Workshops 2012

Workshop: Partizipative Forschung: Ein Blick auf die neuere Entwicklung

Prof. em. Dr. Jarg Bergold

Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, und INA

Dr. Hella von Unger

Wissenschaftszentrum Berlin (WZB)

Im Abgrenzung zu den „Forschungswerkstätten“, in denen eigene Forschungsprojekte vorgestellt und diskutiert werden, sollen Workshops eher einen Überblick über das Feld geben und gemeinsame Diskussionen über das Thema ermöglichen. Im Feld qualitativer Forschung lassen sich interessante Entwicklungen bei partizipativen Forschungsansätzen beobachten. Ziel dieses Workshops ist es, einige der neueren Ansätze zu diskutieren und zu überlegen, inwieweit diese Ansätze Anregungen für die eigene Forschungspraxis bieten können.

Im ersten Teil des Workshops werden die Grundzüge partizipativer Forschungsstrategien dargestellt und ein Überblick über die aktuellen internationalen Entwicklungen gegeben. Dabei wird allerdings auf einige Bereiche fokussiert, da das Spektrum partizipativer Forschung inzwischen sehr breit geworden ist.

Im zweiten Teil sollen diejenigen Themen vertieft diskutiert werden, die den Teilnehmenden wichtig und nützlich erscheinen. Zur Vorbereitung wird ein Blog eingerichtet, auf dem die Teilnehmenden ihre Themeninteressen und Fragen einbringen und diskutieren können. Auf diese Weise kann auch schon vorab eine Auswahl von Themen erfolgen.

Nach erfolgter Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren bitten wir Teilnehmenden, die ein Interesse an der Themendiskussion haben, sich mit mir in Verbindung zu setzen (jarg.bergold@fu-berlin.de / unger@wzb.eu). Die Abstimmung darüber, welche Themen im Workshop diskutiert werden, soll dann partizipativ durch alle Teilnehmenden gemeinsam erfolgen.

Literatur

Zur Orientierung, Einführung und als Diskussionsgrundlage werden folgende Texte vorgeschlagen:

Workshop: Sozialwissenschaftliche Dispositivanalyse

Prof. Dr. Andrea D. Bührmann

Universität Göttingen, Institut für Soziologie

Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse zielt darauf, diskursive Praktiken zur Herstellung und Durchsetzung von Wissen in spezifischen sozio-historischen Kontexten zu analysieren und dessen Formierungsstrukturen, Funktionsmechanismen und Machtwirkungen zu entziffern. Bei der Dispositivanalyse geht es vor diesem Hintergrund um die die systematische Ergänzung und Weiterung diskurstheoretischer Perspektiven und diskursanalytischer Forschungspraxis. Im Zentrum stehen also diskursive und nicht-diskursive Praktiken und deren Vermittlungen. Zu fragen ist damit nach den Wechselbezügen zwischen normierenden Wissensordnungen, ihren konkreten handlungspraktischen Wirksamkeiten im sozialen Austausch von Menschen sowie den damit einhergehenden Selbst-Bezügen und Subjektivitätsformen.

Obwohl mittlerweile einige Konzeptionen für eine (auch) an Foucault orientierte und darüber hinausweisende Forschungsmethodik vorliegen, bleibt eine methodische „Schrittfolge“ für Diskurs- und Dispositivanalysen problematisch. Die gilt besonders, falls solche Vorgaben den Anspruch auf Verbindlichkeit und Ausschließlichkeit erheben. Was eine „Diskurs-“ bzw. „Dispositivanalyse“ jeweils ausmacht, muss je nach Forschungsfrage, ihrer jeweiligen theoretischen und methodologischen Fundierung sowie den damit verbundenen methodisch-praktischen Umsetzungen immer erst bestimmt werden.

Der Workshop bietet mit Blick darauf eine grundlegende und einführende Diskussion zur sozialwissenschaftlichen (Diskurs- und) Dispositivforschung, die vor allen Dingen an konkreten methodisch-praktischen Fragen der Durchführung von Forschungsprojekten orientiert ist.

Literatur

  • Bührmann, Andrea D.; Diaz-Bone Rainer; Kendall, Gavin; Guiterréz Rodríguez, Encarnación; Schneider, Werner & Tirado, Francisco (Hrsg.) (2007). From Michel Foucault’s Discourse Theory to Empirical Social Research on Discourses. Current Methodological Developments und Methodical Applications in Social Research. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(2), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/7.
  • Bührmann, Andrea & Schneider, Werner (2008). Vom Diskurs zum Dispositiv. Eine Einführung in die Dispositivanalyse. Bielefeld: transcript-Verlag.

Workshop: Introspektion – ein neues gruppengestütztes Verfahren

Dr. Thomas Burkart

Psychologischer Psychotherapeut; in eigener Praxis in Hamburg tätig; Mitglied der Hamburger Forschungswerkstatt Dialogische Introspektion

Die dialogische Introspektion ist die Wiederaufnahme der Introspektion (oder Selbstbeobachtung, Selbstwahrnehmung), die von der klassischen Psychologie und der Würzburger Schule als Hauptmethode eingesetzt wurde und dann durch den Behaviorismus unterdrückt wurde, in einer den heutigen methodischen Ansprüchen genügenden Form. Die Methode wird nach bestimmten Regeln in Gruppen ausgeführt, zumeist digital dokumentiert und nach der qualitativen Heuristik auf Gemeinsamkeiten analysiert (siehe http://www.heureka-hamburg.de).

