Postersession 2016

Bildung

Annett Adler (Philipps-Universität Marburg): Innovation Labs in regionalen Multi-Akteursettings: Eine wissenssoziologisch-diskursanalytische Untersuchung
Keywords: Wissenssoziologische Diskursanalyse, Situationsanalyse, Innovation Lab

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Hanna Gundlach (Universität Hamburg, Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften): Bedarfsgerechtigkeit von Familienbildung für jugendliche Eltern. Rekonstruktion von Entscheidungsprozessen für oder gegen die Teilnahme an Familienbildung mittels eines triangulativen Forschungsdesigns
Keywords: Triangulation, Interviews, Fokusgruppen, Grounded-Theory-Methodologie

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Jens Klinghammer (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg): Qualitativer Längsschnitt zu unterrichtsbezogenen Orientierungen von Physik-Lehramtsstudierenden
Keywords: Längsschnitt, narrative Interviews, Dokumentarische Methode

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Anna M. Renzler (Universität Augsburg): Kunstrezeption mit Grundschulkindern – Werkauswahl und Inhaltsstrukturierung anhand der bildungstheoretischen und kritisch-konstruktiven Theorie Wolfgang Klafkis
Keywords: Einzelfallstudie, Materialanalyse, Beobachtung, Interview, qualitative Inhaltsanalyse

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Alexander Stärck (Universität Koblenz-Landau): „Und Fida ist Chinese.“ Eine Ethnografie zum Umgang von Kindern mit Vorurteilen und Diskriminierung im Kontext elementarpädagogischer Präventionsprojekte
Keywords: Fokussierte Ethnografie, Videografie, Gruppendiskussion, Teilnehmende Beobachtung, Dokumentarische Methode

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Judith Studer (Berner Fachhochschule): Gestaltung einer Lernumgebung zur Förderung der Entwicklung berufsrelevanter Selbst- und Sozialkompetenzen – Eine Design-Based Research Studie in der Hochschulausbildung für Soziale Arbeit
Keywords: Mixed Methods, Wissenschafts-Praxis-Kommunikation, Fragebogen, Interviews, Fokusgruppen, Unterrichtsbeobachtung, qualitative Inhaltsanalyse 

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Michael Penzold (LMU München): Das dynamische didaktische „Ich“ angesichts des Holocaust: Lehrerinnen und Lehrer im Spannungsfeld von Schule, Gedenkstätte und öffentlichem Diskurs
Keywords: Keywords: Gespräche, Interviews, Feldstudien; Ethnografie Grounded-Theory-Methodologie 

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Christina Ulbricht (LMU München): „Der Unterricht ist zu sachlich. (…) Man kriegt keinen guten Eindruck davon, wie sich äh die Menschen, die von den Nationalsozialisten unterdrückt wurden, gefühlt haben“ – Jugendliche und ihre freiwillige Auseinandersetzung mit dem Thema NS-Verbrechen.
Keywords: Ethnografie, Interviews, Grounded-Theory-Methodologie

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Johannes Ziegler (Justus-Liebig-Universität Gießen): Qualitative Prozessanalyse zur Anbahnung geographischer Basiskonzepte am Beispiel der vier Raumkonzepte
Keywords: Geographische Basiskonzepte, Prozessanalyse, Videografie, Qualitative Inhaltsanalyse

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Biografie

Nicoletta Eunicke (Goethe-Universität Frankfurt/Main): Biografieforschung mit Kindern?!
Keywords: Einzelfallstudie, biografische Interviews mit Kindern, biografische Fallrekonstruktion

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Sally Peters (HAW Hamburg/Universität Hamburg): Bewältigungsstrategien von jungen Erwachsenen in Überschuldungssituationen: Methodische Herausforderungen
Keywords: Längsschnitt, (Problemzentrierte) Interviews, Qualitative Inhaltsanalyse

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Jennifer Scholl (TU Braunschweig): Ambivalenzen von desistance. Ein konzeptionelles Modell zu Delinquenzverlaufsprozessen männlicher Jugendlicher
Keywords: Längsschnitt, Interviews, Grounded-Theory-Methodologie

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Familie/Partnerschaft

Marie-Kristin Döbler (Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg): Allein und doch nicht einsam. Diskursivierung und subjektives Erleben von Nicht-Präsenz in Paarbeziehungen
Keywords: Mixed Methods/Mixed Data, narrative Interviews, öffentlich verfügbare Internetforenbeiträge, Zeitungs- und Magazinartikel, Dokumentarische Methode, Deutungsmusteranalyse, Wissenssoziologische Diskursanalyse

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Ilona Tandzegolskienė (Vytautas Magnus University): The course of construction of young family parenthood and work reconciliation model with reference to qualitative research methods
Keywords: narrative, interview, focus group, thematic analysis, content analysis

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Kultur

Annerose Böhrer (Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg): „Mein Ausweis, meine Entscheidung“? – Eine objektsoziologische Spurensuche im Organspendediskurs
Keywords: Mixed Methods, Dokumente, Interviews, Ethnografie, Bilder, Dokumentarische Methode

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Dana Dülcke (Universität Kassel): Mit der multi-sited-ethnography ins „Feld“? – (Un)Sichtbarkeiten von Landarbeitsmigrierenden in der kanadischen Agrarindustrie beforschen
Keywords: Ethnografische Einzelfallstudie; talking fieldnotes; narrative Interviews; multi-sited-ethnography; Grounded-Theory-Methodologie

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Antonia Steger (Universität Zürich): Öffentliches Verweilen – Linguistische Analysen zu interaktiven Raumpraktiken auf städtischen Plätzen in Zürich
Keywords: Einzelfallstudie, Mixed Methods, Videodaten, GPS-Daten, Interviews, Multimodale Interaktionsanalyse

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Politik

Franziska Fröhlich (Universität Würzburg): „Grüner“ Konsum und „grüne“ Lebensstile in China: eine wissenssoziologische Diskursanalyse
Keywords: wissenssoziologische Diskursanalyse, Dokumente, Bilder, Videos, Experteninterviews, Grounded-Theory-Methodologie, Situationsanalyse, Hermeneutik

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Carolin Vierneisel (Freie Universität Berlin): Im Begegnen mit dem Anderen um Handlungsraum ringen – zur Rolle von Selbsthilfe in der Bewältigung HIV-bezogener Stigmatisierung
Keywords: Mixed Methods, Partizipation, Querschnittserhebung, Einzelinterviews, Focus Group, konstruktivistische Grounded Theory Methodologie

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Methodenentwicklung

Regina Dürig (Plymouth University & Hochschule der Künste Bern): Die Mitte der Zwei – Erzählen zwischen literarischem Text und autoethnografischer Methodik
Keywords: Autoethnografie, Narrative Inquiry, Heterotopie

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Katharina Löhr (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V., Müncheberg) & Michael Weinhardt (Universität Bielefeld): Das „World Café“ als partizipative Methode für die Erhebung qualitativer Daten
Keywords: Partizipative Sozialforschung, qualitative Methodologie, Methodenvergleich, Gruppendiskussionen, Einzelinterviews, World Café

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Abstracts

Bildung

Innovation Labs in regionalen Multi-Akteursettings: Eine wissenssoziologisch-diskursanalytische Untersuchung

 Annett Adler; Philipps-Universität Marburg/ Institut für Erziehungswissenschaften

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Die Innovations- und sozial-ökologische Forschung untersucht zunehmend „labor“-artige Gestaltungsarrangements (Pallot 2010; Schneidewind & Scheck 2013), die als Innovationsrituale und Übergangsarrangements gefasst werden (Weber 2005, 2014). Das Dissertationsprojekt ist an der Analyse der Bedeutung von Sprache und Wissen in der Auseinandersetzung über die Legitimität symbolischer Ordnungen (vgl. Keller 2011, S.33f.) interessiert. Es zielt auf die Untersuchung expliziter und impliziter Programmatiken und Semantiken beteiligter Akteure in den Übergängen von Innovation Labs als transitorischen Organisationen.

Forschungsfragen: Wie gestalten sich symbolische Ordnungen aus? Welches situierte Wissen der Akteure trifft in diesen organisierten Labformaten aufeinander und wie gelingen transitorische Übergangsprozesse?

Methodik/ Anlage der Studie: Mittels der wissenssoziologischen Diskursanalyse (Keller 2011) und der Situationsanalyse Clarkes (2012) wird fallanalytisch gearbeitet und 37 leitfadengestützte Interviews (Lamnek 2010, S.339) eines „Sustainability Labs“ zwischen Hochschule und Region im Themenfeld „nachhaltige Ernährung“ analysiert.

Anliegen der Posterpräsentation: Die Posterpräsentation dient der kritischen Reflexion des gewählten methodologischen und methodischen Zugangs: (1) Inwiefern eignet sich die Anlage der Studie, um situiertes Wissen und Überschreitungen legitimer Positionen zu untersuchen? (2) Welche Potenziale/ Grenzen bietet der Zugang durch leitfadengestützten Interviews?

Kontakt: annett.adler@staff.uni-marburg.de

Literatur:

  • Clarke, Adele (2012).Situationsanalyse, Grounded Theory nach dem Postmodern Turn. Wiesbaden: Springer VS.
  • Keller, Reiner (2011). Wissenssoziologische Diskursanalyse, Grundlegung eines Forschungsprogramms (3. Aufl.). Wiesbaden: VS.
  • Lamnek, Siegfried (2010). Qualitative Sozialforschung (5. Aufl.). Weinheim: Beltz.
  • Pallot, Marc; Trousse, Brigitte; Senach, Bernard & Scapin, Dominique (2010). Living lab research landscape: From user centred design and user experience towards user cocreation. First European Summer School „Living Labs“. Paris: https://halshs.archives-ouvertes.fr/inria-00612632/document.

Bedarfsgerechtigkeit von Familienbildung für jugendliche Eltern. Rekonstruktion von Entscheidungsprozessen für oder gegen die Teilnahme an Familienbildung mittels eines triangulativen Forschungsdesigns.

Hanna Gundlach; Universität Hamburg, Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften; Kooperatives Graduiertenkolleg „Qualitätsmerkmale sozialer Bildungsarbeit“

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Familienbildung gemäß § 16 SGB VIII ist inklusiv gestaltet und richtet sich an Eltern jeden Alters. Allerdings hat sich gezeigt, dass Angebote der Familienunterstützung speziell von jungen Eltern kaum in Anspruch genommen werden (z.B. Chamakalayil 2010). Das Promotionsvorhaben untersucht daher die Erreichbarkeit von Familienbildung für jugendliche Eltern, die im Alter von 14 bis 21 Jahren ein Kind geboren haben.

Forschungsfrage: Weshalb entscheiden sich jugendliche Eltern, (nicht) an Familienbildungsangeboten teilzunehmen? Erfragt werden die Bedarfe, Interessen und Ressourcen jugendlicher Eltern, Möglichkeiten der Verzahnung dieser mit Angeboten der Familienbildung sowie der Prozess der Entscheidungsfindung zur (Nicht-)Inanspruchnahme der Angebote.

Methodik: Im Rahmen eines triangulativen Forschungsdesigns (z.B. Flick 2011) werden Interviews mit jugendlichen Eltern geführt, die als Triangulation aus problemzentrierten Interviews (Witzel 2000) und theoriegenerierenden Expert_inneninterviews (Bogner & Menz 2009) beschrieben werden können. Außerdem werden theoriegenerierende Expert_inneninterviews (Bogner & Menz 2009) mit Fachkräften aus unterschiedlichen Angeboten der Familienbildung in Hamburg durchgeführt. Ergänzend werden mit Jugendlichen und Fachkräften Fokusgruppen (Schulz et al. 2012) geführt. Der Forschungsprozess und somit auch die Auswertung erfolgen in Anlehnung an die Grounded-Theory-Methodologie (Strauss & Corbin 1996).

Anliegen der Posterpräsentation: Vorstellung des methodischen Vorgehens/erster Erfahrungen mit dem Forschungsdesign, Diskussion des weiteren Vorgehens, z.B. im theoretical sampling, sowie der Angemessenheit der Methodik.

