Workshops 2014

Workshop: Partizipative Forschung

Prof. em. Dr. Jarg Bergold

Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, und INA

Prof. Dr. Hella von Unger

Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Soziologie

Im Abgrenzung zu den „Forschungswerkstätten“, in denen eigene Forschungsprojekte vorgestellt und diskutiert werden, sollen Workshops eher einen Überblick über das Feld geben und gemeinsame Diskussionen über das Thema ermöglichen. Im Feld qualitativer Forschung lassen sich interessante Entwicklungen bei partizipativen Forschungsansätzen beobachten. Es werden beispielsweise zunehmend kreative und visuelle Methoden wie Photovoice eingesetzt, um gemeinsam mit Partnern aus der Praxis und den Lebenswelten soziale Wirklichkeit zu erforschen und zu verändern. Ziel dieses Workshops ist es, einige der neueren Ansätze zu diskutieren und zu überlegen, inwieweit diese Ansätze Anregungen für die eigene Forschungspraxis bieten können.

Im ersten Teil des Workshops werden die Grundzüge partizipativer Forschungsstrategien dargestellt und ein Überblick über aktuelle internationale Entwicklungen gegeben. Dabei wird auf einige Bereiche fokussiert, da das Spektrum partizipativer Forschung inzwischen sehr breit geworden ist.

Im zweiten Teil werden ausgewählte Themen vertiefend diskutiert, die den Teilnehmenden wichtig und nützlich erscheinen. Zur Vorbereitung wird ein Blog eingerichtet, auf dem die Teilnehmenden ihre Themeninteressen und Fragen einbringen und diskutieren können. Auf diese Weise kann auch schon vorab eine Auswahl von Themen erfolgen.

Nach erfolgter Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen bitten wir Teilnehmende, die ein Interesse an der Themendiskussion haben, sich mit uns in Verbindung zu setzen (jarg.bergold@fu-berlin.de / unger@lmu.de). Die Abstimmung darüber, welche Themen im Workshop diskutiert werden, erfolgt partizipativ mithilfe des Blogs.

Literatur

Zur Orientierung, Einführung und als Diskussionsgrundlage werden folgende Texte vorgeschlagen:

Workshop: Introspektion – ein neues gruppengestütztes Verfahren

Dr. Thomas Burkart

Psychologischer Psychotherapeut; in eigener Praxis in Hamburg tätig

Mitglied der Hamburger Forschungswerkstatt Dialogische Introspektion

Die dialogische Introspektion ist die Wiederaufnahme der Introspektion (oder Selbstbeobachtung, Selbstwahrnehmung), die von der klassischen Psychologie und der Würzburger Schule als Hauptmethode eingesetzt wurde und dann durch den Behaviorismus unterdrückt wurde, in einer den heutigen methodischen Ansprüchen genügenden Form. Die Methode wird nach bestimmten Regeln in Gruppen ausgeführt, zumeist digital dokumentiert und nach der qualitativen Heuristik auf Gemeinsamkeiten analysiert (siehe www.heuristik-hamburg.net/).

Der Vorteil der Methode ist die rasche Beschaffung von umfangreichen qualitativen Daten, die bei angemessener Ausführung hoch differenziert sind und auch vergangene Erlebnisse und Erfahrungen zu Tage fördern. Die Methode kann für die Erforschung aller Arten von Erlebnissen verwandt werden und ist auch geeignet bei sozialpsychologischer und soziologischer Fragestellung. Sie vermeidet eine Reihe von Problemen der „Focus Group“ (oder Gruppendiskussion), die eine der Hauptmethoden der angewandten qualitativen Forschung ist. Die „dialogische Introspektion“ ist ein exploratives Verfahren per se, gut geeignet zu Forschungsbeginn, zur Begleitung und Korrektur laufender Erhebungen und zur Erkenntnis der Struktur wesentlicher Dimensionen eines Themas. Die Methode wurde erfolgreich in einer großen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in sechs außereuropäischen Ländern eingesetzt, wobei sich die Methode durch „die 3 Es“ auszeichnete: Entschleunigung, emotionale Antworten und Erfahrungserfassung.

Die Veranstaltung stellt die Methode vor, ihre Vorteile und mögliche Probleme und diskutiert Beispiele für ihre Anwendung. Die Teilnehmenden können sich an einem Experiment zur Datenerhebung beteiligen.

Weitere Informationen über http://de.wikipedia.org/wiki/Dialogische_Introspektion sowie über www.introspektion-hamburg.net, Anwendungen finden sich dort unter „Beispiel“, dann die Buchsymbole aufrufen.  

Literatur

Workshop: Transkription und Auswertung von Interviews mit f4 analyse

Thorsten Pehl

audiotranskription.de, Marburg

Ziele dieses Workshops sind (1) ein Einblick in Transkriptionsregelsysteme, angemessene Zeitbudgetierung, Spracherkennung, Teamtranskriptionen und passende Aufnahmetechnik, (2) eine Einführung in die Software f4 zur Unterstützung der Transkription und (3) eine Einführung in die neue QDA-Software f4 analyse zur kategorienbasierten Auswertung qualitativer Daten – vorgestellt am Beispiel der qualitativen Inhaltsanalyse. Der Kurs ist ein kompakter Überblick und Einstieg für Anfänger_innen und Neugierige.

Das Verfahren der Transkription ist offensichtlich paradox: Mit dem Anspruch, einen (meist) mündlichen Diskurs zu repräsentieren, verfasst man einen Text, also ein statisches Schriftstück. Die Anfertigung eines Transkripts ist meist ein Dilemma zwischen realistischer Situationsnähe und praktikabler Präsentations-, ja eigentlich Kompressionsform. Die Schwierigkeit beim Transkribieren besteht also darin, diese Diskrepanz zu kennen und bestmöglich – wie heißt es so schön: gegenstandsangemessen – zu bewältigen und eine realistische Einschätzung von Aufwand und Ertrag zu besitzen. Damit dies besser gelingt, zeigen wir verschiedene Regelsysteme, Auswahlhilfen mit zeitsparenden Tipps, typische Fehler bei der Transkription, angemessene Zeitplanung und Organisation, passende Aufnahmetechnik, empirische Erkenntnisse zu Spracherkennung und zeigen exemplarisch die Transkription mit der Software f4. Im zweiten Teil geht es um die an der qualitativen Inhaltsanalyse orientierte, kategorienbasierte Auswertung von Beispieltexten mit der neuen QDA-Software f4 analyse.Alle Teilnehmenden erhalten eine eigene Demoversion von f4 analyse zu Workshopbeginn. Voraussetzungen zur Teilnahme: Eigenes Notebook (Windows oder Mac) mit Installationsrechten.

Literatur

  • Dresing, Thorsten & Pehl, Thorsten (2012). Praxisbuch Interview & Transkription. Regelsysteme und Anleitungen für qualitative ForscherInnen (4. Auflage). Marburg, http://www.audiotranskription.de/praxisbuch
  • Dresing, Thorsten & Pehl, Thorsten (2010). Transkription. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Dresing, Thorsten; Pehl, Thorsten & Lombardo, Claudia (2008). Schnellere Transkription durch Spracherkennung? [35 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9(2), Art. 17, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0802174.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2008). Qualitative Evaluation – Der Einstieg in die Praxis (2. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Online Erhebung von Mixed-Methods-Daten

Thomas Ebert

Goethe Universität Frankfurt am Main, Frankfurter Arbeitsstelle für Medizindidaktik (FAM)

In der qualitativen Forschung wird zunehmend auf die Möglichkeit zurückgegriffen, Daten online zu erheben. Solche Online-Datenerhebungen lassen sich kostengünstig, schnell und mit vielen Forschungsteilnehmenden durchführen. Durch den Wegfall der Transkription minimieren sich zudem Übertragungsfehler.

