Workshops 2025
Workshop: Netzwerkforschung
Prof. Dr. Stefan Bernhard
Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA)
Soziale Beziehungen und Netzwerke sind elementare Bestandteile der sozialen Welt. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich mit der ‚Social Network Analysis‘ (SNA) ein schnell wachsendes interdisziplinäres Forschungsfeld etabliert, das netzwerkbezogene Phänomene aller Arten untersucht. Beispiele für Forschungsgegenstände der SNA sind Verflechtungen von Wirtschaftsunternehmen, der Einsatz von Netzwerken bei der Arbeitssuche oder die Wirkung von Unterstützungsnetzwerken in krisenhaften Lebensphasen. In diesem überwiegend quantitativ ausgerichteten Forschungszusammenhang kam qualitativen Analysemethoden lange Zeit eine Nebenrolle zu. Sie dienten etwa dem Feldzugang oder zur Vorbereitung quantitativer Erhebungen. Das hat sich in den letzten Jahren verändert. Qualitative Ansätze werden zunehmend sichtbar: Man expliziert ihren Beitrag zu multi-methodischen Studien, treibt die Weiterentwicklung von Erhebungs- und Auswertungsmethoden voran und diskutiert genuin qualitative Methodologien und Methoden der Netzwerkforschung.
Der Workshop ‚Qualitative Netzwerkforschung‘ greift diese Entwicklung auf. Ziel der Veranstaltung ist es, in die empirische Untersuchung der Sinnsetzungsprozesse einzuführen, über die soziale Beziehungen und Netzwerke konstituiert werden. Mit welchen Methoden werden Beziehungsdynamiken einer Analyse zugänglich? Wie können wir etwas über die Bedeutung einzelner Beziehungen in größeren Netzwerkgeflechten erfahren? Wie erschließen sich Grenzziehungs- und Segmentierungsprozesse in und zwischen Beziehungen? Wie kann man verstehen, wie Menschen sich in ihrem persönlichen Netzwerk orientieren und dieses strukturieren? In dem Workshop wird ein praxisorientierter Zugang zu diesen Fragestellungen vorgestellt. Dabei werden – nach einer kurzen Einführung in Grundannahmen der Netzwerkforschung – gängige Erhebungs- und Auswertungsschritte präsentiert und erprobt. Die Teilnehmer*innen sind herzlich eingeladen, sich mit ihren Forschungsinteressen einzubringen!
Literatur
- Bernhard, Stefan (2018). Analyzing meaning-making in network ties. A qualitative approach. International Journal of Qualitative Methods, 17, 1–11,
https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/1609406918787103. - Crossley, Nick; Bellotti, Elisa; Edwards, Gemma; Everett, Martin G.; Koskinen, Johan & Tranmer, Mark (2015). Social Network Analysis for Ego-Nets (S. 1–24). Los Angeles and London: Sage.
- Herz, Andreas; Peters, Luisa & Truschkat, Inga (2015). How to do qualitative strukturale Analyse? Die qualitative Interpretation von Netzwerkkarten und erzählgenerierenden Interviews [52 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 16(1), Art. 9.
DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-16.1.2092. - Hollstein, Betina (2011). Qualitative Approaches. In John Scott & Peter J. Carrington (Eds.), The Sage Handbook of Social Network Analysis (pp. 404–416). Los Angeles, New York, New Delhi: Sage.
Workshop: Erfolgreich Kodieren mit NVivo
Dr. Marret Bischewski
Sie arbeiten in Ihrem Projekt mit qualitativen Daten (z.B. Interviews, Literatur, Umfragen mit offenen Antworten) und Ihre ausgewählte Methode sieht vor, dass Sie Ihre Daten kategorienbasiert analysieren und dafür kodieren sollen? In diesem Workshop werden Sie lernen, wie Sie Kodes induktiv, deduktiv oder in-vivo erstellen und verschiedene Materialtypen in NVivo kodieren können.
Nach einer kurzen Einführung zum Projektaufbau und Datenimport in NVivo wird gezeigt, wie Sie Kodes erstellen und Ihre Daten mit verschiedenen Techniken kodieren können. Es wird erläutert, wie Sie Farben, Beschreibungen sowie Memos und Anmerkungen nutzen können, um den Kodierungsprozess zu unterstützen.
Sie lernen, wie Sie neue Kodes erstellen und organisieren (z.B. durch eine Mind Map), Ihre Kodierungsstruktur verfeinern, die kodierten Referenzen überprüfen und ein Kodierungsbuch exportieren. Es werden lexikalische Abfragen vorgestellt, die Ihnen bei der Erkundung der Daten und Identifizierung relevanter Begriffe und Themen helfen. Darüber hinaus werden wir uns mit der automatisierten Kodierung von Interviews nach Struktur und Sprechernamen beschäftigen und den KI-Assistenten zur Erstellung von untergeordneten Kodes anwenden.
Inhalt:
- NVivo-Benutzeroberfläche
- ein neues Projekt anlegen und Dateien importieren
- Kodes deduktiv, induktiv und in-vivo erstellen
- Memos und Anmerkungen nutzen
- Kodes organisieren, überprüfen und Kodestruktur erstellen
- ein Kodierungsbuch exportieren
- lexikalische Suchen zur Datenerkundung nutzen
- automatisiertes Kodieren: Struktur, Sprechernname, KI-Assistent
- Fragen und Antworten
Es wird mit NVivo 15 gearbeitet.
Vorbereitung: Um direkt mitarbeiten zur können, erhalten Sie vor Beginn des Workshop Übungsdateien zum Download. Installieren Sie NVivo bitte vorab auf Ihrem Laptop. Zugang zur kostenlosen 14-Tage NVivo Testversion: https://lumivero.com/resources/free-trial/.
Literatur
- di Gregorio, Silvana & Davidson, Judith (2008). Qualitative Research Design for Software Users. Milton Keynes: Open University Press.
- Woolf, Nick & Silver, Christina (2018). Qualitative Analysis Using NVivo: The Five Level QDA® method. New York: Routledge.
Workshop: Foucaultsche Diskursanalyse
Prof. Dr. Rainer Diaz-Bone
Universität Luzern, Soziologisches Seminar
Die Foucaultsche Diskursanalyse hat sich als eine nicht subjektzentrierte Form der qualitativen Sozialforschung etabliert. Sie basiert auf der Wissenschaftsphilosophie der französischen Epistemologie (Gaston Bachelard). Es handelt sich dabei um eine (neo)strukturalistische Interpretationspraxis (oder „Hermeneutik“) der kollektiven Denksysteme und der kollektiven Wissensordnungen. Dabei wird die Diskurstheorie Foucaults systematisch umgesetzt in die empirische Analyse von Diskursen, Diskurseffekten, Interdiskurs(effekt)en und Dispositiven. Die Foucaultsche Diskursanalyse ist eine Methodologie, die praktisch (a) die Organisation des diskursanalytischen Forschungsprozesses – von der Entwicklung der Fragestellung bis zur diskursanalytischen Erklärung sozialer Wirklichkeit – reflektiert und reglementiert, die (b) die Passung konkreter Praktiken, Instrumente, Techniken für den Forschungsprozess evaluiert und anleitet und die sich (c) in der konkreten diskursanalytischen Interpretation als Kompetenz entfaltet, wenn es in der Analyse von Materialien (Texten) darum geht, hieran die diskursive Praxis und die „Ordnung der Diskurse““ zu rekonstruieren.
Der Workshop dient einmal der Einführung in die Foucaultsche Diskursanalyse, weiter der praktischen Übung an Materialien und dann auch der Klärung von Fragen der Teilnehmenden. Der Workshop wendet sich an Forscherinnen und Forscher, die empirisch-systematische Diskursanalysen beginnen wollen oder damit begonnen haben und die diese Reflexionen auf die Entwicklung des Forschungsprozesses, auf strategische Entscheidungen (wie weiter?, wie vergleichen?, was sind diskursanalytische Erklärungen und Resultate?) sowie auf die Qualität von Diskursanalysen beziehen müssen.
Aktiv Teilnehmende können ihr Projekt/ihr Material in den Workshop einbringen, um methodische und methodologische Fragen zu klären, die sich in ihrem Projekt ergeben haben.
Literatur
- Diaz-Bone, Rainer (2006). Zur Methodologisierung der Foucaultschen Diskursanalyse [48 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 7(1), Art. 6, DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-7.1.71.
- Diaz-Bone, Rainer (2010). Kulturwelt, Diskurs und Lebensstil. Eine diskurstheoretische Erweiterung der Bourdieuschen Distinktionstheorie. (2., erweiterte Auflage). Wiesbaden: VS Verlag.
- Diaz-Bone, Rainer (2017). Warum Performativität? Perspektiven für eine konventionalistische Methodologie der Foucaultschen Diskursanalyse. Zeitschrift für Diskursforschung 5(1), 32–49, https://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/files/100195/100195.pdf.
- Diaz-Bone, Rainer (2018). Foucaultsche Diskursanalyse und Ungleichheitsforschung. Zeitschrift für qualitative Forschung 19(1/2), 47–61, https://www.budrich-journals.de/index.php/zqf/article/view/32501/27967.
- Diaz-Bone, Rainer (2022). What difference does Foucault’s discourse analysis make? Why discourse analysis needs to be based on the concepts of historical epistemology. Zeitschrift für Diskursforschung 10(2), 217–226, https://www.beltz.de/fachmedien/soziologie/zeitschriften/zeitschrift_fuer_diskursforschung/artikel/51496-what-difference-does-foucaults-discourse-analysis-make-why-discourse-analysis-needs-to-be-based-on-the-concepts-of-historical-epistemology.html
Künstliche Intelligenz in der qualitativen Datenanalyse – mit QualCoder, frei und open source
Dr. Kai Dröge
Hochschule Luzern / Institut für Sozialforschung (IfS), Frankfurt am Main
Der Erfolg von ChatGPT hat auch in der qualitativen Forschungscommunity zu einem großen Interesse an künstlicher Intelligenz (KI) geführt, aber auch einige kontroverse Debatten ausgelöst. Der Workshop richtet sich an alle, die neugierig darauf sind, die Möglichkeiten und Grenzen dieser neuen Technologie im Rahmen der qualitativen Datenanalyse gemeinsam zu erkunden.
