Workshops 2015

Workshop: Partizipative Forschung

Prof. em. Dr. Jarg Bergold

Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, und INA

Prof. Dr. Hella von Unger

Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Soziologie

Im Abgrenzung zu den „Forschungswerkstätten“, in denen eigene Forschungsprojekte vorgestellt und diskutiert werden, sollen Workshops eher einen Überblick über das Feld geben und gemeinsame Diskussionen über das Thema ermöglichen. Im Feld qualitativer Forschung lassen sich interessante Entwicklungen bei partizipativen Forschungsansätzen beobachten. Es werden beispielsweise zunehmend kreative und visuelle Methoden wie Photovoice eingesetzt, um gemeinsam mit Partnern aus der Praxis und den Lebenswelten soziale Wirklichkeit zu erforschen und zu verändern. Ziel dieses Workshops ist es, einige der neueren Ansätze zu diskutieren und zu überlegen, inwieweit diese Ansätze Anregungen für die eigene Forschungspraxis bieten können.

Im ersten Teil des Workshops werden die Grundzüge partizipativer Forschungsstrategien dargestellt und ein Überblick über aktuelle internationale Entwicklungen gegeben. Dabei wird auf einige Bereiche fokussiert, da das Spektrum partizipativer Forschung inzwischen sehr breit geworden ist.

Im zweiten Teil werden ausgewählte Themen vertiefend diskutiert, die den Teilnehmenden wichtig und nützlich erscheinen. Zur Vorbereitung wird ein Blog eingerichtet, auf dem die Teilnehmenden ihre Themeninteressen und Fragen einbringen und diskutieren können. Auf diese Weise kann auch schon vorab eine Auswahl von Themen erfolgen.

Nach erfolgter Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen bitten wir Teilnehmende, die ein Interesse an der Themendiskussion haben, sich mit uns in Verbindung zu setzen (jarg.bergold@fu-berlin.de / unger@lmu.de). Die Abstimmung darüber, welche Themen im Workshop diskutiert werden, erfolgt partizipativ mithilfe des Blogs.

Literatur

Zur Orientierung, Einführung und als Diskussionsgrundlage werden folgende Texte vorgeschlagen:

Workshop: Sozialwissenschaftliche Dispositivanalyse

Prof. Dr. Andrea D. Bührmann

Universität Göttingen, Institut für Diversitätsforschung

Esther D. Scheurle, M.A.

Universität Göttingen, Institut für Diversitätsforschung

Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse zielt darauf, diskursive Praktiken zur Herstellung und Durchsetzung von Wissen in spezifischen sozio-historischen Kontexten zu analysieren und dessen Formierungsstrukturen, Funktionsmechanismen und Machtwirkungen zu entziffern. Bei der Dispositivanalyse geht es vor diesem Hintergrund um die die systematische Ergänzung und Weiterung diskurstheoretischer Perspektiven und diskursanalytischer Forschungspraxis. Im Zentrum stehen also diskursive und nicht-diskursive Praktiken und deren Vermittlungen. Zu fragen ist damit nach den Wechselbezügen zwischen normierenden Wissensordnungen, ihren konkreten handlungspraktischen Wirksamkeiten im sozialen Austausch von Menschen sowie den damit einhergehenden Selbst-Bezügen und Subjektivitätsformen.

Obwohl mittlerweile einige Konzeptionen für eine (auch) an Foucault orientierte und darüber hinausweisende Forschungsmethodik vorliegen, bleibt eine methodische „Schrittfolge“ für Diskurs- und Dispositivanalysen problematisch. Die gilt besonders, falls solche Vorgaben den Anspruch auf Verbindlichkeit und Ausschließlichkeit erheben. Was eine „Diskurs-“ bzw. „Dispositivanalyse“ jeweils ausmacht, muss je nach Forschungsfrage, ihrer jeweiligen theoretischen und methodologischen Fundierung sowie den damit verbundenen methodisch-praktischen Umsetzungen immer erst bestimmt werden.

Der Workshop bietet mit Blick darauf eine grundlegende und einführende Diskussion zur sozialwissenschaftlichen (Diskurs- und) Dispositivforschung, die vor allen Dingen an konkreten methodisch-praktischen Fragen der Durchführung von Forschungsprojekten orientiert ist.

Literatur

  • Bührmann, Andrea D.; Diaz-Bone Rainer; Kendall, Gavin; Guiterréz Rodríguez, Encarnación; Schneider, Werner & Tirado, Francisco (Hrsg.) (2007). From Michel Foucault’s Discourse Theory to Empirical Social Research on Discourses. Current Methodological Developments und Methodical Applications in Social Research. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research8(2), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/7.
  • Bührmann, Andrea & Schneider, Werner (2008). Vom Diskurs zum Dispositiv. Eine Einführung in die Dispositivanalyse. Bielefeld: transcript-Verlag.

Workshop: Methodenpluralität in Forschungsprojekten

Prof. Dr. Nicole Burzan

Technische Universität Dortmund, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Fakultäten 12

Prof. Dr. Ronald Hitzler

Technische Universität Dortmund, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Fakultäten 12 und 11

In der Ausdifferenzierung der Grundformen der Generierung und Deutung von Daten – also von Beobachtung, Gesprächsführung/Befragung und Dokumentenanalyse sowie von kodierenden und hermeneutischen Varianten der Interpretation – werden ständig (mehr oder weniger) neue Erhebungsverfahren und von Methoden ‚kontrollierten Verstehens’ im engeren wie im weiteren Verstande sowohl auf vielerlei Gegenstände appliziert als auch stetig weiter entwickelt. Damit ist keineswegs nur ein zu rezipierender, allgemeiner „State of the Art“ gemeint ist, sondern ebenso das Forschungsgeschehen „vor Ort“. Dementsprechend soll es in dieser Veranstaltung zentral um die Frage gehen, welche Methoden in welchen bzw. in welcher Art von Forschungsprojekten wie verknüpft werden. Im Sinne einer ‚ersten‘, einfachen Differenzierung unterscheiden wir dabei a) Verschränkungen verschiedener Methoden vor der Erarbeitung fallübergreifender Teilergebnisse (= Methodenintegration), b)  systematische In-Bezug-Setzung methodenspezifisch erarbeiteter Teilergebnisse (= Methodenkombination), und c) komplementäre Ergänzungen der Methoden und Ergebnisse zur Beantwortung einer Forschungsfrage (= Methodenaddition. Diese Verknüpfungen können sowohl jeweils innerhalb interpretativer, qualitativer oder quantitativer Ansätze vorgenommen werden, als auch die Grenzen von Ansätzen überschreiten. Stichworte hierbei können etwa sein „Mixed Methods“, ebenso aber auch „Triangulation“. Zurückgreifen lässt sich dabei u.v.a. aber z.B. auch schon auf die Debatte um „registrierende“ versus „rekonstruierende“ Methoden der Datenerhebung und/oder auf die immer wieder gestellte Frage nach gemeinsamen Standards standardisierter und nicht-standardisierter Verfahren. Dabei können Unterschiede zwischen (idealerweise feldnative Daten generierenden) explorativen Methoden und (auf analytische Kategorien der Forschenden verweisenden) qualitativen Methoden thematisiert werden. Ebenso kann der Schwerpunkt des Frageinteresses aber auch auf methodologische Erwägungen zur Methodenpluralität bei der Erhebung und/oder Auswertung von Daten liegen. Und so weiter.

Bezogen auf konkrete Projekte soll es also insbesondere darum gehen, zu reflektieren, welche Methoden auf welche Weise verknüpft werden (können), und welchen methodologischen und methodischen Herausforderungen man typischerweise dabei begegnet. 

Literatur

  • Burzan, Nicole (2010). Zur Debatte um die Verknüpfung qualitativer und quantitativer Sozialforschung. In Anne Honer, Michael Meuser & Michaela Pfadenhauer (Hrsg.), Fragile Sozialität (S.93–102). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Flick, Uwe (2013). Triangulation (S.11-26, 75-84 und 95-96). Wiesbaden: Springer VS.
  • Hitzler, Ronald & Gothe, Miriam (Hrsg.) (2015). Ethnographische Erkundungen. Wiesbaden: Springer VS.
  • Kelle, Udo & Erzberger, Christian (2000). Qualitative und quantitative Methoden: Kein Gegensatz. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung (S.299-309). Reinbek: Rowohlt.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (Hrsg.) (2014). Qualitative Forschung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Soeffner, Hans-Georg (2014). Interpretative Sozialwissenschaft. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Qualitative Forschung (S.35-53). Wiesbaden: Springer VS.

