Forschungswerkstätten 2017

Forschungswerkstatt: Partizipative Forschung

Prof. em. Dr. Jarg Bergold

Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, und INA

Prof. Dr. Hella von Unger

Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Soziologie

Partizipative Forschungsmethoden sind auf die Planung und Durchführung eines Untersuchungsprozesses gemeinsam mit jenen Menschen gerichtet, deren soziale Welt und sinnhaftes Handeln als lebensweltlich situierte Lebens- und Arbeitspraxis untersucht wird. Der Begriff der partizipativen Forschung umfasst dabei verschiedene Varianten der kooperativen Forschung (z.B. Community-basierte partizipative Forschung, Aktionsforschung, etc.), die grundsätzlich eine doppelte Zielsetzung verfolgen, nämlich soziale Wirklichkeit zu verstehen und auch zu verändern. Es handelt sich also um einen wertebasierten Forschungsstil, der neben Erkenntiszielen immer auch Handlungsziele verfolgt. In den letzten Jahren lassen sich interessante Entwicklungen bei partizipativen Forschungsansätzen beobachten. Es werden beispielsweise zunehmend kreative und visuelle Methoden wie Photovoice oder performative Methoden und sogenannte „arts-based methods“ bei der Datenerhebung eingesetzt. Der Bereich der partizipativen Datenauswertung dagegen ist noch weniger ausgearbeitet, aber auch hier gibt es neuere Entwicklungen. Der Anspruch ist grundsätzlich, nicht nur die Phase der Datenerhebung, sondern auch die Auswertung gemeinsam mit Partner_innen aus der Praxis und den Lebenswelten zu gestalten. Ziel dieser Forschungswerkstatt ist es, partizipative Studiendesigns und forschungspraktische Erfahrungen in methodisch-methodologischer Hinsicht zu reflektieren.

Es wird erwartet, dass die Teilnehmer_innen der Forschungswerkstatt sich bereits mit der Literatur zur partizipativen Forschung auseinandergesetzt haben. In der Einleitung wird daher auf zwei Aspekte fokussiert, die nach unseren Erfahrungen im Augenblick besonders der Diskussion bedürfen: der Einstieg in die partizipative Forschung, also u.a. die Frage: „Wann beginnt eigentlich partizipative Forschung?“, und in das Forschungsfeld und die partizipative Auswertung.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet. Es können maximal zwei Teilnehmer_innen eigene Forschungsprojekte zur Diskussion stellen.

Literatur

Forschungswerkstatt: Reflexive Grounded Theory

Prof. i.R. Dr. Franz Breuer

Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Psychologie

In dieser Forschungswerkstatt soll der Verlauf eines Forschungsprojekts nach Grounded-Theory-Manier in seinen wichtigsten Schritten skizziert werden:

  • Vorwissen und theoretische Sensibilität
  • Themenfokussierung
  • erste (Feld, Gesprächs-) Kontakte
  • Rolle und Reflexion der Person des/der Forschenden
  • Sampling-Überlegungen
  • Dokumentation und Transkription
  • Kodieren
  • Modellbilden
  • Forschungsgruppe (Kolloquium, Supervision etc.)
  • Schreiben
  • Rückmelden und Präsentieren.

Die genannten Aspekte werden kurz vorgestellt und erläutert. Zu den einzelnen Phasen, Forschungsschritten bzw. methodischen Wahlentscheidungen können die Teilnehmer_innen (auf dem Hintergrund ihrer eigenen Probleme oder Erfahrungen) Fragen stellen. An ausgewählten Teilnehmer_innen-Projekten machen wir gemeinsame Transfer-Versuche der Arbeitsweise. Dabei soll der Forschungsstil illustriert und vertieft vorgestellt werden. Die Forschungswerkstatt richtet sich an Interessierte unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Fachrichtungen. Bevorzugt werden Fragen aufgeworfen und besprochen, die sich im Zusammenhang mit einem ersten eigenen Forschungsprojekt nach GTM-Modus stellen. Hier können Teilnehmende auch ihre eigenen (Problem-) Erfahrungen und Fragen einbringen.

Teilnehmende, die daran interessiert sind, dass ihr eigenes GTM-Projekt als (Illustrations-) Fall besprochen wird, und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, ein informatives Kurzexposé einzureichen. Zu senden ist dieses dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Exposés werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Einführungsliteratur zur Forschungswerkstatt

  • Breuer, Franz (2010). Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis (2. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Forschungswerkstatt: Foucaultsche Diskursanalyse (Interpretative Analytik)

Prof. Dr. Rainer Diaz-Bone

Universität Luzern, Soziologisches Seminar

Die Foucaultsche Diskursanalyse hat sich als eine nicht subjektzentrierte Form der qualitativen Sozialforschung etabliert. Die interpretative Analytik ist die methodologische Position der Foucaultschen Diskursanalyse. Es handelt sich um eine Form der strukturalistischen/poststrukturalistischen „Hermeneutik“ der Praxis kollektiver Wissensproduktion und kollektiver Wissensordnungen. Die interpretative Analytik setzt die Diskurstheorie Foucaults in die empirische Analyse diskursiver Praxis von Diskursen und Interdiskurs(effekt)en als sozialwissenschaftliche Methodologie um. Sie ist keine standardisierte Schrittfolge für Diskursanalysen, sondern als Methodo-Logie eine Instanz, die praktisch (a) die Organisation des diskursanalytischen Forschungsprozess – von der Entwicklung der Fragestellung bis zur diskursanalytischen Erklärung sozialer Wirklichkeit – reflektiert und reglementiert, die (b) die Passung konkreter Praktiken/Instrumente/Techniken für den Forschungsprozess evaluiert und anleitet und die sich (c) in der konkreten diskursanalytischen Interpretation als Kompetenz entfaltet, wenn es in der Analyse von Materialien (Texten) darum geht, hieran die diskursive Praxis und die „Ordnung der Diskurse“ zu rekonstruieren.

Die Forschungswerkstatt dient weniger der Einführung in die interpretative Analytik als vielmehr der Besprechung eines beispielhaften laufenden Forschungsprojekts, das eine Diskursanalyse unter Verwendung Foucaultscher Konzepte unternimmt. Die Forschungswerkstatt wendet sich an Forscherinnen und Forscher, die empirisch-systematische Diskursanalysen beginnen wollen oder damit begonnen haben und die diese Reflexionen auf die Entwicklung des Forschungsprozesses, auf strategische Entscheidungen (wie weiter?, wie vergleichen?, was sind diskursanalytische Erklärungen und Resultate?) sowie auf die Qualität von Diskursanalysen bewerkstelligen müssen. Eine aktive Teilnehmerin/ein aktiver Teilnehmer präsentiert ein Projekt und bringt Anfragen in die Werkstatt ein. Anhand der Diskussion des laufenden Projektes werden allgemeine Fragen zur Foucaultschen Methodologie behandelt.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen und an info@berliner-methodentreffen.de zu senden. Dafür ist eine Kurzskizze (2 bis 5 Seiten) mit Fragestellung, zentralen herangezogenen Theoriekonzepten, Stand und Art der vorgesehenen Analyse zu erstellen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Für die meisten Interessentinnen und Interessenten kommt eine passive Teilnahme in Frage, um einen Einblick in die Praxis laufender Diskursforschung zu erhalten. Voraussetzung für die passive Teilnahme ist die grundlegende Kenntnis der Foucaultschen Diskurstheorie (Michel Foucault: Archäologie des Wissens. Frankfurt: Suhrkamp, 1981).