Ein wesentlicher Teil des Workshops wird aus praktischen Experimenten und deren gemeinsamer Reflexion bestehen. Dabei arbeiten wir mit der Open-Source-Software QualCoder, die ich selbst um eine Reihe von KI-basierten Funktionen ergänzt habe. Methodisch werden wir vor allem auf kodierende Verfahren schauen (bspw. die Grounded-Theory-Methodologie). Aber auch Personen mit einem anderen methodischen Hintergrund sind herzlich willkommen. Besondere technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Neben der Erprobung konkreter Anwendungsszenarien möchte ich auch einen Blick hinter die Kulissen werfen: Wie erschließt sich die KI den Inhalt unserer Daten? Welche Prompts werden verwendet? Was ist mit dem Datenschutz? Es geht darum, Berührungsängste abzubauen, damit wir diese neuen Tools produktiv, aber auch kritisch-methodisch reflektiert in unsere Forschungspraxis einbauen können.
Wenn gewünscht, können wir auch die Frage nach dem Einsatz von KI in der Lehre qualitativer Methoden diskutieren.
Bitte bringen Sie einen Laptop mit (Windows/Mac/Linux). Bei einem Dienstrechner sollten Sie vorab klären, ob und wie Sie darauf QualCoder installieren dürfen.
Materialien
- Curtain, Colin und Dröge, Kai (2025). QualCoder (Version 3.6) [Computer software]. https://github.com/ccbogel/QualCoder.
- Dröge, Kai (2023). Horizontal Coding: AI-Assisted Qualitative Data Analysis in QualCoder, Free & Open Source [Video]. YouTube. https://youtu.be/FrQyTOTJhCc.
- Dröge, Kai (2024). Anwendung Künstlicher Intelligenz in der qualitativen Forschung – eine kritische Reflexion mit Kai Dröge. Podcast „KI Insights“ der Hochschule Magdeburg-Stendal, mit Peter Kann. https://open.spotify.com/episode/2DxoYQABoTkXg8cYVwYaNl.
Workshop: Diskursethnografie
Dr. Florian Elliker
Universität St.Gallen, School of Humanities and Social Sciences, Seminar für Soziologie
Unter Diskursforschung versteht man üblicherweise Ansätze, welche Diskurse auf der Basis sogenannter „natürlicher Daten“ rekonstruieren. Vieler dieser Ansätze stützen sich dabei auf Texte, die in zentraler Weise in die Praxis gesellschaftlicher Institutionen wie den Massenmedien oder dem Rechtssystem eingebettet sind. Die Diskursethnografie unterscheidet sich von diesen Ansätzen dadurch, dass sie Diskurse nicht nur auf der Makro-Ebene analysiert, sondern in ihrer spezifischen Ausprägung in konkreten Situationen untersucht.
Grundlage der wissenssoziologischen Diskursethnografie (WDE) ist die Annahme, dass soziale Situationen nicht nur durch Diskurse, sondern durch verschiedene andere Strukturen und Kontexte geprägt sind. Ziel und Herausforderung eines diskursethnografischen Projekts ist es daher zu zeigen, wie Diskurse im Zusammenspiel dieser Elemente lokal spezifische Effekte zeitigen. Dazu müssen erstens die wesentlichen strukturierenden Elemente des Kontexts konzeptuell gerahmt und erfasst werden und zweitens die lokal sich manifestierenden Diskurse als translokale Phänomene rekonstruiert werden. Dafür werden die diskursiven und nichtdiskursiven Praktiken der Diskurs(re)produktion, die sich nicht in „natürlichen Daten“ manifestieren, durch teilnehmende Beobachtung oder Interviews erfasst.
Im Workshop werden der theoretische Rahmen der WDE, die verschiedenen analytischen Schwerpunkte und die entsprechenden Samplingstrategien erläutert. Es werden zudem unterschiedliche Richtungen im sich neu entwickelnden Feld diskursethnografischer Forschung vorgestellt. Die Ausführungen werden sich an den Fragen der Teilnehmenden orientieren. Zwei Teilnehmende haben die Möglichkeit, ein empirisches Projekt vorzustellen und es mit allen Anwesenden zu diskutieren. Interessierte sind eingeladen, sich mit einem Kurzexposé zu bewerben unter florian.elliker@unisg.ch. Da es sich um einen neueren Forschungsansatz handelt, sind auch solche diskursethnografischen Projekte willkommen, die nicht explizit in der wissenssoziologischen Tradition zu verorten sind.
Literatur
- Elliker, Florian; Wundrak, Rixta & Maeder, Christoph (Hrsg.) (2017). The sociology of knowledge approach to discourse ethnography. Thematic Issue of the Journal for Discourse Studies/Zeitschrift für Diskursforschung, 5(3), 232–326. (Link)
- Elliker, Florian (2018). Studying discourses ethnographically. A sociology of knowledge approach to analysing macro-level forces in micro-settings. In Reiner Keller, Anna-Katharina Hornidge & Wolf Schünemann (Hrsg.), The Sociology of Knowledge Approach to Discourse. Investigating the Politics of Knowledge and Meaning-Making (S. 254–273). London: Routledge. DOI: https://doi.org/10.4324/9781315170008.
- Elliker, Florian (2022). Diskursethnographie. In Angelika Poferl & Norbert Schröer (Hrsg.), Handbuch Soziologische Ethnographie (S. 507–518). Wiesbaden: Springer VS.
- Keller, Reiner (2011). Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen. Wiesbaden: Springer VS. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92085-6.
- Spradley, James P. (1980). Participant Observation. New York: Holt, Rinehart & Winston.
Qualitative Sekundäranalysen
Prof. Dr. Betina Hollstein
Universität Bremen, Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Data Sharing und die Nachnutzung qualitativer Forschungsdaten stoßen zunehmend auf Interesse bei Forschenden. Gerade besonders aufwändig erhobene qualitative Daten wie etwa qualitative Längsschnittstudien können während der Projektlaufzeit oft nur teilweise ausgewertet werden. Solche Datenschätze bergen Möglichkeiten für die Bearbeitung weiterer inhaltlicher Fragestellungen und die Anwendung neuer Analysestrategien, etwa beim zeitlichen, räumlichen oder sachlichen Vergleich mehrerer Fallstudien. Archivierte Studien können Anregungen geben für neue Fragestellungen und dabei helfen, eigene Erhebungen besser vorzubereiten. Auch in der universitären Lehre finden qualitative Sekundärnutzungen zunehmend Eingang (Stichwort forschendes Lernen).
Mittlerweile gibt es in Deutschland einige Forschungsdatenzentren, die qualitative Daten für die Nachnutzung in Forschung und Lehre bereitstellen und Forschende dabei unterstützen, qualitative Daten für die Archivierung so vorzubereiten, dass die Nachnutzungspotenziale der Daten optimiert werden. QualidataNet, ein im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) aufgebautes Netzwerk von Forschungsdatenzentren, hat vor kurzem einen central point of entry für qualitativ Forschende aus den Sozialwissenschaften eingerichtet und weist bereits 126 qualitative Datensätze nach, die von Forschenden nachgenutzt werden können (https://www.qualidatanet.com/de/).
In dem Workshop sollen Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen bei der Nachnutzung qualitativer Forschungsdaten und der Durchführung qualitativer Sekundäranalysen diskutiert werden. Zur Sprache kommen auch ganz praktische Fragen, Herausforderungen und Fallstricke, die sich bei der Analyse von Daten stellen, die von anderen qualitativ Forschenden erhoben wurden.
Aspekte, die im Rahmen des Workshops anhand von praktischen Beispielen aus unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Forschungsbereichen diskutiert werden, sind:
- Themen, Methoden und Erträge qualitativer Sekundäranalysen
- Theoretische und method(olog)ische Perspektiven: Welche inhaltlichen und methodischen Zielsetzungen können im Rahmen von qualitativen Sekundäranalysen verfolgt werden? Wann sind Sekundäranalysen sinnvoll? Wofür kann man sie (nicht) verwenden?
- Welche praktischen Fragen, Probleme und Herausforderungen stellen sich bei qualitativen Sekundäranalysen? Wo liegen Fallstricke und wie kann man damit umgehen?
- Daten suchen und finden: Wie und wo finde ich passende Daten? Welche Infrastrukturen kann ich nutzen?
- Passung / Data fit: Welche Daten eignen sich für welche Auswertungsstrategien und Methoden? Wie prüfe ich, ob Daten sich für die gewählte Problemstellung eignen?
- Forschungsdesign und Sampling: Wie plane und gestalte ich die Sekundäranalyse mehrerer Datensätze? Bei umfangreichen Datensätzen: Was sind mögliche Strategien bei der Fallauswahl?
- Daten-Kontexte: Wie bedeutsam sind Informationen über die sozio-kulturelle Ebene der Studie, das Setting und die konkrete Erhebungssituation für das Verständnis des Sinngehalts von Primärdaten?
- Datenschutz, Forschungsethik und Qualitätssicherung: Welche Bedingungen hinsichtlich Anonymisierung oder Datenschutz können dazu führen, dass meine Erkenntnismöglichkeiten erheblich eingeschränkt oder gar verhindert werden? Wie kann Qualitätssicherung bei Sekundäranalysen gewährleistet werden? Wie kann forschungsethischen Aspekten Rechnung getragen werden? Was sind sinnvolle Gütekriterien?
Der Workshop soll zum einen dazu dienen, Interessierte in die Grundlagen dieser Forschungsstrategie einzuführen, zum anderen Forschende, die selbst eine Sekundäranalyse planen oder bereits durchführen, zu unterstützen. Gerne können letztere den Stand ihrer Untersuchung vorstellen, um ihre konkreten Erfahrungen und praktische Probleme zu diskutieren.
Literatur
- Corti, Louise; Witzel, Andreas & Bishop, Libby (Hrsg.) (2005). Sekundäranalyse qualitativer Daten/ Secondary Analysis of Qualitative Data. Forum Qualitative Sozialforschung 6(1), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/13.
