Forschungswerkstätten 2025

Forschungswerkstatt: Reflexive Grounded Theory

Prof. i.R. Dr. Franz Breuer

Universität Münster, Institut für Psychologie

In dieser Forschungswerkstatt soll der Ablauf eines Forschungsprojekts im Forschungsstil der Reflexiven Grounded Theory in seinen wichtigsten Schritten skizziert werden:

  • Die Grundidee: eine neue Theorie generieren
  • Umgang mit Vorwissen und theoretische Sensibilität
  • Themenfokussierung als Erkenntnisbewegung
  • Erste (Feld, Gesprächs-) Kontakte
  • Rolle und Reflexion der Person des/der Forschenden im Forschungskontakt
  • Fallauswahl: Theoretical Sampling
  • Dokumentation und Transkription
  • Kodieren: die Generierung von Konzepten
  • Modellbilden: Auswahl und Systematisierung der Konzepte
  • Die Forschungsgruppe als Werkzeug
  • Informelles und formelles Schreiben: Forschungstagebuch, Memos und finaler Text

Diese Aspekte werden kurz vorgestellt. Zu den einzelnen Phasen, Forschungsschritten bzw. methodischen Wahlentscheidungen können die Teilnehmer*innen (auf dem Hintergrund ihrer eigenen Probleme oder Erfahrungen) Fragen stellen. Bevorzugt werden Fragen besprochen, die sich im Zusammenhang mit einem ersten eigenen Forschungsprojekt nach RGTM-Modus stellen. An einem ausgewählten Teilnehmer*innen-Projekt machen wir gemeinsame Transfer-Versuche der Arbeitsweise. Die Forschungswerkstatt richtet sich an Interessierte unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Fachrichtungen.

Teilnehmende, die daran interessiert sind, dass ihr eigenes R/GTM-Projekt als (Illustrations-) Fall besprochen wird und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, ein informatives Kurzexposé (plus Datenausschnitt) einzureichen. Die Exposés werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Einführungsliteratur zur Forschungswerkstatt

  • Breuer, Franz; Muckel, Petra & Dieris, Barbara (2019). Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis (4. durchgesehene und aktualisierte Auflage). Wiesbaden: Springer VS.

Forschungswerkstatt: Tiefenhermeneutik / Psychoanalytisch orientierte Sozialforschung

Dr. Markus Brunner

Sigmund Freud Privatuniversität Wien

Charlie Kaufhold, M.A.

Internationale Psychoanalytische Universität Berlin

Tiefenhermeneutik ist eine psychoanalytisch orientierte Methode der qualitativen Sozial- und Kulturforschung, die von dem Frankfurter Psychoanalytiker und Sozialpsychologen Alfred Lorenzer begründet wurde (Lorenzer 1986). Sie untersucht den narrativen Gehalt von Kulturprodukten und empirischen Forschungsdaten mit dem Ziel, auch unbewusste (nonverbale) Bedeutungen zu verstehen (König et al. 1986; Leithäuser & Volmerg 1988). Um diese Bedeutungen interpretativ zu erschließen, setzt die Tiefenhermeneutik an der Wirkung an, die Forschungsmaterialien auf das Erleben der Forscher*innen entfalten: Eine tiefenhermeneutische Interpretation bewegt sich hin und her zwischen einer genauen regelgeleiteten Lektüre des Forschungsmaterials und der Reflexion von Irritationen, Gefühlen und Konflikten, mit denen die Forscher*innen auf das Material reagieren. Werden diese Reaktionen ernst genommen und mit Vorsicht reflektiert, können sie Aufschluss über eine unbewusste Ebene der Forschungsbeziehung (z.B. zwischen Interviewer*in und Interviewee) und damit über eine latente Sinnschicht des Forschungsthemas geben.

Die Forschungswerkstatt bietet die Möglichkeit, tiefenhermeneutisches Arbeiten forschungspraktisch auszuprobieren und erste Eindrücke von der methodischen Vorgehensweise zu sammeln. In der Forschungswerkstatt soll es darum gehen, nach einem Input mit empirischem Material der Teilnehmenden tiefenhermeneutisch zu arbeiten. Vorerfahrungen der Teilnehmenden sind hierbei nicht erforderlich. Eingereicht werden können Transkripte von Interviews und Gruppendiskussionen oder Beobachtungsprotokolle, gerne auch Kulturprodukte wie Bilder, Karikaturen oder Dokumente usw.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Bereswill, Mechthild; Morgenroth, Christine & Redman, Peter (2010). Special issue: Alfred Lorenzer and the depth-hermeneutic method. Psychonalysis, Culture and Society, Vol. 15, 3.
  • Haubl, Rolf & Lohl, Jan (2020). Tiefenhermeneutik. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Band 2: Designs und Verfahren (2., aktualisierte und erweiterte Auflage; S. 555–577). Wiesbaden: Springer. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26887-9_57.
  • König, Hans-Dieter (2008). Tiefenhermeneutik. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hg), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (S. 556–568). Reinbek: Rowohlt.
  • König, Julia; Burgermeister, Nicole; Brunner, Markus; Berg, Philipp & König, Hans-Dieter für die Forschungswerkstatt Tiefenhermeneutik (Hg.) (2018). Dichte Interpretation. Tiefenhermeneutik als Methode qualitativer Forschung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Lorenzer, Alfred (1986). Tiefenhermeneutische Kulturanalyse. In Hans-Dieter König et al. (Hg.), Kultur-Analysen (S. 11–98), Frankfurt am Main: Fischer.

Forschungswerkstatt: Sozialwissenschaftliche Dispositivanalyse

Prof. Dr. Andrea D. Bührmann

Universität Göttingen, Institut für Diversitätsforschung

Dr. Daniel Schumann

Freie Universität Berlin, Institut für Soziologie

Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse zielt darauf, diskursive Praktiken zur Herstellung und Durchsetzung von Wissen in spezifischen sozio-historischen Kontexten zu analysieren und dessen Formierungsstrukturen, Funktionsmechanismen und Machtwirkungen zu entziffern. Bei der Dispositivanalyse geht es vor diesem Hintergrund um die die systematische Ergänzung und Weiterung diskurstheoretischer Perspektiven und diskursanalytischer Forschungspraxis. Im Zentrum stehen also diskursive und nicht-diskursive Praktiken und deren Vermittlungen. Zu fragen ist damit nach den Wechselbezügen zwischen normierenden Wissensordnungen, ihren konkreten handlungspraktischen Wirksamkeiten im Austausch von Akteur*innen sowie den damit einhergehenden Selbst-Bezügen und Subjektivitätsformen und -weisen.

Obwohl mittlerweile einige Konzeptionen für eine (auch) an Foucault orientierte und darüber hinausweisende Forschungsmethodik vorliegen, bleibt eine methodische „Schrittfolge“ für Diskurs- und Dispositivanalysen problematisch. Dies gilt besonders, falls solche Vorgaben den Anspruch auf Verbindlichkeit und Ausschließlichkeit erheben. Was eine „Diskurs-“ bzw. „Dispositivanalyse“ jeweils ausmacht, muss je nach Forschungsfrage, ihrer jeweiligen theoretischen und methodologischen Fundierung sowie den damit verbundenen methodisch-praktischen Umsetzungen immer erst bestimmt werden.

Die Forschungswerkstatt bietet mit Blick darauf eine grundlegende und einführende Diskussion zur sozialwissenschaftlichen (Diskurs- und) Dispositivforschung, die vor allen Dingen an konkreten methodisch-praktischen Fragen der Durchführung von Forschungsprojekten orientiert ist.

Teilnehmende, die daran interessiert sind, dass ihr Forschungsprojekt als (Illustrations-) Beispiel besprochen wird, und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, ein informatives Kurzexposé einzureichen. Die Exposés werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Bührmann, Andrea D.; Diaz-Bone Rainer; Kendall, Gavin; Guiterréz Rodríguez, Encarnación; Schneider, Werner & Tirado, Francisco (Hrsg.) (2007). From Michel Foucault’s Discourse Theory to Empirical Social Research on Discourses. Current Methodological Developments und Methodical Applications in Social Research. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research8(2), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/7.
  • Bührmann, Andrea & Schneider, Werner (2012). Vom Diskurs zum Dispositiv. Eine Einführung in die Dispositivanalyse (2. Auflage) Bielefeld: transcript Verlag.
  • Schumann, Daniel (2022). „Brückenbauer“ im Dispositiv kollaborativer Inklusion. Zur Enaktierung von Expertise in Kooperationen von Kommunalverwaltungen und Migrant:innenorganisationen. Swiss Journal of Sociology, 48(3), 465–487. DOI: https://doi.org/10.2478/sjs-2022-0023.

