Forschungswerkstätten 2012

Forschungswerkstatt: Reflexive Grounded Theory

Prof. Dr. Franz Breuer

Universität Münster, Institut für Psychologie

In dieser Forschungswerkstatt soll der Verlauf eines Forschungsprojekts nach Grounded-Theory-Manier in seinen wichtigsten Schritten skizziert werden:
– Vorwissen und theoretische Sensibilität
– Themenfokussierung
– erste (Feld, Gesprächs-) Kontakte
– Rolle und Reflexion der Person des/der Forschenden
– Sampling-Überlegungen
– Dokumentation und Transkription
– Kodieren
– Modellbilden
– Forschungsgruppe (Kolloquium, Supervision etc.)
– Schreiben
– Rückmelden und Präsentieren.

Die genannten Aspekte werden kurz vorgestellt und erläutert. Zu den einzelnen Phasen, Forschungsschritten bzw. methodischen Wahlentscheidungen können die Teilnehmer/innen (auf dem Hintergrund ihrer eigenen Probleme oder Erfahrungen) Fragen stellen. An einem Teilnehmer/innen-Projekt machen wir gemeinsame Transfer-Versuche der Arbeitsweise, dabei soll der Forschungsstil illustriert und vertieft werden. Die Forschungswerkstatt richtet sich an Interessierte unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Fachrichtungen. Bevorzugt werden Fragen aufgeworfen und besprochen, die sich im Zusammenhang mit einem ersten eigenen Forschungsprojekt nach GTM-Modus stellen. Hier können Teilnehmende auch ihre eigenen (Problem-) Erfahrungen und Fragen einbringen.

Teilnehmende, die daran interessiert sind, dass ihr eigenes GTM-Projekt hierbei als (Illustrations-) Fall besprochen wird, und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert ein informatives Kurzexposé einzureichen. Zu senden ist dieses dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Exposés werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Einführungsliteratur zur Forschungswerkstatt:

  • Breuer, Franz (2010). Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis (2. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Forschungswerkstatt: Qualitative Heuristik – entdeckende Sozialforschung

Dr. Thomas Burkart, Psychologischer Psychotherapeut
in eigener Praxis in Hamburg tätig, Mitglied der Hamburger Forschungswerkstatt Dialogische Introspektion

Qualitative Heuristik ist eine Methodologie zur Datenerhebung und Datenanalyse und betont den Zusammenhang beider im Prozess der Erkenntnisgewinnung. Es handelt sich um ein Such- und Findeverfahren. Die Methodologie zielt auf die Entdeckung von Verhältnissen oder Strukturen im Forschungsgegenstand. Die Datenerhebung und -analyse folgt vier Regeln. Sie beziehen sich auf die Offenheit der Forschungsperson, die Offenheit des Forschungsgegenstandes, die Variation der Perspektiven mit denen der Forschungsgegenstand betrachtet wird und die Analyse der Daten in Richtung auf Gemeinsamkeiten.

Die Erkenntnisgewinnung verwendet das Verfahren des Dialogs zwischen Forschungsperson und Forschungsgegenstand. Ziel ist es, den Zusammenhang des gesamten Datenmaterials über einen bestimmten Forschungsgegenstand zu erkennen oder zu entdecken („heureka!“).

Entdeckende Forschung ist die Verwissenschaftlichung und Systematisierung von den Alltags-Regeln, die auch in den Naturwissenschaften seit Bacon und Galilei verwandt werden und – wie die Regel der Variation – durch Wundt in die Psychologie eingeführt wurde. Ernst Mach, Lehrer von Einstein, hat der „Psychologe der Forschung“ dieses Typs ein ganzes Buch gewidmet (Erkenntnis und Irrtum, 1905). In der Psychologie und den Sozialwissenschaften wurden entdeckende Verfahren u.a. von der „Würzburger Schule“ eingesetzt (Bühlers „Aha-Erlebnis“) oder – beeinflusst von dem Bühler-Schüler Lazarsfeld – in der frühen „Grounded Theory“, die als „Discovery“ apostrophiert worden war. Die meisten der heute als „klassisch“ geltenden Untersuchungen in den Sozialwissenschaften und der Psychologie haben entdeckende Methoden verwandt, so die der Chicago-Schule und der Gestalt-Psychologen. Ein besonders gutes Beispiel ist die bekannte Untersuchung von Lazarsfeld, Jahoda und Zeisel über die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit in „Marienthal“.

Nach einem Übersichtsreferat über die Methodologie und die besonderen qualitativ-heuristischen Methoden wird die Vorgehensweise mit vorhandenen Daten aus dem Teilnehmendenkreis demonstriert und an Hand eines Beispiels erprobt, wie man von Daten zu Gemeinsamkeiten kommt. Außerdem sollen allgemeine Fragen zur heuristischen Methodologie diskutiert werden.

Wer sich über den Verlauf der Veranstaltung 2007 ein Bild machen will, kann dies unter http://www.qualitative-forschung.de/methodentreffen/archiv/evaluation/kleining.pdf tun. Dieser „Bericht“ ist gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie eine Datenerhebung und Analyse mit Hilfe der qualitativen Heuristik aussehen kann.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen und an info@berliner-methodentreffen.de zu senden Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Kleining, Gerhard (2010). Heuristik als Basismethodologie. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch. Qualitative Forschung in der Psychologie (S.65-78). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kleining, Gerhard & Witt, Harald (2000). Qualitativ-heuristische Forschung als Entdeckungsmethodologie für Psychologie und Sozialwissenschaften: Die Wiederentdeckung der Methode der Introspektion als Beispiel. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 13, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001136.
  • Witt, Harald (2004). Von der kommerziellen Marktforschung zur akademischen Lehre – eine ungewöhnliche Karriere. Gerhard Kleining im Interview mit Harald Witt. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(3), Art. 40, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0403404.

Es sei außerdem verwiesen auf die Websites: http://www.heureka-hamburg.de/ und http://www.introspektion.net/, wo sich weitere Literatur, Beschreibungen und Beispiele finden.

Forschungswerkstatt: Konversationsanalyse

Prof. Dr. Arnulf Deppermann

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim

Gegenstand der Konversationsanalyse sind die Verfahren, mit denen Teilnehmende an einer verbalen Interaktion ihren Austausch organisieren und dabei soziale Wirklichkeit auf verschiedenen Ebenen der Sinnkonstitution herstellen. Die Konversationsanalyse befasst sich mit den grundlegenden Aufgaben der Gesprächskonstitution. Dazu gehören bspw. die Eröffnung und Beendigung von Gesprächen, die Organisation des Sprecherwechsels, die Kategorisierung und Darstellung von Sachverhalten, die Koordination des gemeinsamen Handelns oder die Performanz und Zuschreibung von Identitäten. Ziel der Untersuchung ist die Rekonstruktion konversationeller Praktiken, d.h. von sprachlich-kommunikativen Verfahren, die in bestimmten Gesprächskontexten zur Bearbeitung spezifischer Aufgaben und Probleme der Gesprächskonstitution eingesetzt werden. Diese Praktiken können mehr oder weniger allgemein, kulturspezifisch oder an besondere Aufgaben im Bereich institutioneller Interaktionen (wie Beratung, Gerichtsverhandlung) adaptiert sein. Je nach disziplinärem Interesse kann die Untersuchung linguistische Formen und Strukturen (interaktionale Linguistik), institutionelle Aufgaben und Probleme (applied conversation analysis) oder das multimodale Handeln in Arbeitskontexten (workplace studies) betreffen. Oftmals ist es zudem nötig, ethnografisches Hintergrundwissen einzubeziehen.