Kontakt: Hanna.Gundlach-2@studium.uni-hamburg.de

Literatur:

  • Bogner, Alexander & Menz, Wolfgang (2009). Das theoriegenerierende Experteninterview. Erkenntnisinteresse, Wissensformen, Interaktionen. In Alexander Bogner, Beate Littig & Wolfgang Menz (Hrsg.), Experteninterviews. Theorien, Methoden, Anwendungsfelder (S.61-98). Wiesbaden: VS.
  • Chamakalayil, Lalitha (2010). Rückkehr zur „Mütterschule“? – Anforderungen an die Familienbildung angesichts der Situation einer vernachlässigten Zielgruppe. In Anke Spies (Hrsg.), Frühe Mutterschaft. Die Bandbreite der Perspektiven und Aufgaben angesichts einer ungewöhnlichen Lebenssituation (S.127-146). Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren.
  • Flick, Uwe (2011). Triangulation. Eine Einführung. Wiesbaden: VS.
  • Schulz, Marlen; Mack, Birgit & Renn, Ortwin (Hrsg.) (2012). Fokusgruppen in der empirischen Sozialwissenschaft. Von der Konzeption bis zur Auswertung. Wiesbaden: VS.
  • Strauss, Anselm L. & Corbin, Juliet M. (1996). Grounded Theory. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz/PVU.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung /Forum: Qualitative Social Research 1(1), Art. 22,  http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228.

Qualitativer Längsschnitt zu Unterrichtsbezogenen Orientierungen von Physik-Lehramtsstudierenden

Jens Klinghammer; Didaktik der Physik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Forschungsergebnisse (u.a. Fischler 2000) deuten darauf hin, dass sich angehende Physiklehrkräfte beim Unterrichten an der eigenen Schulerfahrung orientieren. Gleichzeitig wird im Rahmen des strukturtheoretischen Ansatzes zur Lehrer_innenprofessionalität die Notwendigkeit eines berufsbiografischen, reflexiven Erfahrungswissens als Teil des Lehrer_innenwissens betont (Helsper 2007). Als besonders geeignete Lerngelegenheiten im Rahmen des Studiums gelten dabei Praxisphasen. Die Rekonstruktion von handlungsleitenden Orientierungen im Rahmen einer solchen Praxisphase ermöglicht den Zugang zu Denk- und Handlungsweisen (zukünftiger) Lehrpersonen. Ziel dieser Fallstudie ist es daher, unterrichtsbezogene Orientierungen von Physik-Lehramtsstudierenden im Rahmen einer ersten Praxiserfahrung, den „Schulpraktischen Studien“, zu rekonstruieren.

Forschungsfragen: (1) Welche Orientierungen über das Lehren und Lernen sowie zur Rolle des Experiments im Physikunterricht lassen sich bei Lehramtsstudierenden der Physik im Kontext der Schulpraktischen Übungen rekonstruieren? (2) Inwiefern lassen sich bei den Lehramtsstudierenden der Physik im Kontext der „Schulpraktischen Studien“ Veränderungen bezüglich der unterrichtsbezogenen Orientierungen rekonstruieren?

Methodik: Im Rahmen der längsschnittlich angelegten Fallstudie wurden im Verlauf der „Schulpraktischen Studien“ an bis zu vier Erhebungszeitpunkten narrative Interviews (Glinka 2016; Kruse 2015) mit verschiedenen Interviewstimuli geführt (N = 17 Studierende im Lehramt Physik). Zur Interpretation und Analyse wird die dokumentarische Methode (Nohl 2012) als ein qualitativ-rekonstruktives Auswertungsverfahren angewandt.

Diskussion/Anliegen der Posterpräsentation: Hinsichtlich des längsschnittlichen Designs stellt sich die methodische Frage, ob sich im Kontext der „Schulpraktischen Studien“ anhand der dokumentarischen Methode Veränderungen bezüglich der unterrichtsbezogenen Orientierungen rekonstruieren lassen (Asbrand, Pfaff & Bohnsack 2013). Da die Erhebung derzeit abgeschlossen wird, sind insbesondere methodologische Fragen bezüglich des Auswertungsverfahrens und in Verbindung damit eine Begriffsausschärfung sowie Spezifika des theoretischen Hintergrundes der dokumentarischen Methode von Interesse.

Kontakt: jens.klinghammer@physik.uni-halle.de 
Webseite: http://www.physik.uni-halle.de/fachgruppen/didaktik/mitarbeiter/jens_klinghammer/

Literatur:

  • Asbrand, Barbara, Pfaff, Nicolle & Bohnsack, Ralf (2013). Editorial: Rekonstruktive Längsschnittforschung in ausgewählten Gegenstandsfeldern der Bildungsforschung. Zeitschrift für Qualitative Forschung, 14(1), 3-12.
  • Fischler, Helmut (2000). Über den Einfluß von Unterrichtserfahrungen auf die Vorstellungen vom Lehren und Lernen bei Lehrerstudenten der Physik. Teil 2: Ergebnisse der Untersuchung. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, 6, 79-98.
  • Glinka, Hans-Jürgen (2016). Das narrative Interview. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Helsper, Werner (2007). Eine Antwort auf Jürgen Baumerts und Mareike Kunters Kritik am strukturtheoretischen Professionsansatz. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 10(4), 567-579.
  • Kruse, Jan (2015). Qualitative Interviewforschung. Weinheim u. Basel: Beltz Juventa.
  • Nohl, Arnd-Michael (2012). Interview und dokumentarische Methode. Wiesbaden: Springer VS.

Kunstrezeption mit Grundschulkindern – Werkauswahl und Inhaltsstrukturierung anhand der bildungstheoretischen und kritisch-konstruktiven Theorie Wolfgang Klafkis

Anna M. Renzler; Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Kunstpädagogik

Ausgangspunkt: Ziel ist es, den in der Forschung bisher weitgehend unbeachteten Aspekt der Werksauswahl und Inhaltsstrukturierung innerhalb didaktisch begleiteter Kunstbetrachtungen mit Grundschulkindern zu erschließen. Die gegenwärtige Situation, in der einerseits unzählige Kunstwerke zur Verfügung stehen und sich die Kunstpädagogik andererseits durch verschiedenste Ansätze und Methoden auszeichnet (Kirchner & Otto 1998), erfordert bewusste Entscheidungen: die Überlegungen des Allgemeindidaktikers Wolfgang Klafki zum Elementaren (Klafki 1964a) gewinnen erneut an Reiz. Die „Didaktische Analyse“ (Klafki 1964b) und das „(vorläufige) Perspektivenschema zur Unterrichtsplanung“ (Klafki 1996) scheinen für eine innerfachliche Konzeptentwicklung geeignet: sie wurden entwickelt, um Bildungsinhalte zu ermitteln und zu strukturieren.

Forschungsfrage: Kann ein Kunstwerk zur Kunstbetrachtung mit Grundschulkindern anhand eines – an das bildungstheoretische bzw. kritisch-konstruktive Modell Wolfgang Klafkis angelehnten – Konzeptes ausgewählt und inhaltlich strukturiert werden, damit eine umfassende (kategoriale) Kunstvermittlung vor dem Original stattfindet?

Im Rahmen der Forschungsfrage ist zu klären, wie bisher in der Kunstpädagogik Werke für Kunstbetrachtungen mit Grundschulkindern ausgewählt und inhaltlich strukturiert wurden und welche Voraussetzungen des kindlichen Rezipienten zu berücksichtigen sind.

Methodik: In der qualitativ empirischen Studie wird die konzeptgemäße Lehrtätigkeit von Grundschullehrpersonen in der Vorbereitung, Durchführung und Evaluation der Kunstrezeption untersucht. Die Datenerhebung erfolgt in drei Fallstudien anhand von Materialanalysen (Vorbereitung), teilnehmender Beobachtung (Kunstrezeption) und Leitfadeninterviews (Evaluation) (Flick 2014). Ausgewertet werden die Daten voraussichtlich mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (Mayring 2003).

Anliegen der Posterpräsentation:Das geplante Setting soll bereits im Vorfeld der empirischen Untersuchung, deren theoretische Grundlage zurzeit erarbeitet wird, diskutiert und weiterentwickelt werden.

Kontakt: a_renzler@hotmail.com

Literatur:

  • Flick, Uwe (2014). Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. Reinbek: Rowohlt.
  • Kirchner, Constanze & Otto, Gunter (1998). Praxis und Konzept des Kunstunterrichts. Kunst + Unterricht 223/224, 4-11.
  • Klafki, Wolfgang (1964a). Das pädagogische Problem des Elementaren und die Theorie der kategorialen Bildung. Weinheim: Julius Beltz.
  • Klafki, Wolfgang (1964b). Didaktische Analyse als Kern der Unterrichtsvorbereitung. In Wolfgang Klafki (Hrsg.): Didaktische Analyse. (S. 5-34.) Hannover: Schroedel,
  • Klafki, Wolfgang (1996): Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. Weinheim: Beltz.
  • Mayring, Philipp (2003). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz.

„Und Fida ist Chinese.“ Eine Ethnografie zum Umgang von Kindern mit Vorurteilen und Diskriminierung im Kontext elementarpädagogischer Präventionsprojekte

Alexander Stärck; Universität Koblenz-Landau, Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter / Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung; Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung

Forschungskontext/Ausgangspunkt: Maßnahmen, die Phänomenen wie Vorurteilen und Diskriminierung entgegenwirken wollen, sollten präventiv ausgerichtet sein (Scherr 2014; Raabe 2010). Entsprechende Projekte setzen zunehmend bereits im Elementarbereich an. Wissenschaftliche Begleitungen gehen selten auf länger andauernde Effekte ein oder arbeiten direkt mit den beteiligten Kindern.

Forschungsfrage: Auf welche Weise zeigen frühpädagogische Präventionsmaßnahmen gegen Vorurteile und Diskriminierung mit unterschiedlicher strategischer Ausrichtung bei Kindern ab vier Jahren mittelfristig Wirkung?

Methodik: (1) Erhebungsmethoden: In drei Projekt- und drei Vergleichskitas wird in einem fokussiert ethnografischen Vorgehen (Knoblauch 2001) zu je zwei unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten der Blick auf Diskriminierungsaspekte mittels teilnehmender Beobachtungen gerichtet, die vor allem „Bühnenränder“ fokussieren, an denen über Ein- und Ausschluss entschieden wird (Huhn et al. 2012). In vier der Einrichtungen erfolgen videografische Aufzeichnungen. Kindliche Vorurteilsausprägungen werden in einem Gruppengespräch erfasst, bei dem die Akteure zu einer performativen Darstellung sowie einer selbstläufigen Diskussion angeregt werden.  

(2) Auswertungsverfahren: Die Auswertungen erfolgen komparativ innerhalb und zwischen den Kindergruppen. Durch die dokumentarische Methode kann sowohl die Genese von handlungsleitendem Wissen rekonstruiert, als auch dieses Wissen in ein Verhältnis zu den explizierten Projektzielen gesetzt werden (Bohnsack & Nentwig-Gesemann 2010). Dabei sind implizite Wissensbestände besonders relevant, die zur Rekonstruktion von projektstrategiespezifischen Erfahrungsräumen genutzt werden können. Letztlich wird so eine Generalisierung von Bedingungen für erfolgreiche Präventionsstrategien angestrebt.

Ergebnisse: Eine systematisierte Auswertung ist noch nicht erfolgt. Im laufenden Forschungsprozess lässt sich allerdings aus der Komparation einer Projekt- und der entsprechenden Vergleichskita eine Relevanz der Differenzierung „natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit“ (Mecheril 2002) ableiten. Dies zeigt sich zumindest auf kommunikativer Ebene in einem Teil des Gruppengesprächs, der sich mit eher kognitiven Aspekten befasst. Hier werden divergierende Differenzvorstellungen deutlich, die auch in ihrer Affinität zu Vorurteilen unterscheidbar zu sein scheinen.

Diskussion/Anliegen der Posterpräsentation:Mit dem Poster sollen erste „Work in Progress“-Ergebnisse präsentiert werden. Fokussierte kindliche Aussagen und Auszüge aus Beobachtungsprotokollen können eine Diskussion zu kommenden Auswertungs- und Interpretationsschritten anregen.

