Postersession 2005

Lars Gerhold & Stefan Bornemann: Filmanalyse mit Atlas.ti: Ästhetische Dimensionen und methodischer Ansatz

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Elisabeth Rangosch-Schneck: Repertory-Grid-Technik im qualitativen Forschungskonzept

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Frank Eierdanz, Lars Gerhold, Andreas Stolberg & Danielle Boultgen: Inhaltsanalyse, Semantische Netze & Fuzzy Logik

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Carolin Demuth: Kulturelle Modelle des Selbst in der sprachlichen Mutter-Kind-Interaktion

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Peter Rahn: Brücken – eine Bewältigungsstrategie von Kindern in Armut

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Sergej Stötzer: Mapping Urban Identities

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Claudia Sauerborn: Social Cultural and psychiatric determinants of suicide in Basel, Switzerland

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Julia Brandl: Alles eine Frage der Verantwortung: Inwieweit sich Personalabteilungen aus Sicht von Topmanagern in strategische Entscheidungen einbringen sollen

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Ines Langemeyer: Zur qualitativen Analyse von Lernverläufen

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Heike Stecklum: Die Lebensqualität psychisch Kranker im biographischen Verlauf – Eine qualitative Nachfolgeuntersuchung

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Uta Bräuner: Erzieherinnen im Vorschulbereich – eine Fallstudie zur Entwicklung professionellen Handelns und zum Wandel des Kindbildes im historisch-biographischen Kontext einzelner Kindergärtnerinnen im Osten Deutschlands

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Hildegard Wenzler-Cremer: Bikulturelle Sozialisation als Herausforderung und Chance – eine qualitative Studie über Identitätskonstruktionen und Lebensentwürfe am Beispiel junger deutsch-indonesischer Frauen

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Judith Polterauer: Entstehung sozialer Strukturen durch Corporate Citizenship mittelständischer Unternehmen

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Abstracts

Repertory-Grid-Technik im qualitativen Forschungskonzept

Elisabeth Rangosch-Schneck (Stuttgart)

Vorgestellt wird das Dissertationsprojekt „Neue Rollen“ – alte Bilder? Schulentwicklung und subjektive Voraussetzungen: wie LehrerInnen die Eltern sehen (Arbeitstitel). Untersucht werden subjektive Sichtweisen von Lehrpersonen und die Verankerung individueller „Elternbilder“ in Berufskultur und Tradition. Im Zentrum der Posterpräsentation steht die Nutzung der Repertory-Grid-Technik als Interviewverfahren in einem qualitativen Forschungskonzept.

Die Repertory-Grid-Technik lässt die im Interview befragte Person selbst entscheiden, worüber sie im einzelnen spricht, unter welchen Aspekten sie dies tut und in welcher Intensität – hier: gesprochen wird über konkrete Eltern, die die befragte Lehrperson (Lp) als für sie bedeutsam nennt („Elemente“), die Lp sucht nach Gemeinsamkeiten/Gegensätzen zwischen diesen Eltern, unterscheidet sie unter vielfältigen Gesichtspunkten z.B. als engagiert vs. desinteressiert, bescheiden vs. arrogant („Konstrukte“). Auf einer Ratingskala (1-5) ordnet die Lp diese Merkmale allen benannten Eltern differenziert zu. Das so entwickelte Netz („Grid“) bietet damit a) quantitative Daten (Zahlenwerte der Zuordnung von Konstrukten zu Elementen/Merkmalen zu Eltern) und b) qualitative Daten in Gestalt der formulierten Konstrukte. Auf diese Datenformen bezieht sich die Analyse in den meisten Arbeiten mit Repertory-Grid-Interviews.

In den Interviews zur vorgestellten Arbeit erläutern die Lp ihre Konstrukte, erzählen Geschichten zu einzelnen Episoden, beschreiben an manchen Stellen Eltern ausführlicher, ohne dass daraus ein formuliertes Konstrukt für das Grid „entsteht“. Die Interviews werden vollständig transkribiert und das erlaubt weitere Fragen an die Daten: was versteht Lp 1 unter „arrogant“, spricht Lp 2 in ihrem Interview ebenfalls dieses Merkmal an, formuliert sie das Merkmal auch als unterscheidendes Konstrukt oder wird das Merkmal jetzt „nur“ im Interviewtext genannt, ist die Bedeutung des Begriffs „arrogant“ bei beiden Lp ähnlich usw.