Workshop: Transkription und Auswertung von Interviews mit f4transkipt und f4analyse

Dr. Thorsten Dresing

Thorsten Pehl

audiotranskription.de, Marburg

Der Kurs ist ein kompakter Überblick und Einstieg für Anfänger_innen und Neugierige. Ziele dieses Workshops sind Übungen und Informationen zur Transkription von Interviews mit f4&f5, eine Einführung in f4analyse zur Unterstützung der Auswertung von Textdaten und eine Einführung in die Qualitative Inhaltsanalyse (Kuckartz, 2014).

Der Kurs startet mit Tipps zur Aufnahme qualitativer Interviews. Anschließend wird aufgenommenes Material exemplarisch transkribiert. Die Anfertigung eines Transkripts ist meist ein Dilemma zwischen realistischer Situationsnähe und praktikabler Präsentationsform. Die Schwierigkeit beim Transkribieren besteht darin, diese Diskrepanz zu kennen und eine realistische Einschätzung von Aufwand und Ertrag zu besitzen. Damit dies besser gelingt, zeigen wir verschiedene Regelsysteme, Auswahlhilfen mit zeitsparenden Tipps, typische Fehler bei der Transkription, angemessene Zeitplanung und empirische Erkenntnisse zu Spracherkennung.

Im Hauptteil erhalten Sie im Kurs einen Einblick in typische Arbeitsschritte und Zeitumfänge der ggf. darauf folgenden, kategorienbasierten Auswertungsarbeit mit f4analyse im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse wie Kuckartz (2014) sie beschreibt. Hierzu zählen Inhalte wie: Kategoriensystem induktiv oder deduktiv entwickeln und Textstellen passend zuordnen, Memos als Forschungswerkzeug sinnvoll nutzen (Case Summarys, Ankerbeispiele, Definitionen, Theorieideen uvm.), Analysedurchgänge gestalten mit dem Text-Retrieval / Suchwerkzeug, Datenmaterial durchsuchen und interessante Passagen automatisch codieren, Export zu Word und anderen Programmen.

Bitte bringen Sie ein eigenes Notebook (Windows oder Mac) mit, das Ihnen während des Kurses die Lösung der Aufgabenstellungen ermöglicht. Die Software wird auf USB-Sticks zur Verfügung gestellt. 

Literatur 

  • Dresing, Thorsten & Pehl, Thorsten (2013). Praxisbuch Interview, Transkription & Analyse. Anleitungen und Regelsysteme für qualitativ Forschende (5. Auflage). Marburg.
    http://www.audiotranskription.de/transkription-praxisbuch
  • Kuckartz, Udo (2014). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Dresing, Thorsten & Pehl, Thorsten (2010). Transkription. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2008). Qualitative Evaluation – Der Einstieg in die Praxis (2. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Design und Triangulation in der qualitativen Forschung

Prof. Dr. Uwe Flick

Freie Universität Berlin

Das Konzept des Forschungsdesigns bezieht sich bei qualitativer Forschung insbesondere auf die Planung einer Untersuchung und ihrer Schritte. Die Verwendung unterschiedlicher Zugänge in theoretischer und methodischer Hinsicht und was die verwendeten Daten betrifft spielt in der qualitativen Forschung schon seit längerem eine Rolle und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Als Leitkonzept in diesem Kontext hat sich der Begriff der Triangulation eingebürgert, der von Norman Denzin in den 1970er Jahren entsprechend eingeführt wurde. Triangulation kann sich auf die Kombination unterschiedlicher theoretischer Perspektiven oder auf die Verwendung unterschiedlicher Methoden beziehen, wobei die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden eine von verschiedenen Möglichkeiten darstellt, und die Kombination verschiedener qualitativer Methoden zunehmend an Bedeutung gewinnt. Triangulation kann sich auf die Verwendung unterschiedlicher Datensorten sowie die Zusammenarbeit verschiedener Forscher_innen stützen. Dabei kann Triangulation jeweils als Strategie der Geltungsbegründung aber auch allgemeiner zur Erweiterung der Erkenntnismöglichkeiten eingesetzt werden. Dann wird Triangulation zu einem spezifischen Ansatz des Designs qualitativer Forschung.

In diesem Workshop soll das Konzept der Triangulation in seinen unterschiedlichen Varianten im Kontext des Designs qualitativer Forschung vorgestellt werden. Dazu werden jeweils Forschungsbeispiele diskutiert. Im zweiten Teil des Workshops sollen die Teilnehmenden die Gelegenheit erhalten, die dabei aufgeworfenen Fragen der Planung und der Kombination verschiedener Methoden bzw. unterschiedlicher Daten am eigenen Vorgehen und Material weiter zu diskutieren.

Literatur

  • Denzin, Norman K. (1989). The Research Act (3. Aufl.). Englewood Cliffs, N. J.: Prentice Hall.
  • Flick, Uwe (2005). Qualitative research in sociology in Germany and the US—State of the art, differences and developments. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 23, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503230.
  • Flick, Uwe (2007). Qualitative Sozialforschung – eine Einführung (akt. u. erw. Neuausgabe). Reinbek: Rowohlt.
  • Flick, Uwe (2010). Triangulation. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.278-289). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Flick, Uwe (2011). Triangulation – Eine Einführung (3. akt. und. erw. Aufl.; Reihe: Qualitative Sozialforschung, Band 12). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Computergestützte Analyse von Videodaten

Dr. Susanne Friese

Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften, Göttingen

In diesem Workshop wird dargestellt, wie mit Hilfe von CAQDAS Videodaten analysiert werden. Je nach methodologischer Position, kann dies als Ergänzung oder Kontrast zu den in der Literatur beschriebenen Verfahren z.B. der Videointeraktionanalyse, der dokumentarischen Methode oder anderen sequenzanalytischen Verfahren verstanden werden. Die im Workshop vorgestellte Vorgehensweise, angelehnt an die NCT Methode (Notice, Collect, Think) der computergestützten qualitativen Datenanalyse (z.B. Friese, 2014), kann – muss aber nicht –  unmittelbar an dem Videomaterial beginnen, verlangt keine aufwendigen Transkriptionen und erlaubt, auch längere und umfänglichere Daten zu analysieren. Wenn eine teilweise oder vollständige Transkription angebracht ist, ist das Transkript direkt mit dem Videomaterial verknüpft und beides kann auf der jeweiligen Medienebene kodiert und ausgewertet werden. CAQDAS erlaubt eine qualitative sowie auch eine mixed-methods-Auswertung des Materials. Beides wird im ersten Teil des Workshops anhand von unterschiedlichem Datenmaterial vorgestellt. Im zweiten Teil des Workshops möchte ich hands-on mit Ihnen arbeiten. Bringen Sie dazu bitte einen Laptop mit, auf dem entweder ATLAS.ti oder MAXQDA installiert ist (Demoversionen der Programme können im Internet heruntergeladen werden). Kenntnisse im Umgang mit dem jeweiligen Programm werden vorausgesetzt.

Die Teilnehmer_innen erhalten vorab von der Dozentin Material zur Vorbereitung. 

Literatur

  • Friese, Susanne (März 2014). Qualitative Data Analysis with ATLAS.ti.  2. Ausgabe. London: Sage

Workshop: Artefaktanalyse

Ass.-Prof. Dr. Ulrike Froschauer

Universität Wien, Institut für Soziologie

Ao. Prof. Dr. Manfred Lueger

Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Soziologie und Empirische Sozialforschung, Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden

Artefakte als materialisierte Produkte menschlicher Aktivitäten sind in jeder Gesellschaft nahezu allgegenwärtig. Dies gilt für Kulturlandschaften, Architektur, Fotos oder auch die Kleidung. Als Objektivationen sozialer Beziehungen und gesellschaftlicher Verhältnisse legen sie ein beredtes Zeugnis über unterschiedliche Lebensformen und Kulturen ab. Für sozialwissenschaftliche Analysen sind sie nicht nur aus diesem Grund besonders interessant, sondern auch, weil sie leicht zugänglich sind und sich aufgrund ihrer Präsenz und zumeist relativen Stabilität für eine wiederholte und distanzierte analytische Zuwendung anbieten oder zumindest gut dokumentarisch erfasst werden können.