Kontakt: alex.staerck@gmail.com

Literatur:

  • Bohnsack, Ralf & Nentwig-Gesemann, Iris (2010). Dokumentarische Evaluationsforschung und Gruppendiskussionsverfahren. Am Beispiel einer Evaluationsstudie zu Peer- Mediation an Schulen. In Ralf Bohnsack, Aglaja Przyborski & Burkhard Schäffer (Hrsg.), Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis (2. Aufl., S.267-283). Opladen: Verlag Barbara Budrich. 
  • Huhn, Norbert; Dittrich, Gisela; Dörfler, Mechthild & Schneider, Kornelia (2012). Videografieren als Beobachtungsmethode – am Beispiel eines Feldforschungsprojekts zum Konfliktverhalten von Kindern. In Friederike Heinzel (Hrsg), Methoden der Kindheitsforschung. Ein Überblick über Forschungszugänge zur kindlichen Perspektive (2. Aufl., S. 134-153). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Knoblauch, Hubert (2001). Fokussierte Ethnographie: Soziologie, Ethnologie und die neue Welle der Ethnographie. Sozialer Sinn, 1, 123-141.
  • Mecheril, Paul (2002). Natio-kulturelle Mitgliedschaft – ein Begriff und die Methode seiner Generierung. Tertium comparationis, 8, 2, 104-115.
  • Raabe, Tobias (2010). Entwicklung von Vorurteilen im Kindes- und Jugendalter: Eine Meta-Analyse zu Altersunterschieden. Friedrich-Schiller-Universität Jena: Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doctor Philosophiae (Dr. phil.).
  • Scherr, Albert (2014). Pädagogische Konzepte gegen Rechtsextremismus. Eine Bilanzierung der Erfahrungen. In Mathis Blome & Barbara Manthe (Hrsg.), Zum Erfolg verdammt. Bundesprogramme gegen Rechtsextremismus. Prävention und Intervention auf dem Prüfstand (S.8-15). Düsseldorf: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V.

Gestaltung einer Lernumgebung zur Förderung der Entwicklung berufsrelevanter Selbst- und Sozialkompetenzen – Eine Design-Based Research Studie in der Hochschulausbildung für Soziale Arbeit

Judith Studer; Berner Fachhochschule, Fachbereich Soziale Arbeit

Forschungskontext: Mein Dissertationsvorhaben verortet sich in der wissenschaftlichen wie bildungspraktischen Diskussion um die didaktische Förderbarkeit der Entwicklung berufsrelevanter Selbst- und Sozialkompetenzen im Kontext der Hochschulausbildung.

Ausgangspunkt: Ausgangspunkt bildet eine curriculare Studienreform des Fachbereichs Soziale Arbeit der Berner Fachhochschule (BFH). Ziel dieser Studienreform ist es, im Curriculum des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit im Sinne einer pädagogisch-didaktischen Innovation ein robustes, nachhaltiges Lehr-Lern-Setting zu integrieren, welches den Studierenden den Erwerb und die Weiterentwicklung berufsrelevanter Selbst- und Sozialkompetenzen ermöglicht. Mittels wissenschaftlicher Begleitung der Entwicklung und Implementierung dieses Lehr-Lern-Settings im Rahmen meiner Dissertation soll zudem ein wissenschaftlicher Beitrag geleistet werden. Angestrebt werden neben dem konkreten Lehr-Lern-Setting für den Bachelorstudiengang somit auch theoretisch und empirisch gestützte, generalisierbare Erkenntnisse in Form kontextsensitiver Gestaltungsprinzipien, welche die Gestaltung von Lernumgebungen zur Förderung der Entwicklung berufsrelevanter Selbst- und Sozialkompetenzen anleiten.

Forschungsfragen: Wie kann in der Hochschulausbildung für Soziale Arbeit eine Lernumgebung zur Förderung der Entwicklung berufsrelevanter Selbst- und Sozialkompetenzen gestaltet und integriert werden? Welche kontextsensitiven, generalisierbaren Erkenntnisse lassen sich daraus ableiten?

Methodik: Das methodische Vorgehen zur Beantwortung der Forschungsfragen verortet sich im Paradigma der Gestaltungsforschung (engl.: Design-Based Research (DBR); Euler & Sloane 2014; McKenney & Reeves 2012; Plomp 2010). Dieses Forschungsparadigma berücksichtigend, vollzieht sich die Entwicklung der angestrebten Lernumgebung in sich wiederholenden Zyklen von Design, Erprobung, Analyse und Re-Design (Euler 2014, S.19). Den theoretischen Bezugsrahmen bilden dabei bereits bestehende wissenschaftliche Erkenntnisse und aktivierbare Alltagstheorien von Praktikerinnen und Praktikern (Euler 2014, S.17f; 25f; van den Akker 2010, S.45f). Dieses iterative Vorgehen ermöglicht einerseits die stetige Optimierung des angestrebten Lehr-Lern-Settings bzw. seine zunehmende Angleichung an den angestrebten Endzustand (Euler 2014, S.19f; Plomp 2010, S.16; 25; van den Akker 2010, S.45). Andererseits werden im Rahmen des iterativen Vorgehens Theorien in Form von Gestaltungsannahmen formuliert bzw. aus Literatur und Alltagstheorien abgeleitet. Diese werden in Zyklen wiederholter Erprobung, Evaluation und Weiterentwicklung der Lernumgebung mit dem Ziel der Gewinnung generalisierbarer, kontextsensitiver Gestaltungsprinzipien überprüft und verfeinert (Euler 2014, S.18f; Plomp 2010, S.15; 17ff).

Anliegen der Posterpräsentation: Zurzeit erfolgt die erste Erprobung und Evaluation der vor dem Hintergrund der theoretisch und empirisch hergeleiteten Gestaltungsannahmen entwickelten Lernumgebung. Im Rahmen der Posterpräsentation werden neben dem methodischen Vorgehen erste Erkenntnisse aus dieser ersten Erprobungs- bzw. Evaluationsrunde zur Diskussion gestellt.

Kontakt: judith.studer@bfh.ch

Literatur

  • Euler, Dieter (2014). Design research – a paradigm under development. In Dieter Euler & Peter F.E. Sloane (Hrsg.), Design-Based Research (Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Bd. 27, 1. Aufl, S.15-41). Stuttgart: Steiner.
  • Euler, Dieter & Sloane, Peter F.E. (Hrsg.) (2014). Design-Based Research (Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Bd. 27). Stuttgart: Steiner.
  • McKenney, Susan E. & Reeves, Thomas C. (2012). Conducting educational design research. Milton Park, Abingdon, Oxon: Routledge.
  • Plomp, Tjeerd (2010). Educational design research: An introduction. In Tjeerd Plomp & Nienke Nieveen (Hrsg.), An introduction to educational design research. Proceedings of the seminar conducted at the East China Normal University, Shanghai (PR China), November 23-26, 2007 (3. Aufl., S.9-36). Enschede: SLO.
  • Van den Akker, Jan (2010). Curriculum design research. In Tjeerd Plomp & Nienke Nieveen (Hrsg.), An introduction to educational design research. Proceedings of the seminar conducted at the East China Normal University, Shanghai (PR China), November 23-26, 2007 (3. Aufl., S.37-50). Enschede: SLO..

Das dynamische didaktische „Ich“ angesichts des Holocaust: Lehrerinnen und Lehrer im Spannungsfeld von Schule, Gedenkstätte und öffentlichem Diskurs

Michael Penzold; Ludwig-Maximilians-Universität in München, Abteilung für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur und des Deutschen als Zweitsprache

Ausgangspunkt: Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus hat sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt (Benz & Distel 2009). Wenn auch die direkte Konfrontation mit der immer kleiner werdenden Generation der „Zeitzeuginnen“ und „Zeitzeugen“ heute immer seltener ist, so ist doch die mediale Entfaltung der Thematik inzwischen sehr vielfältig geworden (Ballis 2012; Taubitz 2016). Dass hierbei zudem die politische und kulturelle Identitätsbildung von Schülerinnen und Schülern in immer inhomogeneren Klassen angesprochen ist (Fava 2015), stellt für Lehrkräfte eine komplexe didaktische Herausforderung dar. Das Forschungsprojekt macht es sich zu Nutze, dass sich die Frage nach der Holocaust-Didaktik anlässlich der weit verbreiteten und häufig durchgeführten Klassenfahrten an KZ-Gedenkstätten immer wieder neu stellt (Eberle 2008). Die Lehrkräfte werden dabei zusammen mit ihren Klassen zu RezipientInnen geführter Rundgänge (Gudehus 2006) oder anderer gedenkstättenspezifischer Veranstaltungen (Haug 2015). Die hier gemachten Erfahrungen veranlassen sie zu eigenen, immer neuen Reflexionen über fachdidaktische und fächerübergreifende Konzepte. Wie aber konstruieren sie auf deren Grundlage ihr didaktisches „Ich“? Diese Frage stellt sich gerade bei einem Fächergrenzen überschreitenden und die Persönlichkeit herausfordernden Thema wie dem Holocaust immer wieder neu.

Forschungsfragen: Welche didaktischen Alltagskonzepte zum „Holocaust“ werden von Lehrerinnen und Lehrern entwickelt und ausgehandelt? Wie positionieren sie sich dabei selbst im Holocaust-Diskurs und im Rahmen seiner kulturellen und medialen Manifestationen?

Methodik: Die Untersuchung folgt der Methodologie der Grounded Theory (Breuer 2009; Equit & Hohage 2016; Mey & Mruck 2011). Durch die Grounded-Theory-Methodologie werden neben ethnografisch erhobenen Materialien wie Feldstudien, Veranstaltungsprotokolle und Fotografien (Beer 2008; Breidenstein, Hirschauer, Kalthoff & Nieswand 2013) vor allem Transkripte von Gesprächen mit Lehrerinnen und Lehrern erschlossen. Das „Zentrum“, das die Materialien geografisch verbindet, ist die KZ-Gedenkstätte Dachau.

Ergebnisse: Die Rollenirritation, die Lehrerinnen und Lehrer angesichts ihrer Begegnung mit dem Thema „Holocaust“ und dessen multimedialer Repräsentation am außerschulischen Lernort der Gedenkstätte erleben, setzt sich in eine dialogische Dynamik fachdidaktischer Überlegungen um. Insbesondere wird das Thema zum Anlass genommen, u.a. über Sprachfindung und Sprachnormen nachzudenken.

Diskussion: Die ermittelte kommunikative Haltung des Aushandelns einer didaktischen Identität ist professionstheoretisch zu verorten. Damit verbunden ist auch ein spezifischer Bezug zu multimedialen Präsenzen des Themas „Holocaust“ in und außerhalb schulischer Kontexte.

Anliegen der Posterpräsentation: 

  • Vernetzung mit anderen fachdidaktischen Projekten (z.B. über andere außerschulische Lernorte)
  • Diskussion über Möglichkeiten, auf der Basis der Grounded Theory fachdidaktische Beiträge formulieren zu können
  • Diskussion über die Möglichkeiten einer empirisch-qualitativ fundierten Holocaust-Didaktik

Kontakt: michael.penzold@germanistik.uni-muenchen.de

Literatur:

  • Ballis, Anja (Hrsg.) (2012). Holocaust – Literatur – Didaktik. Koordinaten für interdisziplinäres Lernen. Würzburg: Ergon.
  • Beer, Bettina (Hrsg.) (2008). Methoden ethnologischer Feldforschung (2., überarb. u. erw. Aufl.). Berlin: Reimer.
  • Benz, Wolfgang & Distel, Barbara (Hrsg.) (2009). Die Zukunft der Erinnerung. Dachauer Hefte, Heft 25. Dachau: Verlag Dachauer Hefte. 
  • Breidenstein, Georg; Hirschauer, Stefan; Kalthoff, Herbert & Nieswand, Boris (2013). Ethnografie. Die Praxis der Feldforschung. Konstanz: UVK.
  • Breuer, Franz (2009). Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis. Unter Mitarbeit von Barbara Dieris und Antje Lettau. Wiesbaden: VS.
  • Eberle, Annette (2008). Pädagogik und Gedenkkultur. Bildungsarbeit an NS-Gedenkorten zwischen Wissensvermittlung, Opfergedenken und Menschenrechtserziehung. Praxisfelder, Konzepte und Methoden in Bayern. Würzbug. Ergon.
  • Equit, Claudia & Hohage, Christoph (Hrsg.) (2016). Handbuch Grounded Theory. Von der Methodologie zur Forschungspraxis. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Fava, Rosa (2015). Die Neuausrichtung der Erziehung nach Auschwitz in der Einwanderungsgesellschaft. Eine rassismuskritische Diskursanalyse. Berlin: Metropol.
  • Gudehus, Christian (2006). Dem Gedächtnis zuhören. Erzählungen über NS-Verbrechen und ihre Repräsentation in deutschen Gedenkstätten. Essen: Klartext.
  • Haug, Verena (2015). Am ‚authentischen‘ Ort. Paradoxien der Gedenkstättenpädagogik. Berlin: Metropol.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (Hrsg.) (2011). Grounded Theory Reader (2., aktualisierte u. erw. Aufl.). Wiesbaden: VS.
  • Taubitz, Jan (2016). Holocaust Oral History und das lange Ende der Zeitzeugenschaft. Göttingen: Wallstein.

„Der Unterricht ist zu sachlich. (…) Man kriegt keinen guten Eindruck davon, wie sich äh die Menschen, die von den Nationalsozialisten unterdrückt wurden, gefühlt haben“ – Jugendliche und ihre freiwillige Auseinandersetzung mit dem Thema NS-Verbrechen.

