen offensichtlich nicht rationalen Charakters sind und auf stochastischen Risikoabschätzungen beruhen.

Anliegen der Posterpräsentation: Das Forschungsvorhaben zielt insgesamt darauf ab, die subjektiven Wahrnehmungen von Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen zu untersuchen, wobei sich die Frage darauf konzentriert, ob hierbei spezifische Wahrnehmungsmuster greifen, die intersubjektiv eine Rolle spielen. Das Poster dient hierbei einer Darstellung des Zwischenstands des Forschungsprojekts SAFEST, wobei v.a. die Ergebnisse von Interviews mit Sicherheitsexperten des Flughafens BER im Vordergrund stehen.

Kontakt: gabriel.bartl@fu-berlin.de

Literatur

  • Denzin, Norman K. (1970). The research act. A theoretical introduction to sociological methods. Chicago: Aldine.
  • Douglas, Mary (1985). Risk acceptability According to the social sciences. New York: Russell Sage Foundation.
  • Flick, Uwe (2004). Triangulation. Wiesbaden: VS-Verlag.
  • Hammersley, Martyn (1992). Deconstructing the qualitative–quantitative divide. In Julia Brannen (Hrsg.), Mixing methods: Qualitative and quantitative research (S.39-55). London: Avebury.
  • Kelle, Udo (2008). Die Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der empirischen Sozialforschung. Grundlagen und methodologische Konzepte (2. Auflage). Wiesbaden: VS-Verlag.
  • Meuser, Michael & Nagel, Ulrike (1991). ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In Detlef Garz & Klaus Kraimer. (Hrsg.), Qualitativ-empirische Sozialforschung (S.441-471). Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Schütz, Holger & Wiedemann, Peter (2003). Risikowahrnehmung in der Gesellschaft. Bundesgesundheitsblatt- Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 46 (7), 549-554.
  • Slovic, Paul (Hrsg.) (2000). The perception of risk. Virginia: Earthscan.
  • Tversky, Amos & Kahneman, Daniel (1974). Judgment under uncertainty: Heuristics and biases. Science, 185, 1124-1131.
  • Van Deth, Jan W. & Scarbrough, Elinor (1995). The concept of values. In Jan W. Van Deth & Elinor Scarbrough (Hrsg.), The impact of values. Beliefs in Government Series (Band 4, S. 21-47). Oxford: Oxford University Press.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 1, Art. 22. http://nbn-resolving. de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228.
  • Witzel, Andreas & Reiter, Herwig (2012). The problem-centered interview. London: Sage.

Vignetten als Ergebnisse? Partizipative qualitative Forschung zu Geschlechtersensiblem Umgang mit Menschen mit Demenz

Elisabeth Reitinger, IFF – Palliative Care und OrganisationsEthik, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt-Wien-Graz in WienForschungsteam: Erich Lehner, Doris Lindner, Elisabeth Wappelshammer, Katharina Heimerl, IFF – Palliative Care und OrganisationsEthik, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt-Wien-Graz in Wien

Forschungskontext: Immer mehr Menschen, vor allem hochbetagte, leiden an einer Demenz (Gronemeyer 2013, Kojer & Schmidl 2011; Small, Froggatt & Downs 2007). Für eine person-zentrierte Kommunikation sind auch geschlechterspezifische Lebensgeschichten von Frauen und Männern mit Demenz zentral. Geschlechtersensibilität in Organisationen erfordert neben individuellen Kompetenzen auch Reflexionen von „Doing Gender“ in Beziehungen und von Geschlechterverhältnissen unserer Gesellschaft (Backes 2007; Bauer & Gröning 2008, Heimerl, Reitinger & Eggenberger 2011).

Ausgangspunkt: Vor diesem Hintergrund führten wir ein Forschungsprojekt zu Fragen nach geschlechtersensiblem Umgang mit Menschen mit Demenz in Gesundheits- und Sozialeinrichtungen in Österreich im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Gesundheit durch.

Forschungsfragen:

  • Welche Möglichkeiten gibt es für Professionelle in Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, Geschlechtersensibilität im Umgang mit Menschen mit Demenz zu entwickeln?
  • Was bedeutet geschlechtergerechte Organisationkultur und wie kann sie beobachtet werden?

Methodik: Orientiert am Forschungsansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (von Unger 2012) arbeiteten wir in einer qualitativen Studie mit Organisationen aus drei Settings zusammen: Langzeitpflegeeinrichtung, Akutkrankenhaus, ambulante Pflege und Betreuung. Sieben Fokusgruppen mit interdisziplinären Betreuungs- und Pflegeteams sowie zehn ExpertInneninterviews mit Leitungskräften wurden in vier Bundesländern in Österreich durchgeführt. Die Auswertung erfolgte in einem mehrstufigen Verfahren: Aufbauend auf individuellen inhaltlich reduktiven Analysen nach Siegfried Lamnek (2005) ko-konstruierten wir im interdisziplinären Forschungsteam Kernthemen der Erzählungen (Dausien 2006). Diese wurden im Dialog mit PraxispartnerInnen und Gender-ExpertInnen validiert. Anhand dieser Themen und auf Basis der zugrundeliegenden Erzählungen formulierten wir im Forschungsteam beispielgebende Vignetten, um Wiedererkennungen von wörtlichen Zitaten – trotz Anonymisierung – in Veröffentlichungen auszuschließen.

Ergebnisse: Als Erzählungen zu geschlechtersensiblem Umgang mit Menschen mit Demenz konnten formuliert werden: 1) „Doing Gender“ in Betreuungsbeziehungen, 2) Würde, Wertschätzung und Intimität, 3) Erotische Anziehung und Tabuthema Sexualität, 4) Familiendynamiken und 5) Interkulturelle Beziehungen.

Themen aus dem Alltag im Team und zu Geschlechtergerechtigkeit in Organisationen umfassten: 1) Gemischtgeschlechtliche Teams, 2) Kommunikation und Arbeitsteilung, 3) Rahmenbedingungen und Strukturen: Arbeitszeit, Karenz und Bezahlung sowie 4) Räume und Wege.

Diskussion und Anliegen der Posterpräsentation: Die methodischen Überlegungen und forschungsethischen Fragen in der Auswertung und Publikation von Ergebnissen in partizipativen Forschungsprojekten sollen präsentiert und diskutiert werden.

Kontakt: elisabeth.reitinger@aau.at

Literatur

  • Backes, Gertrud (2007). Geschlechter – Lebenslagen – Altern. In Ursula Pasero, Gertrud Backes & KlausSchroeter (Hrsg.), Altern in Gesellschaft. Ageing – Diversity – Inclusion (S.151-183). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Bauer, Annemarie & Gröning, Katharina (Hrsg.) (2008). Gerechtigkeit, Geschlecht und demografischer Wandel. Frankfurt am Main: Mabuse.
  • Dausien, Bettina (2006). Repräsentation und Konstruktion. Lebensgeschichte und Biographie in der empirischen Geschlechterforschung. In Sabine Brombach & Bettina Wahrig (Hrsg.), LebensBilder. Leben und Subjektivität in neueren Ansätzen der Gender Studies (S.179-211). Bielefeld: transcript.
  • Gronemeyer, Reimer (2013). Das 4. Lebensalter: Demenz ist keine Krankheit. München: Pattloch.
  • Heimerl, Katharina; Reitinger, Elisabeth & Eggenberger, Eva (2011). Frauen und Männer mit Demenz. Handlungsempfehlungen zur personzentrierten und gendersensiblen Kommuniation mit Menschen in Gesundheits- und Sozialberufen. Wien: Bundesministerium für Gesundheit.
  • Kojer, Marina; Schmidl, Martina (Hrsg.)(2011). Demenz und Palliative Geriatrie in der Praxis. Heilsame Behandlung unheilbar dementer Menschen. Wien: Springer.
  • Lamnek, Siegfried (2005). Qualitative Sozialforschung. Lehrbuch. 4. Auflage. Weinheim: Beltz-PVU.
  • Small, Neil; Froggatt, Katherine & Downs, Murna (2007). Living and dying with dementia. Dialogues about palliative care. Oxford: Oxford University Press.
  • von Unger, Hella (2012). Partizipative Gesundheitsforschung: Wer partizipiert woran? [79 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 13(1), Art. 7, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs120176.

Aufmerksamkeitskoordination im Alltagsgespräch unter mediatisierten Bedingungen

Julia Schleisiek; Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft, Universität Mannheim

Forschungskontext: Das Forschungsvorhaben wird im Rahmen des DFG-Projektes „Mediatisierte Gespräche. Alltagskommunikation heute“ realisiert. Mit Hilfe der ethnomethodologischen Konversationsanalyse wird der Frage nachgegangen, wie sich die Koordination der Aufmerksamkeit unter den heutigen mediatisierten Kommunikationsbedingungen gestaltet. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Rekonstruktion der routinierten Praktiken und Manöver, mit denen die InteraktionsteilnehmerInnen ihre Aufmerksamkeit wechselseitig koordinieren. Ziel ist es, grundlegende normative Handlungsorientierungen im Umgang mit mobilen Medientechnologien im Alltag zu identifizieren.

Ausgangspunkt: Die Koordination von Aufmerksamkeit kann für die InteraktionsteilnehmerInnen eine heikle Angelegenheit darstellen, denn die Zuwendung bzw. Abwendung von Aufmerksamkeit ist mit sozialer Anerkennung verbunden und „hat den Charakter einer Bevorzugung, einer Auszeichnung. Die Abwendung des Interesses ist das entsprechende Negativum, es wird etwas abgewiesen, hintenangesetzt“ (Husserl 2004, S.115). Des Weiteren ist Aufmerksamkeit zu einer „knappen Ressource“ geworden und erhält dadurch eine hohe soziale Bedeutung (vgl. Franck 1998, S. 50). Was nicht zuletzt dem Einzug der mobilen Medien in unseren Alltag geschuldet ist, da nun vermehrt Situationen entstehen, die eine zeitgleiche Zuwendung unserer Aufmerksamkeit verlangen (der Gesprächsteilnehmer erhält eine SMS; das Handy klingelt).

Forschungsfragen: Im Vordergrund steht die Frage, wie wir es schaffen, unter den heutigen mediatisierten Kommunikationsbedingungen unsere Aufmerksamkeit wechselseitig zu organisieren. Wie gehen TeilnehmerInnen eines informellen Interaktionsgeschehens damit um, wenn mehrere aufmerksamkeitsinitiierende Ereignisse gleichzeitig eine Zuwendung der Aufmerksamkeit verlangen? Entstehen dabei zwangsläufig Aufmerksamkeitskonflikte oder ggf. Störungen des Interaktionsgeschehens?

