Mittagsvorlesung 2025

Scheitern in der qualitativen Forschung – eine Erfolgsgeschichte?

Dr. Judith Eckert

Institut für Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück

Diana Cichecki, M.A.

Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA)

Die Offenheit, über schwierige Felderfahrungen zu schreiben und sie hinsichtlich ihres Erkenntnispotenzials zu befragen, hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Parallel dazu wird das Scheitern in der Wissenschaft generell stärker in den Blick genommen und unternehmerisches Scheitern in Fuckup-Nights zelebriert. Mit Scheitern, so eine naheliegende These, lassen sich also neuerdings Erfolgsgeschichten erzählen.

Vor diesem Hintergrund gehen wir im Vortrag der Frage nach, welche Erkenntnisgewinne „Scheitern“ in der qualitativen Forschung ermöglicht. Zum einen binden wir das vermeintliche Scheitern an grundlagenmethodologische Ideen qualitativer Sozialforschung rück, um seine Bedeutung für die jeweiligen Forschungskontexte zu diskutieren. Zum anderen stellen wir Überlegungen dazu an, inwiefern „Scheitern“ hilft, Kernkonzepte, Diskursräume und Herausforderungen qualitativen Forschens weiterzudenken. Während in neoliberalen Thematisierungen erfolgreichen Scheiterns meist eine Responsibilisierung der Einzelnen erfolgt, möchten wir Ideen entwickeln, wie ein erkenntnisproduktiver Umgang mit schwierigen Felderfahrungen kollektiv erleichtert werden kann.