Christina Ulbricht; Ludwig-Maximilians-Universität in München, Lehrstuhl Didaktik der deutschen Sprache und Literatur sowie des Deutschen als Zweitsprache

Forschungskontext: Bei der vorgestellten Untersuchung handelt es sich um ein Dissertationsprojekt, welches Jugendliche im Alter von 14-23 Jahren zu ihren Motiven der Auseinandersetzung sowie zu deren Deutungen der NS-Verbrechen befragt.

Nach einer langen Zeit des Schweigens und Verdrängens gehört es mittlerweile zum deutschen Selbstverständnis, die Erinnerung an die NS-Verbrechen aufrechtzuerhalten und einer Wiederholung solcher Ereignisse entgegenzuwirken. Im deutschen Schulcurriculum ist das Thema fest verankert. In diesem Zusammenhang wird den KZ-Gedenkstätten ein hoher Stellenwert in der Vermittlung von historischem Wissen sowie der Förderung von demokratischen Denk- und Verhaltensweisen zugeschrieben (u.a. Eberle 2008, S.49; Pampel 2011, S.18f.). Das Gespräch mit „Zeitzeug_innen“ ist bis heute eine beliebte Methode, die von Erwachsenen und Jugendlichen als sehr authentisch und beeindruckend beschrieben wird. Allerdings fühlen sich Schüler_innen von den vielfältigen Erinnerungsangeboten schnell überfordert und von den moralischen Anforderungen unangenehm bedrängt (Zülsdorf-Kersting 2007).

Neben der defizitären Erforschung der tatsächlichen Wirkung von KZ-Gedenkstätten auf ihre Besucher_innen, gibt es wenig Konzepte, die sich fundiert mit der Vermittlung dieser Sachverhalte beschäftigen. Aufgrund der Tatsache, dass es bisher kaum Erkenntnisse zu den Formen der Auseinandersetzung von Jugendlichen gibt, gilt es diese in Erfahrung zu bringen.

Forschungsfragen: Die Jugendlichen stehen in der vorliegenden Untersuchung im Fokus des Interesses. Aufgrund der vielfältigen medialen Aufbereitungen von Erinnerungen und Zeugnissen, auf die jeder Interessierte heutzutage ohne Probleme zugreifen kann, soll rekonstruiert werden:

  • was Jugendliche antreibt, sich mit der Thematik NS-Verbrechen auseinanderzusetzen, und
  • wie Jugendliche mit institutionell vermittelten Deutungsmustern der NS-Verbrechen umgehen.

Methodik: In Anlehnung an die Grounded-Theory-Methodologie (u.a. Breuer 2010; Equit & Hohage 2016; Glaser & Strauss 2010; Mey & Mruck 2009, 2011; Strübing 2014) wurden Jugendgruppen an KZ-Gedenkstätten beobachtet. Während der Datengenerierung wurde ebenfalls an Veranstaltungen (Internationale Jugendbegegnung, Projektfahrt, Theaterprojekt, Klassenausflug), die sich mit dieser Thematik in unterschiedlicher Weise auseinandersetzten, teilgenommen. Diese Erfahrungen wurden in Beobachtungs- und Gesprächsprotokollen festgehalten. Während dieser Veranstaltungen kamen ebenfalls Interviews zustande.

Arbeitsstand: Es liegt bisher Datenmaterial in Form von Beobachtungsprotokollen, Gesprächsprotokollen und Leitfadeninterviews vor. Ein Teil der Interviews ist bereits transkribiert und wird derzeit analysiert. Im Rahmen einer Forschungswerkstatt werden Kodierungen besprochen und Minimalkontraste gebildet. In einem weiteren Schritt werden Maximalkontraste vorgenommen, welche zunächst auf Grundlage von Freiwilligkeit an der Teilnahme einer Veranstaltung durchgeführt werden sollen.

Diskussion: Aufgrund der politischen und pädagogischen Aufgeladenheit der Thematik, ist der Interviewverlauf ggf. stark von institutionellen Rahmenbedingungen und Hierarchiebeziehungen geprägt. Wie kann hier im Rahmen der Grounded-Theory-Methode umgegangen werden?

Kontakt: Christina.Ulbricht@germanistik.uni-muenchen.de

Literatur:

  • Breuer, Franz (2010). Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung in die Forschungspraxis. 2. Auflage. Wiesbaden: VS.
  • Equit, Claudia & Hohage, Christoph (Hrsg.) (2016). Handbuch Grounded Theory. Von der Methodologie zur Forschungspraxis. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Eberle, Annette (2008). Pädagogik und Gedenkkultur. Bildungsarbeit an NS-Gedenkorten zwischen Wissensvermittlung, Opfergedenken und Menschenrechtserziehung. Würzburg: Eragon.
  • Glaser, Barney G. & Strauss, Anselm L. (2010). Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung (3. Aufl.).. Bern: Huber.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2009). Methodologie und Methodik der Grounded Theory. In Wilhelm Kempf & Marcus Kiefer (Hrsg.). Forschungsmethoden der Psychologie. Zwischen naturwissenschaftlichem Experiment und sozialwissenschaftlicher Hermeneutik. Band 3: Psychologie als Natur- und Kulturwissenschaft. Die soziale Konstruktion der Wirklichkeit (S.100-152). Berlin: Regener.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (Hrsg.) (2011). Grounded Theory Reader (2. überarb. u. erweiterte Aufl.). Wiesbaden: VS.
  • Pampel, Bert (Hrsg.) (2011). Erschrecken– Mitgefühl– Distanz. Empirische Befunde über Schülerinnen und Schüler in Gedenkstätten und zeitgeschichtlichen Ausstellungen. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag.
  • Strübing, Jörg (2014). Grounded Theory. Zur sozialtheoretischen und epistemologischen Fundierung eines pragmatischen Forschungsstils (3. Aufl.). Wiesbaden: Springer.
  • Zülsdorf-Kersting, Meik (2007). Sechzig Jahre danach: Jugendliche und Holocaust. Eine Studie zur geschichtskulturellen Sozialisation (Geschichtskultur und Historisches Lernen, Bd. 2). Berlin: LIT.

Qualitative Prozessanalyse zur Anbahnung geographischer Basiskonzepte am Beispiel der vier Raumkonzepte

Johannes Ziegler M.Ed.; Justus-Liebig-Universität Gießen

Forschungskontext: Die großen Problemfelder des 21. Jahrhunderts machen es erforderlich, den Geographieunterricht neu zu denken. Dies erfordert die Abkehr von einem Unterricht, der sich lediglich als eine Abarbeitung von geographischen Themen anhand von Doppelbuchseiten des Schulbuches darstellt (Jackson 2006). Schüler_innen soll eine geographische Perspektiven auf diverse Themenbereiche ermöglicht werden, um eine fachspezifische geographische Brille zu entwickeln (Uhlenwinkel 2013; Kattmann 2003). Eine vielversprechende Option dieses Ziel zu erreichen, ist die Implementierung von Basiskonzepten in den Lehr- und Lernprozess. Basiskonzepte sind „grundlegende und für den Schüler nachvollziehbare Erklärungsansätze und Leitideen des fachlichen Denkens, die sich in unterschiedlichen geographischen Sachverhalten wiederfinden lassen“ (Uphues 2013, S.22). Sie ermöglichen den Erwerb von konzeptionelles Wissens anstatt des wenig nachhaltigen additiven Wissens (Kattmann 2003). Darüber hinaus bieten sie eine Struktur zur Bewältigung der Vielfalt an Themen der Geographie für Schüler_innen, aber auch für Lehrer_innen. Basiskonzepte dienen zudem als analytisches Werkzeug zur Reduktion und Bewältigung von Komplexität (Köck 2005; Lambert 2013).

Ausgangspunkt:Obwohl Basiskonzepte seit Jahren in den Bildungsstandards des DGfG fest verankert und teilweise in einigen Lehrplänen der Länder sowie wenigen Schulbüchern Erwähnung finden, kann keine Rede davon sein, dass sie in der deutschen Bildungslandschaft fest verankert sind (ISB 2015; Korby, Kreus & von der Ruhren 2015; Fögele 2015).

Aktuelle Studien zeigen auf, dass Geographielehrer_innen in Lehrervorbildungen durchaus diese Chancen erkennen und überwiegend eine Bereitschaft zeigen, Basiskonzepte in Konzeption, Durchführung und Evaluation des eigenen Unterrichts stärker einzubinden (Fögele 2016). Bisher sind die Erkenntnisse der bei den Schüler_innen ablaufenden Prozesse bei der Anbahnung von Basiskonzepten im Geographieunterricht spärlich.

Forschungsfragen:

  1. Forschungsfrage: Anbahnung von Basiskonzepten
    Welche kognitiven und metakognitiven Prozesse laufen bei Schüler_innen während der Anbahnung des geografischen Basiskonzepts der vier Raumbegriffe ab?
  2. Forschungsfrage: Diagnostik
    Wie unterscheiden sich Schüler mit unterschiedlichem Leistungsstand im Fach Geographie bei der Anbahnung der vier Raumbegriffe?

Methodik: Auf Grundlage theoretisch-konzeptioneller Vorüberlegungen zu Basiskonzepten im Allgemeinen und deren Anbahnung sowie Erkenntnissen der Diagnostik wurde ein Untersuchungsdesign entwickelt. Je zwei Schüler_innen der 9. und 11. Jahrgangsstufe durchlaufen die Intervention in Abhängigkeit von den Schulnoten im Fach Geographie des vorangegangen Schuljahres. Diese findet in einer Laborsituation statt und nimmt in etwa 90 Minuten in Anspruch (Beyer 2011; Kattmann 2003). Für die Implementierung der Basiskonzepte (z.B. vier Raumbegriffe nach Wardenga 2002) bietet sich eine induktive Anbahnung in sechs Schritten anhand von konkreten und lebensnahen Beispielen, einer lohnenswerten Problemstellung, einem Transfer sowie einer Reflexion an (Beyer 2011; Parchmann 2007; Lichtner 2012; Fögele 2016).

Da soziale Prozesse grundsätzlich prozesshaft verlaufen wird die Erhebung der Daten prozessanalytisches erfolgen (Lamnek 2005), um die kollektiven Handlungsmuster und Deutungen der Schüler_innen bei der Anbahnung von geographischen Basiskonzepten zu rekonstruieren. Die Aufzeichnung der Erhebung erfolgt mithilfe der Videografie. Die Auswertung der Prozessanalyse ist im Sinne der qualitativen Inhaltsanalyse vorgesehen (Mayring 2007).

Ergebnisse: Das Dissertationsprojekt steht noch in einer frühen Phase. Es wird der aktuelle Stand des Forschungsdesigns präsentiert.

Diskussion/Anliegen der Posterpräsentation: Das Anliegen der Posterpräsentation ist, die Explorationsphase des Projekts vorzustellen und zum Austausch über die beschriebene Problemstellung und Vorgehensweise der Methode anzuregen. Diskutiert werden sollen die gesammelten Erfahrungen anderer Forscher_innen zur Thematik der Basiskonzepte mit dem Schwerpunkt auf deren Einführung und die Angemessenheit des Forschungsdesigns.

Kontakt: johannes.ziegler@geogr.uni-giessen.de
Webseite: https://www.uni-giessen.de/fbz/fb07/fachgebiete/geographie/bereiche/didaktik/mitarbeiter/johannes-ziegler-m-ed

Literatur:

  • Fögele, Janis (2016). Entwicklung basiskonzeptionellen Verständnisses in geographischen Lehrerfortbildungen. Rekonstruktive Typenbildung | Relationale Prozessanalyse | Responsive Evaluation. Münster: Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG.
  • Hoffmann, Karl (2012). Schulgeographie – quo vadis?. Zur Gesellschaftsrelevanz eines standardisierten Geographieunterrichts. In Heinz Fassmann, & Thomas Glaude (Hrsg.), Geographie für eine Welt im Wandel. 57. Geographentag 2009 in Wien (S.65-94). Göttingen: V&R unipress.
  • Kattmann, Ulrich (2003). Vom Blatt zum Planeten – Scientific Literacy und kumulatives Lernen im Biologieunterricht und darüber hinaus. In Barbara Moschner; Hanna Kiper & Ullrich Kattmann (Hrsg.), PISA 2000 als Herausforderung. (S.119-137). Hamburg: Springer VS.
  • Uphues Rainer (2013). Basiskonzepte. In Gabrielle Obermaier & Dieter Böhm (Hrsg.), Wörterbuch der Geographiedidaktik (S.22-23). Braunschweig: Westermann Verlag.
  • Wardenga, Ute & Sitte, Christian (2002). Räume der Geographie und zu Raumbegriffen im Geographieunterricht. In Wolfgang Sitte & Christian Sitte (Hrsg.), Wissenschaftliche Nachrichten Nr. 120. Wien: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Biografie

Biografieforschung mit Kindern?!