Der Vorteil der Methode ist die rasche Beschaffung von umfangreichen qualitativen Daten, die bei angemessener Ausführung hoch differenziert sind und auch vergangene Erlebnisse und Erfahrungen zu Tage fördern. Die Methode kann für die Erforschung aller Arten von Erlebnissen verwandt werden und ist auch geeignet bei sozialpsychologischer und soziologischer Fragestellung. Sie vermeidet eine Reihe von Problemen der „Focus Group“ (oder Gruppendiskussion), die eine der Hauptmethoden der angewandten qualitativen Forschung ist. Die „dialogische Introspektion“ ist ein exploratives Verfahren per se, gut geeignet zu Forschungsbeginn, zur Begleitung und Korrektur laufender Erhebungen und zur Erkenntnis der Struktur wesentlicher Dimensionen eines Themas. Die Methode wurde jüngst erfolgreich in einer großen Studie der GfK in sechs außereuropäischen Ländern eingesetzt, wobei sich die Methode durch „die 3 Es“ auszeichnete:  Entschleunigung, emotionale Antworten und Erfahrungserfassung.

Die Veranstaltung stellt die Methode vor, ihre Vorteile und mögliche Probleme und diskutiert Beispiele für ihre Anwendung. Die Teilnehmenden können sich an einem Experiment zur Datenerhebung beteiligen.

Weitere Informationen über http://de.wikipedia.org/wiki/Dialogische_Introspektion sowie über http://www.introspektion.net, Anwendungen finden sich dort unter „Beispiel“, dann die Buchsymbole aufrufen.   

Weiterführende Literatur

  • Burkart, Thomas (2008). Methodologie: Dialogische Introspektion in der Gruppe. (Arbeitspapier).  http://www.introspektion.net/html/methodologieburkart.html.
  • Burkart, Thomas, Kleining, Gerhard & Witt, Harald (Hrsg.) (2010). Dialogische Introspektion: Ein gruppengestütztes Verfahren zur Erforschung des Erlebens. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kleining, Gerhard (2008). Die Würzburger Methode und unsere Verbesserung (Arbeitspapier). http://www.introspektion.net/html/geschichte.html.
  • Witt, Harald (2010). Introspektion. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.491-505). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Triangulation

Prof. Dr. Uwe Flick

Alice Salomon Hochschule Berlin

Die Verwendung unterschiedlicher Zugänge in theoretischer und methodischer Hinsicht und was die verwendeten Daten betrifft spielt in der qualitativen Forschung schon seit längerem eine Rolle und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Als Leitkonzept in diesem Kontext hat sich der Begriff der Triangulation eingebürgert, der von Norman Denzin in den 1970er Jahren entsprechend eingeführt wurde. Triangulation kann sich auf die Kombination unterschiedlicher theoretischer Perspektiven oder auf die Verwendung unterschiedlicher Methoden beziehen, wobei die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden eine von verschiedenen Möglichkeiten, darstellt, und die Kombination verschiedener qualitativer Methoden zunehmend an Bedeutung gewinnt. Triangulation kann sich auf Verwendung unterschiedlicher Datensorten sowie die Zusammenarbeit verschiedener Forscher/innen stützen. Dabei kann Triangulation jeweils als Strategie der Geltungsbegründung aber auch allgemeiner zur Erweiterung der Erkenntnismöglichkeiten eingesetzt werden.

In diesem Workshop soll das Konzept der Triangulation in seinen unterschiedlichen Varianten vorgestellt werden. Dazu werden jeweils Forschungsbeispiele diskutiert. Im zweiten Teil des Workshops sollen die Teilnehmer/innen die Gelegenheit erhalten, die dabei aufgeworfenen Fragen am eigenen Vorgehen und Material weiter zu diskutieren.

Literatur

  • Denzin, Norman K. (1989). The Research Act (3. Aufl.). Englewood Cliffs, N. J.: Prentice Hall.
  • Flick, Uwe (2005). Qualitative research in sociology in Germany and the US—State of the art, differences and developments. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 23, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503230.
  • Flick, Uwe (2007). Qualitative Sozialforschung – eine Einführung (akt. u. erw. Neuausgabe). Reinbek: Rowohlt.
  • Flick, Uwe (2010). Triangulation. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Qualitative Forschung in der Psychologie (S.278-289). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Flick, Uwe (2011). Triangulation – Eine Einführung (3. akt. und. erw. Aufl.; Reihe: Qualitative Sozialforschung, Band 12). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Bild und Artefaktanalyse

Ass.-Prof. Dr. Ulrike Froschauer

Universität Wien, Institut für Soziologie

Ao.Prof. Dr. Manfred Lueger

Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Soziologie und Empirische Sozialforschung, Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden

Artefakte als materialisierte Produkte menschlicher Aktivitäten sind in jeder Gesellschaft nahezu allgegenwärtig. Dies gilt für Kulturlandschaften, Architektur, Fotos oder auch die Kleidung. Als Objektivationen sozialer Beziehungen und gesellschaftlicher Verhältnisse legen sie ein beredtes Zeugnis über unterschiedliche Lebensformen und Kulturen ab. Für sozialwissenschaftliche Analysen sind sie nicht nur aus diesem Grund besonders interessant, sondern auch, weil sie leicht zugänglich sind und sich aufgrund ihrer Präsenz und zumeist relativen Stabilität für eine wiederholte und distanzierte analytische Zuwendung anbieten oder zumindest gut dokumentarisch erfasst werden können.

Der Workshop befasst sich daher mit der Analyse solcher Materialien, wobei folgende Aspekte besondere Berücksichtigung finden:

– Einbettung der Artefaktanalyse in die methodologische Position qualitativer Sozialforschung
– Grundlagen der Artefaktanalyse
– Phasen der Interpretation von Artefakten
– Exemplarische Analyse von Artefakten
– Diskussion der Stärken und Schwächen der Artefaktanalyse
– Diskussion der Anwendbarkeit von Artefaktanalysen
– Reflexion zum Workshop

Ziel des Workshops ist, mit den Grundlagen und den konkreten Interpretationsschritten einer Artefaktanalyse vertraut zu machen und anhand der gemeinsamen Analyse eines Beispiels durchzuspielen. Darüber hinaus soll die Vorgangsweise einer kritischen Diskussion unterzogen werden.