Methodik: Datenmaterial sind Audio- und Videoaufzeichnungen von natürlichen und informellen Gesprächssituationen, die nach GAT transkribiert und mit Hilfe der ethnomethodologischen Konversationsanalyse (vgl. Bergmann 2003) betrachtet werden.

Anliegen der Posterpräsentation: Diskutiert werden sollen konzeptionelle Fragen, der Einsatz der Videokamera und die Anonymisierung der Daten.

Kontakt: schleisiek@uni-mannheim.de
http://mkw.uni-mannheim.de/prof_dr_angela_keppler/julia_schleisiek/index.html

Literatur

  • Bergmann, Jörg (2003). Konversationsanalyse. In Uwe Flick & Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (S.524-537). Reinbek: Rowohlt.
  • Franck, Georg (1998). Ökonomie der Aufmerksamkeit. München: Hanser.
  • Husserl, Edmund (2004). Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Husserliana, Bd. 38, Dordrecht: Springer.

Kulturvergleich und Grounded Theory? – Gerechtigkeit am Arbeitsplatz in Deutschland und Ägypten

Kea S. Brahms, Universität Koblenz-Landau

Forschungskontext: Kulturvergleichende Gerechtigkeitsforschung ist an der Schnittstelle von Sozial-, kulturvergleichender und Arbeits- und Organisationspsychologie angesiedelt.

Ausgangspunkt: Ausgangspunkt der Arbeit ist eine gewisse Orientierungslosigkeit im Forschungsfeld. Bisherigen Erkenntnisse gehen kaum über die Aussage hinaus, dasses zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen Unterschiede im Gerechtigkeitserleben zu geben scheint (vgl. Kazemi & Törnblom 2008). In der Literatur wird diese fehlende Systematik häufig durch einen Mangel an Theorie begründet, die den Einfluss von „Kultur“ auf Gerechtigkeitsprozesse erklären und der Forschung eine Richtung geben würde. Zudem leidet das Forschungsfeld unter dem Einsatz eines sehr einseitigen Methodenparadigmas – kulturvergleichende Gerechtigkeitsforschung wird fast ausschließlich quantitativ betrieben.

Forschungsfragen: Ziel dieser Studie ist durch den Einsatz qualitativer Methoden einen Beitrag zur Theoriebildung und methodischen Vielfalt im Forschungsfeld zu leisten. Dabei sollen folgende Fragen beantwortet werden: Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen in Bezug auf Konzeption, Bedingungen und Folgen von Gerechtigkeitserleben am Arbeitsplatz zwischen Deutschland und Ägypten? Und wie können mögliche Unterschiede erklärt werden?

Methodik: Diesen Fragen wird unter Einsatz der Grounded-Theory-Methode (GTM; Strauss & Corbin 1990; vgl. Mey & Mruck 2011) nachgegangen. Obschon die Literatur bisher kaum systematische Auseinandersetzungen mit GTM und Kulturvergleich kennt, sprechen zahlreiche Argumente für einen solchen Einsatz. Zunächst scheinen beide nur bedingt kompatibel. So besteht beispielsweise ein Widerspruch zwischen dem Prinzip der theoretischen Offenheit und der a priori-Festlegung einer relevanten Vergleichsdimension. Im Rahmen der Studie werden Modifikationen vorgeschlagen, die eine Zusammenführung von GTM und Kulturvergleich dennoch ermöglichen.

Anliegender Posterpräsentation: Bei der Postersession sollen die Realisierbarkeit des Einsatzes von GTM in kulturvergleichenden Studien sowie die von der Autorin vorgenommenen Änderungen am Verfahren der GTM (u.a. Konstruktion eines kulturvergleichende und kulturpsychologische Perspektiven berücksichtigenden paradigmatischen Modells; Anpassung des Erhebungs- und Auswertungsprozesses durch zunächst kontextinterne Erhebung und Generierung kulturspezifischer Kategorien bei späterer Integration der Zwischenergebnisse und kontextübergreifender Fortsetzung der Erhebungs- und Auswertungsarbeit), ihre Implikationen für die Qualität der Ergebnisse und mögliche Alternativen diskutiert werden.

Kontakt: kea.brahms@fu-berlin.de

Literatur

  • Kazemi, Ali & Törnblom, Kjell (2008). Social psychology of justice: Origins, central issues, recent developments, and future directions. Nordic Psychology, 60 (3), 209-234.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (Hrsg.) (2011). Grounded Theory Reader (2. überarb. u. erweiterte Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Strauss, Anselm L. & Corbin, Juliet (1990). Basics of qualitative research: Techniques and procedures for developing grounded theory. Thousand Oaks, CA: Sage.

Netzbasierte digitale Kunst als politischer Handlungsraum. Eine Bewertung ihrer Chancen in Zeiten der Digitalisierung und des wirtschaftlich-sozialen Wandels.

Antje Winkler, Technische Universität Dresden

Ausgangspunkt: Ich möchte das ästhetische und politische Potenzial von netzbasierten digitalen künstlerischen Arbeiten unter Berücksichtigung der jeweiligen künstlerischen Positionen untersuchen. Ich nehme an, dass das zeitgenössische Kunstfeld an der Schnittstelle zu Technologie gesellschaftlich relevante Motive vertritt und diese in ihre künstlerische Praxis überführt. Ausgehend von den Künstler_innen bedingen diese Motive ihr jeweiliges künstlerisches Handeln, welches in einer theoretischen Aufschlüsselung von ästhetischen Strategien Darstellung finden soll.

Theoretischer Rahmen: Um zeitgenössische Kunst in Auseinandersetzung mit digitaler netzbasierter Technologie als kritischen Kommentar, gesellschaftspolitischen Handlungs- oder Wirkungsraum vor dem Hintergrund des digitalen Zeitalters und des wirtschaftlich-sozialen Wandels, signifikant durch Abbau des Wohlfahrtsstaates oder den Ausbau von Konzepten der „inneren Sicherheit“ (Überwachungskameras, Vorratsdatenspeicherung, „Bundestrojaner“) zu bewerten, müssen Aspekte des ästhetischen Potenzials künstlerischer Arbeiten unter Berücksichtigung von Künstler_innen-Positionen dargestellt werden. Mit dem Rückgriff auf kunsthistorische Tendenzen von Kunst und Politik (Kube Ventura, 2002; Frohne & Held, 2007)werden Relationen und Widersprüche benannt, um eine gegenwartsbezogene Aussage über den Kunstbegriff treffen zu können. Qualitative Zugänge können einen Beitrag zur künstlerischen Reflexion und Darstellung der gesellschaftlichen Verfasstheit im digitalen Zeitalter leisten, indem sie diese individuellen und ästhetischen Strategien erfassen.

Forschungsfragen: Was ist das politische Potenzial netzbasierter digitaler Kunst? Welche künstlerischen Strategien der Kritik nutzt netzbasierte digitale Kunst? Wie eröffnet netzbasierte digitale Kunst kritische sowie kollektive Denk- und Handlungsräume?

Methodisches Vorgehen: Dem Prinzip der Offenheit (GTM) folgend, habe ich bisher versucht das Feld der zeitgenössischen Kunst mit digitaler Technik zu sichten, um mir einen Überblick über die facettenreichen künstlerischen Zugänge und Verfahrensweisen zu eröffnen. Demnach wurden nach der GTM halbstrukturierte leitfragengestützte Interviews entwickelt, welche kontinuierlich fortgeführt werden (Glaser &Strauss, 1998; Helfferich, 2005; Kruse 2011)Mit vier Künstler_innen im internationalen Kontext konnten diese Gesprächsleitfäden erprobt und kritisch überprüft werden. Durch die Berücksichtigung von mehrdimensionalen, konjunktiven Erfahrungsräumen werden in die Analyse Diskurse und Strukturen einbezogen, die die Haltung und Handlung von Künstler_innen beeinflussen.

Anliegen der Posterpräsentation: Aktuell habe ich bereits vier leitfadengestützte Interviews mit Künstler_innen geführt. Die transkribierten Interviews wurden offen gesichtet und deuten auf gesellschaftspolitisch motiviertes Handeln.

Das Hauptanliegen der Posterpräsentation ist eine kritische Methoden-Diskussion und Überprüfung meines bisherigen Methodenansatzes – zum einen in der Feldbegehung und zum anderen in der Auswertung des Materials. Ein weiterer relevanter Diskussionspunkt ist die Analyse der künstlerischen Arbeiten, um deren Ästhetisches wie politisches Potenzial sichtbar zu machen. Die Haltungen der teilweise gesellschaftskritischen Künstler_innen soll kritisch diskutiert werden, um neue Zugänge zu zeitgenössischer Kunst mit politischem Potenzial aufzuzeigen. Hieran schließt sich die Bewertung ihrer Chancen und der Versuch Orientierungspunkte für die Gegenwartsgesellschaft im Umgang mit Kunst und Technologie festzustellen an.

Kontakt: anewinkl@gmx.de

Literatur

  • Frohne, Ursula & Held, Jutta (Hrsg.) (2007). Kunst und Politik: Jahrbuch der Guernica-Gesellschaft, Bd 9, Schwerpunkt: Politische Kunst heute
  • Glaser, Barney G. & Strauss, Anselm L. (1998): Grounded Theory: Strategien qualitativer Forschung. Bern Huber
  • Helfferich, Cornelia (2005): Die Qualität qualitativer Daten: Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. Wiesbaden. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kruse, Jan (2011, Oktober): Reader „Einführung in die Qualitative Interviewforschung“, Freiburg (Bezug über: www.qualitative-workshops.de)
  • Strauss, Anselm L. (1991): Grundlagen qualitativer Sozialforschung: Datenanalyse und Theoriebildung in der empirischen und soziologischen Forschung. Stuttgart: UTB.

Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik messen. Evaluationen als kulturpolitisches Steuerungsinstrument im Bereich „Kultur und Entwicklung“ – ihre Möglichkeiten und Grenzen“

Jennifer Emmrich; Universität Hildesheim/Institut für Kulturpolitik

Forschungskontext: Die Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Erarbeitung und Reflexion von Anforderungen an ein Evaluationskonzept im Bereich „Kultur und Entwicklung“ der Auswärtigen Kulturpolitik. Mit dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, aus wissenschaftlicher Sicht Kriterien für die Evaluation von bilateralen Kunstprojekten im Bereich „Kultur und Entwicklung“ zu entwickeln und Möglichkeiten und Grenzen von Evaluationen als Instrument der kulturpolitischen Steuerung herauszuarbeiten. Dies geschieht vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen und den gegenwärtigen Herausforderungen des außenpolitischen Handlungsfelds im beginnenden 21. Jahrhundert.