Nicoletta Eunicke; Goethe-Universität Frankfurt/Main, FB Erziehungswissenschaften,  Arbeitsbereich Kindheitsforschung und Elementar-/Primarpädagogik

Ausgangspunkt: In der qualitativen Forschung finden sich viele Methoden zur Befragung von Kindern. Biografische Interviews, die als die offensten Verfahren in der interpretativen Sozialforschung (Rosenthal 2005, S.138) verhandelt werden, sind nicht darunter. Vielmehr wird explizit von der Verwendung des biografisch-narrativen Interviews bei Kindern unter 12 Jahren abgeraten (Heinzel 2012). Der Blick auf den Forschungsstand offenbart eine altershegemoniale Normierung von Biografie, mit welcher eine Defizitperspektive auf Kinder einhergeht und ein Ausschluss biografischer Methoden aus dem Methodenrepertoire der Kindheitsforschung als adultes Erhebungsinstrument. Resultat ist eine große Forschungslücke von Studien mit einem biografisch-narrativem Zugang zur Kinderperspektive – sowohl in theoretischer als auch in methodischer Hinsicht (Eunicke 2016). Das Erkenntnisinteresse des Beitrags richtet sich auf Wege zur Generierung und Auswertung biografischer Konstruktionen von Kindern.

Forschungsfragen: Inwiefern zeigen sich Besonderheiten beim biografisch-narrativen Interview mit Kindern? Wie kann die biografische Fallrekonstruktion für die Auswertung der Interviews verwendet werden?

Forschungskontext: Die präsentierten Ergebnisse resultieren aus meiner Masterarbeit „Unsichtbare BiographInnen? Eine methodenexperimentelle Forschungsarbeit über Biographieforschung mit Kindern“ (Eunicke 2015). Fünf 9-Jährige wurden mit dem biografisch-narrativen Interview (Schütze 1983) befragt. Die Interviews wurden mit der biografischen Fallrekonstruktion (Rosenthal 2005) ausgewertet sowie die methodischen Schritte modifiziert.

Ergebnisse: Anhand dieser fünf Fälle wird aufgezeigt, dass das Interview als generationales Arrangement anzusehen ist. Besonderheiten der Interviewanbahnung, des Stimulus, der Interviewführung sowie des Herauserzählens/-spielens werden diskutiert und die Modifizierung der biografischen Fallrekonstruktion als „Leitfaden“ skizziert.

Diskussion: Nach diesen ersten Einblicken sind weitere Anwendungen sowie biografietheoretische Arbeiten mit jüngeren Kindern notwendig.

Anliegen der Präsentation ist, den Adultismus in der Biografieforschung zu problematisieren und biografische Konstruktionen von Kindern sichtbar zu machen sowie der Austausch mit Wissenschaftler_innen zur Weiterarbeit an dieser Forschungslücke.

Kontakt: Eunicke@em.uni-frankfurt.de
Webseite: https://www.uni-frankfurt.de/55812079/Nicoletta-Eunicke

Literatur:

  • Eunicke, Nicoletta (2015). Unsichtbare BiographInnen? Eine methodenexperimentelle Forschungsarbeit über Biographieforschung mit Kindern. Masterthesis. Goethe-Universität Frankfurt/Main, Fachgebiet Soziologie.
  • Eunicke, Nicoletta (2016, i.E.). Biographie und Kindheit. In Helma Lutz, Martina Schiebel & Elisabeth Tuider (Hrsg.), Handbuch Biographieforschung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Heinzel, Friederike (Hrsg.) (2012). Methoden der Kindheitsforschung. Ein Überblick über Forschungszugänge zur kindlichen Perspektive (2. Aufl.). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Rosenthal, Gabriele (2005). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung. Weinheim: Juventa.
  • Schütze, Fritz (1983). Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis13, 283-293.

Bewältigungsstrategien von jungen Erwachsenen in Überschuldungssituationen: Methodische Herausforderungen

Sally Peters; Kooperatives Graduiertenkolleg „Qualitätsmerkmale sozialer Bildungsarbeit“ HAW Hamburg/Universität Hamburg

Forschungskontext: Das Promotionsvorhaben soll die Thematik der Armutsbewältigung am Beispiel der Schuldnerberatung konkretisieren. Im Fokus stehen die Beratungs- und Bildungsbedürfnisse von jungen Erwachsenen in prekären Lebenssituationen.

Ausgangspunkt: Bisher dominieren Ansätze, die Ver- und Überschuldung als Folge individuellen Fehlverhaltens erklären. Einen anderen Deutungsrahmen bietet Lothar Böhnisch (2012) mit seinem Konzept der Lebensbewältigung. Er untersucht die wechselseitigen Einflüsse von sozialen Strukturen und individuellen Handlungen und eröffnet so die Möglichkeit, nicht nur auf eine reine Regulierung der Schulden abzuzielen, sondern die individuellen Bewältigungsstrategien anzuerkennen (vgl. Braun, Lanzen, Schweppe & Wenzel 2015, S.47). Derzeit herrscht ein Mangel an empirischen Studien, die die Arbeit der Schuldnerberatung aus Sicht der Betroffenen über einen längeren Zeitraum untersuchen.

Forschungsfragen: Welche Bewältigungsstrategien haben die Betroffenen im Laufe der Verursachung von Schulden und im weiteren Überschuldungsverlauf entwickelt und welche Bedeutung kommt der finanziellen Grundbildung in diesem Zusammenhang zu? Inwiefern ist der Schuldnerberatung die Initiierung von Bildungsprozessen möglich?

Methodik: Anhand problemzentrierter Interviews (Witzel 2000) mit 20 Ratsuchenden, die zum Beginn und zum Ende der Schuldnerberatung durchgeführt werden, werden die subjektiven Sichtweisen der Betroffenen herausgearbeitet. Die Datenerhebung zum ersten Erhebungszeitpunkt ist bereits abgeschlossen. Die Interviews werden anschließend anhand der qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz 2012) ausgewertet.

Ergebnisse: Die Auswertung der Interviews steht bevor. Die Beratung von jungen Ratsuchenden findet in einem Spannungsfeld von Arbeitslosigkeit, Überschuldung, Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter und einem erhöhten Armutsrisiko statt. Die Themen, die in den Interviews angeschnitten werden, sind zudem in hohem Maße schambesetzt, so ergeben sich sowohl in der Anbahnung der Interviews als auch in der Durchführung verschiedene methodische Herausforderungen.

Diskussion/Anliegen der Posterpräsentation:Ziel der Posterpräsentation ist die Erhebungs- und Auswertungsmethoden zur Diskussion zu stellen und Ideen zur Auswertung und Interpretation des Datenmaterials kritisch zu erörtern.  

Kontakt: sally.peters@haw-hamburg.de

Literatur:

  • Böhnisch, Lothar (2012). Sozialpädagogik der Lebensalter. Eine Einführung. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.
  • Kuckartz, Udo (2012).Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Braun, Andrea; Lanzen, Vera; Schweppe, Cornelia & Wenzel, Joachim (2015). Jugendliche SchuldnerInnen in der sozialpädagogischen Praxis. In Forschungscluster soziale Abhängigkeiten „Gesellschaftliche Abhängigkeiten und soziale Netzwerke“ (Hrsg.), (Un-) wirtschaftliche Haushaltsführung (S.33-48). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228

Ambivalenzen von desistance. Ein konzeptionelles Modell zu Delinquenzverlaufsprozessen männlicher Jugendlicher

Jennifer Scholl; TU Braunschweig, Institut für Sozialwissenschaften

Forschungskontext: Das Poster präsentiert ein integratives desistance-Modell als Ergebnis des DFG-geförderten Forschungsprojekts „Verlaufsprozesse von Delinquenz im Jugendalter und ihre individuellen und sozialstrukturellen Bedingungen“ (Laufzeit: 05/2011-06/2016). Als zentrale Analyseheuristik liegt dem Projekt eine Trias aus sozialer und struktureller Einbettung sowie agency zugrunde (z.B. Bottoms et al. 2004). Das Projekt zielt auf ein umfassendes Verständnis von Delinquenzverlaufsprozessen, indem die Bedeutungen und Wirkzuammenhänge der Trias-Elemente detailliert analysiert werden.

Forschungsfrage: Welche Bedeutung hat die theoretische Trias aus sozialer und struktureller Einbettung sowie agency für ein Verständnis von desistance im Zusammenhang weiterer Dimensionen des Delinquenzverlaufs?

Methodik: Das Forschungsdesign besteht in einer qualitativ-längsschnittlichen Interviewstudie im Stil der Grounded-Theory-Methodologie (Strauss & Corbin 1996). Zu zwei Zeitpunkten wurden wiederholt männliche Jugendliche (N=36) im Alter von 12-22 Jahren mit unterschiedlich ausgeprägtem delinquenten Verhalten in drei Untersuchungsgebieten offen-leitfadengestützt (Kruse 2014) interviewt. Zusätzlich wurden zur Perspektiventriangulation problemzentrierte Interviews (Witzel 2000) mit Feldexperten (N=38) aus den Bereichen Schule, Ausbildung/Arbeit, Jugendarbeit, Familie und Polizei geführt.

Ergebnisse: Ausgehend von der individuellen Intention, delinquentes Verhalten zu reduzieren, werden grob drei zeitbezogene Verlaufsphasen unterschieden und mit weiteren Eigenschaften und Dimensionen von desistance in Beziehung gesetzt, um das komplexe und prozesshafte Zusammenwirken individueller, sozialer und struktureller Veränderungen, die desistance bedingen, sowohl umfassend als auch detailliert zu verstehen. Es wird aufgezeigt, welche Bedingungsfaktoren auf welche Weise im Veränderungsprozess von Bedeutung sein können. Dabei ist zu betonen, dass einzelfallspezifische Veränderungsprozesse empirisch vielgestaltig, deliktspezifisch unterschiedlich und höchst individuell sind, was praktische Hoffnungen auf Generalisierungs- und Prognosemöglichkeiten grundsätzlich infrage stellt. Mit der Kategorie „Ambivalenzen“ sind gegensätzliche Dynamiken als Folge individueller Anpassungs- und Vermeidungsstrategien in Auseinandersetzung mit verschiedenen Bedingungskonstellationen, Legitimitätsvorstellungen und widersprüchlichen Erwartungen bezeichnet, die desistance als Teilprozess im Kontext weiterer Veränderungen (insbesondere Reduzierungs- und Intensivierungsdynamiken) im Delinquenzverlauf verständlich machen.

Diskussion: Das Poster soll eine Diskussionsgrundlage bieten für erstens ergebnisbezogene und gegenstandsspezifische, devianzsoziologische Fragen und zweitens auswertungsmethodische Aspekte bezüglich der Erklärungs- und Verlaufsmodellbildung mithilfe der Grounded-Theory-Methodologie.

Kontakt: j.scholl@tu-bs.de

Literatur:

  • Bottoms, Anthony; Shapland, Joanna; Costello, Andrew; Holmes, Deborah & Muir, Grant (2004). Towards desistance: Theoretical underpinnings for an empirical study. The Howard Journal of Criminal Justice, 43, 368-389.
  • Kruse, Jan (2014). Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Strauss, Anselm & Corbin, Juliet (1996). Grounded Theory. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz PVU.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1, Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228.


Familie/Partnerschaft 

Allein und doch nicht einsam. Diskursivierung und subjektives Erleben von Nicht-Präsenz in Paarbeziehungen

Marie-Kristin Döbler; Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg

Ausgangspunkt: Im Kontext veränderter Arbeits- und Mobilitätsmuster (z.B. Sennett 2010), dem Wandel soziokultureller Rahmen (z.B. Beck & Beck-Gernsheim 2011) und technischer Entwicklungen v.a. hinsichtlich Mobilität und Kommunikation (z.B. Mackay 2002) ist die Zahl von Nicht-Präsenz-Paarbeziehungen gestiegen. Wochenend- oder Fernbeziehungen zu führen, Living-Apart-Together zu praktizieren, kann Alltag für jeden werden.

