Workshops 2013

Workshop: Das Genogramm als Instrument der trigenerationalen Familienforschung

Prof. Dr. Tilman Allert

Goethe-Universität Frankfurt

Die verschiedensten Ansätze der Familienforschung konvergieren in der These, dass es sich bei Familienbeziehungen um die komplexeste Form sozialer Wechselwirkung handelt. Elastizitätsgrenzen der Kommunikation, psychische Befindlichkeiten der Akteure sowie das sozialisatorische Potenzial werden über die Familie als soziales System bestimmt. Eine der weitreichenden methodologischen Implikationen der systemischen Perspektive liegt darin, der klassischen Interviewmethode konkurrierende Analyseinstrumente beiseitezustellen oder gar zu substituieren durch die Familienbeobachtung. Für die Forschung wie auch für familiendiagnostische Zielsetzungen in Einrichtungen mit therapeutischen und erzieherischen Berufen hat sich die Genogrammanalyse als hilfreich erwiesen, auch und gerade in Konstellationen, die sowohl von der Zusammensetzung des Personals wie vom Selbstverständnis her sich vom kleinfamilialen Familientypus erheblich unterscheiden. Sie eröffnet den Weg zu einer abkürzenden Erschließung von familientypischen Handlungsmustern, die im intergenerationalen Exposé als biografische „Weichensteller“ wirksam werden.  

Der Workshop stellt das für die Forschung sowie für die Diagnostik prominente Verfahren, die Genogrammanalyse, zur Diskussion. Die Zufälligkeit, Fragmentiertheit, Idiosynkrasie oder Anarchie von Beziehungen – so wie sie den Beteiligten erscheinen mag – verwandelt sich im Rückgriff auf objektive Daten, die der subjektiven Deutung entzogen sind, in eine Sequenz von Schritten der Lebensführung, die – der Entfaltung eines Schachspiels vergleichbar – nicht zufällig zustandekommt, vielmehr über angebbare Motivierungen entstanden sind. Unsere Zusammenkunft widmet sich in einem ersten Teil der theoretischen Exposition von Minima der Genogrammanalyse und arbeitet daraufhin an exemplarischen Familienkonstellationen deren methodologische Leistungsfähigkeit heraus. Im zweiten Teil des Workshops besteht Gelegenheit, eigenes Datenmaterial zur Diskussion zu stellen. Die Teilnehmer_innen werden gebeten, sich bis Anfang Juli zu melden.

Literatur

  • Bruno Hildenbrand (2005). Fallrekonstruktive Familienforschung. Anleitungen für die Praxis (2. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 

Workshop: Partizipative Forschung

Prof. em. Dr. Jarg Bergold

Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, und INA

Prof. Dr. Hella von Unger

Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Soziologie

Im Abgrenzung zu den „Forschungswerkstätten“, in denen eigene Forschungsprojekte vorgestellt und diskutiert werden, sollen Workshops eher einen Überblick über das Feld geben und gemeinsame Diskussionen über das Thema ermöglichen. Im Feld qualitativer Forschung lassen sich interessante Entwicklungen bei partizipativen Forschungsansätzen beobachten. Es werden beispielsweise zunehmend kreative und visuelle Methoden wie Photovoice eingesetzt, um gemeinsam mit Partnern aus der Praxis und den Lebenswelten soziale Wirklichkeit zu erforschen und zu verändern. Ziel dieses Workshops ist es, einige der neueren Ansätze zu diskutieren und zu überlegen, inwieweit diese Ansätze Anregungen für die eigene Forschungspraxis bieten können.

Im ersten Teil des Workshops werden die Grundzüge partizipativer Forschungsstrategien dargestellt und ein Überblick über aktuelle internationale Entwicklungen gegeben. Dabei wird auf einige Bereiche fokussiert, da das Spektrum partizipativer Forschung inzwischen sehr breit geworden ist.

Im zweiten Teil werden ausgewählte Themen vertiefend diskutiert, die den Teilnehmenden wichtig und nützlich erscheinen. Zur Vorbereitung wird ein Blog eingerichtet, auf dem die Teilnehmenden ihre Themeninteressen und Fragen einbringen und diskutieren können. Auf diese Weise kann auch schon vorab eine Auswahl von Themen erfolgen.

Nach erfolgter Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen bitten wir Teilnehmende, die ein Interesse an der Themendiskussion haben, sich mit uns in Verbindung zu setzen (jarg.bergold@fu-berlin.de / hella.von.unger@wzb.eu). Die Abstimmung darüber, welche Themen im Workshop diskutiert werden, erfolgt partizipativ mithilfe des Blogs.

Literatur

Zur Orientierung, Einführung und als Diskussionsgrundlage werden folgende Texte vorgeschlagen:

Workshop: Sozialwissenschaftliche Dispositivanalyse

Prof. Dr. Andrea D. Bührmann

Universität Göttingen, Institut für Soziologie

Esther D. Scheurle

Universität Göttingen, Institut für Soziologie

Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse zielt darauf, diskursive Praktiken zur Herstellung und Durchsetzung von Wissen in spezifischen sozio-historischen Kontexten zu analysieren und dessen Formierungsstrukturen, Funktionsmechanismen und Machtwirkungen zu entziffern. Bei der Dispositivanalyse geht es vor diesem Hintergrund um die die systematische Ergänzung und Weiterung diskurstheoretischer Perspektiven und diskursanalytischer Forschungspraxis. Im Zentrum stehen also diskursive und nicht-diskursive Praktiken und deren Vermittlungen. Zu fragen ist damit nach den Wechselbezügen zwischen normierenden Wissensordnungen, ihren konkreten handlungspraktischen Wirksamkeiten im sozialen Austausch von Menschen sowie den damit einhergehenden Selbst-Bezügen und Subjektivitätsformen.

Obwohl mittlerweile einige Konzeptionen für eine (auch) an Foucault orientierte und darüber hinausweisende Forschungsmethodik vorliegen, bleibt eine methodische „Schrittfolge“ für Diskurs- und Dispositivanalysen problematisch. Die gilt besonders, falls solche Vorgaben den Anspruch auf Verbindlichkeit und Ausschließlichkeit erheben. Was eine „Diskurs-“ bzw. „Dispositivanalyse“ jeweils ausmacht, muss je nach Forschungsfrage, ihrer jeweiligen theoretischen und methodologischen Fundierung sowie den damit verbundenen methodisch-praktischen Umsetzungen immer erst bestimmt werden.

Der Workshop bietet mit Blick darauf eine grundlegende und einführende Diskussion zur sozialwissenschaftlichen (Diskurs- und) Dispositivforschung, die vor allen Dingen an konkreten methodisch-praktischen Fragen der Durchführung von Forschungsprojekten orientiert ist.

Literatur

  • Bührmann, Andrea D.; Diaz-Bone Rainer; Kendall, Gavin; Guiterréz Rodríguez, Encarnación; Schneider, Werner & Tirado, Francisco (Hrsg.) (2007). From Michel Foucault’s Discourse Theory to Empirical Social Research on Discourses. Current Methodological Developments und Methodical Applications in Social Research. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(2), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/7.
  • Bührmann, Andrea & Schneider, Werner (2008). Vom Diskurs zum Dispositiv. Eine Einführung in die Dispositivanalyse. Bielefeld: transcript-Verlag.