Die Konversationsanalyse arbeitet ausschließlich mit Ton- und Videoaufnahmen sowie Transkripten von Gesprächen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Untersuchungsfragestellungen der Konstitutionsweise der Daten angepasst sind (Natürlichkeitsprinzip) und in intensiver Auseinandersetzung mit dem Datenmaterial spezifiziert werden. Die Methodik der Konversationsanalyse verknüpft die detaillierte Sequenzanalyse von Einzelfällen mit der Arbeit mit größeren Datenkollektionen, die unterschiedliche Realisierungen einer konversationellen Praxis enthalten.

In der Forschungswerkstatt soll anhand von Materialien von zwei Teilnehmenden an jeweils einer kleinen Kollektion von Fällen einer konversationellen Praxis gearbeitet werden. Bewerber/innen werden gebeten, ein kurzes Exposé ihrer für das Methodentreffen relevanten Forschungsfragen (ca. eine Seite) sowie eine Kollektion von drei zu bearbeitenden Transkripten (nach GAT oder CA/Jefferson-Notation) einzureichen. Für die Arbeit in der Forschungswerkstatt müssen die Daten zudem als Audiodatei (mp3/wav) oder Videofile (mpeg) bereit stehen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Deppermann, Arnulf (2010). Konversationsanalyse und diskursive Psychologie. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.643-661).  Wiesbaden: VS.
  • Deppermann, Arnulf (2000). Ethnographische Gesprächsanalyse. Zu Nutzen und Notwendigkeit von Ethnographie für die Konversationsanalyse. Gesprächsforschung, 1, 96-124, www.gespraechsforschung-ozs.de/heft2000/heft2000.htm.
  • Deppermann, Arnulf (2008). Gespräche analysieren. Opladen: Leske + Budrich.
  • EGon: Einführung in die Gesprächsforschung online. http://www.tu-chemnitz.de/phil/gf/.
  • ten Have, Paul (2007). Doing conversation analysis (2. Auflage). London: Sage.

Forschungswerkstatt: Foucaultsche Diskursanalyse (Interpretative Analytik)

Prof. Dr. Rainer Diaz-Bone

Universität Luzern, Soziologisches Seminar

Die Foucaultsche Diskursanalyse hat sich als eine nicht subjektzentrierte Form der qualitativen Sozialforschung etabliert. Die interpretative Analytik ist die methodologische Position der Foucaultschen Diskursanalyse. Es handelt sich um eine Form der strukturalistischen/poststrukturalistischen „Hermeneutik“ der Praxis kollektiver Wissensproduktion und kollektiver Wissensordnungen. Die interpretative Analytik setzt die Diskurstheorie Foucaults in die empirische Analyse diskursiver Praxis von Diskursen und Interdiskurs(effekt)en als sozialwissenschaftliche Methodologie um. Sie ist keine standardisierte Schrittfolge für Diskursanalysen, sondern als Methodo-Logie eine Instanz, die praktisch (a) die Organisation des diskursanalytischen Forschungsprozess – von der Entwicklung der Fragestellung bis zur diskursanalytischen Erklärung sozialer Wirklichkeit – reflektiert und reglementiert, die (b) die Passung konkreter Praktiken/Instrumente/Techniken für den Forschungsprozess evaluiert und anleitet und die sich (c) in der konkreten diskursanalytischen Interpretation als Kompetenz entfaltet, wenn es in der Analyse von Materialien (Texten), darum geht, hieran die diskursive Praxis und die „Ordnung der Diskurse“ zu rekonstruieren.

Die Forschungswerkstatt dient weniger der Einführung in die interpretative Analytik als vielmehr der Besprechung eines beispielhaften laufenden Forschungsprojekts, das eine Diskursanalyse unter Verwendung Foucaultscher Konzepte unternimmt. Die Forschungswerkstatt wendet sich an Forscherinnen und Forscher, die empirisch-systematische Diskursanalysen beginnen wollen oder damit begonnen haben und die diese Reflexionen auf die Entwicklung des Forschungsprozesses, auf strategische Entscheidungen (wie weiter?, wie vergleichen?, was sind diskursanalytische Erklärungen und Resultate?) sowie auf die Qualität von Diskursanalysen bewerkstelligen müssen. Eine aktive Teilnehmerin/ein aktiver Teilnehmer präsentiert ein Projekt und bringt Anfragen in die Werkstatt ein. Anhand der Diskussion des laufenden Projektes werden allgemeine Fragen zur Foucaultschen Methodologie behandelt.

Für die aktive Teilnahme können sich Teilnehmende mit ihren Projekten bis Ende Mai 2012 elektronisch bewerben. Dafür ist – nach Bestätigung der Teilnahme durch die Tagungsorganisation – eine Kurzskizze (2 bis 5 Seiten) mit Fragestellung, zentralen herangezogenen Theoriekonzepten, Stand und Art der vorgesehenen Analyse zu erstellen, die von der Tagungsorganisation eingefordert und an den Workshopanbietenden weitergeleitet wird).

Für die meisten Interessentinnen und Interessenten kommt eine passive Teilnahme in Frage, um einen Einblick in die Praxis laufender Diskursforschung zu erhalten. Voraussetzung für die passive Teilnahme ist die grundlegende Kenntnis der Foucaultschen Diskurstheorie (Michel Foucault: Archäologie des Wissens. Frankfurt: Suhrkamp, 1981).

Weiterführende Literatur

  • Diaz-Bone, Rainer (erscheint 2012). Sozo-Episteme und Sozio-Kognition. Epistemologische Zugänge zum Verhältnis von Diskurs und Wissen. In Reiner Keller, Werner Schneider & Wilhelm Viehöver (Hrsg.), Diskurs, Wissen, Sprache. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Diaz-Bone, Rainer (2010). Kulturwelt, Diskurs und Lebensstil. Eine diskurstheoretische Erweiterung der Bourdieuschen Distinktionstheorie. (2., erw.  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Diaz-Bone, Rainer (2007). Die französische Epistemologie und ihre Revisionen. Zur Rekonstruktion des methodologischen Standortes der Foucaultschen Diskursanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(2), Art. 24, http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0702241.
  • Diaz-Bone, Rainer (2007). Paper zum Workshop „Foucaultsche Diskursanalyse“ (Interpretative Analytik) auf dem 3. Berliner Methodentreffen (29./30. Juni FU Berlin), http://www.rainer-diaz-bone.de/DiazBone_Methodentreffen_3.pdf.
  • Diaz-Bone, Rainer (2006). Zur Methodologisierung der Foucaultschen Diskursanalyse [48 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 7(1), Art. 6, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs060168.
  • Diaz-Bone, Rainer (2006). Die interpretative Analytik als methodologische Position. In Brigitte Kerchner & Silke Schneider (Hrsg.), Foucault: Diskursanalyse der Politik. Eine Einführung (S.68-84). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Diaz-Bone, Rainer (2005). Die „interpretative Analytik“ als rekonstruktiv-strukturalistische Methodologie. Bemerkungen zur Eigenlogik und strukturalistischen Öffnung der Foucaultschen Diskursanalyse. In Reiner Keller, Andreas Hirseland, Werner Schneider & Willy Viehöfer (Hrsg.), Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Zum Verhältnis von Wissenssoziologie und Diskursforschung (S.179-197). Konstanz: UVK.
  • Keller, Reiner; Hirseland, Andreas; Schneider, Werner & Viehöver, Willy (Hrsg.) (2006). Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 1: Theorien und Methoden (2. erw. Aufl.). Opladen: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Keller, Reiner; Hirseland, Andreas; Schneider, Werner & Viehöver, Willy (Hrsg.) (2004). Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 2: Forschungspraxis (2. Aufl.). Opladen: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Marttila, Thomas (2010). Constrained constructivism in post-structural discourse analysis. Sociologia Internationalis 48(1), 91-112. 