Der Workshop befasst sich daher mit der Analyse solcher Materialien, wobei folgende Aspekte besondere Berücksichtigung finden:

  • Einbettung der Artefaktanalyse in die methodologische Position qualitativer Sozialforschung
  • Grundlagen der Artefaktanalyse
  • Phasen der Interpretation von Artefakten
  • Exemplarische Analyse von Artefakten
  • Diskussion der Stärken und Schwächen der Artefaktanalyse
  • Diskussion der Anwendbarkeit von Artefaktanalysen
  • Reflexion zum Workshop

Ziel des Workshops ist, mit den Grundlagen und den konkreten Interpretationsschritten einer Artefaktanalyse vertraut zu machen und anhand der gemeinsamen Analyse eines Beispiels durchzuspielen. Darüber hinaus soll die Vorgangsweise einer kritischen Diskussion unterzogen werden.

Literatur

  • Froschauer, Ulrike (2009). Artefaktanalyse. In Stefan Kühl, Petra Strodtholz & Andreas Taffertshofer (Hrsg.), Handbuch Methoden der Organisationsforschung. Quantitative und Qualitative Methoden (S.326-347). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Froschauer, Ulrike & Lueger, Manfred (2007). Film-, Bild- und Artefaktanalyse. In Jürgen Straub, Arne Weidemann & Doris Weidemann (Hrsg.), Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Grundbegriffe – Theorien – Anwendungsfelder (S.428-439). Stuttgart. Metzler.
  • Gagliardi Pasquale (Hrsg.) (1990). Symbols and Artefacts. Views of the Corporate Landscape. Berlin: de Gruyter.
  • Lueger, Manfred (2010). Interpretative Sozialforschung: Die Methoden. Wien: Facultas-UTB (Kap. 4).
  • Van Leeuwen Theo & Jewitt Carey (Hrsg.) (2001). Handbook of Visual Analysis. Los Angeles: Sage.

Workshop: Qualitative Netzwerkanalyse

Prof. Dr. Betina Hollstein

Universität Bremen, Institut für Soziologie

Das Konzept des sozialen Netzwerks hat innerhalb sehr kurzer Zeit die unterschiedlichsten Forschungsfelder erobert. Untersucht werden persönliche Netzwerke, Kommunikationsnetzwerke, subkulturelle Szenen, lokale Machteliten oder Interorganisations-Netzwerke. Als relationaler Ansatz bietet das Netzwerkkonzept einen genuin soziologischen Ansatzpunkt, um den Mechanismen sozialer Integration und den Bedingungen und Folgen von Modernisierungsprozessen auf die Spur zu kommen. Aktuelle Fragen richten sich auf die Dynamik von Netzwerken und die Verbindung von Struktur- und Akteursebene. Zu beiden Bereichen können qualitative Verfahren, die die Praxis und Handlungsorientierungen der Akteure in den Mittelpunkt stellen, wichtige Aufschlüsse liefern.

Der Workshop bietet einen Überblick über Fragen der Netzwerkforschung sowie über Forschungsstrategien und Methoden, mit denen qualitative Netzwerkanalysen durchgeführt werden können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf sog. egozentrierten Netzwerken, in denen das Netzwerk eines bestimmten Akteurs untersucht wird. Bei diesen Akteuren kann es sich um einzelne Individuen, Haushalte oder auch um Organisationen handeln.

Der Workshop besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil  werden Zugänge und Beiträge von qualitativen und stärker standardisierten Verfahren sowie von Mixed-Methods-Designs zur Untersuchung sozialer Netzwerke vorgestellt. Beispiele aus unterschiedlichsten inhaltlichen Forschungsfeldern illustrieren theoretische und methodologische Aspekte und empirische Erträge. Im zweiten Teil werden konkrete Verfahren zur Erhebung und Auswertung von qualitativen Netzwerkdaten vorgestellt. Angesprochen werden u.a. grafische Erhebungsinstrumente (sog. Netzwerkkarten) sowie qualitative und quantitative Dimensionen von Netzwerkbeziehungen.

Lektüre zur Vorbereitung

Workshop: Einführung in MAXQDA

Nora Rudersdorf

Julia Gerson

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Berlin

Der Workshop startet mit einer Vorstellung der MAXQDA-Programmoberfläche. Im Anschluss werden die Inhalte in einer Mischung aus Demonstration und selbständiger, angeleiteter Übung erarbeitet. Die Teilnehmenden werden mit der Architektur und den wesentlichen Funktionen von MAXQDA vertraut gemacht.

Nach diesem Workshop sind Sie in der Lage, Ihr qualitatives Datenmaterial optimal für die Verwendung und Analyse mit MAXQDA vorzubereiten und in das Programm einzulesen. Sie kennen die Funktionen von MAXQDA, die für eine grundlegende qualitative Auswertung Ihrer Daten relevant sind. Sie können ein Kategoriensystem erstellen und verwalten, Textstellen codieren und wiederfinden.

Schwerpunktthemen sind:

  • Projekte erzeugen und verwalten
  • Datenmaterial: Import, Organisation und Editierbarkeit
  • Codesystem: Codes erstellen, sortieren und editieren
  • Codieren: Verschiedene Möglichkeiten des differenzierten Codierens (In-Vivo Codieren, deskriptives und theoretisches Codieren, Emoticodes®, Codierungen gewichten, Code-Definitionen, Farbcodierungen)
  • Memos: Memos erstellen, editieren, und verwalten
  • Codierte Textstellen zusammenstellen: Einfache und komplexe Suchvorgänge
  • Exportmöglichkeiten

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.

Der Workshop findet in einem Computerraum statt, Sie können aber gerne auch ein eigenes Notebook mitbringen, auf dem die aktuellste Version von MAXQDA (Windows oder Mac) installiert ist. Die 30 Tage gültige Demoversion ist ausreichend, Download unter: www.maxqda.de.

Hilfreiche Literatur

  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2008). Basics of Qualitative Research (3. Aufl). Thousand Oaks, CA: SAGE.
  • Kuckartz, Udo (2010). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (3. aktualisierte  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo (2014). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung (2. Aufl.). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko & Dresing, Thorsten (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (2., überarbeitete  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Workshop: MAXQDA für Fortgeschrittene – Schwerpunkt Mixed Methods

Dr. Stefan Rädiker

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Berlin

Voraussetzung für die Teilnahme sind MAXQDA-Kenntnisse entsprechend den Inhalten des Workshops „Einführung in MAXQDA“ oder vergleichbare Kenntnisse einer anderen QDA-Software.

In diesem Workshop lernen Sie einige der weiterführenden Funktionen von MAXQDA kennen. Anhand von Beispielen und praktischen Übungen werden vor allem die Funktionen betrachtet und ausprobiert, die für die Auswertung von Mixed-Methods-Daten besonders relevant sind. Sie erfahren, wie MAXQDA qualitative Daten mit Variablen verknüpfen kann und wie Sie diese Informationen für Ihre Analysen nutzen können. Auch das Erstellen von Übersichten und Grafiken für die Ergebnispräsentation sind Bestandteil des Workshops.

Schwerpunktthemen sind:

  • Variablen für Analysen nutzen
  • Qualitative und quantitative Daten aus Surveys importieren
  • Quantifizierungen qualitativer Ergebnisse: Codehäufigkeiten auswerten und exportieren
  • Text suchen und Fundstellen automatisch codieren
  • Kreuztabelle und Segment-Matrix: Codierungen für Subgruppen vergleichen
  • Häufigkeitstabellen und Diagramme erstellen             

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.

Der Workshop findet in einem Computerraum statt, Sie können aber gerne auch ein eigenes Notebook mitbringen, auf dem die aktuellste Version von MAXQDA (Windows oder Mac) installiert ist. Die 30 Tage gültige Demoversion ist ausreichend, Download unter: www.maxqda.de.