Ein besonderer Mehrwert internetbasierter Datenerhebung ist die vereinfachte Integration von offenen und standardisierten Fragen in Mixed-Methods-Designs.

In einem kurzen Einleitungsreferat werden die Grundlagen der Online-Datenerhebung dargestellt. Anschließend werden die praktische Erstellung und die Durchführung einer Online-Datenerhebung mittels der kostenlosen Software LimeSurvey fokussiert. Besondere Schwerpunkte liegen auf Fragen der Online-Umsetzung eines Papierfragebogens und der technischen Planung. Auch Fragen der Teilnehmer_innenverwaltung und Anonymität werden aufgegriffen. Abschließend wird demonstriert, wie die gewonnenen Daten exportiert und für die Weiterverwendung in anderen Programmen, u.a. QDA-Software, aufbereitet werden.

Insgesamt gewährt der Kurs einen Einblick in die Planung und Durchführung einer Online-Datenerhebung mit standardisierten und offenen Fragen. Er soll dazu befähigen, die Möglichkeiten und Stolperfallen einschätzen zu können, mit denen dieses Verfahren behaftet ist. Die Kenntnisse, die in diesem Workshop für das eingesetzte Tool LimeSurvey vermittelt werden, können auch auf andere Erhebungswerkzeuge (z.B. 2ask, GlobalPark/UniPark oder MaQ) übertragen werden.

Literatur

  • Fielding, Nigel G: Lee, Raymond M. & Blank, Grant (Hrsg.) (2008). The Sage Handbook of Internet and Online Research Methods. Thousand Oaks: Sage.
  • Kuckartz, Udo: Ebert, Thomas; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2009). Evaluation online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS.
  • Ritter, Lois A. & Sue, Valarie M. (2007). The Use of Online Surveys in Evaluation (New Directions for Evaluation, No. 115). San Francisco: Jossey Bass.
  • Stefer, Claus & Rädiker, Stefan (2008). E-Valuation. Die Online-Erhebung qualitativer und quantitativer Daten und deren Auswertung,http://www.caqd.de/attachments/061_Stefer_Raediker.pdf

Workshop: Triangulation

Prof. Dr. Uwe Flick

Freie Universität Berlin

Die Verwendung unterschiedlicher Zugänge in theoretischer und methodischer Hinsicht und was die verwendeten Daten betrifft spielt in der qualitativen Forschung schon seit längerem eine Rolle und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Als Leitkonzept in diesem Kontext hat sich der Begriff der Triangulation eingebürgert, der von Norman Denzin in den 1970er Jahren entsprechend eingeführt wurde. Triangulation kann sich auf die Kombination unterschiedlicher theoretischer Perspektiven oder auf die Verwendung unterschiedlicher Methoden beziehen, wobei die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden eine von verschiedenen Möglichkeiten darstellt, und die Kombination verschiedener qualitativer Methoden zunehmend an Bedeutung gewinnt. Triangulation kann sich auf die Verwendung unterschiedlicher Datensorten sowie die Zusammenarbeit verschiedener Forscher_innen stützen. Dabei kann Triangulation jeweils als Strategie der Geltungsbegründung aber auch allgemeiner zur Erweiterung der Erkenntnismöglichkeiten eingesetzt werden.

In diesem Workshop soll das Konzept der Triangulation in seinen unterschiedlichen Varianten vorgestellt werden. Dazu werden jeweils Forschungsbeispiele diskutiert. Im zweiten Teil des Workshops sollen die Teilnehmenden die Gelegenheit erhalten, die dabei aufgeworfenen Fragen am eigenen Vorgehen und Material weiter zu diskutieren.

Literatur

  • Denzin, Norman K. (1989). The Research Act (3. Aufl.). Englewood Cliffs, N. J.: Prentice Hall.
  • Flick, Uwe (2005). Qualitative research in sociology in Germany and the US—State of the art, differences and developments. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 23, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503230.
  • Flick, Uwe (2007). Qualitative Sozialforschung – eine Einführung (akt. u. erw. Neuausgabe). Reinbek: Rowohlt.
  • Flick, Uwe (2010). Triangulation. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Qualitative Forschung in der Psychologie (S.278-289). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Flick, Uwe (2011). Triangulation – Eine Einführung (3. akt. und. erw. Aufl.; Reihe: Qualitative Sozialforschung, Band 12). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Computergestützte Analyse von Videodaten

Dr. Susanne Friese

Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften, Göttingen

In diesem Workshop wird dargestellt, wie mit Hilfe von CAQDAS Videodaten analysiert werden. Je nach methodologischer Position, kann dies als Ergänzung oder Kontrast zu den in der Literatur beschriebenen Verfahren z.B. der Videointeraktionanalyse, der dokumentarischen Methode oder anderen sequenzanalytischen Verfahren verstanden werden. Die im Workshop vorgestellte Vorgehensweise, angelehnt an die NCT Methode (Notice, Collect, Think) der computergestützten qualitativen Datenanalyse (z.B. Friese, 2014), kann – muss aber nicht –  unmittelbar an dem Videomaterial beginnen, verlangt keine aufwendigen Transkriptionen und erlaubt, auch längere und umfänglichere Daten zu analysieren. Wenn eine teilweise oder vollständige Transkription angebracht ist, ist das Transkript direkt mit dem Videomaterial verknüpft und beides kann auf der jeweiligen Medienebene kodiert und ausgewertet werden. CAQDAS erlaubt eine qualitative sowie auch eine mixed-methods-Auswertung des Materials. Beides wird im ersten Teil des Workshops anhand von unterschiedlichem Datenmaterial vorgestellt. Im zweiten Teil des Workshops möchte ich hands-on mit Ihnen arbeiten. Bringen Sie dazu bitte einen Laptop mit, auf dem entweder ATLAS.ti oder MAXQDA installiert ist (Demoversionen der Programme können im Internet heruntergeladen werden). Kenntnisse im Umgang mit dem jeweiligen Programm werden vorausgesetzt.

Literatur

  • Friese, Susanne (März 2014). Qualitative Data Analysis with ATLAS.ti.  2. Ausgabe. London: Sage
  • Bis Juli wird ein Buchmanuskript über die Auswertung von Videodaten mit CAQDAS vorliegen, welches ich den Workshopteilnehmenden gerne zukommen lasse.

Workshop: Artefaktanalyse

Ass.-Prof. Dr. Ulrike Froschauer

Universität Wien, Institut für Soziologie

Ao. Prof. Dr. Manfred Lueger

Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Soziologie und Empirische Sozialforschung, Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden

Artefakte als materialisierte Produkte menschlicher Aktivitäten sind in jeder Gesellschaft nahezu allgegenwärtig. Dies gilt für Kulturlandschaften, Architektur, Fotos oder auch die Kleidung. Als Objektivationen sozialer Beziehungen und gesellschaftlicher Verhältnisse legen sie ein beredtes Zeugnis über unterschiedliche Lebensformen und Kulturen ab. Für sozialwissenschaftliche Analysen sind sie nicht nur aus diesem Grund besonders interessant, sondern auch, weil sie leicht zugänglich sind und sich aufgrund ihrer Präsenz und zumeist relativen Stabilität für eine wiederholte und distanzierte analytische Zuwendung anbieten oder zumindest gut dokumentarisch erfasst werden können.