Prof. Dr. Bettina Dausien

Universität Wien, Institut für Bildungswissenschaft

Prof. Dr. Paul Mecheril

Universität Bielefeld, Fakultät für Erziehungswissenschaft

Was tun wir eigentlich, wenn wir ein Interviewtranskript, ein Beobachtungsprotokoll, eine Tagebuchaufzeichnung oder anderes Material interpretieren und einen Interpretationstext zu diesem (Text-)Material produzieren? In der qualitativen Forschung gibt es verschiedene methodologische Strategien und Methoden, die sicherstellen sollen, dass dieses „Tun“ nicht beliebig, sondern regelgeleitet und begründet erfolgt. Allerdings ist die Anwendung von Methoden kein vollständig technologisierbarer Vorgang, der zu einem „folgerichtigen“ Interpretationstext führt, sondern eine interpretative Praxis, die von unterschiedlichen Bedingungen strukturiert wird und im je konkreten Fall eines Forschungsprojekts, Materials etc. im Rahmen methodischer Regeln immer wieder neu „hergestellt“ wird. Dabei sind die Forschenden selbst aktiv an der Konstruktion ihres Gegenstandes beteiligt.

In methodologischen Debatten wird die Konstruktionsleistung der Forschenden zwar grundsätzlich einbezogen, in den einzelnen methodischen Verfahren fehlen jedoch häufig elaborierte Instrumente für deren Reflexion. Formen der persönlichen Reflexion der Forschenden etwa durch Supervision, ein Forschungstagebuch oder einfach durch „Nachdenken“ sind wichtig, sie bleiben aber in methodologischer Hinsicht unbefriedigend. Notwendig ist darüber hinaus eine systematische methodologisch angeleitete Reflexion der Konstruktivität der Forschungspraxis und der „Ko-Konstruktion“ der Forschenden im Umgang mit ihrem Material.

Der Gedanke der Ko-Konstruktion lässt sich am Verhältnis zwischen einem „empirischen“ Text und den darauf bezogenen, im Forschungsprozess produzierten interpretativen und theoretischen Texten explizieren: Die interpretativen Texte der Forschenden sind mit Alfred Schütz als „Konstruktionen zweiten Grades“ zu verstehen. Der Begriff der Ko-Konstruktion reflektiert aber deutlicher als der Schütz’sche Ansatz die wechselseitige Vermittlung und Dynamik zwischen dem empirischen Material (und den sich darin spiegelnden alltagsweltlichen Konstruktionen) und den im Forschungsprozess produzierten „Konstruktionen zweiten Grades“. Letztere sind keine aus dem Material „emergierenden“ Rekonstruktionen, die zu jenem in einer eindeutigen Relation stehen. Es sind vielmehr unter bestimmten Hinsichten konstruierte Lesarten, die in der kommunikativen Interpretationspraxis herausgearbeitet, bzgl. ihrer Voraussetzungen reflektiert und an bestimmten Kriterien im Hinblick auf Plausibilität und Güte beurteilt werden. Der Blick richtet sich also besonders auf die Relation zwischen den Konstruktionen „im“ empirischen Material und den interpretativen Ko-Konstruktionen der Forschenden sowie auf die wechselseitige Strukturierung dieser beiden Konstruktionskontexte in der Forschungspraxis.

Diese Relation zu reflektieren und bestmöglich zu explizieren, ist eine Forderung qualitativer Forschung, insbesondere wenn sie dem Paradigma der interpretativen resp. rekonstruktiven Sozialforschung folgt. Im Sinn der Entwicklung gemeinsamer Qualitätskriterien qualitativer Forschung und einer „schulenübergreifenden“ Verständigung soll das Verständnis von Interpretation als Ko-Konstruktion dazu dienen, die eigene interpretative Praxis im Hinblick auf ihre Voraussetzungen (Interessen, Vorannahmen, theoretische Modelle usw.), ihre Produkte (Interpretationstexte, Kategorien, theoretische Konzepte usw.) und die damit einhergehenden Gegenstandkonstruktionen zu reflektieren.

In der Forschungswerkstatt wollen wir – an exemplarischem, von Teilnehmenden eingereichtem Material – das Verhältnis von Text, „Interpretationshinsichten“ und Ko-Konstruktionen praktisch ausloten und methodologisch reflektieren.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietende der Forschungswerkstatt weitergeleitet. (Aus den eingereichten Materialien wählen wir max. drei Beiträge für die Besprechung in der Werkstatt aus.)

Literatur

  • Dausien, Bettina (2006). Repräsentation und Konstruktion. Lebensgeschichte und Biographie in der empirischen Geschlechterforschung. In Sabine Brombach & Bettina Wahrig (Hrsg.), LebensBilder. Leben und Subjektivität in neueren Ansätzen der Gender Studies (S. 179–211). Bielefeld: transcript Verlag.
  • Dausien, Bettina (2007). Reflexivität, Vertrauen, Professionalität. Was Studierende in einer gemeinsamen Praxis qualitativer Forschung lernen können. Diskussionsbeitrag zur FQS-Debatte „Lehren und Lernen der Methoden qualitativer Sozialforschung“. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(1). DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-8.1.220.
  • Dausien, Bettina (2019). „Doing reflexivity“ – Interpretations- und Forschungswerkstätten. Überlegungen und Fragen (nicht nur) aus der Perspektive von „Anfänger*innen“ in der Biographieforschung. In Gerhard Jost & Marita Koch (Hrsg.), Handbuch zur soziologischen Biographieforschung: Grundlagen für die methodische Praxis (S. 257–276). Opladen, Toronto: Verlag Barbara Budrich.
  • Mecheril, Paul (2003). Text als Medium für Text. Method(olog)ische Anmerkungen zur allmählichen Verfertigung eines Interpretationstextes (Kapitel II aus: Prekäre Verhältnisse. Über natio-ethno-kulturelle (Mehrfach-)Zugehörigkeit). Münster: Waxmann.

Forschungswerkstatt: Narrative Positionierung

Prof. Dr. Arnulf Deppermann

Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Mannheim

Die Analyse narrativer Positionierung interessiert sich für die Identitätsentwürfe, die Erzähler*innen im Kontext autobiographischer Erzählungen produzieren. Das autobiographische Erzählen bietet nicht nur einen privilegierten Zugang zur biographischen Selbstdeutung von Personen, es bietet auch besonders reichhaltige Möglichkeiten der Identitätskonstitution. Im Erzählen positionieren Sprecher*innen sich und andere Akteure sowohl deskriptiv (durch Kategorisierung und Beschreibung) als auch performativ (durch interaktives Handeln und Enaktieren). Dies geschieht sowohl auf der Ebene der je gegenwärtigen Erzählzeit als auch auf der Ebene der erzählten Zeit. Erzähler*innen positionieren damit sich gegenüber ihren Interaktionspartner*innen, werden aber auch durch diese positioniert (z.B. durch Fragen und Reaktionen auf das Erzählte). Diese unterschiedlichen Ebenen und Ressourcen der Positionierung bieten Erzähler*innen vielfältige Möglichkeiten, unterschiedliche Selbstentwürfe in der Interaktion zu projizieren und zueinander ins Verhältnis zu setzen. Dadurch werden differenzierte Selbstentwürfe kommuniziert und biographische Kontinuität und Wandel vielfältig zum Ausdruck gebracht. Ziel der Positionierungsanalyse ist die Untersuchung der sprachlich-kommunikativen Verfahren, mit denen narrative Positionierungen entfaltet werden, und die Rekonstruktion der situierten Identitätsentwürfe von Selbst und Anderen, die damit hergestellt werden. Ein besonderer Schwerpunkt der Analyse ist die Rekonstruktion der erzählerischen agency, d.h., der Präsentation der Selbstpräsentation in Hinblick auf Fragen der Veranlassung, Kontrolle, moralischen Zurechnung und Durchschaubarkeit von Handlungen und Ereignissen.

Die Analyse narrativer Positionierung arbeitet ausschließlich mit Ton- und Videoaufnahmen sowie Transkripten von mündlichen Erzählungen. Die Erzählungen können entweder aus Forschungskontexten (narrativen Interviews, Fokusgruppen) stammen oder im Kontext von nicht eigens für Forschungszwecken arrangierten Interaktionen entstanden sein (Gespräche im Alltag oder in Institutionen). In methodischer Hinsicht werden Vorgehensweisen der Konversationsanalyse (detaillierte Sequenzanalyse der Erzählinteraktion, membership categorization analysis) mit erzähl- und argumentationsanalytischen Verfahren (Erzählstrukturanalyse, Analyse erzählerischer Darstellungsstrategien, Argumentationsstruktur- und -funktionsanalyse) verknüpft.