Forschungswerkstatt: Interpretative Sozialforschung

Ass.-Prof. Dr. Ulrike Froschauer

Universität Wien, Institut für Soziologie

Ao.Prof. Dr. Manfred Lueger

Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Soziologie und Empirische Sozialforschung, Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden

Interpretative Sozialforschung legt – wie der Begriff „interpretativ“ bereits erkennen lässt – ihren Schwerpunkt auf die Auslegung der Sinnstruktur sozialer Phänomene und die (Re) Konstruktion von Bedeutungen und nicht auf die Objektivität der Erkenntnis über die subjektunabhängige Realität. Eine solche Perspektive steht in striktem Gegensatz zu einem normativen oder objektivistischen Paradigma, hat jedoch enge Bezüge zu einer konstruktionistischen Sichtweise, welche die soziale Produktion von Sinnbezügen in das Zentrum rückt. 

Entscheidend ist daher die Interpretationsbedürftigkeit der sozialen Welt, deren Regeln es zu erschließen gilt. Dafür bieten nicht nur Deutungen und Wirklichkeitsvorstellungen unterschiedlicher Akteure einen entscheidenden Ansatzpunkt, sondern vor allem die soziale Dynamik, die sich in den darauf aufbauenden Interaktionsbeziehungen manifestiert. Erschwert wird die Analyse, weil es sich dabei keineswegs um statische Strukturen handelt, sondern um soziale Prozesse, in denen unentwegt der Sinn von Interaktionen oder Situationen verhandelt wird. Damit rücken kommunikative Prozesse der Sinngebung und die Bedingungen der Wirklichkeitsinterpretation in ihrer zeitlichen, sozialen und sachlichen Verankerung in das Zentrum der Aufmerksamkeit.

Interpretative Sozialforschung kann sich daher nicht auf vorfixierte Bedeutungen von Beobachtungen beziehen, sondern muss diese anhand der konkreten Interaktionsprozesse rekonstruieren. Das ist nicht nur bedeutsam für die Auswahl empirischer Forschungsmethoden, sondern insbesondere auch für die Gestaltung des Forschungsprozesses. Der Workshop versucht daher zu klären, welche Fragestellungen im Rahmen einer interpretativen Sozialforschung untersucht werden können und worauf die Erstellung von angemessenen Forschungsdesigns Bedacht nehmen sollte. Um zumindest die Thematik einzugrenzen, konzentriert sich die Diskussion auf die Analyse sozialer Systeme (insbesondere Organisationen).

Im Verlauf des Workshops wird ein einführender Input einen ersten Rahmen in Hinblick auf die methodologische Position abstecken. Im Zentrum des Workshops steht die Diskussion der von den TeilnehmerInnen vorgestellten Forschungsvorhaben. Im Zuge dessen werden Fragen des Forschungsdesigns, der Methodenauswahl und der Qualitätssicherung im Forschungsprozess diskutiert und einer kritischen Reflexion unterzogen.

Zu diesem Zwecke sind alle interessierten TeilnehmerInnen eingeladen, Forschungsvorhaben (Fragestellungen und Forschungsdesigns, Strategien für Qualitätssicherung; bevorzugt im Zusammenhang mit der Analyse von Organisationen) für die Diskussion zu übermitteln. Die konkrete Planung und Auswahl der Themen orientiert sich an den zur Verfügung gestellten Materialien.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Froschauer Ulrike & Lueger Manfred (2009). Interpretative Sozialforschung: Der Prozess. Wien: Facultas-UTB.
  • Gergen Kennth J. (2000). Social Construction. London: Sage:
  • Lueger Manfred (2010). Interpretative Sozialforschung: Die Methoden. Wien: Facultas-UTB.

Forschungswerkstatt: Cultural Studies

Prof. Dr. Udo Göttlich

Zeppelin Universität Friedrichshaften

Die Cultural Studies sind ein inter- und transdisziplinäres Projekt, das sowohl eine breite anthropologische als auch eine enge humanistische Konzeption von Kultur vertritt. Cultural Studies benutzen evaluative und interpretative Verfahren und argumentieren, dass alle Formen der kulturellen Produktion in Beziehung zu kulturellen Praktiken und sozio-historischen Strukturen gesetzt werden müssen. Kultur wird dabei sowohl als „whole way of life“, der Ideen, Verhalten, Gewohnheiten, Sprachen, Institutionen und Machtstrukturen umfasst, verstanden als auch als ein Feld daraus hervorgehender kultureller Praktiken, das sich in künstlerischen Formen, Texten, Architektur, Medien usw. zeigt. Aus diesem Grund muss das Projekt Cultural Studies notwendigerweise Textanalyse und Ethnographie des Alltagslebens bzw. von kulturellen Praktiken integrieren.

Cultural Studies untersuchen ganz im Sinne von Richard Hoggart nicht, was Personen mit einem Text anfangen, sondern welche Beziehungen der komplexe Text zur Alltagswelt seiner Lesenden hat. Denn sowohl ein Text als auch seine Beziehungen zu den kulturellen Praktiken seiner Nutzer kann nur verstanden werden, wenn er in den strukturierten Rahmen des Alltags bzw. von Praktiken verortet wird. (Radikale) Kontextualisierung ist ein wesentliches Merkmal der Cultural Studies. Die sozialen, kulturellen, politischen, ökonomischen und historischen Kontexte sind bedeutsam, in denen Texte und ihre Nutzer interagieren. Im Mittelpunkt der Analysen steht die Verankerung von Texten und kulturellen Praktiken in der sozialen Zirkulation von Bedeutung. Theorie heißt für Cultural Studies immer „begriffliche Verarbeitung des ‚Alltagslebens'“ (McRobbie 1995, S.112), und das bedeutet auch, die Strukturen dieses Alltagslebens auf ihre historische, kulturelle, politische, ökonomische Dynamik hin zu untersuchen. Nur so ist der Anspruch der radikalen Kontextualität zu realisieren. Das bedeutet auch, dass das Projekt Cultural Studies notwendigerweise offen sein muss für Unerwartetes. Dieses theoretische Bemühen der Cultural Studies rückt sie teilweise in die Nähe der interpretativen Soziologie. Zugleich sind die Cultural Studies von einer methodischen Vielfalt gekennzeichnet.

Für die Durchführung der Forschungswerkstatt ist es unerlässlich, dass sich im Vorfeld drei bis vier Teilnehmende mit ihren Projekten anmelden, die sich als Arbeiten im dem Feld der Cultural Studies verstehen. Dabei sollte möglichst eine Orientierung an ethnographischen Methoden sowie an Methoden der Text-, Bild-, und Diskursanalyse im Rahmen der Macht-, Identitäts- oder Repräsentationsanalyse gegeben sein. Es können (nach der offiziellen Bestätigung der Teilnahme und eigener Aufforderung) sich Teilnehmende mit Arbeiten anmelden, die diesem methodischen Spektrum zugeordnet werden können bzw. die dieses nutzen oder im Sinne einer innovativen Fortentwicklung reflektieren.