Hilfreiche Literatur

  • Creswell, John (2010). Designing and Conducting Mixed Methods Research (2. Aufl.). Sage Publications.
  • Kuckartz, Udo (2014). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung (2. Aufl.). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Kuckartz, Udo (2010). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (3. aktualisierte  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko & Dresing, Thorsten (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (2., überarbeitete  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo (2014). Mixed Methods. Methodologie. Forschungsdesigns und Analyseverfahren. Wiesbaden: Springer VS.

Workshop: Theorie und Praxis biografischer Fallrekonstruktionen

Prof. Dr. Michaela Köttig

Frankfurt University of Applied Sciences, Frankfurt am Main

Hendrik Hinrichsen

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum Sozialwissenschaften

In diesem Workshop möchten wir die Teilnehmenden sowohl in die methodologischen Prinzipien als auch in die methodische Vorgehensweise biografischer Fallrekonstruktionen sowie deren Verwendung im Kontext der Bearbeitung unterschiedlicher Fallebenen (Individuum, Familie sowie andere soziale Gruppen) einführen. Dieses Verfahren wurde von Gabriele Rosenthal zunächst im Zusammenhang mit der Analyse biografisch-narrativer Interviews entwickelt. Es besteht aus mehreren Analyseschritten, die in der Forschungswerkstatt kurz vorgestellt werden. Diese Analyseschritte können in modifizierter Form auch für die Analyse von Familiengesprächen, Interaktionsverläufen, Videoaufnahmen und von Protokollen teilnehmender Beobachtung angewandt werden (Rosenthal 2011).

Darüber hinaus wird im Workshop beispielhaft ein Analyseschritt durchgeführt sowie mögliche Fragen zu Forschungsdesigns der Teilnehmenden erörtert.

Literatur

  • Rosenthal, Gabriele (1995). Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biografischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt/M.: Campus.
  • Rosenthal, Gabriele (2011). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung (3. aktualisierte und ergänzte Auflage). München/Weinheim: Juventa.

Workshop: Sekundäranalyse qualitativer Daten

Dr. Thomas Kühn

Universität Bremen, Institut für Psychologie und Transfer (InPuT)

Dr. Andreas Witzel

Universität Bremen

Während es in der quantitativ orientierten Sozialforschung eine schon länger währende Tradition der Sekundärnutzung von Forschungsdaten gibt, bleibt die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen qualitativer Erhebungs- und Auswertungsprozessen häufig auf Primärstudien beschränkt. Das bedeutet gleichzeitig, dass das vielschichtige Erkenntnispotenzial zahlreicher Studien nur ansatzweise genutzt wird und – metaphorisch ausgedrückt – viele Schätze aus Zeitdruck nicht geborgen werden.

Aufgrund der Kontextgebundenheit qualitativer Forschung und der besonderen Einbindung von Forschenden in den Prozess von Erhebung und Auswertung sind mit Sekundäranalysen qualitativer Daten stärkere Herausforderungen und Fallstricke verbunden als dies bei quantitativer Forschung der Fall ist. Gleichzeitig bietet die Sekundäranalyse qualitativer Daten vielfältige Möglichkeiten, insbesondere für vertiefende Analysen spezifischer Themen, die im Nachhinein oder unter neuen Perspektiven Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses werden. Sie ermöglicht Forschenden, sich einem vielschichtigen Themenkomplex aus verschiedenen Perspektiven zu nähern.

Angesichts dieser chancenreichen Ausgangsposition ist der Status Quo der Forschung zum Thema qualitative Sekundäranalysen unbefriedigend. Insbesondere fehlt es an der Reflexion systematisch angelegter sekundäranalytischer Forschungsprojekte hinsichtlich des Erkenntnispotenzials und methodisch begründeter Verfahren des Vorgehens. Als einen Beitrag zur Schließung dieser Lücke beziehen sich die Workshopleitenden auf eine sekundäranalytische Modellstudie zum Thema „Identitätskonstruktionen im Lebenslauf“, die von der DFG gefördert wurde. Dieses Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem ebenfalls an der Universität Bremen angesiedelten Projekt „QualiService“ durchgeführt, dem es um die Bereitstellung von qualitativen, human- und sozialwissenschaftlichen Forschungsprimärdaten für ihre Nachnutzung in einer eScience-Umgebung von Forschung und Lehre geht.

Auf der Basis unserer im Forschungsprojekt gesammelten Erfahrungen geht es uns im Workshop um eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen und dem Potenzial von Sekundäranalysen. Mit dem Fokus auf Interviewdaten werden dabei folgende Fragen bearbeitet:

  • Wann sind Sekundäranalysen qualitativer Daten (nicht) geeignet?
  • Welche Informationen und Daten müssen bei der Sekundäranalyse berücksichtigt werden?
  • Wie verläuft der Prozess einer Sekundäranalyse? Welche idealtypischen Schritte sind zu unterscheiden und welche Anforderungen stellen sich dabei für die Forschenden?
  • Welche Probleme können auftreten (z.B. mangelhafte Dokumentation von Kontextdaten)?
  • Wie gestalte ich den Auswertungsprozess (z.B. Umgang mit Materialfülle, Kontextinformationen / Einsatz computerunterstützter Auswertung)?

Der Workshop richtet sich insbesondere an Forscher_innen, die selbst eine Sekundäranalyse durchführen oder erwägen, für die Untersuchung ihrer Fragestellung sekundäranalytisch vorzugehen.

Literatur

  • Beckmann, Sabine; Ehnis, Patrick; Kühn, Thomas & Mohr, Marina (2013). Qualitative Sekundäranalyse – ein Praxisbericht. In Denis Huschka, Hubert Knoblauch, Claudia Oellers & Heike Solga (Hrsg), Forschungsinfrastrukturen für die qualitative Sozialforschung (S.137-153). Berlin: Scivero.
  • Corti, Louise; Witzel, Andreas & Bishop, Libby (Hrsg.) (2005). Sekundäranalyse qualitativer Daten / Secondary Analysis of Qualitative Data. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 6(1), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/13.
  • Heaton, Janet (2004). Reworking Qualitative Data. London: Sage.
  • Kretzer, Susanne (2013). Vom Nutzen des Datasharing für die Lehre in der qualitativen Sozialforschung. In Denis Huschka, Hubert Knoblauch, Claudia Oellers & Heike Solga (Hrsg), Forschungsinfrastrukturen für die qualitative Sozialforschung. Berlin: Scivero, http://www.qualiservice.org/fileadmin/templates/qualiservice/Lehre_Kretzer_31_01_2013.pdf.
  • Kretzer, Susanne (2013). Infrastruktur für qualitative Forschungsprimärdaten – Zum Stand des Aufbaus eines Datenmanagements von Qualiservice. In Denis Huschka, Hubert Knoblauch, Claudia Oellers & Heike Solga (Hrsg), Forschungsinfrastrukturen für die qualitative Sozialforschung. Berlin:Scivero, http://www.qualiservice.org/fileadmin/templates/qualiservice/Datenmanagement__kretzer_28.01.2013.pdf.
  • Medjedovic, Irena (2007). Sekundäranalyse qualitativer Interviewdaten – Problemkreise und offene Fragen einer neuen Forschungsstrategie. Journal für Psychologie, 15(3).http://www.journal-fuer-psychologie.de/index.php/jfp/article/view/188.
  • Medjedovic, Irena (2010). Sekundäranalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.) Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.304-319). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
  • Medjedovic, Irena & Witzel, Andreas (2005). Sekundäranalyse qualitativer Interviews. Verwendung von Kodierungen der Primärstudie am Beispiel einer Untersuchung des Arbeitsprozesswissens junger Facharbeiter [78 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(1), Art. 46, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0501462.
  • Medjedovic, Irena & Witzel, Andreas (2010). Wiederverwendung qualitativer Daten. Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Interviewtranskripte. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Datenerhebung mittels Log- und Tagebuch

Alexa Maria Kunz

Karlsruher Institut für Technologie (KIT), MethodenLabor/House of Competence

„Einstweilen wird es Mittag“ – wer kennt nicht das berühmte Zitat aus der Marienthal-Studie? Es entstammt einem Zeitverwendungsbogen, der seinerzeit eingesetzt wurde, um sowohl Tagesverläufe als auch das subjektive Zeitempfinden der Marienthaler rekonstruieren zu können.