Die Repertory-Grid-Technik ermöglicht über diese drei Datenformen je spezifische Perspektiven auf die subjektive Sichtweise der befragten Lp. Am Beispiel der Wahrnehmung „ausländischer Eltern“ wird der Prozess einer dialogischen Analyse dargestellt – und alles beginnt dabei mit einem Satz im Interview: „Der Name bestimmt schon von vornherein in gewisser Weise, wie man – , welche Vorstellung [man] hat, wie man gegenüber den Eltern auftreten muss.“ (I 32, S.15)

KontaktElRangS@aol.com

Entstehung sozialer Strukturen durch Corporate Citizenship mittelständischer Unternehmen

Judith Polterauer

Corporate Citizenship wird in Deutschland mit „bürgerschaftlichem Engagement von Unternehmen“ übersetzt: Unternehmen engagieren sich gemeinnützig, um bestimmte gesellschaftliche Probleme kooperativ mit anderen Akteuren (z.B. Vereinen) zu lösen. Deutlicher formuliert geht es um eine Rollendefinition des Unternehmens in der Gesellschaft. Corporate Citizenship bedeutet also sowohl eine neue Aufgabenverteilung, als auch eine Bedeutungsverschiebung von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Aus soziologischer Sicht stellt sich damit die Frage, welche gesellschaftlichen Konsequenzen dies hat, um über die Chancen und Grenzen von Corporate Citizenship diskutieren zu können.

Statt zu evaluieren, welche Ergebnisse Corporate Citizenship Projekte haben (z.B. Senkung der Fremdenfeindlichkeit in einer Gemeinde), untersuche ich explorativ die durch Corporate Citizenship entstehenden sozialen Strukturen (Erwartungs-, Deutungs- und Konstellationsstrukturen). Mithilfe der Analyse dieser Strukturen können die beiden Entwicklungsrichtungen – gesellschaftliche Integration (bzw. Desintegration oder ausbleibende Integration) und gesellschaftliche Innovation – detailliert nachgezeichnet werden. Die Analyse ist somit auf der Meso-Ebene angesiedelt und fokussiert die Beschaffenheit der sozialen Beziehung zwischen dem Unternehmen und den gesellschaftlichen Akteuren.

Mithilfe von zwei Fallstudien (theoretical sampling) werden auf der Ebene der Organisation, der interorganisationellen Beziehung und der Organisation-Umfeld-Beziehung die entstehenden sozialen Strukturen anhand des von Strauss/Corbin entwickelten Ansatzes der Grounded Theory analysiert. Die Daten wurden durch qualitative Interviews („360°“), Beobachtung und Dokumentenanalyse gewonnen.

Das Poster stellt dar, wie die Verknüpfung zwischen den Makro-Phänomenen gesellschaftliche Integration und gesellschaftliche Innovation und der Meso-Ebene der Institutionen hergestellt werden kann. Dabei handelt es sich formell um a) Organisationsbildung und b) Netzwerkbildung. Die sich entwickelnden sozialen Strukturen werden anhand dieser beiden Dimensionen untersucht und charakterisiert.

Bikulturelle Sozialisation als Herausforderung und Chance – eine qualitative Studie über Identitätskonstruktionen und Lebensentwürfe am Beispiel junger deutsch-indonesischer Frauen

Hildegard Wenzler-Cremer (Pädagogische Hochschule Freiburg)

Fragestellung: Angesichts zunehmender Mobilität nimmt die Zahl der Menschen zu, die in bikulturellen Familien aufwachsen. Dort gehört das Zusammentreffen von zwei Kulturen zum privaten Leben. Die Kernfragen des vorliegenden Projekts sind: Wie haben junge Frauen aus deutsch-indonesischen Familien diese Situation erlebt und wie stellen sie die beiden Kulturen dar? Welche Strategien verwenden sie, um diese spezielle Herausforderung zu gestalten? Wie konstruieren sie ihre Identität?

Methodisches Vorgehen: Ausgehend von Einzelbiographien wurden die jungen Frauen in themenzentrierten Interviews, in denen sie viel Raum zum freien Erzählen haben, befragt. Das methodische Rahmenkonzept bietet die Grounded Theory. Eine textanalytische Auswertung von Interviewpassagen, ausgewählt nach einem ersten Durchgang des offenen Kodierens, ermöglicht eine Präzisierung und Erweiterung der Kategorien. Die Komplexität der Ergebnisse wurde in einer Typenbildung verdichtet.

Ausgewählte Ergebnisse

Es zeigten sich fünf Strategien, um die bikulturelle Situation zu gestalten. Die Strategien der Normalisierung und der Distinguierung erfüllen zwei Grundbedürfnisse, sich zugehörig und geborgen in der Gruppe zu fühlen und sich von den anderen abzuheben. Die Strategien der Anpassung und Abgrenzung unterscheiden sich vom erstgenannten Strategienpaar durch ihr größeres Maß an Aktivität, um sich gruppenkonform zu verhalten oder sich von einer der beiden Kulturen abzugrenzen. Die Strategie der Integration zielt darauf ab, beiden Kulturen im eigenen Leben Raum zu geben.

Obwohl die Strategien weitgehend kontextabhängig sind und in unterschiedlichem Ausmaß von nahezu allen Interviewpartnerinnen genutzt wurden, lassen sich einzelne Strategien tendenziell den gebildeten Typen zuordnen.