Literatur

  • Couldry, Nick (2000). Inside Culture. Re-imagining the Method of Cultural Studies. London: Sage.
  • Göttlich, Udo (2001). Zur Epistemologie der Cultural Studies in kulturwissenschaftlicher Absicht: Cultural Studies zwischen kritischer Sozialforschung und Kulturwissenschaft. In Udo Göttlich, Lothar Mikos & Rainer Winter (Hrsg.), Die Werkzeugkiste der Cultural Studies (S.15-42). Bielefeld: transkript.
  • Hills, Matt (2005). How to Do Things with Cultural Theory. London: Hodder Arnold.
  • Stokes, Jane (2003). How to Do Media & Cultural Studies. London: Sage.
  • Willis, Paul (2000). The Ethnographic Imagination. Cambridge: Polity.
  • Winter, Rainer (2001). Die Kunst des Eigensinns. Cultural Studies als Kritik der Macht. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft.
  • Winter, Rainer (2005). Interpretative Ethnographie. In Lothar Mikos & Claudia Wegener (Hrsg.), Qualitative Medienforschung. Ein Handbuch (S.553-560). Konstanz: UVK/UTB.

Forschungswerkstatt: Wissenssoziologische Diskursanalyse

Prof. Dr. Reiner Keller

Universität Augsburg

Die Wissenssoziologische Diskursanalyse formuliert ein Forschungsprogramm zur Untersuchung gesellschaftlicher Wissensverhältnisse und Wissenspolitiken, das mittlerweile über die Soziologie hinaus in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zum Einsatz kommt. Ihre theoretischen und methodologischen Grundlegungen liegen in einer Verbindung von wissenssoziologisch-sozialkonstruktivistischen Annahmen und Traditionslinien des soziologischen Interpretativen Paradigmas mit theoretisch-begrifflichen Vorschlägen aus Michel Foucaults Reflexionen des Diskursbegriffs. In methodischer Hinsicht greift sie auf Konzepte, Erhebungs- und Analyseverfahren der qualitativen Sozialforschung zurück. Ihr Analyseinteresse richtet sich auf die Untersuchung von Diskursen als einer gesellschaftlichen Wirklichkeitsebene, auf der Wissen hergestellt, reproduziert und verändert wird. Diskurse sind strukturierte Praktiken des Sprach- und Symbolgebrauchs, die spezifische Wissensordnungen konstituieren, mit denen wiederum gesellschaftliche Wirkungen bzw. Machteffekte verbunden sind.

Die Forschungswerkstatt stellt zunächst die Grundannahmen der WDA und die damit anvisierten Fragestellungen in allgemeineren Kontext von sozialwissenschaftlichen Ansätzen der Diskurstheorie und Diskursanalyse vor. Im Zentrum steht dann die Erläuterung des methodisch-praktischen Vorgehens in konkreten empirischen Untersuchungen. Dies umfasst zum einen die Erschließung der Materialität von Diskursen (Akteure, Praktiken, Dispositive), zum anderen die Analyse der diskursiven Wissensformierungen und der daraus entfalteten Subjektivierungsangebote (Deutungsmuster, Klassifikationen, narrative Strukturen, Phänomenstruktur, Subjektmodelle u.a.). In der Werkstatt werden dazu Vorgehensweisen der Datenerhebung und der Datenauswertung diskutiert. Die WDA folgt dabei der Überlegung, dass es kein Standard- oder Rezeptmodell der Diskursforschung, gibt, sondern dass jedes Projekt den angebotenen Rahmen für seine spezifischen Fragestellungen entsprechend gestalten muss. Gleichwohl mündet dies nicht in völlige Beliebigkeit, sondern bewegt sich in einem Gesamtrahmen, der Theorie, methodologische Reflexion und methodisches Vorgehen aufeinander bezieht.

Die vorwiegend auf Fragen der praktischen Umsetzung von Vorhaben der Diskursforschung (in unterschiedlichen disziplinären Kontexten) hin ausgelegte Forschungswerkstatt wendet sich zum einen an Interessierte, die ganz allgemein den Ansatz der WDA kennen lernen möchten. Zum zweiten besteht die Möglichkeit, konkrete, mehr oder weniger weit fortgeschrittene eigene Projekte zur Diskussion zu stellen, die bereits mit der WDA arbeiten bzw. dies gegebenenfalls vorhaben. In diesem Fall sollte eine entsprechende, etwa fünfseitige Skizze des Vorhabens sowie der damit verbundenen, beim Berliner Treffen zu diskutierenden Fragen eingereicht werden. Gegebenenfalls können dabei nicht alle Vorschläge, sondern nur eine Auswahl berücksichtigt werden.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur:

  • Keller, Reiner (2006). Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen (3. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Keller, Reiner (2008). Wissenssoziologische Diskursanalyse. Grundlegung eines Forschungsprogramms (2. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Forschungswerkstatt: Videoanalyse und Videografie

Prof. Dr. Hubert Knoblauch

Technische Universität Berlin, Institut für Soziologie

Prof. Dr. Bernt Schnettler

Universität Bayreuth, Kultur- und Religionssoziologie

René Tuma, MSc.

Technische Universität Berlin, Institut für Soziologie

Die Forschungswerkstatt bietet eine Einführung in die Videoanalyse sozialer Situation. Sie richtet sich an Forschende, die“natürliche“ Situationen und die darin stattfindende Interaktion und Kommunikation mit Hilfe von Videodaten untersuchen möchten. Vor dem Hintergrund eines Überblicks über den derzeitigen Stand der in den letzten Jahren aufgeblühten verschiedenen Verfahren der Videodatenanalyse werden wir die methodologischen Prinzipien der Videografie als einer mit Video arbeitenden fokussierten Ethnografie sozialer Situationen beschreiben. Auf dieser Grundlage werden wir die Video-Interaktionsanalyse als Kernstück der Videografie anhand von unterschiedlichen empirischen Beispielen erläutern. Dabei werden wir die methodischen Forschungsschritte sowie praktische und technische Fragen und Probleme behandeln, die im Forschungsprozess auftreten.

Die Werkstatt bietet eine Einführung in die videografische Methode, die einen Nutzen vor allem für diejenigen hat, die an der Erhebung und Analyse von Videodaten in der Erforschung „natürlicher“ Interaktionen und Situationen sowie an der soziologischen Ethnografie interessiert sind. Sie soll eine Einführung bieten, aber in einem zweiten Teil auch zu einer Einübung dienen. Wir werden Ausschnitte aus Videoaufzeichnungen sozialer Situationen, die vor den Teilnehmenden bereitgestellt werden können, exemplarisch analysieren. Dazu ist es erforderlich, dass die Teilnehmenden vorab Kontakt per E-Mail mit uns aufnehmen (rene.tuma@tu-berlin.de) – aber erst nach offizieller Bestätigung der Teilnahme durch die Tagungsorganisation – und kurze Sequenzausschnitte (inkl. Transkripte) zur Verfügung stellen, anhand deren die Analyse demonstriert wird.

Für weitere Informationen, Datenbeispiele und Kompaktseminare siehe die Seiten des Videoanalyselabors an der Universität Bayreuth und des Videoanalyselabors an der TU Berlin.