Der Workshop befasst sich daher mit der Analyse solcher Materialien, wobei folgende Aspekte besondere Berücksichtigung finden:

  • Einbettung der Artefaktanalyse in die methodologische Position qualitativer Sozialforschung
  • Grundlagen der Artefaktanalyse
  • Phasen der Interpretation von Artefakten
  • Exemplarische Analyse von Artefakten
  • Diskussion der Stärken und Schwächen der Artefaktanalyse
  • Diskussion der Anwendbarkeit von Artefaktanalysen
  • Reflexion zum Workshop

Ziel des Workshops ist, mit den Grundlagen und den konkreten Interpretationsschritten einer Artefaktanalyse vertraut zu machen und anhand der gemeinsamen Analyse eines Beispiels durchzuspielen. Darüber hinaus soll die Vorgangsweise einer kritischen Diskussion unterzogen werden.

Literatur

  • Froschauer, Ulrike (2009). Artefaktanalyse. In Stefan Kühl, Petra Strodtholz & Andreas Taffertshofer (Hrsg.), Handbuch Methoden der Organisationsforschung. Quantitative und Qualitative Methoden (S.326-347). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Froschauer, Ulrike & Lueger, Manfred (2007). Film-, Bild- und Artefaktanalyse. In Jürgen Straub, Arne Weidemann & Doris Weidemann (Hrsg.), Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Grundbegriffe – Theorien – Anwendungsfelder (S.428-439). Stuttgart. Metzler.
  • Gagliardi Pasquale (Hrsg.) (1990). Symbols and Artefacts. Views of the Corporate Landscape. Berlin: de Gruyter.
  • Lueger, Manfred (2010). Interpretative Sozialforschung: Die Methoden. Wien: Facultas-UTB (Kap. 4).
  • Van Leeuwen Theo & Jewitt Carey (Hrsg.) (2001). Handbook of Visual Analysis. Los Angeles: Sage.

Workshop: Lebensweltanalytische Ethnografie

Prof. Dr. Ronald Hitzler

Technische Universität Dortmund, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Fakultäten 12 und 11

Heiko Kirschner

Technische Universität Dortmund, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Fakultäten 12 und 11

Das Konzept der lebensweltanalytischen Ethnografie impliziert einerseits grundsätzlich eine quasi-ethnologische Gesinnung des Soziologen/der Soziologin gegenüber „fremden“ Kulturfeldern in seiner/ihrer nächsten Nähe, d.h. die Bereitschaft, soziale Praktiken in den mannigfaltigen Sinnwelten moderner Gesellschaften so „unverwandt“ anzuschauen, als ginge es dabei um „exotische“ Sitten, Gebräuche und Weltanschauungen. Andererseits aber stellt er/sie sich sozusagen methodisch-empirisch dem erkenntnistheoretischen Problem, wie es gelingen kann, den subjektiv gemeinten Sinn des subjektiven Erlebens eines „alter ego“ einigermaßen adäquat zu verstehen, obwohl dieser eben prinzipiell ungewiss und nur über die Interpretation von Appräsentationen „typisch“ rekonstruierbar ist.

Lebensweltanalytische Ethnografie zu treiben, deren wesentliche „besondere“ Technik die (von der teilnehmenden Beobachtung zu unterscheidende) beobachtende Teilhabe ist, bedeutet, sich – neben bzw. zusätzlich zu den üblichen Verfahren ethnografischer Datenerhebung – in das je zu untersuchende soziale „Feld“, möglichst intensiv zu involvieren und – bis hinein in sprachliche und habituelle Gewohnheiten – zu versuchen, den dort (mehr oder weniger) kompetent agierenden Menschen möglichst ähnlich zu werden. Eine solche „methodische Assimilation“ gelingt – aus vielerlei Gründen – durchaus nicht immer, und sie gelingt schon gar nicht immer gleich gut. In dem Maße aber, wie sie gelingt, generiert der Forscher/die Forscherin eine Art und Qualität von Daten, wie sie mit anderen Forschungsmethoden nur schwerlich (genau genommen: gar nicht) zu erlangen sind: Daten darüber, was hier für den „engagierten“ Teilnehmenden wichtig, problematisch, angenehm, interessant, langweilig usw. ist, Daten darüber also, wie und was der/die „engagierte“ Teilhabende in seinen/ihren kleinen sozialen Lebens-Welten tatsächlich erlebt. Erhebungstechnisch verlangt das „Programm“ lebensweltanalytischer Ethnografie vom Forscher/der Forscherin also, sich sozusagen rückhaltlos auf das Feld einzulassen. Auswertungstechnisch hingegen erfordert es – wie jede wissenschaftliche Ethnographie -, sich mit den einmal gewonnenen Daten pragmatisch distanziert, rein kognitiv interessiert und werturteilsenthaltsam in theoretischer Einstellung auseinanderzusetzen.

In diesem Workshop sollen einige wichtige ethnografische und quasi-ethnografische Konzepte kurz skizziert und dann insbesondere die speziell für die lebensweltanalytische Ethnografie wesentlichen Methoden der Datenerhebung (beobachtende Teilnahme und Expert_inneninterview) und der Datenanalyse (phänomenologische Deskription und quasi-sokratische Deutungstechnik) vorgestellt und diskutiert werden.

Literatur zur Einstimmung

  • Hitzler, Ronald (1999). Welten erkunden. Soziale Welt, 50(4), 473-483.
  • Honer, Anne (2011). Kleine Leiblichkeiten. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Pfadenhauer, Michaela (2005). Ethnography of Scenes. [31 Absätze] Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 43. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503430

Workshop: Einführung in MAXQDA 11

Marc Holland-Cunz

Hochschule Esslingen

Der Workshop startet mit einer Vorstellung der Programmoberfläche. Im Anschluss werden die Inhalte in einer Mischung aus Demonstration und selbständiger, angeleiteter Übung erarbeitet. Die Teilnehmenden werden mit der Architektur und den wesentlichen Funktionen von MAXQDA vertraut gemacht.

Nach diesem Kurs sind Sie in der Lage, Ihr Material (Text-, Audio- und Videodateien, PDFs) optimal für die Verwendung und Analyse mit MAXQDA vorzubereiten und in das Programm einzulesen. Sie kennen die Funktionen von MAXQDA, die für eine grundlegende qualitative Auswertung Ihrer Daten relevant sind. Sie können ein Kategoriensystem erstellen und verwalten, Textstellen codieren und wiederfinden.

Schwerpunktthemen sind:

  • Projekte erzeugen und verwalten
  • Datenmaterial: Import, Organisation und Editierbarkeit
  • Codesystem: Codes erstellen, sortieren und editieren
  • Codieren: Verschiedene Möglichkeiten des differenzierten Codierens (In-Vivo Codieren, deskriptives und theoretisches Codieren, Emoticodes®, Codierungen gewichten, Code-Definitionen, Farbcodierungen)
  • Memos: Memos erstellen, editieren, und verwalten
  • Codierte Textstellen ausgeben lassen: Einfache und komplexe Suchvorgänge
  • Exportmöglichkeiten

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.

Nützliche Literatur

  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2008). Basics of Qualitative Research (3. Aufl). Thousand Oaks, CA: SAGE.
  • Kuckartz, Udo (2010). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (3. aktualisierte  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko; Dresing, Thorsten & Rädiker Stefan (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (2., überarbeitete  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo (2014). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung (2. Aufl.). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Kuckartz, Udo (2014). Qualitative Text Analysis: A Guide to Methods, Practice and Using Software. Thousand Oaks, CA: SAGE.