In der Forschungswerkstatt soll anhand von Materialien von zwei Teilnehmenden an jeweils ein bis zwei Erzählpassagen gearbeitet werden. Bewerber*innen werden gebeten, ein Exposé ihrer Forschungsfragen (ca. eine Seite) sowie zwei Vorschläge zu bearbeitender Transkripte (transkribiert nach GAT2) einzureichen. Für die Arbeit in der Forschungswerkstatt müssen die Daten zudem als Audiodatei (mp3/wav) oder Videofile (mpeg4) bereit stehen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme das Organisationsteam – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Leiter der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Bamberg, Michael & Georgakopoulou, Alexandra (2008). Small stories as a new perspective in narrative and identity analysis. Text & Talk, 28(3), 377-396).
  • Deppermann, Arnulf (2015):. Positioning. In Anna De Fina & Alexandra Georgakopoulou (eds.), The Handbook of Narrative Analysis (S. 369-387). New York: Wiley-Blackwell.

Dr. Thorsten Dresing

audiotranskription.de, Marburg

Prof. Dr. Uwe Krähnke

Medical School Berlin, Hochschule für Gesundheit und Medizin

Thorsten Pehl

audiotranskription.de, Marburg

In der Forschungswerkstatt wird ein Verfahren der hybriden Textinterpretation mit multipler LLM-Nutzung vorgestellt, gemeinsam diskutiert und angewendet. Bei diesem Verfahren binden Forschende drei Large Language Models (LLMs) methodisch kontrolliert in den Prozess der qualitativen Datenanalyse ein. Durch die iterative Interaktion mit den eingesetzten LLMs wird ein mehrstufiger Analyseprozess gewährleistet, bei dem die in die Forschungswerkstatt eingebrachten Deutungsangebote sowie fallbeschreibenden und -erklärenden Hypothesen wechselseitig geprüft, elaboriert und gegenstandsangemessen validiert werden. Zentral für das hier vorgestellte Verfahren der hybriden Interpretation ist die konsequente Agency-Adressierung an die Forschenden. Sie steuern permanent den Analyseprozess, sichern die Einhaltung methodischer Standards und methodologischer Grundprinzipien qualitativer Forschung. So wird nicht nur eine fundierte Textinterpretation angeleitet, sondern auch das enorme Potenzial generativer KI (LLMs) für die qualitative Forschung deutlich.

Teilnehmende, die ihr eigenes Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

Prof. em. Dr. Thomas S. Eberle

Universität St. Gallen, School of Humanities and Social Sciences, Seminar für Soziologie

Dr. Florian Elliker

Universität St.Gallen, School of Humanities and Social Sciences, Seminar für Soziologie

Phänomenologie ist für qualitative Sozialforschung auf zweifache Weise relevant: Erstens als epistemologisch-methodologischer Rahmen für die qualitative Sozialforschung allgemein; zweitens als qualitative Forschungsmethode im Sinne der lebensweltlichen Ethnografie, der phänomenologischen Hermeneutik sowie der Ethnophänomenologie.

Die Phänomenologie liefert der qualitativen Sozialforschung eine epistemologisch-methodologische Grundlage, indem phänomenologische Analysen Schicht für Schicht unsere Vorannahmen freilegen, die unsere lebensweltliche Wahrnehmung von Phänomenen prägen. Auf diese Weise stößt sie zu den grundlegendsten Prozessen der Sinnkonstitution vor. Ihr Ziel ist es, jene formalen Strukturen der Lebenswelt zu explizieren, die anthropologisch universal sind und der empirischen Forschung eine Vergleichsgrundlage geben. Die phänomenologische Lebensweltanalyse bildet somit einen protosoziologischen Rahmen für die Methodologie der Sozialwissenschaften.

Die Phänomenologie als Forschungsmethode schließt sich viel direkter an die empirische Forschungspraxis an. Dabei können drei verschiedene Richtungen unterschieden werden:

  1. Die lebensweltliche Ethnografie setzt mit der beobachtenden Teilhabe – im Unterschied zur teilnehmenden Beobachtung – den Forscher bzw. die Forscherin als „Instrument“ der Datengenerierung mit ein, seine/ihre eigenen subjektiven Erfahrungen werden als wichtige Erkenntnisquelle explizit in der Forschung mit verwertet.
  2. Die phänomenologische Hermeneutik versucht andere Akteure zu verstehen, und zwar nicht nur auf der Ebene ihrer beobachtbaren Handlungen und kommunikativen Äußerungen, sondern auch auf der Ebene ihrer subjektiven Erfahrungen und ihrer Intentionalität.
  3. Die Ethnophänomenologie erschließt den Zugang zu subjektiven Wirklichkeiten anderer Menschen, die der eigenen Erfahrung der Forscher*innen selbst nicht zugänglich sind, wie z.B. visionäre Erlebnisse oder religiöse Erscheinungen, und analysiert das Wie, den Modus des Zugangs zu diesen Wirklichkeiten.

Die Forschungswerkstatt wird mit einem einführenden Input zu den oben skizzierten Positionen eröffnet. Anschließend werden zwei Forschungsprojekte von Teilnehmenden diskutiert. Eingeladen sind Projekte, die sich in Bezug auf ihr methodologisches Grundverständnis oder ihre Forschungsmethodik als phänomenologisch verstehen. Interessierte Teilnehmende sind eingeladen, sich mit einem Kurzexposé für die Präsentation zu bewerben. Sämtliche Teilnehmenden können im Vorfeld aber auch Fragen aller Art stellen, auf die in der Forschungswerkstatt dann eingegangen wird.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Eberle, Thomas S. (2014). Phenomenology as a research method. In Uwe Flick (Hrsg.), The Sage Handbook of Qualitative Data Analysis (S. 184–202). London, Thousand Oaks, New Dehli: Sage.
  • Eberle, Thomas S. (2015). Exploring another’s subjective life-world: A phenomenological approach. Journal of Contemporary Ethnography, vol. 44 no. 5, 563–579.
  • Eberle, Thomas S. (2020). Phänomenologische Ansätze ethnographischer Forschung. In Ronald Hitzler, Jo Reichertz & Norbert Schröer (Hrsg.), Kritik der hermeneutischen Wissenssoziologie (S. 26–38). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Eberle, Thomas S. (2022). Phänomenologische Hermeneutik. In Angelika Poferl & Norbert Schröer (Hrsg.), Handbuch Soziologische Ethnographie (S. 321–337). Wiesbaden: Springer VS.
  • Eberle, Thomas S. (2022). Phenomenology: Alfred Schutz’s Structures of the Life-World and Their Implications. In Uwe Flick (Hrsg.), The SAGE Handbook of Qualitative Research Design (S. 107–126). London: Sage.

Forschungswerkstatt: Ethnografische Forschungsdesigns

Dr. Paul Eisewicht

Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Soziologie

Unter einem ethnografischen Forschungsdesign in der Soziologie verstehen wir die wissenschaftliche Erkundung eines hinlänglich abgrenzbaren Wissens-, Kommunikations- und/oder Interaktionszusammenhanges, kurz: eines identifizierbaren sozialen Feldes, unter Nutzung verschiedener Verfahren der Datenerhebung und einer oder mehrerer interpretativer Methoden der Datenauswertung. Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne eines Verfahren bzw. Methoden kombinierenden Ansatzes unterscheidet sich somit (deutlich) von Designs standardisierter Erhebungen hier und von sogenannten „qualitativen“ Ein-Methoden-Designs da. Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne grenzt sich aber auch ab von Feldforschungskonzepten, in denen – direkte oder indirekte – Veränderungsabsichten intendiert oder impliziert sind (wie etwa solchen, die der sogenannten Aktionsforschung zugerechnet werden können). Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne zielt typischerweise auch nicht ab auf eine Kritik der das je untersuchte Feld kennzeichnenden Praktiken, sondern eher auf ein „vor- bzw. außermoralisches“ Verstehen dessen, was im je untersuchten Feld geschieht, und darauf, das (mitunter befremdliche) soziale Geschehen auch für nicht daran Beteiligte verständlich(er) zu machen.

In dieser Forschungswerkstatt sollen nicht bereits erhobene Daten und/oder sonst wie bereits zuhandene Feldmaterialien ausgewertet, sondern die sozialwissenschaftliche Plausibilität bzw. Plausibilisierbarkeit von Designs bzw. Konzepten für geplante oder laufende ethnografische Studien diskutiert werden.