- Hollstein, Betina & Strübing, Jörg (Hrsg.) (2018). Archivierung und Zugang zu Qualitativen Daten. RatSWD Working Paper 267/2018. Berlin: Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten. https://doi.org/10.17620/02671.35.
- Hughes, Kathryn & Tarrant, Anna (Eds.). (2020). Qualitative secondary analysis. London: Sage.
- Medjedović, Irena (2014). Qualitative Sekundäranalyse. Zum Potenzial einer neuen Forschungsstrategie in der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS.
- Richter, Caroline & Mojescik, Katharina (Hrsg.) (2021). Qualitative Sekundäranalysen: Daten der Sozialforschung aufbereiten und nachnutzen. Wiesbaden: Springer.
Workshop: Dokumentarische Methode
Dr. Martin Hunold
Universität Trier, Abt. Sozialpädagogik / Institut für Qualitative Forschung, Internationale Akademie Berlin
Die Dokumentarische Methode ist ein Verfahren der rekonstruktiven Sozialforschung und findet mittlerweile in vielfältigen Gegenstandsbereichen und zahlreichen Disziplinen Anwendung; zunehmend beweist sie in transdisziplinär ausgerichteten Forschungsprojekten ihre Stärken. Die Dokumentarische Methode ist in der Arbeit mit Gruppendiskussionen, teilnehmender Beobachtung und narrativen Interviews entstanden, dann für weitere Textsorten und in den letzten Jahren für die Bild- und Videoanalyse weiterentwickelt worden.
Ziel des Workshops ist es neben der Einführung in die Dokumentarische Methode, anhand konkreter, forschungspraktischer Beispiele aus dem Material der Teilnehmer*innen die grundlegenden Arbeitsschritte, Kristallisations- und Knackpunkte der Dokumentarischen Methode erfahrbar zu machen.
Den methodischen Schwerpunkt soll die Arbeit mit Gruppendiskussionen und/oder narrativ orientierten Interviews (alle Formen) bilden.
Wenn Sie interessiert sind, dass wir die Dokumentarische Methode entlang Ihres Vorhabens im Workshop beleuchten, sind folgende Unterlagen als Materialgrundlage notwendig:
- Projektplanung und Forschungsdesigns (max. 3 Seiten)
- Trankskripte von Gruppendiskussionen oder:
- Interviews (alle Formen)
- Interpretation (formulierende und reflektierende Interpretation nach der Dokumentarischen Methode) zu Ihrem Material (Transkript), die uns zur Verfügung gestellt wird (max. 12 Seiten).
Es können maximal zwei Vorlagen diskutiert werden.
Literatur
- Bohnsack, Ralf (2021). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden (10. Auflage). Opladen: Verlag Barbara Budrich.
- Hunold, Martin (2020). Organisationale Erziehungspraxis. Zur Rekonstruktion und Typisierung der Erziehung von Erwachsenen durch Organisationen. In Arnd-Michael Nohl (Hrsg.), Rekonstruktive Erziehungsforschung (Reihe: Rekonstruktive Bildungsforschung, Band 20, S. 139–165). Wiesbaden: Springer VS.
- Loos, Peter; Nohl, Arnd-Michael; Przyborski, Aglaja & Schäffer, Burkhard (2013). Dokumentarische Methode. Grundlagen – Entwicklungen – Anwendungen. Opladen, Berlin, Toronto: Verlag Barbara Budrich.
- Nohl, Arnd-Michael (2017). Interview und dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. Wiesbaden: Springer VS.
- Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: VS Verlag.
Workshop: Sequenzanalyse bei der Textinterpretation
Prof. Dr. Uwe Krähnke
Medical School Berlin, Hochschule für Gesundheit und Medizin
Bestandteil vieler interpretativer Verfahren ist die sequenzielle Analyse qualitativer Daten. Diese Analysetechnik wird – wenn auch mit großen Unterschieden in der praktischen Durchführung – vor allem in der Grounded Theory, Objektiven Hermeneutik, Narrationsanalyse, Konversationsanalyse und Dokumentarischen Methode verwendet. Die Sequenzanalyse beinhaltet erstens, dass das Datenmaterial in kleine Einheiten zerlegt wird, etwa ein Interview in einzelne, thematisch abgrenzbare Passagen. Um den Sinngehalt einer sequenzierten Einheit zu rekonstruieren, werden zweitens die in ihr enthaltenen Elemente (Wortäußerungen, prosodische Auffälligkeiten etc.) Zug um Zug in der Reihenfolge ihres Auftretens im Datenmaterial analysiert. Hinter dieser Vorgehensweise steht die Annahme, dass die soziale Ordnung regelgeleitet ist und sich im und durch den Handlungsvollzug der Individuen reproduziert („order at all points“).
Eine sequenzanalytische Durchdringung des Datenmaterials geht deutlich über eine reine Inhaltswiedergabe der von den Beforschten selbst zur Sprache gebrachten Themen hinaus. Sie eröffnet einen systematischen Zugang zur Bedeutung des Gesagten und damit zu den dahinterliegenden Denk- und Handlungsmustern und sozialen Sinnstrukturen. Zudem minimiert die Sequenzanalyse das Risiko, dass die Forschenden bei der Dateninterpretation ihren eigenen, subjektiven Annahmen und Deutungen über das Untersuchungsfeld „aufsitzen“.
Zu Beginn des Workshops werden methodologische Prinzipien und einzelne Verfahren der Sequenzanalyse erläutert. Anschließend werden Analysetechniken exemplarisch an einem Datenstück demonstriert. Im letzten Teil des Workshops werden noch offene Fragen der Teilnehmenden sowie Möglichkeiten der Anwendbarkeit der Sequenzanalyse bei eigenen Projekten diskutiert.
Literatur zur Einführung
- Kleemann, Frank; Krähnke, Uwe & Matuschek, Ingo (2013). Interpretative Sozialforschung. Eine praxisorientierte Einführung (2. korrigierte und aktualisierte Auflage). Wiesbaden: Springer VS. Insbesesondere die Seiten 22–24, 47–50, 76–88, 124–145, 172–185.
Workshop: Tagebuchverfahren
Dr. Alexa Maria Kunz
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), MethodenLabor/House of Competence
Tagebuchverfahren haben eine lange Tradition in der qualitativen Forschung. Bereits Marie Jahoda und Robert K. Merton nutzten das Potenzial von Tagebüchern und vergleichbaren Verfahren der Selbstberichterstattung, um Menschen zur Darstellung ihrer subjektiven Perspektive anzuregen.
Besonders geeignet sind Tagebuchverfahren – aufgrund ihrer starken Verbreitung im angelsächsischen Raum auch als Diary-Verfahren bekannt – v.a. zur Erkundung von Phänomenen, die
- von außen nicht angemessen beobachtbar sind,
- so privat oder sensibel sind, dass die Anwesenheit Forschender das Phänomen gefährden würde,
- so routiniert ablaufen, dass sie schwer erinnert werden können und/oder
- über einen längeren Zeitraum beobachtet werden müssen.
Wie andere Erhebungsverfahren sind sie nicht grundsätzlich an bestimmte Forschungsprogramme und Auswertungsstrategien gekoppelt und daher in vielfältigen Forschungskontexten einsetzbar.
Im Workshop erhalten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich mit Diary-Verfahren vertraut zu machen: Zunächst werden zentrale Begriffe und methodologische Grundlagen erläutert und die Teilnehmenden erhalten anhand von Beispielstudien einen Überblick über verschiedene Diary-Typen. Im zweiten Teil diskutieren wir entlang konkreter Beispiele und Übungen, welche Arten von Diaries für verschiedene Forschungsfragen (nicht) geeignet sind, wie ein Diary entwickelt werden kann und welche Auswertungsstrategien in Frage kommen. Zum Abschluss wird eine Systematisierungshilfe vorgestellt, die den Teilnehmenden helfen soll, die behandelten Inhalte auf eigene Forschungsfragen zu übertragen.
Literatur
- Alaszewski, Andy (2006). Using Diaries for Social Research. London: Sage.
- Eichholz, Daniela & Kunz, Alexa Maria (2012). „My Campus Karlsruhe“ – Zur Rekonstruktion studentischer Raumnutzungsmuster mittels Logbuch-Verfahren. In Hildegard Schröteler-von Brandt, Thomas Coelen, Andreas Zeising, & Angela Ziesche (Hrsg.), Raum für Bildung. Ästhetik und Architektur von Lern- und Lebensorten (S. 61–71). Bielefeld: trancript Verlag.
- Kenten, Charlotte (2010). Narrating oneself: Reflections on the use of solicited diaries with diary interviews [41 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 11(2), Art. 16. DOI: http://dx.doi.org/10.17169/fqs-11.2.1314.
- Kunz, Alexa Maria (2018). Einführung in Diary-Verfahren. Theorie und Praxis in qualitativer Forschung. Weinheim: Beltz Juventa.
Workshop: Qualitative Inhaltsanalyse
Prof. i.R. Dr. Philipp Mayring
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Institut für Psychologie / Verein zur Förderung Qualitativer Forschung ASQ, Klagenfurt
Im Workshop sollen Arbeitsweisen qualitativ orientierter systematischer sozialwissenschaftlicher Inhaltsanalyse ausprobiert und diskutiert werden. Die Qualitative Inhaltsanalyse stellt einen Forschungsstil dar, der
- theoriegeleitet und regelgeleitet vorgeht,
- das zu analysierende Material in ein Kommunikationsmodell einordnet und darauf bezogen die Ziele der Analyse definiert,
- die zentralen Analyseaspekte in Kategorien(-systemen) formuliert,
- das Material in inhaltsanalytische Einheiten zerlegt und danach schrittweise bearbeitet,
- das Instrumentarium (Kategoriensysteme und inhaltsanalytische Regeln) in einer Pilotstudie überarbeitet,
- die Zuordnung von Kategorien zu Textstellen als interpretativen, regelgeleiteten Prozess auffasst,
- im weiteren Verlauf auch Quantifizierungen (z.B. Kategorienhäufigkeiten) zulässt
- und die Ergebnisse an Gütekriterien (z.B. Interkoderreliabilität) misst.