Forschungskontext/Forschungsfragen: Vor diesem Hintergrund fragt sich, wie es sein kann, dass Beziehungen fortbestehen, auch wenn sie nicht mehr auf verbindliche „Außenstützen“ wie z.B. die Institution der Ehe oder soziale Kontrolle bauen können, sondern Beziehungen zu einer der Inszenierung bedürfenden performativen Erscheinung werden (z.B. Lenz 2009). Theoretisch v.a. durch wissenssoziologischen Konstruktivismus, symbolischen Interaktionismus, lebensweltliche Phänomenologie und Ethnomethodologie gerahmt ergeben sich folgende Fragen:

  • Was ist angesichts regelmäßiger und/oder umfangreicher Nicht-Präsenz notwendig, damit Paarbeziehung fortbestehen?
  • Was bedeutet (Nicht-)Präsenz in Paarbeziehungen und in welchen Formen tritt sie in Erscheinung? Wie wird diese (subjektiv) gedeutet und erlebt?
  • Welche Modi existieren für Kompensation oder Umgang damit im Kontext von Paarbeziehungen?
  • Welche Rolle spielt bei all dem implizites Wissen (im weitesten Sinne)?
  • Welchen Einfluss üben welche Formen der (soziokulturellen) Diskursivierung und Inszenierung sowohl von (Nicht-)Präsenz als auch von Paarbeziehungen aus?

Methodik: Zu Anwendung kommt ein Daten- und Methodenmix:

  • narrative (Paar-)Interviews (Schütze 1977), ausgewertet mit der dokumentarischen Methode (Bohnsack 2001)
  • öffentliches Material (Zeitungs- und Magazinartikel, Forenbeiträge), ausgewertet mit der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (Keller 2007), die um eine Deutungsmusteranalyse (Schetsche & Schmied-Knittel 2013) ergänzt wurde

(Vorläufige) Ergebnisse

  • Es gibt Differenzen zwischen öffentlichem Material und Interviews hinsichtlich der Deutungen und Darstellungen von Nicht-Präsenz-Paarbeziehungen. Gleichzeitig wird der Einfluss von gesellschaftlich verbreiteten Diskursen und Deutungsmustern (auf subjektives Erleben) deutlich.
  • Subjektives Erleben und Deuten von Nicht-Präsenz folgt Mustern, die sich zu „(Paar-)Typen“ verdichten lassen; als zentrale Dimensionen für deren Konstruktion zeichnen sich einerseits „Zeit und Raum“, andererseits „agency und structure“ ab.

Anliegen der Posterpräsentation:

  • Feedback zur Vereinbarkeit der Methoden, deren verwendeten theoretischen Begründung sowie die praktische Umsetzung des Methodenmix
  • Diskussion der identifizierten Muster und Paartypen

Kontakt: Marie-Kristin.Doebler@fau.de
Webseite: http://www.praesenz.uni-erlangen.de/

Literatur:

  • Beck, Ulrich & Beck-Gernsheim, Elisabeth (2011). Fernliebe. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Bohnsack, Ralf (2001). Theorie und Praxis wissenssoziologischer Interpretation. In Theo Hug (Hrsg.), Wie kommt Wissenschaft zum Wissen? Band 3: Einführung in die Methodologie der Sozial- und Kulturwissenschaften (S.326-345). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
  • Keller, Rainer (2007). Diskursforschung, Eine Einführung für SozialwissenschaflterInnen. Wiesbaden: Springer VS.
  • Lenz, Karl (2009). Soziologie der Zweierbeziehung (4. Aufl.). Wiesbaden: Springer VS.
  • Mackay, Hugh (2002). New media and time–space reconfiguration. In Tim Jordan & Steve Pile (Hrsg.), Social Change (S.139-184). Milton Keynes: Open University Press.
  • Schütze, Fritz (1977). Die Technik des narrativen Interviews in Interaktionsfeldstudien dargestellt an einem Projekt zur Erforschung von kommunalen Machtstrukturen (MS). Bielefeld: Arbeitsberichte und Forschungsmaterialien / Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie, Nr. 1.
  • Schetsche, Michael & Schmied-Knittel, Ina (2013). Deutungsmuster im Diskurs. Zur Möglichkeit der Integration der Deutungsmusteranalyse in die Wissenssoziologische Diskursanalyse. Zeitschrift für Diskursforschung, 1(1), 24-45.
  • Sennett, Richard (2010). Der flexible Mensch (8. Aufl.). Berlin: Berliner Taschenbuch Verlag.

The course of construction of young family parenthood and work reconciliation model with reference to qualitative research methods

Ilona Tandzegolskienė; Vytautas Magnus University

Context of the Study: The possibilities of family and work reconciliation were treated from family-work-family perspective where distribution of roles, conflict management and measures facilitating reconciliation of family and career were analyzed. Scientific literature survey has revealed the three major strains that interract in the process of individuals managing their work and family responsibilities: they experience work-family conflict when trying to meet the requirements of their work-place and family; the different roles that women and men hold and are culturally expected to perform in their family and professional lives; also work-family facilitation – being a good professional adds skills for succesful family life and vice versa – being a good mother/father adds skills and qualities for a professional role at work. Dual careers can give rise to dual loyalties, which may result in negative consequences for personal relationships and the work environment (Moen, 2003; Neault & Pickerell, 2005; Kempe & Otonkorpi-Lehtoranta, 2006; Michel et al., 2009; Vuga & Juvan, 2013; Cesnauskas & Lazauskaite-Zabielske, 2014).  

Research Questions: What main problems do the young families reconciling parenthood and career encounter with? What main factors are important reconciling young family needs and work situations?

Methods:The study oriented to presents data referring to three qualitative research cases implemented under the project „Model of young families‘ parenthood and work reconciliation“. The findings of qualitative research would certainly help to distinguish the needs and challenges, as well as perceive the common grounds for collaboration among three major target groups in the process of family and career reconciliation, i.e. young parents, employers and experts in career counselling. All three research instruments (narrative interviews with young families, semi-structured interviews with employers and focus group with career counsellors and human resource specialists) were prepared according to the theoretical research insights. The analysis of narrative interviews with young parents (15 narratives) is based on thematic analysis (Søderberg, 2006; Braun&Clarke, 2006). The research results of semi-structured interviews with the employers (14 interviews) and the research results in the focus group (6 experts) are presented following the method of text analysis described by Satu & Kyngas (2008).

Results of narratives’ perspective: Therefore, the major issues refer to work and family/family and work conflict (Carlso et al., 2000; Ahman, 2008), as well as role conflict, personal inner conflict and family activity adjustment conflict. The new experiences when young parents try to reconcile work and family are: 1) Transformation from Me to Father or to Mother through new experiences; 2) Role distribution; 3) Search for compromises when pursuing for positive changes; 4) Finance distribution; 5) Flexible adjustment to children’s needs and time planning; 6) Purposive career designing; 7) Causes and analysis of career changes; 8) Feeling of tension when combining parenthood and career; 9) Continuous dialogue and considerations; 10) Management of changes; 11) Need for support.

Results of employers’ perspective: The present research shows that employers are positive about young families; they want to develop a dialogue with employees and support them. Perceived importance of executive support and positive sense of organization towards young family needs allow forecasting smaller conflict within a family. When young and having children employees see an executive as understanding and supportive person, and workplace as flexible and friendly surrounding, less conflict regarding to work and family reconciliation is experienced.  

Results of career counsellors’ and human resource specialists’ perspective:The research results demonstrate that career counsellors and human resource specialists must be deeply aware of how individual (work<->family identity), work (counsellor, supervisor and/or organization support) and family (spouse, dual-career, dual-earner couple) factors are related collaborating for family and work facilitation.

Discussion: During the presentation it will be pursued to discuss the main results of three qualitative research cases and to distinguish the main factors which are essential when constructing young family parenthood and career reconciliation as well as the model of such reconciliation.

Group of researchers: Ilona Tandzegolskienė, Elena Trepulė, Aušra Rutkienė, Giedrė Tamoliūnė, Vaida Jurgilė Vytautas Magnus University (Lithuania)

Kontakt: i.tandzegolskiene@smf.vdu.lt

References:

  • Ahmad, Aminah (2008). Job, Family and Individual Factors as Predictors of Work-Family Conflict. The Journal of Human Resource and Adult Learning, Vol. 4, Num. 1, June, 57-65. Copenhagen: Nordic Council of Ministers.
  • Carlson, Dawn S., Kacmar, Michele K., & Williams, Larry J. (2000).  Construction and Initial Validation of a Multidimensional Measure of Work–Family Conflict. Journal of Vocational Behavior 56(2), 249-276. Editor: Nadya A. Fouad.
  • Braun, Virginia & Clarke, Victoria (2006). Using thematic analysis in psychology. Qualitative Research in Psychology, 3:2, 77-101. Routledge: Tylor Francis Online.
  • Cesnauskas, Vilius & Lazauskaite-Zabielske, Jurgita (2014). Darbo ir šeimos konfliktas: individualių ir organizacinių veiksnių svarba. Organizacijų vadyba: sisteminiai tyrimai 72, 23-43, Kaunas: Vytauto Didžiojo universitetas.
  • Kempe, Juni & Otonkorpi-Lehtoranta, Katri (2006). Family-friendly personnel policy and workplace culture-challenges for working life. Possibilities and Challenges?: Men’s Reconciliation of Work and Family Life – Conference Report. 93-101. Copenhagen: Nordic Council of Ministers.
  • Micheal, Jesse, S., Mitchelso, Jacqueline, K., Kotrba, Lindsey, M., LeBreton, James, M., & Baltes, Boris, B. (2009). A comparative test of work-family conflict models and critical examination of work-family linkages. Journal of Vocational Behavior74(2), 199-218, Elsevier.
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  • Satu, Elo & Kyngäs, Helvi (2008). The qualitative content analysis process. Journal of Advanced Nursing, 62(1), 107-115.  Finland: University of Oulu.
  • Soderberg, Anne-Marie (2006). Narrative interviewing and narrative analysis in a study of a cross-border merger. Management International Review46(4), 397-416. Gabler Verlag.
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Kultur

„Mein Ausweis, meine Entscheidung“? – Eine objektsoziologische Spurensuche im Organspendediskurs

Annerose Böhrer; FAU Erlangen-Nürnberg

Forschungskontext: Das Dissertationsprojekt ist assoziiert im DFG-Projekt „Ich möchte lieber nicht“. Das Unbehagen mit der Organspende und die Praxis der Kritik“ (Projektleitung: Prof. Dr. Frank Adloff, FAU Erlangen-Nürnberg/Prof. Dr. Silke Schicktanz, Universität Göttingen).

Ausgangspunkt:In Deutschland ist die Praxis der Organtransplantation durch die „Entscheidungslösung“ an die Zustimmung der Bevölkerung gebunden. Emblematisch steht hierfür der Organspendeausweis, an dem sich wesentliche Positionen herauskristallisieren. So wird Zustimmung meist mit dem Besitz des Ausweises gleichgesetzt. Dieses zentrale Element wurde bisher jedoch kaum kulturwissenschaftlich untersucht.

Forschungsfrage: Das Projekt stellt die Frage, wie kulturelle Dimensionen der Organspende enaktiert werden und beobachtet, wie sich verschiedene Diskursebenen im Objekt kreuzen.

Methodik: Den theoretischen Ausgangspunkt bilden Überlegungen von Latour und Descola zur Untersuchung nicht-menschlicher Akteure. Auf dieser Basis werden mittels Artefaktanalyse (Froschauer 2011), narrativer Interviews (Küsters 2006) und teilnehmender Beobachtung (Geertz 1987) die das Objekt umgebenden Netzwerke rekonstruiert und die Daten mittels dokumentarischer Methode (Bohnsack & Nohl 2010) ausgewertet.

Erste Ergebnisse: Aus dem bisher erhobenen Material lassen sich für den Organspendeausweis drei Wirkungsebenen identifizieren: (1) hilft er, alltagsferne Themen wie Tod oder innere Organe (Körper-Dimension) auf Greifbares zu verlagern und in einfache Handlungen zu transformieren. (2) wird er oftmals als Spendenforderung aufgefasst (Soziale Dimension). (3) kann er Entscheidungsprozesse anstoßen oder zum Abschluss bringen, zugleich aber elementare Unsicherheiten produzieren (Dokumentarische Dimension).

Diskussion: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der Diskurs weitgehend auf das Artefakt „Ausweis“ projiziert wird. Soziologisch ist zu fragen, was es bedeutet, wenn ein Nachdenken über existentielle Fragen in Reduktion auf ein Dokument geschieht.