Workshop: Introspektion – ein neues gruppengestütztes Verfahren

Dr. Thomas Burkart

Psychologischer Psychotherapeut; in eigener Praxis in Hamburg tätig

Mitglied der Hamburger Forschungswerkstatt Dialogische Introspektion

Die dialogische Introspektion ist die Wiederaufnahme der Introspektion (oder Selbstbeobachtung, Selbstwahrnehmung), die von der klassischen Psychologie und der Würzburger Schule als Hauptmethode eingesetzt wurde und dann durch den Behaviorismus unterdrückt wurde, in einer den heutigen methodischen Ansprüchen genügenden Form. Die Methode wird nach bestimmten Regeln in Gruppen ausgeführt, zumeist digital dokumentiert und nach der qualitativen Heuristik auf Gemeinsamkeiten analysiert (siehe http://www.heureka-hamburg.de).

Der Vorteil der Methode ist die rasche Beschaffung von umfangreichen qualitativen Daten, die bei angemessener Ausführung hoch differenziert sind und auch vergangene Erlebnisse und Erfahrungen zu Tage fördern. Die Methode kann für die Erforschung aller Arten von Erlebnissen verwandt werden und ist auch geeignet bei sozialpsychologischer und soziologischer Fragestellung. Sie vermeidet eine Reihe von Problemen der „Focus Group“ (oder Gruppendiskussion), die eine der Hauptmethoden der angewandten qualitativen Forschung ist. Die „dialogische Introspektion“ ist ein exploratives Verfahren per se, gut geeignet zu Forschungsbeginn, zur Begleitung und Korrektur laufender Erhebungen und zur Erkenntnis der Struktur wesentlicher Dimensionen eines Themas. Die Methode wurde jüngst erfolgreich in einer großen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in sechs außereuropäischen Ländern eingesetzt, wobei sich die Methode durch „die 3 Es“ auszeichnete: Entschleunigung, emotionale Antworten und Erfahrungserfassung.

Die Veranstaltung stellt die Methode vor, ihre Vorteile und mögliche Probleme und diskutiert Beispiele für ihre Anwendung. Die Teilnehmenden können sich an einem Experiment zur Datenerhebung beteiligen.

Weitere Informationen über http://de.wikipedia.org/wiki/Dialogische_Introspektion sowie über http://www.introspektion.net, Anwendungen finden sich dort unter „Beispiel“, dann die Buchsymbole aufrufen.  

Literatur

  • Burkart, Thomas (2008). Methodologie: Dialogische Introspektion in der Gruppe. (Arbeitspapier).  http://www.introspektion.net/html/methodologieburkart.html.
  • Burkart, Thomas, Kleining, Gerhard & Witt, Harald (Hrsg.) (2010). Dialogische Introspektion: Ein gruppengestütztes Verfahren zur Erforschung des Erlebens. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kleining, Gerhard (2008). Die Würzburger Methode und unsere Verbesserung (Arbeitspapier). http://www.introspektion.net/html/geschichte.html.
  • Witt, Harald (2010). Introspektion. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.491-505). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Transkription und Auswertung von Interviews mit f4 analyse

Dr. Thorsten Dresing / Thorsten Pehl

audiotranskription.de, Marburg

Ziele dieses Workshops sind (1) ein Einblick in Transkriptionsregelsysteme, angemessene Zeitbudgetierung, Spracherkennung, Teamtranskriptionen und passende Aufnahmetechnik, (2) eine Einführung in die Software f4 zur Unterstützung der Transkription und (3) eine Einführung in die neue QDA-Software f4 analyse zur kategorienbasierten Auswertung qualitativer Daten – vorgestellt am Beispiel der qualitativen Inhaltsanalyse. Der Kurs ist ein kompakter Überblick und Einstieg für Anfänger_innen und Neugierige.

Das Verfahren der Transkription ist offensichtlich paradox: Mit dem Anspruch, einen (meist) mündlichen Diskurs zu repräsentieren, verfasst man einen Text, also ein statisches Schriftstück. Die Anfertigung eines Transkripts ist meist ein Dilemma zwischen realistischer Situationsnähe und praktikabler Präsentations-, ja eigentlich Kompressionsform. Die Schwierigkeit beim Transkribieren besteht also darin, diese Diskrepanz zu kennen und bestmöglich – wie heißt es so schön: gegenstandsangemessen – zu bewältigen und eine realistische Einschätzung von Aufwand und Ertrag zu besitzen. Damit dies besser gelingt, zeigen wir verschiedene Regelsysteme, Auswahlhilfen mit zeitsparenden Tipps, typische Fehler bei der Transkription, angemessene Zeitplanung und Organisation, passende Aufnahmetechnik, empirische Erkenntnisse zu Spracherkennung und zeigen exemplarisch die Transkription mit der Software f4. Im zweiten Teil geht es um die an der qualitativen Inhaltsanalyse orientierte, kategorienbasierte Auswertung von Beispieltexten mit der neuen QDA-Software f4 analyse.Alle Teilnehmenden erhalten eine eigene Demoversion von f4 analyse zu Workshopbeginn. Voraussetzungen zur Teilnahme: Eigenes Notebook (Windows oder Mac) mit Installationsrechten.

Literatur

  • Dresing, Thorsten & Pehl, Thorsten (2012). Praxisbuch Interview & Transkription. Regelsysteme und Anleitungen für qualitative ForscherInnen (4. Auflage). Marburg, http://www.audiotranskription.de/praxisbuch
  • Dresing, Thorsten & Pehl, Thorsten (2010). Transkription. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Dresing, Thorsten; Pehl, Thorsten & Lombardo, Claudia (2008). Schnellere Transkription durch Spracherkennung? [35 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9(2), Art. 17, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0802174.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2008). Qualitative Evaluation – Der Einstieg in die Praxis (2. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 

Workshop: Artefaktanalyse

Ass.-Prof. Dr. Ulrike Froschauer

Universität Wien, Institut für Soziologie

Ao.Prof. Dr. Manfred Lueger

Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Soziologie und Empirische Sozialforschung, Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden

Artefakte als materialisierte Produkte menschlicher Aktivitäten sind in jeder Gesellschaft nahezu allgegenwärtig. Dies gilt für Kulturlandschaften, Architektur, Fotos oder auch die Kleidung. Als Objektivationen sozialer Beziehungen und gesellschaftlicher Verhältnisse legen sie ein beredtes Zeugnis über unterschiedliche Lebensformen und Kulturen ab. Für sozialwissenschaftliche Analysen sind sie nicht nur aus diesem Grund besonders interessant, sondern auch, weil sie leicht zugänglich sind und sich aufgrund ihrer Präsenz und zumeist relativen Stabilität für eine wiederholte und distanzierte analytische Zuwendung anbieten oder zumindest gut dokumentarisch erfasst werden können.