Literatur

  • Heath, Christian, Luff, Paul & Hindmarsh, Jon (2010). Video in Qualitative Research. London: Sage
  • Tuma, René, Schnettler, Bernt & Knoblauch, Hubert (2012). Videographie. Einführung in die Video-Analyse sozialer Situationen. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften. (in Vorbereitung)
  • Knoblauch, Hubert & René Tuma (2011). Videography. An Interpretive Approach to Video-Recorded Micro-Social Interaction, in: Eric Margolis und Luc Pauwels (Hrsg.), The Sage Handbook of Visual Methods. Los Angeles: Sage, 414-430
  • Knoblauch, Hubert (2011). Videoanalyse, Videointeraktionsanalyse und Videographie – zur Klärung einiger Missverständnisse, in: sozialer sinn 1, 139-147.
  • Knoblauch, Hubert; Schnettler, Bernt & Tuma, René (2010). Interpretative Videoanalysen in der Sozialforschung. In Sabine Maschke & Ludwig Stecher (Hrsg.), Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online (EEO), Fachgebiet Methoden der empirischen erziehungswissenschaftlichen Forschung. Weinheim: Juventa.
  • Schnettler, Bernt (2008). Auf dem Weg zu einer Soziologie visuellem Wissens, sozialer sinn, 8, 2, 2008, 189-210.
  • Knoblauch, Hubert & Schnettler, Bernt (2007). Videographie. Erhebung und Analyse Qualitativer Videodaten. In Renate Buber & Hartmut Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung. Theorie, Methode, Analysen. Wiesbaden: Gabler, 583-599.
  • Knoblauch, Hubert ; Baer, Alejandro; Laurier, Eric; Petschke, Sabine & Schnettler, Bernt (Hrsg.) (2008). Visual methods. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9(3). http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/11.
  • Knoblauch, Hubert; Schnettler, Bernt; Raab, Jürgen & Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.) (2006). Video-Analysis. Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology. Wien: Lang. (Einleitung)
  • Schnettler, Bernt (2001). Vision und Performanz. Zur soziolinguistischen Gattungsanalyse fokussierter ethnographischer Daten. sozialer sinn, 1, 143-163.
  • Knoblauch, Hubert (2004). Die Video-Interaktions-Analyse. sozialer sinn, 1, 123-128.

Forschungswerkstatt: Tiefenhermeneutik / Psychoanalytisch orientierte Sozialforschung

Prof. Dr. Thomas Leithäuser

Universität Bremen, Akademie für Arbeit und Politik Bremen

Psychologische und sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden lassen sich in der Regel von dem Prinzip der Komplexitätsreduktion leiten. Nicht so die Tiefenhermeneutik und die psychoanalytisch orientierte Sozialforschung: Sie versuchen, dem „Methodenzwang“ zu widerstehen, der den gestrengen Regeln der Reliabilität in der Methodenanwendung die Priorität vor der Angemessenheit an den Forschungsgegenstand einräumt.

In der Tiefenhermeneutik und der psychoanalytisch orientierten Sozialforschung geht es um die Darstellung der Komplexität eines Sachverhalts. Das sind meist die Muster und Formen vielfältiger Beziehungen zwischen Individuen und Gruppen. Dazu braucht man weniger den Werkzeugkasten ausgeklügelter methodischer Instrumente als die Fähigkeit zur Einfühlung und einen Kopf mit vielen Einfällen und Assoziationen. Diese muss man mutig in das Verstehen und die Interpretation von Texten: Interviewtranskripten, Gruppendiskussionstranskripten und literarischen Texten einbringen. Das wollen wir bei aller Verbildetheit durch den „Methodenzwang“ in der Forschungswerkstatt gemeinsam ausprobieren.

An ausgewählten Materialien (Textpassagen aus Interview- oder Gruppendiskussionstranskripten oder auch kurzen literarischen Texten) werden wir die Interaktionsformen und Beziehungsmuster, die die Texte zum Ausdruck bringen, gemeinsam ausfindig machen und interpretieren. Dabei geht es nicht um einen Wettkampf um die beste Lesart, sondern um das kooperative Herausarbeiten einer Interpretation, die den Sinn des Textes in all seiner Komplexität erschließt.

Zu Beginn wird die Interpretationsmethode an einem Textbeispiel vorgeführt. Anschließend besteht die Möglichkeit, Datenauszüge von zwei Teilnehmenden zu besprechen. Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert ein kurzes Exposé (mit Angaben zum Datenkorpus und zur Forschungsfrage) einzureichen. Zu senden ist dieses dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Exposés werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Leithäuser, Thomas (2009.: Auf gemeinsamen und eigenen Wegen zu einem scenischen Verstehen in der Sozialforschung. In Thomas Leithäuser, Sylke Meyerhuber & Michael Schottmayer (Hrsg.),  Sozialpsychologisches Organisationsverstehen (S.357-372). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Leithäuser, Thomas (2007). Adornos Träume. Journal für Psychologie, 15(3), http://www.journal-fuer-psychologie.de/jfp-3-2007-3.html.
  • Leithäuser, Thomas (2001). Psychoanalyse und tiefenhermeneutische Sozialforschung. Hannoversche Schriften, 4, 118-145.
  • Leithäuser, Thomas & Volmerg, Birgit (1988). Psychoanalyse in der Sozialforschung. Eine Einführung. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Forschungswerkstatt: Narrationsanalyse –  Narrative Identität in autobiografischen Interviews

Prof. Dr. Gabriele Lucius-Hoene

Universität Freiburg

Die Rekonstruktion narrativer Identität ist ein Interpretationsverfahren, das mit narrativen und teilnarrativen Interviews oder anderen Texten mit aus dem Stegreif entstandenen autobiografischen Erzählpassagen arbeitet. Es zielt auf die Herausarbeitung der Identitätsarbeit  der erzählenden Personen im Interview ab. Narrative Identität wird als eine sprachlich-kommunikative Leistung der ErzählerInnen betrachtet, die sich im Interview aktuell vollzieht und im Text empirisch fassbar wird. Sie kann mit Methoden der Narrations- und Konversationsanalyse rekonstruiert und im Hinblick auf ihren Beitrag zu der jeweiligen Fragestellung perspektiviert werden.

Die Methode geht zunächst von makrostrukturellen Zusammenhängen im Interview aus und bedient sich hier erzählanalytischer Verfahren wie der Sequenzierung des Textes unter narrationsstrukturellen Gesichtspunkten und  der Bestimmung der Textsorten und ihrer funktionellen Bezüge. Hieraus lassen sich Textsequenzen identifizieren, die dann mit unterschiedlichen textanalytischen Heuristiken wie z.B. der Analyse von Agency und Positionierungen innerhalb der erzählten Geschichte und gegenüber dem Hörer, der interaktiven Gestaltung des Interviews und der Nutzung von kulturellen narrativen Mustern feinanalysiert werden.

Für die Methode sind Forschungsfragestellungen und Materialien geeignet, in denen die Identitätsherstellungen und -aushandlungen der untersuchten Zielgruppen im Hinblick auf bestimmte Themen von Interesse sind. Dies können Interviews mit dem Fokus auf bestimmten lebensgeschichtlichen Erfahrungen wie Krankheit, Migration, Beruf, Umbrüchen, biografischen Entscheidungen etc. sein. Ebenso können zum Beispiel Interviews zur Entstehung von Einstellungen und Handlungsorientierungen genutzt werden. Entscheidend ist, dass die Erfahrungen oder  Handlungsorientierungen im Interview in ihrer Genese auf dem Hintergrund ihrer autobiografschen Einbettung erfasst wurden und die interviewten Personen frei erzählen konnten.

Im Rahmen der Werkstatt werden vor allem anhand kürzerer Sequenzen mikrostrukturelle Aspekte der erzählerischen Darstellungen herausgearbeitet und im Hinblick auf ihren Beitrag zur Identitätsarbeit der Erzählpersonen untersucht. Ziel der Analyse sind temporale, interaktive und reflexive Aspekte der Identitätskonstitution, die dann in Bezug zur jeweiligen Forschungsfragestellung des Projekts gesetzt werden können. Hiermit lassen sich Fragen beantworten, wie die Erzählpersonen ihre Identität im Hinblick auf das zur Diskussion stehende Forschungsthema konstituieren und verhandeln.

Die zugrundeliegende Theorie der narrativen Identitätskonstitution im Interview wird im Workshop nicht zusammenhängend vermittelt, sondern im Rahmen der gemeinsamen Interpretationsarbeit als Hintergrundfolie genutzt, aufgezeigt und diskutiert.