Literatur:

  • Froschauer, Ulrike (2009). Artefaktanalyse. In Stefan Kühl, Petra Strodtholz & Andreas Taffertshofer (Hrsg.), Handbuch Methoden der Organisationsforschung. Quantitative und Qualitative Methoden (S.326-347). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Froschauer, Ulrike & Lueger, Manfred (2007). Film-, Bild- und Artefaktanalyse. In Jürgen Straub, Arne Weidemann & Doris Weidemann (Hrsg.), Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Grundbegriffe – Theorien – Anwendungsfelder (S.428-439). Stuttgart. Metzler.
  • Gagliardi Pasquale (Hrsg.) (1990). Symbols and Artefacts. Views of the Corporate Landscape. Berlin: de Gruyter.
  • Lueger, Manfred (2010). Interpretative Sozialforschung: Die Methoden. Wien: Facultas-UTB (Kap. 4).
  • Van Leeuwen Theo & Jewitt Carey (Hrsg.) (2001). Handbook of Visual Analysis. Los Angeles: Sage.

Workshop: Sampling

Prof. Dr. Margrit Schreier

Jacobs University Bremen, School of Humanities and Social Sciences

Als klassischer Ablauf einer wissenschaftlichen Studie gilt, dass erst Daten erhoben werden und dann deren Analyse folgt. In der Praxis sieht da dann so aus, dass 20 (meist narrative) Interviews durchgeführt, verschriftet und dann analysiert werden (falls dafür die Zeit noch reicht, wenn nicht, müssen sie nacherzählt werden).

Woher will man wissen, dass genau diese 20 Interviewpartner/innen und nicht andere für die vorliegende Fragestellung interessant sind? Woher will man wissen, dass genau 20 und nicht 12 oder 21 Interviews für eine solide Studie erforderlich sind? Und woher will man schließlich wissen, dass es mit dem Erhebungsverfahren Interview getan ist?

Auf alle diese Fragen gibt die Grounded Theory eine entscheidende Antwort: Theoretical Sampling. Das heißt, dass immer genau so viel Material erhoben wird, wie benötigt wird, um eine Theorie zu einem gegebenen Gegenstand zu entdecken. Der laufende Theoriebildungsprozess entscheidet, welches Material als nächstes erhoben wird. Dieses Verfahren ist beendet, wenn neues Material nichts mehr Neues zum Theoriebildungsprozess beitragen kann.  Dann gilt die Theorie als gesättigt.

Das Theoretical Sampling wird in diesem Workshop als Verfahren vorgestellt und anhand von Beispielen (des Referenten, der Teilnehmer/innen) diskutiert.

Literatur:

  • Janice M. Morse (2007). Sampling in Grounded Theory. In Antony Bryant & Kathy Charmaz (Hrsg.), The SAGE Handbook of Grounded theory (S.228-244). Los Angeles: Sage.
  • Schreier, Margrit (2010). Fallauswahl. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (. 238-251). Wiesbaden: VS Verlag.

Workshop: Lebensweltliche Ethnografie

Prof. Dr. Ronald Hitzler

Heiko Kirschner

Technische Universität Dortmund, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Fakultäten 12 und 11

Das Konzept der lebensweltanalytischen Ethnografie impliziert einerseits grundsätzlich eine quasi-ethnologische Gesinnung des Soziologen gegenüber „fremden“ Kulturfeldern in seiner nächsten Nähe, d.h. die Bereitschaft, soziale Praktiken in den mannigfaltigen Sinnwelten moderner Gesellschaften so „unverwandt“ anzuschauen, als ginge es dabei um „exotische“ Sitten, Gebräuche und Weltanschauungen. Andererseits aber stellt es sich sozusagen methodisch-empirisch dem erkenntnistheoretischen Problem, wie es gelingen kann, den subjektiv gemeinten Sinn des subjektiven Erlebens eines „alter ego“ einigermaßen adäquat zu verstehen, obwohl dieser eben prinzipiell ungewiss und nur über die Interpretation von Appräsentationen „typisch“ rekonstruierbar ist.

Lebensweltanalytische Ethnografie zu treiben, deren wesentliche „besondere“ Technik die (von der teilnehmenden Beobachtung zu unterscheidende) beobachtende Teilhabe ist, bedeutet, sich – neben bzw. zusätzlich zu den üblichen Verfahren ethnografischer Datenerhebung – in das je zu untersuchende soziale „Feld“, möglichst intensiv zu involvieren und – bis hinein in sprachliche und habituelle Gewohnheiten – zu versuchen, den dort (mehr oder weniger) kompetent agierenden Menschen möglichst ähnlich zu werden. Eine solche „methodische Assimilation“ gelingt – aus vielerlei Gründen – durchaus nicht immer, und sie gelingt schon gar nicht immer gleich gut. In dem Maße aber, wie sie gelingt, generiert der Forscher eine Art und Qualität von Daten, wie sie mit anderen Forschungsmethoden nur schwerlich (genau genommen: gar nicht) zu erlangen sind: Daten darüber, was hier für den „engagierten“ Teilnehmenden wichtig, problematisch, angenehm, interessant, langweilig usw. ist, Daten darüber also, wie und was der „engagierte“ Teilhaber in seinen kleinen sozialen Lebens-Welten tatsächlich erlebt. Erhebungstechnisch verlangt das „Programm“ lebensweltanalytischer Ethnografie vom Forscher also, sich sozusagen rückhaltlos auf das Feld einzulassen. Auswertungstechnisch hingegen erfordert es – wie jede wissenschaftliche Ethnographie -, sich mit den einmal gewonnenen Daten pragmatisch distanziert, rein kognitiv interessiert und werturteilsenthaltsam in theoretischer Einstellung auseinanderzusetzen.