  • Die Verwurzelte lebt dauerhaft in einer Kultur und hat daher ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit zu dieser. Die Bikulturalität ist in der Gefahr, als Ressource verlorenzugehen.
  • Die Pendlerin kann sich ohne Probleme in zwei Kulturen bewegen und beide stehen ihr als Optionen zur Verfügung. Dies kann jedoch mit dem Gefühl fehlender Zugehörigkeit verbunden sein.
  • Die Sammlerin wählt bewußt aus den Vorteilen der beiden Kulturen aus. Sie setzt sich mit der Kultur, in der sie nicht lebt, intensiv auseinander und ist in der Lage, in beiden zu leben.
  • Die Heimatlose ist in keiner der beiden Kulturen verwurzelt und kann daher die Ressourcen der Bikulturalität nicht nutzen. Dies ist ein weitgehend theoretisch generierter Typus. Auch wenn in einer Reihe von Interviews Gefühle der Entwurzelung und Heimatlosigkeit berichtet werden, ist dies nicht die dominierende Erfahrung.

Die vier Typen unterscheiden sich im Ausmaß der Zugehörigkeit zu einer Kultur und dem Grad der Nutzung der Ressourcen der Bikulturalität.

Kontaktwenzlerc@ph-freiburg.de

Erzieherinnen im Vorschulbereich – eine Fallstudie zur Entwicklung professionellen Handelns und zum Wandel des Kindbildes im historisch-biographischen Kontext einzelner Kindergärtnerinnen im Osten Deutschlands

Uta Bräuner

Das Promotionsprojekt unter der Betreuung von Prof. Rabe-Kleberg ist im Grenzbereich von Biographie- und Professionsforschung angesiedelt. Es sollen biographische Interviews mit Erzieherinnen im Vorschulbereich ausgewertet werden, um Aussagen über die Entwicklungsbedingungen professionellen Handelns ableiten zu können.

Da sich nach Oevermann professionelles Handeln u.a. durch Klientenbezug auszeichnet, soll über das Kindbild der Erzieherin erfasst werden, in welchem Maße die Erzieherin z.B. zum Perspektivwechsel in der Lage ist und welche Veränderungen (und warum) das Kindbild durchlaufen ist.

Die zentrale Forschungsfrage weicht etwas vom Fokus klassischer Professionstheorien ab. In meiner Arbeit stelle ich die Kern-These auf, stabiles professionelles Handeln werde durch Biographie vorbereitet oder aber verhindert. Wenn sich das Kindbild der Erzieherin – wovon ich ausgehe – biographisch aus dem Selbstbild der Erzieherin entwickelt und mit ihrem Menschenbild korreliert, geraten Sinnkonstruktionen und Handlungsschemata verstärkt in den Blick. (Eine andere, in dem vorgestellten Kontext aber weniger interessante Forschungsfrage betrifft die Parallele zwischen Nachkriegszeit und Nachwendezeit als Krisen: Welche Copingstrategien haben die Informandinnen entwickelt?)

Die Auswertung soll im Rahmen der Grounded Theory erfolgen, mit deren methodologischem Ansatz sich jeder der bisher eingegrenzten Fragenkomplexe anhand des Materials erweitern und einzelne Ergebnisse in neue Zusammenhänge stellen lässt. Primäre Auswertungsmethode ist die Narrationsanalyse biographischer Interviews, die durch die Sequenzanalyse, die Metaphernanalyse und die Genogrammanalyse ergänzt werden.

Die zwei Kernthesen der Arbeit werden in der Postersession zu einem recht frühen Zeitpunkt vorgestellt werden: Es liegt ein Archiv von 14 von mir selbst durchgeführten Interviews vor, das Konzept ist vorläufig erarbeitet und ich habe mit der Auswertung des ersten Eckfalles begonnen. Zwei geplante weitere infragekommende Eckfälle liegen transkribiert vor.

Erstes Anliegen des Posters ist die Herstellung von Kontakten zu Forschenden, welche entweder zu einem ähnlichen Thema oder mit ähnlichen Methoden arbeiten. Darüber hinaus bin ich dankbar für Anregungen und Erfahrungen zum methodischen Vorgehen.

Kontakt: UtaBraeuner@gmx.de

Die Lebensqualität psychisch Kranker im biographischen Verlauf – Eine qualitative Nachfolgeuntersuchung

Heike Stecklum (Thüringen)

Die zugrunde liegende empirische Diplomarbeit zur Lebensqualität psychisch Kranker basiert auf narrativen Interviews. Fünf psychisch Kranke, die mindestens zum ersten Befragungszeitpunkt Nutzer einer sozialpsychiatrischen Einrichtung waren, wurden an zwei Untersuchungszeitpunkten befragt.