Es werden die einzelnen qualitativ inhaltsanalytischen Verfahren (induktive Kategorienentwicklung, deduktive Kategorienanwendung) vorgestellt und anhand eines gemeinsamen Textes (eine Seite Interviewtranskript) im Workshop durchgeführt. Dabei wird mit einer von uns entwickelten und frei im open access zugänglichen Software (qcamap.org) gearbeitet. Wer möchte, kann gleich selbst im Workshop mit der Software arbeiten.
Besonderes wichtig erscheint es auch hier, nicht blind Verfahrensweisen anzuwenden, sondern spezifisch auf Gegenstand und Fragestellung anzupassen und Kombinationsmöglichkeiten mitzubedenken.
Literatur
- Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, Michaela (2005) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz-UTB.
- Mayring, Philipp (2020). Qualitative content analysis: demarcation, varieties, developments [30 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research 20(3). DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-20.3.3343.
- Mayring, Philipp (2022). Qualitative Content Analysis. A Step-by-Step Guide. London: Sage.
- Mayring, Philipp (2022). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (13. überarbeitete Auflage). Weinheim: Beltz.
- Mayring, Philipp (2023). Einführung in die Qualitative Sozialforschung (7. Auflage). Weinheim: Beltz.
Workshop: Qualitative Inhaltsanalyse
Dr. Stefan Rädiker
Methoden-Expertise.de
Dieser Workshop führt in die Methode der qualitativen Inhaltsanalyse zur Auswertung qualitativer Daten ein. Im Mittelpunkt steht die Umsetzung der inhaltlich-strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse für Textdaten wie z.B. Einzelinterviews, Gruppeninterviews, Dokumente, Antworten auf offene Surveyfragen, Webseiten und Social-Media-Daten.
Anhand von Übungen zur Kategorienbildung und Kategorienanwendung erarbeiten wir typische methodische Herausforderungen und Lösungsansätze. Ein kurzer Austausch über die Möglichkeiten des Einbezugs von KI in die qualitative Inhaltsanalyse runden den Workshop ab.
Inhalt:
- Überblick über die typischen Schritte einer inhaltlich-strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse:
Schritt 1: Initiierende Textarbeit
Schritt 2: Hauptkategorien entwickeln
Schritt 3: Interviews mit Hauptkategorien codieren (1. Codierphase)
Schritt 4: Textstellen einer Hauptkategorie zusammenstellen und induktiv am Material Subkategorien bilden; Textstellen mit Subkategorien codieren (2. Codierphase)
Schritt 5: Kategorienbasierte Auswertung und Ergebnisdarstellung
Schritt 6: Berichtserstellung und Dokumentation - Übungen zur Kategorienbildung
- Einbezug von KI
Alle Teilnehmenden erhalten vorab die Möglichkeit, ihre Fragen zum Thema einzubringen, sodass wir diese im Workshop berücksichtigen können.
Literatur
- Kuckartz, Udo & Rädiker, Stefan (2024). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Umsetzung mit Software und künstlicher Intelligenz (6. Auflage). Weinheim: Beltz Juventa.
- Kuckartz, Udo & Rädiker, Stefan (2024). Fokussierte Interviewanalyse mit MAXQDA (2. Auflage). Wiesbaden: Springer VS.
- Kuckartz, Udo & Rädiker, Stefan (2023). Qualitative Content Analysis. Methods, Practice and Software. London: Sage.
Workshop: Performative Sozialwissenschaft
Prof. Dr. Günter Mey
Hochschule Magdeburg-Stendal / Institut für Qualitative Forschung, Internationale Akademie Berlin
Performative Sozialwissenschaft (Performative Social Science, kurz: PSS) steht für ein Programm, um Forschung mit künstlerisch-ästhetischen Mitteln zu betreiben und umzusetzen. Trotz der divergierenden Ansätze – etwa Arts-related Research, Arts-informed Research und Arts-based Research – eint die sich seit zwei Jahrzehnten formierende PSS ihre Kritik an eine Limitation auf traditionelle Explorations- und Darstellungspraktiken von Wissenschaft und deren begrenzter Verbreitung sowie eingeschränkter öffentlicher Wirksamkeit und entwickelt eine Fülle an Alternativen: textuell (Autoethnografie, Fiction, Poetik), inszenatorisch (Theater, Tanz und Musik) und visuell (Film, Foto, Comic) sowie in Form von Ausstellungen/Installationen und Web-Animationen.
In dem Workshop wird nach einer Übersicht über Grundlinien der PPS und einiger ausgewählter Beispiele – entlang der Interessen und möglicher Projekte der Teilnehmenden – die Integration von sowie Umsetzung qualitativer Forschung in performativ angelegte Projekte erörtert. Dabei soll Raum sein, nicht nur um zu diskutieren, wie Forschungsergebnisse „transformiert“ und „übersetzt“ werden können, um eine erhöhte Sichtbarkeit zu schaffen und wie PSS im Dienst der Dissemination qualitativer Forschungsresultate betrieben werden kann, sondern ebenso gefragt werden, wie mittels künstlerisch-ästhetischer Ansätze Themen exploriert sowie Daten generiert werden können, wenn PSS auch im Dienst der Erkenntnisfunktion steht.
Literatur
- Jones, Kip; Gergen, Mary; Yallop, John J. Guiney; Lopez de Vallejo, Irene; Roberts, Brian & Wright, Peter (Hrsg.) (2008). Performative social science / Performative Sozialwissenschaft. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research 9(2), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/10.
- Leavy, Patricia (2020). Method meets art (3. Auflage). New York: The Guilford Press.
- Mey, Günter (2020). Performative Sozialwissenschaft. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Band 2: Designs und Verfahren (2., aktualisierte und erweiterte Auflage, S. 201-225). Wiesbaden: Springer. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26887-9_29.
- Mey, Günter (Hrsg.) (2020). Performative Sozialwissenschaft. Journal für Psychologie, 28(1). DOI: https://doi.org/10.30820/0942-2285-2020-1.
- Mey, Günter (2023). Wissenschaft und Kunst im Dialog? Zum Verhältnis von performativer Sozialwissenschaft und qualitativer Forschung. Zeitschrift für Qualitative Forschung, 24(1), 73-89. DOI: https://doi.org/10.3224/zqf.v24i1.07.
Workshop: Vignettenmethode
Wirtschaftsuniversität Wien, Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden
Vignetten sind Situationsbeschreibungen, die als Elizitierungsverfahren in Einzel- oder Gruppeninterviews eingesetzt werden können. Die Fokussierung auf Situation bindet sowohl Akteur*innen als auch materiale Aspekte (etwa Artefakte, Lueger & Froschauer 2018) in die empirische Betrachtung sozialer Phänomene ein; sie ist in diesem Sinne also multimodal (Höllerer et al. 2018). Situation ist ein sozialwissenschaftliches Konzept, das von unterschiedlichen Theorieströmungen als empirischer Fokus adressiert wird. Dabei kann die Definition von Situation als Kontinuum gesehen werden: von der Interaktion zwischen Anwesenden, etwa in Goffmanscher Tradition (2009); bis zu größeren, situativen Phänomenen, bei deren Analyse auch die Ebene der Organisationen und Diskurse einbezogen werden, etwa im Clarkeschen Verständnis (Clarke 2012).
Der Workshop gibt einen Überblick über verschiedene Konzepte bzw. Einsatzmöglichkeiten von Vignetten (etwa Wodak 2015; Stiehler et al. 2012; Jenkins et al. 2010; Kandemir & Budd 2018) und diskutiert die Anschlussstellen von Vignetten zu unterschiedlichen empirischen Fragestellungen. Die Vielfältigkeit von Situationsdefinitionen und deren empirische Erfassung in Vignetten sowie – darauf aufbauend – deren Einsatz in vielfältigen Interviewsettings wird anhand konkreter Beispiele aus der Forschung der Vortragenden präsentiert und diskutiert. Teilnehmer*innen sind eingeladen, sowohl Forschungsdesigns zu situativen Fragestellungen, anhand derer die Tauglichkeit der Vignettenmethode für das eigene Projekt diskutiert wird, als auch bereits vorhandene eigene Vignetten einzubringen, die sowohl von ihrer Konstruktion her als auch ihrem Einsatz besprochen werden können.
Bei Interesse der Teilnehmenden kann ein besonderer Fokus auf den szenariobasierten Einsatz von Vignetten in Fokusgruppen gelegt werden, der für räumliche Situationen entwickelt wurde (Miko-Schefzig 2019; Miko-Schefzig & Reiter 2018; Miko-Schefzig et al. 2018). Empirisch und methodologisch handelt es sich bei dieser Version um eine Verquickung zwischen Raum und Situation, denn die Situationen, die in den Vignetten beschrieben werden, sind jeweils in konkreten (urbanen) Räumen beobachtet und durch Analysen typisiert worden.
Folgende Aspekte werden im Workshop adressiert:
- Vorstellung verschiedener sozialwissenschaftlicher Theorien zur Situation als Basis der empirischen Auseinandersetzung mit Vignetten
- Vorstellung verschiedener Vignettendefinitionen und deren Abgrenzung
- Konstruktionsprinzipien von Vignetten
- Exemplarische Analyse von Interviews, in denen Vignetten zum Einsatz kamen
- Diskussion der Stärken und Schwächen der Vignettenmethode
- Diskussion der Anwendbarkeit von Vignetten
Zur Vorbereitung für das Seminar wird die Lektüre des Buches Forschen mit Vignetten (2022) empfohlen.
Literatur
- Jenkins, Nicholas; Bloor, Michael; Fischer, Jan; Berney, Lee & Neale, Joanne (2010). Putting it in context: the use of vignettes in qualitative interviewing. Qualitative Research, 10(2), 175–198.
- Kandemir, Asli & Budd, Richard (2018). Using Vignettes to Explore Reality and Values with Young People [49 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 19(2), Art. 1. DOI: http://dx.doi.org/10.17169/fqs-19.2.2914.