In diesem Workshop sollen einige wichtige ethnografische und quasi-ethnografische Konzepte kurz skizziert und dann insbesondere die speziell für die lebensweltanalytische Ethnografie wesentlichen Methoden der Datenerhebung (beobachtende Teilnahme und Experteninterview) und der Datenanalyse (phänomenologische Deskription und quasi-sokratische Deutungstechnik) vorgestellt und diskutiert werden.

Literatur zur Einstimmung:

  • Hitzler, Ronald (1999). Welten erkunden. Soziale Welt, 50(4), 473-483.
  • Honer, Anne (2011). Kleine Leiblichkeiten. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Pfadenhauer, Michaela (2005). Ethnography of Scenes. [31 Absätze] Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(3), Art. 43. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503430

Workshop: Protokollierung von Beobachtungen

Prof. Dr. Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik

Universität Gießen

Die Teilnehmende Beobachtung ist ein methodisches Verfahren, bei der der/die Forscher/in subjektive Wahrnehmung von Interaktion in einem diese strukturierenden Raum möglichst nachvollziehbar und detailliert aufzeichnen muss. Im Mittelpunkt dieses Verfahrens, wie auch dieser Veranstaltung, steht deshalb das Protokollieren des Beobachteten, dessen Strukturierung und dessen Aufzeichnen. Ziel des Workshops ist es, das Aufzeichnen von Beobachtungsdaten darzustellen, zu diskutieren und zu vertiefen. Dieses geschieht unter der Berücksichtigung der unterschiedlichen Möglichkeiten eines Zugangs zum Feld (von der strukturierten bis zur unstrukturierten Beobachtung) und vom Verhalten des/der Beobachters/in im Feld.

Struktur:

  • Aufzeichnen, Protokollieren von Beobachtungsdaten
  • Diskussion von Beobachtungsprotokollen

Zur Vorbereitung empfohlene Literatur

  • Scholz, Gerold (2005). Teilnehmende Beobachtung: eine Methodologie oder eine Methode. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative Entwicklungspsychologie (S.381-411). Köln: Kölner Studien Verlag.
  • Merkens, Hans (1986). Vorwissen und Hypothesenbildung beim Prozeß des Beobachtens – Überlegungen zu den Grenzen der Beobachtung in der Arbeitsmigrantenforschung. In Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik (Hrsg.), Qualitative Methoden der Datenerhebung in der Arbeitsmigrantenforschung (S.78-108). Mannheim: FRG.

Workshop: Qualitative Netzwerkanalyse

Prof. Dr. Betina Hollstein

Universität Hamburg

Das Konzept des sozialen Netzwerks hat innerhalb sehr kurzer Zeit die unterschiedlichsten Forschungsfelder erobert. Untersucht werden persönliche Netzwerke, Kommunikationsnetzwerke, subkulturelle Szenen, lokale Machteliten oder Interorganisations-Netzwerke. Als relationaler Ansatz bietet das Netzwerkkonzept einen genuin soziologischen Ansatzpunkt, um den Mechanismen sozialer Integration und den Bedingungen und Folgen von Modernisierungsprozessen auf die Spur zu kommen. Aktuelle Fragen richten sich auf die Dynamik von Netzwerken und die Verbindung von Struktur- und Akteursebene. Zu beiden Bereichen können qualitative Verfahren, die die Praxis und Handlungsorientierungen der Akteure in den Mittelpunkt stellen, wichtige Aufschlüsse liefern.

Der Workshop bietet einen Überblick über Fragen der Netzwerkforschung sowie über Forschungsstrategien und Methoden, mit denen qualitative Netzwerkanalysen durchgeführt werden können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf sog. egozentrierten Netzwerken, in denen das Netzwerk eines bestimmten Akteurs untersucht wird. Bei diesen Akteuren kann es sich um einzelne Individuen, Haushalte oder auch um Organisationen handeln.

Der Workshop besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil  werden Zugänge und Beiträge von qualitativen und stärker standardisierten Verfahren sowie von Mixed-Methods-Designs zur Untersuchung sozialer Netzwerke vorgestellt. Beispiele aus unterschiedlichsten inhaltlichen Forschungsfeldern illustrieren theoretische und methodologische Aspekte und empirische Erträge. Im zweiten Teil werden konkrete Verfahren zur Erhebung und Auswertung von qualitativen Netzwerkdaten vorgestellt. Angesprochen werden u.a. grafische Erhebungsinstrumente (sog. Netzwerkkarten) sowie qualitative und quantitative Dimensionen von Netzwerkbeziehungen.

Lektüre zur Vorbereitung:

Workshop: Think Aloud Method / Methode des Lautes Denken – Grundlagen, Anwendung und Nutzung für sozialwissenschafteliche Problemstellungen

Prof. Dr. Ernst von Kardorff

Dr. Heike Ohlbrecht, Susanne Bartel, Dr. Dorothea Tegethoff

 Humboldt Universität zu Berlin

Die Methode des „lauten Denkens“ dient der Hervorlockung möglichst ungefilterter, spontaner Äußerungen (Gedanken, Gefühle, Absichten, Assoziationen, Bewertungen usw.) einer Person, mit der sie die Ausführung definierter Handlungen – meist beruflicher Aufgaben – während oder auch kurz nach deren Abschluss beschreiben (vgl.  Konrad 2010). Es wird angenommen, dass bei entsprechender Instruktion und Durchführung das „laute Denken“ die Ausführung der untersuchten Tätigkeiten nicht beeinflusst (vgl. Fonteyn et al 1993), sie allenfalls verzögert. Die Wege der Problembearbeitung und die Lösungen unterscheiden sich aber nicht von denen unter „stummen“ Bedingungen (Crutcher 1994). Als besondere Vorteile der Think-Aloud Methode gelten der zeitlich direkten Zugang zu den Kognitionen, eine geringe Verfälschung durch Effekte der sozialen Erwünschtheit und eine hohe Reliabilität der Bearbeitungsmuster (vgl. Davison et al. 1997). Die Ergebnisse dieses Verfahrens die Think-Aloud-Protokolle (TAPs) werden möglichst ohne weitere Interventionen des Forschers/der Forscherin  auf Tonträger oder auch auf Videoclips dokumentiert und transkribiert und nach unterschiedlichen Verfahren entsprechend der Problemstellung und dem Theorieansatz ausgewertet und interpretiert.