Workshop: MAXQDA für Fortgeschrittene – Schwerpunkt Mixed Methods

Julia Schehl

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Berlin

Voraussetzung für die Teilnahme sind MAXQDA-Kenntnisse entsprechend den Inhalten des Workshops „Einführung in MAXQDA“ oder vergleichbare Kenntnisse einer anderen QDA-Software.

In diesem Workshop lernen Sie einige der weiterführenden Funktionen von MAXQDA 11 kennen. Anhand von Beispielen und praktischen Übungen sollen vor allem die Funktionen betrachtet und ausprobiert werden, die für die Auswertung von Mixed-Methods-Daten besonders relevant sind. Sie erfahren, wie MAXQDA qualitative Daten mit Variablen verknüpfen kann und wie Sie diese Informationen für Ihre Analysen nutzen können. Auch das Erstellen von Übersichten und Grafiken für die Ergebnispräsentation sind Bestandteil des Workshops.

Schwerpunktthemen sind:

  • Import von Daten aus Surveys
  • Text suchen und Fundstellen automatisch codieren
  • Variablen für Dokumente anlegen und für Analysen nutzen
  • Visualisierungen und Häufigkeitstabellen erstellen
  • Kreuztabellen / Quotematrix
  • Quantifizierungen qualitativer Ergebnisse
  • Systematisches Zusammenfassen von Codierungen mit dem Summary Grid

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.

Nützliche Literatur

  • Creswell, John (2010). Designing and Conducting Mixed Methods Research (2. Aufl.). Sage Publications.
  • Kuckartz, Udo (2014). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung (2. Aufl.). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Kuckartz, Udo (2010). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (3. aktualisierte  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko; Dresing, Thorsten & Rädiker Stefan (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (2., überarbeitete  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Sekundäranalyse qualitativer Daten

Dr. Sabine Beckmann

Universität Bremen, Institut für Psychologie und Transfer (InPuT)

Dr. Patrick Ehnis

Universität Bremen, Institut für Psychologie und Transfer (InPuT)

Während es in der quantitativ orientierten Sozialforschung eine schon länger währende Tradition der Sekundärnutzung von Forschungsdaten gibt, bleibt die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen qualitativer Erhebungs- und Auswertungsprozessen häufig auf Primärstudien beschränkt. Das bedeutet gleichzeitig, dass das vielschichtige Erkenntnispotenzial zahlreicher Studien nur ansatzweise genutzt wird und – metaphorisch ausgedrückt – viele Schätze aus Zeitdruck nicht geborgen werden.

Aufgrund der Kontextgebundenheit qualitativer Forschung und der besonderen Einbindung von Forschenden in den Prozess von Erhebung und Auswertung sind mit Sekundäranalysen qualitativer Daten stärkere Herausforderungen und Fallstricke verbunden als dies bei quantitativer Forschung der Fall ist. Gleichzeitig bietet die Sekundäranalyse qualitativer Daten vielfältige Möglichkeiten, insbesondere für vertiefende Analysen spezifischer Themen, die im Nachhinein oder unter neuen Perspektiven Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses werden. Sie ermöglicht Forschenden, sich einem vielschichtigen Themenkomplex aus verschiedenen Perspektiven zu nähern.

Angesichts dieser chancenreichen Ausgangsposition ist der Status Quo der Forschung zum Thema qualitative Sekundäranalysen unbefriedigend. Insbesondere fehlt es an der Reflexion systematisch angelegter sekundäranalytischer Forschungsprojekte hinsichtlich des Erkenntnispotenzials und methodisch begründeter Verfahren des Vorgehens. Um diese Lücke zu schließen, führen die Workshopleitenden zur Zeit eine sekundäranalytische Modellstudie zum Thema „Identitätskonstruktionen im Lebenslauf“ durch, die von der DFG gefördert wird. Dieses Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem ebenfalls an der Universität Bremen angesiedelten „QualiService“ durchgeführt, dem es um die Bereitstellung von qualitativen, human- und sozialwissenschaftlichen Forschungsprimärdaten für ihre Nachnutzung in einer eScience-Umgebung von Forschung und Lehre geht.

Auf der Basis unserer im Forschungsprojekt gesammelten Erfahrungen geht es uns im Workshop um eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen und dem Potenzial von Sekundäranalysen. Mit dem Fokus auf Interviewdaten werden dabei folgende Fragen bearbeitet:

  • Wann sind Sekundäranalysen qualitativer Daten (nicht) geeignet?
  • Welche Informationen und Daten müssen bei der Sekundäranalyse berücksichtigt werden?
  • Wie verläuft der Prozess einer Sekundäranalyse? Welche idealtypischen Schritte sind zu unterscheiden und welche Anforderungen stellen sich dabei für die Forschenden?
  • Welche Probleme können auftreten (z.B. mangelhafte Dokumentation von Kontextdaten)?
  • Wie gestalte ich den Auswertungsprozess (z.B. Umgang mit Materialfülle, Kontextinformationen / Einsatz computerunterstützter Auswertung)?

Der Workshop richtet sich insbesondere an Forscher_innen, die selbst eine Sekundäranalyse durchführen oder erwägen, für die Untersuchung ihrer Fragestellung sekundäranalytisch vorzugehen.

Literatur

  • Corti, Louise; Witzel, Andreas & Bishop, Libby (Hrsg.) (2005). Sekundäranalyse qualitativer Daten / Secondary Analysis of Qualitative Data. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 6(1), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/13.
  • Heaton, Janet (2004). Reworking Qualitative Data. London: Sage.
  • Kretzer, Susanne (2013). Vom Nutzen des Datasharing für die Lehre in der qualitativen Sozialforschung. In Denis Huschka, Hubert Knoblauch, Claudia Oellers & Heike Solga (Hrsg), Forschungsinfrastrukturen für die qualitative Sozialforschung. Berlin:Scivero-Verlag, http://www.qualiservice.org/fileadmin/templates/qualiservice/Lehre_Kretzer_31_01_2013.pdf.
  • Kretzer, Susanne (2013). Infrastruktur für qualitative Forschungsprimärdaten – Zum Stand des Aufbaus eines Datenmanagements von Qualiservice. In Denis Huschka, Hubert Knoblauch, Claudia Oellers & Heike Solga (Hrsg), Forschungsinfrastrukturen für die qualitative Sozialforschung. Berlin:Scivero-Verlag, http://www.qualiservice.org/fileadmin/templates/qualiservice/Datenmanagement__kretzer_28.01.2013.pdf.
  • Medjedovic, Irena (2007). Sekundäranalyse qualitativer Interviewdaten – Problemkreise und offene Fragen einer neuen Forschungsstrategie. Journal für Psychologie, 15(3).http://www.journal-fuer-psychologie.de/index.php/jfp/article/view/188.
  • Medjedovic, Irena (2010). Sekundäranalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.) Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.304-319). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
  • Medjedovic, Irena & Witzel, Andreas (2005). Sekundäranalyse qualitativer Interviews. Verwendung von Kodierungen der Primärstudie am Beispiel einer Untersuchung des Arbeitsprozesswissens junger Facharbeiter [78 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(1), Art. 46, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0501462.
  • Medjedovic, Irena & Witzel, Andreas (2010). Wiederverwendung qualitativer Daten. Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Interviewtranskripte. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Datenerhebung mittels Log- und Tagebuch

Alexa Maria Kunz

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Lehrstuhl für Soziologie des Wissens/House of Competence

„Einstweilen wird es Mittag“ – wer kennt nicht das berühmte Zitat aus der Marienthal-Studie? Es entstammt einem Zeitverwendungsbogen, der seinerzeit eingesetzt wurde, um sowohl Tagesverläufe als auch das subjektive Zeitempfinden der Marienthaler rekonstruieren zu können.