- Miko-Schefzig, Katharina (2022). Forschen mit Vignetten. Gruppen, Organisationen, Transformation. Weinheim: Beltz Juventa. (Rezension: https://doi.org/10.17169/fqs-23.3.3952)
- Miko-Schefzig, Katharina & Reiter, Cornelia (2018). Partizipatives Forschen im Kontext der Organisation Polizei: Ethisches Forschen mit vulnerablen Gruppen am Beispiel der Schubhaft [47 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research,19(3), Art. 10. DOI: http://dx.doi.org/10.17169/fqs-19.3.3142.
- Sampson, H. & Johannessen, I. A. (2020). Turning on the tap: the benefits of using ‘real-life’ vignettes in qualitative research interviews. Qualitative Research, 20(1), 56–72. DOI: https://doi.org/10.1177/1468794118816618.
Workshop: Einführung in MAXQDA
VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Berlin
Der Workshop bietet einen Überblick über die grundlegende Analysefunktionen in MAXQDA. Die Sitzung beginnt mit einer Vorstellung der Programmoberfläche von MAXQDA. Im Anschluss werden die Inhalte in einer Mischung aus Demonstration und selbständiger, angeleiteter Übung erarbeitet. Die Teilnehmenden werden mit der Architektur und den wesentlichen Funktionen von MAXQDA vertraut gemacht.
Nach diesem Workshop sind Sie in der Lage, Ihr qualitatives Datenmaterial optimal für die Verwendung und Analyse mit MAXQDA vorzubereiten und in das Programm einzulesen. Sie kennen die Funktionen von MAXQDA, die für eine grundlegende qualitative Auswertung Ihrer Daten relevant sind. Sie können ein Kategoriensystem erstellen und verwalten, Textstellen codieren und wiederfinden.
Schwerpunktthemen sind:
- Projekte erzeugen und verwalten
- Datenmaterial: Import und Organisation
- Codesystem: Codes erstellen, sortieren und bearbeiten
- Codieren: Verschiedene Möglichkeiten des differenzierten Codierens (In-Vivo Codieren, deskriptives und theoretisches Codieren, Code-Definitionen, Farbcodierungen, Auto-Codieren)
- Memos: Memos erstellen, editieren und verwalten
- Codierte Textstellen zusammenstellen: Einfache und komplexe Suchvorgänge
- Visualisierungsmöglichkeiten
- Exportieren und Berichte zusammenstellen
Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.
Der Workshop findet in einem Seminarraum statt. Alle Teilnehmenden benötigen einen Computer, auf dem die aktuelle Version MAXQDA 2024 installiert ist. Hierzu lässt sich problemlos die 14-Tage voll funktionsfähige Demoversion von MAXQDA verwenden, die Sie unter www.maxqda.de/demo herunterladen können. Der Workshop ist gleichermaßen für Teilnehmende, die mit Mac oder mit Windows arbeiten, geeignet (identische Funktionalität & Oberfläche). Während des Workshops werden auch Probelizenzen zur Verfügung gestellt. Bitte achten Sie auch darauf, dass Ihr Computer die Systemanforderungen erfüllt: https://www.maxqda.de/produkte/systemanforderungen.
Weitere benötigte Materialien werden Ihnen vorab per E-Mail zugestellt oder zu Beginn des Workshops ausgeteilt.
Hilfreiche Literatur
- Kuckartz, Udo & Rädiker, Stefan (2024). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Umsetzung mit Software und künstlicher Intelligenz (6. Auflage). Weinheim: Beltz Juventa.
- Rädiker, Stefan & Kuckartz, Udo (2019). Analyse qualitativer Daten mit MAXQDA. Text, Audio und Video. Wiesbaden: Springer VS.
- Weitere hilfreiche Literaturhinweise finden Sie auf https://www.maxqda.de/training/buecher-literatur.
Workshop: MAXQDA für Fortgeschrittene
Andre Morgenstern-Einenkel
VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Berlin & Methoden Coaching Morgenstern
Nach der Codierung des Datenmaterials gilt es, dieses im Forschungsprozess näher zu explorieren sowie zu analysieren. Dies stellt angesichts der Charakteristika qualitativer Daten eine Herausforderung dar, der allerdings mit Hilfe von verschiedenen Funktionen von MAXQDA fruchtbar begegnet werden kann. In diesem Workshop werden die mit am häufigsten verwendeten, also für sehr viele Projektkontexte relevanten Möglichkeiten vorgestellt.
Zunächst werden im ersten, kleineren Block die Möglichkeiten von „AI Assist“, dem KI-AddOn von MAXQDA demonstriert und trainiert. Es wird gezeigt, wie die KI in der Transkription und den Phasen der Exploration, Codierung und Analyse codierter Daten eingesetzt werden kann. Und es wird diskutiert, welche Rolle die KI in der eigenen Arbeit einnimmt.
In zweiten, größeren Block stehen die am häufigsten genutzten Funktionen (ohne KI-Einsatz) im Fokus:
- Häufigkeitsanalysen mit Code-Statistik und Code-Häufigkeiten (Quantifizierung, Frequenzanalyse)
- Zusammenfassen und interpretieren mit Summarys
- Fälle & Gruppenvergleiche (qualitativ und quantitativ)
- Fall- & Gruppenvergleiche visualisieren mit Code-Matrix-Browser
- Zusammenhänge von Codes analysieren mit Code-Relations-Browser (Co-occurrence-/ Kontingenzanalysen)
Voraussetzung für die Teilnahme sind grundlegende Kenntnisse in MAXQDA (siehe z.B. Inhalte des Workshops „Einführung in MAXQDA“) oder vergleichbare Kenntnisse einer anderen QDA-Software.
Der Workshop findet in einem Seminarraum statt. Während des Workshops benötigen Sie nicht zwingend MAXQDA. Damit Sie auch selbst etwas ausprobieren können, bietet es sich jedoch an, einen Laptop mit vorinstalliertem MAQDA 24 mitzubringen. Wenn Sie nicht über MAXQDA 24 verfügen, können Sie sich unter dem folgenden Link eine 14 Tage gültige Demoversion herunterladen: https://www.maxqda.com/de/testversion. Starten Sie nach der Installation der Software noch nicht den Testzeitraum. Sie bekommen zu Beginn der Schulung eine Schulungslizenz zur Aktivierung.
Literatur
- Rädiker, Stefan & Kuckartz, Udo (2019). Analyse qualitativer Daten mit MAXQDA. Text, Audio und Video. Wiesbaden: Springer VS.
Workshop: Lebensweltanalytische Ethnografie
Prof. Dr. Michaela Pfadenhauer
Universität Wien, Institut für Soziologie
Das Kennzeichen der phänomenologisch basierten Ethnografie ist die Teilnahme am sozialen Geschehen des Feldes, das Gegenstand des Erkenntnisinteresses ist. Die Teilnahme zielt hier nicht nur auf die Verfeinerung von Beobachtungsdaten ab, wonach diese zu reduzieren wäre, wenn sie die Beobachtung einschränkt. Es geht hier also nicht nur um das Dabeisein, um möglichst nahe am Geschehen zu sein und einen möglichst unverstellten Blick auf die Praktiken der Feldakteure zu erhalten. Es geht vielmehr um ein Mittun und Selbermachen, das Erlebensdaten generiert, die einen zusätzlichen Beitrag zur Rekonstruktion der Perspektiven erlauben.
Dieser auf Anne Honer zurückgehende Stil der Ethnografie innerhalb des Kanons der empirischen Sozialforschung steht im Zentrum dieses Workshops. Die für diese Form der Ethnografie wesentlichen Verfahren der Generierung und Interpretation von Daten werden vorgestellt und diskutiert. In methodologischer Hinsicht ist das Verhältnis von Alltag und Wissenschaft und die Rolle der Ethnografin zwischen Vertrautheit und Fremdheit zu reflektieren. Anhand von Beispielen aus eigenen empirischen Studien wird verdeutlicht, wie sich Beobachtung durch Teilnahme ergänzen lässt. Wenn Interesse besteht und Zeit bleibt, kann ethnografisches Schreiben ein weiteres Thema sein.
Literatur zur Einstimmung
- Hitzler, Ronald & Eisewicht, Paul (2016). Lebensweltanalytische Ethnographie – im Anschluss an Anne Honer. Weinheim: Beltz Juventa.
- Honer, Anne (2011). Kleine Leiblichkeiten. Wiesbaden: VS Verlag.
- Pfadenhauer, Michaela (2005). Ethnography of Scenes. [31 Absätze] Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 43. DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-6.3.23.
- Pfadenhauer, Michaela & Grenz, Tilo (2015). Uncovering the Essence: The Why and How of Supplementing Observation with Participation in Phenomenology-Based Ethnography. Journal for Contemporary Ethnography, Special Issue “Phenomenological Based Ethnography”.
Workshop: Autoethnografie
Dr. Melanie Pierburg
Stiftung Universität Hildesheim, Institut für Sozialwissenschaften, Methodenbüro
Autoethnografie ist eine Methode, die auf einem performativen Weg zur Erkenntnis beruht. Sachverhalte werden nicht ‚einfach‘ untersucht und dargestellt, sondern möglichst erlebensnah konturiert und deutungsoffen präsentiert. Damit geht eine Offenheit für Vermittlungswege einher, die auch künstlerische Ausdrucksformen beinhaltet, beispielsweise in Form affizierender Erzählungen oder Gedichte. Aufgrund dieser Besonderheiten hat die Autoethnografie eine bewegte Geschichte ihrer Etablierung in der Wissenschaft hinter sich. Und genau das macht sie für eben diese interessant: Sie fordert akademische Regeln, Orientierungen und (Güte-)Kriterien heraus, indem sie Subjektivität zur basalen Erkenntnisgrundlage erhebt. Darüber hinaus verknüpft sie das Schreiben über wissenschaftliche Fragestellungen konstitutiv mit den Erfahrungsmöglichkeiten, die sich mit dem Lesen der Texte ergeben. Zumindest ist das für die evokative Autoethnografie der Fall, bei der nicht objektivierende Distanz zum Untersuchungsgegenstand maßgeblich ist, sondern im Gegenteil (biografisch verankerte) Identifikationen relevant sind. Diese sollen den Rezipierenden Einblicke in Erfahrungsqualitäten ermöglichen, welche mit sozialwissenschaftlich interessierenden Phänomenen (oft) gegeben sind, aber selten thematisiert werden.