Das Datenmaterial wurde methodisch nach Hermanns sowie Glaser und Strauss analysiert. Auf diese Weise wurden Aussagen über das Konstrukt Lebensqualität sowie dessen Veränderung im biographischen Verlauf erarbeitet. Innerhalb der individuellen Konstrukte wurden aus der soziologischen und psychiatrischen Forschung bekannte Kategorien wie Arbeit, Familie, Gesundheit, Wohnen und Freizeit deutlich. Diese differenzierten sich in individuelle Unterkategorien. Daneben traten weitere Kategorien wie Lebensphilosophie, materielle und finanzielle Bedingungen, Armee, Körpergewicht, gesetzliche Rahmenbedingungen u.a. zutage. Die individuellen Konstrukte wurden graphisch sichtbar gemacht. Ein intraindividueller Vergleich der Lebensqualität zwischen den zwei Untersuchungszeitpunkten, eingebettet in den biographischen Entwurf der Befragten, gestattete verlässliche Aussagen über die Veränderung der Lebensqualität im Zeitraum von zwei Jahren. An Hand aller erkennbaren biographischen Daten konnten im interindividuellen Vergleich die Faktoren „Aktuelles Lebensalter“, „Krankheitsverlauf“, „Persönlichkeitseigenschaften“, „Hobbys/Interessen“, „Private Netzwerke“, „Sozialpsychiatrische Einrichtungen“ und „Medizinische Hilfen“ ermittelt werden, welche die Veränderung von Lebensqualität über die Zeit maßgeblich beeinflussten. Indikatoren für Verbesserung oder Verschlechterung der Lebensqualität waren beispielsweise ein Austritt aus der Tagesstätte, Wechsel der Wohnform oder die Annahme intensiverer Hilfen. Insgesamt verdeutlichten sich Zusammenhänge zwischen dem Konstrukt Lebensqualität sowie verschiedenen Faktoren, die belastend oder Belastung ausgleichend – z.B. bei ungünstigem Krankheitsverlauf – wirken.

Kontaktstecklum@awo-thueringen.de

Cultural and psychiatric determinants of suicide in Basel, Switzerland

Claudia Sauerborn (Basel)

In Switzerland, suicidal behaviour is acknowledged a serious public health problem with some of the highest rates in Europe. Suicidal behaviour represents personal suffering for the suicidal person, for their families and communities, but the accounts of such suffering are often missing. Most studies so far concentrated on using exclusively clinical, sociological and epidemiological methods, even though the field of suicidology emphasises the importance of an interdisciplinary approach, especially integrating qualitative and quantitative research methodologies. This collaborative and interdisciplinary study incorporates methods from clinical psychiatry (standardized diagnostic tests) with methods from cultural epidemiology. By combining methods from medical anthropology and epidemiology, cultural epidemiology studies locally valid representations of illness and their distribution. Concerning the study of suicidal behaviour, this framework makes it possible to examine relationships between perceived vulnerabilities reported by patients and findings from clinical psychiatric assessment as a guide for local policy and practice, to test theories of suicidal behaviour, and to facilitate cross-cultural study.

Contact: Claudia.Sauerborn@unibas.ch

Zur qualitativen Analyse von Lernverläufen

Ines Langemeyer (Freie Universität Berlin)

In der Erwachsenenbildung, insbesondere in der beruflichen Aus- und Weiterbildung, werden neue Konzepte der Kompetenzentwicklung entwickelt und erprobt. Sie basieren meist auf Formen des selbstgesteuerten und selbstorganisierten Lernens. Das Lernen soll dabei arbeitsplatznah oder im Arbeitsprozess selbst stattfinden. Mit E-Learning-Angeboten werden solche dezentralen Qualifizierungsformen häufig begleitet. Sowohl die eine als auch die andere Art zu lernen erfordert von den Subjekten größere Selbständigkeit und Eigenengagement. So wird zunehmend Abstand davon genommen, Lernen mit Lehren gleichzusetzen (Klaus Holzkamp nannte dies einen „Lehr-Lernkurzschluss“). Den Lernenden wird stattdessen Autonomie und Eigenwilligkeit im Bildungsprozess zugestanden. Möglichkeiten, selbstbestimmt zu lernen, scheinen damit größer geworden. Allerdings ist zugleich erkennbar, dass man in der Bildung oder am Arbeitsplatz kaum mehr die Wahl hat: Eigenverantwortliches Lernen wird zunehmend erwartet und gehört vielerorts zu den alltäglichen Arbeitsanforderungen.

Wie aber gelingen solche Lernformen, wenn es gilt zu wollen, was man soll?