Forschungsfragen: Welche Eigenschaften müsste ein Evaluationskonzept erfüllen, das den theoretischen und praktischen Anforderungen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) gerecht wird? Welche Möglichkeiten und Grenzen ergeben sich für Evaluationen als kulturpolitisches Steuerungsinstrument?“

Unterfragen: Welche Funktionen werden den künstlerischen Projekten im Bereich Kultur und Entwicklung zugeschrieben? Welche Wirkungen können diese Projekte entfalten? Wie werden diese Wirkungen aktuell gemessen? Welche Anforderungen an die Evaluation der AKBP lassen sich theoretisch herleiten? Welche Anforderungen haben die Akteure der AKBP an Evaluationen? Wie können diese Evaluationen auf Basis der entstanden Erkenntnisse erweitert werden?

Methodologie: Es wird zweigleisig vorgegangen und sowohl ein theoretischer, als auch ein empirischer Zugang gewählt. Die besonderen Anforderungen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) werden zum einen systematisch theoretisch hergeleitet (Heuristik); zum anderem werden die Anforderungen, die als explizites bzw. implizites Wissen bei den Akteuren der AKBP vorhanden sind, mittels qualitativer Forschung identifiziert. Der Forschungsprozess adaptiert Elemente der Interpretativen Sozialforschung (Froschauer 2009; Lueger 2010) und der Grounded-Theory-Methodologie (Mey & Mruck 2011) unter Einbeziehung der (Theorien-)Triangulation (Flick 2008).

Diskussion und Anliegen der Posterpräsentation: Ist die von mir vorgenommene Methodenadaption in Bezug auf meine Fragestellung nachvollziehbar?

Kontakt: jennifer.emmrich@gmail.com

Literatur

  • Uwe Flick (2008). Triangulation. Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Froschauer, Ulrike & Lueger, Manfred (2009). Interpretative Sozialforschung. Der Prozess. Wien : facultas.wuv, UTB
  • Lueger, Manfred (2010). Interpretative Sozialforschung. Die Methoden. Wien : facultas.wuv, UTB
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (Hrsg.) (2011).Grounded Theory Reader (2. erw. Auflage) Wiesbaden: VS-Verlag.

Handlungsräume partizipatorischer Kunst in Mexico-City – Ein transkultureller Beitrag zur frühkindlichen künstlerisch-ästhetischen Bildung

Antonia Hensmann, Universität Bremen

Forschungskontext: Eine Form zeitgenössischer partizipatorischer Kunst ermöglicht den Betrachtenden, in der Entstehung des Werkes zu Mitgestaltern zu werden („inventive art participation“, Brown 2006). Vorschulkinder werden dabei selten bedacht, obwohl es in der Frühpädagogik gilt, Lernende weniger als Empfangende von Bildungsabsichten, sondern als Beteiligte von Situationen anzusehen (Schäfer 2011), und kulturelles Wissen über ein In-Beziehung-Setzen der Akteure entsteht (Dahlberg 2004).

Die Studie thematisiert zwei besondere partizipatorische Kunst-Projekte: „Carnaval de Basura“ (Karneval des Mülls) von Eduardo Abaroa (Universidad Nacional Autónoma de México 2010) und „Soziale(s) Plastik“ von Gerhard Baer (Goethe-Institut 2011). Vor dem Hintergrund der lokalspezifischen Müllproblematik in Mexiko-Stadt initiieren die Künstler neue Recycling-Netze rund um ausgesuchten Plastikmüll (Hensmann 2013); Vorschulkinder und PädagogInnen sind an Materialsammlung und -gestaltung beteiligt; Abaroa und Baer begeben sich mit ihrem prozessualen Werk in den offen konzipierten Kreativraum einer frühkindlichen Bildungsinstitution.

Theoretisch nimmt der transkulturell angelegte Beitrag einen interaktionistischen Standpunkt ein. Er knüpft an die frühkindliche Bildungsforschung und die Kunstwissenschaft/-pädagogik an. Um diese Kunst zu beschreiben, sind u.a. zu berücksichtigen: die Verschiebungen zwischen Rezipienten- und Produzentenrollen; das Spannungsgefüge zwischen Involviert-Werden und Freiwilligkeit; das Entstehen einer vorübergehenden „Wir“-Struktur (Milevska 2006; Sturm 2009). So nimmt die Arbeit die Interaktion besonders in den Blick und ergänzt aktuelle Studien aus der Fach-Perspektive (z.B. Remsperger 2011).

Forschungsfragen: Welche spezifischen Handlungsräume bieten die zwei partizipatorischen Kunstwerke für die frühkindliche Bildung? Im Detail: Wie involvieren die Künstler die Beteiligten auf institutioneller Ebene; welche gemeinsamen Handlungsstrukturen ergeben sich? Welche Routinen des Kreativraumes werden durch die Werke vorübergehend verändert? Auf welche Weise wird in den mikro-interaktiven Handlungsräumen künstlerisch-ästhetisches Handeln initiiert; welche besonderen Interaktionsformen zeigen sich?

Methodik: Ein Multiple-Method-Design kombiniert kunstwissenschaftliche Beschreibung, ethnografische Datenerhebung, strukturierende qualitative Inhaltsanalyse (Schreier 2012) und eine umfassende Reflexion des Forschendenhandelns (Breuer, Mey & Mruck 2011). Die partizipatorischen Werke konstituieren je einen Fall, das alltägliche Geschehen im Kreativraum bildet die Vergleichsebene. Feld-, Gesprächsprotokolle und Videografien gehen in die Auswertung ein. Das Sample der Mikro-Analyse bezieht sich auf fünf ca. einstündige Handlungseinheiten pro Fall.

Erste Ergebnisse: Die partizipatorischen Kunstwerke bieten im Kindergarten Handlungsräume, die Routinen kurzzeitig auflösen, das gestalterische Potenzial der Vorschulkinder zum Erscheinen bringen und sich in der Struktur von den alltäglichen Handlungsräumen des Ortes unterscheiden. Das Prinzip Beteiligung zieht sich bis in den mikro-interaktiven Bereich. Momente geteilter Aufmerksamkeit, gemeinsamen Handelns künstlerische „social practice“ (vgl. Hensmann 2012), unerwartete Lernprozesse und von „Diversität“ gekennzeichnete Gestaltungen sind zu beobachten.

Anliegen für die Präsentation: Das Poster stellt meine Studie vor und veranschaulicht Charakteristika der partizipatorischen Kunstprojekte, Auswertungsebenen und erste Ergebnisse.

Kontakt: hensmann@uni-bremen.de

Literatur

  • Breuer, Franz & Mey, Guenter & Mruck, Katja (2011). Subjektivität und Selbst-/Reflexivität in der Grounded-Theory-Methodologie. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Grounded Theory Reader (2., erw. Auflage, S.427-448). Wiesbaden: VS Verlag.
  • Brown, Alan (2006). A fresh look at arts participation. Sounding Board, 18, 1-2.
  • Dahlberg, Gunilla (2004). Kinder und Pädagogen als Co-Konstrukteure von Wissen und Kultur: Frühpädagogik in postmoderner Perspektive. In Wassilios E. Fthenakis & Pamela Oberhuemer (Hrsg.), Frühpädagogik international (S.13-30). Wiesbaden: VS Verlag.
  • Goethe-Institut (2011). Aus Wertlosem Wertvolles schaffen. http://www.goethe.de/ins/mx/lp/kue/air/de7123222.htm. 2011(05/25).
  • Hensmann, Antonia (2012). Vom Künstler zu Kunst und Kind. Künstlerische Strategien und partizipatorische Aufgaben. In Julia Košinár & Ursula Carle (Hrsg.), Aufgabenqualität in Kindergarten und Grundschule (S.137-150). Baltmannsweiler: Schneider.
  • Hensmann, Antonia (2013). Artist art child. www.artist-art-child.com. 2013(03/03).
  • Milevska, Suzana (2006). Partizipatorische Kunst. Springerin. Hefte Für Gegenwartskunst, 2, 18-22.
  • Remsperger, Regina (2011). Sensitive Responsivität: zur Qualität pädagogischen Handelns im Kindergarten. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Schäfer, Gerd. E. (2011). Was ist frühkindliche Bildung? Weinheim: Juventa.
  • Schreier, Margrit (2012). Qualitative content analysis in practice. Los Angeles: Sage.
  • Sturm, Eva (2009). Kunst und Partizipation – Anfänge/Einwände/Trotzdem. In NGBK (Hrsg.), PÖPP68 – privat öffentlich persönlich politisch: Partizipation Einwände trotzdem (S.129-137). Berlin: Neue Gesellschaft für Bildende Kunst.
  • Universidad Nacional Autónoma de México (2010). Residual. Intervenciones artísticas en la ciudad. Mexico D.F.: UNAMpress.

Professionalisierung in Migrationsverhältnisse(n) – Ein Vergleich des Ausbildungsprozesses von ReferendarInnen mit und ohne Migrationshintergrund

Aysun Kul, Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung, Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften, Universität Bremen

Ausgangspunkt: Der bildungspolitische Diskurs zu Lehrkräften mit sog. Migrationshintergrund wird als eine zentrale Steuerungsstrategie Interkultureller Schulentwicklung weitestgehend normativ geführt und Wirkungseffekte antizipiert, die bisher nicht hinreichend empirisch belegt und reflektiert sind (vgl. Strasser & Steber 2010). Unterbelichtet bleiben weitestgehend der Ausbildungsprozess und die Frage nach ggf. besonderen Prozessen und Dynamiken im Kontext von Migrationsverhältnissen, sowie Zuschreibungs- und Markierungsprozessen des Merkmals Migrationshintergrund. Im Rahmen des Dissertationsprojektes werden bildungspolitische und bildungswissenschaftliche Diskurse zu (angehenden) Lehrkräften mit sog. Migrationshintergrund und zur LehrerInnen(aus)bildung zusammengeführt und über Zugänge der Professionsforschung sowie Interkulturellen Bildung und rassismuskritischer Ansätze theoretisch eingebettet, um schließlich die besondere Konstitution der zweiten Ausbildungsphase zu rekonstruieren und eine Annäherung an den Forschungsgegenstand zu ermöglichen.