Das aus der kognitiven Psychologie stammende und bislang vor allem dort eingesetzte Verfahren des Think-Aloud (vgl. Ericsson & Simon 1980) konzentriert(e) sich vor allem auf die Analyse des Problemlösens, des Lernens und in jüngerer Zeit besonders auch auf Prozesse des Entscheidens, wie etwa im Kontext des Medical Decision Making. Hierbei ist von besonderem Interesse welcher Strategien und Heuristiken (vgl. Gigerenzer & Selten 2001; Gigerenzer u.a. 2011) sich die Personen beim Problemlösen, Lernen und Entscheiden bedienen, wie sie Informationslücken schließen und Entscheidungen nach innen wie außen akzeptabel machen. Ein weiteres relativ neues  Einsatzgebiet der Think-Aloud Methode ist die Analyse des Nutzerverhaltens und die Überprüfung der Nutzerfreundlichkeit von Computeranwendungen und anderen neuen Technologien (z.B. Daniels 2007).

In den Sozialwissenschaften ist die Think-Aloud Methode bislang noch wenig verbreitet. Wie sie dort eingesetzt werden kann und welche Fragestellungen damit bearbeitet werden können, werden wir im ersten Teil des Workshops vorstellen. Insbesondere werden wir uns darauf konzentrieren, wie mittels der Think-Aloud Methode – in Verbindung mit anderen Verfahren, wie etwa retrospektiven Interviews – Routinehandeln und Krisenbewältigung in Organisationen erfasst werden kann. Im zweiten Teil des Workshops möchten wir anhand eigenen Materials aus einer gerade abgeschlossenen Studie zu sozialmedizinischen Entscheidungen zeigen, wie Think-Aloud Protokolle mit unterschiedlichen Auswertungsverfahren der qualitativen Sozialforschung bearbeitet werden können; in unserer Studie hat sich dabei insbesondere ein sequenzanalytisches Vorgehen bewährt, weil es gewährleistet, dass die innere Grund-Folge-Beziehung innerhalb des Prozesses einer Problembearbeitung erhalten bleibt und in ihrem Verlauf in Richtung einer guten Entscheidungsgestalt rekonstruiert werden kann. Im dritten Teil des Workshops möchten wir zeigen, wie Ergebnisse des Think-Aloud-Verfahrens im Kontext organisations- und professionstheoretischer Fragestellungen genutzt werden können und an welche anderen Verfahren aus der qualitativen Sozialforschung zur Erforschung von Entscheidungen sie anschlussfähig sind, wie etwa die „Studies of Work“ (Bergmann 2006), bei denen in vivo professionelles Handeln, etwa in Laboren oder kommunikative Entscheidungprozesse in Krisensituationen (etwa bei der Feuerwehr oder im Cockpit) erfasst werden können.

Literatur

  • Bergmann, Jörg (2006). „Studies of Work“. In Ruth Ayaß & Jörg Bergmann (Hrsg.), Qualitative Methoden der Medienforschung (S.391-405). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
  • Crutcher, R.J. (1994). Telling what we know: The use of verbal report methodologies in psychological research. Psychological Science 5, 241-244.
  • Daniels, J.; Fels, S.; Kushniruk, J. L. & Ansermino, J.M. (2007): Aframework for evaluating usability of clinical monitoring technology. Journal of Clinical Monitoring and Computing, 21, 323-330.
  • Davison, G.C.; Vogel, R.S. & Coffman, S.G. (1997): Think-Aloud approaches to cognitive assessment and the articulated thoughts in simulated situations paradigm. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 65(6), 950-958.
  • Ericsson, K.A. & Simon, H.A. (1980). Verbal reports as data. Psychological Review, 87(3), 215-251.
  • Fonteyn, M.E.; Kuipers, B. & Grobe, S.J. (1993): A description of think-aloud method and protocol analysis. Qualitative Health Research, 3(4), 430-441
  • Gigerenzer, G. & Selten, R. (Hrsg.). (2001). Bounded rationality: The adaptive toolbox. Cambridge, MA: MIT Press.
  • Gigerenzer, G., Hertwig, R. & Pachur, T. (Hrsg.). (2011). Heuristics: The foundations of adaptive behavior.New York: Oxford University Press.
  • Konrad, Klaus (2010). Lautes Denken. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S. 476-490). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Einführung in MAXQDA 10 (Starter I)

Anne Kuckartz & Thomas Pribbenow

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Berlin

Der Workshop startet mit einem kurzen Überblick über MAXQDA und die Programmoberfläche. Daran anschließend werden die Inhalte in einer Mischung aus Demonstration und selbständiger, angeleiteter Übung erarbeitet. Die Teilnehmenden werden mit der Architektur und den wesentlichen Funktionen von MAXQDA vertraut gemacht.

Nach diesem Kurs sind Sie in der Lage, Ihr Material optimal für die Verwendung und Analyse mit MAXQDA vorzubereiten und in das Programm einzulesen. Sie kennen die Funktionen von MAXQDA, die für eine grundlegende qualitative Auswertung Ihrer Daten relevant sind. Sie können ein Kategoriensystem erstellen und verwalten, Textstellen codieren und wiederfinden.