Zu dieser Problematik wurde eine qualitative Methode entwickelt, um Lernverläufe außerhalb der Bildungsinstitutionen insbesondere im Arbeitsprozess analysieren zu können. Theoretisch wird dabei auf das „Expansive Lernen“ Bezug genommen, das zum einen ein zentraler Begriff von Holzkamps Lerntheorie (Lernen, 1993) und zum anderen von Yrjö Engeström (Lernen durch Expansion, 1987/1999) geprägt wurde. Mit diesem „theoretischen Gepäck“ soll ein komplexer Zusammenhang erkennbar werden, der mehrere Dimensionen umfasst: Erstens das Verhältnis des Lernenden zum Lerngegenstand (bzw. in Arbeitsprozessen auch zum Arbeitsgegenstand). Damit ist kein isoliertes „Ding“ gemeint, sondern ein sozial konstruierter und meist arbeitsteilig entwickelter oder herzustellender Gegenstand. Diese erste Dimension verweist darum zugleich auf die Gemeinschaft (community of practice) und den institutionellen Rahmen, in dem Lernen stattfindet. Zweitens geht es um das Verhältnis der Lernenden bzw. Arbeitenden untereinander, in welchen Formen sie zusammen arbeiten oder voneinander isoliert sind. Drittens stellt sich die Frage, welches Selbstverhältnis die Subjekte vor diesem Hintergrund gewinnen, wie sich ihre Befindlichkeit gegenüber den Lernanforderungen sowie Lernmöglichkeiten verändert, d.h. welche motivationale „Ausrichtung“ ihr Handeln und ihre Lerntätigkeit lebenspraktisch bekommt. Wie sich dieser Ansatz in der Empirie bewährt hat, wird auf dem Poster genauer dargestellt.

Kontakt: lines@zedat.fu-berlin.de

Alles eine Frage der Verantwortung: Inwieweit sich Personalabteilungen aus Sicht von Topmanagern in strategische Entscheidungen einbringen sollen

Julia Brandl (Wirtschaftsuniversität Wien)

Eine Reihe von Studien weist darauf hin, dass sich die Vorstellungen der Organisationsleitung über die Notwendigkeit zur Einbindung von Personalabteilungen in strategische Entscheidungen teilweise erheblich unterscheiden. Aufgrund ihrer überwiegend normativen Orientierung hat sich die Personalforschung bislang jedoch kaum damit befasst, worauf diese Sichtweisen zurückzuführen sind. In diesem Beitrag werden unterschiedliche Orientierungen über die Bereitschaft, Verantwortung an Personalabteilungen zu delegieren, erklärt. Basierend auf Interviews mit österreichischen Topmanagern wird ein Grounded Theory Modell entwickelt, das darlegt, wovon diese ihre Verantwortungsdelegation an die Personalabteilung abhängig machen.

Personalaufgaben werden von der Organisationsleitung generell nach ihrem zugeschriebenen Verantwortungsumfang eingestuft. Die Einbeziehung der Personalabteilung in strategische Entscheidungen spiegelt für die Organisationsleitung das höchste Maß an Verantwortungsdelegation wieder. Topmanager unterscheiden sich in ihrer Bereitschaft, Verantwortung an ihre Personalabteilungen zu delegieren. Aus der Studie geht hervor, dass ihre Bereitschaft zur Delegation von Verantwortung an die Personalabteilung auf einem dreistufigen Filterungsprozess beruht. (1) Sie hängt zunächst davon ab, wie groß die Organisationsspitze ihre eigenen Gestaltungsmöglichkeiten einschätzt und inwieweit sie sich als berechtigt ansieht, Zuständigkeiten zu verteilen. (2) Dann hängt sie davon ab, in welchem Umfang sie generell dazu bereit ist, innerhalb ihres Gestaltungsspielraums Verantwortung an andere Akteure abzugeben. (3) Und schließlich kommt es darauf an, inwieweit sie gerade die Personalabteilung unter den von der Organisationsleitung in Betracht gezogenen Akteuren zur Übernahme von Verantwortung als geeignet ansieht.

Mit Hilfe des Modells lässt sich nicht nur das Zustandekommen unterschiedlicher Sichtweisen erklären, sondern auch die Bedingungen, unter denen sich diese verändern können. Überdies lässt sich aufzeigen, inwieweit Personalabteilungen überhaupt Einfluss auf ihre Einbeziehung in strategische Entscheidungen nehmen können.

Kontakt: julia.brandl@wu-wien.ac.at

Brücken – eine Bewältigungsstrategie von Kindern in Armut

Peter Rahn (FH Jena)

Im Forschungsprojekt Aneignung von Lebenswelt und Bewältigungsstrategien von Kindern in benachteiligten Lebenslagen wurden zehn- bis zwölfjährige Kinder vor allem hinsichtlich ihrer Integration in den Peerkontext befragt. Obwohl der elterliche Einfluss auf Kinder groß ist werden Beziehungen zu Gleichaltrigen in diesem Alter wichtiger und ausdifferenzierter. Die stark von Symmetrie und erarbeiteter Akzeptanz gekennzeichneten Peerbeziehungen können dabei kompensatorisch zu Ausgrenzungserfahrungen und verminderten Autonomiepotenzialen wirken, welche die Situation von Kindern in andauernden Armutslebenslagen prägen.

Auf der Grundlage von Leitfadeninterviews mit Kindern und Eltern wurden der Peerkontext und die Verhaltensweisen gegenüber anderen Kindern rekonstruiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Kinder aktiv an der Integration in ein Freundschaftsnetz arbeiten. Erfolg oder Misserfolg der kindlichen Strategien korrespondiert jedoch stark mit der elterlichen Interpretation der Lebenssituation und der elterlichen Lebensbewältigung.