Der Workshop befasst sich daher mit der Analyse solcher Materialien, wobei folgende Aspekte besondere Berücksichtigung finden:

– Einbettung der Artefaktanalyse in die methodologische Position qualitativer Sozialforschung
– Grundlagen der Artefaktanalyse
– Phasen der Interpretation von Artefakten
– Exemplarische Analyse von Artefakten
– Diskussion der Stärken und Schwächen der Artefaktanalyse
– Diskussion der Anwendbarkeit von Artefaktanalysen
– Reflexion zum Workshop

Ziel des Workshops ist, mit den Grundlagen und den konkreten Interpretationsschritten einer Artefaktanalyse vertraut zu machen und anhand der gemeinsamen Analyse eines Beispiels durchzuspielen. Darüber hinaus soll die Vorgangsweise einer kritischen Diskussion unterzogen werden.

Literatur

  • Froschauer, Ulrike (2009). Artefaktanalyse. In Stefan Kühl, Petra Strodtholz & Andreas Taffertshofer (Hrsg.), Handbuch Methoden der Organisationsforschung. Quantitative und Qualitative Methoden (S.326-347). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Froschauer, Ulrike & Lueger, Manfred (2007). Film-, Bild- und Artefaktanalyse. In Jürgen Straub, Arne Weidemann & Doris Weidemann (Hrsg.), Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Grundbegriffe – Theorien – Anwendungsfelder (S.428-439). Stuttgart. Metzler.
  • Gagliardi Pasquale (Hrsg.) (1990). Symbols and Artefacts. Views of the Corporate Landscape. Berlin: de Gruyter.
  • Lueger, Manfred (2010). Interpretative Sozialforschung: Die Methoden. Wien: Facultas-UTB (Kap. 4).
  • Van Leeuwen Theo & Jewitt Carey (Hrsg.) (2001). Handbook of Visual Analysis. Los Angeles: Sage.

Workshop: Lebensweltanalytische Ethnografie

Prof. Dr. Ronald Hitzler

Technische Universität Dortmund, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Fakultäten 12 und 11

Heiko Kirschner

Technische Universität Dortmund, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Fakultäten 12 und 11

Das Konzept der lebensweltanalytischen Ethnografie impliziert einerseits grundsätzlich eine quasi-ethnologische Gesinnung des Soziologen/der Soziologin gegenüber „fremden“ Kulturfeldern in seiner/ihrer nächsten Nähe, d.h. die Bereitschaft, soziale Praktiken in den mannigfaltigen Sinnwelten moderner Gesellschaften so „unverwandt“ anzuschauen, als ginge es dabei um „exotische“ Sitten, Gebräuche und Weltanschauungen. Andererseits aber stellt er/sie sich sozusagen methodisch-empirisch dem erkenntnistheoretischen Problem, wie es gelingen kann, den subjektiv gemeinten Sinn des subjektiven Erlebens eines „alter ego“ einigermaßen adäquat zu verstehen, obwohl dieser eben prinzipiell ungewiss und nur über die Interpretation von Appräsentationen „typisch“ rekonstruierbar ist.

Lebensweltanalytische Ethnografie zu treiben, deren wesentliche „besondere“ Technik die (von der teilnehmenden Beobachtung zu unterscheidende) beobachtende Teilhabe ist, bedeutet, sich – neben bzw. zusätzlich zu den üblichen Verfahren ethnografischer Datenerhebung – in das je zu untersuchende soziale „Feld“, möglichst intensiv zu involvieren und – bis hinein in sprachliche und habituelle Gewohnheiten – zu versuchen, den dort (mehr oder weniger) kompetent agierenden Menschen möglichst ähnlich zu werden. Eine solche „methodische Assimilation“ gelingt – aus vielerlei Gründen – durchaus nicht immer, und sie gelingt schon gar nicht immer gleich gut. In dem Maße aber, wie sie gelingt, generiert der Forscher/die Forscherin eine Art und Qualität von Daten, wie sie mit anderen Forschungsmethoden nur schwerlich (genau genommen: gar nicht) zu erlangen sind: Daten darüber, was hier für den „engagierten“ Teilnehmenden wichtig, problematisch, angenehm, interessant, langweilig usw. ist, Daten darüber also, wie und was der/die „engagierte“ Teilhabende in seinen/ihren kleinen sozialen Lebens-Welten tatsächlich erlebt. Erhebungstechnisch verlangt das „Programm“ lebensweltanalytischer Ethnografie vom Forscher/der Forscherin also, sich sozusagen rückhaltlos auf das Feld einzulassen. Auswertungstechnisch hingegen erfordert es – wie jede wissenschaftliche Ethnographie -, sich mit den einmal gewonnenen Daten pragmatisch distanziert, rein kognitiv interessiert und werturteilsenthaltsam in theoretischer Einstellung auseinanderzusetzen.

In diesem Workshop sollen einige wichtige ethnografische und quasi-ethnografische Konzepte kurz skizziert und dann insbesondere die speziell für die lebensweltanalytische Ethnografie wesentlichen Methoden der Datenerhebung (beobachtende Teilnahme und Expert_inneninterview) und der Datenanalyse (phänomenologische Deskription und quasi-sokratische Deutungstechnik) vorgestellt und diskutiert werden.

Literatur zur Einstimmung

  • Hitzler, Ronald (1999). Welten erkunden. Soziale Welt, 50(4), 473-483.
  • Honer, Anne (2011). Kleine Leiblichkeiten. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Pfadenhauer, Michaela (2005). Ethnography of Scenes. [31 Absätze] Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 43. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503430

Workshop: Qualitative Netzwerkanalyse

Prof. Dr. Betina Hollstein

Universität Hamburg

Das Konzept des sozialen Netzwerks hat innerhalb sehr kurzer Zeit die unterschiedlichsten Forschungsfelder erobert. Untersucht werden persönliche Netzwerke, Kommunikationsnetzwerke, subkulturelle Szenen, lokale Machteliten oder Interorganisations-Netzwerke. Als relationaler Ansatz bietet das Netzwerkkonzept einen genuin soziologischen Ansatzpunkt, um den Mechanismen sozialer Integration und den Bedingungen und Folgen von Modernisierungsprozessen auf die Spur zu kommen. Aktuelle Fragen richten sich auf die Dynamik von Netzwerken und die Verbindung von Struktur- und Akteursebene. Zu beiden Bereichen können qualitative Verfahren, die die Praxis und Handlungsorientierungen der Akteure in den Mittelpunkt stellen, wichtige Aufschlüsse liefern.

Der Workshop bietet einen Überblick über Fragen der Netzwerkforschung sowie über Forschungsstrategien und Methoden, mit denen qualitative Netzwerkanalysen durchgeführt werden können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf sog. egozentrierten Netzwerken, in denen das Netzwerk eines bestimmten Akteurs untersucht wird. Bei diesen Akteuren kann es sich um einzelne Individuen, Haushalte oder auch um Organisationen handeln.

Der Workshop besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil  werden Zugänge und Beiträge von qualitativen und stärker standardisierten Verfahren sowie von Mixed-Methods-Designs zur Untersuchung sozialer Netzwerke vorgestellt. Beispiele aus unterschiedlichsten inhaltlichen Forschungsfeldern illustrieren theoretische und methodologische Aspekte und empirische Erträge. Im zweiten Teil werden konkrete Verfahren zur Erhebung und Auswertung von qualitativen Netzwerkdaten vorgestellt. Angesprochen werden u.a. grafische Erhebungsinstrumente (sog. Netzwerkkarten) sowie qualitative und quantitative Dimensionen von Netzwerkbeziehungen.