In der Forschungswerkstatt werden maximal drei von Teilnehmern und Teilnehmerinnen eingebrachte Anlagen ethnografischer Studien besprochen. Diese drei Designs bzw. Konzepte werden nach Sichtung der eingegangenen Bewerbungen von uns ausgewählt. Diese Sichtung erfolgt auf der Grundlage von Exposés, in denen Fragestellungen, Zielsetzung, methodische Anlage und theoretische Interessen der in Frage stehenden ethnografischen Studie klar ausgewiesen sein sollen. Diese Exposés sollen mindestens 10.000 und höchstens. 20.000 Zeichen umfassen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Breidenstein, Georg; Hirschauer, Stefan; Kalthoff, Herbert & Nieswand, Boris (2013). Ethnografie. Konstanz und München: UVK/UTB.
  • Dellwing, Michael & Prus, Robert (2012). Einführung in die interaktionistische Ethnografie. Wiesbaden: Springer VS.
  • Hitzler, Ronald & Eisewicht, Paul (2016). Lebensweltanalytische Ethnographie – im Anschluss an Anne Honer. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Honer, Anne (2011). Das Perspektivenproblem in der Sozialforschung. In dieselbe: Kleine Leiblichkeiten. (S. 27–40). Wiesbaden: VS Verlag.
  • Pfadenhauer, Michaela (2017). Grenzziehungen, Grenzverläufe, GrenzgängerInnen. Zum kulturanalytischen Potenzial der Ethnografie [31 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 18(1), Art. 12, DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-18.1.2782.

Forschungswerkstatt: Wissenssoziologische Diskursanalyse

Prof. Dr. Reiner Keller

Universität Augsburg, Allgemeine Soziologie und Wissenssoziologie

Die Wissenssoziologische Diskursanalyse (WDA) formuliert ein Forschungsprogramm zur Untersuchung gesellschaftlicher Wissensverhältnisse und Wissenspolitiken, das mittlerweile über die Soziologie hinaus in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zum Einsatz kommt. Ihre theoretischen und methodologischen Grundlegungen liegen in einer Verbindung von wissenssoziologisch-sozialkonstruktivistischen Annahmen und Traditionslinien des soziologischen interpretativen Paradigmas mit theoretisch-begrifflichen Vorschlägen aus Michel Foucaults Reflexionen des Diskursbegriffs. In methodischer Hinsicht greift sie auf Konzepte, Erhebungs- und Analyseverfahren der qualitativen Sozialforschung zurück. Ihr Analyseinteresse richtet sich auf die Untersuchung von Diskursen als einer gesellschaftlichen Wirklichkeitsebene, auf der Wissen hergestellt, reproduziert und verändert wird. Diskurse sind strukturierte Praktiken des Sprach- und Symbolgebrauchs, die spezifische Wissensordnungen konstituieren, mit denen wiederum gesellschaftliche Wirkungen bzw. Machteffekte verbunden sind.

Die Forschungswerkstatt stellt zunächst die Grundannahmen der WDA und die damit anvisierten Fragestellungen in allgemeineren Kontext von sozialwissenschaftlichen Ansätzen der Diskurstheorie und Diskursanalyse vor. Im Zentrum steht dann die Erläuterung des methodisch-praktischen Vorgehens in konkreten empirischen Untersuchungen. Dies umfasst zum einen die Erschließung der Materialität von Diskursen (Akteure, Praktiken, Dispositive), zum anderen die Analyse der diskursiven Wissensformierungen und der daraus entfalteten Subjektivierungsangebote (Deutungsmuster, Klassifikationen, narrative Strukturen, Phänomenstruktur, Subjektmodelle u.a.). In der Werkstatt werden dazu Vorgehensweisen der Datenerhebung und der Datenauswertung diskutiert. Die WDA folgt dabei der Überlegung, dass es kein Standard- oder Rezeptmodell der Diskursforschung gibt, sondern dass jedes Projekt den angebotenen Rahmen für seine spezifischen Fragestellungen entsprechend gestalten muss. Gleichwohl mündet dies nicht in völlige Beliebigkeit, sondern bewegt sich in einem Gesamtrahmen, der Theorie, methodologische Reflexion und methodisches Vorgehen aufeinander bezieht.

Die vorwiegend auf Fragen der praktischen Umsetzung von Vorhaben der Diskursforschung (in unterschiedlichen disziplinären Kontexten) hin ausgelegte Forschungswerkstatt wendet sich zum einen an Interessierte, die ganz allgemein den Ansatz der WDA kennen lernen möchten. Zum zweiten besteht die Möglichkeit, konkrete, mehr oder weniger weit fortgeschrittene eigene Projekte zur Diskussion zu stellen, die bereits mit der WDA arbeiten bzw. dies gegebenenfalls vorhaben. In diesem Fall sollte eine entsprechende, etwa fünfseitige Skizze des Vorhabens sowie der damit verbundenen, beim Berliner Treffen zu diskutierenden Fragen eingereicht werden. Gegebenenfalls können dabei nicht alle Vorschläge, sondern nur eine Auswahl berücksichtigt werden.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Keller, Reiner (2010). Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen (4. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag.
  • Keller, Reiner (2011). Wissenssoziologische Diskursanalyse. Grundlegung eines Forschungsprogramms (3. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag.
  • Keller, Reiner & Truschkat, Inga (Hrsg.) (2012). Methodologie und Praxis der Wissenssoziologischen Diskursanalyse. Wiesbaden: VS Verlag.

Forschungswerkstatt: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. i.R. Dr. Philipp Mayring

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Institut für Psychologie / Verein zur Förderung Qualitativer Forschung ASQ, Klagenfurt

In der Forschungswerkstatt sollen (max. 4) konkrete qualitativ-inhaltsanalytische Projekte aus dem Kreis der Teilnehmenden diskutiert und gemeinsame methodische Probleme und Lösungsmöglichkeiten herausgearbeitet werden. Mit qualitativ-inhaltsanalytisch ist dabei ein Vorgehen gemeint, das

  • theoriegeleitet und regelgeleitet vorgeht,
  • das zu analysierende Material in ein Kommunikationsmodell einordnet und darauf bezogen die Ziele der Analyse definiert,
  • die zentralen Analyseaspekte in Kategorien(-systemen) formuliert, das Material in inhaltsanalytische Einheiten zerlegt und danach schrittweise bearbeitet,
  • das Instrumentarium (Kategoriensysteme und inhaltsanalytische Regeln) in einer Pilotstudie überarbeitet,
  • die Zuordnung von Kategorien zu Textstellen als interpretativen, regelgeleiteten Prozess auffasst,
  • im weiteren Verlauf auch Quantifizierungen (z.B. Kategorienhäufigkeiten) zulässt,
  • die Ergebnisse an Gütekriterien (z.B. Interkoderreliabilität) misst.

Teilnehmende, die an einer eigenen Projektpräsentation interessiert sind und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, ein Abstract, in dem Fragestellung der Studie und (mögliches) Kategoriensystem(e) dargestellt werden, einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietende der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, Michaela (2005) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp (2020). Qualitative content analysis: demarcation, varieties, developments [30 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research 20(3). DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-20.3.3343
  • Mayring, Philipp (2022). Qualitative Content Analysis. A Step-by-Step Guide. London: Sage.
  • Mayring, Philipp (2022). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (13. überarbeitete Auflage). Weinheim: Beltz.
  • Mayring, Philipp (2023). Einführung in die Qualitative Sozialforschung (7. Auflage). Weinheim: Beltz.

Forschungswerkstatt: Qualitative Inhaltsanalyse

Christoph Stamann

Hochschule Magdeburg-Stendal, Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften

Markus Janssen

Pädagogische Hochschule Weingarten, Fach Erziehungswissenschaft

Bei der qualitativen Inhaltsanalyse handelt es sich um eine Forschungsmethode zur Systematisierung manifester und latenter Kommunikationsinhalte. Als Instrument dazu dienen Kategoriensysteme. Grundsätzlich zeichnet sich die Methode durch eine Vielzahl verschiedener Verfahren und Techniken aus, denen eine in hohem Maße regelgeleitete Interpretation gemein ist. Erfahrungsgemäß führt dies aber keineswegs zu unsicherheitsbefreiten Auswertungsprozessen. Im Spannungsfeld zwischen Regelgeleitetheit und Anpassung des Vorgehens an das eigene Forschungsvorhaben entstehen fortwährend forschungspraktische Abwägungs- und Entscheidungsmomente.