Auf dem Poster wird mit Brücken eine Bewältigungsstrategie vorgestellt, mit der die Teilhabe am Leben ökonomisch besser gestellter Kinder zeitweise kompensatorische Erfahrungen zwischen funktionalem und emotionalem Gewinn ermöglicht. Die armen Kinder erleben eine konkrete Erweiterung ihrer Lebenswelt. Durch die Freundschaft mit einem Brückenkind bieten sich ihnen Gelegenheitsstrukturen, die ihren Horizont an Eindrücken erweitern und die sie Erfahrungen machen lassen, die in ihrem familiären Kontext bzw. in einem homogenen sozialen Umfeld nicht möglich sind. Solche Freundschaften unterliegen jedoch einer milieuspezifischen Dynamik der Aneignung von Lebenswelt, sodass sie anscheinend zeitlich begrenzt sind. An einem Beispiel wird ein typischer Verlauf einer Brücke dargestellt – von der Beziehungsstiftung über ihre Vertiefung, dem Kampf um den Fortbestand, bis zum Abbruch und dem Versuch der Neuplatzierung.

Diskutiert wird, welche Faktoren – neben der elterlichen Unterstützung – die Bildung solcher Brücken begünstigen und welche sie behindern. Dabei sind vor allem die Schule und die Differenzierung der Schulform nach der Grundschule sowie die sozialräumlichen Strukturen unter denen Kinder in benachteiligten Lebenslagen aufwachsen bedeutsam.

Kontakt: Peter.Rahn@fh-jena.de

Kulturelle Modelle des Selbst in der sprachlichen Mutter-Kind-Interaktion

Carolin Demuth (Universität Osnabrück)

Die vorliegende Studie untersucht die Entstehungsbedingungen unterschiedlicher Entwicklungspfade des Selbstkonzeptes in verschiedenen kulturellen Lebenswelten. Die Entstehung eines Selbstkonzeptes in der frühen Kindheit wird nicht als rein individueller mentaler Vorgang, sondern als eine kollektive Konstruktion eingebettet in der konkreten Erfahrungswelt des Kindes verstanden (Nelson 2000; Oyserman & Markus 1995). Kulturelle Modelle und Wertvorstellungen darüber „wie man sein soll“ kommen bewusst oder unbewusst in den mütterlichen Äußerungen gegenüber ihren Säuglingen zum Ausdruck. Während bisherige kulturvergleichende Studien sich auf die formalen Merkmale mütterlicher Narrationsstile konzentrierten, verfolgt die vorliegende Studie einen sozialkonstruktionistischen Ansatz und untersucht, wie das Selbst aktiv diskursiv in der Interaktion zwischen Müttern und ihren Säuglingen konstruiert wird. Speziell richtet sich die Untersuchung auf kulturelle Unterschiede in Hinblick auf die Dimensionen Independenz und Interdependenz (Markus & Kitayama 1991) bzw. Agency und Bezogenheit (Kaðitçibaþi 1996). Im Modell des independenten Selbst wird das Individuum als abgegrenztes, in sich geschlossenes Selbst angenommen. Der Fokus liegt auf mentalen Zuständen und Persönlichkeitseigenschaften, die die Selbstentfaltung und Selbstmaximierung des Individuums unterstützen. Das Modell des interdependenten Selbst dagegen versteht das Selbst als fluid und in Interrelation mit anderen. Der Fokus liegt auf Normen und Hierarchien, die es zu beachten gibt, um so zum harmonischen Zusammenhalt des sozialen Gefüges beizutragen (Greenfield et al. 2003; Keller 2003). Das Modell der Independenz wird prototypisch für westliche städtische Mittelklassefamilien angesehen, während das Modell der Interdependenz prototypisch für ländliche Kontexte in Nicht-Industrieländern angesehen wird (Kaðitçibaþi 1996).

Es sollen verbale Interaktionsmuster in natürlichen Alltagssituationen untersucht werden. Den Datenkorpus bilden Transkripte von Videoaufnahmen mit Müttern und ihren drei Monate alten Säuglingen aus mittelständischen städtischen Stichproben aus drei unterschiedlichen kulturellen Kontexten aus China, Kamerun und Nordamerika. Die Daten sind Teil einer umfassenderen Untersuchung zum Komponentenmodell elterlichen Verhaltens (Keller 2002) und wurden in den ersten beiden Fällen von der lokalen Sprache von Muttersprachlern ins Englische übersetzt. Die Auswertung erfolgt diskursanalytisch auf theoretischen Grundlagen der discourse analysis (Potter & Wetherell 1987, Keller 2004) und der Kulturpsychologie. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich deutliche Unterschiede in den kulturellen Wertvorstellungen in der diskursiven Konstruktion des Selbstkonzeptes in der Mutter-Kind-Interaktion niederschlagen.

Kontaktcdemuth@uni-osnabrueck.de

Literatur

Greenfield, P. M., Keller, H., Fuligni, A. & Maynard, A. E. (2003). Cultural pathways through universal development. Annual Review of Psychology, 54, 461-490.