Lektüre zur Vorbereitung

Workshop: Theorie und Praxis biografischer Fallrekonstruktionen

Dr. Nicole Witte

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum Sozialwissenschaften

Katinka Meyer

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum Sozialwissenschaften

In diesem Workshop möchten wir die Teilnehmenden sowohl in die methodologischen Prinzipien als auch in die methodische Vorgehensweise biografischer Fallrekonstruktionen sowie deren Verwendung im Kontext der Bearbeitung unterschiedlicher Fallebenen (Individuum, Familie sowie andere soziale Gruppen) einführen. Dieses Verfahren wurde von Gabriele Rosenthal zunächst im Zusammenhang mit der Analyse biografisch-narrativer Interviews entwickelt. Es besteht aus mehreren Analyseschritten, die in der Forschungswerkstatt kurz vorgestellt werden. Diese Analyseschritte können in modifizierter Form auch für die Analyse von Familiengesprächen, Interaktionsverläufen, Videoaufnahmen und von Protokollen teilnehmender Beobachtung angewandt werden (Rosenthal 2011).

Darüber hinaus wird im Workshop beispielhaft ein Analyseschritt durchgeführt sowie mögliche Fragen zu Forschungsdesigns der Teilnehmenden erörtert.

Literatur

  • Rosenthal, Gabriele (1995). Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biografischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt/M.: Campus.
  • Rosenthal, Gabriele (2011). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung (3. aktualisierte und ergänzte Auflage). München/Weinheim: Juventa.

Workshop: Einführung in MAXQDA 11

Anne Kuckartz

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Berlin

Der Workshop startet mit einem kurzen Überblick über MAXQDA und die Programmoberfläche. Daran anschließend werden die Inhalte in einer Mischung aus Demonstration und selbständiger, angeleiteter Übung erarbeitet. Die Teilnehmenden werden mit der Architektur und den wesentlichen Funktionen von MAXQDA vertraut gemacht.Nach diesem Kurs sind Sie in der Lage, Ihr Material optimal für die Verwendung und Analyse mit MAXQDA vorzubereiten und in das Programm einzulesen. Sie kennen die Funktionen von MAXQDA, die für eine grundlegende qualitative Auswertung Ihrer Daten relevant sind. Sie können ein Kategoriensystem erstellen und verwalten, Textstellen codieren und wiederfinden.

Schwerpunktthemen sind:

  • Projekte erzeugen und verwalten
  • Datenmaterial: Import, Organisation und Editierbarkeit Codesystem: Codes erstellen, sortieren und editieren Codieren: Verschiedene Möglichkeiten des differenzierten Codierens (In-Vivo Codieren, deskriptives und theoretisches Codieren, Emoticodes, Codierungen gewichten, Code Definitionen, Farbcodierungen)
  • Memos: Memos erstellen, editieren, und verwalten
  • Codierte Textstellen ausgeben lassen: Einfache und komplexe Suchvorgänge
  • Exportmöglichkeiten

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.

Nützliche Literatur

  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2008). Basics of Qualitative Research (3. Aufl). Thousand Oaks, CA: Sage.
  • Kuckartz, Udo (2007). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (2. erweitere und aktualisierte  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko; Dresing, Thorsten & Rädiker Stefan (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (zweite, überarbeitete  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo (2012). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Beltz Juventa.

Workshop: Die neuen Funktionen von MAXQDA 11 – Erweiterte Analysemöglichkeiten

Julia Schehl

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Berlin

Voraussetzung für die Teilnahme sind MAXQDA-Kenntnisse entsprechend den Inhalten des Workshops „Einführung in MAXQDA“ oder vergleichbare Kenntnisse einer anderen QDA-Software.In diesem Workshop lernen Sie die neuen Funktionen von MAXQDA 11 kennen, welches im Dezember 2012 veröffentlicht wurde. Von den mehr als 50 neuen Funktionen sollen vor allem die Funktionen betrachtet und ausprobiert werden, die neue Analysemöglichkeiten eröffnen und somit methodisch besonders relevant sind:

  • Systematisches Zusammenfassen von Codierungen mit dem Summary Grid
  • Visuelles Codieren mit Emoticodes
  • Analyse von Audio- und Videodateien im Multimedia-Browser
  • Visualisierung und Häufigkeitstabellen für Subcodes erstellen
  • Codefrequenzen mit der Konfigurationstabelle untersuchen
  • Datenerhebung, visuelles Codieren und Datentransfer mit dem Smartphone (MAXApp)
  • Vorstellen weiterer Neuerungen: Analyse von Tabellen und Literaturdatenbanken, Benutzerverwaltung für die Arbeit im Team, Reports mit dem SmartPublisher erstellen

Nützliche Literatur

  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2008). Basics of Qualitative Research (3. Aufl). Thousand Oaks, CA: Sage.
  • Kuckartz, Udo (2007). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (2. erweitere und aktualisierte  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko; Dresing, Thorsten & Rädiker Stefan (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (zweite, überarbeitete  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2007). Qualitative Evaluation. Der Einstieg in die Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Ebert, Thomas; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2008). Evaluation Online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo (2012). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Beltz Juventa.

Workshop: Typenbildung

Prof. Dr. Udo Kuckartz

Philipps-Universität Marburg, Institut für Erzeihungswissenschaft

Ziel des Workshops ist es zunächst, Grundwissen über die sozialwissenschaftliche Methode „Typenbildung“ zu erwerben und den fallbezogenen Denkstil von Typenbildung kennenzulernen. Im Verlauf des Workshops werden Sie lernen, verschiedene Arten von Typen zu unterscheiden und nachzuvollziehen, in welchen Schritten Typenbildung in empirischen Projekten abläuft. Die zentrale Bedeutung des Konzepts Merkmalsraum wird Ihnen ebenso klar werden wie der Sinn und Zweck einer Typologie im Kontext einer Forschungsfrage.

Der Kurs ist besonders für Forschungspraktiker_innen geeignet, die vor dem Problem stehen, ob und auf welche Weise sie bei der Analyse ihrer Daten eine Typologie konstruieren sollen. Inhaltlich hat der Kurs vier Schwerpunkte: Theorie der Typenbildung, Konzept des Merkmalsraums, Schritte und Varianten der Typenbildung sowie die praktische Umsetzung. Im zweiten Teil des Workshops möchte ich den Teilnehmenden Gelegenheit geben, Probleme der Typenbildung am eigenen Material weiter zu diskutieren.Der Workshop nimmt Bezug auf das Kapitel „Typenbildende qualitative Inhaltsanalyse“ im Buch „Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung“ von Udo Kuckartz sowie auf die Bücher zur Typenbildung von Udo Kelle und Susann Kluge.