In der Forschungswerkstatt können jeweils zwei bis drei kürzere Erzählpassagen (deren längstes maximal zwei Seiten betragen sollte) von drei Teilnehmenden bearbeitet werden. Die Texte können vor dem Workshop gemeinsam mit der Workshopleiterin aus den größeren Interviewzusammenhängen auf ihre Eignung hin diskutiert und ausgewählt werden.

Für die Analysen werden Tonaufnahmen der entsprechenden Ausschnitte und Transkripte mindestens auf dem Niveau von GAT2 Minimaltranskripten (siehe Literaturliste) benötigt.

Literatur

  • Lucius-Hoene, Gabriele (2010). Narrative Identitätsarbeit im Interview. In Birgit Griese (Hrsg.), Subjekt – Identität – Person?: Reflexionen zur Biographieforschung (S.149-171). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Lucius-Hoene, Gabriele (2010b). Narrative Analysen. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.584-600). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Lucius-Hoene, Gabriele/Deppermann, Arnulf (2004). Rekonstruktion narrativer Identität. Ein Arbeitsbuch zur Analyse narrativer Interviews (2. Aufl.) Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Lucius-Hoene, Gabriele/Deppermann, Arnulf (2004b): Narrative Identität und Positionierung. Gesprächsforschung, 5, 166-183. http://www.gespraechsforschung-ozs.de/heft2010/heft2010.htm  
  • Selting, Margret  et al. (2009). Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem 2 (GAT 2) Gesprächsforschung – Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion (ISSN 1617-1837) 10, 353-402. http://www.gespraechsforschung-ozs.de/heft2009/heft2009.htm

Forschungswerkstatt: Interpretation als Ko-Konstruktion

Prof. Dr. Paul Mecheril

Universität Oldenburg

Hintergrund dieses Workshops sind langjährige Erfahrungen aus der Bielefelder Forschungswerkstatt mit der Begleitung qualitativer Forschungsarbeiten (v.a. Diplomarbeiten und Dissertationen). Ein Kennzeichen dieses Arbeitszusammenhanges ist die Heterogenität nicht nur der Themen, sondern auch der disziplinären Perspektiven (Erziehungswissenschaft, Soziologie, Gesundheits- und Sportwissenschaft u.a.) und der gewählten Methoden bzw. Materialien (Biographieforschung, Ethnographie, Diskursanalyse; Interviews, Gruppendiskussion, Beobachtungsprotokolle u.a.). Die Vielfalt der Zugänge basiert auf einem gemeinsamen methodologischen Rahmen, der sich an den Prinzipien des Interpretativen Paradigmas und der rekonstruktiven Sozialforschung, also an einem theoriegenerierenden Vorgehen orientiert.

Innerhalb dieses Rahmens hat sich ein Forschungsstil herausgebildet, der besondere Aufmerksamkeit für die unterschiedlichen „Hinsichten“ pflegt, mit denen Texte (empirisches Material und Interpretationstexte) bearbeitet werden. Die Heterogenität der Zugänge schafft eine Situation des „permanenten Vergleichens“ der gewählten Interpretationsperspektiven und zwingt immer wieder neu zur Verständigung darüber, „was wir eigentlich tun“, wenn wir interpretieren.

In dieser Praxis haben sich zwei methodologische Momente herauskristallisiert, die für qualitative Forschung allgemein und besonders für eine „schulenübegreifende“ Verständigung bedeutsam sind:

– die systematische Reflexion der eigenen interpretativen Praxis im Hinblick auf ihre Voraussetzungen (Interessen, Vorannahmen, theoretische Modelle usw.) und

– ein Verständnis von Interpretation als Ko-Konstruktion.

Die Idee der Ko-Konstruktion betrifft das Verhältnis zwischen einem „empirischen“ Text und den dazu produzierten interpretativen und theoretischen Texten. Diese sind mit Alfred Schütz als „Konstruktionen zweiten Grades“ zu verstehen. Der Begriff der Ko-Konstruktion reflektiert aber deutlicher als der Schützsche Ansatz die wechselseitige Vermittlung und Dynamik zwischen dem empirischen Material (und den sich darin spiegelnden alltagsweltlichen Konstruktionen) und den im Forschungsprozess produzierten „Konstruktionen zweiten Grades“. Letztere sind keine quasi-naturalistischen oder „linearen“ Rekonstruktionen, sondern unter bestimmten Hinsichten konstruierte Lesarten, die in der kommunikativen Interpretationspraxis herausgearbeitet, bzgl. ihrer Voraussetzungen reflektiert und an bestimmten Kriterien im Hinblick auf Plausibilität und Güte „gemessen“ werden. Der Blick richtet sich also besonders auf die Relation zwischen den Konstruktionen „im“ empirischen Material und den interpretativen Ko-Konstruktionen, die sich im Forschungsprozess wechselseitig strukturieren.

In diesem Workshop wollen wir – an exemplarischem, von Teilnehmenden eingereichtem Material – das Verhältnis von Text, „Interpretationshinsichten“ und Ko-Konstruktionen praktisch ausloten und methodologisch reflektieren.

Literatur

  • Dausien, Bettina (2007). Reflexivität, Vertrauen, Professionalität. Was Studierende in einer gemeinsamen Praxis qualitativer Forschung lernen können. Diskussionsbeitrag zur FQS-Debatte „Lehren und Lernen der Methoden qualitativer Sozialforschung“. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(1). http://qualitative-research.net/fqs/deb/07-1-D4Dausien-d.htm.
  • Dausien, Bettina (2006). Repräsentation und Konstruktion. Lebensgeschichte und Biographie in der empirischen Geschlechterforschung. In Sabine Brombach & Bettina Wahrig (Hrsg.), LebensBilder. Leben und Subjektivität in neueren Ansätzen der Gender Studies (S.179-211). Bielefeld: transcript.
  • Mecheril, Paul (2003). Text als Medium für Text. Method(olog)ische Anmerkungen zur allmählichen Verfertigung eines Interpretationstextes (Kapitel II aus: Prekäre Verhältnisse. Über natio-ethno-kulturelle (Mehrfach-)Zugehörigkeit). Münster: Waxmann.

Mehr Informationen über den Stil der Interpretation als Ko-Konstruktion finden sich auf den Seiten des Arbeitsforums qualitative Anschlussarbeiten aqua.rium der Universität Bielefeld.

Forschungswerkstatt: Grounded-Theory-Methodologie

Prof. Dr. Günter Mey

Hochschule Magdeburg-Stendal / Institut für Qualitative Forschung, Internationale Akademie an der FU Berlin

Die Grounded-Theory-Methodologie (GTM) ist eine der am weitesten verbreiteten qualitativen Forschungsmethodologien, zu der mittlerweile unterschiedliche Positionen vorliegen und verschiedene Strategien vorgeschlagen werden (ein Überblick bietet der GTM-Reader, in dem wir klassische und neue Texte zur GTM zusammengestellt haben bzw. einige der Texte zur GTM, die in FQS erschienen sind, z.B. von Glaser, Kelle oder die Interviews mit Strauss oder Corbin).

In der Forschungswerkstatt geht es uns vor allem darum, orientiert an den Fragen und dem Bedarf der Teilnehmenden und an konkretem Material die wesentlichen Konzepte (u.a. Theoretische Sensibilität) und Auswertungsschritte (v.a. offenes, axiales und selektives Kodieren, wie es in der GTM-Variante nach Strauss/Corbin vorgeschlagen wird) sowie Planungsfragen (u.a. Theoretisches Sampling) gemeinsam zu besprechen.