Instrumente wie der Zeitverwendungsbogen, die sich in die Kategorie der Log- und Tagebücher einordnen lassen, bieten sich an, wenn Daten erhoben werden sollen, die aus methodologischen und/oder forschungspraktischen Gründen der unmittelbaren Beobachtung von außen nicht zugänglich sind. Wie andere Erhebungsverfahren sind sie nicht grundsätzlich an bestimmte Forschungsprogramme und Auswertungsstrategien gekoppelt und daher in vielfältigen Forschungskontexten einsetzbar.

Der Workshop gliedert sich in drei Teile: Neben den methodologischen Grundlagen der Selbstberichterstattung, auf denen Log- und Tagebuchverfahren fußen, wird im ersten Teil ein systematischer Überblick über die Vielfalt möglicher Instrumentendesigns gegeben. Im zweiten Teil können die Teilnehmer_innen anhand einer konkreten Fragestellung die Entwicklung eines solchen Instruments exemplarisch nachvollziehen. Zum Abschluss wird eine Systematisierungshilfe vorgestellt, die den Teilnehmer_innen helfen soll, die behandelten Inhalte auf die eigene Forschungsfrage zu übertragen.

Literatur

  • Alaszewski, Andy (2006). Using Diaries for Social Research. London: Sage
  • Eichholz, Daniela & Kunz, Alexa Maria (2012). „My Campus Karlsruhe“ – Zur Rekonstruktion studentischer Raumnutzungsmuster mittels Logbuch-Verfahren. In Hildegard Schröteler-von Brandt, Thomas Coelen, Andreas Zeising, & Angela Ziesche (Hrsg.), Raum für Bildung. Ästhetik und Architektur von Lern- und Lebensorten (S. 61-71). Bielefeld: trancript. 
  • Kenten, Charlotte (2010). Narrating oneself: Reflections on the use of solicited diaries with diary interviews [41 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research11(2), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1002160.
  • Kunz, Alexa Maria & Pfadenhauer, Michaela (2014). One Campus – Many Ways to Go?! A methodological comparison of paper-pencil and electronic logbooks when exploring students’ patterns of spatial use. Journal of New Frontiers in Spatial Compects, vol. 6, 21 – 27, http://ejournal.uvka.de/spatialconcepts/archives/1855.
  • Kunz, Alexa Maria (2015). Log- und Tagebücher als Erhebungsmethode in ethnographischen Forschungsdesigns. In Ronald Hitzler & Miriam Gothe (Hrsg.), Ethnographische Erkundungen. Methodische Aspekte explorativ-interpretativer Forschungsprojekte (S.141-162). Wiesbaden: VS. 

Workshop: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Philipp Mayring

Abteilung Angewandte Psychologie und Methodenforschung am Institut für Psychologie
sowie Zentrum für Evaluation und Forschungsberatung der Universität Klagenfurt

Im Workshop sollen Arbeitsweisen qualitativ orientierter systematischer sozialwissenschaftlicher Textanalyse diskutiert werden. Die Qualitative Inhaltsanalyse stellt einen Forschungsstil dar, der

  • theoriegeleitet und regelgeleitet vorgeht,
  • das zu analysierende Material in ein Kommunikationsmodell einordnet und darauf bezogen die Ziele der Analyse definiert,
  • die zentralen Analyseaspekte in Kategorien(-systemen) formuliert,
  • das Material in inhaltsanalytische Einheiten zerlegt und danach schrittweise bearbeitet,
  • das Instrumentarium (Kategoriensysteme und inhaltsanalytische Regeln) in einer Pilotstudie überarbeitet,
  • die Zuordnung von Kategorien zu Textstellen als interpretativen, regelgeleiteten Prozess auffasst,
  • im weiteren Verlauf auch Quantifizierungen (z.B. Kategorienhäufigkeiten) zulässt
  • und die Ergebnisse an Gütekriterien (z.B. Interkoderreliabilität) misst.

Es werden die einzelnen qualitativ inhaltsanalytischen Verfahren (z.B. induktive Kategorienentwicklung, deduktive Kategorienanwendung) am Beispiel vorgestellt und anhand eines gemeinsamen Textes (1 Seite Interviewtranskript) mit anderen qualitativ orientierten Textanalyseansätzen (z.B. Psychoanalytische Textinterpretation, Objektive Hermeneutik, Sozialwissenschaftlich-hermeneutische Paraphrase) verglichen. Besonders soll auf die Anwendung von Qualitativer Inhaltsanalyse auf Bildanalyse (z.B. Video) und die Einsatzmöglichkeiten von unterstützenden Computerprogrammen eingegangen werden.

Dabei wird auch eine neu entwickelte Open-Access-Software zur Unterstützung der Techniken Qualitativer Inhaltsanalyse vorgestellt (www.qcamap.org).

Am Ende des Workshops erhalten Teilnehmer_innen die Möglichkeit, textanalytische Fragen im Rahmen ihrer Projekte zu thematisieren.

Literatur

  • Mayring, Philipp (2014). Qualitative content analysis. Theoretical foundation, basic procedures and software solution (free download via Social Science Open Access Repository SSOAR, URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-395173).
  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse (auch in Englisch: Qualitative Content Analysis). Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research1(2), Art. 20, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.
  • Mayring, Philipp (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (12. überarbeitete Auflage). Weinheim: Beltz.
  • Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, M. (2005) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp (2002). Qualitative content analysis – research instrument or mode of interpretation? In Mechthild Kiegelmann (Hrsg.), The role of the researcher in qualitative psychology (S.139-148). Tübingen: Verlag Ingeborg Huber.
  • Mayring, Philipp & Brunner, Eva (2006). Beiträge zur Qualitativen Inhaltsanalyse – Schriftenreihe des Instituts für Psychologie der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Psy-Dok Volltextserverhttp://psydok.sulb.uni-saarland.de/frontdoor.php?source_opus=573&la=de.
  • Mayring, Philipp (2001). Kombination und Integration qualitativer und quantitativer Analyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research2(1), Art. 6, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-01/1-01mayring-d.htm

Workshop: Video- und Filmtranskription: Schreiben einer Feldpartitur

Dr. Christine Moritz

Feldpartitur GmbH, Transkription von Videodaten

Videodaten sind komplexe Daten, die nicht allein das Sprechen der Akteure fixieren, sondern weitere Informationen zu Mimik, Gestik – aber auch Bild, Musik, Geräusch, Bewegung, Licht, Situation und Handlung etc. beinhalten. Mit der Feldpartitur wurde eine methodenneutrale Software speziell für eine solche „multikodale“ Transkription und Analyse von Videos entwickelt. Derzeit wird das System angewendet in Bereichen der Verhaltensbeobachtung, der Film- und Medienanalyse und bei Video-Eigenproduktionen (Anwendungsbeispiele hier). Die Feldpartitur dient dabei vor allem der Mikroanalyse – etwa von Schlüsselsequenzen – und erlaubt es, komplexe Strukturen einer Akteurshandlung, einer nonverbalen Kommunikationsfolge oder auch eines Gruppengeschehens zu erfassen und sichtbar zu machen.

Die Feldpartitur wird in der Qualitativen Forschung a) während der Forschung eingesetzt als heuristisches Instrument für die Forschenden zur Reflexion und Systematisierung der visuellen ad-hoc-Wahrnehmung. Sie dient b) nach der Forschung als empirisches Validierungsinstrument für eine nachvollziehbare Dokumentation Ihrer Beobachtungen. Die Feldpartitur erlaubt die Visualisierung der im Video sich darbietenden Strukturen (pdf-Partitur-Ausdrucke oder Bewegtbildpräsentation) und sie liefert die Datenmatrix für weitere qualitative und quantitative (sxls, xml, mpg7) Auswertungsprozesse. Die Verknüpfung mit weiteren Datensorten (Bild, pdf-Dokumente, Audiodaten, Internetlinks, Texte, Memos etc.) stellt eine weitere wichtige Möglichkeit im Zusammenhang mit dem bei videobasierten Forschungsdesigns häufig notwendigen Datenmanagement dar.