Literatur

  • Kelle, Udo & Kluge, Susanne (2009). Vom Einzelfall zum Typus: Fallvergleich und Fallkontrastierung in der qualitativen Sozialforschung. Wiesbaden:VS.
  • Kluge, Susanne (1999). Empirisch begründete Typenbildung. Zur Konstruktion von Typen und Typologie in der qualitativen Sozialforschung. Oplaen (Leske & Budrich).
  • Kuckartz , Udo (2010). Typenbildung. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg), Handbuch qualitative Forschung in der Psychologie (S. 553-568). Wiesbaden: VS.
  • Kuckartz, Udo (2012). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden. Praxis. Computerunterstützung. Weinheim: Beltz-Juventa.
  • Kuckartz, Udo (2001). Aggregation und Dis-Aggregation in der sozialwissenschaftlichen Umweltforschung. Methodische Anmerkungen zu Revival der Typenbildung. In: Gerhard Haan De, Ernst-Dieter Lantermann, Volker Linneweber & Fritz Reusswig (Hrsg.), Typenbildung in der sozialwissenschaftlichen Umweltforschung (S.17-38). Opladen: Leske + Budrich.

Workshop: Sekundäranalyse qualitativer Daten

Dr. Thomas Kühn

Dr. Sabine Beckmann

Universität Bremen, Institut für Psychologie und Transfer (InPuT)

Während es in der quantitativ orientierten Sozialforschung eine schon länger währende Tradition der Sekundärnutzung von Forschungsdaten gibt, bleibt die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen qualitativer Erhebungs- und Auswertungsprozessen häufig auf Primärstudien beschränkt. Das bedeutet gleichzeitig, dass das vielschichtige Erkenntnispotenzial zahlreicher Studien nur ansatzweise genutzt wird und – metaphorisch ausgedrückt – viele Schätze aus Zeitdruck nicht geborgen werden.

Aufgrund der Kontextgebundenheit qualitativer Forschung und der besonderen Einbindung von Forschenden in den Prozess von Erhebung und Auswertung sind mit Sekundäranalysen qualitativer Daten stärkere Herausforderungen und Fallstricke verbunden als dies bei quantitativer Forschung der Fall ist. Gleichzeitig bietet die Sekundäranalyse qualitativer Daten vielfältige Möglichkeiten, insbesondere für vertiefende Analysen spezifischer Themen, die im Nachhinein oder unter neuen Perspektiven Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses werden. Sie ermöglicht Forschenden, sich einem vielschichtigen Themenkomplex aus verschiedenen Perspektiven zu nähern.

Angesichts dieser chancenreichen Ausgangsposition ist der Status Quo der Forschung zum Thema qualitative Sekundäranalysen unbefriedigend. Insbesondere fehlt es an der Reflexion systematisch angelegter sekundäranalytischer Forschungsprojekte hinsichtlich des Erkenntnispotenzials und methodisch begründeter Verfahren des Vorgehens. Um diese Lücke zu schließen, führen die Workshopleitenden zur Zeit eine sekundäranalytische Modellstudie zum Thema „Identitätskonstruktionen im Lebenslauf“ durch, die von der DFG gefördert wird. Dieses Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem ebenfalls an der Universität Bremen angesiedelten „QualiService“ durchgeführt, dem es um die Bereitstellung von qualitativen, human- und sozialwissenschaftlichen Forschungsprimärdaten für ihre Nachnutzung in einer eScience-Umgebung von Forschung und Lehre geht.

Auf der Basis unserer im Forschungsprojekt gesammelten Erfahrungen geht es uns im Workshop um eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen und dem Potenzial von Sekundäranalysen. Mit dem Fokus auf Interviewdaten werden dabei folgende Fragen bearbeitet:

–  Wann sind Sekundäranalysen qualitativer Daten (nicht) geeignet?

–  Welche Informationen und Daten müssen bei der Sekundäranalyse berücksichtigt werden?

–  Wie verläuft der Prozess einer Sekundäranalyse? Welche idealtypischen Schritte sind zu unterscheiden und welche Anforderungen stellen sich dabei für die Forschenden?

– Welche Probleme können auftreten (z.B. mangelhafte Dokumentation von Kontextdaten)?

– Wie gestalte ich den Auswertungsprozess (z.B. Umgang mit Materialfülle, Kontextinformationen / Einsatz computerunterstützter Auswertung)?

Der Workshop richtet sich insbesondere an Forscher_innen, die selbst eine Sekundäranalyse durchführen oder erwägen, für die Untersuchung ihrer Fragestellung sekundäranalytisch vorzugehen.

Literatur

  • Corti, Louise; Witzel, Andreas & Bishop, Libby (Hrsg.) (2005). Sekundäranalyse qualitativer Daten / Secondary Analysis of Qualitative Data. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 6(1), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/13.
  • Heaton, Janet (2004). Reworking Qualitative Data. London: Sage.
  • Medjedovic, Irena (2007). Sekundäranalyse qualitativer Interviewdaten – Problemkreise und offene Fragen einer neuen Forschungsstrategie. Journal für Psychologie, 15(3).http://www.journal-fuer-psychologie.de/index.php/jfp/article/view/188.
  • Medjedovic, Irena (2010). Sekundäranalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.) Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.304-319). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
  • Medjedovic, Irena & Witzel, Andreas (2005). Sekundäranalyse qualitativer Interviews. Verwendung von Kodierungen der Primärstudie am Beispiel einer Untersuchung des Arbeitsprozesswissens junger Facharbeiter [78 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(1), Art. 46, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0501462.
  • Medjedovic, Irena & Witzel, Andreas (2010). Wiederverwendung qualitativer Daten. Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Interviewtranskripte. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Themenzentrierte Gruppendiskussion

Prof. Dr. Thomas Leithäuser

Akademie für Arbeit und Politik Bremen

Sünje Lorenzen

Universität Bremen

Nach einer kurzen Einführung in das Verfahren der themenzentrierten Gruppendiskussion (Erhebung und Auswertung) soll insbesondere die Erhebungssituation geübt werden. Es geht dabei um die Einführung der Methode der „themenzentrierten Interaktion“ im Kontext einer Gruppendiskussion.

Eine solche Gruppendiskussion wird von einem/einer „Diskussionsleitenden“ nach den Regeln der „themenzentrierten Interaktion“ geleitet und von einem/einer „teilnehmenden Beobachter_in“ begleitet. Beide können im Verlauf der Gruppendiskussion ihre Rollen tauschen. Das bietet sich dann an, wenn der/die Leitende sich zu sehr in die Diskussion verwickelt und die Nähe und Distanz zur Diskussion nicht mehr richtig ausbalancieren kann.

Wir führen miteinander eine Gruppendiskussion durch. Das Thema dazu suchen wir ad hoc aus. An dem Workshop sollte man aktiv teilnehmen, als Diskutierende in der Gruppendiskussion, als Diskussionsleiter_in oder als teilnehmende_r Beobachter_in.

Literatur

  • Leithäuser, Thomas & Volmerg, Birgit (1988). Psychoanalyse in der Sozialforschung. Eine Einführung. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Leithäuser, Thomas (2001). Psychoanalyse und tiefenhermeneutische Sozialforschung.Hannoversche Schriften4, 118-145.