Schwerpunktthemen sind:

  • Projekte erzeugen und verwalten
  • Datenmaterial: Import, Organisation und Editierbarkeit Codesystem: Codes erstellen, sortieren und editieren Codieren: Verschiedene Möglichkeiten des differenzierten Codierens (In-Vivo Codieren, deskriptives und theoretisches Codieren, Codierungen gewichten, Code Definitionen, Farbcodierungen)
  • Memos: Memos erstellen, editieren, und verwalten
  • Codierte Textstellen ausgeben lassen: Einfache und komplexe Suchvorgänge
  • Exportmöglichkeiten

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.

Nützliche Literatur

  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2008). Basics of Qualitative Research (3. Aufl). Thousand Oaks, CA: Sage.
  • Kuckartz, Udo (2007). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (2. erweitere und aktualisierte  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko; Dresing, Thorsten & Rädiker Stefan (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (zweite, überarbeitete  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2007). Qualitative Evaluation. Der Einstieg in die Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Ebert, Thomas; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2008). Evaluation Online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Einführung in MAXQDA 10 (Starter II)

Julia Busch

Philipps-Universität Marburg, Institut für Erziehungswissenschaft, AG Methoden und Evaluation

Voraussetzung für die Teilnahme sind MAXQDA-Kenntnisse entsprechend den Inhalten des Workshops MAXQDA Starter I.

In diesem Workshop lernen Sie, wie Sie die weiterführenden, differenzierteren Analysetechniken von MAXQDA anwenden und Sie werden in die Benutzung der MAXQDA Visual Tools eingeführt. Darüber hinaus sind Sie nach diesem Kurs in der Lage, durch den Rückgriff auf standardisierte Informationen die Materialverwaltung effizienter und die Materialauswertung differenzierter zu gestalten und wissen, wie komplexe Suchläufe in Texten durchgeführt werden können. Schwerpunktthemen sind:

  • Lexikalische Suche und automatisches Codieren
  • Erzeugen und Benutzung der Variablen
  • Differenzierte Auswahl von Material mit der logischen Aktivierung
  • Erstellen von Dokumentensets
  • Visual Tools: Code Matrix Browser, Wortwolke und Dokumentenportrait.

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.

Nützliche Literatur

  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2008). Basics of Qualitative Research (3. Aufl). Thousand Oaks, CA: Sage.
  • Kuckartz, Udo (2007). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (2. erweitere und aktualisierte  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko; Dresing, Thorsten & Rädiker Stefan (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (zweite, überarbeitete  Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2007). Qualitative Evaluation. Der Einstieg in die Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Ebert, Thomas; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2008). Evaluation Online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Online Erhebung von Mixed Methods Daten

Prof. Dr. Udo Kuckartz

Claus Stefer

Philipps-Universität Marburg, Institut für Erziehungswissenschaft, AG Methoden und Evaluation

In der qualitativen Forschung wird zunehmend auf die Möglichkeit zurückgegriffen, Daten online zu erheben. Solche Online-Datenerhebungen lassen sich kostengünstig, schnell und mit vielen Forschungsteilnehmenden durchführen. Durch den Wegfall der Transkription minimieren sich zudem Übertragungsfehler.

Ein besonderer Mehrwert internetbasierter Datenerhebung ist die vereinfachte Integration von offenen und standardisierten Fragen in Mixed-Methods-Designs.

In einem kurzen Einleitungsreferat werden die Grundlagen der Online-Datenerhebung dargestellt. Anschließend werden die praktische Erstellung und die Durchführung einer Online-Datenerhebung mittels der kostenlosen Software LimeSurvey fokussiert. Besondere Schwerpunkte liegen auf Fragen der Online-Umsetzung eines Papierfragebogens und der technischen Planung. Auch Fragen der Teilnehmerverwaltung und Anonymität werden aufgegriffen. Abschließend wird demonstriert, wie die gewonnenen Daten exportiert und für die Weiterverwendung in anderen Programmen, u.a. QDA-Software, aufbereitet werden.

Insgesamt gewährt der Kurs einen Einblick in die Planung und Durchführung einer Online-Datenerhebung mit standardisierten und offenen Fragen. Er soll dazu befähigen, die Möglichkeiten und Stolperfallen einschätzen zu können, mit denen dieses Verfahren behaftet ist. Die Kenntnisse, die in diesem Workshop für das eingesetzte Tool LimeSurvey vermittelt werden, können auch auf andere Erhebungswerkzeuge (z.B. 2ask, GlobalPark/UniPark oder MaQ) übertragen werden.

Literatur

  • Fielding, Nigel G: Lee, Raymond M. & Blank, Grant (Hrsg.) (2008). The Sage Handbook of Internet and Online Research Methods. Thousand Oaks: Sage.
  • Kuckartz, Udo: Ebert, Thomas; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2009). Evaluation online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS.
  • Ritter, Lois A. & Sue, Valarie M. (2007). The Use of Online Surveys in Evaluation (New Directions for Evaluation, No. 115). San Francisco: Jossey Bass.
  • Stefer, Claus & Rädiker, Stefan (2008). E-Valuation. Die Online-Erhebung qualitativer und quantitativer Daten und deren Auswertung, http://www.caqd.de/attachments/061_Stefer_Raediker.pdf

Workshop: Theorie und Praxis Biografischer Fallrekonstruktionen

Prof. Dr. Michaela Köttig

FH Frankfurt

Dr. Nicole Witte

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum Sozialwissenschaften

In diesem Workshop möchten wir die Teilnehmenden sowohl in die methodologischen Prinzipien als auch in die methodische Vorgehensweise biografischer Fallrekonstruktionen sowie deren Verwendung im Kontext der Bearbeitung unterschiedlicher Fallebenen (Individuum, Familie sowie andere soziale Gruppen) einführen. Dieses Verfahren wurde von Gabriele Rosenthal zunächst im Zusammenhang mit der Analyse biografisch-narrativer Interviews entwickelt. Es besteht aus mehreren Analyseschritten, die in der Forschungswerkstatt kurz vorgestellt werden. Diese Analyseschritte können in modifizierter Form auch für die Analyse von Familiengesprächen, Interaktionsverläufen, Videoaufnahmen und von Protokollen teilnehmender Beobachtung angewandt werden (Rosenthal 2011).