Literatur

  • Diaz-Bone, Rainer (2005). Die „interpretative Analytik“ als rekonstruktiv-strukturalistische Methodologie. Bemerkungen zur Eigenlogik und strukturalistischen Öffnung der Foucaultschen Diskursanalyse. In Reiner Keller, Andreas Hirseland, Werner Schneider & Willy Viehöfer (Hrsg.), Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Zum Verhältnis von Wissenssoziologie und Diskursforschung (S.179-197). Konstanz: UVK.
  • Diaz-Bone, Rainer (2006). Die interpretative Analytik als methodologische Position. In Brigitte Kerchner & Silke Schneider (Hrsg.), Foucault: Diskursanalyse der Politik. Eine Einführung (S.68-84). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Diaz-Bone, Rainer (2006). Zur Methodologisierung der Foucaultschen Diskursanalyse [48 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 7(1), Art. 6, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs060168.
  • Diaz-Bone, Rainer (2007). Die französische Epistemologie und ihre Revisionen. Zur Rekonstruktion des methodologischen Standortes der Foucaultschen Diskursanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(2), Art. 24,http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0702241.
  • Diaz-Bone, Rainer (2010). Kulturwelt, Diskurs und Lebensstil. Eine diskurstheoretische Erweiterung der Bourdieuschen Distinktionstheorie. (2., erw.  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Diaz-Bone, Rainer (2013). Sozio-Episteme und Sozio-Kognition. Epistemologische Zugänge zum Verhältnis von Diskurs und Wissen. In Willy Viehöver, Reiner Keller & Werner Schneider (Hrsg.), Diskurs, Wissen, Sprache (S.79-96). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Diaz-Bone, Rainer (2015). Die Sozio-Epistemologie als methodologische Position Foucaultscher Diskursanalysen. Zeitschrift für Diskursforschung, 1. Beiheft „Diskurs – Interpretation – Hermeneutik“, 43-61.
  • Diaz-Bone, Rainer (2017). Warum Performativität? Perspektiven für eine konventionalistische Methodologie der Foucaultschen Diskursanalyse. Zeitschrift für Diskursforschung 1/2017, 32-49.
  • Keller, Reiner; Hirseland, Andreas; Schneider, Werner & Viehöver, Willy (Hrsg.) (2004). Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 2: Forschungspraxis (2. Aufl.). Opladen: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Keller, Reiner; Hirseland, Andreas; Schneider, Werner & Viehöver, Willy (Hrsg.) (2006). Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 1: Theorien und Methoden (2. erw. Aufl.). Opladen: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Marttila, Tomas (2010). Constrained constructivism in post-structural discourse analysis. Sociologia Internationalis 48(1), 91-112.

Forschungswerkstatt: Ethnografische Forschungsdesigns

Dr. Paul Eisewicht

Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Technische Universität Dortmund

Prof. Dr. Ronald Hitzler

Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Technische Universität Dortmund

Heiko Kirschner, M.A.

Universität Wien, Institut für Soziologie, Arbeitsgebiet Wissen und Kultur

Unter einem ethnografischen Forschungsdesign in der Soziologie verstehen wir die wissenschaftliche Erkundung eines hinlänglich abgrenzbaren Wissens-, Kommunikations- und/oder Interaktionszusammenhanges, kurz: eines identifizierbaren sozialen Feldes, unter Nutzung verschiedener Verfahren der Datenerhebung und einer oder mehrerer interpretativer Methoden der Datenauswertung. Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne eines Verfahren bzw. Methoden kombinierenden Ansatzes unterscheidet sich somit (deutlich) von Designs standardisierter Erhebungen hier und von sogenannten „qualitativen“ Ein-Methoden-Designs da. Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne grenzt sich aber auch ab von Feldforschungskonzepten, in denen – direkte oder indirekte – Veränderungsabsichten intendiert oder impliziert sind (wie etwa solchen, die der sogenannten Aktionsforschung zugerechnet werden können). Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne zielt typischerweise auch nicht ab auf eine Kritik der das je untersuchte Feld kennzeichnenden Praktiken, sondern eher auf ein „vor- bzw. außermoralisches“ Verstehen dessen, was im je untersuchten Feld geschieht, und darauf, das (mitunter befremdliche) soziale Geschehen auch für nicht daran Beteiligte verständlich(er) zu machen.

In dieser Forschungswerkstatt sollen nicht bereits erhobene Daten und/oder sonst wie bereits zuhandene Feldmaterialien ausgewertet, sondern die sozialwissenschaftliche Plausibilität bzw. Plausibilisierbarkeit von Designs bzw. Konzepten für geplante oder laufende ethnografische Studien diskutiert werden.

In der Forschungswerkstatt werden maximal drei von Teilnehmern und Teilnehmerinnen eingebrachte Anlagen ethnografischer Studien besprochen. Diese drei Designs bzw. Konzepte werden nach Sichtung der eingegangenen Bewerbungen von uns ausgewählt. Diese Sichtung erfolgt auf der Grundlage von Exposés, in denen Fragestellungen, Zielsetzung, methodische Anlage und theoretische Interessen der in Frage stehenden ethnografischen Studie klar ausgewiesen sein sollen. Diese Exposés sollen mindestens 10.000 und höchstens. 20.000 Zeichen umfassen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatorinnen und Organisatoren des BMT – aufgefordert, diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Breidenstein, Georg; Hirschauer, Stefan; Kalthoff, Herbert & Nieswand, Boris (2013). Ethnografie. Konstanz und München: UVK/UTB.
  • Dellwing, Michael & Prus, Robert (2012). Einführung in die interaktionistische Ethnografie. Wiesbaden: Springer VS.
  • Hitzler, Ronald (1999). Welten erkunden. Soziologie als (eine Art) Ethnologie der eigenen Gesellschaft. Soziale Welt, 50(4), 473-483.
  • Hitzler, Ronald & Eisewicht, Paul (2016). Lebensweltanalytische Ethnographie – im Anschluss an Anne Honer. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.
  • Honer, Anne (2011). Das Perspektivenproblem in der Sozialforschung. In dieselbe: Kleine Leiblichkeiten. (S.27-40). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Forschungswerkstatt: Videoanalyse

Prof. Dr. Hubert Knoblauch

Technische Universität Berlin, Institut für Soziologie

Prof. Dr. Bernt Schnettler

Universität Bayreuth, Soziologie

Die Forschungswerkstatt richtet sich an fortgeschrittene Forschende, die selbst mit videografischen Daten arbeiten oder zu arbeiten planen. In der Forschungswerkstatt wird an sehr kurzen Ausschnitten eine exemplarische Datenanalysesitzung durchgeführt werden. Die Werkstatt richtet sich an diejenigen, die sich in der Phase der Erhebung und der Auswertung von Videoaufzeichnungen befinden oder die einer solchen Sitzung beiwohnen möchten. Grundkenntnisse des videografischen Forschungsprozesses setzen wir voraus. Zur Vorbereitung eignet sich Tuma/Schnettler/Knoblauch 2013.