Kaðitçibaþi, C. (1996). The autonomous-relational self: a new synthesis. European Psychologist, 1(3), 180-186.

Keller, H. (2002). Development as the interface between biology and culture: a conceptualization of early ontogenetic experiences. In H. Keller, Y.H. Poortinga & A. Schölmerich, A. (Eds), Between culture and biology. Perspectives on ontogenetic development (p.215-233). Cambridge: University Press.

Keller, H. (2003). Socialization for competence: Cultural models of infancy. Human Development, 46, 288-311

Keller, R. (2004). Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen. Wiesbaden: VS Verlag.

Markus, H.R. & Kitayama, S. (1991). Culture and the self. Implications for cognition, emotion and motivation. Psychological Review, 98, 224-253

Nelson, K. (2000). Narrative, time and the emergence of the encultured self. Cultue & Psychology, 6(2), 183-196

Potter, J. & Wetherell, M. (1987). Discourse and social psychology – Beyond attitudes and behaviour. London: Sage.

Filmanalyse mit Atlas.ti: Ästhetische Dimensionen und methodischer Ansatz

Lars Gerhold & Stefan Bornemann (Universität Kassel)

Ist man daran interessiert, audiovisuelle Informationen unter formalen und inhaltlichen Aspekten zu analysieren, so ist es nicht nur zeitgemäß, sondern vor allem funktional, auf technische Unterstützung in Form von Computersoftware zurückzugreifen. Insbesondere wenn das Aufdecken innerer und argumentativer Strukturen des Filmmaterials im Zentrum des Interesses steht, empfiehlt sich die Arbeit mit ATLAS.ti.

Das Poster stellt ausgehend von den theoretischen Grundlagen der Filmanalyse sowie der Software ATLAS.ti die qualitative Analyse audiovisueller Information an einem Fallbeispiel aus der Nachrichtensendung „Wochenspiegel“ der ARD exemplarisch vor. Im Gegensatz zu anderen Analysewerkzeugen besitzt hier nicht das Auszählen und Berechnen von Häufigkeiten des Auftretens einzelner Phänomene Priorität, sondern das am Forschungsgegenstand orientierte interpretative Entwickeln von Aussagen und Zusammenhängen. Für die Umsetzung entwickelter Zusammenhänge wird auf den Netzwerkeditor der Software zurückgegriffen, wodurch die schematische Abbildung ästhetischer Dimensionen als Grundlage für abschließende Interpretationsansätze ermöglicht wird.

Im Einzelnen zeigt der Posterbeitrag zunächst die Möglichkeiten der strukturellen Filmanalyse durch die Interpretation der ästhetischen Dimensionen nonfiktionaler Filme und das grundlegende Verständnis der Filmanalyse. Es wird erklärt, wie durch die visuelle Darstellung auffälliger Bild/Text-Verhältnisse sowie filmsprachlicher und dramaturgischer Elemente auf die Erzählstruktur des Filmbeitrags, auf Subtexte und Intentionen geschlossen und somit eine computergestützte Filmanalyse- und Interpretation durchgeführt werden kann. Methodologische Aspekte wie die konzeptionelle Anbindung von ATLAS.ti an den Analyseansatz der Grounded Theory und einzelne Verfahrenschritte schließen sich an. Ausgehend vom „VISE-Prinzip“ (Visualization, Integration, Serendipity and Exploration) werden zunächst das am Filmmaterial orientierte Entwickeln von Kategorien sowie die einzelnen Schritte des Kodierprozesses betrachtet. Die Entwicklung von Analysenetzwerken schließt sich an. Hierzu werden inhaltliche wie methodische Analyseschritte aufgezeigt sowie anhand von Programmbildern und Netzwerkdarstellungen abgebildet. Abschließend werden Vor- und Nachteile des Analyse-Tools diskutiert und ein Ausblick auf mögliche Einsatzfelder bei der Filmanalyse mit ATLAS.ti gegeben.

Kontaktlgerhold@uni-kassel.de

Inhaltsanalyse, Semantische Netze & Fuzzy Logik

Frank Eierdanz, Lars Gerhold, Andreas Stolberg & Danielle Boultgen (Universität Kassel)