Inhalt des Workshops: Nach einer kurzen Zusammenfassung der wesentlichen Merkmale eines Videotranskripts auf der Grundlage vorab zugesandter Literaturausschnitte bildet das praktische Schreiben einer Feldpartitur in Ihrem eigenen Demo-Softwareaccount den wesentlichen Teil des Workshops. Die Reflexion des eigenen Betrachterhabitus und die Fähigkeit, semantisch zunächst noch „diffuse“ Wahrnehmungsprozesse bei der Betrachtung eines Videos exemplarisch anhand eines Fallbeispieles aus der Forschungspraxis in einer Feldpartitur schriftlich zu explizieren, sind die beiden Ziele des Workshops.

Hinweis zur aktiven TeilnahmeEs ist aufgrund der forschungspraktischen Ausrichtung des Methodentreffens wünschenswert, Videomaterial von Teilnehmenden im Rahmen einer Interpretations- und Arbeitssession zu nutzen. Sie können diese Möglichkeit bereits in einer eher früheren Forschungsphase (etwa Themenfindungsphase) bis hin zur bereits herangereiften Forschungsphase (etwa Transkription einer Kern-Sequenz zur Ergebnisdarstellung) in Erwägung ziehen. Auf Wunsch anonymisieren wir vorab das Videomaterial durch Vektorisierung oder durch Verdeckung der personenbezogenen Bildausschnitte.

Teilnehmende, die Interesse an diesem Angebot haben, setzen sich bitte bis 16.6.2014 direkt mit mir in Verbindung.

Literatur

Workshop: Schreibwerkstatt

Dr. Carola Nürnberg

Deutsches Jugendinstitut, München

Die Schreibwerkstatt stellt eine Reihe von Techniken vor, die das Schreiben erleichtern. In mehreren kleinen Schreibetappen erproben alle Teilnehmenden verschiedene Schreibtechniken (freies Schreiben, Sandwich-Schreiben, Schreiben nach der Uhr etc.). Schwerpunkt des Workshops ist Das-Ins-Schreiben-Kommen. Idealerweise kommen mit dem Schreiben auch die Gedanken über die eigene Arbeit ins Fließen.

Bitte beachten Sie: Akademische Schreibkonventionen, der Aufbau und die Gliederung von Texten und andere Formen des Polierens und Editierens von Texten werden hier ausgeklammert, der Schwerpunkt liegt auf dem Schreiben, das solcher Text-Arbeit vorausgeht. Der Workshop arbeitet u.a. mit Elementen aus den folgenden Büchern, ist aber nicht auf Promovierende beschränkt.

Literatur

  • Bolker, Joan (1998). How to write your dissertation in 15 Minutes a day. Henry Holt.
  • Murray, Rowena (2002). How to write a thesis. Open University Press.

Workshop: Lebensweltanalytische Ethnografie

Prof. Dr. Michaela Pfadenhauer

Universität Wien, Institut für Soziologie, Arbeitsgebiet Wissen und Kultur

Heiko Kirschner, M.A.

Universität Wien, Institut für Soziologie, Arbeitsgebiet Wissen und Kultur

Das Kennzeichen der phänomenologisch basierten Ethnografie ist die Teilnahme am sozialen Geschehen des Feldes, das Gegenstand des Erkenntnisinteresses ist. Dadurch zeichnet sich diese Ausprägung der Ethnographie nicht nur gegenüber anderen Verfahren der so genannten qualitativen Sozialforschung, sondern auch gegenüber anderen ethnografischen Ansätzen aus. Denn die Teilnahme zielt hier nicht nur auf die Verfeinerung von Beobachtungsdaten ab, wonach diese zu reduzieren wäre, wenn sie die Beobachtung verstellt. Es geht hier also nicht nur um das Dabeisein, um möglichst nahe am Geschehen zu sein und einen möglichst unverstellten, uneingeschränkten Blick auf die Praktiken der Feldakteure zu erhalten. Es geht vielmehr um ein Mittun und Selbermachen, das Erlebensdaten generiert, die einen zusätzlichen Beitrag zur Rekonstruktion der Perspektiven erlauben.

Diese von Anne Honer (1993) als „lebensweltlich“ etikettierte Ausrichtung der Ethnografie steht im Zentrum dieses Workshops. Sie wird zunächst im Kanon der empirischen Sozialforschung verortet. Die für diese Form der Ethnografie wesentlichen Methoden der Datenerhebung und der Datenauswertung werden vorgestellt und diskutiert. In methodologischer Hinsicht ist die Rolle des Ethnografen als Fremder zu reflektieren. Dabei gilt das Interesse der Ethnografin als Teilnehmerin, die sich freiwillig in die Rolle des Fremden begibt. Anhand von Beispielen aus eigenen empirischen Studien wird verdeutlicht, wie sich Beobachtung durch Teilnahme ergänzen lässt. Daran sollte deutlich werden, dass der Ertrag durch eine subjektive Perspektive erweitert wird, die keine Überlegenheit, sondern eine eigene Wertigkeit beansprucht.

Literatur zur Einstimmung

  • Pfadenhauer, Michaela (2005). Ethnography of Scenes. [31 Absätze] Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 43, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503430.
  • Pfadenhauer, Michaela & Grenz, Tilo (2015). Uncovering the Essence. The Why and How of Supplementing Observation with Participation in Phenomenology-Based Ethnography. In Journal for Contemporary Ethnography, Special Issue “Phenomenological Based Ethnography”.
  • Honer, Anne (2011). Kleine Leiblichkeiten. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Gruppendiskussion

Maria Schreiber

Universität Wien

Erhebungen von Gesprächen in gruppenförmigen Settings haben in den letzten Jahren sowohl im deutschen als auch im angelsächsischen Sprachraum weiter an Bedeutung gewonnen. Je nachdem, ob die „Gruppe“ methodologisch gefasst wird oder nicht, unterscheiden sich die methodisch-technischen Überlegungen zur Erhebung und Auswertung, also zur Initiierung und Leitung von Gruppendiskussionen ebenso wie zur Interpretation und zu Möglichkeiten der Generalisierung.

Im Workshop werden diese unterschiedlichen Zugänge beleuchtet. Vertieft behandelt wird jener Zugang, der kollektive Orientierungen zum Untersuchungsgegenstand macht. Auf der Basis von empirischen Beispielen, die wir gemeinsam behandeln, wird im Workshop der forschungspraktische Wert von guten Metatheorien erarbeitet: Beispielsweise wie sich ein lebendiger Ablauf von Diskussionen auf der Grundlage eines elaborierten Kollektivitätskonzepts zum einen erklären und zum anderen forschungspraktisch umsetzen lässt.

Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens für unterschiedliche Forschungsfragen werden entlang der Interessen der Teilnehmenden diskutiert, dabei können auch fokussierte Erhebungen, die z.B. einen Film, eine Sendung oder Bilder zum Ausgangspunkt der Gruppendiskussion machen, eine Rolle spielen. Je nach Wunsch und Vertrautheit der Gruppe mit dem Verfahren, werden wir entweder die eine gemeinsame Interpretation von Material aus Gruppendiskussionen einsteigen oder die einzelnen forschungspraktischen Schritte der Auswertung genauer besprechen.