In dem Workshop setzen wir uns mit der Autoethnografie als wissenschaftlicher Methode auseinander, die die Wissenschaft herausfordert. Dazu werden wir autoethnografische Texte lesen und hinsichtlich ihres Erkenntnisschwerpunktes und -mehrwertes diskutieren. Außerdem werden wir das Schreiben solcher Texte selbst erproben und eruieren, auf welche Weise es Teil von Forschungsprozessen werden kann, welche Freiräume dadurch in der Generierung von Erkenntnissen und in ihrer Darstellung entstehen können – wo aber auch Grenzen verlaufen, die man kennen sollte, um der Methode (und der scientific community) nicht zu viel abzuverlangen.
Literatur
- Ellis, Carolyn (2004). The ethnographic I. A methodological novel about autoethnography. Walnut Creek: AltaMira Press.
- Ellis, Carolyn; Adams, Tony M. & Bochner, Arthur P. (2010). Autoethnography: An Overview. [40 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12(1), Art. 10. DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-12.1.1589.
- Ellis, Carolyn & Bochner, Arthur P. (Hrsg.) (1996). Composing Ethnography. Alternative Forms of Qualitative Writing. Lanham: AltaMira Press.
- Pierburg, Melanie (2021). Reisen während der COVID-19-Pandemie: die Erosion alltäglicher Gewissheiten [77 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 22(1), Art. 2. DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-22.1.3581.
- Pierburg, Melanie; Benkel, Thorsten; Coenen, Ekkehard; Meitzler, Matthias & Sitter, Miriam (2023). Autoethnografie in Todesnähe. Soziologische Arbeit an und mit herausfordernden Identifikationsprozessen [58 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 24(2), Art. 7, DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-24.2.4065.
Workshop: Gruppendiskussion
Prof. Dr. Aglaja Przyborski
Bertha von Suttner Privatuniversität, St. Pölten
Moritz Meister, M.Sc.
Bertha von Suttner Privatuniversität, St. Pölten
Erhebungen von Gesprächen in gruppenförmigen Settings haben in den letzten Jahren sowohl im deutschen als auch im angelsächsischen Sprachraum weiter an Bedeutung gewonnen. Je nachdem, ob die „Gruppe“ methodologisch gefasst wird oder nicht, unterscheiden sich die methodisch-technischen Überlegungen zur Erhebung und Auswertung, also zur Initiierung und Leitung von Gruppendiskussionen ebenso wie zur Interpretation und zu Möglichkeiten der Generalisierung.
Im Workshop werden diese unterschiedlichen Zugänge beleuchtet. Vertieft behandelt wird jener Zugang, der kollektive Orientierungen zum Untersuchungsgegenstand macht. Auf der Basis von empirischen Beispielen, die wir gemeinsam behandeln, wird im Workshop der forschungspraktische Wert von guten Metatheorien erarbeitet: Beispielsweise wie sich ein lebendiger Ablauf von Diskussionen auf der Grundlage eines elaborierten Kollektivitätskonzepts zum einen erklären und zum anderen forschungspraktisch umsetzen lässt.
Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens für unterschiedliche Forschungsfragen werden entlang der Interessen der Teilnehmenden diskutiert, dabei können auch fokussierte Erhebungen, die z.B. einen Film, eine Sendung oder Bilder zum Ausgangspunkt der Gruppendiskussion machen, eine Rolle spielen. Je nach Wunsch und Vertrautheit der Gruppe mit dem Verfahren, werden wir entweder die eine gemeinsame Interpretation von Material aus Gruppendiskussionen einsteigen oder die einzelnen forschungspraktischen Schritte der Auswertung genauer besprechen.
Literatur
- Bohnsack, Ralf & Przyborski, Aglaja (2007). Gruppendiskussionsverfahren und Focus Groups. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung (S. 493–506). Wiesbaden: Gabler.
- Bohnsack, Ralf; Przyborski, Aglaja & Schäffer, Burkhard (Hrsg.) (2006). Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
- Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: VS Verlag.
- Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2021). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (5. vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage). München: Oldenbourg.
- Przyborski, Aglaja & Riegler, Julia (2020). Gruppendiskussion und Fokusgruppe. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Band 2: Design und Verfahren, (2., erweiterte und überarbeitete Auflage, S. 395–411). Wiesbaden: VS Verlag, DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26887-9_34.
Workshop: Bildanalyse
Prof. Dr. Jürgen Raab
RPTU Kaiserslautern-Landau, Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften, Abteilung Soziologie
Universität Luzern, Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Soziologisches Seminar & Hochschule Luzern – Design Film Kunst, Visuelle Kommunikation, Data Design + Art
Bilder tragen mit ihren spezifischen symbolischen Qualitäten entscheidend bei zur kommunikativen Konstruktion, Tradierung, Stabilisierung und Veränderung von persönlichen und kollektiven Identitäten sowie von gesellschaftlichem Wissen und sozialer Wirklichkeit.
Der Workshop stellt sich den Herausforderungen, Problemen und Potenzialen der methodisch-kontrollierten sozialwissenschaftlichen Analyse von Bildern in unterschiedlichen Erscheinungsformen (Fotografie, Collage, Gemälde, Infografik, Meme, Comic etc.). Als wissenssoziologische Ansätze der Bildhermeneutik werden mit der Konstellationsanalyse und der Ästhetischen Re|Konstruktionsanalyse zwei interpretative Zugänge zur symbolischen Ordnung von Einzelbilddarstellungen und vergleichenden Bildanordnungen vorgestellt, diskutiert und anhand konkreter Fallbeispiele erprobt.
Teilnehmende, die Bildmaterial aus ihrer Forschung in den Workshop einbringen möchten, wenden sich bitte bis spätestens 11.07.2025 an Sebastian Hoggenmüller (sebastian.hoggenmueller@unilu.ch) und Jürgen Raab (raab.juergen@rptu.de).
Literatur
- Hoggenmüller, Sebastian W. & Jürgen Raab (2022). Bilder. In Nina Baur & Jörg Blasius (Hrsg.), Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung (3. Auflage, S. 1581–1598). Wiesbaden: Springer VS, https://doi.org/10.1007/978-3-658-37985-8_110
- Hoggenmüller, Sebastian W. (2025). Mit den Händen denken: Ästhetisch-praktische Verfahren in der (sozial)wissenschaftlichen Bildanalyse. In Marie Rosenkranz & Nina Tessa Zahner (Hrsg.), Plurale Verschränkungen – Zur Entdifferenzierung von Kunst, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft (S. 143–168). Wiesbaden: Springer VS, https://doi.org/10.1007/978-3-658-45684-9_8
- Hoggenmüller, Sebastian W. (2022). Globalität sehen. Zur visuellen Konstruktion von »Welt«. Frankfurt am Main & New York: Campus, https://doi.org/10.12907/978-3-593-44235-8
- Raab, Jürgen (2017). Fotografie und Phänomenologie. Zur Methodologie einer wissenssoziologischen Konstellationsanalyse. In Thomas Eberle (Hrsg.), Fotografie und Gesellschaft. Phänomenologische und wissenssoziologische Perspektiven (S. 381–393). Bielefeld: transcript, https://doi.org/10.14361/9783839428610-022
- Raab, Jürgen (2023). Good Pictures – Bad Pictures: Image Ethics of Moral Collectives. In Stefan Joller & Marija Stanisavljevic (eds.), Moral Collectives. Theoretical Foundations and Empirical Insights (pp. 183–208). Wiesbaden: Springer VS, https://doi.org/10.1007/978-3-658-40147-4_11
Workshop: Wissenssoziologische Hermeneutik
Prof. em. Dr. Jo Reichertz
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen; FB 1 – Kommunikationswissenschaft
Dieser Workshop bietet die Möglichkeit, forschungspraktisch mit der wissenssoziologischen Hermeneutik zu arbeiten. Dieses theoretische, methodologische und methodische Konzept hat zum Ziel, die gesellschaftliche Bedeutung jeder Form von Interaktion (sprachlicher wie nichtsprachlicher; face-to-face wie institutionell geformter) und aller Arten von Interaktionsprodukten (Kunst, Religion, Unterhaltung, Geschäftsordnungen etc.) zu (re-) konstruieren.
Untersucht wird, wie Handlungssubjekte – hineingestellt und sozialisiert in historisch und sozial entwickelte und abgesicherte Routinen und Deutungen des jeweiligen Handlungsfeldes – diese einerseits vorfinden und sich aneignen (müssen), andererseits diese immer wieder neu ausdeuten und damit auch „eigen-willig“ erfinden (müssen). Diese selbständigen Neuauslegungen des vorgefundenen Wissens werden (ebenfalls als Wissen) ihrerseits wieder in das gesellschaftliche Handlungsfeld eingespeist und verändern es.
Das Handeln der Akteure gilt in dieser Perspektive erst dann als verstanden, wenn der Interpret/die Interpretin in der Lage ist, es aufgrund der erhobenen Daten (Interviews, Beobachtungen, Dokumente etc.) in Bezug zu dem vorgegebenen und für die jeweilige Handlungspraxis relevanten Bezugsrahmen zu setzen und es in dieser Weise für diese Situation als eine (für die Akteure) sinn-machende (wenn auch nicht immer zweck-rationale) „Lösung“ nachzuzeichnen.
Schwerpunkt des Workshops soll die Organisationsanalyse (Arbeits- und Interessenorganisationen wie Unternehmen, Parteien, Verbände, Verwaltungen) sein. Erprobt werden soll, ob und wie sich mit der hermeneutischen Wissenssoziologie nicht nur die Besonderheit des Handelns einzelner Akteure ermitteln lässt, sondern wie dieses Handeln mit je spezifischen Strukturen der Organisation und/oder organisationstypischen Mustern der Wahrnehmung, Deutung und Entscheidung zusammenhängt.