Kontakt:  anne.boehrer@fau.de

Literatur

  • Bohnsack, Ralf & Nohl, Arndt-Michael (2010). Komparative Analyse und Typenbildung in der dokumentarischen Methode. In Gabriele Cappai, Shingo Shimada & Jürgen Straub (Hrsg.), Interpretative Sozialforschung und Kulturanalyse (S. 101–128). Bielefeld: Transcript.
  • Descola, Phillipe (2011). Jenseits von Natur und Kultur. Berlin: Suhrkamp.
  • Froschauer, Ulrike (2011). Artefaktanalyse. In Stefan Kühl, Petra Strodtholz & Andreas Taffertshofer. (Hrsg.), Handbuch Methoden der Organisationsforschung. Quantitative und qualitative Methoden (S.326-347). Wiesbaden: VS.
  • Geertz, Clifford (1987). Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Kristeva, Julia (1981). Powers of horror. An essay on abjection. New York: Columbia University Press.
  • Küsters, Ivonne (2006). Narrative Interviews. Grundlagen und Anwendungen. Wiesbaden: Springer.
  • Latour, Bruno (2014). Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft (3.Aufl.). Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Mauss, Marcell (2005). Die Gabe. In Frank Adloff & Steffen Mau (Hrsg.), Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität (S.61-72). Frankfurt/M.: Campus.

Mit der multi-sited-ethnography ins „Feld“? – (Un)Sichtbarkeiten von Landarbeitsmigrierenden in der kanadischen Agrarindustrie beforschen

Dana Dülcke; Universität Kassel, Soziologie der Diversität

Forschungskontext: In meinem Dissertationsprojekt fokussiere ich Umgangsformen saisonaler Arbeitsmigrierender in einem durch Mehrfachdiskriminierungen charakterisierten Feld: der saisonalen Lohnarbeit in der industriellen Agroindustrie in Ontario, Kanada. Die durch internationale Verträge organisierte und legalisierte Landarbeitsmigration zehntausender Menschen aus lateinamerikanischen und karibischen Staaten hält die kanadische Agroindustrie konkurrenzfähig. Die zeitlich begrenzte und differenzielle Inklusion dieser Arbeitskräfte geht dabei u.a. mit extremer Vulnerabilität und Unterbezahlung sowie einer vermeintlichen Unsichtbarkeit einher.

Ausgangspunkt: Angelehnt an die Methode der multi-sited-ethnography (Marcus 1995) wird den Handlungs(un)möglichkeiten von Landarbeitenden entlang unterschiedlicher „Sites“ (ebd., S.95) im Feld der Agroindustrie durch teilnehmende Beobachtungen mit Hilfe von „talking fieldnotes“ (Cloos 2010) sowie leitfadengestützten narrativen Interviews (Schütze 1983) nachgespürt. Die variierenden Positionen der Arbeitsmigrierenden werden dabei im Forschungsprozess aus intersektionalitätssensibler Perspektive untersucht und in ihrem jeweiligen kontextuellen Bezug herausgearbeitet.

Forschungsfragen: Vor dem Hintergrund welcher intersektionaler Ausschlussmechanismen agieren Arbeitsmigrierende? Wie und welche Umgangsformen werden entwickelt? Welche Ermächtigungserfahrungen werden in den Selbstdarstellungen der Migrierenden trotz ihrer marginalisierten Positionen sichtbar?

Methodik: Durch eine Verknüpfung von multi-sited-ethnography (Marcus 1995), Grounded-Theory-Methodologie (Strauss & Corbin 1996) und Agency-Ansätzen (Bethmann et al. 2012) können einerseits die ambivalenten „sowohl-als-auch“ Positionen der Migrierenden rekonstruiert und andererseits die feldspezifischen Besonderheiten für eine theoretische Grundierung der Forschung gewährleistet werden.

Erste Ergebnisse & Diskussion: Die ersten Erkenntnisse zeigen ein von Misstrauen und Angst durchzogenes Feld. Methodisch liegt darüber hinaus die Schwierigkeit in der Umsetzung einer sich bewegenden Feldforschung, die versucht, den Verbindungen in einem Spannungsverhältnis aus institutionalisierter Unsichtbarkeit sowie schwerer Erreichbarkeit der Arbeitenden und ihrer Sichtbarkeit und Marginalisierung als „Andere“ (Spivak 1985) tatsächlich zu „folgen“ (Marcus 1995, S.105).

Anliegen der Posterpräsentation: Es werden in diesem Poster die (begrenzten) Möglichkeiten einer an der multi-sited-ethnography orientierten soziologischen Feldforschung in der kanadischen Agroindustrie reflektiert und die Prozesse der Beforschung ausgewählter Sites diskutiert. 

Kontakt: dana.duelcke@uni-kassel.de

Literatur:

  • Cloos, Peter (2010). Narrative Beobachtungsprotokolle. Konstruktion, Rekonstruktion und Verwendung. In: Heinzel, Friederike; Thole, Werner; Cloos, Peter; Köngeter, Stefan (Hrsg.), „Auf unsicherem Terrain“ Ethnographische Forschung im Kontext des Bildungs- und Sozialwesens. Wiesbaden: VS.
  • Bethmann, Stephanie; Helfferich Cornelia; Hoffmann Heiko & Niermann Debora (Hrsg.) (2012). Agency. Qualitative Rekonstruktionen und gesellschaftstheoretische Bezüge von Handlungsmächtigkeit. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Marcus, Georg E. (1995). Ethnography in/of the world system: The emergence of multi-sited ethnography. Annual Review of Anthropology 24, 95–117.
  • Schütze, Fritz (1983). Biografieforschung und narratives Interview. Neue Praxis, 3, 283-293.
  • Spivak Gayatri C. (1985). The Rani of Sirmur: An essay in reading the archives. History and Theory, 24(3), 247-272.
  • Strauss, Anselm L. & Corbin, Juliet M. (1996). Grounded Theory. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz/PVU.

Öffentliches Verweilen – Linguistische Analysen zu interaktiven Raumpraktiken auf städtischen Plätzen in Zürich

Antonia Steger; UFSP Sprache und Raum, Universität Zürich

Forschungskontext: Die Linguistik hat sich in den letzten Jahren zunehmend der Thematik des Raumes geöffnet. Bezugnehmend auf die Ethnomethodologie und die Konversationsanalyse entwickelt die multimodale Interaktionsanalyse Fragestellungen, welche kommunikative Handlungen in enger Verbindung mit körperlich-räumlichen Ressourcen untersuchen (vgl. Schmitt 2007; Mondada & Schmitt 2010; Hausendorf et al. 2012).

Forschungsfrage: Mein Forschungsinteresse bezieht sich auf die sozialen Praktiken des Verweilens auf öffentlichen Plätzen, welche in den letzten Jahren in Schweizer Städten immer wichtiger wurden. Dabei geht das Projekt datengeleitet von der Prämisse aus, dass der Großteil an stattfindenden Interaktionen kaum den gängigen Idealvorstellungen entspricht: Auf öffentlichen Plätzen findet nur wenig verbale Interaktion zwischen sich unbekannten Personen statt. Stattdessen ist ein Großteil der Interaktionen flüchtig und niederschwellig, d.h. erfolgt über Blickverhalten, die Koordination von Hörbarkeiten und das körperliche Verhältnis von Personen zueinander. Damit gerät neben der zentrierten vor allem auch die nicht-zentrierte Interaktion (gemäß Goffman 2009) in den Untersuchungsfokus.

Methodik: Als primäres Forschungsfeld dient der kürzlich umgebaute Sechseläutenplatz in Zürich, der als interaktionsarchitektonisch kaum strukturierter Platz den Besuchenden viel Handlungsfreiheit belässt. Die dort stattfindenden Interaktionen werden mit Video-, Ton- und Eye-Tracking-Daten erhoben. Die Auswertung der Daten zielt auf detaillierte qualitative Sequenzanalysen ab unter Berücksichtigung von Methoden der multimodalen Interaktionsanalyse (vgl. Bohnsack 2011; Heidtmann & Föh 2007; Knoblauch et al. 2015; Mondada 2009; Reichertz & Englert 2011).

Diskussion: In einem erweiterten kulturanalytischen Kontext werden Fragen nach dem Wandel von Öffentlichkeitskonzepten geschärft und durch die Analyse des „doing being public“ datengeleitet mögliche Antworten und theoretische Implikationen diskutierbar.

Anliegen der Posterpräsentation: Interdisziplinärer Austausch über qualitative, bildgebende Methoden sowie Vernetzung mit anderen Stadtraum-Forschenden.

Kontakt: antonia.steger@uzh.ch
Webseite: www.spur.uzh.ch

Literatur

  • Bohnsack, Ralf (2011). Qualitative Bild- und Videointerpretation. Die dokumentarische Methode. 2., durchges. und aktualisierte Aufl. Opladen: Budrich.
  • Deppermann, Arnulf & Schmitt, Reinhold (2007). Koordination. Zur Begründung eines neuen Forschungsgegenstandes. In Reinhold Schmitt (Hrsg.), Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion (Studien zur deutschen Sprache, Band 38, S. 15-54). Tübingen: Narr.
  • Hausendorf, Heiko; Mondada, Lorenza & Schmitt, Reinhold (Hrsg.) (2012). Raum als interaktive Ressource (Studien zur deutschen Sprache, 62). Tübingen: Narr.
  • Heidtmann, Daniela & Föh, Marie-Joan (2007). Verbale Abstinenz als Form interaktiver Beteiligung. In Reinhold Schmitt (Hg.), Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion (Studien zur deutschen Sprache, Band 38, S. 263–292). Tübingen: Narr.
  • Knoblauch, Hubert; Tuma, René & Schnettler, Bernt (2015). Videography. Introduction to interpretive videoanalysis of social situations. Frankfurt/M.Academic Research.
  • Mondada, Lorenza (2009). Emergent focused interactions in public places. A systematic analysis of the multimodal achievement of a common interactional space. Journal of Pragmatics 41(10), 1977–1997.
  • Mondada, Lorenza; Schmitt, Reinhold (Hg.) (2010): Situationseröffnungen. Zur multimodalen Herstellung fokussierter Interaktion (Studien zur deutschen Sprache, 47). Tübingen: Narr.
  • Reichertz, Jo; Englert, Carina Jasmin (2011): Einführung in die qualitative Videoanalyse. Eine hermeneutisch-wissensoziologische Fallanalyse. Wiesbaden: VS. 

Politik 

„Grüner“ Konsum und „grüne“ Lebensstile in China: eine wissenssoziologische Diskursanalyse

Franziska Fröhlich; Universität Würzburg, Lehrstuhl für Contemporary Chinese Studies

Ausgangspunkt: Chinas ökologische Krise wird zunehmend in Politik und Öffentlichkeit thematisiert. Der Parteistaat hat sich deren Bekämpfung zum Ziel gemacht. Beim 18. Nationalen Parteikongress 2012 wurde der „Aufbau einer ökologischen Zivilisation“ in die Parteiverfassung aufgenommen. Zum Zwecke des Umweltschutzes werden auch der Konsum und der Lebensstil der Bevölkerung immer stärker problematisiert.

Forschungskontext: Die umweltpolitischen Zielsetzungen des Parteistaates treten dabei in Konflikt zu anderen Zielen, insbesondere der Propagierung des konsumorientierten Lebensstils der neuen Mittelschichten als (Wachstums-)Modell für den Rest der Nation. Verschiedene Deutungen von grünem Konsum (Jiang 2013, S.15-20) und Lebensstil stehen untereinander und mit anderen Diskursen in Konkurrenz, was die Ausgestaltung der Diskurse zum grünen Konsum und Lebensstil in China entscheidend prägt. Das Vorhaben analysiert anhand von Fallstudien dieses diskursive Spannungsfeld. Post-strukturalistische Diskurstheorien, insbesondere die wissensoziologische Diskursanalyse, bilden das theoretische Fundament (Keller 2011).

Forschungsfragen: Insbesondere sollen folgende Fragekomplexe untersucht werden:

  • Die Gegenstandsformationen in Diskursen zum nachhaltigen Konsum und Lebensstil
  • Die Vermachtung der Diskurse: Welche Akteur_innen besetzen mit welchen Interessen, Ressourcen und Strategien welche Positionen? Wie versuchen sie das Feld zu „regieren“?

Methodik: Die Studie untersucht Diskurse zum nachhaltigen Konsum im Zeitraum seit der Aufnahme der „ökologischen Zivilisation“ in die Parteiverfassung (11/2012). Die Materialsammlung wird während eines einjährigen Feldforschungsaufenthalts (9/2016 – 7/2017) in Beijing, Shanghai und Hangzhou stattfinden. Dabei sollen zwei Konsumfelder fokussiert werden: grüne Mobilität und Ernährung. Für die Analyse werden nach theoriegeleiteten Kriterien Diskursmaterialien derjenigen Akteur_innen gesammelt, die das diskursive Feld prägen: verschiedene Behörde der zentralen und lokalen Ebenen, Unternehmen, soziale Organisationen sowie Medien. Die materiale Grundlage stellen dabei natürlich vorkommende Texte, audio-visuelle Materialien und Experteninterviews dar (Keller 2014). Mit Hilfe verschiedener Heuristiken der (post-modernen) Grounded-Theory-Methodologie (Corbin & Strauss 2008; Clarke 2012) sowie verschiedener hermeneutischer Verfahren (Keller 2014) sollen die Diskurse aufgeschlüsselt werden.