Literatur

  • Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2014). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (4. erweiterte Auflage). München: Oldenbourg.
  • Przyborski, Aglaja & Riegler, Julia (2010). Gruppendiskussion und Fokusgruppe. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.436-448). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Bohnsack, Ralf & Przyborski, Aglaja (2007). Gruppendiskussionsverfahren und Focus Groups. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung (S.493-506). Wiesbaden: Gabler.
  • Bohnsack, Ralf; Przyborski, Aglaja & Schäffer, Burkhard (Hrsg.) (2006). Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Wissenssoziologische Bildhermeneutik

Prof. Dr. Jürgen Raab

Universität Koblenz-Landau, Institut für Sozialwissenschaften

Assoz. Prof. Dr. Roswitha Breckner

Universität Wien, Institut für Soziologie

Unter dem Eindruck der zunehmenden Medialisierung sich modernisierender Gesellschaften ist in den Sozialwissenschaften die Aufmerksamkeit für die Kulturbedeutung von visuellen und audiovisuellen Ausdrucks- und Darstellungsformen auf breiter Front neu entfacht. Der sogenannte „Visual Turn“ führte nicht nur zum Wiedererwachen und zur Neuanregung der Visuellen Soziologie. Vielmehr scheint sich in den Sozial- und Kulturwissenschaften zusehends die Einsicht durchzusetzen, dass stehende und bewegte Bilder mit ihrer spezifischen kommunikativen Qualität entscheidend beitragen zur technisch-medialen Herstellung und Tradierung, Stabilisierung und Veränderung nicht allein von persönlichen und kollektiven Identitäten, sondern von gesellschaftlichem Wissen und von sozialer Wirklichkeit insgesamt.

Der Workshop widmet sich den Herausforderungen, Problemen und Potenzialen der methodisch-kontrollierten sozialwissenschaftlichen Analyse von visuellen Daten in ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen. Ausgehend von den methodologischen und methodischen Ansätzen der wissenssoziologischen Bildhermeneutik verfolgt der Workshop das Ziel, interpretative Zugänge zu den symbolischen Ordnungen von Einzelbilddarstellungen ebenso vorzustellen, zu diskutieren und an konkreten Materialien zu erproben, wie zu den vielfältig möglichen Arrangements von Einzelbildern als bewegte oder unbewegte, dramaturgische oder vergleichende Bildanordnungen.

Literatur

  • Breckner, Roswitha (2010). Sozialtheorie des Bildes. Zur interpretativen Analyse von Bildern und Fotografien. Bielefeld: Transcript.
  • Breckner, Roswitha (2012). Bildwahrnehmung – Bildinterpretation. Segmentanalyse als methodischer Zugang zur Erschliessung bildlichen Sinns. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 2 143-164.
  • Breckner, Roswitha (2013). Geschlechter Un/Ordnung im Bild. Visuelle Segmentanalyse als Zugang zur leiblichen Performativität bildlicher Darstellungen. In Mechthild Bereswill & Katharina Liebsch (Hrsg.), Geschlecht (re)konstruieren. Zur methodologischen und methodischen Produktivität der Frauen- und Geschlechterforschung (S.172-195). Münster: Westfälisches Dampfboot.
  • Müller, Michael R. (2012). Figurative Hermeneutik. Zur methodologischen Konzeption einer Wissenssoziologie des Bildes. Sozialer Sinn. Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung, 1/2012, 129-161.
  • Müller, Michael R., Jürgen Raab & Hans-Georg Soeffner (Hrsg.) (2014). Grenzen der Bildinterpretation. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Raab, Jürgen (2008). Visuelle Wissenssoziologie. Theoretische Ansätze und materiale Analysen. Konstanz: UVK.
  • Raab, Jürgen (2012). Visuelle Wissenssoziologie der Fotografie. Sozialwissenschaftliche Analysearbeit zwischen Einzelbild, Bildsequenz und Bildkontext. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 2, 121-142.
  • Raab, Jürgen & Dirk Tänzler (2012). Video Hermeneutics. In Hubert Knoblauch, Bernt Schnettler, Jürgen Raab & Hans-Georg Soeffner (Hrsg.), Video-Analysis: Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology (3. Aufl., S.85-97). Frankfurt/M.: Lang.

Workshop: Interviews

Dr. Herwig Reiter

Deutsches Jugendinstitut, Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden

Das Interview gehört zu den Standardwerkzeugen qualitativer Sozialforschung und wird von unterschiedlichsten Ansätzen verwendet. Das liegt u.a. daran, dass es an das Gespräch als Interaktionsform des Alltags angelehnt ist und direkten Zugang zu Sprache und Denkweise der Forschungssubjekte ermöglicht. Außerdem ist es eine etablierte und pragmatische Alternative zu aufwändigeren Verfahren.

Der Workshop beginnt mit einer kurzen methodologischen Einführung der Besonderheiten qualitativer Interviewforschung sowie der Diskussion ausgewählter Verfahren, ihrer Anwendungsbereiche und typischer Arbeitsschritte. Der größte Teil ist praktischen Fragen der Planung, Vorbereitung und Durchführung qualitativer Interviews gewidmet und richtet sich nach Forschungsvorhaben und konkreten Anliegen der Teilnehmenden.

Literatur

  • Helfferich, Cornelia (2009). Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kruse, Jan (2014). Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. Weinheim. Basel: Beltz Juventa.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2010). Interviews. In Mey, Günter & Mruck, Katja (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.423-435). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2011). Qualitative Interviews. In Gabriele Naderer & Eva Balzer (Hrsg.), Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis. Grundlagen, Methoden und Anwendungen (2. überarbeite Auflage, S.257-288). Wiesbaden: Gabler.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview [25 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228
  • Witzel, Andreas & Reiter, Herwig (2012). The problem-centred interview. Principles and practice. London: Sage

Workshop: Systematische Metaphernanalyse

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau-Görlitz, Fachbereich Sozialwesen

Anne-Kathrin Hoklas

Technische Universität Dresden

Eine systematische Metaphernanalyse reagiert auf die Probleme bisheriger Versuche, den Sinn von metaphorischen Äußerungen zu verstehen. Von älteren Studien unterscheidet sie sich durch folgendes:

  • Sie nutzt die Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson), um den Stellenwert von Metaphern für Strukturen von Denken, Handeln und Emotionen zu bestimmen.
  • Das empirische Vorgehen bietet eine handhabbare Arbeitsdefinition zur Erkennung von Metaphern.
  • Sie ermöglicht, von einzelnen Metaphern auf zusammenhängende metaphorische Konzepte zu schließen.
  • Das empirische Vorgehen der Metaphernanalyse ist offen dafür, sowohl kulturelle, subkulturelle wie individuelle Muster zu rekonstruieren.
  • Für die Interpretation metaphorischer Muster steht eine Sammlung heuristischer Hilfen zur Verfügung.
  • Neben allgemeinen, für qualitative Forschung gültigen Gütekriterien sind speziellere Gütekriterien für Metaphernanalysen benennbar.

Im Workshop sollen diese Merkmale je nach Vorwissen der Teilnehmer_innen an vorbereitetem Material vorgestellt und in kleinen Übungen vertieft werden.

Literatur

  • Schmitt, Rudolf (2003). Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4(2), Art. 41, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0302415
  • Schmitt, Rudolf (2004). Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Review Essay: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Art. 19, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402190.
  • Schmitt, Rudolf (2007). Versuch, die Ergebnisse von Metaphernanalysen nicht unzulässig zu generalisieren. Zeitschrift für qualitative Forschung, 8(1), 137-156. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-277869 
  • Schmitt, Rudolf (2010). Metaphernanalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.676-691). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Einführung in ATLAS.ti 7

Fabian Singelnstein

ATLAS.ti GmbH

Der 2-gliedrige Workshop beginnt mit einem Überblick über die zentralen Konzepte und Prozeduren der qualitativen Datenanalysesoftware ATLAS.ti, die vor zwei Jahrzehnten als Prototyp an der Technischen Universität Berlin entwickelt wurde und nunmehr in der Version 7 vorliegt.

Im zweiten Teil des Workshops können Sie anhand von Beispieldaten selbst erste Erfahrungen mit ATLAS.ti sammeln. Der Workshop ersetzt kein Einführungstraining, sondern bietet einen Überblick über die Funktionalitäten der Software und wie man mit ihr arbeiten kann.