Vor dem Hintergrund dieser Schwerpunktsetzung können als Materialien zur Besprechung eingereicht werden:

– Forschungsskizzen zur Diskussion von Projektplanungen/Forschungsdesigns
– Trankskripte für (offenes/axiales) Kodieren
– Netzwerkkarten/Visualisierungen (axiales/selektives Kodieren).

Die endgültige Planung orientiert sich an den eingereichten Materialien. Unsere Auswahl wird von dem Interesse geleitet sein, möglichst verschiedene Stationen im Prozess einer GTM-Studie ansprechen zu können. Damit der Werkstattcharakter eingelöst werden kann, kann maximal aus zwei oder drei Projekten Material (Exposé/Daten) diskutiert werden.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

Mey, Günter & Mruck. Katja (2011). Grounded Theory Reader (2. erweiterte u. überarbeite Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften

u.a. darin enthalten die Übersetzungen von:

  • Glaser, Barney G. (unter Mitarbeit Judith Holton) (2004). Remodeling Grounded Theory [80 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(2), Art. 4, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs040245
  • Kelle, Udo (2005). „Emergence“ vs. „Forcing“ of Empirical Data? A Crucial Problem of „Grounded Theory“ Reconsidered [52 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(2), Art. 27, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0502275
  • Cisneros-Puebla, Cesar A. (2004). „To Learn to Think Conceptually.“ Juliet Corbin in Conversation With Cesar A. Cisneros-Puebla [53 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(3), Art. 32, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0403325.  
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2009). Methodologie und Methodik der Grounded Theory. In Wilhelm Kempf & Marcus Kiefer (Hrsg.). Forschungsmethoden der Psychologie. Zwischen naturwissenschaftlichem Experiment und sozialwissenschaftlicher Hermeneutik. Band 3: Psychologie als Natur- und Kulturwissenschaft. Die soziale Konstruktion der Wirklichkeit (S.100-152). Berlin: Regener.
  • Mruck, Katja & Mey, Günter (2007). Grounded Theory and Reflexivity. In Anthony Brynt & Kathy Charmaz (Hrsg.), The Sage Handbook of Grounded Theory (S.487-510). London: Sage.
  • Breuer, Franz (Hrsg.) (1996). Qualitative Psychologie. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Strauss, Anselm L. & Corbin, Juliet (1996). Grounded Theory. Weinheim: Beltz.

Forschungswerkstatt: Ethnografische Forschungsdesigns

Prof. Dr. Michaela Pfadenhauer

Alexa Maria Kunz

Karlsruhe Institut für Technologie (KIT), Lehrstuhl für Soziologie – unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs, Institut für Soziologie

Unter einem ethnografischen Forschungsdesign in der Soziologie verstehen wir die wissenschaftliche Erkundung eines hinlänglich abgrenzbaren Wissens-, Kommunikations- und/oder Interaktionszusammenhanges, kurz: eines identifizierbaren sozialen Feldes, unter Nutzung verschiedener Verfahren der Datenerhebung und einer oder mehrerer interpretativer Methoden der Datenauswertung. Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne eines Verfahren bzw. Methoden kombinierenden Ansatzes unterscheidet sich somit (deutlich) von Designs standardisierter Erhebungen hier und von „qualitativen“ Ein-Methoden-Designs da. Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne grenzt sich aber auch ab von Feldforschungskonzepten, in denen – direkte oder indirekte – Veränderungsabsichten intendiert oder impliziert sind (wie etwa solchen, die der sogenannten Aktionsforschung zugerechnet werden können). Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne zielt typischerweise auch nicht ab auf eine Kritik der das je untersuchte Feld kennzeichnenden Praktiken, sondern eher auf ein „vor- bzw. außermoralisches“ Verstehen dessen, was im je untersuchten Feld geschieht, und darauf, das (mitunter befremdliche) soziale Geschehen auch für nicht daran Beteiligte verständlich(er) zu machen.

In dieser Forschungswerkstatt sollen nicht bereits erhobene Daten und/oder sonst wie bereits zuhandene Feldmaterialien ausgewertet, sondern die sozialwissenschaftliche Plausibilität bzw. Plausibilisierbarkeit von Designs- bzw. Konzepte für (geplante) ethnografische Studien bzw. von (laufenden) ethnografischen Studien diskutiert werden.

In der Forschungswerkstatt werden (maximal) vier von Teilnehmern und Teilnehmerinnen eingebrachte Anlagen ethnografischer Studien besprochen. Diese vier Designs bzw. Konzepte werden nach Sichtung der eingegangenen Bewerbungen von uns ausgewählt. Diese Sichtung erfolgt auf der Grundlage von Exposés, in denen Fragestellungen, Zielsetzung, methodische Anlage und nach Möglichkeit auch theoretische Interessen der in Frage stehenden ethnografischen Studie klar ausgewiesen sein sollen. Diese Exposés sollen mindestens 5 Seiten (bzw. 10.000 Zeichen) und maximal 10 Seiten (bzw. 20.000 Zeichen) umfassen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Hitzler, Ronald (1999). Welten erkunden. Soziologie als (eine Art) Ethnologie der eigenen Gesellschaft. Soziale Welt, 50(4), 473-483.
  • Hitzler, Ronald (2007). Ethnographie. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung. Konzepte – Methoden – Analysen (S.207-218). Wiesbaden: Gabler.
  • Honer, Anne (2000). Lebensweltanalyse in der Ethnographie. In Uwe Flick, Ernst von Kardoff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung (S.194-204). Reinbek: Rowohlt.
  • Honer, Anne (2003). Interview. In Ralf Bohnsack, Winfried Marotzki & Michael Meuser (Hrsg.), Hauptbegriffe Qualitativer Sozialforschung (S.94-99). Opladen: Leske + Budrich.
  • Pfadenhauer, Michaela (2009). Auf gleicher Augenhöhe. Das Experteninterview – ein Gespräch zwischen Experte und Quasi-Experte. In Alexander Bogner, Beate Littig & Wolfgang Menz (Hrsg.), Experteninterviews. Theorie, Methode, Anwendung (S.99-116). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Pfadenhauer, Michaela (2005). Ethnography of Scenes. Towards a Sociological Life-world Analysis of (Post-traditional) Community-building. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 43, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503430.

Forschungswerkstatt: Dokumentarische Methode

Dr. Aglaja Przyborski

Mag. Maria Schreiber

Universität Wien

Die dokumentarische Methode ist ein Verfahren der rekonstruktiven Sozialforschung und findet mittlerweile in vielfältigen Gegenstandsbereichen und zahlreichen Disziplinen Anwendung; zunehmend beweist sie in transdisziplinär ausgerichteten Forschungsprojekten ihre Stärken. Die Methode ist in der Arbeit mit Gruppendiskussionen, teilnehmender Beobachtung und narrativen Interviews entstanden, dann für weitere Textsorten und in den letzten Jahren für die Bild- und Videoanalyse weiterentwickelt worden.

Ziel der Forschungswerkstatt im Rahmen des Berliner Methodentreffen ist es, anhand konkreter, forschungspraktischer Beispiele aus dem Material der TeilnehmerInnen die grundlegenden Arbeitsschritte, Kristallisations- und Knackpunkte der dokumentarischen Methode erfahrbar zu machen.

Inhaltlich und methodisch will das Angebot dieser Forschungswerkstatt ihren Schwerpunkt auf Medienforschung (Medienpraxiskulturen; Aneignung/Rezeption) und Bildinterpretation legen; Informationen zum aktuellen Forschungsprojekt von Dr. Przyborski finden Sie unter http://iconicom.univie.ac.at/.