Darüber hinaus wird im Workshop beispielhaft ein Analyseschritt durchgeführt sowie mögliche Fragen zu Forschungsdesigns der Teilnehmenden erörtert.

Literatur:

  • Rosenthal, Gabriele (1995). Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biografischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt/M.: Campus.
  • Rosenthal, Gabriele (2011). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung (3. aktualisierte und ergänzte Auflage). München/Weinheim: Juventa.

Workshop: Sekundäranalyse qualitativer Daten

Dr. Thomas Kühn

Dr. Sabine Beckmann

Universität Bremen, Institut für Psychologie und Transfer (InPuT)

Während es in der quantitativ orientierten Sozialforschung eine schon länger währende Tradition der Sekundärnutzung von Forschungsdaten gibt, bleibt die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen qualitativer Erhebungs- und Auswertungsprozessen häufig auf Primärstudien beschränkt. Das bedeutet gleichzeitig, dass das vielschichtige Erkenntnispotenzial zahlreicher Studien nur ansatzweise genutzt wird und – metaphorisch ausgedrückt – viele Schätze aus Zeitdruck nicht geborgen werden.

Aufgrund der Kontextgebundenheit qualitativer Forschung und der besonderen Einbindung von Forschenden in den Prozess von Erhebung und Auswertung sind mit Sekundäranalysen qualitativer Daten stärkere Herausforderungen und Fallstricke verbunden als dies bei quantitativer Forschung der Fall ist. Gleichzeitig bietet die Sekundäranalyse qualitativer Daten vielfältige Möglichkeiten, insbesondere für vertiefende Analysen spezifischer Themen, die im Nachhinein oder unter neuen Perspektiven Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses werden. Sie ermöglicht Forschenden, sich einem vielschichtigen Themenkomplex aus verschiedenen Perspektiven zu nähern.

Angesichts dieser chancenreichen Ausgangsposition ist der Status der Quo der Forschung zum Thema qualitative Sekundäranalysen unbefriedigend. Insbesondere fehlt es an der Reflexion systematisch angelegter sekundäranalytischer Forschungsprojekte hinsichtlich des Erkenntnispotenzials und methodisch begründeter Verfahren des Vorgehens. Um diese Lücke zu schließen, führen die die WorkshopleiterInnen zur Zeit eine sekundäranalytische Modellstudie zum Thema „Identitätskonstruktionen im Lebenslauf“ durch, die von der DFG gefördert wird. Dieses Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem ebenfalls an der Universität Bremen angesiedelten „QualiService“ durchgeführt, dem es um die Bereitstellung von qualitativen, human- und sozialwissenschaftlichen Forschungsprimärdaten für ihre Nachnutzung in einer eScience-Umgebung von Forschung und Lehre geht.

Auf der Basis unserer im Forschungsprojekt gesammelten Erfahrungen geht es uns im Workshop um eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen und dem Potenzial von Sekundäranalysen. Mit dem Fokus auf Interviewdaten werden dabei folgende Fragen bearbeitet:

–  Wann sind Sekundäranalysen qualitativer Daten (nicht) geeignet?

–  Welche Informationen und Daten müssen bei der Sekundäranalyse berücksichtigt werden?

–  Wie verläuft der Prozess einer Sekundäranalyse? Welche idealtypischen Schritte sind zu unterscheiden und welche Anforderungen stellen sich dabei für Forscher?

– Welche Probleme können auftreten (z.B. mangelhafte Dokumentation von Kontextdaten)?

– Wie gestalte ich den Auswertungsprozess (z.B. Umgang mit Materialfülle, Kontextinformationen / Einsatz computerunterstützter Auswertung)?

Der Workshop richtet sich insbesondere an ForscherInnen, die selbst eine Sekundäranalyse durchführen oder erwägen, für die Untersuchung ihrer Fragestellung sekundäranalytisch vorzugehen.

Literatur

  • Corti, Louise; Witzel, Andreas & Bishop, Libby (Hrsg.) (2005). Sekundäranalyse qualitativer Daten / Secondary Analysis of Qualitative Data. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 6(1), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/13.
  • Heaton, Janet (2004). Reworking Qualitative Data. London: Sage.
  • Medjedovic, Irena (2007). Sekundäranalyse qualitativer Interviewdaten – Problemkreise und offene Fragen einer neuen Forschungsstrategie. Journal für Psychologie, 15(3). http://www.journal-fuer-psychologie.de/jfp-3-2007-6.html.
  • Medjedovic, Irena (2010). Sekundäranalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.) Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.304-319). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
  • Medjedovic, Irena & Witzel, Andreas (2005). Sekundäranalyse qualitativer Interviews. Verwendung von Kodierungen der Primärstudie am Beispiel einer Untersuchung des Arbeitsprozesswissens junger Facharbeiter [78 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(1), Art. 46, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0501462.
  • Medjedovic, Irena & Witzel, Andreas (2010). Wiederverwendung qualitativer Daten. Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Interviewtranskripte. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: Interviews mit Experten und Expertinnen

PD Dr. Beate Littig

Universität Wien, Institut für Höhere Studien Wien, Abteilung Soziologie

Expert/innenninterviews gehören schon lange zur Praxis sozialwissenschaftlicher Forschung. Die methodologische Debatte um Experteninterviews hingegen ist erst rezenten Datums. Der Schwerpunkt der Methodendebatte liegt dabei auf Fragen der Expertendefinition, auf der Unterscheidung verschiedener Formen von Experteninterviews und ihrer Stellung im Forschungsdesign sowie auf den Besonderheiten in Interviewführung und Interaktionskonstellation im Vergleich zu anderen Formen qualitativer Interviews. Fragen der Auswertung sind dagegen vergleichsweise unterbelichtet.