Workshop: Videotranskription

Dr. Christine Moritz

Videodaten sind komplexe, multikodale Daten, die nicht allein das Sprechen der Akteure fixieren, sondern weitere Informationen zu Mimik, Gestik – aber auch Bild, Musik, Geräusch, Bewegung, Licht, Situation und Handlung etc. beinhalten. Mit der Feldpartitur wurde eine methodenneutrale Software speziell für die Transkription und Analyse von Videos entwickelt. Derzeit wird das System angewendet in der Verhaltensbeobachtung, in unterschiedlichen Ansätzen der Film- und Medienanalyse und im Bereich von Video-Eigenproduktionen. (Anwendungsbeispiele hier). Die Feldpartitur dient auf der einen Seite als eine Visualisierung der im Video sich darbietenden Strukturen, auf der anderen als Grundlage für weitere qualitative (z.B. über pdf-Exportfunktion) und quantitative (z.B. über sxls, xml) Auswertung. Die Verknüpfung mit weiteren Datensorten (Bilder, pdf, Audiodaten, Internetlinks, Texte, Memos etc.) stellt eine weitere wichtige Möglichkeit im Zusammenhang mit dem bei videobasierten Forschungsdesigns häufig notwendigen Datenmanagement dar.

Ziel des Workshops ist zunächst einmal die Reflexion des Betrachterhabitus bei der Wahrnehmung von Videos und dessen Systematisierung. Die Frage „Was ist ein Video?“ beleuchtet einführend die Materialität des Gegenstands. Erläuterungen zur Frage „Warum Videos transkribieren?“ werden Ausgangspunkt für den Arbeitsteil angewandter Forschung: „Wie Videos transkribieren?“ Ein (sehr) kurzer Überblick über derzeitige Videoanalyse- und Transkriptionssysteme aus der qualitativen Sozialforschung zeigt, wie die Feldpartitur verknüpft ist mit den verschiedenen derzeit praktizierten Videoanalyse-Methoden. Die praktische Transkriptionsarbeit wird im Workshop den größten Teil einnehmen: Die Darlegung eines Forschungsbeispieles (gerne einer/eines Teilnehmenden) zeigt die deskriptiven Arbeitsschritte (Konstituenten der Videos) sowie die interpretativen Arbeitsschritte bei der Analyse eines Videos.

Alle Teilnehmenden erhalten im Workshop eine eigene Demoversion der Feldpartitur-Software für die Dauer von sieben Tagen im Anschluss an den Workshop.

Teilnehmende, die eigenes Videomaterial im Workshop bearbeiten möchten, setzen sich bitte bis 14.6.2013 direkt mit mir in Verbindung. Die Anonymisierung Ihres Bildmaterials im Video kann von uns vorgenommen werden.

Literatur

Workshop: Einführung in ATLAS.ti 7

Thomas Muhr

Susanne Friese

ATLAS.ti GmbH

Der 2-gliedrige Workshop beginnt mit einem Überblick über die zentralen Konzepte und Prozeduren der qualitativen Datenanalysesoftware ATLAS.ti, die vor 2 Jahrzehnten als Prototyp an der Technischen Universität Berlin aus der Taufe gehoben wurde und nunmehr in der Version 7 vorliegt.

Im zweiten Teil des Workshops können Sie anhand von Beispieldaten selbst erste Erfahrungen mit ATLAS.ti sammeln. Der Workshop ersetzt kein Einführungstraining, sondern bietet einen Überblick über die Funktionalitäten der Software und wie man mit ihr arbeiten kann.

Damit wir uns ein Bild über ihre Arbeitsgebiete und Interessensschwerpunkte machen können, erhalten Sie Mitte Juni eine kleine online Umfrage von uns, in der wir Sie nach Vorerfahrung, Art des Datenmaterials, Auswertungsmethodik, etc. fragen. Auf Basis dieser Umfrage stellen wir das endgültige Programm für den Workshop zusammen. Das Grundgerüst, in das wir Ihre thematischen Interessen einbauen, sieht wie folgt aus:

  • Eine Besprechung der Datenformate, welche analysiert werden können
  • Die ATLAS.ti Benutzeroberfläche
  • Projekterstellung
  • Kodierung des Datenmaterials, je nach Interesse Kodierung unterschiedlicher Medien
  • Schreiben von Kommentaren und Memos
  • Ein kurzer Einblick in die Netzwerkfunktion (Visualisierung)
  • Erstellung von Hyperlinks
  • Möglichkeiten der weiteren Datenauswertung
  • Datenexport und Reports

Als erster Einblick in die Besonderheiten von ATLAS.ti, hier ein kurzer Exzerpt über die Basiseinheit in ATLAS.ti, dem „Zitat“:  Ein Zitat in ATLAS.ti ist ein Stück Text, ein Bildausschnitt, eine Videosequenz, ein Tonschnipsel, ein Ort. Die Erstellung eines solchen Zitats ist die Grundlage aller weiteren ordnenden, interpretierenden und theoriebildenden analytischen und synthetischen Tätigkeiten eines ATLAS.ti Anwenders. Wie bei echten Zitaten zeigt sich das Potenzial dieses simplen, aber dennoch einzigartigen und extrem leistungsfähigen Konzepts in dessen Vernetzung. Die wohl prominenteste „Verlinkung“ ist die zwischen einem Zitat und einem Kode: die „Kodierung“, wobei das Kodieren in der Regel die Erzeugung eines Zitats mit einschließt: Text lesen, Text markieren, Kode eingeben, fertig. Mit dem Verweis von Zitat zu Zitat („Hypertext“) ergänzen wir das nivellierende Kodieren mit einer die Unterschiede berücksichtigenden Perspektive.

http://www.atlasti.de/ – Sie erhalten von uns vorab Materialien per E-Mail.

Literatur

  • Friese, Susanne (2012). Qualitative Data Analysis with ATLAS.ti. London:
    Sage.

Workshop: Schreibwerkstatt

Dr. Carola Nürnberg

Institut für Qualitative Forschung, Internationale Akademie der FU Berlin; Deutsches Jugendinstitut, München

Die Schreibwerkstatt stellt eine Reihe von Techniken vor, die das Schreiben erleichtern. In mehreren kleinen Schreibetappen erproben alle Teilnehmenden verschiedene Schreibtechniken (freies Schreiben, Sandwich-Schreiben, Schreiben nach der Uhr etc.). Schwerpunkt des Workshops ist Das-Ins-Schreiben-Kommen. Idealerweise kommen mit dem Schreiben auch die Gedanken über die eigene Arbeit ins Fließen.

Bitte beachten Sie: Akademische Schreibkonventionen, der Aufbau und die Gliederung von Texten und andere Formen des Polierens und Editierens von Texten werden hier ausgeklammert, der Schwerpunkt liegt auf dem Schreiben, das solcher Text-Arbeit vorausgeht. Der Workshop arbeitet u.a. mit Elementen aus den folgenden Büchern, ist aber nicht auf Promovierende beschränkt.

Literatur

  • Bolker, Joan (1998). How to write your dissertation in 15 Minutes a day. Henry Holt.
  • Murray, Rowena (2002). How to write a thesis. Open University Press.