Damit wir uns ein Bild über ihre Arbeitsgebiete und Interessensschwerpunkte machen können, erhalten Sie Mitte Juni eine kleine Online-Umfrage von uns, in der wir Sie nach Vorerfahrung, Art des Datenmaterials, Auswertungsmethodik etc. fragen. Auf Basis dieser Umfrage stellen wir das endgültige Programm für den Workshop zusammen. Das Grundgerüst, in das wir Ihre thematischen Interessen einbauen, sieht wie folgt aus:

  • Eine Besprechung der Datenformate, welche analysiert werden können
  • Die ATLAS.ti Benutzeroberfläche
  • Projekterstellung
  • Kodierung des Datenmaterials, je nach Interesse Kodierung unterschiedlicher Medien
  • Schreiben von Kommentaren und Memos
  • Ein kurzer Einblick in die Netzwerkfunktion (Visualisierung)
  • Erstellung von Hyperlinks
  • Möglichkeiten der weiteren Datenauswertung
  • Datenexport und Reports

Als erster Einblick in die Besonderheiten von ATLAS.ti hier ein kurzes Exzerpt über die Basiseinheit in ATLAS.ti, dem „Zitat“:  Ein Zitat in ATLAS.ti ist ein Stück Text, ein Bildausschnitt, eine Videosequenz, ein Tonschnipsel, ein Ort. Die Erstellung eines solchen Zitats ist die Grundlage aller weiteren ordnenden, interpretierenden und theoriebildenden analytischen und synthetischen Tätigkeiten in ATLAS.ti. Wie bei echten Zitaten zeigt sich das Potenzial dieses simplen, aber dennoch einzigartigen und extrem leistungsfähigen Konzepts in dessen Vernetzung. Die wohl prominenteste „Verlinkung“ ist die zwischen einem Zitat und einem Kode: die „Kodierung“, wobei das Kodieren in der Regel die Erzeugung eines Zitats mit einschließt: Text lesen, Text markieren, Kode eingeben, fertig. Mit dem Verweis von Zitat zu Zitat („Hypertext“) ergänzen wir das nivellierende Kodieren mit einer die Unterschiede berücksichtigenden Perspektive.

http://www.atlasti.de/ – Sie erhalten von uns vorab Materialien per E-Mail.

Literatur

  • Friese, Susanne (2012 / 2014). Qualitative Data Analysis with ATLAS.ti. London: Sage.
  • Friese, Susanne (2011). Using ATLAS.ti for Analyzing the Financial Crisis Data [67 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12(1), Art. 39, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1101397.

Workshop: Autoethnografie

Mag. Dr. Johanna Stadlbauer

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Abteilung Kulturanthropologie, Institut für Kultur-, Literatur- und Musikwissenschaft

Dieser Workshop richtet sich an qualitativ Forschende, die Interesse an Repräsentationsfragen sowie an einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit der Rolle von Subjektivität und Reflexivität in Forschungsprozessen haben.

Autoethnografie ist eine Forschungsmethode und zugleich eine Form wissenschaftlichen Schreibens, in der Autor_innen sich auf ihre eigene gelebte Erfahrung beziehen. Sie verbindet das Persönliche mit dem Kulturellen und verortet das forschende Selbst und seine Anderen in einem sozialen Kontext (vgl. Reed-Danahay, 1997). Der Schreibprozess hat in der Autoethnografie einen ähnlichen Stellenwert wie die Interpretation in der interpretativen Forschung: die Textproduktion wird hier gedacht als „Method of Inquiry“ (Richardson & Adams St. Pierre, 2000). Autoethnografien sind somit nicht das Produkt eines Verstehensprozesses, sondern der Verstehensprozess selbst – im Schreiben wie auch im Lesen des Textes durch die RezipientInnen entsteht dieser performativen Forschungslogik nach Bedeutung und Erkenntnis.

Der Workshop führt in einem ersten Schritt in Entwicklung, methodische Prinzipien und Stile der Autoethnografie ein und fokussiert innerhalb der unterschiedlichen Spielarten auf sogenannte evokative Ansätze. In einem weiteren Schritt werden die Spezifik des Ansatzes innerhalb der qualitativen Forschung sowie Potenziale und Grenzen anhand der Auseinandersetzung mit Text- und ggf. visuell-performativen Beispielen gemeinsam diskutiert. Die dritte Komponente des Workshops bilden eine Schreibübung, die von den jeweiligen Forschungsprojekten der Teilnehmer_innen ausgeht, und die Reflexion derselben hinsichtlich des Erkenntnisgewinns für die Forschung.

Eigenes autoethnografisches Datenmaterial ist KEINE Voraussetzung für die Teilnahme. Die Arbeit im Workshop soll ausloten, inwieweit Autoethnografie Anregungen für die eigene Forschungspraxis beinhalten kann. Teilnehmer_innen, die sich für einen bestimmten Teilbereich interessieren oder eine konkrete Frage haben, die im Workshop Platz finden soll, können sich vorab an die Workshopleiterin wenden: johanna.stadlbauer@aau.at.

Literatur

Zur Einführung können folgende Texte dienen:

  • Ellis, Carolyn; Adams, Tony E. & Bochner, Arthur P. (2010). Autoethnografie. In Katja Mruck und Günther Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.345-357). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, .
  • Ellis, Carolyn &  Bochner, Arthur B. (2000). Autoethnography, Personal Narrative, Reflexivity – Researcher as Subject. In Norman K. Denzin & Yvonna S. Lincoln (Hg.), Handbook of qualitative research (2. edition, S.733-768). Thousand Oaks, Calif: Sage Publications.
  • Ellis, Carolyn (1999): Heartful Autoethnography. Qualitative Health Research 9(5), 669-683.
  • Ploder, Andrea & Stadlbauer, Johanna (2013). Autoethnographie und Volkskunde? Zur Relevanz wissenschaftlicher Selbsterzählungen für die volkskundlich- kulturanthropologische Forschungspraxis. Österreichische Zeitschrift für Volkskunde LXVII/116 (4), S. 374-404, http://unipub.uni-graz.at/obvugroa/content/titleinfo/302038

Workshop: Beobachtungsprotokolle und Feldnotizen

Prof. Dr. Stefan Thomas

Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Sozialwesen

Timo Ackermann

Alice Salomon Hochschule Berlin

Beobachtungsprotokolle und Feldnotizen bilden ein eigenes Genre der qualitativen Sozialforschung. Die persönlichen Erfahrungen der Forschenden in der teilnehmenden Beobachtung werden zu Daten, die systematisch festzuhalten sind. Eine strikte Unterscheidung von Datenerhebung und Datenauswertung ist nicht möglich. Schon die erinnernde Erstellung der Daten ist eine Rekonstruktion der erfahrenen Wirklichkeit. Anstatt Resultate „objektiver“ Datenaufzeichnung sind die Protokolle ein erster Schritt auf dem Weg einer fortschreitenden Konzeptualisierung und Interpretation der beobachteten Phänomene. Dennoch stellt sich die Anforderung an die Forschenden, beim Schreiben von Protokollen eine deskriptive Darstellungsebene zu finden. Ziel ist dabei eine erfahrungsnahe Erfassung und Beschreibung von Wirklichkeit, die bei den beobachteten Sachverhalten, Ereignissen und Situationen selbst verweilt.

Die Probleme, die durch diese Ambiguität aufgeworfen werden, sollen in dem Workshop zum Thema gemacht werden. Vor allem soll die Frage verfolgt werden: Wie lässt sich die Subjektivität der eigenen Erfahrungen sinnvoll in Daten verwandeln? Eine abschließende Lösung wird es für dieses Problem nicht geben. Vielmehr soll im Workshop durch die Darstellung von Einsichten aus der Literatur und durch kollegialen Austausch eigener Erfahrungen ein erhöhtes Niveau der Reflexion gefunden werden.

Im ersten Teil des Workshops werden daher verschiedene Herangehensweisen beim Schreiben von Beobachtungsprotokollen systematisiert. Im zweiten Teil sollen anhand eigener Schreiberfahrungen sowohl die Möglichkeiten als auch die Probleme von Protokollen und Feldnotizen im Detail und in der praktischen Umsetzung gemeinsam diskutiert werden.

Literatur

  • Emerson, Robert M.; Fretz, Rachel I. & Shaw, Linda L. (1995). Writing ethnographic fieldnotes. Chicago: University of Chicago Press.
  • Sanjek, Roger (Hrsg.) (1990). Fieldnotes. The makings of anthropology. Ithaca (NY): Cornell University Press
  • Streck, Rebekka; Unterkofler, Ursula & Reinecke-Terner, Anja (2013). Das „Fremdwerden“ eigener Beobachtungsprotokolle – Rekonstruktionen von Schreibpraxen als methodische Reflexion. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 14(1), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1301160.