Forschungsfrage: Welche Bedeutung kommt dem Merkmal Migrationshintergrund im Ausbildungs- und Professionalisierungsprozess der zweiten Ausbildungsphase angehender Lehrkräfte (mit und ohne Migrationshintergrund) zu?

Methodik/Anlage der Studie: Die Anlage der Studie rückt Perspektiven der AkteurInnen im Ausbildungsfeld des Referendariats, ihre Erfahrungen und Orientierungen in den Mittelpunkt. Im Rahmen der Erhebung wurden insgesamt 18 leitfadengestützte episodische Interviews (Flick 2004) mit ReferendarInnen sowie sechs leitfadengestützte ExpertInneninterviews (Meuser & Nagel 2010) durchgeführt. Die Auswertung der Interviews erfolgt derzeit über die Interpretationsschritte der dokumentarischen Methode  (Nohl 2009). Die Auswertung der Interviews mit den ReferendarInnen zielt auf die Rekonstruktion der bedeutsamen Erfahrungen im Referendariat, die auf den Aushandlungsprozess des Merkmals Migrationshintergrund in der Handlungspraxis verweisen. Die Interviews mit den FachleiterInnen dienen als ergänzende und komparative Einheit zu den Ergebnissen der Interviews mit den ReferendarInnen.

Diskussion/Anliegen der Posterpräsentation: Im Rahmen der Postersession soll der Arbeitsprozess der Auswertungsphase im Mittelpunkt stehen. Insbesondere soll diskutiert werden, wie das Interviewmaterial in die Interpretationsschritte der dokumentarischen Methode konkret eingebunden werden kann und welche flexiblen Einsatzmöglichkeiten die Auswertungsmethode bietet, um der Anlage der Studie gerecht werden zu können.

Kontakt: akul@uni-bremen.de
http://www.fb12.uni-bremen.de/de/interkulturelle-bildung/team/aysun-kul.html

Literatur

  • Flick, Uwe (2004). Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek: Rowohlt.
  • Meuser, Michael & Nagel, Ulrike (2010). Das Experteninterview – Wissenssoziologische Voraussetzungen und methodische Durchführung. In Barbara Friebertshäuser, Antje Langer & Annedore Prengel (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft (3. vollständig überarbeitete Auflage, S.481-491). Weinheim: Juventa.
  • Nohl, Arndt Michael (2009). Interview und dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis (3. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Strasser, Josef & Steber, Corinna (2010). Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund – Eine empirische Reflexion einer bildungspolitischen Forderung. In Jörg Hagedorn, Veran Schurt, Corinna Steber, Wiebke Warburg (Hrsg.), Ethnizität, Geschlecht, Familie und Schule. Heterogenität als erziehungswissenschaftliche Herausforderung (S.97-126). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

(Selbst-)Bildungsprozesse in der Migrationsgesellschaft. Eine bildungstheoretische angeleitete Spurensuche

Manuel Peters; BTU Cottbus / C.v.O. Universität Oldenburg

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Im Zentrum steht die Thematisierung und Erforschung von Prozessen und Spielräumen der (Selbst-)Bildung in der Migrationsgesellschaft. Das Vorhaben bewegt sich dabei im Spannungsfeld von Subjektivierungs- und Bildungstheorie, weil mit der Perspektive Migrationsgesellschaft machtvolle Zugehörigkeitsordnungen in den Blick rücken und mit der Perspektive Bildung Handlungsmöglichkeiten und -Spielräume innerhalb eben dieser Ordnungen. Der Arbeit geht es darum, zum einen ein theoretisches Verständnis dieser Dimensionen in der Migrationsgesellschaft in empirisch anschlussfähiger Art und Weise zu entwickeln und dieses zum anderen exemplarisch quasi empirisch auch anzuwenden. Es wird also gefragt, wie sich Bildungsprozesse in der Migrationsgesellschaft konzeptualisieren lassen und wie sie erforscht werden können. Es ergeben sich die ersten (empirisch ausgerichteten) Forschungsfragen dieser Arbeit, die sich zunächst an den Film „Auf der Anderen Seite“ von Fatih Akin (2007) richten. Da sich das Vorgehen aber an der Grounded-Theory-Methode orientiert, leiten die quasi-empirischen Hinblicke auch die theoretische Auswahl und Orientierung mit an.

Forschungsfragen: Theoretisch: Wie lassen sich Bildungsprozesse im Spannungsfeld von Subjektivierung und Bildung in der Migrationsgesellschaft verstehen und erforschen? Wie sind die bildungstheoretisch bedeutsamen Dimensionen der Selbst- Fremd- und Weltverhältnisse dann zu konzeptualisieren?

Empirisch: Welche bzw. was für Selbst-, Fremd- und Weltverhältnisse finden sich und welchen Einfluss haben sie auf die Akteure? Wie wird mit ihnen umgegangen? Wann lassen sich Bildungsprozesse auffinden? Was für Bildungsprozesse lassen sich auffinden und welche Inhalte sind dabei zentral?

Methodik/Anlage der Studie: Im Spannungsfeld von Subjektivierungs- und Bildungstheorie werden Bildungsprozesse nur als je spezifische „real wirksame Illusionen“ (Schäfer 1996, S.175)der Möglichkeit von Bildung thematisierbar. Zur Frage, wie Bildung vor dem Hintergrund einer solchen Subjektkritik noch möglich ist, existiert mittlerweile ein reger Diskurs in den Erziehungswissenschaften (vgl. bspw. Ricken & Rieger-Ladich 2004; Schäfer 1996, 2011a, 2011b; Prüwer 2012; Pongratz, Wimmer, Nieke & Masschelein2004; Meißner 2010; Fuchs 2011; Rosenberg 2011). Dieser wird im Projekt bearbeitet und ergänzt durch die Perspektive der kritischen Migrationsforschung mit Bildungsbezug (vgl. bspw. Mecheril 2003, 2010; Badawia 2002, Rose 2012). Es sollen dabei bildungstheoretisch relevante Dimensionen wie Selbst-, Fremd- und Weltverhältnisse in Bildungsbedeutsamkeit mit einbezogen werden, was bisher eher weniger geschieht (vgl. Fuchs 2011). Dementsprechend wird versucht, in empirisch anschlussfähiger Art und Weise beide Perspektiven zusammenzubringen. In der empirischen Bearbeitung kommen sodann filmanalytische und biografieforscherische Methoden in Anlehnung an die Grounded-Theory-Methodologie (vgl. Breuer 2011; Mey & Mruck 2011; Bohnsack, Nentwig-Gesemann & Nohl 2007; Bohnsack 2009; Clarke 2005; Fuchs 2011; Mai & Winter 2006) zum Einsatz.

Ergebnisse/Diskussion: Das Poster möchte zum einen das Forschungsdesign der Dissertation und zum anderen erste Ergebnisse des quasi-empirischen Hinblicks vorstellen und diskutieren.

Kontakt: manuel.peters@tu-cottbus.de / manuel.peters@uni-oldenburg.de

Literatur

  • Akin, Fatih (2007). Auf der anderen Seite. Deutschland/Türkei: Corazón InternationalAnka Film.
  • Badawia, Tarek (2002). „Der dritte Stuhl“ – Eine Grounded-Theory-Studie zum kreativen Umgang bildungserfolgreicher Immigrantenjugendlicher mit kultureller Differenz. Frankfurt am Main: IKO-Verlag.
  • Balzer, Nicole & Ricken, Norbert (Hrsg.) (2012). Judith Butler: Pädagogische Lektüren. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Breuer, Franz (2010). Reflexive Grounded Theory: eine Einführung für die Forschungspraxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Bohnsack, Ralf (2009). Qualitative Bild- und Videointerpretation. Die dokumentarische Methode. Opladen & Farmington Hills: Budrich.
  • Bohnsack, Ralf; Nentwig-Gesemann, Iris & Nohl, Arndt-Michael (2007) (Hrsg.). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Clarke, Adele E. (2005). Situational analysis: Grounded theory after the postmodern turn. London: Sage Publications.
  • Fuchs, Thorsten (2011). Bildung und Biographie. Eine Reformulierung der bildungstheoretisch orientierten Biographieforschung. Bielefeld: transcript.
  • Mai, Manfred & Winter, Rainer (Hrsg.) (2006). Das Kino der Gesellschaft – die Gesellschaft des Kinos: Interdisziplinäre Positionen, Analysen und Zugänge. Köln: Halem.
  • Mecheril, Paul (2003). Prekäre Verhältnisse. Über natio-ethno-kulturelle (Mehrfach-)Zugehörigkeit. Münster: Waxmann.
  • Mecheril, Paul; Castro Varela, Maria do Mar; Kalpaka, Annita; Dirim, Inci & Melter, Claus. (2010). Migrationspädagogik. Weinheim: Beltz.
  • Meißner, Hanna (2010). Jenseits des autonomen Subjekts. Zur gesellschaftlichen Konstitution von Handlungsfähigkeit im Anschluss an Butler, Foucault und Marx. Bielefeld: transcript.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2011). Grounded Theory Reader (2., aktualisierte und erweiterte Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Pongratz, Ludwig; Wimmer, Michael; Nieke, Wolfgang & Masschelein, Jan (Hrsg.) (2004). Nach Foucault. Diskurs- und machtanalytische Perspektiven der Pädagogik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Prüwer, Tobias (2012). Humboldt Reloaded – Kritische Bildungstheorie heute. Tübingen:Tectum.
  • Ricken, Norbert & Rieger-Ladich, Markus (Hrsg.) (2004). Michel Foucault: Pädagogische Lektüren. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Rose, Nadine (2012). Migration als Bildungsherausforderung. Subjektivierung und Diskriminierung im Spiegel von Migrationsbiographien. Bielefeld: transcript.
  • Rosenberg, Florian von (2011). Bildung und Habitustransformation. Empirische Rekonstruktionen und bildungs-theoretische Reflexionen. Bielefeld: transcript.
  • Schäfer, Alfred (1996). Das Bildungsproblem nach der humanistischen Illusion. Weinheim: Deutscher Studien Verlag.
  • Schäfer, Alfred (2011a). Das Versprechen der Bildung. Paderborn: Ferdinand Schöningh.
  • Schäfer, Alfred (2011b). Irritierende Fremdheit: Bildungsforschung als Diskursanalyse. Paderborn: Ferdinand Schöningh.