Workshop: Wissenssoziologische Bildhermeneutik

Prof. Dr. Jürgen Raab

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Unter dem Eindruck der zunehmenden Medialisierung sich modernisierender Gesellschaften ist in den Sozialwissenschaften die Aufmerksamkeit für die Kulturbedeutung von visuellen und audiovisuellen Ausdrucks- und Darstellungsformen auf breiter Front neu entfacht. Der sogenannte „Visual Turn“ führte nicht nur zum Wiedererwachen und zur Neuanregung der Visuellen Soziologie. Vielmehr scheint sich in den Sozial- und Kulturwissenschaften zusehends die Einsicht durchzusetzen, dass stehende und bewegte Bilder mit ihrer spezifischen kommunikativen Qualität entscheidend beitragen zur technisch-medialen Herstellung und Tradierung, Stabilisierung und Veränderung nicht allein von persönlichen und kollektiven Identitäten, sondern von gesellschaftlichem Wissen und von sozialer Wirklichkeit insgesamt.

Der Workshop widmet sich den Herausforderungen, Problemen und Potenzialen der methodisch-kontrollierten sozialwissenschaftlichen Analyse von visuellen Daten in ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen. Ausgehend von den methodologischen und methodischen Ansätzen der wissenssoziologischen Bildhermeneutik verfolgt der Workshop das Ziel, interpretative Zugänge zu den symbolischen Ordnungen von Einzelbilddarstellungen ebenso vorzustellen, zu diskutieren und an konkreten Materialien zu erproben, wie zu den vielfältig möglichen Arrangements von Einzelbildern als bewegte oder unbewegte, dramaturgische oder vergleichende Bildanordnungen.

Literatur

  • Breckner, Roswitha (2010). Sozialtheorie des Bildes. Zur interpretativen Analyse von Bildern und Fotografien. Bielefeld: Transcript.
  • Breckner, Roswitha (2012). Bildwahrnehmung – Bildinterpretation. Segmentanalyse als methodischer Zugang zur Erschliessung bildlichen Sinns. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 2 143-164.
  • Müller, Michael R. (2012). Figurative Hermeneutik. Zur methodologischen Konzeption einer Wissenssoziologie des Bildes. Sozialer Sinn. Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung, 1/2012, 129-161.
  • Raab, Jürgen (2008). Visuelle Wissenssoziologie. Theoretische Ansätze und materiale Analysen. Konstanz: UVK.
  • Raab, Jürgen (2011). Wissenssoziologisches Vergleichen. In Andreas Mauz & Hartmut von Sass (Hrsg.), Hermeneutik des Vergleichs. Strukturen, Anwendungen und Grenzen komparativer Verfahren (S.91-113). Würzburg: Königshausen & Neumann.
  • Raab, Jürgen (2012). Visuelle Wissenssoziologie der Fotografie. Sozialwissenschaftliche Analysearbeit zwischen Einzelbild, Bildsequenz und Bildkontext. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 2, 121-142.#
  • Raab, Jürgen & Dirk Tänzler (2012). Video Hermeneutics. In Hubert Knoblauch, Bernt Schnettler, Jürgen Raab & Hans-Georg Soeffner (Hrsg.), Video-Analysis: Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology (3. Aufl., S.85-97). Frankfurt/M.: Lang.
  • Soeffner, Hans-Georg (2012). Visual Sociology on the Basis of ‚Visual Concentration’. In Hubert Knoblauch, Bernt Schnettler, Jürgen Raab & Hans-Georg Soeffner (Hrsg.), Video-Analysis: Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology (3. Aufl., S.209-217). Frankfurt/M.: Lang. 

Workshop: Interviews

Dr. Herwig Reiter

Deutsches Jugendinstitut, Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden

Das Interview gehört zu den Standardwerkzeugen qualitativer Sozialforschung. Das liegt u.a. daran, dass es an das Gespräch als Interaktionsform des Alltags angelehnt ist und direkten Zugang zu Sprache und Denkweise der Forschungssubjekte ermöglicht. Außerdem ist es eine etablierte und pragmatische Alternative zu aufwändigeren Methoden und Ansätzen.

Der Workshop beginnt mit einer kurzen methodologischen Einführung der Besonderheiten qualitativer Interviewforschung sowie der Diskussion ausgewählter Verfahren, ihrer Anwendungsbereiche und typischer Arbeitsschritte. Der größte Teil ist praktischen Fragen der Planung, Vorbereitung und Durchführung qualitativer Interviews gewidmet und richtet sich nach Forschungsvorhaben und konkreten Anliegen der Teilnehmenden.

Literatur

  • Helfferich, Cornelia (2009). Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2010). Interviews. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.423-435). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview [25 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228
  • Witzel, Andreas & Reiter, Herwig (2012). The problem-centred interview. Principles and practice. London: Sage.

Workshop: Systematische Metaphernanalyse

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau-Görlitz, Fachbereich Sozialwesen

Julia Schröder

Universität Hildesheim

Eine systematische Metaphernanalyse reagiert auf die Probleme bisheriger Versuche, den Sinn von metaphorischen Äußerungen zu verstehen. Von älteren Studien unterscheidet sie sich durch folgendes:

  • Sie nutzt die Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson), um den Stellenwert von Metaphern für Strukturen von Denken, Handeln und Emotionen zu bestimmen.
  • Das empirische Vorgehen bietet eine handhabbare Arbeitsdefinition zur Erkennung von Metaphern.
  • Sie ermöglicht, von einzelnen Metaphern auf zusammenhängende metaphorische Konzepte zu schließen.
  • Das empirische Vorgehen der Metaphernanalyse ist offen dafür, sowohl kulturelle, subkulturelle wie individuelle Muster zu rekonstruieren.
  • Für die Interpretation metaphorischer Muster steht eine Sammlung heuristischer Hilfen zur Verfügung.
  • Neben allgemeinen, für qualitative Forschung gültigen Gütekriterien sind speziellere Gütekriterien für Metaphernanalysen benennbar.

Im Workshop sollen diese Merkmale je nach Vorwissen der Teilnehmer_innen an vorbereitetem Material vorgestellt und in kleinen Übungen vertieft werden.

Literatur

  • Schmitt, Rudolf (2003). Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4(2), Art. 41, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0302415
  • Schmitt, Rudolf (2004). Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Review Essay: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Art. 19, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402190.
  • Schmitt, Rudolf (2007). Versuch, die Ergebnisse von Metaphernanalysen nicht unzulässig zu generalisieren. Zeitschrift für qualitative Forschung, 8(1), 137-156. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-277869 
  • Schmitt, Rudolf (2010). Metaphernanalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.676-691). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Sampling und Fallauswahl

Prof. Dr. Margrit Schreier

Jacobs University Bremen, School of Humanities and Social Sciences

Beim Sampling in der quantitativen Forschung geht es oft darum, durch Zufallsauswahl eine repräsentative Stichprobe zu gewinnen, um von der Stichprobe auf eine Grundgesamtheit zu schließen. In der qualitativen Forschung stehen dagegen meist ganz andere Ziele im Vordergrund. Dabei wird eine begrenzte Anzahl von Fällen vertieft, differenziert untersucht und dargestellt. Wesentlich für die Auswahl der Fälle ist dabei meist nicht die Repräsentativität, sondern dass die Fälle im Hinblick auf die Fragestellung möglichst informationshaltig sind (sog. absichtsvolle Fallauswahl).