Als Daten sollen Videoaufzeichnungen von sozialen Situationen dienen, die von den Forschenden selbst im Feld erhoben wurden. Für die Datenanalysesitzung werden dazu kurze Sequenzen von „natürlichen“ Interaktionen ausgewählt, anhand der wir die Analyse von Videodaten miteinander einüben. Bei diesen Übungen kann nur das Material von zwei bis drei Teilnehmenden feinanalytisch untersucht werden. Nach Bestätigung der Anmeldung durch die Organisator_innen werden Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, aufgefordert, kurze Sequenzauszüge ihrer Videodaten und Transkripte einzureichen. Zu senden sind diese an info@berliner-methodentreffen.de. Bereiten Sie kurze Sequenzen und Rohtranskripte vor, die Sie uns zukommen lassen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Für weitere Informationen und Datenbeispiele siehe die Seiten des Videoanalyselabors an der Universität Bayreuth und des Videoanalyselabors an der TU Berlin.

Literatur zur Vorbereitung

  • Tuma, René; Schnettler, Bernt & Knoblauch, Hubert (2013). Videographie. Einführung in die Video-Analyse sozialer Situationen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. [→Link zum Buch]

Forschungswerkstatt: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. i.R. Dr. Udo Kuckartz

Philipps-Universität Marburg, Institut für Erziehungswissenschaft

Unter qualitativer Inhaltsanalyse versteht man die systematische und methodisch kontrollierte wissenschaftliche Auswertung von Texten, Bildern, Filmen und anderen Inhalten von Kommunikation. Es werden nicht nur manifeste, sondern auch latente Inhalte analysiert. Im Zentrum der Analyse stehen Kategorien, die deduktiv oder induktiv gebildet werden.

Die qualitative Inhaltsanalyse stellt kein einheitliches Verfahren dar, sondern besitzt eine Reihe von Varianten und Facetten. In der Forschungswerkstatt wollen wir uns auf die inhaltlich-strukturierende Form der Analyse konzentrieren. Anhand der Daten von drei Teilnehmenden soll die praktische Vorgehensweise diskutiert werden, das heißt, es geht weniger um eine Einführung in die qualitative Inhaltsanalyse oder einen Überblick über verschiedene Varianten als vielmehr um die praktischen Probleme der Durchführung.

In der Chronologie des Analyseablaufs sollen folgende Punkte thematisiert werden:

  • Materialauswahl, initiierende Textarbeit
  • Kategorienbildung – a priori und am Material
  • Codieren des Materials
  • Weiterentwicklung der Kategorien, Bildung von Subkategorien
  • Nach dem Codieren: Einfache und komplexe Formen der Analyse
  • Standards und Gütekriterien

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de.

Voraussetzung für die passive Teilnahme ist die Kenntnis der Methode „Qualitative Inhaltsanalyse“. Alle Teilnehmenden werden vor der Forschungswerkstatt angeschrieben und erhalten die Möglichkeit, eigene Erfahrungen mit der qualitativen Inhaltsanalyse einzubringen und Fragen zu formulieren.

Literatur

  • Kuckartz, Udo (2016). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung (3. Aufl.). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Mayring, Philipp (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (12. Aufl.). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Schreier, Margrit (2012). Qualitative content analysis in practice. London: Sage.
  • Schreier, Margrit (2014). Qualitative content analysis. In Uwe Flick (Hrsg.), The SAGE Handbook of qualitative data analysis (S.170-183). London etc.: Sage.
  • Schreier, Margrit (2014). Varianten qualitativer Inhaltsanalyse: Ein Wegweiser im Dickicht der Begrifflichkeiten [59 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 15(1), Art. 18, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1401185.

Forschungswerkstatt: Interviews mit Experten und Expertinnen

PD Dr. Beate Littig

Universität Wien, Institut für Höhere Studien Wien, Abteilung Soziologie

In der Forschungswerkstatt  wird es darum gehen, möglichst alle Phasen eines Forschungsvorhabens, das mit Expert_inneninterviews arbeiten will, anhand  von Materialen der Teilnehmenden zu thematisieren; angefangen also vom Forschungsdesign, über die Datengenerierung und -auswertung und bis zur Berichtlegung.

Zur Methodologie des Expert_inneninterviews wird es eine kurze Einführung seitens der Leiterin geben. Diese wird hervorheben, dass Expert_innenninterviews schon lange zur Praxis sozialwissenschaftlicher Forschung gehören, die methodologische Debatte um Expert_inneninterviews hingegen erst rezenten Datums ist. Der Schwerpunkt der Methodendebatte liegt dabei auf Fragen der Expertendefinition, auf der Unterscheidung verschiedener Formen von Expert_inneninterviews und ihrer Stellung im Forschungsdesign sowie auf den Besonderheiten in Interviewführung und Interaktionskonstellation im Vergleich zu anderen Formen qualitativer Interviews. Die Auswertung wird erst neuerdings thematisiert und behandelt die Angemessenheit verschiedener Verfahren (vor allem der qualitativen Inhaltsanalyse oder an der Grounded Theory  angelehnte Verfahren). Hinsichtlich der Berichtlegung geht es vor allem um die Problematik der Anonymisierung.

Im Zentrum der Forschungswerkstatt sollen die methodischen Probleme der Teilnehmenden bei der Durchführung von Expert_inneninterviews stehen.

Teilnehmende, die daran interessiert sind, dass ihr Forschungsprojekt als (Illustrations-) Beispiel besprochen wird, und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, ein informatives Kurzexposé einzureichen. Zu senden ist dieses dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Exposés werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietende der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Bogner, Alexander; Littig, Beate & Menz, Wolfgang  (Hrsg.) (2009). Experteninterviews. Theorien, Methoden, Anwendungsfelder. Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Bogner, Alexander; Littig, Beate & Menz, Wolfgang  (2014). Interviews mit Experten. Eine praxisorientierte Einführung. Reihe Qualitative Sozialforschung, hrsg. v. Bohnsack, R./Flick, U./ Lüders, C./ Reichertz, J., Wiesbaden: Springer-VS.
  • Littig, Beate (2008). Interviews mit Eliten – Interviews mit ExpertInnen: Gibt es Unterschiede. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9(3), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0803161.