Der Posterbeitrag stellt die methodische Konzeption, einzelne Schritte der Auswertung sowie zentrale Ergebnisse der interdisziplinär angelegten Studie „Selbstverantwortliches Lernen im Umgang mit Unsicherheit und Risiko unter den Bedingungen des globalen Wandels“ vor. Der Schwerpunkt der Studie liegt neben standardisierten Telefonbefragungen auf der Durchführung von ca. 60 qualitativen Interviews. Die Studie ist grundsätzlich im Verständnis einer methodologischen Triangulation angelegt und kombiniert qualitative und quantitative Erhebungs- und Analyseansätze sowie Modellierung mit Hilfe der Fuzzy Logik. Das Poster zeigt zunächst die methodische Konzeption der Gesamtstudie um im Weiteren dezidiert auf den qualitativen Analyse- und Ergebnisteil einzugehen. Im Vordergrund steht hierbei die Auswertung der Interviewdaten nach Maßgabe der qualitativen Inhaltsanalyse sowie die induktiv-deduktive Entwicklung eines an der Forschungsfrage „Wie nehmen Menschen unsichere Situationen wahr und wie gehen Sie damit um?“ orientierten Kategoriensystems. Vorgabe zur Auswertung des Materials ist hierbei zunächst eine inhaltliche Strukturierung mit dem Ziel, die zentralen Inhaltsbereiche in Form von Dimensionen und Kategorien zu identifizieren sowie im Detail zu definieren und mit Ankerbeispielen und Kodierregeln zu versehen. Auf Grundlage des kategorisierten und kodierten Interviewmaterials werden in ATLAS.ti semantische Netzwerke mit dem Ziel gebildet, Zusammenhangshypothesen zu entwickeln sowie einzelne Interviewtypen zu bestimmen. Die Ausprägung einzelner Aspekte im Umgang mit Unsicherheit (wie Rahmenbedingungen, persönliche Faktoren, Externe Ressourcen, Wahrnehmung- und Bewältigungsverhalten) können dabei bewertet (Skalierung) sowie Relationen zueinander beschrieben werden. Im nächsten Schritt wird die Methode der Fuzzy Logik eingesetzt, um aus dem semantischen Netzwerk ein qualitatives, regelbasiertes Modell zu erzeugen. Mithilfe der Fuzzy Logik lassen sich verbal formulierte Regelsysteme quantifizieren, die den Zusammenhang von Faktoren und die Wirkung auf eine bestimmte Zielvariable beschreiben. Anhand der einzelnen semantischen Netze wird so versucht, typische Wahrnehmungs- und Bewältigungsstrategien abzuleiten und zu einem generalisieren Fuzzy Logik Modell zusammen zu fassen. Dieses wird im letzten Schritt der Studie im Rahmen einer repräsentativen Telefonbefragung noch einmal quantitativ überprüft und präzisiert.

Kontaktlgerhold@uni-kassel.de

Mapping Urban Identities

Sergej Stoetzer (Darmstadt)

Vorstellungen von Städten werden diskursiv (re-) produziert und sind in visuellen Formaten besonders wirkmächtig vermittel- und rezipierbar. Stadt- und Standortmarketing, die professionelle Seite der Produktion von Ortsidentitäten erzeugt (global) kursierende, genormte Images, die mit lokal spezifischen Wahrnehmungen in Wechselwirkung treten können. Die mediale Vermittlung einer Stadtvorstellung erfolgt in Form normierter Syntheseleistungsangebote und strukturiert die Entstehung individueller Wahrnehmungsformen konkreter Städte zumindest vor.

In der Dilemmasituation zwischen Zwang zur Individualität der Darstellung und risikobehafteter Imagepolitik kommt es aufgrund von beschränkten finanziellen und methodischen Ressourcen zu einem vereinheitlichenden Gebrauch der zum Standortwettbewerb eingesetzten visuellen „Stilmittel“ – die medial vermittelten Stadtvorstellungen als normierte Syntheseleistungsangebote folgen einer rationalen, ökonomischen Logik.

Neben etablierten top-down Distributionskanälen werden jedoch zunehmend seitens nichtprofessioneller Akteure Möglichkeiten genutzt, die Spezifizität des urbanen Zusammenlebens über das unmittelbare soziale Umfeld hinaus thematisieren zu können und einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.

Die alltägliche Wahrnehmung der Stadt ist notwendigerweise fragmentarisch. Sie ist durch biographische Hintergründe, die unterschiedliche Frequentierung von Stadtvierteln mit unterschiedlicher Aufenthaltsdauer und Intention, die Wahl des Verkehrsmittels, aber auch durch die mediale Erweiterung von Raum (Mobilfunk, Bilder anderer Orte im Stadtbild) beeinflusst.

Omnipräsente professionelle Bild- und damit Orts- sowie Identitätsproduktion wird mit Hilfe von (z.T. subversiven) Darstellungen auf privaten Homepages unterlaufen und Bezüge zur eigenen Stadt textuell und visuell im Internet dargestellt. Neben der Gestaltung von Webseiten (Text, Bilder, Webcam, Links) wird seit kurzem auch die Möglichkeit der Darstellung der Stadt als digitales Stadtmodell mit der Möglichkeit interaktiver Navigation in den digitalen Bilderwelten genutzt:

Basierend auf digitalen Städten als photographische Repräsentationen im medialen Raum werden visuelle Stadtdarstellungen am empirischen Material rekonstruiert. Der kulturspezifische Einfluss urbaner Wahrnehmungs- und Orientierungsgewohnheiten wird anhand visueller Stilmittel (Bruch der Perspektive, Verfremdungseffekte etc.) analysiert.

Im Zentrum steht die Frage nach der Konstruktion städtischer Identitäten als wechselwirkendes, medial durchdrungenes Produkt.

Kontakt: stoetzer@ifs.tu-darmstadt.de