Instrumente wie der Zeitverwendungsbogen, die sich in die Kategorie der Log- und Tagebücher einordnen lassen, bieten sich an, wenn Daten erhoben werden sollen, die aus methodologischen und/oder forschungspraktischen Gründen der unmittelbaren Beobachtung von außen nicht zugänglich sind. Wie andere Erhebungsverfahren sind sie nicht grundsätzlich an bestimmte Forschungsprogramme und Auswertungsstrategien gekoppelt und daher in vielfältigen Forschungskontexten einsetzbar.

Der Workshop gliedert sich in drei Teile: Neben den methodologischen Grundlagen der Selbstberichterstattung, auf denen Log- und Tagebuchverfahren fußen, wird im ersten Teil ein systematischer Überblick über die Vielfalt möglicher Instrumentendesigns gegeben. Im zweiten Teil können die Teilnehmer_innen anhand einer konkreten Fragestellung die Entwicklung eines solchen Instruments exemplarisch nachvollziehen. Zum Abschluss wird eine Systematisierungshilfe vorgestellt, die den Teilnehmer_innen helfen soll, die behandelten Inhalte auf die eigene Forschungsfrage zu übertragen.

Literatur

  • Alaszewski, Andy (2006). Using Diaries for Social Research. London: Sage
  • Eichholz, Daniela & Kunz, Alexa Maria (2012). „My Campus Karlsruhe“ – Zur Rekonstruktion studentischer Raumnutzungsmuster mittels Logbuch-Verfahren. In Hildegard Schröteler-von Brandt, Thomas Coelen, Andreas Zeising, & Angela Ziesche (Hrsg.), Raum für Bildung. Ästhetik und Architektur von Lern- und Lebensorten (S. 61-71). Bielefeld: trancript. 
  • Kenten, Charlotte (2010). Narrating oneself: Reflections on the use of solicited diaries with diary interviews [41 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research11(2), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1002160.
  • Kunz, Alexa Maria & Pfadenhauer, Michaela (2014). One Campus – Many Ways to Go?! A methodological comparison of paper-pencil and electronic logbooks when exploring students’ patterns of spatial use. Journal of New Frontiers in Spatial Use (im Erscheinen, online erhältlich bzw. wird ggf. vorab versandt)

Workshop: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Philipp Mayring

Abteilung Angewandte Psychologie und Methodenforschung am Institut für Psychologie
sowie Zentrum für Evaluation und Forschungsberatung der Universität Klagenfurt

Im Workshop sollen Arbeitsweisen qualitativ orientierter systematischer sozialwissenschaftlicher Textanalyse diskutiert werden. Die Qualitative Inhaltsanalyse stellt einen Forschungsstil dar, der

  • theoriegeleitet und regelgeleitet vorgeht,
  • das zu analysierende Material in ein Kommunikationsmodell einordnet und darauf bezogen die Ziele der Analyse definiert,
  • die zentralen Analyseaspekte in Kategorien(-systemen) formuliert,
  • das Material in inhaltsanalytische Einheiten zerlegt und danach schrittweise bearbeitet,
  • das Instrumentarium (Kategoriensysteme und inhaltsanalytische Regeln) in einer Pilotstudie überarbeitet,
  • die Zuordnung von Kategorien zu Textstellen als interpretativen, regelgeleiteten Prozess auffasst,
  • im weiteren Verlauf auch Quantifizierungen (z.B. Kategorienhäufigkeiten) zulässt
  • und die Ergebnisse an Gütekriterien (z.B. Interkoderreliabilität) misst.

Es werden die einzelnen qualitativ inhaltsanalytischen Verfahren (z.B. induktive Kategorienentwicklung, deduktive Kategorienanwendung) am Beispiel vorgestellt und anhand eines gemeinsamen Textes (1 Seite Interviewtranskript) mit anderen qualitativ orientierten Textanalyseansätzen (z.B. Psychoanalytische Textinterpretation, Objektive Hermeneutik, Sozialwissenschaftlich-hermeneutische Paraphrase) verglichen. Besonders soll auf die Anwendung von Qualitativer Inhaltsanalyse auf Bildanalyse (z.B. Video) und die Einsatzmöglichkeiten von unterstützenden Computerprogrammen eingegangen werden.

Besonderes wichtig erscheint es auch hier, nicht blind Verfahrensweisen anzuwenden, sondern spezifisch auf Gegenstand und Fragestellung anzupassen und Kombinationsmöglichkeiten mitzubedenken.

Literatur

  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse (auch in Englisch: Qualitative Content Analysis). Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research1(2), Art. 20, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.
  • Mayring, Philipp (2003). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (8. Auflage). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, M. (2005) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp (2002). Qualitative content analysis – research instrument or mode of interpretation? In Mechthild Kiegelmann (Hrsg.), The role of the researcher in qualitative psychology (S.139-148). Tübingen: Verlag Ingeborg Huber.
  • Mayring, Philipp & Brunner, Eva (2006). Beiträge zur Qualitativen Inhaltsanalyse – Schriftenreihe des Instituts für Psychologie der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Psy-Dok Volltextserverhttp://psydok.sulb.uni-saarland.de/frontdoor.php?source_opus=573&la=de.
  • Mayring, Philipp (2001). Kombination und Integration qualitativer und quantitativer Analyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research2(1), Art. 6, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-01/1-01mayring-d.htm

Workshop: Video- und Filmtranskription: Schreiben einer Feldpartitur

Dr. Christine Moritz

Videodaten sind komplexe Daten, die nicht allein das Sprechen der Akteure fixieren, sondern weitere Informationen zu Mimik, Gestik – aber auch Bild, Musik, Geräusch, Bewegung, Licht, Situation und Handlung etc. beinhalten. Mit der Feldpartitur wurde eine methodenneutrale Software speziell für eine solche „multikodale“ Transkription und Analyse von Videos entwickelt. Derzeit wird das System angewendet in Bereichen der Verhaltensbeobachtung, der Film- und Medienanalyse und bei Video-Eigenproduktionen (Anwendungsbeispiele hier). Die Feldpartitur dient dabei vor allem der Mikroanalyse – etwa von Schlüsselsequenzen – und erlaubt es, komplexe Strukturen einer Akteurshandlung, einer nonverbalen Kommunikationsfolge oder auch eines Gruppengeschehens zu erfassen und sichtbar zu machen.

Die Feldpartitur wird in der Qualitativen Forschung a) während der Forschung eingesetzt als heuristisches Instrument für die Forschenden zur Reflexion und Systematisierung der visuellen ad-hoc-Wahrnehmung. Sie dient b) nach der Forschung als empirisches Validierungsinstrument für eine nachvollziehbare Dokumentation Ihrer Beobachtungen. Die Feldpartitur erlaubt die Visualisierung der im Video sich darbietenden Strukturen (pdf-Partitur-Ausdrucke oder Bewegtbildpräsentation) und sie liefert die Datenmatrix für weitere qualitative und quantitative (sxls, xml, mpg7) Auswertungsprozesse. Die Verknüpfung mit weiteren Datensorten (Bild, pdf-Dokumente, Audiodaten, Internetlinks, Texte, Memos etc.) stellt eine weitere wichtige Möglichkeit im Zusammenhang mit dem bei videobasierten Forschungsdesigns häufig notwendigen Datenmanagement dar.

Inhalt des Workshops: Nach einer kurzen Zusammenfassung der wesentlichen Merkmale eines Videotranskripts auf der Grundlage vorab zugesandter Literaturausschnitte bildet das praktische Schreiben einer Feldpartitur in Ihrem eigenen Demo-Softwareaccount den wesentlichen Teil des Workshops. Die Reflexion des eigenen Betrachterhabitus und die Fähigkeit, semantisch zunächst noch „diffuse“ Wahrnehmungsprozesse bei der Betrachtung eines Videos exemplarisch anhand eines Fallbeispieles aus der Forschungspraxis in einer Feldpartitur schriftlich zu explizieren, sind die beiden Ziele des Workshops.

Hinweis zur aktiven TeilnahmeEs ist aufgrund der forschungspraktischen Ausrichtung des Methodentreffens wünschenswert, Videomaterial von Teilnehmenden im Rahmen einer Interpretations- und Arbeitssession zu nutzen. Sie können diese Möglichkeit bereits in einer eher früheren Forschungsphase (etwa Themenfindungsphase) bis hin zur bereits herangereiften Forschungsphase (etwa Transkription einer Kern-Sequenz zur Ergebnisdarstellung) in Erwägung ziehen. Auf Wunsch anonymisieren wir vorab das Videomaterial durch Vektorisierung oder durch Verdeckung der personenbezogenen Bildausschnitte.

Teilnehmende, die Interesse an diesem Angebot haben, setzen sich bitte bis 16.6.2014 direkt mit mir in Verbindung.

Literatur

Workshop: Kodier-Prozeduren in der Grounded-Theory-Methodologie

Dr. Petra Muckel

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Vertretung der Professur „Forschungsbasiertes Lernen“ im BMBF-geförderten Projekt Forschungsbasiertes Lernen im Fokus (FLiF)

Im Mittelpunkt des Workshops werden die Grounded-Theory-Prozeduren des Offenen, Axialen und Selektiven Kodierens stehen. Anhand von Materialien aus meiner Bürokratieforschung werde ich in diese Prozeduren einführen und ergänzende Überlegungen und theoretische Hintergründe (u.a. das Paradigmatische Modell) erörtern, so dass nachvollziehbar wird, wie Kodes zu (Sub-)Kategorien werden, was eigentlich Dimensionen sind und wie Beziehungen zwischen verschiedenen Daten- und Datenanalyseausschnitten im Sinne der Theorienentwicklung hergestellt werden können. Dazu werden wir u.a. Datenausschnitte gemeinsam kodieren und die Kodierergebnisse miteinander sowie mit existierenden Theoriefragmenten in Beziehung setzen.

Die Teilnehmenden sind eingeladen, mir Ihre Fragen zu diesen Kodier-Prozeduren zuzusenden sowie eigene Datenausschnitte mitzubringen, um daran die Kodier-Prozeduren auszuprobieren – bitte nehmen Sie dazu bis zum 27.06.2014 Kontakt mit mir auf!

Literatur, auf die ich mich dabei u.a. beziehen werde

Berg, Charles & Milmeister, Marianne (2008). Im Dialog mit den Daten das eigene Erzählen der Geschichte finden. Über die Kodierverfahren der Grounded-Theory-Methodologie [47 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research9(2), Art. 13, http://nbn- resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0802138.

Breuer, Franz (2009): Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Muckel, Petra (1997). Der Alltag mit Akten – psychologische Rekonstruktionen bürokratischer Phänomene: Eine empirische Untersuchung in verschiedenen Institutionen auf der Grundlage der grounded theory (Als Ms. gedr.). Aachen, Shaker.

Muckel, Petra (2007). Die Entwicklung von Kategorien mit der Methode der Grounded Theory. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.). Supplement-Heft zu Historical Social Research / Historische Sozialforschung (HSR); Grounded Theory. A Reader. HSR Supplement, No. 19, 211-231.

Muckel, Petra; Maschwitz, Annika & Vogt, Sebastian (2013). Was ist Grounded Theory? Audio-Podcast verfügbar unter: http://groundedtheoryoldenburg.wordpress.com.Strauss, Anselm L. (1991). Grundlagen qualitativer Sozialforschung: Datenanalyse und Theoriebildung in der empirischen soziologischen Forschung (1. Aufl.). UTB, Stuttgart (engl.: (1987). Qualitative Analysis for Social Scientists. Cambridge, University Press.).

Workshop: Einführung in ATLAS.ti 7

Thomas Muhr

Fabian Singelnstein

ATLAS.ti GmbH

Der 2-gliedrige Workshop beginnt mit einem Überblick über die zentralen Konzepte und Prozeduren der qualitativen Datenanalysesoftware ATLAS.ti, die vor zwei Jahrzehnten als Prototyp an der Technischen Universität Berlin entwickelt wurde und nunmehr in der Version 7 vorliegt.

Im zweiten Teil des Workshops können Sie anhand von Beispieldaten selbst erste Erfahrungen mit ATLAS.ti sammeln. Der Workshop ersetzt kein Einführungstraining, sondern bietet einen Überblick über die Funktionalitäten der Software und wie man mit ihr arbeiten kann.

Damit wir uns ein Bild über ihre Arbeitsgebiete und Interessensschwerpunkte machen können, erhalten Sie Mitte Juni eine kleine Online-Umfrage von uns, in der wir Sie nach Vorerfahrung, Art des Datenmaterials, Auswertungsmethodik etc. fragen. Auf Basis dieser Umfrage stellen wir das endgültige Programm für den Workshop zusammen. Das Grundgerüst, in das wir Ihre thematischen Interessen einbauen, sieht wie folgt aus:

  • Eine Besprechung der Datenformate, welche analysiert werden können
  • Die ATLAS.ti Benutzeroberfläche
  • Projekterstellung
  • Kodierung des Datenmaterials, je nach Interesse Kodierung unterschiedlicher Medien
  • Schreiben von Kommentaren und Memos
  • Ein kurzer Einblick in die Netzwerkfunktion (Visualisierung)
  • Erstellung von Hyperlinks
  • Möglichkeiten der weiteren Datenauswertung
  • Datenexport und Reports

Als erster Einblick in die Besonderheiten von ATLAS.ti hier ein kurzes Exzerpt über die Basiseinheit in ATLAS.ti, dem „Zitat“:  Ein Zitat in ATLAS.ti ist ein Stück Text, ein Bildausschnitt, eine Videosequenz, ein Tonschnipsel, ein Ort. Die Erstellung eines solchen Zitats ist die Grundlage aller weiteren ordnenden, interpretierenden und theoriebildenden analytischen und synthetischen Tätigkeiten in ATLAS.ti. Wie bei echten Zitaten zeigt sich das Potenzial dieses simplen, aber dennoch einzigartigen und extrem leistungsfähigen Konzepts in dessen Vernetzung. Die wohl prominenteste „Verlinkung“ ist die zwischen einem Zitat und einem Kode: die „Kodierung“, wobei das Kodieren in der Regel die Erzeugung eines Zitats mit einschließt: Text lesen, Text markieren, Kode eingeben, fertig. Mit dem Verweis von Zitat zu Zitat („Hypertext“) ergänzen wir das nivellierende Kodieren mit einer die Unterschiede berücksichtigenden Perspektive.

http://www.atlasti.de/ – Sie erhalten von uns vorab Materialien per E-Mail.

Literatur

  • Friese, Susanne (2012 / 2014). Qualitative Data Analysis with ATLAS.ti. London:
    Sage.
  • Friese, Susanne (2011). Using ATLAS.ti for Analyzing the Financial Crisis Data [67 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12(1), Art. 39, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1101397.

Workshop: Gruppendiskussion

Dr. Aglaja Przyborski

Universität Wien

Erhebungen von Gesprächen in gruppenförmigen Settings haben in den letzten Jahren sowohl im deutschen als auch im angelsächsischen Sprachraum weiter an Bedeutung gewonnen. Je nachdem, ob die „Gruppe“ methodologisch gefasst wird oder nicht, unterscheiden sich die methodisch-technischen Überlegungen zur Erhebung und Auswertung, also zur Initiierung und Leitung von Gruppendiskussionen ebenso wie zur Interpretation und zu Möglichkeiten der Generalisierung.

Im Workshop werden diese unterschiedlichen Zugänge beleuchtet. Vertieft behandelt wird jener Zugang, der kollektive Orientierungen zum Untersuchungsgegenstand macht. Auf der Basis von empirischen Beispielen, die wir gemeinsam behandeln, wird im Workshop der forschungspraktische Wert von guten Metatheorien erarbeitet: Beispielsweise wie sich ein lebendiger Ablauf von Diskussionen auf der Grundlage eines elaborierten Kollektivitätskonzepts zum einen erklären und zum anderen forschungspraktisch umsetzen lässt.

Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens für unterschiedliche Forschungsfragen werden entlang der Interessen der Teilnehmenden diskutiert, dabei können auch fokussierte Erhebungen, die z.B. einen Film, eine Sendung oder Bilder zum Ausgangspunkt der Gruppendiskussion machen, eine Rolle spielen. Je nach Wunsch und Vertrautheit der Gruppe mit dem Verfahren, werden wir entweder die eine gemeinsame Interpretation von Material aus Gruppendiskussionen einsteigen oder die einzelnen forschungspraktischen Schritte der Auswertung genauer besprechen.

Literatur

  • Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2014). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (4. erweiterte Auflage). München: Oldenbourg.
  • Przyborski, Aglaja & Riegler, Julia (2010). Gruppendiskussion und Fokusgruppe. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.) Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.436-448). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Bohnsack, Ralf & Przyborski, Aglaja (2007). Gruppendiskussionsverfahren und Focus Groups. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.) Qualitative Marktforschung (S.493-506). Wiesbaden: Gabler.
  • Bohnsack, Ralf; Przyborski, Aglaja & Schäffer, Burkhard (Hrsg.) (2006). Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Wissenssoziologische Bildhermeneutik

Prof. Dr. Jürgen Raab

Universität Koblenz-Landau, Institut für Sozialwissenschaften

Unter dem Eindruck der zunehmenden Medialisierung sich modernisierender Gesellschaften ist in den Sozialwissenschaften die Aufmerksamkeit für die Kulturbedeutung von visuellen und audiovisuellen Ausdrucks- und Darstellungsformen auf breiter Front neu entfacht. Der sogenannte „Visual Turn“ führte nicht nur zum Wiedererwachen und zur Neuanregung der Visuellen Soziologie. Vielmehr scheint sich in den Sozial- und Kulturwissenschaften zusehends die Einsicht durchzusetzen, dass stehende und bewegte Bilder mit ihrer spezifischen kommunikativen Qualität entscheidend beitragen zur technisch-medialen Herstellung und Tradierung, Stabilisierung und Veränderung nicht allein von persönlichen und kollektiven Identitäten, sondern von gesellschaftlichem Wissen und von sozialer Wirklichkeit insgesamt.

Der Workshop widmet sich den Herausforderungen, Problemen und Potenzialen der methodisch-kontrollierten sozialwissenschaftlichen Analyse von visuellen Daten in ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen. Ausgehend von den methodologischen und methodischen Ansätzen der wissenssoziologischen Bildhermeneutik verfolgt der Workshop das Ziel, interpretative Zugänge zu den symbolischen Ordnungen von Einzelbilddarstellungen ebenso vorzustellen, zu diskutieren und an konkreten Materialien zu erproben, wie zu den vielfältig möglichen Arrangements von Einzelbildern als bewegte oder unbewegte, dramaturgische oder vergleichende Bildanordnungen.

Literatur

  • Breckner, Roswitha (2010). Sozialtheorie des Bildes. Zur interpretativen Analyse von Bildern und Fotografien. Bielefeld: Transcript.
  • Breckner, Roswitha (2012). Bildwahrnehmung – Bildinterpretation. Segmentanalyse als methodischer Zugang zur Erschliessung bildlichen Sinns. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 2 143-164.
  • Müller, Michael R. (2012). Figurative Hermeneutik. Zur methodologischen Konzeption einer Wissenssoziologie des Bildes. Sozialer Sinn. Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung, 1/2012, 129-161.
  • Raab, Jürgen (2008). Visuelle Wissenssoziologie. Theoretische Ansätze und materiale Analysen. Konstanz: UVK.
  • Raab, Jürgen (2011). Wissenssoziologisches Vergleichen. In Andreas Mauz & Hartmut von Sass (Hrsg.), Hermeneutik des Vergleichs. Strukturen, Anwendungen und Grenzen komparativer Verfahren (S.91-113). Würzburg: Königshausen & Neumann.
  • Raab, Jürgen (2012). Visuelle Wissenssoziologie der Fotografie. Sozialwissenschaftliche Analysearbeit zwischen Einzelbild, Bildsequenz und Bildkontext. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 2, 121-142.#
  • Raab, Jürgen & Dirk Tänzler (2012). Video Hermeneutics. In Hubert Knoblauch, Bernt Schnettler, Jürgen Raab & Hans-Georg Soeffner (Hrsg.), Video-Analysis: Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology (3. Aufl., S.85-97). Frankfurt/M.: Lang.
  • Soeffner, Hans-Georg (2012). Visual Sociology on the Basis of ‚Visual Concentration’. In Hubert Knoblauch, Bernt Schnettler, Jürgen Raab & Hans-Georg Soeffner (Hrsg.), Video-Analysis: Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology (3. Aufl., S.209-217). Frankfurt/M.: Lang. 

Workshop: Interviews

Dr. Herwig Reiter

Deutsches Jugendinstitut, Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden

Das Interview gehört zu den Standardwerkzeugen qualitativer Sozialforschung. Das liegt u.a. daran, dass es an das Gespräch als Interaktionsform des Alltags angelehnt ist und direkten Zugang zu Sprache und Denkweise der Forschungssubjekte ermöglicht. Außerdem ist es eine etablierte und pragmatische Alternative zu aufwändigeren Methoden und Ansätzen.

Der Workshop beginnt mit einer kurzen methodologischen Einführung der Besonderheiten qualitativer Interviewforschung sowie der Diskussion ausgewählter Verfahren, ihrer Anwendungsbereiche und typischer Arbeitsschritte. Der größte Teil ist praktischen Fragen der Planung, Vorbereitung und Durchführung qualitativer Interviews gewidmet und richtet sich nach Forschungsvorhaben und konkreten Anliegen der Teilnehmenden.

Literatur

  • Helfferich, Cornelia (2009). Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2010). Interviews. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.423-435). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview [25 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228
  • Witzel, Andreas & Reiter, Herwig (2012). The problem-centred interview. Principles and practice. London: Sage.