Forschungswerkstatt: Tiefenhermeneutik / Psychoanalytisch orientierte Sozialforschung

Dr. Jan Lohl

Abteilung „Psychoanalyse und Gesellschaft“ am Sigmund-Freud-Institut Frankfurt am Main

Dr. Markus Brunner

Sigmund Freud Privatuniversität Wien

Tiefenhermeneutik ist eine psychoanalytisch orientierte Methode der qualitativen Sozial- und Kulturforschung, die von dem Frankfurter Psychoanalytiker und Sozialpsychologen Alfred Lorenzer begründet wurde (Lorenzer 1986). Sie untersucht den narrativen Gehalt von Kulturprodukten und empirischen Forschungsdaten mit dem Ziel, auch unbewusste (nonverbale) Bedeutungen zu verstehen (König et al. 1986, Leithäuser & Volmerg 1988). Um diese Bedeutungen interpretativ zu erschließen, setzt die Tiefenhermeneutik an der Wirkung an, die Forschungsmaterialien auf das Erleben der Forscher_innen entfalten: Eine tiefenhermeneutische Interpretation bewegt sich hin und her zwischen einer genauen regelgeleiteten Lektüre des Forschungsmaterials und der Reflexion von Irritationen, Gefühlen und Konflikten, mit der die Forscher_innen auf das Material reagieren. Werden diese Reaktionen ernst genommen und mit Vorsicht reflektiert, können sie Aufschluss über eine unbewusste Ebene der Forschungsbeziehung (z.B. zwischen Interviewer_in und Interviewee) und damit über eine latente Sinnschicht des Forschungsthemas geben.

Die Forschungswerkstatt bietet die Möglichkeit tiefenhermeneutisches Arbeiten forschungspraktisch auszuprobieren und erste Eindrücke von der methodischen Vorgehensweise zu sammeln. In der Forschungswerkstatt soll es darum gehen, nach einem Input mit empirischem Material der Teilnehmenden tiefenhermeneutisch zu arbeiten. Vorerfahrungen der Teilnehmenden sind hierbei nicht erforderlich. Eingereicht werden können Transskripte von Interviews und Gruppendiskussionen oder Beobachtungsprotokolle gerne auch Kulturprodukte wie Bilder, Karikaturen oder Dokumente usw.

Die endgültige Planung des Workshops erfolgt auf der Basis des eingereichten Materials, wobei das Hauptauswahlkriterium ist, mit unterschiedlichen Materialformen zu arbeiten.

Literatur

  • Bereswill, Mechthild; Morgenroth, Christine & Redman, Peter (2010). Special issue: Alfred Lorenzer and the depth-hermeneutic method. Psychonalysis, Culture and Society, Vol. 15, 3.
  • König, Hans-Dieter et al. (Hg.) (1986). Kultur-Analysen. Frankfurt am Main: Fischer.
  • König, Hans-Dieter (2008). Tiefenhermeneutik. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke, (Hg). Qualitative Forschung. Ein Handbuch (S.556-568). Reinbek: Rowohlt.
  • Leithäuser, Thomas. & Volmerg, Birgit (1988). Psychoanalyse in der Sozialforschung. Eine Einführung. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Lohl, Jan (2013). »Die Deutschen wurden bestraft, die Juden nicht«. Zur Konstitution des Antisemitismus nach Auschwitz im Alltagsdiskurs der 1950er Jahre. In Psychoanalyse. Texte zur Sozialforschung. Jg.17, H. 2, 204-225.
  • Lorenzer, Alfred (1986). Tiefenhermeneutische Kulturanalyse. In H.-D. König et al. (Hg.), Kultur-Analysen (S.11-98), Frankfurt am Main: Fischer.
  • Morgenroth, Christine (1990). Sprachloser Widerstand. Zur Sozialpathologie der Lebenswelt von Arbeitslosen. Frankfurt am Main: Fischer, S. 13-59.
  • Morgenroth, Christine (2010a). Die dritte Chance. Therapie und Gesundung von jugendlichen Drogenabhängigen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 45-73.

Forschungswerkstatt: Interpretation als Ko-Konstruktion

Prof. Dr. Paul Mecheril

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Was tun wir eigentlich, wenn wir ein Interviewtranskript, ein Beobachtungsprotokoll, eine Tagebuchaufzeichnung oder anderes Material interpretieren und einen Interpretationstext zu diesem (Text-)Material produzieren? In der qualitativen Forschung gibt es verschiedene methodologische Strategien und Methoden, die sicherstellen sollen, dass dieses „Tun“ nicht beliebig, sondern regelgeleitet und begründet erfolgt. Allerdings ist die Anwendung von Methoden kein vollständig technologisierbarer Vorgang, der zu einem „folgerichtigen“ Interpretationstext führt, sondern eine interpretative Praxis, die von unterschiedlichen Bedingungen strukturiert wird und im je konkreten Fall eines Forschungsprojekts, Materials etc. im Rahmen methodischer Regeln immer wieder neu „hergestellt“ wird. Dabei sind die Forschenden selbst aktiv an der Konstruktion ihres Gegenstandes beteiligt.

In methodologischen Debatten wird die Konstruktionsleistung der Forschenden zwar grundsätzlich einbezogen, in den einzelnen methodischen Verfahren fehlen jedoch häufig elaborierte Instrumente für deren Reflexion. Formen der persönlichen Reflexion der Forschenden etwa durch Supervision, ein Forschungstagebuch oder einfach durch „Nachdenken“ sind wichtig, sie bleiben aber in methodologischer Hinsicht unbefriedigend. Notwendig ist darüber hinaus eine systematische methodologisch angeleitete Reflexion der Konstruktivität der Forschungspraxis und der „Ko-Konstruktion“ der Forschenden im Umgang mit ihrem Material.

Der Gedanke der Ko-Konstruktion lässt sich am Verhältnis zwischen einem „empirischen“ Text und den darauf bezogenen, im Forschungsprozess produzierten interpretativen und theoretischen Texten explizieren: Die interpretativen Texte der Forschenden sind mit Alfred Schütz als „Konstruktionen zweiten Grades“ zu verstehen. Der Begriff der Ko-Konstruktion reflektiert aber deutlicher als der Schütz’sche Ansatz die wechselseitige Vermittlung und Dynamik zwischen dem empirischen Material (und den sich darin spiegelnden alltagsweltlichen Konstruktionen) und den im Forschungsprozess produzierten „Konstruktionen zweiten Grades“. Letztere sind keine aus dem Material „emergierenden“ Rekonstruktionen, die zu jenem in einer eindeutigen Relation stehen. Es sind vielmehr unter bestimmten Hinsichten konstruierte Lesarten, die in der kommunikativen Interpretationspraxis herausgearbeitet, bzgl. ihrer Voraussetzungen reflektiert und an bestimmten Kriterien im Hinblick auf Plausibilität und Güte beurteilt werden. Der Blick richtet sich also besonders auf die Relation zwischen den Konstruktionen „im“ empirischen Material und den interpretativen Ko-Konstruktionen der Forschenden sowie auf die wechselseitige Strukturierung dieser beiden Konstruktionskontexte in der Forschungspraxis.

Diese Relation zu reflektieren und bestmöglich zu explizieren, ist eine Forderung qualitativer Forschung, insbesondere wenn sie dem Paradigma der interpretativen resp. rekonstruktiven Sozialforschung folgt. Im Sinn der Entwicklung gemeinsamer Qualitätskriterien qualitativer Forschung und einer „schulenübergreifenden“ Verständigung soll das Verständnis von Interpretation als Ko-Konstruktion dazu dienen, die eigene interpretative Praxis im Hinblick auf ihre Voraussetzungen (Interessen, Vorannahmen, theoretische Modelle usw.), ihre Produkte (Interpretationstexte, Kategorien, theoretische Konzepte usw.) und die damit einhergehenden Gegenstandkonstruktionen zu reflektieren.

In dem Workshop wollen wir – an exemplarischem, von Teilnehmenden eingereichtem Material – das Verhältnis von Text, „Interpretationshinsichten“ und Ko-Konstruktionen praktisch ausloten und methodologisch reflektieren.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietende der Forschungswerkstatt weitergeleitet. (Insgesamt können drei Teilnehmende ihr Material einreichen.)

Literatur

  • Dausien, Bettina (2006). Repräsentation und Konstruktion. Lebensgeschichte und Biographie in der empirischen Geschlechterforschung. In Sabine Brombach & Bettina Wahrig (Hrsg.), LebensBilder. Leben und Subjektivität in neueren Ansätzen der Gender Studies (S.179-211). Bielefeld: transcript.
  • Dausien, Bettina (2007). Reflexivität, Vertrauen, Professionalität. Was Studierende in einer gemeinsamen Praxis qualitativer Forschung lernen können. Diskussionsbeitrag zur FQS-Debatte „Lehren und Lernen der Methoden qualitativer Sozialforschung“. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(1). http://qualitative-research.net/fqs/deb/07-1-D4Dausien-d.htm.
  • Mecheril, Paul (2003). Text als Medium für Text. Method(olog)ische Anmerkungen zur allmählichen Verfertigung eines Interpretationstextes (Kapitel II aus: Prekäre Verhältnisse. Über natio-ethno-kulturelle (Mehrfach-)Zugehörigkeit). Münster: Waxmann.

Einblicke in den Stil der Interpretation als Ko-Konstruktion finden sich auf den Seiten des Arbeitsforums qualitative Anschlussarbeiten aqua .rium der Universität Bielefeld, die 2005/06 im Kontext der Bielefelder Forschungswerkstatt (unter Leitung von Bettina Dausien und Paul Mecheril) entstanden sind.

Forschungswerkstatt: Grounded-Theory-Methodologie

Prof. Dr. Günter Mey

Hochschule Magdeburg-Stendal / Institut für Qualitative Forschung

Die Grounded-Theory-Methodologie (GTM) ist eine der am weitesten verbreiteten qualitativen Forschungsmethodologien, zu der mittlerweile unterschiedliche Positionen vorliegen und verschiedene Strategien vorgeschlagen werden (ein Überblick bieten die beiden „Grounded Theory-Reader mit klassischen und neuen Texten zur GTM bzw. einige der Texte zur GTM, die in FQS erschienen sind, z.B. von Glaser, Kelle oder die Interviews mit Strauss oder Corbin).

In der Forschungswerkstatt geht es vor allem darum, orientiert an den Fragen und dem Bedarf der Teilnehmenden und an konkretem Material die wesentlichen Konzepte (u.a. Theoretische Sensibilität) und Auswertungsschritte (v.a. offenes, axiales und selektives Kodieren, wie es in der GTM-Variante nach Strauss/Corbin vorgeschlagen wird) sowie Planungsfragen (u.a. Theoretisches Sampling) gemeinsam zu besprechen.

Vor dem Hintergrund dieser Schwerpunktsetzung können als Materialien zur Besprechung eingereicht werden:

  • Forschungsskizzen zur Diskussion von Projektplanungen/Forschungsdesigns
  • Trankskripte für (offenes/axiales) Kodieren
  • Netzwerkkarten/Visualisierungen (axiales/selektives Kodieren).

Die endgültige Planung orientiert sich an den eingereichten Materialien. Die Auswahl wird von dem Interesse geleitet sein, möglichst verschiedene Stationen im Prozess einer GTM-Studie ansprechen zu können. Damit der Werkstattcharakter eingelöst werden kann, kann maximal aus zwei Projekten Material (Exposé/Daten) diskutiert werden.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Breuer, Franz (2010). Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis (2. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Bryant, Anthony & Charmaz, Kathy (Hrsg.) (2007). The Sage Handbook of Grounded Theory. London: Sage. [2010: Paperback]
  • Mey, Günter & Berli, Oliver (2016). Grounded Theory in der Kultursoziologie. In Stephan Moebius, Frithjof Nungesser & Katharina Scherke (Hrsg.), Handbuch Kultursoziologie. Band 2: Theorien – Methoden – Felder. Wiesbaden: Springer,
    http://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-658-08001-3_16-1.
  • Mey, Günter & Mruck. Katja (2007). Grounded Theory Reader (HSR-Supplement, No. 19). Köln: ZHSF, http://www.gesis.org/hsr/archiv/2007/suppl-19-grounded-theory/.

u.a. darin (in der Auflage von 2011 als Übersetzungen):

  • Cisneros-Puebla, Cesar A. (2004). „To Learn to Think Conceptually.“ Juliet Corbin in Conversation With Cesar A. Cisneros-Puebla [53 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(3), Art. 32, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0403325.
  • Glaser, Barney G. (unter Mitarbeit Judith Holton) (2004). Remodeling Grounded Theory [80 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(2), Art. 4, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs040245
  • Kelle, Udo (2005). „Emergence“ vs. „Forcing“ of Empirical Data? A Crucial Problem of „Grounded Theory“ Reconsidered [52 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(2), Art. 27, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0502275
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2009). Methodologie und Methodik der Grounded Theory. In Wilhelm Kempf & Marcus Kiefer (Hrsg.), Forschungsmethoden der Psychologie. Zwischen naturwissenschaftlichem Experiment und sozialwissenschaftlicher Hermeneutik. Band 3: Psychologie als Natur- und Kulturwissenschaft. Die soziale Konstruktion der Wirklichkeit (S.100-152). Berlin: Regener.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2010). Grounded-Theory-Methodologie. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.614-626). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2011). Grounded Theory Reader (2. erweiterte u. überarbeite Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, http://www.springer.com/springer+vs/psychologie/book/978-3-531-17103-6.
  • Mey, Günter & Ruppel, Paul Sebastian (2016). Narrativität in der Grounded-Theory-Methodologie. In Claudia Equit & Christoph Hohage (Hrsg.), Handbuch Grounded Theory (S.273-289). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Mruck, Katja & Mey, Günter (2007). Grounded Theory and Reflexivity. In Anthony Brynt & Kathy Charmaz (Hrsg.), The Sage Handbook of Grounded Theory (S.487-510). London: Sage. [2010: Paperback]
  • Strauss, Anselm L. & Corbin, Juliet (1996). Grounded Theory. Weinheim: Beltz.

Forschungswerkstatt: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Özen Odağ

Touro College Berlin

In der Forschungswerkstatt sollen anhand des Materials der Teilnehmenden Möglichkeiten inhaltsanalytischer Auswertung aufgezeigt werden. Inhaltsanalyse wird dabei als Verfahren zur regelgeleitet-interpretativen Analyse bedeutungshaltigen Materials verstanden, das flexibel an das Material und die Forschungsfrage anzupassen ist. Prototypisch umfasst das Verfahren die folgenden Schritte:

  • Erstellung eines Kategoriensystems
  • Probekodierung, Bewertung und Überarbeitung des Kategoriensystems
  • Hauptkodierung
  • Aufbereitung der Daten, Ergebnisdarstellung und Interpretation

In der Forschungswerkstatt liegt der Schwerpunkt auf Fragen der Erstellung und der Modifikation des Kategoriensystems. Insbesondere sollen Strategien der Kategorienerstellung (aus dem Material heraus, angelehnt an einen Interviewleitfaden, theoriegeleitet etc.) dargestellt und anhand des Materials der Teilnehmenden erprobt werden. Weitere Themen, wie etwa Vergleich der Inhaltsanalyse mit anderen Auswertungsverfahren, Einsatz computergestützter Verfahren u.ä. werden je nach Bedarf und Interesse besprochen.

In dieser Forschungswerkstatt können insgesamt zwei Projekte konkret besprochen werden, die im Vorfeld festgelegt werden. Die Projekte können unterschiedlich weit fortgeschritten sein, von ersten Überlegungen, ob die Inhaltsanalyse ein geeignetes Verfahren darstellt, bis hin zu bereits ausgearbeiteten Kategoriensystemen. Es sollte aber auf jeden Fall bereits erhobenes Text- oder Bild-Material vorliegen, das nach Absprache vorab an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschickt wird.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietende der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Kuckartz, Udo (2012). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. München: Beltz Juventa.
  • Mayring, Philipp (2010). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (10. Aufl.). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Schreier, Margrit (2012). Qualitative content analysis in practice. London: Sage.
  • Schreier, Margrit (2014). Qualitative content analysis. In Uwe Flick (Hrsg.), The SAGE Handbook of qualitative data analysis (S.170-183). London etc.: Sage.
  • Schreier, Margrit (2014). Varianten qualitativer Inhaltsanalyse: Ein Wegweiser im Dickicht der Begrifflichkeiten [59 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 15(1), Art. 18, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1401185.

Forschungswerkstatt: Dokumentarische Methode

Dr. Aglaja Przyborski

Universität Wien

Philomena Pötscher

Sigmund Freud Privatuniversität Wien

Die dokumentarische Methode ist ein Verfahren der rekonstruktiven Sozialforschung und findet mittlerweile in vielfältigen Gegenstandsbereichen und zahlreichen Disziplinen Anwendung; zunehmend beweist sie in transdisziplinär ausgerichteten Forschungsprojekten ihre Stärken. Die Methode ist in der Arbeit mit Gruppendiskussionen, teilnehmender Beobachtung und narrativen Interviews entstanden, dann für weitere Textsorten und in den letzten Jahren für die Bild- und Videoanalyse weiterentwickelt worden.

Ziel der Forschungswerkstatt im Rahmen des Berliner Methodentreffen ist es, anhand konkreter, forschungspraktischer Beispiele aus dem Material der Teilnehmer_innen die grundlegenden Arbeitsschritte, Kristallisations- und Knackpunkte der dokumentarischen Methode erfahrbar zu machen.

Den methodischen Schwerpunkt soll die Arbeit mit Gruppendiskussionen und/oder Bildern bilden.

Wenn Sie interessiert sind, dass wir die Dokumentarische Methode entlang Ihres Forschungsvorhabens im Workshop beleuchten sind folgende Unterlagen als Materialgrundlage notwendig:

  • Projektplanung und Forschungsdesigns
  • Trankskripte von Gruppendiskussionen (oder anderen Gesprächsformaten) oder:
  • Bilder/Fotos
  • Interpretation (formulierende und/oder reflektierende Interpretation nach der Dokumentarischen Methode) zu Ihrem Ausgangsmaterial (Transkript und/oder Bild), die uns zur Verfügung gestellt wird 

Es können maximal zwei Vorlagen diskutiert werden. Das Material, das besprochen wird, wird spätestens ein Monat vor der Forschungswerkstatt an alle Teilnehmer_innen zur Voransicht versandt.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Bohnsack, Ralf (2007). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden (6. Auflage). Opladen: Budrich.
  • Bohnsack, Ralf (2008). Qualitative Bild- und Videointerpretation. Opladen: Budrich.
  • Loos, Peter; Nohl, Arnd-Michael; Przyborski, Aglaja & Schäffer, Burkhard (2013). Dokumentarische Methode. Grundlagen – Entwicklungen – Anwendungen. Opladen, Berlin, Toronto: Budrich.
  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Przyborski, Aglaja & Slunecko, Thomas (2010). Dokumentarische Methode. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.627-642).  Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Przyborski, Aglaja & Slunecko, Thomas (2012). Linie und Erkennen: Die Linie als Instrument sozialwissenschaftlicher Bildinterpretation. Journal für Psychologie, 20/3, http://www.journal-fuer-psychologie.de/index.php/jfp/article/view/239.
  • Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2014). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (4. erweiterte Auflage). München: Oldenbourg.

Forschungswerkstatt: Wissenssoziologische Bildhermeneutik

Prof. Dr. Jürgen Raab

Universität Koblenz-Landau, Institut für Sozialwissenschaften

Assoz. Prof. Dr. Roswitha Breckner

Universität Wien, Institut für Soziologie

Unter dem Eindruck der zunehmenden Medialisierung sich modernisierender Gesellschaften ist in den Sozialwissenschaften die Aufmerksamkeit für die Kulturbedeutung von visuellen und audiovisuellen Ausdrucks- und Darstellungsformen auf breiter Front neu entfacht. Der sogenannte „Visual Turn“ führte nicht nur zum Wiedererwachen und zur Neuanregung der Visuellen Soziologie. Vielmehr scheint sich in den Sozial- und Kulturwissenschaften zusehends die Einsicht durchzusetzen, dass Bilder mit ihrer spezifischen kommunikativen Qualität entscheidend beitragen zur technisch-medialen Herstellung und Tradierung, Stabilisierung und Veränderung nicht allein von persönlichen und kollektiven Identitäten, sondern von gesellschaftlichem Wissen und von sozialer Wirklichkeit insgesamt.

Die Forschungswerkstatt widmet sich den Herausforderungen, Problemen und Potenzialen der methodisch-kontrollierten sozialwissenschaftlichen Analyse von unbewegten Bildern in ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen (Fotografie, Collage, Zeichnung, Gemälde, Comic u.a.m.). Ausgehend von den methodologischen und methodischen Ansätzen der wissenssoziologischen Bildhermeneutik verfolgt die Forschungswerkstatt das Ziel, interpretative Zugänge zu den symbolischen Ordnungen von Einzelbilddarstellungen ebenso vorzustellen, zu diskutieren und an konkreten Materialien zu erproben, wie zu deren vielfältig möglichen kontextuellen Arrangements in dramaturgischen, seriellen, scheinbar zufälligen oder systematisch vergleichenden Bildanordnungen.

Nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen werden Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, aufgefordert, diese an info@berliner-methodentreffen.de zu senden. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Breckner, Roswitha (2010). Sozialtheorie des Bildes. Zur interpretativen Analyse von Bildern und Fotografien. Bielefeld: Transcript.
  • Breckner, Roswitha (2012). Bildwahrnehmung – Bildinterpretation. Segmentanalyse als methodischer Zugang zur Erschließung bildlichen Sinns. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 2, 143-164.
  • Breckner, Roswitha & Raab, Jürgen (Hrsg.) (2016). Materiale Visuelle Soziologie. Schwerpunktheft der Zeitschrift für Qualitative Forschung (ZQF), 17/1+2.
  • Breckner, Roswitha & Pribersky, Andreas (Hrsg.) (2016). Bildhandeln und Visuelle Politik. Schwerpunktheft der Österreichischen Zeitschrift für Soziologie (ÖZG), 41/2.
  • Müller, Michael R.; Raab, Jürgen & Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.) (2014). Grenzen der Bildinterpretation. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Raab, Jürgen (2008). Visuelle Wissenssoziologie. Theoretische Ansätze und materiale Analysen. Konstanz: UVK.
  • Raab, Jürgen (2012). Visuelle Wissenssoziologie der Fotografie. Sozialwissenschaftliche Analysearbeit zwischen Einzelbild, Bildsequenz und Bildkontext. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 2, 121-142.
  • Raab, Jürgen (2017). Fotografie und Phänomenologie. Zur Methodologie einer wissenssoziologischen Konstellationsanalyse. In Thomas Eberle (Hrsg.), Fotografie und Gesellschaft. Phänomenologische und wissenssoziologische Perspektiven, Bielefeld: Transcript,381-393.

Forschungswerkstatt: Wissenssoziologische Hermeneutik

Prof. em. Dr. Jo Reichertz

Universität Duisburg-Essen, Campus Essen; FB 1 – Kommunikationswissenschaft

Diese Forschungswerkstatt bietet die Möglichkeit, forschungspraktisch mit der wissenssoziologischen Hermeneutik zu arbeiten. Dieses theoretischemethodologische und methodische Konzept hat zum Ziel, die gesellschaftliche Bedeutung jeder Form von Interaktion (sprachlicher wie nichtsprachlicher; face-to-face wie institutionell geformter) und aller Arten von Interaktionsprodukten (Kunst, Religion, Unterhaltung, Geschäftsordnungen etc.) zu (re-) konstruieren.

Untersucht wird, wie Handlungssubjekte – hineingestellt und sozialisiert in historisch und sozial entwickelte und abgesicherte Routinen und Deutungen des jeweiligen Handlungsfeldes – diese einerseits vorfinden und sich aneignen (müssen), andererseits diese immer wieder neu ausdeuten und damit auch „eigen-willig“ erfinden (müssen). Diese selbständigen Neuauslegungen des vorgefundenen Wissens werden (ebenfalls als Wissen) ihrerseits wieder in das gesellschaftliche Handlungsfeld eingespeist und verändern es.

Das Handeln der Akteure gilt in dieser Perspektive erst dann als verstanden, wenn der Interpret/die Interpretin in der Lage ist, es aufgrund der erhobenen Daten (Interviews, Beobachtungen, Dokumente etc.) in Bezug zu dem vorgegebenen und für die jeweilige Handlungspraxis relevanten Bezugsrahmen zu setzen und es in dieser Weise für diese Situation als eine (für die Akteure) sinn-machende (wenn auch nicht immer zweck-rationale) „Lösung“ nachzuzeichnen.

Schwerpunkt der Forschungswerkstatt soll die Organisationsanalyse (Arbeits- und Interessenorganisationen wie Unternehmen, Parteien, Verbände, Verwaltungen) sein. Erprobt werden soll, ob und wie sich mit der hermeneutischen Wissenssoziologie nicht nur die Besonderheit des Handelns einzelner Akteure ermitteln lässt, sondern wie dieses Handeln mit je spezifischen Strukturen der Organisation und/oder organisationstypischen Mustern der Wahrnehmung, Deutung und Entscheidung zusammenhängt.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Hitzler, Ronald, Jo Reichertz & Norbert Schröer (Hrsg.) (1999). Hermeneutische Wissenssoziologie. Standpunkte zur Theorie der Interpretation. Konstanz: UVK.
  • Keller, Reiner & Hubert Knoblauch & Jo Reichertz (Hrsg.) (2013). Kommunikativer Konstruktivismus. Wiesbaden. Springer
  • Reichertz, Jo (2007) Hermeneutische Wissenssoziologie in der Marktforschung. In Renate Bubner & Hartmut Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung ( S.111-127). Wiesbaden: Gabler.
  • Reichertz, Jo (2009). Kommunikationsmacht. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Reichertz, Jo (2013). Gemeinsam interpretieren. Die Gruppeninterpretation als kommunikativer Prozess. Wiesbaden: Springer Verlag.
  • Reichertz, Jo (2016). Qualitative und interpretative Sozialforschung. Eine Einladung. Wiesbaden: Springer.
  • Reichertz, Jo & Tuma, René  (Hrsg.) (2017). Der Kommunikative Konstruktivismus bei der Arbeit. Weinheim: Juventa.
  • Soeffner, Hans-Georg (2004). Auslegung des Alltags – Der Alltag der Auslegung. Konstanz: UVK.
  • Wilz, Sylvia Marlene (2002). Organisation und Geschlecht. Opladen: Leske + Budrich.
  • Wilz, Sylvia Marlene (2010). Entscheidungsprozesse in Organisationen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Forschungswerkstatt: Biografie- / Narrationsanalysen

Dr. Thomas Reim

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Soziologie

Prof. em. Dr. Gerhard Riemann

Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, Fakultät Sozialwissenschaften

In dieser Forschungswerkstatt geht es darum, Interessierte mit Grundzügen der sozialwissenschaftlichen Erzählanalyse vertraut zu machen, die sich in der Auseinandersetzung mit narrativen – sowohl autobiographisch-narrativen als auch interaktionsgeschichtlichen – Interviews entwickelt hat. Diese Form der Erzählanalyse, die insbesondere von der Grounded Theory (Glaser und Strauss) und Betrachtungsweisen der ethnomethodologischen Konversationsanalyse angeregt wurde, spielt vor allem in der neueren Biographieforschung und in der Analyse professionellen Handelns eine wichtige Rolle, ist aber nicht darauf begrenzt.