Was heißt „informationshaltig“ in der Praxis aber genau? Wie geht man bei der absichtsvollen Fallauswahl vor, und wie viele Fälle sind „genug“? Diesen Fragen gehen wir in dem Workshop anhand von Untersuchungsbeispielen der Teilnehmer_innen nach. Es werden verschiedene Kriterien und Strategien der Fallauswahl beschrieben und erprobt. Diese Strategien und Kriterien stammen teilweise aus der qualitativ-sozialwissenschaftlichen Tradition (z.B. kriterienorientierte Fallauswahl, theoretisches Sampling, qualitative Stichprobenpläne, heterogene Stichprobenziehung), teilweise aus der Literatur zur Durchführung von Fallstudien (z.B. Auswahl von typischen Fällen, Extremfällen, abweichenden Fällen). Soweit noch Zeit ist und die Teilnehmenden dies möchten, sprechen wir auch über verschiedene Konzepte von Verallgemeinerung und wie diese mit Strategien der Fallauswahl zusammenhängen.

Der Workshop eignet sich für alle, die eine qualitative Studie planen und sich schon vorab über die Fallauswahl Gedanken machen. Er soll auch denjenigen eine Hilfestellung an die Hand geben, die ihre Fallauswahl bereits abgeschlossen haben und sich nun fragen, was sie auf dieser Grundlage aussagen können.Die Fallauswahl ist ein Teil des Untersuchungsdesigns und geht damit über die Anwendung einzelner Methoden hinaus. Neben der Beschreibung von Strategien sind daher auch methodologische Überlegungen zur Fallauswahl in der qualitativen und der quantitativen Forschung Bestandteile des Workshops.

Literatur

  • Daniel,  Johnnie (2012). Sampling essentials. London etc.: Sage.
  • Quinn Patton, Michael (2002). Qualitative evaluation and research methods (3rd ed., pp. 230-247). Newbury Park etc.: Sage.
  • Schreier, Margrit (2010). Fallauswahl. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S. 238-251). Wiesbaden: VS Verlag. 

Workshop: Online Erhebung von Mixed Methods Daten

Claus Stefer

Philipps-Universität Marburg, Institut für Erziehungswissenschaft, AG Methoden und Evaluation

Thomas Ebert

Goethe Universität Frankfurt am Main, Frankfurter Arbeitsstelle für Medizindidaktik (FAM)

In der qualitativen Forschung wird zunehmend auf die Möglichkeit zurückgegriffen, Daten online zu erheben. Solche Online-Datenerhebungen lassen sich kostengünstig, schnell und mit vielen Forschungsteilnehmenden durchführen. Durch den Wegfall der Transkription minimieren sich zudem Übertragungsfehler.

Ein besonderer Mehrwert internetbasierter Datenerhebung ist die vereinfachte Integration von offenen und standardisierten Fragen in Mixed-Methods-Designs.

In einem kurzen Einleitungsreferat werden die Grundlagen der Online-Datenerhebung dargestellt. Anschließend werden die praktische Erstellung und die Durchführung einer Online-Datenerhebung mittels der kostenlosen Software LimeSurvey fokussiert. Besondere Schwerpunkte liegen auf Fragen der Online-Umsetzung eines Papierfragebogens und der technischen Planung. Auch Fragen der Teilnehmer_innenverwaltung und Anonymität werden aufgegriffen. Abschließend wird demonstriert, wie die gewonnenen Daten exportiert und für die Weiterverwendung in anderen Programmen, u.a. QDA-Software, aufbereitet werden.

Insgesamt gewährt der Kurs einen Einblick in die Planung und Durchführung einer Online-Datenerhebung mit standardisierten und offenen Fragen. Er soll dazu befähigen, die Möglichkeiten und Stolperfallen einschätzen zu können, mit denen dieses Verfahren behaftet ist. Die Kenntnisse, die in diesem Workshop für das eingesetzte Tool LimeSurvey vermittelt werden, können auch auf andere Erhebungswerkzeuge (z.B. 2ask, GlobalPark/UniPark oder MaQ) übertragen werden.

Literatur

  • Fielding, Nigel G: Lee, Raymond M. & Blank, Grant (Hrsg.) (2008). The Sage Handbook of Internet and Online Research Methods. Thousand Oaks: Sage.
  • Kuckartz, Udo: Ebert, Thomas; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2009). Evaluation online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS.
  • Ritter, Lois A. & Sue, Valarie M. (2007). The Use of Online Surveys in Evaluation (New Directions for Evaluation, No. 115). San Francisco: Jossey Bass.
  • Stefer, Claus & Rädiker, Stefan (2008). E-Valuation. Die Online-Erhebung qualitativer und quantitativer Daten und deren Auswertung,http://www.caqd.de/attachments/061_Stefer_Raediker.pdf

Workshop: Beobachtungsprotokolle und Feldnotizen

Prof. Dr. Stefan Thomas

Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Sozialwesen

Beobachtungsprotokolle und Feldnotizen bilden ein eigenes Genre der qualitativen Sozialforschung. Die persönlichen Erfahrungen der Forschenden in der teilnehmenden Beobachtung werden zu Daten, die systematisch festzuhalten sind. Eine strikte Unterscheidung von Datenerhebung und Datenauswertung ist nicht möglich. Schon die erinnernde Erstellung der Daten ist eine Rekonstruktion der erfahrenen Wirklichkeit. Anstatt Resultate „objektiver“ Datenaufzeichnung sind die Protokolle ein erster Schritt auf dem Weg einer fortschreitenden Konzeptualisierung und Interpretation der beobachteten Phänomene. Dennoch stellt sich die Anforderung an die Forschenden, beim Schreiben von Protokollen eine deskriptive Darstellungsebene zu finden. Ziel ist dabei eine erfahrungsnahe Erfassung und Beschreibung von Wirklichkeit, die bei den beobachteten Sachverhalten, Ereignissen und Situationen selbst verweilt.

Die Probleme, die durch diese Ambiguität aufgeworfen werden, sollen in dem Workshop zum Thema gemacht werden. Vor allem soll die Frage verfolgt werden: Wie lässt sich die Subjektivität der eigenen Erfahrungen sinnvoll in Daten verwandeln? Eine abschließende Lösung wird es für dieses Problem nicht geben. Vielmehr soll im Workshop durch die Darstellung von Einsichten aus der Literatur und durch kollegialen Austausch eigener Erfahrungen ein erhöhtes Niveau der Reflexion gefunden werden.

Im ersten Teil des Workshops werden daher verschiedene Herangehensweisen beim Schreiben von Beobachtungsprotokollen systematisiert. Im zweiten Teil sollen anhand eigener Schreiberfahrungen sowohl die Möglichkeiten als auch die Probleme von Protokollen und Feldnotizen im Detail und in der praktischen Umsetzung gemeinsam diskutiert werden.

Literatur

  • Emerson, Robert M.; Fretz, Rachel I. & Shaw, Linda L. (1995). Writing ethnographic fieldnotes. Chicago: University of Chicago Press.
  • Sanjek, Roger (Hrsg.) (1990). Fieldnotes. The makings of anthropology. Ithaca (NY): Cornell University Press
  • Streck, Rebekka; Unterkofler, Ursula & Reinecke-Terner, Anja (2013). Das „Fremdwerden“ eigener Beobachtungsprotokolle – Rekonstruktionen von Schreibpraxen als methodische Reflexion. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 14(1), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1301160.