Ihr Material und ihre Fragen geben der endgültigen Planung ihre Richtung. Folgende Unterlagen bzw. Problemstellungen können uns als Materialgrundlage dienen:

– Projektplanung und Forschungsdesigns

– Trankskripte von Gruppendiskussionen, Interviews
 oder anderen Gesprächsformen
– Bilder/Fotos

– Am besten wäre, wenn Sie bereits eine Interpretation (formulierende und/oder reflektierende) zu Ihrem Ausgangsmaterial (Transkript, Bild) erstellt haben und uns diese zur Verfügung stellen.

Es können maximal zwei Vorlagen diskutiert werden. Das Material, das besprochen wird, wird spätestens ein Monat vor der Forschungswerkstatt an alle TeilnehmerInnen zur Voransicht versandt.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Przyborski, Aglaja & Thomas, Slunecko (2010). Dokumentarische Methode. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.) Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.627-642).  Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
  • Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2010). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (3. Auflage). München: Oldenbourg
  • Bohnsack, Ralf (2008). Qualitative Bild- und Videointerpretation. Opladen: Budrich.
  • Bohnsack, Ralf (2007). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden (6. Auflage). Opladen: Budrich.
  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Forschungswerkstatt: Biografische Fallrekonstruktion

Prof. Dr. Gabriele Rosenthal

Katinka Meyer, M.A.

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum

In dieser Forschungswerkstatt möchten wir die Teilnehmenden sowohl in die methodologischen Prinzipien als auch in die methodische Vorgehensweise biographischer Fallrekonstruktionen sowie deren Verwendung im Kontext der Bearbeitung unterschiedlicher Fallebenen (Individuum, Familie sowie andere soziale Gruppen) einführen. Dieses Verfahren wurde von Gabriele Rosenthal zunächst im Zusammenhang mit der Analyse biographisch-narrativer Interviews entwickelt. Es besteht aus mehreren Analyseschritten, die in der Forschungswerkstatt kurz vorgestellt und an Datenmaterial der Teilnehmenden exemplarisch demonstriert werden. Diese Analyseschritte können in modifizierter Form auch für die Analyse von Familiengesprächen, Interaktionsverläufen, Videoaufnahmen und von Protokollen teilnehmender Beobachtung angewandt werden (Rosenthal 2011).

In der Forschungswerkstatt werden wir in erster Linie Materialien der TeilnehmerInnen (vorzugsweise Transkriptionen von Interviews) sowie Fragen zu Forschungsdesigns erörtern. Die Planung orientiert sich an den Materialien und Fragen zum Forschungsdesign, die bei uns eingehen. Falls Sie an einer Besprechung Ihres Datenmaterials oder Ihres Forschungsvorhabens interessiert sind, möchten wir Sie bitten, uns – nach Aufforderung und Bestätigung Ihrer Teilnahme durch die Organisatoren – die Materialien oder eine Skizze zu Ihrem Vorhaben bis zum 1. Juni 2012 einzureichen. Wir bitten um Verständnis dafür, dass angesichts des vorgegebenen Zeitrahmens nur wenige Materialien gemeinsam bearbeitet werden können. 

Literatur

  • Rosenthal, Gabriele (1995). Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biografischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt/M.: Campus.
  • Rosenthal, Gabriele (2011). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung. München und Weinheim: Juventa.

Forschungswerkstatt: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Margrit Schreier

Jacobs University Bremen, School of Humanities and Social Sciences

In der Forschungswerkstatt sollen an Hand des Materials der Teilnehmenden Möglichkeiten inhaltsanalytischer Auswertung aufgezeigt werden. Inhaltsanalyse wird dabei als Verfahren zur regelgeleitet-interpretativen Analyse bedeutungshaltigen Materials verstanden, das flexibel an das Material und die Forschungsfrage anzupassen ist. Prototypisch umfasst das Verfahren die folgenden Schritte:

– Erstellung eines Kategoriensystems
– Probekodierung
– Berechnung einer Inter- oder Intra-Rater-Übereinstimmung
– Ggf. Modifikation des Kategoriensystems und Kodierschulung
– Hauptkodierung

In der Forschungswerkstatt liegt der Schwerpunkt auf Fragen der Erstellung und der Modifikation des Kategoriensystems. Insbesondere sollen Strategien der Kategorienerstellung (aus dem Material heraus, angelehnt an einen Interviewleitfaden, theoriegeleitet etc.) dargestellt und anhand des Materials der Teilnehmenden erprobt werden. Weitere Themen, wie etwa Vergleich der Inhaltsanalyse mit anderen Auswertungsverfahren, Einsatz computergestützter Verfahren u.ä. werden je nach Bedarf und Interesse besprochen.

In dieser Forschungswerkstatt können insgesamt zwei Projekte konkret besprochen werden, die im Vorfeld festgelegt werden. Die Projekte können unterschiedlich weit fortgeschritten sein, von ersten Überlegungen, ob die Inhaltsanalyse ein geeignetes Verfahren darstellt, bis hin zu bereits ausgearbeiteten Kategoriensystemen. Es sollte aber auf jeden Fall bereits erhobenes Text- oder Bild-Material vorliegen, das nach Absprache vorab an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschickt wird.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Boyatzis, Robert (1998). Transforming qualitative information. Thousand Oaks: Sage.
  • Groeben, Norbert & Rustemeyer, Ruth (1995). Inhaltsanalyse. In Eckhard König & Peter Zedler (eds.), Bilanz qualitativer Forschung (Bd. 2: Methoden, pp. 523-554). Weinheim: Deutscher Studien Verlag.
  • Hussy, Walter, Schreier, Margrit & Echterhoff, Gerald (2009). Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften – für Bachelor. Heidelberg: Springer (insbes.: Kap.7).
  • Mayring, Philipp (2008). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (10.  Aufl.). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Odag, Özen (2007). Wenn Männer von der Liebe lesen und Frauen von Abenteuern… Eine empirische Rezeptionsstudie zur emotionalen Beteiligung von Männern und Frauen beim Lesen narrativer Texte. Lengerich: Pabst.
  • Schreier, Margrit (2012). Qualitative content analysis in practice. London: Sage.
  • Schreier, Margrit; Odag, Özen & Groeben, Norbert (2004). Der Dritte Golfkrieg: Zur Glaubhaftigkeit der medialen Berichterstattung. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(2), Art. 21, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402214.

Forschungswerkstatt: Objektive Hermeneutik

Prof. Dr. Andreas Wernet

Leibniz Universität Hannover, Institut für Erziehungswissenschaft

Diese Forschungswerkstatt bietet die Möglichkeit, sich durch exemplarische Fallinterpretationen mit dem forschungspraktischen Vorgehen der Objektiven Hermeneutik vertraut zu machen. Die Teilnehmenden erhalten dabei die Gelegenheit, sich grundlegende Einblicke in das sequenzanalytische Verfahren der Fallrekonstruktion zu verschaffen.

Grundlage der gemeinsamen Interpretationen sind Protokolle, die von den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden. An diesem Material sollen die grundlegenden Operationen und Prinzipien des Verfahrens (Wörtlichkeit; Kontextunabhängigkeit; Sequenzanalyse, latente Sinnstruktur) exemplifiziert und die dabei auftretenden methodischen Probleme diskutiert werden.

Hinweis für aktive Teilnehmenden: Um die Interpretationen in dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen mit der für das Verfahren notwendigen Detailliertheit vornehmen zu können, müssen wir uns auf kurze Textsequenzen beschränken. Deshalb kann leider nur das Datenmaterial eines aktiven Teilnehmers/einer aktiven Teilnehmerin berücksichtigt werden. Die Protokolle sollten sozialisations-, erziehungs- und bildungswissenschaftlichen und/oder professionalisierungstheoretischen Kontexten entstammen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur