Workshops 2016

Workshop: Beobachtungsprotokolle

Dr. Stephanie Bethmann

Universität Basel, Seminar für Soziologie

Beobachtungsprotokolle bilden oft das Herzstück ethnografischer Feldforschungen, aber spielen auch für Interaktionsanalysen, systematische Beobachtungen und als begleitendes Datum in Interviewstudien, etwa wenn die Interviewsituation umfassend beschrieben werden soll, eine wichtige Rolle. Sie fixieren flüchtige Wahrnehmungen und Ereignisse aus Perspektive des Forschers bzw. der Forscherin und machen diese so für eine nachträgliche Darstellung und Analyse zugänglich.

Bei solchen Protokollen handelt es sich nicht um deskriptive Dokumente einer beobachteten Praxis, die interpretationsbedürftig ist, sondern um in erheblichem Maße analytische, bereits interpretative Dokumente. Wenngleich sich Ähnliches auch für Interviewtranskripte behaupten lässt, führt es im Umgang mit Beobachtungsprotokollen häufiger zu Verunsicherungen: Worüber gibt ein Protokoll eigentlich Auskunft? Mit welchen Strategien kann es sinnvoll ausgewertet werden? Lassen sich die Ebenen Gegenstandsanalyse und Selbstreflexion sinnvoll auseinanderhalten? In der Methodenliteratur sind praktische Hinweise dazu spärlich gesät. Auswertungsmethoden sind vorwiegend auf den Umgang mit Gesprächsdaten zugeschnitten. Beobachtungsmethoden werden eher mit Blick auf  das Beobachten, die eigene Rolle im Feld und das Schreiben thematisiert.

Im Workshop liegt der Schwerpunkt gerade deshalb auf Strategien der Auswertung von Beobachtungsdaten, was aber auch beinhaltet, sich mit dem Nutzen verschiedener Schreibstile im Verfassen und Überarbeiten von Protokollen auseinanderzusetzen. Im ersten Teil werden methodologische Grundlagen vorgestellt, die sich zur Betrachtung von (auch non-verbalen) Interaktionsphänomenen gut eignen und deren praktische Umsetzung an ausgewählten Beispielen veranschaulicht und diskutiert. Im zweiten Teil können die Teilnehmenden eigenes Material ausschnittweise einbringen und Fragen zur eigenen Schreib- und Auswertungspraxis thematisieren.

Literatur

  • Breidenstein, Georg; Hirschauer, Stefan; Kalthoff, Herbert & Nieswand, Boris (Hrsg.) (2013). Ethnografie: Die Praxis der Feldforschung. Konstanz: UTB.
  • Charmaz, Kathy & Mitchell, Richard G. (2010). Grounded theory in ethnography. In Paul Atkinson, Amanda Doffey, Sarah Delamont, John Lofland & Lyn Lofland (Hrsg.), The Sage handbook of ethnography (S.160-174). Los Angeles, CA: Sage.
  • Dellwing, Michael & Prus, Robert (2012). Interaktionistische Ethnografie. Soziologie im Außendienst. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Streck, Rebekka; Unterkofler, Ursula & Reinecke-Terner, Anja (2013). Das „Fremdwerden“ eigener Beobachtungsprotokolle – Rekonstruktionen von Schreibpraxen als methodische Reflexion. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 14(1), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1301160.

Workshop: Methodenpluralität in Forschungsprojekten

Prof. Dr. Nicole Burzan

Technische Universität Dortmund, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Fakultät 12

In der Ausdifferenzierung der Grundformen der Generierung und Deutung von Daten – also von Beobachtung, Gesprächsführung/Befragung und Dokumentenanalyse sowie von kodierenden und hermeneutischen Varianten der Interpretation – werden ständig (mehr oder weniger) neue Erhebungsverfahren und von Methoden ‚kontrollierten Verstehens‘ im engeren wie im weiteren Verstande sowohl auf vielerlei Gegenstände appliziert als auch stetig weiter entwickelt. Damit ist keineswegs nur ein zu rezipierender, allgemeiner „State of the Art“ gemeint ist, sondern ebenso das Forschungsgeschehen „vor Ort“. Dementsprechend soll es in dieser Veranstaltung zentral um die Frage gehen, welche Methoden in welchen bzw. in welcher Art von Forschungsprojekten wie verknüpft werden. Im Sinne einer ‚ersten‘, einfachen Differenzierung unterscheiden wir dabei a) Verschränkungen verschiedener Methoden vor der Erarbeitung fallübergreifender Teilergebnisse (= Methodenintegration), b)  systematische In-Bezug-Setzung methodenspezifisch erarbeiteter Teilergebnisse (= Methodenkombination), und c) komplementäre Ergänzungen der Methoden und Ergebnisse zur Beantwortung einer Forschungsfrage (= Methodenaddition. Diese Verknüpfungen können sowohl jeweils innerhalb interpretativer, qualitativer oder quantitativer Ansätze vorgenommen werden, als auch die Grenzen von Ansätzen überschreiten. Stichworte hierbei können etwa sein „Mixed Methods“, ebenso aber auch „Triangulation“. Zurückgreifen lässt sich dabei u.v.a. aber z.B. auch schon auf die Debatte um „registrierende“ versus „rekonstruierende“ Methoden der Datenerhebung und/oder auf die immer wieder gestellte Frage nach gemeinsamen Standards standardisierter und nicht-standardisierter Verfahren. Dabei können Unterschiede zwischen (idealerweise feldnative Daten generierenden) explorativen Methoden und (auf analytische Kategorien der Forschenden verweisenden) qualitativen Methoden thematisiert werden. Ebenso kann der Schwerpunkt des Frageinteresses aber auch auf methodologische Erwägungen zur Methodenpluralität bei der Erhebung und/oder Auswertung von Daten liegen. Und so weiter.

Bezogen auf konkrete Projekte soll es also insbesondere darum gehen, zu reflektieren, welche Methoden auf welche Weise verknüpft werden (können), und welchen methodologischen und methodischen Herausforderungen man typischerweise dabei begegnet. 

Literatur

  • Burzan, Nicole (2010). Zur Debatte um die Verknüpfung qualitativer und quantitativer Sozialforschung. In Anne Honer, Michael Meuser & Michaela Pfadenhauer (Hrsg.), Fragile Sozialität (S.93–102). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Flick, Uwe (2013). Triangulation (S.11-26, 75-84 und 95-96). Wiesbaden: Springer VS.
  • Hitzler, Ronald & Gothe, Miriam (Hrsg.) (2015). Ethnographische Erkundungen. Wiesbaden: Springer VS.
  • Kelle, Udo & Erzberger, Christian (2000). Qualitative und quantitative Methoden: Kein Gegensatz. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung (S.299-309). Reinbek: Rowohlt.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (Hrsg.) (2014). Qualitative Forschung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Soeffner, Hans-Georg (2014). Interpretative Sozialwissenschaft. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Qualitative Forschung (S.35-53). Wiesbaden: Springer VS.

Workshop: Transkription und Auswertung von Interviews mit f4transkipt und f4analyse

Dr. Thorsten Dresing

audiotranskription.de, Marburg

Der Kurs ist ein kompakter Überblick und Einstieg für Anfänger_innen und Neugierige. Ziele dieses Workshops sind Übungen und Informationen zur Transkription von Interviews mit f4&f5, eine Einführung in f4analyse zur Unterstützung der Auswertung von Textdaten und eine Einführung in die Qualitative Inhaltsanalyse (Kuckartz, 2014).

Der Kurs startet mit Tipps zur Aufnahme qualitativer Interviews. Anschließend wird aufgenommenes Material exemplarisch transkribiert. Die Anfertigung eines Transkripts ist meist ein Dilemma zwischen realistischer Situationsnähe und praktikabler Präsentationsform. Die Schwierigkeit beim Transkribieren besteht darin, diese Diskrepanz zu kennen und eine realistische Einschätzung von Aufwand und Ertrag zu besitzen. Damit dies besser gelingt, zeigen wir verschiedene Regelsysteme, Auswahlhilfen mit zeitsparenden Tipps, typische Fehler bei der Transkription, angemessene Zeitplanung und empirische Erkenntnisse zu Spracherkennung.

Im Hauptteil erhalten Sie im Kurs einen Einblick in typische Arbeitsschritte und Zeitumfänge der ggf. darauf folgenden, kategorienbasierten Auswertungsarbeit mit f4analyse im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse wie Kuckartz (2014) sie beschreibt. Hierzu zählen Inhalte wie: Kategoriensystem induktiv oder deduktiv entwickeln und Textstellen passend zuordnen, Memos als Forschungswerkzeug sinnvoll nutzen (Case Summarys, Ankerbeispiele, Definitionen, Theorieideen uvm.), Analysedurchgänge gestalten mit dem Text-Retrieval / Suchwerkzeug, Datenmaterial durchsuchen und interessante Passagen automatisch codieren, Export zu Word und anderen Programmen.

Bitte bringen Sie ein eigenes Notebook (Windows oder Mac) mit, das Ihnen während des Kurses die Lösung der Aufgabenstellungen ermöglicht. Die Software wird auf USB-Sticks zur Verfügung gestellt. 

Literatur 

  • Dresing, Thorsten & Pehl, Thorsten (2013). Praxisbuch Interview, Transkription & Analyse. Anleitungen und Regelsysteme für qualitativ Forschende (5. Auflage). Marburg.
    http://www.audiotranskription.de/transkription-praxisbuch
  • Kuckartz, Udo (2014). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Dresing, Thorsten & Pehl, Thorsten (2010). Transkription. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2008). Qualitative Evaluation – Der Einstieg in die Praxis (2. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Design und Triangulation in der qualitativen Forschung

Prof. Dr. Uwe Flick

Freie Universität Berlin

Das Konzept des Forschungsdesigns bezieht sich bei qualitativer Forschung insbesondere auf die Planung einer Untersuchung und ihrer Schritte. Die Verwendung unterschiedlicher Zugänge in theoretischer und methodischer Hinsicht und was die verwendeten Daten betrifft spielt in der qualitativen Forschung schon seit längerem eine Rolle und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Als Leitkonzept in diesem Kontext hat sich der Begriff der Triangulation eingebürgert, der von Norman Denzin in den 1970er Jahren entsprechend eingeführt wurde. Triangulation kann sich auf die Kombination unterschiedlicher theoretischer Perspektiven oder auf die Verwendung unterschiedlicher Methoden beziehen, wobei die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden eine von verschiedenen Möglichkeiten darstellt, und die Kombination verschiedener qualitativer Methoden zunehmend an Bedeutung gewinnt. Triangulation kann sich auf die Verwendung unterschiedlicher Datensorten sowie die Zusammenarbeit verschiedener Forscher_innen stützen. Dabei kann Triangulation jeweils als Strategie der Geltungsbegründung aber auch allgemeiner zur Erweiterung der Erkenntnismöglichkeiten eingesetzt werden. Dann wird Triangulation zu einem spezifischen Ansatz des Designs qualitativer Forschung.

In diesem Workshop soll das Konzept der Triangulation in seinen unterschiedlichen Varianten im Kontext des Designs qualitativer Forschung vorgestellt werden. Dazu werden jeweils Forschungsbeispiele diskutiert. Im zweiten Teil des Workshops sollen die Teilnehmenden die Gelegenheit erhalten, die dabei aufgeworfenen Fragen der Planung und der Kombination verschiedener Methoden bzw. unterschiedlicher Daten am eigenen Vorgehen und Material weiter zu diskutieren.

Literatur

  • Denzin, Norman K. (1989). The Research Act (3. Aufl.). Englewood Cliffs, N. J.: Prentice Hall.
  • Flick, Uwe (2016). Qualitative Sozialforschung – eine Einführung (akt. u. erw. Neuausgabe). Reinbek: Rowohlt.
  • Flick, Uwe (2011). Triangulation – Eine Einführung (3. akt. und. erw. Aufl.; Reihe: Qualitative Sozialforschung, Band 12). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaft.
  • Flick, Uwe (2010). Triangulation. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.278-289). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Flick, Uwe (2005). Qualitative research in sociology in Germany and the US—State of the art, differences and developments. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 23, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503230.

Workshop: Artefaktanalyse

Ass.-Prof. Dr. Ulrike Froschauer

Universität Wien, Institut für Soziologie

Ao. Prof. Dr. Manfred Lueger

Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Soziologie und Empirische Sozialforschung, Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden

Artefakte als materialisierte Produkte menschlicher Aktivitäten sind in jeder Gesellschaft nahezu allgegenwärtig. Dies gilt für Kulturlandschaften, Architektur, Fotos oder auch die Kleidung. Als Objektivationen sozialer Beziehungen und gesellschaftlicher Verhältnisse legen sie ein beredtes Zeugnis über unterschiedliche Lebensformen und Kulturen ab. Für sozialwissenschaftliche Analysen sind sie nicht nur aus diesem Grund besonders interessant, sondern auch, weil sie leicht zugänglich sind und sich aufgrund ihrer Präsenz und zumeist relativen Stabilität für eine wiederholte und distanzierte analytische Zuwendung anbieten oder zumindest gut dokumentarisch erfasst werden können.

Der Workshop befasst sich daher mit der Analyse solcher Materialien, wobei folgende Aspekte besondere Berücksichtigung finden:

  • Einbettung der Artefaktanalyse in die methodologische Position qualitativer Sozialforschung
  • Grundlagen der Artefaktanalyse
  • Phasen der Interpretation von Artefakten
  • Exemplarische Analyse von Artefakten
  • Diskussion der Stärken und Schwächen der Artefaktanalyse
  • Diskussion der Anwendbarkeit von Artefaktanalysen
  • Reflexion zum Workshop

Ziel des Workshops ist, mit den Grundlagen und den konkreten Interpretationsschritten einer Artefaktanalyse vertraut zu machen und anhand der gemeinsamen Analyse eines Beispiels durchzuspielen. Darüber hinaus soll die Vorgangsweise einer kritischen Diskussion unterzogen werden.

Literatur

  • Froschauer, Ulrike (2009). Artefaktanalyse. In Stefan Kühl, Petra Strodtholz & Andreas Taffertshofer (Hrsg.), Handbuch Methoden der Organisationsforschung. Quantitative und Qualitative Methoden (S.326-347). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Froschauer, Ulrike & Lueger, Manfred (2007). Film-, Bild- und Artefaktanalyse. In Jürgen Straub, Arne Weidemann & Doris Weidemann (Hrsg.), Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Grundbegriffe – Theorien – Anwendungsfelder (S.428-439). Stuttgart. Metzler.
  • Gagliardi Pasquale (Hrsg.) (1990). Symbols and Artefacts. Views of the Corporate Landscape. Berlin: de Gruyter.
  • Lueger, Manfred (2010). Interpretative Sozialforschung: Die Methoden. Wien: Facultas-UTB (Kap. 4).
  • Van Leeuwen Theo & Jewitt Carey (Hrsg.) (2001). Handbook of Visual Analysis. Los Angeles: Sage.

Workshop: Einführung in MAXQDA

Malte Hilker

Andreas Veltens

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Berlin

Der Workshop startet mit einer Vorstellung der MAXQDA-Programmoberfläche. Im Anschluss werden die Inhalte in einer Mischung aus Demonstration und selbständiger, angeleiteter Übung erarbeitet. Die Teilnehmenden werden mit der Architektur und den wesentlichen Funktionen von MAXQDA vertraut gemacht. Der Workshop ist gleichermaßen für Teilnehmende, die mit Mac OS X oder mit Windows arbeiten, geeignet (identische Funktionalität & Oberfläche).

Nach diesem Workshop sind Sie in der Lage, Ihr qualitatives Datenmaterial optimal für die Verwendung und Analyse mit MAXQDA vorzubereiten und in das Programm einzulesen. Sie kennen die Funktionen von MAXQDA, die für eine grundlegende qualitative Auswertung Ihrer Daten relevant sind. Sie können ein Kategoriensystem erstellen und verwalten, Textstellen codieren und wiederfinden.

Schwerpunktthemen sind:

  • Projekte erzeugen und verwalten
  • Datenmaterial: Import, Organisation und Editierbarkeit
  • Codesystem: Codes erstellen, sortieren und editieren
  • Codieren: Verschiedene Möglichkeiten des differenzierten Codierens (In-Vivo Codieren, deskriptives und theoretisches Codieren, Emoticodes®, Codierungen gewichten, Code-Definitionen, Farbcodierungen)
  • Memos: Memos erstellen, editieren und verwalten
  • Codierte Textstellen zusammenstellen: Einfache und komplexe Suchvorgänge
  • Exportmöglichkeiten

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.

Der Workshop findet in einem Computerraum statt, Sie können aber gerne auch ein eigenes Notebook mitbringen, auf dem die aktuellste Version von MAXQDA 12 (Windows oder Mac OS X) installiert ist. Die 30 Tage gültige Demoversion ist ausreichend, Download unter: www.maxqda.de.

Hilfreiche Literatur

  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2008). Basics of Qualitative Research (3. Aufl). Thousand Oaks, CA: SAGE.
  • Kuckartz, Udo (2010). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (3. aktualisierte  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo (2016). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung (3. Aufl.). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko & Dresing, Thorsten (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (2., überarbeitete  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Workshop: MAXQDA für Fortgeschrittene – Schwerpunkt Fokusgruppen-Analyse

Dr. Stefan Rädiker

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Berlin

Voraussetzung für die Teilnahme sind MAXQDA-Kenntnisse entsprechend den Inhalten des Workshops „Einführung in MAXQDA“ oder vergleichbare Kenntnisse einer anderen QDA-Software.

Seit Version 12 offeriert MAXQDA speziell entwickelte Funktionen für die Auswertung von Fokusgruppen- sowie Gruppendiskussions-Transkripten. Im Workshop lernen Sie diese Funktionen kennen und anwenden, wobei wir uns insbesondere folgenden Fragen widmen:

  • Wie muss ich meine Transkripte vorbereiten, um die Beiträge der Sprecher_innen beim Import in MAXQDA automatisch codieren zu lassen?
  • Wie kann ich bereits importierte Transkripte nachträglich in ein Fokusgruppen-Transkript umwandeln?
  • Welche Informationen liefert mir die „Übersicht Fokusgruppenteilnehmer“?
  • Wie kann ich Variablen für Fokusgrupenteilnehmende anlegen und diese für die Analyse verwenden?
  • Wie lassen sich Aussagen von Teilnehmenden vergleichen und welche Tools für die Auswertung stehen bereit?

Die Inhalte werden in einer Mischung aus Demonstration und selbständiger, angeleiteter Übung erarbeitet. Der Schwerpunkt des Workshops liegt in der konkreten Anwendung der vorgestellten Funktionen an Beispieldaten und lässt genügend Raum für konkrete Fragen der Teilnehmenden. Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.

Der Workshop findet in einem Computerraum statt, Sie können aber gerne auch ein eigenes Notebook mitbringen, auf dem die aktuellste Version von MAXQDA 12 (Windows oder Mac) installiert ist. Die 30 Tage gültige Demoversion ist ausreichend, Download unter: www.maxqda.de.

Literatur zur Einstimmung

  • Krueger, Richard A.; Casey, Mary Anne (2009). Focus Groups. A Practical Guide for Applied Research. 4th Ed. Sage.
  • Kühn, Thomas; Koschel, Kay-Volker (2011). Gruppendiskussionen. Ein Praxis-Handbuch. VS Verlag.
  • Schulz, Marlen; Mack, Birgit; Renn, Ortwin (2012) (Hrsg.). Fokusgruppen in der empirischen Sozialwissenschaft. Von der Konzeption bis zur Auswertung. Springer VS.

Workshop: Lebensweltanalytische Ethnografie

Prof. Dr. Ronald Hitzler

Technische Universität Dortmund, Fakultät 12, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie

Dr. Paul Eisewicht

Technische Universität Dortmund, Fakultät 12, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie

Lebensweltanalyse zu betreiben, bedeutet in der einfachsten Form, sich mit dem eigenen Erleben zu befassen – aber nicht in anekdotischer oder egozentrierter, sondern in analytischer Absicht, und das heißt, das eigene Erleben als evidenten Ausgangspunkt der methodischen Erschließung von Wirklichkeit zu reflektieren. Lebensweltanalytische Ethnografie zu betreiben, bedeutet erhebungstechnisch dementsprechend, sich – unbeschadet selbstverständlich der Nutzung auch der üblichen Verfahren ethnografischer Datenerhebung – auf das je zu untersuchende soziale „Feld“ möglichst rückhaltlos einzulassen und – bis hinein in sprachliche und habituelle Gewohnheiten – zu versuchen, den dort (mehr oder weniger kompetent) agierenden Menschen möglichst ähnlich zu werden.

Die die lebensweltanalytische Ethnografie kennzeichnende „besondere“ Technik ist die – von der teilnehmenden Beobachtung zu unterscheidende – beobachtende Teilnahme. Eine solche beobachtende Teilnahme gelingt – aus vielerlei Gründen – durchaus nicht immer, und sie gelingt schon gar nicht immer gleich gut. In dem Maße aber, wie sie gelingt, generiert die sich selbst als Erhebungsinstrument einsetzende forschende Person eine Art und Qualität von Daten, wie sie mit anderen Verfahren und Methoden kaum zu erlangen sind: Daten darüber, was für eine „engagierte“ teilnehmende Person wichtig, problematisch, angenehm, interessant, langweilig usw. ist; kurz: was sie erlebt. Auswertungstechnisch erfordert dieses existenzielle sich Einlassen auf die jeweiligen Feldrelevanzen eine besonders strenge Distanznahme gegenüber und eine rein kognitiv interessierte Auseinandersetzung mit den einmal gewonnenen Daten in werturteilsenthaltsamer theoretischer Einstellung.

Verallgemeinert ausgedrückt: Das Konzept der lebensweltanalytischen Ethnografie stellt eine Antwort dar auf das erkenntnistheoretische Problem, wie es gelingen kann, den subjektiv gemeinten Sinn des subjektiven Erlebens eines „alter ego“ einigermaßen adäquat zu verstehen, obwohl dieses alter ego eben prinzipiell ungewiss und nur über die Interpretation von Appräsentationen „typisch“ rekonstruierbar ist. Sich auf dieses Konzept zu berufen, erfordert die Bereitschaft der forschenden Person, sich einerseits zur Datenerhebung auf soziale Praktiken in den mannigfaltigen Sinnwelten moderner Gesellschaften intensiv einzulassen, andererseits bei der Analyse die dabei generierten Daten so „unverwandt“ anzuschauen, als ginge es dabei um ‚befremdliche‘ Sitten, Gebräuche und Weltanschauungen.

In diesem Workshop werden – vor dem Hintergrund einiger anderer ethnografischer Konzepte – die für die lebensweltanalytische Ethnografie wesentlichen methodologischen Spezifika, Methoden der Datenerhebung und Methoden der Datenanalyse vorgestellt und diskutiert. 

Literatur zur Einstimmung

  • Honer, Anne & Hitzler, Ronald (2015). Life-World-Analytical Ethnography: A Phenomenology-Based Research Approach. Journal of Contemporary Ethnography (Special Issue Article, DOI: 10.1177/0891241615588589), Vol 44(5), 544-562.
  • Eisewicht, Paul (2015). „Follow the white rabbit“ – Forschungsperspektive und Zugang im Kontext von Illegalität. In Angelika Poferl & Jo Reichertz (Hrsg.), Wege ins Feld – methodologische Aspekte des Feldzugangs (S.217-233). Essen: Oldib.

Workshop: Wissenssoziologische Diskursanalyse

Prof. Dr. Reiner Keller

Universität Augsburg, Allgemeine Soziologie und Wissenssoziologie

Dr. Saša Bosančić

Universität Augsburg, Allgemeine Soziologie und Wissenssoziologie

Die Wissenssoziologische Diskursanalyse (WDA) formuliert ein Forschungsprogramm zur Untersuchung gesellschaftlicher Wissensverhältnisse und Wissenspolitiken. Ihre theoretischen und methodologischen Grundlegungen liegen in einer Verbindung von wissenssoziologisch-sozialkonstruktivistischen Annahmen und Traditionslinien des soziologischen interpretativen Paradigmas mit theoretisch-begrifflichen Vorschlägen aus Michel Foucaults Reflexionen des Diskursbegriffs. In methodischer Hinsicht greift sie auf Konzepte, Erhebungs- und Analyseverfahren der interpretativen Sozialforschung zurück. Ihr Analyseinteresse richtet sich auf die Untersuchung von Prozessen der diskursiven Konstruktion von Wirklichkeit. Diskurse sind strukturierte Praktiken des Sprach- und Symbolgebrauchs, die spezifische Wissensordnungen konstituieren, mit denen wiederum gesellschaftliche Wirkungen bzw. Machteffekte verbunden sind.

Der Workshop stellt zunächst die Grundannahmen der WDA vor. Im Zentrum steht dann die Erläuterung des methodisch-praktischen Vorgehens in konkreten empirischen Untersuchungen. Der Forschungsprozess beginnt mit der Formulierung von Fragestellungen, beinhaltet die Klärung der Datengrundlagen, die methodischen Schritte ihrer Analyse und schließt mit der Diskussion der Ergebnisse. Forschungen im Rahmen der WDA richten sich auf die Erschließung der Materialität von Diskursen (Akteure, Praktiken, Dispositive) sowie auf die Analyse der diskursiven Wissensformierungen und der daraus entfalteten Subjektivierungsangebote (Deutungsmuster, Klassifikationen, narrative Strukturen, Phänomenstruktur, Argumentative, Subjektmodelle u.a.) sowie deren Effekte. Im Workshop werden dazu Vorgehensweisen der Datenerhebung und der Datenauswertung diskutiert. Die WDA gibt kein Rezeptmodell der Diskursforschung vor, sondern impliziert, dass jedes Projekt den angebotenen Rahmen für seine spezifischen Fragestellungen entsprechend gestalten muss.

Der vorwiegend auf Fragen der praktischen Umsetzung von Vorhaben der Diskursforschung hin ausgelegte Workshop wendet sich an Interessierte, die den Ansatz der WDA, die damit bearbeitbaren Fragestellungen und die Möglichkeiten ihrer methodischen Umsetzung kennenlernen möchten. Dazu werden an unterschiedlichen Datenformaten exemplarische Vorgehensweisen mit den Teilnehmenden erprobt. Dabei besteht auch die Möglichkeit, Fragen zu je eigenen Forschungen (etwa zu Fragestellungen, zum Korpus, zur Verbindung unterschiedlicher Daten, zu Analysemethoden u.a.m.) in die Diskussion einzubringen.

Literatur

  • Keller, Reiner (2010). Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen (4. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. [Insbes. ab Kapitel 3 zum Forschungsprozess]
  • Keller, Reiner (2011). Wissenssoziologische Diskursanalyse. Grundlegung eines Forschungsprogramms (3. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. [Insbes. Kapitel 4 zu den theoretischen Grundlagen]
  • Keller, Reiner & Truschkat, Inga (Hrsg.) (2012). Methodologie und Praxis der Wissenssoziologischen Diskursanalyse. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. [Insbes. das Kapitel von Reiner Keller Keller]

Workshop: Videografie

Prof. Dr. Hubert Knoblauch

Technische Universität Berlin, Institut für Soziologie

Dr. René Tuma, MSc.

Technische Universität Berlin, Institut für Soziologie

Der Workshop bietet eine Einführung in die Videoanalyse sozialer Situationen. Er richtet sich an Forschende, die „natürliche“ Situationen und die darin stattfindende Interaktion und Kommunikation mit Hilfe von Videodaten untersuchen möchten. Wir geben einen kurzen Überblick über die verschiedenen Sorten von Videodaten und den derzeitigen Stand der in den letzten Jahren aufgeblühten diversen qualitativen Ansätze der Videodatenanalyse. Anschließend erläutern wir die methodologischen Prinzipien der Videografie. Auf dieser Grundlage werden wir die Video-Interaktionsanalyse als Kernstück der Videografie anhand unterschiedlicher empirischer Beispiele vorstellen. Dabei werden wir die methodischen Forschungsschritte wie Datenerhebung, Selektion- und Aufarbeitung des Datenkorpus sowie die Feinanalyse exemplarisch durchgehen. Die Videografie wird hierbei als theoretisch fundiert und eingebettet vorgestellt. Rein technische Fragen, etwa zur jeweils geeigneten Software für die spezifischen Vorgehensweisen oder zur Aufzeichnung werden angesprochen, stehen jedoch nicht im Vordergrund.

Diese Veranstaltung eignet sich für alle, die an den Grundlagen interessiert sind und einen Überblick gewinnen möchten. Am Freitag wird eine Veranstaltung von Schnettler und Rebstein für diejenigen angeboten, die selbst bereits Daten erhoben haben, und diese in einer Datensitzung vorstellen möchten.

Für weitere Informationen siehe die Seiten des Videoanalyselabors an der TU Berlin.

Literatur

  • Heath, Christian; Luff, Paul & Hindmarsh, Jon (2010). Video in Qualitative Research. London: Sage.
  • Tuma, René, Schnettler, Bernt & Knoblauch, Hubert (2013). Videographie. Einführung in die Video-Analyse sozialer Situationen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Knoblauch, Hubert & Tuma, René (2011). Videography. An Interpretive Approach to Video-Recorded Micro-Social Interaction. In Eric Margolis und Luc Pauwels (Hrsg.), The Sage Handbook of Visual Methods (S.414-430). Los Angeles: Sage.
  • Knoblauch, Hubert (2011). Videoanalyse, Videointeraktionsanalyse und Videographie – zur Klärung einiger Missverständnisse, sozialer sinn, 1, 139-147.
  • Knoblauch, Hubert; Schnettler, Bernt; Raab, Jürgen & Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.) (2006). Video-Analysis. Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology. Wien: Lang. (Einleitung)
  • Knoblauch, Hubert (2004). Die Video-Interaktions-Analyse, sozialer sinn, 1, 123-128.
  • Tuma, René (2016). Vernacular Video Analysis. Zur Vielfalt der kommunikativen Video-Rekonstruktion. Wiesbaden: Springer-VS (im Druck).

Workshop: Theorie und Praxis biografischer Fallrekonstruktionen

Prof. Dr. Michaela Köttig

Frankfurt University of Applied Sciences, Frankfurt am Main

Hendrik Hinrichsen

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum Sozialwissenschaften

In diesem Workshop möchten wir die Teilnehmenden sowohl in die methodologischen Prinzipien als auch in die methodische Vorgehensweise biografischer Fallrekonstruktionen sowie deren Verwendung im Kontext der Bearbeitung unterschiedlicher Fallebenen (Individuum, Familie sowie andere soziale Gruppen) einführen. Dieses Verfahren wurde von Gabriele Rosenthal zunächst im Zusammenhang mit der Analyse biografisch-narrativer Interviews entwickelt. Es besteht aus mehreren Analyseschritten, die in der Forschungswerkstatt kurz vorgestellt werden. Diese Analyseschritte können in modifizierter Form auch für die Analyse von Familiengesprächen, Interaktionsverläufen, Videoaufnahmen und von Protokollen teilnehmender Beobachtung angewandt werden (Rosenthal 2011).

Darüber hinaus wird im Workshop beispielhaft ein Analyseschritt durchgeführt sowie mögliche Fragen zu Forschungsdesigns der Teilnehmenden erörtert.

Literatur

  • Rosenthal, Gabriele (1995). Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biografischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt/M.: Campus.
  • Rosenthal, Gabriele (2011). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung (3. aktualisierte und ergänzte Auflage). München/Weinheim: Juventa.

Workshop: Sequenzanalyse bei der Textinterpretation

Dr. Uwe Krähnke

Johannes Kepler Universität Linz, Institut für Soziologie

Bestandteil vieler interpretativer Verfahren ist die sequenzielle Analyse der qualitativen Daten. Diese Analysetechnik wird – wenn auch mit großen Unterschieden in der praktischen Durchführung – vor allem in der Objektiven Hermeneutik, Narrationsanalyse, Konversationsanalyse und Dokumentarischen Methode verwendet. Die Sequenzanalyse beinhaltet erstens, dass das Datenmaterial in kleine Einheiten zerlegt wird. Etwa ein Interview in einzelne, thematisch abgrenzbare Passagen. Um den Sinngehalt einer sequenzierten Einheit zu rekonstruieren, werden zweitens die in ihr enthaltenen Elemente (Wortäußerungen, prosodische Auffälligkeiten etc.) Zug um Zug in der Reihenfolge ihres Auftretens im Datenmaterial analysiert. Hinter dieser Vorgehensweise steht die Annahme, dass die soziale Ordnung regelgeleitet ist und sich im und durch den Handlungsvollzug der Individuen reproduziert („order at all points“).

Eine sequenzanalytische Durchdringung des Datenmaterials geht deutlich über eine reine Inhaltswiedergabe der von den Beforschten selbst zur Sprache gebrachten Themen hinaus. Sie eröffnet einen systematischen Zugang zur Bedeutung des Gesagten und damit zu den dahinterliegenden Denk- und Handlungsmustern und sozialen Kontextbedingungen. Zudem minimiert die Sequenzanalyse das Risiko, dass die Forschenden bei der Dateninterpretation ihren eigenen, subjektiven Annahmen und Deutungen über das Untersuchungsfeld „aufsitzen“.

Zu Beginn des Workshops werden Varianten der Sequenzanalyse vorgestellt und anhand von Forschungsbeispielen gemeinsam diskutiert. Anschließend erhalten die Teilnehmenden die Gelegenheit, eigenes Material in den Workshop einzubringen. 

Eine Materialsammlung für den Workshop (einschließlich weiterführender Literatur) wird den Teilnehmenden vorab zur Verfügung gestellt.

Literatur zur Einführung

  • Kleemann, Frank; Krähnke, Uwe & Matuschek, Ingo (2013). Interpretative Sozialforschung. Eine praxisorientierte Einführung (2. korrigierte und aktualisierte Auflage). Wiesbaden: Springer VS. Insbesesondere die Seiten 22-24; 47-50; 76-88; 124-145; 172-185.

Workshop: Datenanalyse in Mixed Methods Ansätzen

Prof. Dr. Udo Kuckartz

Philipps-Universität Marburg, Institut für Erziehungswissenschaft, AG Methoden und Evaluation

In diesem Workshop wollen wir die einzelnen Schritte eines Mixed Methods Projekts systematisch durchgehen. Ausgehend vom Forschungsproblem und der Forschungsfrage sollen die Themen „Mixed Methods Design“, „Sampling“ und „Datenanalyse“ erörtert werden, wobei der Schwerpunkt auf Fragen der Datenanalyse liegt. Lange Zeit hat sich die Diskussion um Mixed Methods Ansätze vor allem auf Fragen des Designs und die Entwicklung von Design-Typologien konzentriert. Allmählich verlagert sich der Schwerpunkt der Diskussion aber in Richtung des Themas Integration: Wie lassen sich die beiden Stränge – qualitativ und quantitativ – zusammenführen? Zu welchen Zeitpunkten? Auf welche Art und Weise?

Für den Workshop ist es wichtig, dass die Teilnehmer_innen entweder selbst an einem Mixed Methods Projekt arbeiten (oder ein solches planen) oder aber das Projekt einer Kollegin/eines Kollegen gut kennen. Ein entsprechender Vorbereitungsbogen wird rechtzeitig vor dem Workshop gemailt.

Literatur

  • Creswell, John W. (2015).  A Concise Introduction to Mixed Methods Research. Thousand Oaks, CA.: Sage Publications.
  • Creswell, John W. & Plano Clark, Vicky L. (2010). Designing and Conducting Mixed Methods Research (2. ed.). Thousand Oaks, CA.: Sage Publications.
  • Guetterman, Timothy; Creswell, John W. & Kuckartz, Udo (2015). Using Joint Displays and MAXQDA Software to Represent the Results of Mixed Methods Research. In M. McCrudden, G. Schraw & S. Buckendahl (Eds.), Use of visual displays in Research and Testing: Coding, Interpreting and Reporting Data (S. 145-176). Charlotte, NC: Information Age Publishing.
  • Kuckartz, Udo (2014). Mixed Methods: Methodologie, Forschungsdesigns und Analyseverfahren. Wiesbaden. Springer VS.

Workshop: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Philipp Mayring

Abteilung Angewandte Psychologie und Methodenforschung am Institut für Psychologie
sowie Zentrum für Evaluation und Forschungsberatung der Universität Klagenfurt

Im Workshop sollen Arbeitsweisen qualitativ orientierter systematischer sozialwissenschaftlicher Textanalyse diskutiert werden. Die Qualitative Inhaltsanalyse stellt einen Forschungsstil dar, der

  • theoriegeleitet und regelgeleitet vorgeht,
  • das zu analysierende Material in ein Kommunikationsmodell einordnet und darauf bezogen die Ziele der Analyse definiert,
  • die zentralen Analyseaspekte in Kategorien(-systemen) formuliert,
  • das Material in inhaltsanalytische Einheiten zerlegt und danach schrittweise bearbeitet,
  • das Instrumentarium (Kategoriensysteme und inhaltsanalytische Regeln) in einer Pilotstudie überarbeitet,
  • die Zuordnung von Kategorien zu Textstellen als interpretativen, regelgeleiteten Prozess auffasst,
  • im weiteren Verlauf auch Quantifizierungen (z.B. Kategorienhäufigkeiten) zulässt
  • und die Ergebnisse an Gütekriterien (z.B. Interkoderreliabilität) misst.

Es werden die einzelnen qualitativ inhaltsanalytischen Verfahren (z.B. induktive Kategorienentwicklung, deduktive Kategorienanwendung) am Beispiel vorgestellt und anhand eines gemeinsamen Textes (1 Seite Interviewtranskript) mit anderen qualitativ orientierten Textanalyseansätzen (z.B. Psychoanalytische Textinterpretation, Objektive Hermeneutik, Sozialwissenschaftlich-hermeneutische Paraphrase) verglichen. Besonders soll auf die Anwendung von Qualitativer Inhaltsanalyse auf Bildanalyse (z.B. Video) und die Einsatzmöglichkeiten von unterstützenden Computerprogrammen eingegangen werden.

Dabei wird auch eine neu entwickelte Open-Access-Software zur Unterstützung der Techniken Qualitativer Inhaltsanalyse vorgestellt (www.qcamap.org).

Am Ende des Workshops erhalten Teilnehmer_innen die Möglichkeit, textanalytische Fragen im Rahmen ihrer Projekte zu thematisieren.

Literatur

  • Mayring, Philipp (2014). Qualitative content analysis. Theoretical foundation, basic procedures and software solution (free download via Social Science Open Access Repository SSOAR, URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-395173).
  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse (auch in Englisch: Qualitative Content Analysis). Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research1(2), Art. 20, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.
  • Mayring, Philipp (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (12. überarbeitete Auflage). Weinheim: Beltz.
  • Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, M. (2005) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp (2002). Qualitative content analysis – research instrument or mode of interpretation? In Mechthild Kiegelmann (Hrsg.), The role of the researcher in qualitative psychology (S.139-148). Tübingen: Verlag Ingeborg Huber.
  • Mayring, Philipp & Brunner, Eva (2006). Beiträge zur Qualitativen Inhaltsanalyse – Schriftenreihe des Instituts für Psychologie der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Psy-Dok Volltextserverhttp://psydok.sulb.uni-saarland.de/frontdoor.php?source_opus=573&la=de.
  • Mayring, Philipp (2001). Kombination und Integration qualitativer und quantitativer Analyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research2(1), Art. 6, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-01/1-01mayring-d.htm

Workshop: Video- und Filmtranskription: Schreiben einer Feldpartitur

Dr. Christine Moritz

Feldpartitur GmbH, Transkription von Videodaten

Videodaten sind komplexe Daten, die nicht allein das Sprechen der Akteure fixieren, sondern weitere Informationen zu Mimik, Gestik – aber auch Bild, Musik, Geräusch, Bewegung, Licht, Situation und Handlung etc. beinhalten. Mit der Feldpartitur wurde eine methodenneutrale Software speziell für eine solche „multikodale“ Transkription und Analyse von Videos entwickelt. Derzeit wird das System angewendet in Bereichen der Verhaltensbeobachtung, der Film- und Medienanalyse und bei Video-Eigenproduktionen (Anwendungsbeispiele hier). Die Feldpartitur dient dabei vor allem der Mikroanalyse – etwa von Schlüsselsequenzen – und erlaubt es, komplexe Strukturen einer Akteurshandlung, einer nonverbalen Kommunikationsfolge oder auch eines Gruppengeschehens zu erfassen und sichtbar zu machen.

Die Feldpartitur wird in der Qualitativen Forschung a) während der Forschung eingesetzt als heuristisches Instrument für die Forschenden zur Reflexion und Systematisierung der visuellen ad-hoc-Wahrnehmung. Sie dient b) nach der Forschung als empirisches Validierungsinstrument für eine nachvollziehbare Dokumentation Ihrer Beobachtungen. Die Feldpartitur erlaubt die Visualisierung der im Video sich darbietenden Strukturen (pdf-Partitur-Ausdrucke oder Bewegtbildpräsentation) und sie liefert die Datenmatrix für weitere qualitative und quantitative (sxls, xml, mpg7) Auswertungsprozesse. Die Verknüpfung mit weiteren Datensorten (Bild, pdf-Dokumente, Audiodaten, Internetlinks, Texte, Memos etc.) stellt eine weitere wichtige Möglichkeit im Zusammenhang mit dem bei videobasierten Forschungsdesigns häufig notwendigen Datenmanagement dar.

Inhalt des Workshops: Nach einer kurzen Zusammenfassung der wesentlichen Merkmale eines Videotranskripts auf der Grundlage vorab zugesandter Literaturausschnitte bildet das praktische Schreiben einer Feldpartitur in Ihrem eigenen Demo-Softwareaccount den wesentlichen Teil des Workshops. Die Reflexion des eigenen Betrachterhabitus und die Fähigkeit, semantisch zunächst noch „diffuse“ Wahrnehmungsprozesse bei der Betrachtung eines Videos exemplarisch anhand eines Fallbeispieles aus der Forschungspraxis in einer Feldpartitur schriftlich zu explizieren, sind die beiden Ziele des Workshops.

Hinweis zur aktiven TeilnahmeEs ist aufgrund der forschungspraktischen Ausrichtung des Methodentreffens wünschenswert, Videomaterial von Teilnehmenden im Rahmen einer Interpretations- und Arbeitssession zu nutzen. Sie können diese Möglichkeit bereits in einer eher früheren Forschungsphase (etwa Themenfindungsphase) bis hin zur bereits herangereiften Forschungsphase (etwa Transkription einer Kern-Sequenz zur Ergebnisdarstellung) in Erwägung ziehen. Auf Wunsch anonymisieren wir vorab das Videomaterial durch Vektorisierung oder durch Verdeckung der personenbezogenen Bildausschnitte.

Literatur

Workshop: Autoethnografie

Mag.iur. Mag.phil. Andrea Ploder, MA

Universität Graz

Dr. Johanna Stadlbauer

Alpen-Adria Universität Klagenfurt

Dieser Workshop richtet sich an qualitativ Forschende, die Interesse an Repräsentationsfragen sowie an einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit der Rolle von Subjektivität und Reflexivität in Forschungsprozessen haben.

Autoethnografie ist eine Forschungsmethode und zugleich eine Form wissenschaftlichen Schreibens, in der Autor_innen sich auf ihre eigene gelebte Erfahrung beziehen. Sie verbindet das Persönliche mit dem Kulturellen und verortet das forschende Selbst und seine Anderen in einem sozialen Kontext (vgl. Reed-Danahay, 1997). Der Schreibprozess hat in der Autoethnografie einen ähnlichen Stellenwert wie die Interpretation in der interpretativen Forschung: die Textproduktion wird hier gedacht als „Method of Inquiry“ (Richardson & Adams St. Pierre, 2000). Autoethnografien sind somit nicht das Produkt eines Verstehensprozesses, sondern der Verstehensprozess selbst – im Schreiben wie auch im Lesen des Textes durch die RezipientInnen entsteht dieser performativen Forschungslogik nach Bedeutung und Erkenntnis.

Der Workshop führt in einem ersten Schritt in Entwicklung, methodische Prinzipien und Stile der Autoethnografie ein und fokussiert innerhalb der unterschiedlichen Spielarten auf sogenannte evokative Ansätze. In einem weiteren Schritt werden die Spezifik des Ansatzes innerhalb der qualitativen Forschung sowie Potenziale und Grenzen anhand der Auseinandersetzung mit Text- und ggf. visuell-performativen Beispielen gemeinsam diskutiert. Die dritte Komponente des Workshops bilden eine Schreibübung, die von den jeweiligen Forschungsprojekten der Teilnehmer_innen ausgeht, und die Reflexion derselben hinsichtlich des Erkenntnisgewinns für die Forschung.

Eigenes autoethnografisches Datenmaterial ist KEINE Voraussetzung für die Teilnahme. Die Arbeit im Workshop soll ausloten, inwieweit Autoethnografie Anregungen für die eigene Forschungspraxis beinhalten kann. Teilnehmer_innen, die sich für einen bestimmten Teilbereich interessieren oder eine konkrete Frage haben, die im Workshop Platz finden soll, können sich vorab an die Workshopleiterinnen wenden: andrea.ploder@uni-graz.at und johanna.stadlbauer@aau.at.

Literatur

Zur Einführung können folgende Texte dienen:

  • Ellis, Carolyn; Adams, Tony E. & Bochner, Arthur P. (2010). Autoethnografie. In Katja Mruck und Günther Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.345-357). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Ellis, Carolyn &  Bochner, Arthur B. (2000). Autoethnography, Personal Narrative, Reflexivity – Researcher as Subject. In Norman K. Denzin & Yvonna S. Lincoln (Hg.), Handbook of qualitative research (2. edition, S.733-768). Thousand Oaks, Calif: Sage Publications.
  • Ellis, Carolyn (1999): Heartful Autoethnography. Qualitative Health Research 9(5), 669-683.
  • Ploder, Andrea & Stadlbauer, Johanna (2013). Autoethnographie und Volkskunde? Zur Relevanz wissenschaftlicher Selbsterzählungen für die volkskundlich- kulturanthropologische Forschungspraxis. Österreichische Zeitschrift für Volkskunde LXVII/116 (4), S. 374-404, http://unipub.uni-graz.at/obvugroa/content/titleinfo/302038

Workshop: Gruppendiskussion

Dr. Aglaja Przyborski

Universität Wien

Erhebungen von Gesprächen in gruppenförmigen Settings haben in den letzten Jahren sowohl im deutschen als auch im angelsächsischen Sprachraum weiter an Bedeutung gewonnen. Je nachdem, ob die „Gruppe“ methodologisch gefasst wird oder nicht, unterscheiden sich die methodisch-technischen Überlegungen zur Erhebung und Auswertung, also zur Initiierung und Leitung von Gruppendiskussionen ebenso wie zur Interpretation und zu Möglichkeiten der Generalisierung.

Im Workshop werden diese unterschiedlichen Zugänge beleuchtet. Vertieft behandelt wird jener Zugang, der kollektive Orientierungen zum Untersuchungsgegenstand macht. Auf der Basis von empirischen Beispielen, die wir gemeinsam behandeln, wird im Workshop der forschungspraktische Wert von guten Metatheorien erarbeitet: Beispielsweise wie sich ein lebendiger Ablauf von Diskussionen auf der Grundlage eines elaborierten Kollektivitätskonzepts zum einen erklären und zum anderen forschungspraktisch umsetzen lässt.

Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens für unterschiedliche Forschungsfragen werden entlang der Interessen der Teilnehmenden diskutiert, dabei können auch fokussierte Erhebungen, die z.B. einen Film, eine Sendung oder Bilder zum Ausgangspunkt der Gruppendiskussion machen, eine Rolle spielen. Je nach Wunsch und Vertrautheit der Gruppe mit dem Verfahren, werden wir entweder die eine gemeinsame Interpretation von Material aus Gruppendiskussionen einsteigen oder die einzelnen forschungspraktischen Schritte der Auswertung genauer besprechen.

Literatur

  • Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2014). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (4. erweiterte Auflage). München: Oldenbourg.
  • Przyborski, Aglaja & Riegler, Julia (2010). Gruppendiskussion und Fokusgruppe. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.436-448). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Bohnsack, Ralf & Przyborski, Aglaja (2007). Gruppendiskussionsverfahren und Focus Groups. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung (S.493-506). Wiesbaden: Gabler.
  • Bohnsack, Ralf; Przyborski, Aglaja & Schäffer, Burkhard (Hrsg.) (2006). Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Interviews

Dr. Herwig Reiter

Deutsches Jugendinstitut, Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden

Das Interview gehört zu den Standardwerkzeugen qualitativer Sozialforschung und wird von unterschiedlichsten Ansätzen verwendet. Das liegt u.a. daran, dass es an das Gespräch als Interaktionsform des Alltags angelehnt ist und direkten Zugang zu Sprache und Denkweise der Forschungssubjekte ermöglicht. Außerdem ist es eine etablierte und pragmatische Alternative zu aufwändigeren Verfahren.

Der Workshop beginnt mit einer kurzen methodologischen Einführung der Besonderheiten qualitativer Interviewforschung sowie der Diskussion ausgewählter Verfahren, ihrer Anwendungsbereiche und typischer Arbeitsschritte. Der größte Teil ist praktischen Fragen der Planung, Vorbereitung und Durchführung qualitativer Interviews gewidmet und richtet sich nach Forschungsvorhaben und konkreten Anliegen der Teilnehmenden.

Literatur

  • Helfferich, Cornelia (2009). Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kruse, Jan (2014). Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. Weinheim. Basel: Beltz Juventa.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2010). Interviews. In Mey, Günter & Mruck, Katja (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.423-435). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2011). Qualitative Interviews. In Gabriele Naderer & Eva Balzer (Hrsg.), Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis. Grundlagen, Methoden und Anwendungen (2. überarbeite Auflage, S.257-288). Wiesbaden: Gabler.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview [25 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228
  • Witzel, Andreas & Reiter, Herwig (2012). The problem-centred interview. Principles and practice. London: Sage

Workshop: Systematische Metaphernanalyse

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau-Görlitz, Fachbereich Sozialwesen

Dr. Larissa Pfaller

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Soziologie

Eine systematische Metaphernanalyse reagiert auf die Probleme bisheriger Versuche, den Sinn von metaphorischen Äußerungen zu verstehen. Von älteren Studien unterscheidet sie sich durch folgendes:

  • Sie nutzt die Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson), um den Stellenwert von Metaphern für Strukturen von Denken, Handeln und Emotionen zu bestimmen.
  • Das empirische Vorgehen bietet eine handhabbare Arbeitsdefinition zur Erkennung von Metaphern.
  • Sie ermöglicht, von einzelnen Metaphern auf zusammenhängende metaphorische Konzepte zu schließen.
  • Das empirische Vorgehen der Metaphernanalyse ist offen dafür, sowohl kulturelle, subkulturelle wie individuelle Muster zu rekonstruieren.
  • Für die Interpretation metaphorischer Muster steht eine Sammlung heuristischer Hilfen zur Verfügung.
  • Neben allgemeinen, für qualitative Forschung gültigen Gütekriterien sind speziellere Gütekriterien für Metaphernanalysen benennbar.

Im Workshop sollen diese Merkmale je nach Vorwissen der Teilnehmer_innen an vorbereitetem Material vorgestellt und in kleinen Übungen vertieft werden.

Literatur

  • Schmitt, Rudolf (2003). Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4(2), Art. 41, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0302415
  • Schmitt, Rudolf (2004). Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Review Essay: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Art. 19, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402190.
  • Schmitt, Rudolf (2007). Versuch, die Ergebnisse von Metaphernanalysen nicht unzulässig zu generalisieren. Zeitschrift für qualitative Forschung, 8(1), 137-156. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-277869 
  • Schmitt, Rudolf (2010). Metaphernanalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.676-691). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Fallauswahl

Prof. Dr. Margrit Schreier

Jacobs University Bremen, Arbeitsbereich Psychology and Methods

Nicole Weydmann

Jacobs University Bremen, Arbeitsbereich Psychology and Methods

Beim Sampling in der quantitativen Forschung geht es oft darum, durch Zufallsauswahl eine repräsentative Stichprobe zu gewinnen, um von der Stichprobe auf eine Grundgesamtheit zu schließen. In der qualitativen Forschung stehen dagegen meist ganz andere Ziele im Vordergrund. Dabei wird eine begrenzte Anzahl von Fällen vertieft, differenziert untersucht und dargestellt. Wesentlich für die Auswahl der Fälle ist dabei meist nicht die Repräsentativität, sondern dass die Fälle im Hinblick auf die Fragestellung möglichst informationshaltig sind (sog. absichtsvolle Fallauswahl).

Was heißt „informationshaltig“ in der Praxis aber genau? Wie geht man bei der absichtsvollen Fallauswahl vor, und wie viele Fälle sind „genug“? Diesen Fragen gehen wir in dem Workshop anhand von Untersuchungsbeispielen der Teilnehmer_innen nach. Es werden verschiedene Kriterien und Strategien der Fallauswahl beschrieben und erprobt. Diese Strategien und Kriterien stammen teilweise aus der qualitativ-sozialwissenschaftlichen Tradition (z.B. kriterienorientierte Fallauswahl, theoretisches Sampling, qualitative Stichprobenpläne, heterogene Stichprobenziehung), teilweise aus der Literatur zur Durchführung von Fallstudien (z.B. Auswahl von typischen Fällen, Extremfällen, abweichenden Fällen). Soweit noch Zeit ist und die Teilnehmenden dies möchten, sprechen wir auch über verschiedene Konzepte von Verallgemeinerung und wie diese mit Strategien der Fallauswahl zusammenhängen.

Der Workshop eignet sich für alle, die eine qualitative Studie planen und sich schon vorab über die Fallauswahl Gedanken machen. Er soll auch denjenigen eine Hilfestellung an die Hand geben, die ihre Fallauswahl bereits abgeschlossen haben und sich nun fragen, was sie auf dieser Grundlage aussagen können.

Die Fallauswahl ist ein Teil des Untersuchungsdesigns und geht damit über die Anwendung einzelner Methoden hinaus. Neben der Beschreibung von Strategien sind daher auch methodologische Überlegungen zur Fallauswahl in der qualitativen und der quantitativen Forschung Bestandteile des Workshops.

Literatur

  • Gobo, Ganpietro (2006). Sampling, representativeness, and generalizability. In Clive Seale et al. (Ed.), Qualitative research practice (pp. 435-456). London: Sage.
  • Mason, Mark (2010). Sample size and saturation in PhD studies using qualitative interviews [63 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 11(3), Art. 8, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs100387.
  • Schreier, Margrit (2010). Fallauswahl. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S. 238-251). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Forschungsethik

Prof. Dr. Hella von Unger

Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Soziologie

DR. Holger Knothe

Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Soziologie

Forschungsethische Fragen stellen sich in allen Phasen des Forschungsprozesses und betreffen insbesondere die Gestaltung der Beziehungen zwischen den Forschenden und den Personen und Einrichtungen, die an der Forschung teilnehmen. Viele Fachgemeinschaften haben Ethik-Kodizes entwickelt, um Prinzipien und Grundsätze zu formulieren, die das Forschungshandeln leiten. Forschende sind beispielsweise aufgefordert, die Risiken der Teilnahme an ihrer Studie zu antizipieren und Schaden zu vermeiden, von Teilnehmenden eine informierte Einwilligung einzuholen und die Daten zu anonymisieren und vertraulich zu behandeln. In der qualitativen Forschungspraxis stoßen diese Grundsätze jedoch schnell an Grenzen: Wie lässt sich beispielsweise ein informiertes Einverständnis bei teilnehmenden Beobachtungen einholen – und von wem? Wie lassen sich Risiken antizipieren, wenn der Forschungsverlauf methodologischen Prinzipien folgend offen gestaltet wird und nur eingeschränkt planbar ist? Lassen sich qualitative Daten überhaupt sinnvoll anonymisieren – und wenn ja, wie? Im Zusammenhang mit neuen Technologien und digitalen Wirklichkeiten stellen sich neue Fragen, auf die die bestehenden Grundsätze keine direkten Antworten liefern (wie beispielsweise im Bereich der social media-Forschung). Es bedarf daher einer forschungsethischen Reflexivität, die nicht nur das eigene Forschungshandeln sondern auch die kanonisierten Grundsätze kritisch hinterfragt und danach strebt, im jeweils spezifischen Forschungskontext Antworten auf die Frage zu finden, welches Handeln ethisch vertretbar ist – und welches nicht.   

Der Workshop führt in zentrale forschungsethische Grundsätze ein und diskutiert einige der Herausforderungen, die sich in der qualitativen Forschung stellen. In der zweiten Hälfte des Workshops besteht die Gelegenheit, dass Teilnehmende forschungsethische Fragen und Anliegen aus ihrer eigenen Forschungspraxis diskutieren. Die Teilnehmenden werden gebeten, ihre Fragen und Anliegen im Vorfeld zu kommunizieren, um eine Auswahl und Fokussierung der Diskussion zu ermöglichen. Die Anliegen und Inhalte der Diskussion werden vertraulich behandelt.

Literatur

  • Hopf, Christel (2009). Forschungsethik und Qualitative Forschung. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (S.589-600). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
  • von Unger, Hella (2016). Reflexivity beyond Regulations. Teaching Research Ethics and Qualitative Methods in Germany. Qualitative Inquiry, 22 (2), 87-98.
  • von Unger, Hella & Simon, Dagmar (2016). Ethikkommissionen in den Sozialwissenschaften. Historische Entwicklungen und internationale Kontroversen. RatSWD Working Paper 253/2016. Berlin: Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD). http://www.ratswd.de/publikationen/working-papers.
  • von Unger, Hella, Narimani, Petra & M’Bayo, Rosalie (Hrsg.) (2014). Forschungsethik in der qualitativen Forschung: Reflexivität, Perspektiven, Positionen. Wiesbaden: Springer VS Verlag.

Workshop: Sekundäranalyse qualitativer Daten

Dr. Andreas Witzel

Universität Bremen

In den letzten 10 Jahren wird in Deutschland verstärkt die Nachnutzung qualitativer Primärdaten in Forschung und Lehre diskutiert. Zahlreiche, in diesem Zeitraum erschienene Publikationen zu dieser Gesamtthematik, verdeutlichen die vielfältigen Potenziale bereits erhobener Daten im Rahmen der Forschungsstrategie der Sekundäranalyse (z.B. vertiefende Analysen spezifischer, in der Primärforschung offen gebliebener Themen oder differenziertere, komplexere und verallgemeinernde Analysen durch Zusammenlegen mehrerer Studien) und der Sekundärnutzungen in der akademischen Lehre (Stichwort forschendes Lernen).

Es gibt inzwischen viele Beispiele für Forschungsanwendung der qualitativen Sekundäranalyse in unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Disziplinen, die auch ihre methodische Vorgehensweise beschreiben; dennoch fehlen noch weitgehend Studien, in denen modellhaft methodische Reflexionen angelegt sind, die in systematischer Weise die vollzogenen Wege für das Ausschöpfen des speziellen Erkenntnispotenzials dieser innovativen Forschungsstrategie und die damit verbundenen Herausforderungen und Fallstricke dokumentieren. Eine Ausnahmestellung in diesem Zusammenhang stellt eine der ersten, ausführlich beschriebenen qualitativen Sekundäranalysen mit Interviewdaten in Deutschland dar (Heinz, Wachtveitl & Witzel 1986/87; Medjedović & Witzel 2010, 25-54), die zusammen mit einer weiteren Sekundärstudie (Medjedović & Witzel 2005) im Mittelpunkt des Workshops stehen werden. Sie eignen sich aufgrund ihrer komplexen Ansätze (Themen vertiefend, kumulativ, d.h. mehrere Primärstudien mit Quer- und Längsschnittdaten umfassend), um insbesondere folgende Fragen zu beantworten und zu diskutieren:

Data fit: Wie kann ich überprüfen, ob und welche Interviewdaten sich für meine spezielle sozialwissenschaftliche Problemstellung eignen? Wo kann ich qualitative Daten finden?

Forschungsdesign: Wie plane und gestalte ich die Sekundäranalyse, auch mehrerer Datensätze?

Kontext: Wie bedeutsam sind Informationen über die sozio-kulturelle Ebene der Studie, das Setting (etwa Forschungstagebücher, Memos) und die spezielle Interviewsituation (Interaktionsebene) für das Verständnis des Sinngehalts von Primärdaten?

Datenschutz und die Forschungsethik: Wie sollte ich die Verantwortung für die von den Befragten vertrauensvoll gegebenen Detailinformationen übernehmen? Muss ich befürchten, dass Maßnahmen der Anonymisierung zum Persönlichkeitsschutz der Befragten dazu führen, dass meine Erkenntnismöglichkeiten erheblich eingeschränkt oder gar verhindert werden?

Der Workshop soll schwerpunktmäßig dazu dienen, zum einen Interessierte in zentrale Themen der Forschungsstrategie der qualitativen Sekundäranalyse einzuführen, zum anderen Forschende zu unterstützen, die selbst eine Sekundäranalyse planen oder bereits durchführen. Gerne können letztere den Stand ihrer eigenen Untersuchung einbringen, um konkrete Erfahrungen und Probleme zu diskutieren. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir entsprechende Materialien (z. B. Arbeitspapiere, Konzepte) zusenden. Fragen zur Sekundärnutzung von qualitativen Interviewdaten in der Lehre können selbstverständlich auch behandelt werden.

Literatur

Grundlagen

  • Corti, Louise; Witzel, Andreas & Bishop, Libby (Hrsg.) (2005). Sekundäranalyse qualitativer Daten/Secondary Analysis of Qualitative Data. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 6(1), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/13.
  • Kretzer, Susanne (2013). Vom Nutzen des Datasharing für die Lehre in der qualitativen Sozialforschung. In Denis Huschka, Hubert Knoblauch, Claudia Oellers & Heike Solga (Hrsg.), Forschungsinfrastrukturen für die qualitative Sozialforschung (S.135-146). Berlin: Scivero Verlag, 
    http://www.qualiservice.org/fileadmin/templates/qualiservice/Lehre_Kretzer_31_01_2013.pdf.
  • Medjedović, Irena (2014). Qualitative Sekundäranalyse. Zum Potenzial einer neuen Forschungsstrategie in der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS.

Anwendungsbeispiele

  • Beckmann, Sabine; Ehnis, Patrick; Kühn, Thomas, & Mohr, Marina (2013). Qualitative Sekundäranalyse – ein Praxisbericht. In Denis Huschka, Hubert Knoblauch, Claudia Oellers & Heike Solga (Hrsg), Forschungsinfrastrukturen für die qualitative Sozialforschung (S.137-153). Berlin: Scivero.
  • Behrmann, Laura & Hollstein, Betina (2012). Starthilfe oder Hemmschuh? Arbeitsmarkteinstieg und soziale Netzwerke gering qualifizierter junger Erwachsener. In Jürgen Mansel & Karsten Speck (Hrsg.), Jugend und Arbeit. Empirische Bestandsaufnahmen und Analysen (S.79-99)Weinheim: Beltz Juventa.
  • Medjedović, Irena & Witzel, Andreas (2010). Wiederverwendung qualitativer Daten. Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Interviewtranskripte. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Witzel, Andreas; Medjedović, Irena & Kretzer, Susanne (Hrsg.) (2008). Secondary Analysis of Qualitative Data/Sekundäranalyse qualitativer Daten. Historical Social Research/Historische Sozialforschung, Focus Band 33, 3. Köln: Zentrum für historische Forschung.
  • Heinz, Walter R.; Wachtveitl, Erich & Witzel, Andreas (1986/1987). Berufsfindung und Berufsberatung. Eine interpretative Sekundäranalyse. Abschlussbericht an die DFG,
    Teil 1 (1986), http://elib.suub.uni-bremen.de/ip/docs/00010326.pdf
    Teil 2 (1987), http://elib.suub.uni-bremen.de/ip/docs/00010327.pdf.
  • Medjedović, Irena & Witzel, Andreas (2005). Sekundäranalyse qualitativer Interviews. Verwendung von Kodierungen der Primärstudie am Beispiel einer Untersuchung des Arbeitsprozesswissens junger Facharbeiter [78 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(1), Art. 46, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0501462.

Datenschutz