Die Forschungswerkstatt dient daher der Bearbeitung von mit ebensolchen Entscheidungen einhergehenden Anliegen, Herausforderungen und Unsicherheiten. Gleichzeitig bietet sie die Gelegenheit, die Sicht auf das eigene Material konstruktiv irritieren zu lassen. Anhand von Materialausschnitten von bis zu drei Teilnehmenden werden einzelne Auswertungsschritte besprochen und vollzogen. Die Forschungswerkstatt ist offen für alle gängigen qualitativ-inhaltsanalytischen Verfahren; im deutschsprachigen Raum sind hier vor allem Kuckartz und Rädiker (2024), Mayring (2022) und Schreier (2012) zu nennen.

Gegenstand der Materialsitzungen ist vor allem die Erarbeitung von Kategorien(-systemen) und die Arbeit mit diesen, d.h. das Codieren. Darüber hinaus können alle weiteren Auswertungsschritte und Fragen zum Forschungsdesign, z.B. zur Materialauswahl, zu Gütekriterien und zu Qualitätssicherungsstrategien, besprochen werden. Aktive Teilnehmer*innen werden gebeten, bei der Materialeinreichung ein möglichst konkretes Anliegen zu formulieren, das in der Materialsitzung besprochen werden soll.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Da es sich nicht um einen Einführungsworkshop handelt, werden grundlegende Kenntnisse der Methode vorausgesetzt.

Literatur

  • Kuckartz, Udo & Rädiker, Stefan (2024). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Umsetzung mit Software und künstlicher Intelligenz (6. Auflage). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Mayring, Philipp (2022). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (13. Auflage). Weinheim: Beltz.
  • Schreier, Margrit (2012). Qualitative content analysis in practice. London: Sage.
  • Schreier, Margrit (2014). Varianten qualitativer Inhaltsanalyse: Ein Wegweiser im Dickicht der Begrifflichkeiten [59 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 15(1), Art. 18, DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-15.1.2043.
  • Stamann, Christoph; Janssen, Markus & Schreier, Margrit (2016). Qualitative Inhaltsanalyse – Versuch einer Begriffsbestimmung und Systematisierung [24 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 17(3), Art. 16, DOI: https://doi.org/10.17169/fqs-17.3.2581.

Forschungswerkstatt: Grounded-Theory-Methodologie

Prof. Dr. Günter Mey

Hochschule Magdeburg-Stendal / Institut für Qualitative Forschung, Internationale Akademie Berlin

Die Grounded-Theory-Methodologie (GTM) – in der Soziologie von Glaser und Strauss begründet – ist eine der am weitesten verbreiteten qualitativen Forschungsmethodologien, nicht zuletzt wegen ihres „Versprechens“ aufgrund nachvollziehbarer Prozeduren und innovativer Rahmungen zu einer datenbasierten Theorie zu gelangen, ohne dabei auf der einen Seite zu puristisch als reine Auswertungstechnik zu gelten, noch auf der anderen Seite trotz aller vorhandenen Interpretationsspielräume als „Kunstlehre“ zu erscheinen (vgl. Mey 2021).

Mittlerweile liegen unterschiedliche Positionen vor (einen Überblick bieten die aktualisierten Ausgaben des „Sage-Handbook of Grounded Theory“; Bryant & Charmaz [2019] sowie des „Grounded-Theory-Reader“; Mey & Mruck [2011]), darunter auch Verknüpfungen mit anderen Ansätzen wie Narrationsanalyse oder Diskursforschung und ausgeweiteten Datenbezug – über textuelle hinausgehend werden visuelle Daten berücksichtigt (im Überblick Mey 2022).

In der Forschungswerkstatt geht es vor allem darum, orientiert an den Fragen und dem Bedarf der Teilnehmenden und an konkretem Material die wesentlichen Konzepte (u.a. Theoretische Sensibilität) und Auswertungsschritte (v.a. offenes, axiales und selektives Kodieren, wie es in der GTM-Variante nach Strauss/Corbin vorgeschlagen wird, bzw. initiale und fokussierte Kodierung sensu Charmaz sowie Planungsfragen (u.a. Theoretisches Sampling) gemeinsam zu besprechen (Mey & Mruck 2020).

Vor dem Hintergrund dieser Schwerpunktsetzung können als Materialien zur Besprechung eingereicht werden:

  • Forschungsskizzen zur Diskussion von Projektplanungen/Forschungsdesigns
  • Daten zum Kodieren
  • Kategorien und Memos
  • Netzwerkkarten/Visualisierungen

Die endgültige Planung orientiert sich an den eingereichten Materialien. Die Auswahl wird von dem Interesse geleitet sein, möglichst verschiedene Stationen im Prozess einer GTM-Studie anzusprechen. Damit der Werkstattcharakter eingelöst werden kann, können maximal zwei Projekte (Exposé/Daten) diskutiert werden.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Bryant, Anthony & Charmaz, Kathy (Hrsg.) (2019). The Sage Handbook of Current Developments in Grounded Theory. London: Sage.
  • Mey, Günter (2022). Grounded-Theory-Methodologie. In Uwe Wolfradt, Lars Allolio-Näcke & Paul Sebastian Ruppel (Hrsg.), Kulturpsychologie: Eine Einführung (S.193–203). Wiesbaden: Springer. [engl. Version: Mey, Günter (2024). Grounded Theory Methodology. In Uwe Wolfradt, Lars Allolio-Näcke & Paul Sebastian Ruppel (Hrsg.), Cultural Psychology: An Introduction (S.173-181). Wiesbaden: Springer]
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2011). Grounded Theory Reader (2., erweiterte und überarbeite Auflage). Wiesbaden: VS Verlag.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2020). Grounded-Theory-Methodologie. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Band 2: Designs und Verfahren (2., aktualisierte und erweiterte Auflage; S. 513–535). Wiesbaden: Springer. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26887-9_46
  • Mey, Günter [im Gespräch mit Katrin Reimer-Gordinskaya] (2021). „Wir sind keine Kodierautomaten“ – Positionen und Potenziale der Grounded-Theory-Methodologie. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 22(2), Art. 10. http://dx.doi.org/10.17169/fqs-22.2.3710 [aktualisierte Version aus FKP Neue Folge, 2, 66-80].

Dr. Katharina Miko-Schefzig

Wirtschaftsuniversität Wien, Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden

Cornelia Reiter, M.A.  

Austrian Institute of Technology, Center for Innovation Systems & Policy

Artefakte sind nicht nur statische, von Menschen geschaffene Objekte, sondern sie sind vielmehr materialisierte Verweise auf die sozialen Kontexte und Dynamiken, in die sie eingebettet sind. Das macht Artefakte zu gewinnbringenden Materialien qualitativer Forschung. Artefakte sind natürliche Daten, die in einem untersuchten Feld als relevant identifiziert und verfügbar gemacht werden können. Gleichzeitig ist ihr analytischer Gehalt groß. Die Artefaktanalyse nach Froschauer und Lueger (2020) ermöglicht es, soziale Kontexte und deren Strukturen und Dynamiken besser zu verstehen. Die schrittweise Interpretation von Artefakten, des Zusammenhangs ihrer Entstehung, ihre Verwendung, die ihnen eingeschriebenen Handlungs- und Kommunikationsvoraussetzungen und -folgen lassen auf Bedeutungs- und Sinnzusammenhänge schließen. Die besondere Verfügbarkeit von Artefakten lässt dies auch zu, wenn keine sprachlichen oder flüchtigen Materialien verfügbar sind.

In der Forschungswerkstatt werden Artefakte analysiert und der Gehalt dieser Materialien für sozialwissenschaftliche Fragestellungen aufgezeigt. Thematisch liegt dabei ein Schwerpunkt auf sozialer Transformation.

In der Forschungswerkstatt werden folgende Inhalte behandelt:  

  • Bedeutung von Artefakten als Daten für sozialwissenschaftliche Forschung
  • Artefaktarrangements als Verbindung von Materialität und ihre situative Einbettung
  • Artefaktarrangements als Sinnesarrangements
  • Ablauf und Phasen der Interpretation von Artefakten
  • Gemeinsame Analyse eines Artefaktes
  • Kombination der Artefaktanalyse mit anderen Methoden
  • Diskussion der Anwendbarkeit von Artefaktanalysen sowie ihrer Grenzen
  • Reflexion zum Workshop

Ziel der Forschungswerkstatt ist es, dass Teilnehmende die Artefaktanalyse als Methode für sozialwissenschaftliche Forschung erschließen und selbst anwenden. Das gemeinsame Analysieren eines Artefakts soll die Teilnehmenden mit den Interpretationsschritten vertraut machen und die methodologische Einbettung veranschaulichen. Teilnehmende sollen eine Methode erlernen, um Artefakte und Artefaktarrangements zu analysieren. Auch sozialer Wandel ist ein Forschungsfokus, wenn Artefaktarrangements als Sinnesarrangements in die Forschung eingebracht werden.