Literatur
- Hitzler, Ronald; Reichertz, Jo & Schröer, Norbert (Hrsg.) (1999). Hermeneutische Wissenssoziologie. Standpunkte zur Theorie der Interpretation. Konstanz: UVK.
- Hitzler, Ronald; Reichertz, Jo & Schröer, Norbert (Hrsg.) (2020): Kritik der Hermeneutischen Wissenssoziologie. Weinheim: Beltz Juventa.
- Keller, Reiner; Knoblauch, Hubert & Reichertz, Jo (Hrsg.) (2013). Kommunikativer Konstruktivismus. Wiesbaden: Springer VS.
- Reichertz, Jo (2013). Gemeinsam interpretieren. Die Gruppeninterpretation als kommunikativer Prozess. Wiesbaden: Springer VS.
- Reichertz, Jo (2016). Qualitative und interpretative Sozialforschung. Eine Einladung. Wiesbaden: Springer VS.
Workshop: Interviews
Dr. Herwig Reiter
Deutsches Jugendinstitut, Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden
Das Interview gehört zu den Standardwerkzeugen qualitativer Sozialforschung und wird von unterschiedlichsten Ansätzen verwendet. Das liegt u.a. daran, dass es an das Gespräch als Interaktionsform des Alltags angelehnt ist und direkten Zugang zu Sprache und Denkweise der Forschungssubjekte ermöglicht. Außerdem ist es eine etablierte und pragmatische Alternative zu aufwändigeren Verfahren.
Der erste Teil des Workshops diskutiert die methodologischen Besonderheiten qualitativer Interviewforschung. Anhand der vergleichenden Darstellung des narrativen, des ethnographischen und des problemzentrierten Interviews werden Anwendungsbereiche und typische Arbeitsschritte sowie Vor- und Nachteile diskutiert. Der zweite Teil ist praktischen Fragen der Planung, Vorbereitung und Durchführung qualitativer Interviews gewidmet und richtet sich nach Forschungsvorhaben und konkreten Anliegen der Teilnehmenden.
Literatur
- Deppermann, Arnulf (2013). Interview als Text vs. Interview als Interaktion [61 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 14(3), Art. 13. DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-14.3.2064.
- Helfferich, Cornelia (2011). Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Einzelinterviews (4. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag.
- Kruse, Jan (2014). Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. Weinheim: Beltz Juventa.
- Mey, Günter & Mruck, Katja (2020). Qualitative Interviews. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Band 2: Design und Verfahren (2., erweiterte und überarbeitete Auflage, S. 315–335). Wiesbaden: Springer. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26887-9_33.
- Witzel, Andreas & Reiter, Herwig (2022). Das problemzentrierte Interview – eine praxisorientierte Einführung. Weinheim: Beltz Juventa.
Workshop: Qualitativ Forschen lehren lernen
Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Sozialwissenschaft / Institut für Qualitative Forschung, Internationale Akademie Berlin
Die Lehre und das Lernen qualitativer Forschung gehören mittlerweile zu einem bedeutsamen Arbeitsfeld, wie z.B. die zurückliegenden Diskussionen auf dem BMT und die Debatte in FQS zeigen. Die qualitative Methodenlehre, ihre didaktische Konzeption und Ausgestaltung stehen im Zentrum dieses Workshops. Er richtet sich an Lehrende mit Erfahrung in der Durchführung von Lehrveranstaltungen zur Vermittlung qualitativer Forschung (etwa Seminare, Forschungswerkstätten, Lehrforschungsprojekte, Tutorien).
Im ersten Teil des Workshops (thematischer Fokus 1) werden zunächst unterschiedliche, gängige als auch innovative Formate zur Vermittlung qualitativer Forschungsmethoden vorgestellt. Mit besonderem Blick auf Formate, in denen die Anleitung zum Erlernen praktischer Handlungskompetenz des qualitativen Forschens im Zentrum steht, wird sodann gemeinsam erörtert und reflektiert, wie qualitative Forschungsprozesse von Studierenden in Lehrveranstaltungen didaktisch gerahmt und begleitet werden können.
Der zweite Teil des Workshops (thematischer Fokus 2) widmet sich der Aneignung von Interpretationskompetenz. Nach einer Skizzierung allgemeiner Spezifika interpretativer Praxis wird mit Blick auf die Interpretation qualitativer Daten den didaktischen respektive praktischen Herausforderungen beim Anleiten gemeinsamen Interpretierens nachgegangen. Insbesondere wird hierbei erörtert, wie mit Vielstimmigkeit in der qualitativen Methodenlehre produktiv umgegangen werden kann, etwa indem konkurrierende Lesarten und Differenz nicht nur zugelassen, sondern diese in einem tragfähigen Lehr-Lern-Setting bisweilen selbst angeregt werden. Im Zuge der Thematisierung von Multiperspektivität wird auch der didaktische Wert der vergleichenden Lehre unterschiedlicher Auswertungsmethoden reflektiert.
Es besteht die Möglichkeit, ausgewählte Konzeptionen von Veranstaltungsformaten der Teilnehmenden im Sinne einer Weiterentwicklung gemeinsam im Workshop zu besprechen (thematischer Fokus 1). Daneben sind alle Teilnehmenden dazu eingeladen, vorab einen 1-2-seitigen Kurzbericht zu besonderen Erfahrungen im Umgang mit bzw. der Gestaltung von Interpretationssitzungen im Kontext eigener Lehr-Lern-Settings anzufertigen. Die eingereichten Kurzberichte werden den Teilnehmenden vorab zur Verfügung gestellt und dienen als Ausgangspunkt für die gemeinsame Diskussion (thematischer Fokus 2).
Eine Einladung zur optionalen Einreichung dieses Materials erfolgt vor der Veranstaltung.
Literatur
- Kanter, Heike & Mey, Günter [mit Kurzbeiträgen von Claudia Dreke, Rahim Hajji, Sandra Köchy, Jens Heßmann, Arnd Hofmeister, Beatrice Hungerland, Heike Stecklum] (2021). Herausforderungen, qualitative Forschungsmethoden zu lehren/lernen. Ansprüche, Spezifika und Lösungswege zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. In Alexa Maria Kunz, Günter Mey, Jürgen Raab und Felix Albrecht (Hrsg.), Qualitativ Forschen als Schlüsselqualifikation. Prämissen – Praktiken – Perspektiven (S. 26–51). Weinheim: Beltz Juventa.
- Mey, Günter (2021). Qualitative Forschung findet immer in Gruppen statt. Das ist nicht einfach, aber produktiv – Reflexionen zur „Projektwerkstatt qualitatives Arbeiten“. In Heike Ohlbrecht, Carsten Detka & Sandra Tiefel (Hrsg.), Anselm Strauss – Werk, Aktualität und Potentiale. Mehr als nur Grounded Theory (S. 125–144). Opladen: Verlag Barbara Budrich.
- Schreier, Margrit & Breuer, Franz (2020). Lehren und Lernen qualitativer Forschungsmethoden. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Band 2: Designs und Verfahren (2., aktualisierte und erweiterte Auflage, S. 265–289). Wiesbaden: Springer. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26887-9_32.
- Schreier, Margrit & Ruppel, Paul S. (2021). Entwicklungspotenziale im Lehren und Lernen qualitativer Forschungsmethoden in den Sozialwissenschaften. In Marc Dietrich, Irene Leser, Katja Mruck, Paul Sebastian Ruppel, Anja Schwentesius & Rubina Vock (Hrsg.), Begegnen, Bewegen und Synergien stiften: Transdisziplinäre Beiträge zu Kulturen, Performanzen und Methoden (S. 325–342). Wiesbaden: Springer VS. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-33632-5_18.
- Stamann, Christoph; Ruppel, Paul. S. & Mey, Günter (Hrsg.) (2023). Transformationen des Lehrens und Lernens qualitativer Forschung. Journal für Psychologie, 31(2), 3–180. DOI: https://doi.org/10.30820/0942-2285-2023-2
Workshop: Systematische Metaphernanalyse
Prof. Dr. Rudolf Schmitt
Hochschule Zittau-Görlitz, Fakultät Sozialwissenschaften
Dr. Andreas Hohmann
Bildungswerk für Soziales und Gesundheit
Die systematische Metaphernanalyse ist eine neue empirische Methode zur Rekonstruktion der Deutungen, in denen Menschen sich und ihre Welt begreifen. Sie stützt sie sich dabei auf die kognitive Linguistik, welche Metaphern nicht als schmückendes Beiwerk der Sprache begreift, sondern als integraler Bestandteil einer sprachlichen Praxis versteht. Mehr noch: Sprache operiert grundsätzlich metaphorisch, unsere Wahrnehmung, unser Denken, Fühlen und Handeln werden durch Metaphern geprägt. Von älteren Studien unterscheidet sie sich durch folgendes:
- Sie nutzt die Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson), um den Stellenwert von Metaphern für Strukturen von Denken, Handeln und Emotionen zu bestimmen.
- Das empirische Vorgehen bietet eine handhabbare Arbeitsdefinition zur Erkennung von Metaphern.
- Sie ermöglicht, von einzelnen Metaphern auf zusammenhängende metaphorische Konzepte zu schließen.
- Das empirische Vorgehen der Metaphernanalyse ist offen dafür, sowohl kulturelle, subkulturelle wie individuelle Muster zu rekonstruieren.
- Für die Interpretation metaphorischer Muster steht eine Sammlung heuristischer Hilfen zur Verfügung.
- Neben allgemeinen, für qualitative Forschung gültigen Gütekriterien sind speziellere Gütekriterien für Metaphernanalysen benennbar.
Im Workshop sollen diese Merkmale je nach Vorwissen der Teilnehmer*innen an vorbereitetem Material vorgestellt und in kleinen Übungen vertieft werden.
Literatur
- Lakoff, George & Johnson, Mark (1998 [1980]). Leben in Metaphern. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme. [Orig.: 1980. Metaphors we live by. Chicago: The University of Chicago Press].