Übergänge in der beruflichen Bildung. Eine theoretische und empirische Analyse des Übergangsdispositivs in der Erziehungswissenschaft

Sabine Hering, RWTH Aachen, Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Berufspädagogik

Forschungskontext: Bilanziert man Verlauf und Entwicklung der Erforschung von Übergängen, so wird deutlich, dass sich insbesondere seit den 1990er Jahren ein Forschungsbereich etabliert hat, der in den verschiedenen humanwissenschaftlichen Einzeldisziplinen eine interdisziplinäre und interparadigmatische Orientierung betont (vgl. Heinz 1988; Kutscha 1991). Übergangsforschung ist quasi ein Grenzgänger zwischen unterschiedlichen Forschungstraditionen. Was zeichnet die konkret berufspädagogische Sicht auf Übergänge aus? Von welchem disziplinären Kern ausgehend kann die Berufspädagogik Grenzgänge unternehmen?

Forschungsfragen: Das Forschungsinteresse der Dissertation richtet sich auf den verstehenden Nachvollzug, in welchem Kontext Vertreter/innen der Disziplin in einer bestimmten Art und Weise über das Thema Übergänge sprechen, ferner wie dieses Verständnis, die Form der sozialen Rahmung, auf das Selbstverständnis der Disziplin und den Kern des pädagogischen Denkens und Handelns rückwirken. Forschungsleitend sind folgende Fragestellungen: Wie werden Übergänge in der beruflichen Bildung diskursiv verhandelt und sozial konstruiert? Lässt sich eine dispositive Konstruktion von Wirklichkeit nachzeichnen, hinter der sich diskursive und nicht diskursive Praktiken verbergen, die trotz heterogener (Forschungs-) Perspektiven Logik und Dynamik erzeugen? Konkret: Wird hier ein Ansatz eines sich herausbildenden Dispositivs des Übergangs sichtbar?

Methodik: Im Rahmen der Forschungsarbeit werden Ansätze der interpretativen und dispositivanalytischen Sozialforschung forschungsmethodisch miteinander verknüpft (vgl. Lueger 2010; Bührmann & Schneider 2008). In einem ersten Schritt soll die Webseite der 16. Hochschultage Berufliche Bildung zur Fachtagung „Übergänge“ entlang der Forschungslogik der Artefaktanalyse (vgl. Froschauer 2002) ausgewertet werden.

(vorläufige) Ergebnisse: Der Rahmen, in dem Übergänge diskursiv verhandelt werden, ist sehr eng gefasst (Indikatoren: Einordnung in bestehende Wissenspolitiken, unidirektionale Ausrichtung, systemische Verortung). Ein zentrales Phänomen ist die Simultanität von Widersprüchlichkeiten, gekennzeichnet zum einen durch Homogenität als Grenzziehung nach Außen (Abgrenzung als Gemeinschaft, Kontrastierung, kein Dissens), zum anderen durch Heterogenität als Offenheit nach Innen (Komplexität, Vielzahl von Einzelstrategien, ergebnisoffen).

Diskussion und Anliegen der Posterpräsentation: Hauptsächlich sollen die Ergebnisse der Artefaktanalyse sowie auswertungsmethodische Aspekte zur Diskussion gestellt werden: Worauf weisen die dargestellten Phänomene hin? Lässt sich ein Ansatz eines sich herausbildenden Dispositivs des Übergangs nachzeichnen? Welcher methodische Zugang kann (neben der Artefaktanalyse) gewählt werden, um sich dem zugrunde liegenden Forschungsgegenstand dispositivanalytisch zu nähern? Welche Grenzen weist die Artefaktanalyse bei der Auswertung virtueller Daten auf? Das Anliegen der Posterpräsentation ist, den derzeitigen Stand der Untersuchung vorzustellen und zum Austausch über die beschriebene Problemstellung und Vorgehensweise anzuregen.

Kontakt: sabine.hering@rwth-aachen.de

Literatur

  • Bührmann, Andrea D. & Schneider, Werner (2008). Vom Diskurs zum Dispositiv. Eine Einführung in die Dispositivanalyse. Bielefeld: transcript Verlag.
  • Froschauer, Ulrike (2002). Artefaktanalyse. In Stefan Kühl & Petra Strodtholz (Hrsg.), Methoden der Organisationsforschung. Ein Handbuch (S.361-395). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH.
  • Heinz, Walter R. (1988). Übergangsforschung – Überlegungen zur Theorie und Methodik. In Deutsches Jugendinstitut (Hrsg.), Berufseinstieg heute (S.9-29). München: Juventa.
  • Kutscha, Günter (1991). Übergangsforschung – Zu einem neuen Forschungsbereich. In Klaus Beck & Adolf Kell (Hrsg.), Bilanz der Bildungsforschung. Stand und Zukunftsperspektiven (S.113-155). Weinheim: Deutscher Studien-Verlag.
  • Lueger, Manfred (2010). Interpretative Sozialforschung. Die Methoden. 1. Auflage, Wien: Facultas Verlags- und Buchhandels AG.

Divergenzen zwischen Wissen und Handlungen von Erzieher_innen – Potenziale eines triangulativen Designs

Anja Schwentesisus, Hochschule Magdeburg-Stendal

Forschungskontext: Aktuelle fachliche und bildungspolitische Diskussionen konzipieren Bildung zunehmend als lebenslangen, individuell aktiv zu gestalteten Prozess, womit u.a. der Bildungsauftrag von Kitas an Bedeutung gewinnt. Daraus folgt die Notwendigkeit einer Intensivierung der Zusammenarbeit von Kita und Grundschule sowie aufeinander abgestimmte Bildungskonzepte, die eine konsistente Fortführung der individuellen Bildungsbiografien ermöglichen (Fthenakis 2003). Dies erfordert ein verändertes Selbstverständnis der in beiden Institutionen tätigen Pädagog_innen. Allerdings ist empirisch nicht ausreichend untersucht, wie dieser schwierige Umdenkungsprozess erfolgreich gestaltet werden kann. Daran schließt das – von der Deutsche Telekom Stiftung geförderte – Projekt „Kita und Schule im Dialog – mathematische und naturwissenschaftliche Bildung gemeinsam gestalten“ an, in dessen Rahmen durch Fortbildungen zu mathematischen und naturwissenschaftlichen Themen und moderierten Arbeitstreffen eine themenbezogene Kooperation initiiert wurde.

Forschungsfragen: Die Forschungsfragen verfolgten je nach Projektstand unterschiedliche Schwerpunkte. So umfassten die Erhebung zur Ausgangssituation das Bildungsverständnis der Pädagog_innen, ihre Vorstellungen von mathematischer und naturwissenschaftlicher Bildung sowie die vorhandenen Kooperationsstrukturen. Analyseschwerpunkt während des Projektverlaufs bildete die Auseinandersetzung der Pädagog_innen mit Fortbildungsinhalten sowie die Gestaltung der Zusammenarbeit. Die Abschlusserhebung zielte mit dem Anliegen einer Gesamtbewertung, auf Kooperation beeinflussende Faktoren sowie Möglichkeiten und Grenzen bei der Entwicklung eines gemeinsamen Bildungsverständnisses.

Methodik:In der qualitativ angelegten Studie wurden verschiedene Erhebungsinstrumente mit Blick auf die Forschungsfragen entwickelt und entsprechend der Projektlogik kontinuierlich modifiziert (Mey & Mruck 2010). Genauer wurden Interviews (Witzel 2000; Witzel & Reiter 2012) und Gruppendiskussionen (Lamnek 2005) mit Pädagog_innen erhoben sowie Alltagsbeobachtungen (Huf 2010) durchgeführt. Die Auswertung der Daten erfolgte computergestützt mit MAXQDA10 und in Anlehnung an kategorienbildende Verfahren der Qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2000; Schreier 2012). Über die separate Auswertung der einzelnen Dokumente hinaus wurden die verbalen und Beobachtungsdaten trianguliert, um potentielle Divergenzen und Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen (Flick 2011).

Ergebnisse:Die Pädagoginnen konnten im Projekt ihr Verständnis von mathematischer und naturwissenschaftlicher Bildung erweitern und mehr Sicherheit bei der Gestaltung der beiden Bildungsbereiche erlangen. Des Weiteren fand ein Umdenken bei ihnen statt, dem zufolge Bildung nicht mehr über die bloße Vermittlung von Wissen durch einen Erwachsenen, sondern über die eigenständige Auseinandersetzung der Kinder mit Phänomenen ihrer Umwelt erfolgt. Ein Transfer dieser Vorstellungen in die Praxis scheint dagegen schwierig (Mey, Schmitt, Schwentesius, Wolf & Kraft, 2012).

Anliegen der Posterpräsentation:Dargestellt werden soll das triangulative Vorgehens – insbesondere in der Konfrontation von Daten aus Interviews und Gruppendiskussionen auf der einen sowie Beobachtungsdaten auf der anderen Seite –, entlang dessen deutlich wird, dass (verändertes) Konzeptwissen und (beibehaltenes) Praxishandeln divergieren.

Kontakt: ksd@ahw.hs-magdeburg.de

Literatur

  • Flick, Uwe (2011). Triangulation – ei ne Einführung (3. akt. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Fthenakis, Wassilios, E. (2008). Bildung von Anfang an. Bildungskonzepte für Kinder unter sechs Jahren aus internationaler und nationaler Perspektive. In Manfred Hoppe & Alex Schack (Hrsg.). Rohstoff Bildung: Lebenslanges lernen. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik (S. 135-166). Heideberg: Dr. Curt Haefner.
  • Mayring, Phillip (2000).Qualitative Inhaltsanalyse [28 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung/ Forum Qualitative Social Research, 1(2), Art. 20, (Zugriff am 8.05.2012. Verfügbar unter http:// http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0002204.)
  • Huf, Christina (2010). „I´m gonna make a different”. Ethnographische Annäherung an die Perspektive von Kindern am Übergang vom vorschulischen zum schulischen Lernen. In Gerd Schäfer & Roswitha Staege (Hrsg.). Frühkindliche Lernprozesse verstehen. Ethnographische und phänomenologische Beiträge zur Bildungsforschung (S. 129-155). Weinheim: Juventa.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (Hrsg.) (2010). Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Mey, Günter, Schmitt, Annette, Schwentesius, Anja, Wolf, Steffi & Kraft, Manuela (2012). „Ich denk, das sind auch so kleine Lernsituationen, die die Kinder so im täglichen Leben mitkriegen.“ – Mathematische und naturwissenschaftliche Bildungsprozesse in der Kita aus der Sicht von Erzieherinnen. In Klaus Fröhlich-Gildhoff, Iris Nentwig-Gesemann & Hartmut Wedekind (Hrsg.), Forschung in der Frühpädagogogik (S. 155-179). Weinheim: FEL – Verlag Forschung – Entwicklung – Lehre.
  • Schreier, Margrit (2012). Qualitative content analysis. London: Sage.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview [25 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, (Zugriff am 08.05.2012. Verfügbar unter http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228.)
  • Witzel, Andreas & Reiter, Herwig (2012). The problem-centred interivew: London: Sage.