Teilnehmende, die daran interessiert sind, dass ihr eigenes Projekt als (Illustrations-) Fall besprochen wird und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, ein informatives Kurzexposé (plus Datenausschnitt) einzureichen. Die Exposés werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet

Literatur

  • Froschauer, Ulrike & Lueger, Manfred (2020). Materiale Organisierung der Gesellschaft. Artefaktanalyse und interpretative Organisationsforschung. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Froschauer, Ulrike & Lueger, Manfred (2020). Artefaktanalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Band 2: Designs und Verfahren (2., aktualisierte und erweiterte Auflage; S. 773–794). Wiesbaden: Springer, DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26887-9_54.
  • Miko-Schefzig, Katharina (2023). Performative Sozialforschung als Sinnes-Arrangement. Zeitschrift für qualitative Forschung, 24(1), 106–123.
  • Miko-Schefzig, Katharina (2024). Zeiten der Polarisierung: Das Potenzial der wissenssoziologischen Diskursanalyse zur Erklärung einer gespaltenen Gesellschaft. Zeitschrift für Diskursforschung, 12(1), 71–91.
  • Reiter, Cornelia & Sardadvar, Karin (2024, im Erscheinen). Hermeneutic methods of interpretative analysis – Sequence per sequence to the reconstruction of meaning. In Margarethe Kusenbach & Michaela Pfadenhauer (Hrsg.), Elgar Handbook of Interpretive Research Methods. Cheltenham: Edward Elgar Publishing.

Forschungswerkstatt: Situationsanalyse

Prof. Dr. Ursula Offenberger

Eberhard Karls Universität Tübingen

Tamara Schwertel

Goethe-Universität Frankfurt

Die Situationsanalyse, ausgearbeitet insbesondere von Adele Clarke, Carrie Friese und Rachel Washburn (2018 und 2022), versteht sich als Weiterentwicklung der Grounded Theory im Anschluss an das Werk von Anselm Strauss. Sie wird der zweiten Generation von US-Grounded Theory-Forschenden zugeordnet (vgl. Morse et al. 2009) und enthält weitreichende Vorschläge zur Berücksichtigung von sozialtheoretischen Debatten seit den 1970er Jahren. Zugleich wird die dichte Bezogenheit von Grounded Theory und Symbolischem Interaktionismus/Pragmatismus betont und mit dem systematischen Einbezug der Theorie sozialer Welten und Arenen in situationsanalytisches Arbeiten umgesetzt.

In der Forschungswerkstatt ordnen wir die Situationsanalyse zunächst in ihren Entstehungskontext der US-Methodendebatte ein und fragen nach dem Stand der deutschsprachigen Rezeption (z.B. Gauditz et al. 2023; Offenberger et al. 2023). Danach diskutieren wir anhand von praktischen Beispielen aus den Projekten der Teilnehmenden Bedeutung und Vorgehen der von Clarke vorgeschlagenen Mapping-Strategien (Situationsmaps, Soziale-Welten-Arena-Maps und Positionsmaps). Außerdem nehmen wir Implikationen einer situativistischen Grounded Theory für Prozesse des theoretischen Samplings, von theoretischer Sensibilität und der Involvierung der Forschenden ins Forschungsgeschehen in den Blick.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

 Literatur 

  • Clarke, Adele E.; Friese, Carrie E. & Washburn, Rachel S. (2018). Situational analysis: grounded theory after the interpretive turn (Second edition). Los Angeles: Sage.
  • Clarke, Adele E.; Friese, Carrie & Washburn, Rachel (2022). Situational analysis in practice mapping relationalities across disciplines. New York London: Routledge.
  • Gauditz, Leslie; Klages, Anna-Lisa; Kruse, Stefanie; Marr, Eva; Mazur, Ana; Schwertel, Tamara & Tietje, Olaf (Hrsg.) (2023). Die Situationsanalyse als Forschungsprogramm. Wiesbaden: Springer VS.
  • Morse, Janice M.; Noerager Stern, Phyllis; Corbin, Juliet; Bowers, Barbara; Charmaz, Kathy & Clarke, Adele E. (2009). Developing Grounded Theory. The Second Generation. Walnut Creek: Left Coast Press.
  • Offenberger, Ursula; Baumgartner, Renate; Schwertel, Tamara; Tietje, Olaf; Evans-Jordan, Sarah B. & Kimmerle, Birte (Hrsg.) (2023). Soziale Welten, Arenen und Situationsanalysen: Theoretische Debatten und forschungspraktische Erfahrungen. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/77.

Forschungswerkstatt: Dokumentarische Methode

Prof. Dr. Aglaja Przyborski

Bertha von Suttner Privatuniversität, St. Pölten

Monika Chlastak, BA

Bertha von Suttner Privatuniversität, St. Pölten

Die dokumentarische Methode ist ein Verfahren der rekonstruktiven Sozialforschung und findet mittlerweile in vielfältigen Gegenstandsbereichen und zahlreichen Disziplinen Anwendung; zunehmend beweist sie in transdisziplinär ausgerichteten Forschungsprojekten ihre Stärken. Die Methode ist in der Arbeit mit Gruppendiskussionen, teilnehmender Beobachtung und narrativen Interviews entstanden, dann für weitere Textsorten und in den letzten Jahren für die Bild- und Videoanalyse weiterentwickelt worden.

Ziel der Forschungswerkstatt im Rahmen des Berliner Methodentreffen ist es, anhand konkreter, forschungspraktischer Beispiele aus dem Material der Teilnehmer*innen die grundlegenden Arbeitsschritte, Kristallisations- und Knackpunkte der dokumentarischen Methode erfahrbar zu machen.

Den methodischen Schwerpunkt soll die Arbeit mit Gruppendiskussionen und/oder Bildern bilden.

Wenn Sie interessiert sind, dass wir die Dokumentarische Methode entlang Ihres Forschungsvorhabens in der Forschungswerkstatt beleuchten, sind folgende Unterlagen als Materialgrundlage notwendig:

  • Projektplanung und Forschungsdesigns
  • Trankskripte von Gruppendiskussionen (oder anderen Gesprächsformaten) oder:
  • Bilder/Fotos
  • Interpretation (formulierende und/oder reflektierende Interpretation nach der Dokumentarischen Methode) zu Ihrem Ausgangsmaterial (Transkript und/oder Bild), die uns zur Verfügung gestellt wird 

Es können maximal zwei Vorlagen diskutiert werden.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Przyborski, Aglaja (2018). Bildkommunikation: Qualitative Bild- und Medienforschung. Berlin: De Gruyter Oldenbourg.
  • Przyborski, Aglaja & Slunecko, Thomas (2020a). Dokumentarische Methode. In Mey Günter & Mruck Katja (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der PsychologieBand 2: Designs und Verfahren (2., aktualisierte und erweiterte Auflage; S. 537–554). Wiesbaden: Springer. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-18387-5_45-2.
  • Przyborski, Aglaja & Slunecko, Thomas (2020b). Understanding Media Communication: On the Significance of Iconic Thinking for a Praxeological Model of Communication. Sage Open. DOI: https://doi.org/10.1177/2158244020952064.
  • Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2021). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (5. vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage). München: Oldenbourg.

Forschungswerkstatt: Mixed Methods

Dr. Stefan Rädiker

Methoden-Expertise.de

Die Kombination qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden bietet ein breites Spektrum an Vorteilen: Sie ermöglicht es uns, soziale Phänomene umfassender zu verstehen, unsere Analyseperspektiven zu erweitern und Ergebnisse im Kontext zu interpretieren. Angesichts dieser Vorteile ist es kaum überraschend, dass die sorgfältige Integration beider Ansätze in einer Studie zunehmend an Popularität gewonnen hat.

Im Zentrum unserer Forschungswerkstatt steht die Frage, wie sich qualitative und quantitative Forschung gewinnbringend verbinden lassen. Dementsprechend werden wir uns am Beispiel von ausgewählten Projekten der Teilnehmenden häufig gestellten Fragen der konkreten Forschungspraxis und Umsetzung widmen:

  • Wie sieht ein Mixed-Methods-Design aus?
  • An welchen Stellen ist „Mixing“ überhaupt möglich und sinnvoll (points of integration)?
  • Welcher Gewinn lässt sich durch die Verbindung qualitativer und quantitativer Samplings, Daten und Ergebnisse erzielen und welche Begründungen für die Durchführung einer Mixed-Methods-Studie können herangezogen werden?
  • Wie lassen sich qualitative und quantitative Daten aufeinander beziehen und welche Formen der Ergebnisdarstellung existieren? Welche Rolle können Joint Displays bei der Analyse und Präsentation übernehmen?