Workshop: Systematische Metaphernanalyse

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau-Görlitz, Fachbereich Sozialwesen

Anne-Kathrin Hoklas

Technische Universität Berlin

Eine systematische Metaphernanalyse reagiert auf die Probleme bisheriger Versuche, den Sinn von metaphorischen Äußerungen zu verstehen. Von älteren Studien unterscheidet sie sich durch folgendes:

  • Sie nutzt die Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson), um den Stellenwert von Metaphern für Strukturen von Denken, Handeln und Emotionen zu bestimmen.
  • Das empirische Vorgehen bietet eine handhabbare Arbeitsdefinition zur Erkennung von Metaphern.
  • Sie ermöglicht, von einzelnen Metaphern auf zusammenhängende metaphorische Konzepte zu schließen.
  • Das empirische Vorgehen der Metaphernanalyse ist offen dafür, sowohl kulturelle, subkulturelle wie individuelle Muster zu rekonstruieren.
  • Für die Interpretation metaphorischer Muster steht eine Sammlung heuristischer Hilfen zur Verfügung.
  • Neben allgemeinen, für qualitative Forschung gültigen Gütekriterien sind speziellere Gütekriterien für Metaphernanalysen benennbar.

Im Workshop sollen diese Merkmale je nach Vorwissen der Teilnehmer_innen an vorbereitetem Material vorgestellt und in kleinen Übungen vertieft werden.

Literatur

  • Schmitt, Rudolf (2003). Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4(2), Art. 41, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0302415
  • Schmitt, Rudolf (2004). Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Review Essay: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Art. 19, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402190.
  • Schmitt, Rudolf (2007). Versuch, die Ergebnisse von Metaphernanalysen nicht unzulässig zu generalisieren. Zeitschrift für qualitative Forschung, 8(1), 137-156. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-277869 
  • Schmitt, Rudolf (2010). Metaphernanalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.676-691). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Qualitative Inhaltsanalyse

Tanja Lindacher

Universität Stuttgart, Abteilung Pädagogik

Die qualitative Inhaltsanalyse zählt zu den in der Forschungspraxis am häufigsten eingesetzten Verfahren zur Analyse qualitativer Daten. Sie ist äußerst flexibel einsetzbar und sowohl für sehr umfangreiche Untersuchungen mit großem Datenkorpus als auch für Einzelfallanalysen geeignet. Sie kann durch Einzelpersonen ebenso wie durch Teams eingesetzt werden und die konkrete Vorgehensweise kann je nach Erkenntnisinteresse und zu bearbeitendem Material qualitativ-interpretatorisch, quantifizierend oder mit Schwerpunkt auf Mixed-Methods-Analysen ausgerichtet werden. Auch hinsichtlich des zu bearbeitenden Materials erweist sich die Qualitative Inhaltsanalyse in der Praxis als für unterschiedlichste Datenarten geeignet: Textdokumente lassen sich mit ihr ebenso bearbeiten wie Bilder, Tondokumente oder Videos.

Auf der Basis von Textdokumenten werden in diesem Workshop Fragen der Kategorienbildung sowie der inhaltlichen und skalierenden Strukturierung im Vordergrund stehen. Aspekte der Typenbildung werden ergänzend skizziert. Besonderes Augenmerk wird auch auf die meist vernachlässigte Ergebnisaufbereitung und Darstellung gelegt. Wie Textmaterial unter Zuhilfenahme von QDA-Software bearbeitet werden kann, wird am Beispiel von MAXQDA veranschaulicht.

Die Veranstaltung folgt im Wesentlichen einem dreiteiligen Aufbau:

  1. Methodologische Grundlagen, Charakteristika und systematischer Überblick
  2. Exemplarische Erarbeitung anhand konkreter Fragestellungen
  3. Diskussion und anwenderbezogene Bündelung

Literatur

  • Kuckartz, Udo (2014). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung (2., durchgesehene Auflage). Weinheim: Juventa.
  • Schreier, Margrit (2012). Qualitative content analysis in practice. London: Sage.
  • Mayring, Philipp (2010). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz.

Workshop: Beobachtungsprotokolle und Feldnotizen

Prof. Dr. Stefan Thomas

Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Sozialwesen

Beobachtungsprotokolle und Feldnotizen bilden ein eigenes Genre der qualitativen Sozialforschung. Die persönlichen Erfahrungen der Forschenden in der teilnehmenden Beobachtung werden zu Daten, die systematisch festzuhalten sind. Eine strikte Unterscheidung von Datenerhebung und Datenauswertung ist nicht möglich. Schon die erinnernde Erstellung der Daten ist eine Rekonstruktion der erfahrenen Wirklichkeit. Anstatt Resultate „objektiver“ Datenaufzeichnung sind die Protokolle ein erster Schritt auf dem Weg einer fortschreitenden Konzeptualisierung und Interpretation der beobachteten Phänomene. Dennoch stellt sich die Anforderung an die Forschenden, beim Schreiben von Protokollen eine deskriptive Darstellungsebene zu finden. Ziel ist dabei eine erfahrungsnahe Erfassung und Beschreibung von Wirklichkeit, die bei den beobachteten Sachverhalten, Ereignissen und Situationen selbst verweilt.

Die Probleme, die durch diese Ambiguität aufgeworfen werden, sollen in dem Workshop zum Thema gemacht werden. Vor allem soll die Frage verfolgt werden: Wie lässt sich die Subjektivität der eigenen Erfahrungen sinnvoll in Daten verwandeln? Eine abschließende Lösung wird es für dieses Problem nicht geben. Vielmehr soll im Workshop durch die Darstellung von Einsichten aus der Literatur und durch kollegialen Austausch eigener Erfahrungen ein erhöhtes Niveau der Reflexion gefunden werden.

Im ersten Teil des Workshops werden daher verschiedene Herangehensweisen beim Schreiben von Beobachtungsprotokollen systematisiert. Im zweiten Teil sollen anhand eigener Schreiberfahrungen sowohl die Möglichkeiten als auch die Probleme von Protokollen und Feldnotizen im Detail und in der praktischen Umsetzung gemeinsam diskutiert werden.

Literatur

  • Emerson, Robert M.; Fretz, Rachel I. & Shaw, Linda L. (1995). Writing ethnographic fieldnotes. Chicago: University of Chicago Press.
  • Sanjek, Roger (Hrsg.) (1990). Fieldnotes. The makings of anthropology. Ithaca (NY): Cornell University Press
  • Streck, Rebekka; Unterkofler, Ursula & Reinecke-Terner, Anja (2013). Das „Fremdwerden“ eigener Beobachtungsprotokolle – Rekonstruktionen von Schreibpraxen als methodische Reflexion. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 14(1), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1301160.

Workshop: Theorie und Praxis biografischer Fallrekonstruktionen

Dr. Nicole Witte

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum Sozialwissenschaften

Katinka Meyer

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum Sozialwissenschaften

In diesem Workshop möchten wir die Teilnehmenden sowohl in die methodologischen Prinzipien als auch in die methodische Vorgehensweise biografischer Fallrekonstruktionen sowie deren Verwendung im Kontext der Bearbeitung unterschiedlicher Fallebenen (Individuum, Familie sowie andere soziale Gruppen) einführen. Dieses Verfahren wurde von Gabriele Rosenthal zunächst im Zusammenhang mit der Analyse biografisch-narrativer Interviews entwickelt. Es besteht aus mehreren Analyseschritten, die in der Forschungswerkstatt kurz vorgestellt werden. Diese Analyseschritte können in modifizierter Form auch für die Analyse von Familiengesprächen, Interaktionsverläufen, Videoaufnahmen und von Protokollen teilnehmender Beobachtung angewandt werden (Rosenthal 2011).

Darüber hinaus wird im Workshop beispielhaft ein Analyseschritt durchgeführt sowie mögliche Fragen zu Forschungsdesigns der Teilnehmenden erörtert.

Literatur

  • Rosenthal, Gabriele (1995). Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biografischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt/M.: Campus.
  • Rosenthal, Gabriele (2011). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung (3. aktualisierte und ergänzte Auflage). München/Weinheim: Juventa.