Integration von außerschulischer Musikvermittlung in den schulischen Musikunterricht

Peter Mall; Pädagogische Hochschule Freiburg i.Br.

Forschungskontext: Neben Kinder- und Jugendkonzerten bieten Sinfonieorchester immer öfter Programme an, die sich speziell an Schulklassen richten. Diese Integration von außerschulischer Musikvermittlung in den schulischen Unterricht scheint besonders positive Effekte zu haben (Schneider 2000; Schwanse 2003). Bis heute liegen jedoch zum Thema Musikvermittlung neben Best Practice Beispielen und Projektberichten (Lamparter, Büscher & Stoll 2009; Mast & Milliken 2008) leider nur wenige Studien vor (Stiller 2008; Wimmer 2010).

Forschungsfrage: Im Zentrum der Studie steht die Frage, wie außerschulische Musikvermittlungsangebote, insbesondere solche von Sinfonieorchestern, in den schulischen Unterricht integriert werden können und welche positiven Effekte dies für die musikalische Entwicklung der SchülerInnen und die Qualität des schulischen Musikunterrichts haben kann. Besondere Beachtung finden dabei die Erwartungen der Lehrkräfte und die Möglichkeiten und (pädagogischen) Ziele der OrchestermusikerInnen, die meist für die Durchführung der Projekte verantwortlich sind.

Methodik: Die Studie folgt einem qualitativen Design, das die Musikprojekte in mehreren Ebenen (Institutionen – Lehrkräfte/MusikerInnen – SchülerInnen) beleuchtet. Zentrales Erhebungsinstrument sind halboffene Experteninterviews (Gläser & Laudel 2010) mit den beteiligten Lehrkräften und MusikerInnen, die mit der dokumentarischen Methode (Nohl 2009) ausgewertet werden. Zusätzlich wurden die beteiligten SchülerInnen mit Fragebögen zu den Projekten befragt und die Freitextantworten offen kodiert (vgl. Gläser & Laudel 2013, Abs. 40ff.).

Anliegen der Posterpräsentation: Das Poster konzentriert sich auf die Darstellung des Forschungsprozesses und das methodische Vorgehen bei der Auswertung der Experteninterviews mit der dokumentarischen Methode und die Zielsetzung dieses Ansatzes. Besonders die Möglichkeiten der Typenbildung und die Verallgemeinerung von Ergebnissen soll zur Diskussion gestellt werden. Erste Analysen deuten an, dass die Beurteilung außerschulischer Angebote mit der musikpädagogischen Ausbildung von Lehrkräften zusammenhängt. Fachfremd unterrichtende Lehrkräfte mit einer positiven Einstellung zur (klassischen) Musik sehen darin den größten Mehrwert für ihren Unterricht.

Kontakt: peter.mall@ph-freiburg.de

Literatur

Musikpraxis und digitale Medien – Über die Einbettung des Computers in Biografien und künstlerische Strategien von Musikern

Andreas Möllenkamp, Universität Rostock

Forschungskontext: Die gegenwärtige Musikkultur befindet sich in einem digitalen Medienwandel, der von der Produktion bis zur Distribution reicht und sowohl künstlerische Strategien als auch Live-Konzerte und Hörsituationen umfasst. Seit der Verbreitung des Personal Computers und entsprechender Musiksoftware-Anwendungen hat sich der Umgang mit digitalen Medien auf alle Ebenen der musikalischen Gestaltung und Aufführungspraxis ausgedehnt. Vor allem gegenwärtige Entwicklungen in den Bereichen neuer Musik und Medienkunst sind das Ergebnis der Verknüpfung von (neuen) Wissensformen und Medienpraxen, die bisher kulturwissenschaftlich wenig untersucht sind. Im Zentrum des Forschungsprojekts stehen daher der Zusammenhang und die Dynamik zwischen der Entwicklung von Musiksoftware und Musikpraxis.

Forschungsfragen: Wie gehen MusikerInnen und MedienkünstlerInnen mit Musiksoftware (im Studio, zuhause, unterwegs und auf der Bühne) um? Welche Rolle spielt der Computer im Leben, Alltag und der Arbeit von MusikerInnen und MedienkünstlerInnen? Und wie wandeln sich dadurch musikbezogene Vorstellungen und Praktiken sowie Kommunikations- und Vergesellschaftungsformen?

Methodik: Durch die Verknüpfung kultursoziologischer und ethnografischer Methoden sollen die Aneignung und Anwendung digitaler Medien durch MusikerInnen und MedienkünstlerInnen rekonstruiert und analysiert werden. In Form von Interviews mit einem biografischen und einem themenzentrieten Teil werden die Entwicklung des Verhältnisses zu Musik und zu Computern bei MusikerInnen und MedienkünstlerInnen herausgearbeitet und zur Entwicklung ihrer künstlerischen Strategien in Beziehung gesetzt (vgl. Schröder 2007).

Anliegen der Posterpräsentation: Anliegen der Posterpräsentation ist es, die Auswertung der bisher geführten Interviews exemplarisch zur Diskussion zu stellen. Im Sinne theoriegenerierender Forschung (Krotz 2005; Glaser & Strauss 2010) werden die geführten Interviews kontrastierend ausgewertet und die Entstehung unterschiedlicher Wissensformen und Medienpraxen im Umgang mit neuen Musiktechnologien rekonstruiert. Dabei wird der Zusammenhang von biografischen Aneignungsprozessen mit der Entwicklung künstlerischer Strategien deutlich. Im Sinne einer Kultur- und Mediengeschichte des Musikmachens steht dabei die Frage im Vordergrund, welche Faktoren zu einem besseren Verständnis der Strukturierung des Feldes führen.

Kontakt: andreas.moellenkamp@uni-rostock.de
www.inf.uni-rostock.de/wkt/stipendiaten-des-departments/andreas-moellenkamp/
www.wissen-kultur-transformation.de

Literatur

  • Glaser, Barney G. & Strauss, Anselm L. (2010). Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung.Bern: Huber.
  • Krotz, Friedrich (2005). Neue Theorien entwickeln. Eine Einführung in die Grounded Theory, die Heuristische Sozialforschung und die Ethnographie anhand von Beispielen aus der Kommunikationsforschung. Köln: Halem.
  • Schröder, Hans Joachim (2007). Technik als biographische Erfahrung 1930-2000. Dokumentation und Analyse lebensgeschichtlicher Interviews. Zürich: Chronos

Verlaufsprozesse von Straßenkarrieren Jugendlicher und junger Erwachsener

Karina Fernandez, Institut für Soziologie der Karl-Franzens Universität Graz

Forschungskontext: Seit beinahe 20 Jahren findet im deutschsprachigen Raum eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen Jugendlicher Straßenszenen statt (z.B. Thomas 2005; Permien & Zink 1996). In dieser Studie wird dem Konzept der Verlaufprozesse von Straßenkarrieren gefolgt, das vom deutschen Jugendinstitut (DJI) 1995 etabliert und von vielen deutschsprachigen AutorInnen aufgegriffen wurde. Der in Anlehnung an das Trajectory-Konzept von Anselm Strauss (vgl. Strauss 1993) entwickelte Begriff der Straßenkarriere beschreibt ein negatives Karrierekonzept, das von einer sukzessiven Abkehr von „Normalverhältnissen“ und eine gleichzeitige Verfestigung des Lebens auf der Straße gekennzeichnet ist (DJI 1995, S.9).

Ausgangspunkt und Fragestellungen: Ziel der Dissertation ist, die Frage „Wie gestalten sich Verlaufsmuster von Straßenkarrieren Jugendlicher in wohninstabilen Jugendszenen?“ zu beantworten. Im Blickfeld stehen neben auslösenden Bedingungen vor allem jene Prozesse und Mechanismen, die die Verläufe von Straßenkarrieren nachhaltig beeinflussen. Es wird exemplarisch anhand der Betrachtung einer wohninstabilen Szene von Jugendlichen in einer österreichischen Stadt versucht, herauszufiltern, welche Faktoren Straßenkarrieren Jugendlicher anstoßen, vorantreiben und beenden.

Methodik: Als Untersuchungsdesign wurde ein ethnografischer Mehrmethodenansatz im Rahmen der Methodologie der Grounded Theory (vgl. Mey & Mruck 2011) gewählt. Auch sollte eine Perspektiventriangulation vorgenommen werden, weshalb versucht wurde, alle im Feld involvierten Personen zu befragen. Die befragten Gruppen und angewandten Methoden sind:

  • teilnehmender Beobachtung
  • episodischen Interviews mit Szenemitgliedern, Ein-, Aus- und UmsteigerInnen und Eltern
  • fokussierte Interviews mit in professionellem Kontakt stehenden Personen
  • Kurzinterviews mit Gewerbetreibenden
  • PassantInnenbefragung per Fragebogen

Ergebnisse: Es wurde eine Modellskizze entwickelt, mit der Verlaufprozesse von Straßenkarrieren dargestellt werden können. Als Kernkategorie wurde die Bezugnahme auf außerszenischen Anker ausgearbeitet, die im Kontext eines Kraftfeldes bestehend aus Sogwirkung und Abstoßung stehen, das Straßenkarrieren hervorruft, moderiert und zugleich in enger Wechselwirkung mit ihnen steht. Je nach Kombination dieser Kräfte können unterschiedliche Verläufe dargestellt werden.

Anliegen der Posterpräsentation: Neben den Ergebnissen sollen auswertungsmethodische Aspekte zur Diskussion gestellt werden. So soll darauf eingegangen werden, inwiefern sich die Methode der Grounded-Theory-Methodologie für den Gegenstand eignet und inwiefern sensibilisierende Konzepte wie Devianztheorien adäquat in die Modellbildung miteinbezogen werden können.