- Schmitt, Rudolf (2004). Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Review Essay: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Art. 19. DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-5.2.621.
- Schmitt, Rudolf (2017). Systematische Metaphernanalyse als Methode der qualitativen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS, http://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-13464-8.
- Schmitt, Rudolf; Schröder, Julia & Pfaller, Larissa (2018). Systematische Metaphernanalyse. Eine Einführung. Wiesbaden: Springer VS, https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-21460-9.
- Schmitt, Rudolf; Schröder, Julia; Pfaller, Larissa & Hoklas, Anne-Kathrin (2022). Die Praxis der systematischen Metaphernanalyse. Anwendungen und Anschlüsse. Wiesbaden: Springer VS. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-36121-1.
Workshop: Fallauswahl
Prof. Dr. Margrit Schreier
Constructor University Bremen, ehemals Jacobs University Bremen
Prof. Dr. Nicole Weydmann
Hochschule Furtwangen
Beim Sampling in der quantitativen Forschung geht es oft darum, durch Zufallsauswahl eine repräsentative Stichprobe zu gewinnen, um von der Stichprobe auf eine Grundgesamtheit zu schließen. In der qualitativen Forschung stehen dagegen meist ganz andere Ziele im Vordergrund. Dabei wird eine begrenzte Anzahl von Fällen vertieft, differenziert untersucht und dargestellt. Wesentlich für die Auswahl der Fälle ist dabei meist nicht die Repräsentativität, sondern dass die Fälle im Hinblick auf die Fragestellung möglichst informationshaltig sind (sog. absichtsvolle Fallauswahl).
Was heißt „informationshaltig“ in der Praxis aber genau? Wie geht man bei der absichtsvollen Fallauswahl vor, und wie viele Fälle sind „genug“? Diesen Fragen gehen wir in dem Workshop anhand von Untersuchungsbeispielen der Teilnehmer*innen nach. Es werden verschiedene Kriterien und Strategien der Fallauswahl beschrieben und erprobt. Diese Strategien und Kriterien stammen teilweise aus der qualitativ-sozialwissenschaftlichen Tradition (z.B. kriterienorientierte Fallauswahl, theoretisches Sampling, qualitative Stichprobenpläne, heterogene Stichprobenziehung), teilweise aus der Literatur zur Durchführung von Fallstudien (z.B. Auswahl von typischen Fällen, Extremfällen, abweichenden Fällen). Soweit noch Zeit ist und die Teilnehmenden dies möchten, sprechen wir auch über verschiedene Konzepte von Verallgemeinerung und wie diese mit Strategien der Fallauswahl zusammenhängen.
Der Workshop eignet sich für alle, die eine qualitative Studie planen und sich schon vorab über die Fallauswahl Gedanken machen. Er soll auch denjenigen eine Hilfestellung an die Hand geben, die ihre Fallauswahl bereits abgeschlossen haben und sich nun fragen, was sie auf dieser Grundlage aussagen können.
Die Fallauswahl ist ein Teil des Untersuchungsdesigns und geht damit über die Anwendung einzelner Methoden hinaus. Neben der Beschreibung von Strategien sind daher auch methodologische Überlegungen zur Fallauswahl in der qualitativen und der quantitativen Forschung Bestandteile des Workshops.
Literatur
- Gobo, Ganpietro (2006). Sampling, representativeness, and generalizability. In Clive Seale et al. (Ed.), Qualitative research practice (pp. 435–456). London: Sage.
- Mason, Mark (2010). Sample size and saturation in PhD studies using qualitative interviews [63 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 11(3), Art. 8, DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-11.3.1428.
- Schreier, Margrit (2020). Fallauswahl. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Band 2: Designs und Verfahren (2., aktualisierte u. erweiterte Auflage; S. 19–39). Wiesbaden: Springer. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26887-9_19.
Workshop: Forschungsethik
Prof. Dr. Hella von Unger
Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Soziologie
Dr. Olaf Tietje
Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Soziologie
Forschungsethische Fragen stellen sich in allen Phasen des Forschungsprozesses und betreffen insbesondere die Gestaltung der Beziehungen zwischen den Forschenden und den Personen und Einrichtungen, die an der Forschung teilnehmen. Viele Fachgemeinschaften haben Ethik-Kodizes entwickelt, um Prinzipien und Grundsätze zu formulieren, die das Forschungshandeln leiten. Forschende sind beispielsweise aufgefordert, die Risiken der Teilnahme an ihrer Studie zu antizipieren und Schaden zu vermeiden, von Teilnehmenden eine informierte Einwilligung einzuholen und die Daten zu anonymisieren und vertraulich zu behandeln. In der qualitativen Forschungspraxis werfen diese Grundsätze jedoch vielfältige Herausforderungen auf: Wie lässt sich beispielsweise eine informierte Einwilligung bei teilnehmenden Beobachtungen einholen – und von wem? Wie lassen sich Risiken antizipieren, wenn der Forschungsverlauf methodologischen Prinzipien folgend offen gestaltet wird und nur eingeschränkt planbar ist? Lassen sich qualitative Daten überhaupt sinnvoll anonymisieren – und wenn ja, wie? Im Zusammenhang mit neuen Technologien und digitalen Wirklichkeiten stellen sich neue Fragen, auf die die bestehenden Grundsätze keine direkten Antworten liefern (wie beispielsweise im Bereich der social media-Forschung). Es bedarf daher einer forschungsethischen Reflexivität, die nicht nur das eigene Forschungshandeln, sondern auch die kanonisierten Grundsätze kritisch hinterfragt und danach strebt, im jeweils spezifischen Forschungskontext Antworten auf die Frage zu finden, welches Handeln ethisch vertretbar ist – und welches nicht.
Der Workshop führt in zentrale forschungsethische Grundsätze ein und diskutiert einige der Herausforderungen, die sich in der qualitativen Forschung stellen. Es besteht auch die Gelegenheit, dass Teilnehmende forschungsethische Fragen und Anliegen aus ihrer eigenen Forschungspraxis diskutieren. Die Teilnehmenden werden gebeten, ihre Fragen und Anliegen im Vorfeld zu kommunizieren, um eine Auswahl und Fokussierung der Diskussion zu ermöglichen. Die Anliegen und Inhalte der Diskussion werden vertraulich behandelt.
Literatur
- Saunders, Benjamin; Kitzinger, Jenny & Kitzinger, Celina (2015). Anonymising interview data: Challenges and compromise in practice. Qualitative Research 15 (5), 616–632.
- Tietje, Olaf (2023). „Du weißt es jetzt – erzähl davon!“ Dekoloniale Forschungsperspektiven und Aufträge aus dem Forschungsfeld [28 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 24(1), Art. 4. DOI: http://dx.doi.org/10.17169/fqs-24.1.3974.
- von Unger, Hella (2018). Forschungsethik, digitale Archivierung und biographische Interviews. In Helma Lutz, Martina Schiebel & Elisabeth Tuider (Hg.), Handbuch Biographieforschung (S. 681–693). Wiesbaden: Springer VS.
- von Unger, Hella, Narimani, Petra & M’Bayo, Rosalie (Hrsg.) (2014). Forschungsethik in der qualitativen Forschung: Reflexivität, Perspektiven, Positionen. Wiesbaden: Springer VS.
Integratives Basisverfahren
PD Dr. Jeannine Wintzer
Universität Bern, Geografisches Institut
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
Die Analyse sprachlicher Daten, etwa in Form von Transkripten von Interviews oder in Form medialer, politischer oder auch wissenschaftlicher Texte, ist Aufgabe vieler qualitativer Forscher*innen. Doch wie lassen sich der implizite Sinn dieser Daten rekonstruieren und die Rekonstruktionen im Text belegen? Im Workshop wird mit dem Integrativen Basisverfahren von Cornelia Helfferich und Jan Kruse eine methodische Lösung für diese Herausforderungen vorgestellt. Um das Vorgehen des Integrativen Basisverfahrens zu verdeutlichen, könnte das Bild eines Gegenstandes gezeichnet werden, der zu Beginn wortwörtlich „im Dunkeln“ steht. Schritt für Schritt wird er mit jeweils verschieden fokussierten methodischen Zugriffen ausgeleuchtet. Jeder dieser Zugriffe beleuchtet wie ein Scheinwerfer einen bestimmten Bereich des Gegenstandes; erst in ihrem Zusammenspiel wird der Gegenstand in seiner Gesamtheit sichtbar. In diesem Sinne kombiniert das Integrative Basisverfahren verschiedene methodische Zugangsweisen zu textuellen Daten. Grundlage des Verfahrens ist eine sequenzanalytische und linguistische Fundierung, die sich auf drei sprachlichen Aufmerksamkeitsebenen bewegt: Semantik, Pragmatik, Syntaktik. Konkrete Analyseheuristiken sind beispielsweise die Metaphern-, Positioning- und Agency-Analyse. Analysierbar wird damit neben dem, was gesagt wird auch das, wie etwas gesagt wird. Mit dieser Konzentration auf die Versprachlichung von implizitem Sinn bietet das Integrative Basisverfahren eine konkrete Vorgehensweise, die Orientierung gibt und so den Einstieg in die Analyse erleichtert. Im Workshop werden wir nach einem Einblick ins Integrative Basisverfahren möglichst schnell in die Analysepraxis einsteigen und den Teilnehmer*innen auf diese Weise die methodischen Grundzüge des Verfahrens auf forschungspraktische Weise vermitteln.
Literatur
Kruse, Jan (2015). Qualitative Interviewforschung: Ein integrativer Ansatz (2. Auflage). Weinheim: Beltz Juventa.
Bethmann, Stephanie (2020). Methoden als Problemlöser: Wegweiser für die qualitative Forschungspraxis (2. Auflage). Weinheim: Beltz Juventa.
Eckert, Judith & Cichecki, Diana (2020). Mit „gescheiterten“ Interviews arbeiten. Impulse für eine reflexiv-interaktionistische Interviewforschung. Weinheim: Beltz Juventa.