Es wird bei unserem Treffen auf eine ausführliche Einleitung verzichtet, um möglichst viel Zeit für die Besprechung von Datenmaterialien zu gewinnen, die einzelne Teilnehmer_innen zur Verfügung stellen. In der Auseinandersetzung mit diesen Materialien werden die Analyseschritte dieses Forschungsansatzes (z.B. der Schritt der strukturellen Beschreibung) und damit verbundene Erkenntnismöglichkeiten exemplarisch verdeutlicht.

Die Werkstattleiter bitten angesichts des Zeitrahmens um Verständnis dafür, dass nur wenige Materialien bearbeitet werden können. Auf jeden Fall soll auch ein Raum dafür geschaffen werden, dass Teilnehmende, die keine eigenen Daten zur Verfügung stellen, Erfahrungen aus laufenden Forschungsprojekten einbringen und Rückmeldungen dazu bekommen können. Dabei kann es natürlich auch um das Untersuchungsdesign und um Problemstellungen der Datenerhebung und Interviewführung gehen.

Teilnehmende, die eigene (zuvor sorgfältig maskierte) Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Die Werkstattleiter setzen sich rechtzeitig vor dem Methodentreffen mit den Teilnehmenden, die Material einbringen, in Verbindung, um zu klären, wie viel davon verschickt werden soll. Es sollte sich auf jeden Fall nicht um disparate Textauszüge handeln, sondern um zusammenhängende Sequenzen (z.B. die Transkription einer Eingangserzählung).

Literatur

  • Riemann, Gerhard (2003). A Joint Project Against the Backdrop of a Research Tradition: An Introduction to „Doing Biographical Research“ [36 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4(3). 4(3), Art. 18, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0303185.
  • Schütze, Fritz (2008): Biography Analysis on the Empirical Base of Autobiographical Narratives: How to Analyze Autobiographical Narrative Interviews – Part one and two, European Studies on Inequalities and Social Cohesion , Nr. 1-2, S. 153 – 242 und Nr.  3-4., S. 5 – 77. Auch verfügbar unter: http://www.uni-magdeburg.de/zsm/projekt/biographical/1/B2.1.pdf und http://www.uni-magdeburg.de/zsm/projekt/biographical/1/B2.2.pdf.
  • Schütze, Fritz (2016). Sozialwissenschaftliche Prozessanalyse. Grundlagen der qualitativen Sozialforschung (hg. von Werner Fiedler und Heinz-Hermann Krüger). Opladen, Berlin, Toronto: Verlag Barbara Budrich, insbesondere: S. 55-73.

Forschungswerkstatt: Biografische Fallrekonstruktion

Prof. Dr. Gabriele Rosenthal

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum Sozialwissenschaften

Arne Worm, M.A.

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum Sozialwissenschaften

In dieser Forschungswerkstatt möchten wir die Teilnehmenden sowohl in die methodologischen Prinzipien als auch in die methodische Vorgehensweise biographischer Fallrekonstruktionen sowie deren Verwendung im Kontext der Bearbeitung unterschiedlicher Fallebenen (Individuum, Familie sowie andere soziale Gruppen) einführen. Dieses Verfahren wurde von Gabriele Rosenthal zunächst im Zusammenhang mit der Analyse biographisch-narrativer Interviews entwickelt. Es besteht aus mehreren Analyseschritten, die in der Forschungswerkstatt kurz vorgestellt und an Datenmaterial der Teilnehmenden exemplarisch demonstriert werden. Diese Analyseschritte können in modifizierter Form auch für die Analyse von Familiengesprächen, Interaktionsverläufen, Videoaufnahmen und von Protokollen teilnehmender Beobachtung angewandt werden (Rosenthal 2011).

In der Forschungswerkstatt werden wir in erster Linie Materialien der Teilnehmenden (vorzugsweise Transkriptionen von Interviews oder Gruppengesprächen) sowie Fragen zu Forschungsdesigns erörtern. Die Planung orientiert sich an den Materialien und Fragen zum Forschungsdesign, die bei uns eingehen. Wir bitten um Verständnis dafür, dass angesichts des vorgegebenen Zeitrahmens nur wenige Materialien gemeinsam bearbeitet werden können. 

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur

  • Hinrichsen, Hendrik; Rosenthal, Gabriele & Worm, Arne (2013). Biographische Fallrekonstruktionen. Zur Rekonstruktion der Verflechtung ‚individueller‘ Erfahrung, biographischer Verläufe, Selbstpräsentationen und ‚kollektiver‘ Diskurse. PalästinenserInnen als RepräsentantInnen ihrer Wir-Bilder. sozialer sinn, Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung, 2/2013, 157-183.
  • Radenbach, Niklas & Rosenthal, Gabriele (2012). Das Vergangene ist auch Gegenwart, das Gesellschaftliche ist auch individuell. Zur Notwendigkeit der Analyse biographischer und historischer ‚Rahmendaten’. sozialer sinn, Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung, 1/2012, 3-37.
  • Rosenthal, Gabriele (1995). Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biografischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt/M.: Campus.
  • Rosenthal, Gabriele (2015). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.

Forschungswerkstatt: Objektive Hermeneutik

Prof. Dr. Andreas Wernet

Leibniz Universität Hannover, Institut für Erziehungswissenschaft

Diese Forschungswerkstatt bietet die Möglichkeit, sich durch exemplarische Fallinterpretationen mit dem forschungspraktischen Vorgehen der Objektiven Hermeneutik vertraut zu machen. Die Teilnehmenden erhalten dabei die Gelegenheit, sich grundlegende Einblicke in das sequenzanalytische Verfahren der Fallrekonstruktion zu verschaffen.

Grundlage der gemeinsamen Interpretationen sind Protokolle, die von den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden. An diesem Material sollen die grundlegenden Operationen und Prinzipien des Verfahrens (Wörtlichkeit; Kontextunabhängigkeit; Sequenzanalyse, latente Sinnstruktur) exemplifiziert und die dabei auftretenden methodischen Probleme diskutiert werden.

Hinweis für aktiv Teilnehmende: Um die Interpretationen in dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen mit der für das Verfahren notwendigen Detailliertheit vornehmen zu können, müssen wir uns auf kurze Textsequenzen beschränken. Deshalb kann leider nur das Datenmaterial eines aktiven Teilnehmers/einer aktiven Teilnehmerin berücksichtigt werden. Die Protokolle sollten sozialisations-, erziehungs- und bildungswissenschaftlichen und/oder professionalisierungstheoretischen Kontexten entstammen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietende der Forschungswerkstatt weitergeleitet.

Literatur