Kontakt: karina.fernandez@uni-graz.at

Literatur

  • Deutsches Jugendinstitut (1995). „Straßenkinder“. Annäherungen an ein soziales Phänomen. München: Eigenverlag.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (Hrsg.) (2011). Grounded Theory Reader (2. erw. uflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Permien, Hanna & Zink, Gabriela (1998). Endstation Straße? Straßenkarrieren aus der Sicht von Jugendlichen. München: DJI-Verlag.
  • Strauss, Anselm (1993). Continual permutations of action: Communitcation and Social Order. New York/Berlin: de Gruyter.
  • Thomas, Stefan (2005). Berliner Szenetreffpunkt Bahnhof Zoo. Alltag junger Menschen auf der Straße. Wiesbaden: VS Verlag.

Zur diskursiven Konstruktion von Jugendgewalt. Subjektivierungsformen im Kontext von Jugendgewaltprävention

Verena Kuglstatter; Universität Zürich

Forschungskontext: Das Präventionsprogramm „Jugend und Gewalt“ propagiert eine bundesweite Vernetzung bezüglich des Angebots von Präventionsprojekten und deren Evaluation und wird im Anschluss an Foucaults Studien zu Gouvernementalität und Sexualität analysiert (vgl. Foucault 2006, 2004 und 1979). Es stellt sich die Frage nach der Regierung bzw. „Steuerung von Bevölkerungsgruppen“ (Sennelart 2004, 465), in diesem Kontext, der „Jugend“.

Ausgangspunkt: Im Anschluss an Foucault ist Prävention als Technologie im Bannkreis eines Sicherheitsdispositivs verstehbar, insofern dieses genau das Wahrscheinliche zum Gegenstand hat, welchen es eigentlich vermeiden will und diesen so gesehen selbst hervorbringt und sich somit letztlich selbst legitimiert und reproduziert (vgl. Foucault 2006; vgl. Bröckling 2009).

Forschungsfragen: Wie wird „Jugend“ regiert? Wie legitimiert sich das scheinbare staatliche Erfordernis, auf Jugendgewaltprävention zu fokussieren? Wie wird „Jugendgewalt“ als Diskursgegenstand hervorgebracht? Was sind Konsequenzen eines weiten Gewaltbegriffs (vgl. Felten 2000 und Stehr 2009) und theoretische Alternativen? Wie ist „Jugend“ als soziales Konstrukt und wissenschaftliche Kategorie in Frage zu stellen (vgl. Scherr 2010)?

Methodik: Die von Reiner Keller geprägte wissenssoziologische Diskursanalyse verknüpft Foucaults Diskursbegriff mit der von Peter Berger und Thomas Luckmann geprägten soziologischen Wissenstheorie (vgl. Keller 2004, 2011). „Beide Traditionen gehen von der Annahme aus, dass alles, was wir wahrnehmen, erfahren, spüren, über sozial konstruiertes, typisiertes, in unterschiedlichen Graden als legitim anerkanntes und objektives Wissen (Bedeutungen, Deutungs- und Handlungsschemata) vermittelt wird“ (Keller 2011, S.59). Gegenstand der wissenssoziologischen Diskursanalyse sind gesellschaftliche Arenen, in denen eben solches Wissen hervorgebracht wird. Der zu analysierende Datenkorpus kann aus verschiedenen „Texten, Praktiken oder Artefakten“ bestehen, „die nicht als Produkte ‚subjektiver‘ oder ‚objektiver‘ Fallstrukturen, sondern als materiale Manifestationen gesellschaftlicher Wissensordnungen und damit als wichtigste Grundlage einer wissenssoziologischen Rekonstruktion der Produktion, Stabilisierung und Veränderung kollektiver Wissensvorräte“ (ebd. S.77) begriffen werden und eben auch im Anschluss an Foucault mittels interpretativer Analysemethoden untersucht werden (vgl. Dreyfus, Rabinow & Foucault 1994; Keller 2011, S.76).

Meine Arbeit fokussiert zwei Datenkorpi: Das Programm selbst (Dokumente, Beobachtungsprotokoll) sowie die Institutionen und Organisationen, die Jugendpräventionsprojekte anbieten (offene Leitfadeninterviews mit Personen, die im Bereich der Jugendgewaltprävention tätig sind). Die Daten werden mit Hilfe der Dokumentarischen Methode interpretiert (vgl. Bohnsack 2003; Bohnsack, Nentwig-Gesemann & Nohl 2001), welche unterschiedliche Wissensformen – das „kommunikative Wissen“ und das „konjunktive Wissen“ (vgl. Nohl 2006, S.43) herausarbeitet, wobei davon ausgegangen wird, dass letzteres den interessierenden Deutungs- bzw. Sinnmustern entspricht, an denen sich die Akteurinnen und Akteure der Präventionsarbeit in ihrem Handeln orientieren.

Teilergebnisse, vorläufig: Das Wissen über „Jugendgewalt“ ist, wie der Gegenstand selbst, im Kontext der jeweiligen Institutionen und Organisationen, für den Anschluss legitimen professionellen Handelns unzureichend und wird über den Rekurs auf Deutungsmuster aus diskursiven Kontexten abgerufen und in das jeweilige Handlungsfeld situiert. Da „Jugendgewalt“ in hohem Masse naturalisiert und somit normalisiert wird, erscheint sie im Rahmen der Jugendgewaltpräventionsarbeit omnipräsent und somit jedem Jugendlichen jederzeit zugeschreibbar. Die „Jugend“ erscheint in diesem Kontext als gleichzeitig gefährdete und gefährliche „Masse“, aus der jederzeit einzelne Elemente („schwarze Schafe“) „angerufen“ werden können. Pathologisch erscheint „Jugendgewalt“ nur dann, wenn sie „nach der Jugend“ nicht aufhört, sprich, die zu vermeidende Gewalt ist eine Gewalt, die eben nicht von Jugendlichen, sondern von Erwachsenen ausgeübt wird. Somit ist der in der Jugendgewaltpräventionsarbeit vorherrschende Blick auf Jugend von der Suche nach „dem Verdacht“ geprägt.

Anliegen der Posterpräsentation: Ich befinde mich mitten im Analyseprozess und möchte sowohl die Anlage meiner Forschungsarbeit als auch erste Ergebnisse präsentieren und zur Diskussion stellen. Mir ist wichtig, einschätzen zu können, inwieweit ich meine Arbeit einem v.a. interdisziplinären Publikum verständlich machen kann und freue mich sehr über Anregungen und kritische Rückmeldungen.

Kontakt: kuglstatter@soziologie.uzh.ch

Literatur

  • Bohnsack, Ralf (2003). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden. Opladen: Leske + Budrich.
  • Bohnsack, Ralf; Nentwig-Gesemann, Iris & Nohl, Arnd-Michael (Hrsg.) (2001). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Opladen: Leske + Budrich.
  • Bröckling, Ulrich (2009). Prävention. In Ulrich Bröckling (Hrsg.), Glossar der Gegenwart (S.210-214). Frankfurt am Main: Suhrkamp.
  • Dreyfus, Hubert L.; Rabinow, Paul & Foucault, Michel (Hrsg.) (1994). Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Weinheim: Beltz-Athenäum.
  • Felten, Mirjam von (2000). „– aber das ist noch lange nicht Gewalt“. Empirische Studie zur Wahrnehmung von Gewalt bei Jugendlichen. Opladen: Leske + Budrich.
  • Foucault, Michel (1979). Sexualität und Wahrheit. 1. Der Wille zum Wissen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
  • Foucault, Michel (2004). Die Geburt der Biopolitik. Vorlesung am Collège de France 1978-1979. Hrsg. v. Michel Sennelart. Frankfurt a.M: Suhrkamp.
  • Foucault, Michel (2006). Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Vorlesung am Collège de France 1977-1978. Hrsg. v. Michel Sennelart. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
  • Keller, Reiner (2004). Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen. Opladen: Leske + Budrich.
  • Keller, Reiner (2011). Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen. Wiesbaden: VS .
  • Nohl, Arnd-Michael (2006). Interview und dokumentarische Methode. Wiesbaden: VS.
  • Scherr, Albert (2010): Für eine strukturtheoretisch fundierte kritisch-reflexive Jugendforschung – Konturen einer transdisziplinären Perspektive. In Christine Riegel, Albert Scherr & Barbara Stauber (Hrsg.), Transdisziplinäre Jugendforschung. Grundlagen und Forschungskonzepte (S.47-63). Wiesbaden: VS.
  • Sennelart, Michel (2004): Situierung der Vorlesung. In Michel Foucault,Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Vorlesung am Collège de France 1977-1978. Hrsg. v. Michel Sennelart (S.445-489). Frankfurt am Main: Suhrkamp.
  • Stehr, Johannes (2009). Jugendgewalt – Skandalisierungskonzept und ideologische Kategorie. In Otger Autrata & Bringfriede Scheu (Hrsg.), Jugendgewalt. Interdisziplinäre Sichtweisen (S.107-124). Wiesbaden: VS.

Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Daten

Andrea Smioski, Wiener Institut für sozialwissenschaftliche Dokumentation und Methodik (WISDOM), Institut für Soziologie der Universität Wien

Forschungskontext: Im Diskurs um die Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Daten hat sich in den letzten Jahren auf internationaler Ebene viel bewegt (vgl. u.a. Neale & Bishop 2011, Barbour & Eley 2007, Bergmann & Eberle 2005, Corti, Witzel & Bishiop 2005; Corti, Kluge, Mruck & Opitz 2000). Der bisherige Umgang mit Forschungsdaten ist aufgrund hoher Datenverluste, einmaliger Datennutzungen und einer neuen Bewegung hin zu offenerem Datenzugang in der wissenschaftlichen Forschung fragwürdig geworden.

Forschungsfragen:

  1. Welchen Stellenwert hat der internationale Diskurs über qualitative Datenarchivierung in Österreich?
  2. Welche Ausgangslage besteht in Österreich hinsichtlich
  • dem Zustand der vorhandenen Daten
  • der Bereitschaft der ForscherInnen, diese zu archivieren und
  • dem Interesse der ForscherInnen, archivierte qualitative Datenbestände sekundär zu nutzen?
  1. Inwiefern wirkt eine österreichspezifische Forschungskultur fördernd oder hemmend auf ein Archivierungsvorhaben und auf die Durchführung von Sekundäranalysen?
  2. Welche Relevanz hat eine gute wissenschaftliche Praxis bei der Datendokumentation im Zuge einer Archivierung für die Qualität und Güte qualitativer Forschungen?
  3. Welche Potenziale und Herausforderungen ergeben sich bei der Sekundäranalyse qualitativer Daten?