Anliegen der Posterpräsentation: Mit dem Poster möchte ich das Forschungsdesign mit Blick auf die Problemstellung und die methodische Angemessenheit zur Diskussion stellen. Insbesondere gilt es zu erörtern, inwiefern die WDA der geeignete Ansatz ist, um die Fragestellungen zu bearbeiten, oder ein anderer Ansatz aus dem weiten Feld der Diskursanalysen dafür angebracht wäre. Die Arbeit befindet sich momentan in der Phase der Korpusbildung. Dafür versuche ich relevante Auswahlkriterien zu generieren, um den Themenbereich sinnvoll eingrenzen zu können und würde mich über Anregungen freuen.

Kontaktfranziska.froehlich@uni-wuerzburg.de

Literatur:

  • Clarke, Adele E. (2012). Situationsanalyse: Grounded Theory nach dem Postmodern Turn. Wiesbaden: SpringerVS.
  • 姜天波Jiang, Tianbo et al. (2013).中国可持续消费研究报告: Research Report on China Sustainable Consumption 2012. Bejing: Jingji guanli chubanshe.
  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2008). Basics of qualitative research: Techniques and Procedures for Developing Grounded Theory. Los Angeles, Calif.: Sage.
  • Keller, Reiner (2011). Wissenssoziologische Diskursanalyse: Grundlegung eines Forschungsprogramms. Wiesbaden: VS.
  • Keller, Reiner (2014). Diskursforschung: Einführung für SozialwissenschaftlerInnen. Wiesbaden: Springer VS.

Im Begegnen mit dem Anderen um Handlungsraum ringen – zur Rolle von Selbsthilfe in der Bewältigung HIV-bezogener Stigmatisierung

Carolin Vierneisel; Freie Universität Berlin

Ausgangspunkt und Ziele der Untersuchung: HIV-bezogene Stigmatisierung wirkt sich negativ auf die Lebensqualität von Menschen mit HIV und ihren Zugang zu Behandlung aus (Earnshaw & Quinn 2013). Selbsthilfe von Menschen mit HIV wird als eine vielversprechende Strategie in der Entgegnung von Stigmatisierung diskutiert. Die vorliegende Studie (2011-2016) zielte darauf ab, das Erleben von HIV-bezogener Stigmatisierung zu dokumentieren und die bisher nicht untersuchte Rolle von einem Engagement im Selbsthilfebereich in der Entgegnung zu analysieren.

Methoden: Ausgehend von einem qualitativ geleiteten Mixed Methods Design, beantworteten im Rahmen des Peer- bzw. Selbsthilfe-Forschungsprojektes positive stimmen 1.148 Menschen mit HIV bundesweit einen standardisierten Fragebogen zu ihren Erfahrungen mit Stigmatisierung. Sieben der HIV-positiven Peer-Forscher_innen wurden zu ihrem Erleben im Rahmen des Projektes befragt (PZI, Witzel 2000). Die Grounded-Theory-Methodologie (Charmaz 2014) leitete die Auswertung. Erste Ergebnisse der Analysen wurden in einer als member-check gestalteten Focus Group (Torrance 2012) mit den Peer-Forscher_innen diskutiert und die Ergebnisse so ausdifferenziert. Der Ansatz des interaktiven Designs (Maxwell 1996) prägte die Integration der quantitativen und qualitativen Ergebnisse.

Ergebnisse: Das erarbeitete zentrale Konzept – Im Begegnen mit dem Anderen um Handlungsraum ringen – zeigt die Parallelität von Prozessen der Stigmatisierung und Selbsthilfe auf: Menschen mit HIV erfahren durch soziale Zuschreibungen der Andersartigkeit eine Einschränkung ihrer Möglichkeiten zu Handeln und Bedeutung zu konstruieren. Gleichzeitig können sie diese Einschränkungen durch Begegnungen mit verschiedenartigen Konstruktionen eines Anderen im Selbsthilfekontexten überwinden. Das Konzept wird ausdifferenziert durch sechs verschiedene, darzustellende Subkonzepte.

Schlussfolgerungen: Menschen mit HIV sollten in Selbsthilfegruppen, Beratungseinrichtungen oder ehrenamtlichem Engagement die Möglichkeiten finden, gesellschaftliche Zuschreibungen von HIV als dem Anderen umdeuten zu können. Hierfür ist eine weitergehende Unterstützung von Selbsthilfestrukturen nötig.

Literatur:

  • Charmaz, Kathy (2014). Constructing grounded theory (2. Aufl.). London: SAGE Publications.
  • Earnshaw, Valerie A. & Quinn, Diane A. (2011). The impact of stigma in healthcare on people living with chronic illnesses. Journal of Health Psychology, 17 (2), 157-168.
  • Maxwell, Joseph A. (1996). Qualitative Research Design. An interactive approach. Thousand Oaks: SAGE Publications.
  • Torrance, Harry (2012). Triangulation, respondant validation, and democratic participation in mixed method research. Journal of Mixed Methods Research6 (2), 111-123.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228.

Methodenentwicklung

Die Mitte der Zwei – Erzählen zwischen literarischem Text und autoethnografischer Methodik

Regina Dürig; Plymouth University & Hochschule der Künste Bern

Forschungskontext: In meinem Forschungsprojekt, das von meiner Praxis als Autorin ausgeht, nähere ich mit künstlerischen Mitteln der Frage an, wie wir über Liebe denken. Ich erkunde durch und im Schreiben Liebe (als gewählte Begegnung zweier Subjekte) als einen Raum, in dem wir dem Anderen begegnen können. Den theoretische Bezugsrahmen bilden poststrukturalistische (Irigaray 2002, Barthes 1978, Kristeva 1987) und postmoderne Positionen, hier vor allem solche, die sich mit Fiktion auseinandersetzen (White 2009, Hutcheon 1988).

Ausgangspunkt: Ich verwende das Konzept der Heterotopie (Foucault 1986) als Metapher, um mit künstlerischen Mitteln über die Liebe nachzudenken. Das Hier- und Nicht-hier-Sein zur gleichen Zeit ist ein Bild für den fundamental aporetischen Charakter der Begegnung zweier Liebender, der sich zum Bild der Gespenster verdichten lässt: „Keine Präsenz ohne Absenz […]. Berühren bedeutet, an etwas Schwindendes rühren, das sich – wie ein Gespenst – der Berührung entzieht.“ (Steinweg 2010, 30)

Forschungsfragen: Mich beschäftigt im Moment vor allem die Frage, wie Autoethnografie als Forschungsmethode im Rahmen eines künstlerischen Forschungsprojekts angewendet werden kann, was ich aus der Perspektive einer Autorin (eben gerade nicht als Ethnografin oder Soziologin) die Methode verwenden und, im Idealfall, weiterentwickeln kann.

Methodik: Mir scheint es sinnvoll, dreistufig vorzugehen: Zunächst eine Art Methoden-Poetik zu verfassen, die sich mit Fragen zur Schnittmenge der literarischen und autoethnografischen Perspektive (Ellis 2004, Bochner 2012) auseinandersetzt, danach folgt das Schreiben von autoethnografischen Texte. Dieses Material nutze ich als Ausgangspunkt für einen literarischen Text mit verschiedenen Ebenen. Am Ende können die verschiedenen Schreib-Positionen bzw. deren Ergebnisse miteinander verglichen werden.

Anliegen der Posterpräsentation: Mein Poster sammelt weitere Fragen und Antworten auf die bereits genannten Fragen („Die Mitte der Zwei“ bezieht sich hier also auf Kunst bzw. Literatur und Autoethnografie) – und hat vor allem einen künstlerischen Anspruch, ist also eher ein Text-Objekt, das einen Dialog anregen soll, als ein klassisches Poster.

Kontakt: regina_duerig@hkb.bfh.ch

Literatur:

  • Barthes, Roland (1978) A Lover’s discourse. Fragments. New York: Hill and Wang.
  • Bochner, Arthur P. (2012). On first-person narrative scholarship: Autoethnography as acts of meaning. Narrative inquiry, 22(1), 155-164.
  • Ellis, Carolyn (2004). The ethnographic I: A methodological novel about autoethnography. Rowman Altamira.
  • Foucault, Michel (1986). Of other spaces. Diacritics, 16(1), 22-27
  • Hutcheon, Linda. (1988) A poetics of postmodernism. New York: Routledge.
  • Irigaray, Luce (2002). The way of love. New York: Continuum Books.
  • Kristeva, Julia (1987). Tales of love. New York: Columbia University Press.
  • Steinweg, Markus (2010). Aporien der Liebe. Berlin: Merve.
  • White, Hayden (2009). The Content of the form: Narrative discourse and historical representation. Baltimore: JHU Press.

Das „World Café“ als partizipative Methode für die Erhebung qualitativer Daten

Katharina Löhr; Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V., Müncheberg
Michael Weinhardt; Universität Bielefeld

Ausgangspunkt: Das „World Café“ ist eine weitverbreite Erhebungsmethode im Bereich der Gemeinwesen- und Organisationsentwicklung, die entwickelt wurde, um Wissen von Interessenhabern einzubinden (Aldred 2009; Partridge 2015). Wir diskutieren die Methode als Instrument der qualitativen Datenerhebung.  

Forschungsfragen: Ist das „World Café“ eine geeignete Methode für die Erhebung qualitativer Daten? Welches Potential bietet sie, was sind ihre Stärken und Schwächen?

Methodik: Die Vor- und Nachteile des „World Café“ als qualitative Sozialforschungsmethode (Brown, Isaacs & the World Café Community 2008, Fouché & Light 2011, Jorgenson & Steier 2013) werden mit zwei anderen, etablierten qualitativen Erhebungsmethoden verglichen und gegenübergestellt: Gruppendiskussionen und semi-strukturierte Interviews. Die drei Methoden werden basierend auf einer Reihe von Dimensionen wie Breite möglicher Themen, Tiefe der Exploration, Stichprobenzusammenstellung, Ausmaß der Interaktion zwischen Forschenden und Teilnehmenden und Grad der Partizipation verglichen. Praktische Fragen wie Ressourceneinsatz für Teilnehmende und Forschende, Vertraulichkeit und Datenqualität werden ebenfalls diskutiert. Wir stützen unseren Vergleich auf Erfahrungen aus der Implementierung und Evaluierung eines Konfliktmanagementsystems in einem internationalen, organisationsübergreifenden und interdisziplinären Forschungsprojekt zu Ernährungssicherheit. Qualitative Daten wurden zu organisationalen Konflikterfahrungen und Erwartungen bezüglich eines zu implementierenden Konfliktmanagementsystems erhoben.

Ergebnisse: Das „World Café“ kann den bestehenden Werkzeugkasten qualitativer Methoden erheblich bereichern. Die Methode ist geeignet, neue Themen mit einer großen Anzahl von Teilnehmenden zu erkunden und zu vertiefen. Auch Teilnehmende können davon profitieren, weil die Methode den Dialog untereinander und gegenseitiges Lernen befördert.

Diskussion: Wir erörtern, in welcher Art von Forschungsvorhaben und -designs von der Methode „World Café“ sich als nützlich erweisen kann.

Kontakt: katharina.loehr@zalf.demichael.weinhardt@uni-bielefeld.de

Literatur:

  • Aldred, Rachel (2011). From community participation to organizational therapy? World Café and Appreciative Inquiry as research methods. Community Development Journal, 46 (1), 57-71.
  • Brown, Juanita, David Isaacs & the World Café Community (2008). The World Café: Shaping our futures through conversations that matter. San Francisco: Berrett-Koehler.
  • Fouché, Christa & Glenda Light (2011). An invitation to dialogue ‘The World Cafe’in social work research. Qualitative Social Work, 10, 28-48.
  • Jorgenson, Jane & Frederick Steier (2013). Frames, Framing, and Designed Conversational Processes Lessons From the World Café. The Journal of Applied Behavioral Science, 49, 388-405.
  • Partridge, Martin (2015). Evaluation Café-A review of literature concerning World Cafe methodology used as an evaluative tool in education. Innovative Practice in Higher Education, 2.