Teilnehmende, die ihr geplantes oder laufendes Mixed-Methods-Projekt in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, ein kurze Projektbeschreibung einzureichen. Bitte gehen Sie in der Projektbeschreibung (2 bis 4 Seiten) so weit wie möglich auf folgende Punkte ein:

  • Fragestellungen
  • Übersicht über die qualitativen und quantitativen Daten (inkl. Stand der Erhebung und Art der vorgesehenen bzw. durchgeführten Analyse, gerne mit Beispielen)
  • Fragen, „Knackpunkte“ und Unsicherheiten, die Sie im Projekt beschäftigen und die Sie gerne in der Forschungswerkstatt besprechen möchten

Die Beschreibungen werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Leitung der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Alle Teilnehmenden erhalten zudem vorab die Möglichkeit, ihre Fragen zum Thema einzubringen, sodass wir diese in der Forschungswerkstatt berücksichtigen können.

Literatur

  • Baur, Nina; Kelle, Udo & Kuckartz, Udo (2017) (Hrsg.). Mixed Methods. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Sonderhefte, Band 57.
  • Bazeley, Patricia (2018). Integrating analysis in mixed methods research. London: Sage.
  • Fetters, Michael D. (2020). The mixed methods research workbook: Activities for designing, implementing, and publishing projects. Thousand Oaks, London, New Delhi: Sage.
  • Kuckartz, Udo (2014). Mixed MethodsMethodologie, Forschungsdesigns und Analyseverfahren. Wiesbaden: Springer VS

Forschungswerkstatt: Partizipative Forschung

Prof. Dr. Hella von Unger

Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Soziologie

Prof. Dr. Robel Afeworki Abay

Alice Salomon Hochschule Berlin

Partizipative Forschungsmethoden sind auf die Planung und Durchführung eines Untersuchungsprozesses gemeinsam mit jenen Menschen gerichtet, deren soziale Welt und sinnhaftes Handeln als lebensweltlich situierte Lebens- und Arbeitspraxis untersucht wird. Der Begriff der partizipativen Forschung umfasst verschiedene Varianten der emanzipatorisch-kooperativen Forschung (z.B. Community-basierte partizipative Forschung, Aktionsforschung, transformative Forschung, dekoloniale Methodologien, etc.). Es handelt sich um einen wertebasierten Forschungsstil, der neben Erkenntniszielen immer auch Handlungsziele verfolgt (z.B. soziale Gerechtigkeit, Verbesserung der Lebensbedingungen, Stärkung gesellschaftlicher Teilhabe, Gesundheitsförderung, etc.). Der Anspruch ist, alle Phasen des Forschungsprozesses, inklusive der Auswertung, gemeinsam mit Partner*innen aus der Praxis und den Lebenswelten zu gestalten. In den letzten Jahren lassen sich interessante Entwicklungen bei partizipativen Forschungsansätzen beobachten. Diese betreffen kreative, kunstbasierte und performative Methoden, digitale Methoden, den Einsatz sozialer Medien und vor allem die Beiträge aus dem sogenannten globalen Süden, in denen grundsätzliche Fragen zur Perspektive partizipativ Forschender (z.B. Kolonialismus) aufgeworfen werden.

Ziel dieser Forschungswerkstatt ist es, partizipative Studiendesigns und forschungspraktische Erfahrungen in methodisch-methodologischer Hinsicht zu reflektieren reflektieren und dabei insbesondere Aspekte des konstruktiven Scheiterns und der kulturellen Bescheidenheit (cultural humility) zu berücksichtigen.

Teilnehmende, die sich mit eigenen Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet. Es können maximal zwei Teilnehmende eigene Forschungsprojekte zur Diskussion stellen.

Es wird erwartet, dass die Teilnehmenden der Forschungswerkstatt sich bereits mit der Literatur zur partizipativen Forschung auseinandergesetzt haben. Ausgewählte Texte werden im Vorfeld zur Verfügung gestellt.

Literatur

  • Afeworki Abay, Robel & von Unger, Hella (2024). Cultural Humility in Participatory Research. Debunking the Myth of ‚Hard-to-Reach‘ Groups. In Robel Afeworki Abay & Karen Soldatic (Hrsg.), Intersectional Colonialities: Embodied colonial violence and practices of resistance across disability, race, indigeneity, class, and gender (S. 269–284). London: Routledge.
  • Anang, Poline; Gottlieb, Nora; Putulik, Suzanne; Iguptak, Shelly & Gottlieb, Ellen (2021). Learning to fail better: Reflections on the challenges and risks of community-based participatory mental health research with Inuit youth in Nunavut.  Frontiers in Public Health, 9, 604668. https://doi.org/10.3389/fpubh.2021.604668.
  • Bergold, Jarg & Thomas, Stefan (Hrsg.) (2012). Partizipative qualitative Forschung. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 13(1), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/39.
  • von Unger, Hella (2014). Der Forschungsprozess. In Hella von Unger, Partizipative Forschung. Einführung in die Forschungspraxis (Kapitel 4, S. 51–68). Wiesbaden: Springer VS.
  • von Unger, Hella (2018). Partizipative Forschung. In Hubert Knoblauch, Leila Akremi, Boris Traue & Nina Baur (Hrsg.), Handbuch Interpretativ forschen (S. 161–182). Weinheim: Beltz Juventa.

PD Dr. Thomas Wenzl

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Soziologie

Ziel der Forschungswerkstatt ist es, die Teilnehmer*innen mit dem Textinterpretationsverfahren der Objektiven Hermeneutik vertraut zu machen. Dazu gehört einerseits ein Einblick in das konkrete forschungspraktische Vorgehen – also in das Wie des interpretativen Vorgehens –, andererseits die methodologische Reflexion dieses Vorgehens, also die Klärung der Erkenntnispotenziale und Erkenntnisgrenzen der textinterpretativen Fallrekonstruktion. Die Forschungswerkstatt soll auch dazu dienen, Gemeinsamkeiten und Differenzen der Objektiven Hermeneutik zu unterschiedlichen qualitativen Forschungsansätzen (Biographieforschung, Dokumentarische Methode, Grounded Theory, Ethnographie, Qualitative Inhaltsanalyse) zu diskutieren.

Grundlage der gemeinsamen Interpretationen und Diskussionen sind Protokolle, die von den Teilnehmer*innen zur Verfügung gestellt werden. An diesem Material sollen die grundlegenden Operationen des Verfahrens und seine methodologischen Implikationen veranschaulicht und problematisiert werden.

Hinweis für aktive Teilnehmer*innen: Um die Interpretationen in dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen mit der für das Verfahren notwendigen Detailliertheit vornehmen zu können, müssen wir uns auf kurze Textsequenzen beschränken. Deshalb kann leider nur das Datenmaterial von höchstens zwei aktiven Teilnehmer*innen berücksichtigt werden. Die Protokolle sollten sozialisations- und erziehungstheoretischen, bildungswissenschaftlichen oder professionalisierungstheoretischen Kontexten entstammen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet. Es können maximal zwei Teilnehmer*innen eigene Forschungsprojekte zur Diskussion stellen.

Literatur

  • Oevermann, Ulrich (1981). Fallrekonstruktionen und Strukturgeneralisierung als Beitrag der objektiven Hermeneutik zur soziologisch-strukturtheoretischen Analyse. Unveröff. Manuskript, 56 Seiten; online verfügbar über die Website der Arbeitsgemeinschaft objektive Hermeneutik e.V. bzw. direkt abrufbar als RTF-Datei unter https://d-nb.info/974365483/34.
  • Oevermann, Ulrich (2002). Klinische Soziologie auf der Basis der Methodologie der objektiven Hermeneutik – Manifest der objektiv hermeneutischen Sozialforschung. Unveröff. Manuskript, 33 Seiten; online verfügbar über die Website des Institut für hermeneutische Sozial- und Kulturforschung bzw. direkt abrufbar als PDF-Datei unter https://www.ihsk.de/publikationen/Ulrich_Oevermann-Manifest_der_objektiv_hermeneutischen_Sozialforschung.pdf.
  • Wenzl, Thomas; Minnamaier, Gerhard; Oberwimmer, Konrad & Martin Steger (2023). Systematik und Methodik der empirischen Bildungsforschung. Wissenschaftstheoretische Grundlagen, methodologische und methodische Zugänge, forschungspraktische Hinweise, Reihe: Studientexte Bildungswissenschaft. Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag.
  • Wernet, Andreas (2009). Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik (3. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag.