Ergebnisse:

  1. Wie sieht es in Österreich aus?
    In Österreich gibt es keine Datenpolitiken, die den weiteren Verbleib von Forschungsdaten nach Projektende regeln. Eine Förderung von Infrastruktureinrichtungen für die Datenarchivierung findet nur auf Projektbasis statt. Für Aufbereitungs- und Archivierungsarbeiten stehen ForscherInnen keine Mittel zur Verfügung. Ein Großteil der Daten wird daher im Büro oder zu Hause gelagert. Viele Daten – selbst rezenter – Studien sind bereits verloren gegangen. Dort, wo Daten vorhanden sind, ist vielfach die Aufbereitung der Daten mangelhaft. Es fehlt an Standards für eine gute wissenschaftliche Praxis bei der Dokumentation der Daten (vgl. Smioski 2011a).
  2. Lebendige Archive leisten einen Beitrag zur Qualitätssicherung
    Eine gute Dokumentation der Daten ist ein Kriterium, um die Qualität einer Forschung festzumachen (vgl. Smioski 2011b). Datenarchive wären mögliche Instanzen für die Qualitätssicherung von Daten und Dokumentationen. Sie können einerseits Wissen im Bereich Datendokumentation vermitteln, andererseits Kriterien für eine „best practice” bei der Datendokumentation vorgeben und deren Einhaltung überprüfen (vgl. Smioski 2013b).
  3. Sekundäranalyse? Pro und contra.
    Einsatzmöglichkeiten einer Sekundäranalyse werden herausgearbeitet, beispielsweise empirisch basierte Vergleichsstudien oder auch die Weiterentwicklung methodischer Ansätze durch die Transparenz im Hinblick darauf, wie andere ForscherInnen in ihren Untersuchungen vorgegangen sind. Andererseits wird die Sekundäranalyse qualitativer Daten in der vorhandenen Literatur kontroversiell diskutiert. Auf einer methodologischen Ebene wird versucht, die Einwände auszuräumen, die gegen eine Sekundäranalyse vorgebracht werden, wie die Frage der Passung archivierter Daten auf neue Fragestellungen, die fehlenden Immersion der SekundärforscherInnen im Feld und die Kontextsensitivität qualitativer Daten (vgl. Smioski 2013a).

Anliegen der Posterpräsentation: Zur Diskussion sehen dait folgende Fragen: Wie gehen wir mit unseren Forschungsdaten um? Welche Rolle spielt Qualitätssicherung in der qualitativen Forschung? Sind verpflichtende Datenpolitiken sinnvoll, um eine Open Access Kultur im Bereich Forschungsdaten voranzutreiben? Sind methodologische Hindernisse bei der Sekundäranalyse qualitativer Daten überwindbar?

Kontakt: andrea.smioski@wisdom.at

Literatur

  • Barbour, Rosaline S. & Eley, Susan (Hg.) (2007). Refereed special section: Reusing qualitative data. Sociological Research Online, 12(3).
  • Bergman, Manfred Max & Eberle, Thomas S. (2005). Qualitative Forschung, Archivierung, Sekundärnutzung: Eine Bestandsaufnahme. Forum Qualitative Sozialforschung, 6 (2), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/12
  • Corti, Louise; Witzel, Andreas & Bishop, Libby (2005). Sekundäranalyse qualitativer Daten. Forum Qualitative Sozialforschung, 6 (1), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/13.
  • Corti, Louise; Kluge, Susann; Mruck, Katja & Opitz, Diane (2000). Text. Archiv. Re-Analyse. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 1 (3), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/27.
  • Neale, Bren/ Bishop Libby (2011). Qualitative and Qualitative Longitudinal Resources in Europe. Mapping the Field and exploring Strategies for Development. IASSIST Quarterly, Vol. 34 (3-4), Vol. 35 (1-2), http://iassistdata.org/downloads/iqvol34_35.pdf.
  • Smioski, Andrea (2011a). Establishing a qualitative data archive in Austria. IASSIST Quarterly, Vol. 34 (3-4), Vol. 35 (1-2)
  • Smioski, Andrea (2011b). Archiving Qualitative Data: Infrastructure, Acquisition, Documentation, Distribution. Experiences from WISDOM, the Austrian Data Archive. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Forschung, 12 (3), Art. 18, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1103181.
  • Smioski, Andrea (2013a/i. Dr.). Sekundäranalyse qualitativer Daten. Eine Methodologie zur Wiederverwendung qualitativer Daten. e-WISDOM.
  • Smioski, Andrea (2013b/under review). Archivierungsstrategien für qualitative Daten. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Sical Research.

Reformrezeptionstypen als Schnittpunkt qualitativer und quantitativer Datenanalyse – Versuch einer Triangulation

Doris Duzevic & Corrie Kirchhoff, Westfälische Wilhelms-Universität, Münster

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Das Forschungsprojekt „Nicht-intendierte Effekte Neuer Steuerung im Schulsystem“ unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Bellmann untersucht mögliche Nebenfolgen, die Instrumente der Qualitätsentwicklung wie Bildungsstandards, zentrale Vergleichsarbeiten, Schulinspektionen oder auch freie Schulwahlmöglichkeiten von Eltern mit sich bringen. Das Untersuchungsdesign der Studie ist triangulativ angelegt.

Forschungsfragen: Neben gegenstandsbezogenen Forschungsfragen sollen folgende methodische Fragen geklärt werden:

  1. Inwiefern ist die Triangulation qualitativer und quantitativer Daten im Schnittpunkt von Typenbildung möglich?
  2. Was sind Ertrag und Grenzen der Triangulation qualitativer und quantitativer Typenbildung?

Methodik: Die Kombination des rekonstruktiven Verfahrens der Dokumentarischen Methode und des quantitativen Verfahrens der Clusteranalyse erfolgt interaktiv (Greene 2008), wobei sowohl Datenerhebung als auch Datenauswertung jeweils sequentiell erfolgen.

Im ersten Schritt wurden leitfadengestützte Interviews mit SchulleiterInnen und Lehrkräften allgemeinbildender Schulen geführt und unter Anwendung der Dokumentarischen Methode (Przyborski 2004; Bohnsack, Nentwig-Gesemann & Nohl 2001) ausgewertet. Dabei wurden homogene, sinngenetische Orientierungsmuster rekonstruiert und verschiedene, voneinander abgrenzbare Reformrezeptionstypen abbildbar gemacht: bspw. ein Reformrezeptionstypus der „Autonomie“, der „Kritik“, der „Anerkennung“.

In Anschluss an die Rekonstruktion der Reformrezeptionstypen wurden Fragebogenitems zur Operationalisierung eben dieser Typen entwickelt. Mit Hilfe einer Clusteranalyse soll nun versucht werden, den Fällen der quantitativen Untersuchung eine Ausprägung auf einer Typvariablen zuzuordnen. Zusätzlicher Informationsgewinn im Sinne eines „starken Programms der Triangulation“ (Flick, Garms-Homolová, Hermann, Kuck & Röhnsch 2012) wird in zweierlei Hinsicht erwartet:

  1. Es kann geprüft werden, ob die Wahrnehmung und Entstehung von Nebenfolgen durch die Variable „Reformrezeptionstyp“ erklärt werden kann.
  2. Widersprüche innerhalb der quantitativen Datenauswertung als auch zwischen quantitativer und qualitativer Datenanalyse werden als Ansatzpunkte zu einer Revision der rekonstruktiven Auswertung genutzt. Denkbar ist, dass diese ergänzt oder modifiziert wird.

Ergebnisse: Die qualitative Erhebung ergab, dass die Neue Steuerung im Feld der Schule auf differente Orientierungsmuster der Akteure trifft, die nicht nur die Wahrnehmung der Neuen Steuerung vorstrukturieren, sondern auch durch den Umgang mit dieser die Neue Steuerung selbst in der schulischen Praxis „reformieren“. Es kann die These formuliert werden, dass die so rekonstruierten „Reformrezeptionstypen“ einen je unterschiedlichen Beitrag zur Entstehung von Nebenfolgen leisten.

Diskussion/Anliegen der Posterpräsentation: Die Reformrezeptionstypen werden durch eine Clusteranalyse quantitativ repliziert. Es stellt sich die Frage, wie mit Entsprechungen und Widersprüchen umgegangen werden kann.

Die Posterpräsentation soll das triangulative Design der Studie vorstellen und Möglichkeiten und Grenzen einer Perspektivenerweiterung zur Diskussion stellen: Kann nachgewiesen werden, dass qualitativ rekonstruierten Typen Erklärungswert im Sinne einer unabhängigen Variablen im Rahmen quantitativer Datenanalyse zukommt, kann durch ein Mixed Methods Design der Zusammenhang zwischen den Konstruktionsleistungen sozialer Akteure und der Genese emergenter Strukturen (hier Nebenfolgen Neuer Steuerung) empirisch erfasst werden.

Kontakt: d_duze01@uni-muenster.dec_kirc04@uni-muenster.de

Literatur

  • Bellmann, Johannes;Duzevic, Doris; Kirchhoff Corrie & Schweizer Sebastian (in Vorbereitung). Der Sinn von Reformen und der Eigensinn der Akteure. Zur Bedeutung von Reformrezeptionstypen für Erfolg und Misserfolg Neuer Steuerung. Zeitschrift für Schulverwaltung.
  • Bellmann, Johannes; Duzevic, Doris; Kirchhoff Corrie & Schweizer Sebastian (in Vorbereitung). Nebenfolgen von VERA und ihre Genese. Differente Orientierungsmuster schulischer Akteure im Umgang mit zentralen Vergleichsarbeiten. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft.
  • Bohnsack, Ralf; Nentwig-Gesemann, Iris & Nohl, Arnd-Michael (2001). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Opladen: Leske + Budrich.
  • Flick, Uwe; Garms-Homolová, Vjenka; Hermann, Wolfram J.; Kuck, Joachim & Röhnsch, Gundula(2012). “I Can’t Prescribe Something Just Because Someone Asks for it…”: Using Mixed Methods in the Framework of Triangulation. In: Journal of Mixed Methods Research, 6 (2), 97-110.
  • Green, Jennifer C. (2008). Is Mixed Methods Social Inquiry a Distinctive Methodology? In: Journal of Mixed Methods Research, 2 (7), 7-22.
  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: VS-Verlag für sozialwissenschaften.