Dr. René Wilke

Technische Universität Berlin, Institut für Soziologie

Ausgehend von den 1980er Jahren haben audio-visuelle Forschungsdaten einen festen Platz im Forschungskanon der qualitativen empirischen Forschung erlangt. Nicht zuletzt durch die Entwicklung von Social-Media-Plattformen beschäftigt sich seit den 2000er Jahren eine immer stärker wachsende Anzahl von Forscher*innen mit audio-visuellen Daten. Audio-visuelle Datenerhebungen und die Analyse von audio-visuellen Materialien („found footage“) findet in einer Reihe unterschiedlicher Disziplinen statt, die von Anthropologie, (Europäischer) Ethnologie und Erziehungswissenschaft über die Kulturwissenschaften bis zur Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie und den Science and Technology Studies (STS) reichen. Die Videoanalyse hat sich inzwischen an vielen Universitäten und Forschungseinrichtungen etabliert und mobilisiert gerade hierzulande eine sehr aktive Forschungscommunity.

Die Forschungswerkstatt „Videoanalyse“ richtet sich an Forscher*innen im Bereich der qualitativen empirischen Sozialforschung mit audio-visuellen Forschungsdaten. Sie bietet die Möglichkeit, selbst erhobene bzw. gesammelte audio-visuelle Forschungsdaten aus laufenden Forschungsprojekten vorzustellen und anhand dieser Daten die Methoden der audio-visuellen Datenanalyse zu erproben und einzuüben. Außerdem können auch Forscher*innen ohne eigene Daten an den im Rahmen der Forschungswerkstatt durchgeführten Datensitzungen teilnehmen. Insgesamt geht es darum, dass alle Teilnehmenden die Grundlagen der qualitativen audio-visuellen Datenanalyse kennenlernen und von der Diskussion und den Einblicken in unterschiedliche Analyseansätze audio-visueller Forschungsdaten profitieren.

Forscher*innen, die sich als „aktiv“ anmelden, werden nach ihrer Anmeldung gebeten, eine kleine Auswahl kurzer, gegebenenfalls anonymisierter Datensequenzen samt entsprechender Transkripte sowie eine kurze Darstellung des Forschungskontexts (max. eine Seite) einzureichen. Aus diesen Einreichungen werden bis zu drei geeignete Datenbeispiele ausgewählt, die als Grundlage für die praktische Übung in der Forschungswerkstatt dienen sollen. Die Auswahl wird sich an dem Anspruch, möglichst kontrastierende Ansätze zu präsentieren sowie an der zur Verfügung stehenden Zeit orientieren.

Eingereicht werden können Daten aus dem gesamten Spektrum der empirischen qualitativen Forschung mit audio-visuellen Daten, so z.B. ethnographische oder vernakulare Videos (Plattformvideos etc.). Unterschiedliche Erhebungs- bzw. Auswertungskontexte sind ausdrücklich erwünscht, um anhand ihrer Unterschiede, z.B. bzgl. der Bedeutung der Kameraführung und der Bildproduzent*innen vor und hinter der Kamera, unterschiedliche Herausforderungen der audio-visuellen Datenanalyse aufzeigen zu können.

Teilnehmende, die eigene Daten in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden nach Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatorinnen aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet. Bitte beachten Sie bei der Einreichung, dass Sie die erforderlichen Nutzungsrechte zum Teilen dieser Daten besitzen und die Daten evtl. ausreichend anonymisiert wurden. Im Fall einer Anonymisierung ist außerdem dafür Sorge zu tragen, dass die Voraussetzungen einer Video-(Interaktions-)Analyse erhalten bleiben. Die datenschutzrechtliche Verantwortung liegt bei den jeweiligen Datengeber*innen.

Literatur

  • Knoblauch, Hubert & Wilke, René (2025). Forschungsdaten der qualitativen sozialwissenschaftlichen Videoanalyse. Eine einleitende Systematisierung der audiovisuellen Datensorten in diesem Sammelband. In Hubert Knoblauch & René Wilke (Hrsg.), Videographie und Videoanalyse. Beiträge zur Erhebung, Analyse und Nutzung von Videodaten in der Qualitativen Forschung, S. 10–39. Weinheim: Beltz Juventa. [Open Access erhältlich ab ca. 4-5/25]
  • Wilke, René & Knoblauch, Hubert (2025). Videographie und Videoanalyse. Beiträge zur Erhebung, Analyse und Nutzung von Videodaten in der Qualitativen Forschung. Weinheim: Beltz Juventa. [Open Access erhältlich ab ca. Mai 4-5/25]
  • Bohnsack, Ralf; Fritzsche, Bettina & Wagner-Willi, Monika (Hrsg.) (2015). Dokumentarische Video- und Filminterpretation. Methodologie und Forschungspraxis (2., durchgesehene Auflage). Opladen/Berlin/Toronto: Verlag Barbara Budrich.
  • Tuma, René; Schnettler, Bernt & Knoblauch, Hubert (2013). Videographie. Einführung in die Video-Analyse sozialer Situationen. Wiesbaden: Springer VS.
  • Wilke, René (2018). Das Interpretations-Bild. Über die Repräsentation audio-visueller Forschungsdaten in soziologischen Publikationen. In Christine Moritz & Michael Corsten (Hrsg.), Handbuch Qualitative Videoanalyse (S. 485–500). Wiesbaden: Springer VS.

Forschungswerkstatt: Biografische Fallrekonstruktion

Dr. Arne Worm

Georg-August-Universität Göttingen, Institut für Methoden und methodologische Grundlagen der Sozialwissenschaften

Dr. Johannes Becker

Leibniz-Zentrum Moderner Orient Berlin

In dieser Forschungswerkstatt möchten wir die Teilnehmenden sowohl in die methodologischen Prinzipien als auch in die methodische Vorgehensweise biografischer Fallrekonstruktionen einführen. Dieses Verfahren wurde von Gabriele Rosenthal zunächst im Zusammenhang mit der Analyse biografisch-narrativer Interviews entwickelt. Es zielt als prozessuale und historisch orientierte Methode auf die Rekonstruktion der wechselseitigen Konstitution von Individuen und Gesellschaften. Biografische Fallrekonstruktionen bestehen aus mehreren Analyseschritten, die in der Forschungswerkstatt vorgestellt und am Datenmaterial der Teilnehmenden exemplarisch demonstriert werden. Diese Analyseschritte können in modifizierter Form auch für die Analyse von Familiengesprächen, Interaktionsverläufen, Videoaufnahmen, von Protokollen teilnehmender Beobachtungen sowie bei schriftlichen biografischen Materialien angewandt werden. In der biografieanalytischen Forschungspraxis wird zudem oftmals triangulierend vorgegangen.

In der Forschungswerkstatt werden wir anhand von Materialien der Teilnehmenden (vorzugsweise Transkriptionen von Interviews oder Gruppengesprächen) die konkrete Auswertungspraxis sowie Fragen zu Forschungsdesigns erörtern. Die Planung orientiert sich an den Materialien und Fragen zum Forschungsdesign, die bei uns eingehen. Wir bitten um Verständnis dafür, dass angesichts des vorgegebenen Zeitrahmens gegebenenfalls nicht alle eingereichten Materialien gemeinsam bearbeitet werden können.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator*innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Organisatoren der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Alber, Ina & Schiebel, Martina (2018). Triangulation in der Biographieforschung. In Helma Lutz, Martina Schiebel & Elisabeth Tuider (Hrsg.), Handbuch Biographieforschung (S. 611–622). Wiesbaden: Springer VS.
  • Becker, Johannes; Pohn-Lauggas, Maria, & Santos, Hermílio (2023). Introduction: Reconstructive biographical research. Current Sociology 71(4), 552–566.
  • Hinrichsen, Hendrik; Rosenthal, Gabriele & Worm, Arne (2013). Biographische Fallrekonstruktionen. Zur Rekonstruktion der Verflechtung „individueller“ Erfahrung, biographischer Verläufe, Selbstpräsentationen und „kollektiver“ Diskurse. PalästinenserInnen als RepräsentantInnen ihrer Wir-Bilder. Sozialer Sinn 14(2), 157–184.
  • Rosenthal, Gabriele (2024/1995). Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt am Main: Campus.
  • Rosenthal, Gabriele (2015). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung. Weinheim: Beltz Juventa.