Der Workshop wird in einem knappen Einführungsvortrag einen Überblick über Methodologie und Methoden von Expert/inneninterviews geben. Im Zentrum sollen methodische Probleme der Teilnehmenden bei der Durchführung von Expert/inneninterviews stehen. Insbesondere das Sampling, der Feldzugang und Interaktionen im Interview sollen dabei problematisiert werden.

Literatur

  • Bogner, Alexander; Littig, Beate & Menz,  Wolfgang  (Hrsg.) (2009). Experteninterviews. Theorien, Methoden, Anwendungsfelder. Wiesbaden, VS-Verlag.
  • Littig, Beate (2008). Interviews mit Eliten – Interviews mit ExpertInnen: Gibt es Unterschiede. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9(3), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0803161.
  • Meuser, Michael & Nagel, Ulrike (1991). ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In Detlef Garz & Klaus Kraimer (Hrsg.), Qualitativ-empirische Sozialforschung. Konzepte, Methoden, Analysen (S.441-471). Opladen: Westdeutscher Verlag.

Workshop: Videotranskription – Einführung in die Feldpartitur

Dr. Christine Mortiz

Die Thematik der Transkription von Videoaufzeichnungen zählt noch immer zu den Herausforderungen der Qualitativen Sozialforschung, denn Videodaten sind hochkomplexe, multikodale Daten, die nicht allein das Sprechen der Akteure fixieren, sondern weitere Informationen zu Mimik, Gestik – aber auch Bild, Musik, Geräusch, Bewegung, Licht, Situation und Handlung etc. beinhalten. Mit der Feldpartitur wurde eine intelligente, methodenneutrale Software speziell für die Transkription von Videos entwickelt. Neu ist, dass Videodaten auf zwei Achsen (Zeitachse X- und Ereignisachse Y) in ihrer Gleichzeitigkeit und Simultaneität erfasst werden (Metapher der „Partitur“, „Chart“). Forschende wenden für diesen Vorgang neben konventionellen Schriftzeichen weitere Zeichen- und Symbolsysteme an, um – je nach Forschungsfrage – ihre Videodaten zu erfassen, so etwa das Zeichensystem der Musiknoten oder der Filmsprache. Die als Diagramm sich aufspannende Datenmatrix dient auf der einen Seite als Visualisierung der im Video sich darbietenden Strukturen, auf der anderen als Grundlage für weitere qualitative (z.B. über pdf-Exportfuntkion) und quantitative (z.B. über sxls, xml etc.) Auswertung.

Ziel des Workshops ist (1) die Reflektion des Betrachterhabitus bei der Wahrnehmung von Videos und dessen Systematisierung. Die Frage „Was ist ein Video?“ beleuchtet zunächst einführend die eigentliche Materialität des Gegenstands. Erläuterungen zur Frage „Warum Videos transkribieren?“ werden Ausgangspunkt für den (2) Arbeitsteil angewandter Forschung: „Wie Videos transkribieren?“ Ein kurzer Überblick über derzeitige Videoanalyse- und Transkriptionssysteme aus der Qualitativen Sozialforschung zeigt den Unterschied zur multikodalen Video-Transkriptionsarbeit mit dem Feldpartitur-System. Die (3) praktische Transkriptionsarbeit wird im Workshop durch Darlegung von zwei Anwendungsbeispielen aus verschiedenen Forschungsmethoden ausgeführt. Die einzelnen Konstituenten der Videos werden anhand einer Systematik exemplarisch benannt und mit der Feldpartitur-Software kategorisiert.

Alle Teilnehmenden erhalten eine eigene Demoversion der Feldpartitur-Software für die Dauer von sieben Tagen im Anschluss an den Workshop.

Voraussetzungen zur Teilnahme: Grundlegende Kenntnisse der interpretativen Sozialforschung. Teilnehmende, die eigenes Videomaterial im Workshop bearbeiten möchten, setzen sich bitte bis vier Wochen vor Kursbeginn direkt mit mir in Verbindung. 

Literatur

  • Moritz, Christine (Hrsg.): Transkription von Videodaten in der Qualitativen Sozialforschung: multidisziplinäre Annäherung an einen komplexen Datentypus. Wiesbaden: VS-Verlag. (i.V. 2012).
  • Moritz, Christine. Die Feldpartitur. Multikodale Transkription von Videodaten in der Qualitativen Sozialforschung. Wiesbaden: VS-Verlag 2011.
  • Corsten, Michael; Krug, Melanie; Moritz, Christine (Hrsg). Videographie praktizieren. Herangehensweisen, Möglichkeiten, Grenzen. In: Bohler, Friedrich; Corsten, Michael; Rosa, Hartmut (Hrsg.): Reihe Kultur und gesellschaftliche Praxis. Wiesbaden: VS-Verlag 2011.
  • Anwendungsbeispiele: http://www.feldpartitur.de/anwendungsbeispiele/

Workshop: Einführung in ATLAS.ti 7

Thomas Muhr

Susanne Friese

ATLAS.ti GmbH

Der 2-gliedrige Workshop beginnt mit einem Überblick über die zentralen Konzepte und Prozeduren der qualitativen Datenanalysesoftware ATLAS.ti, die vor 2 Jahrzehnten als Prototyp an der Technischen Universität Berlin aus der Taufe gehoben wurde und nunmehr in der Version 7 vorliegt.

Im zweiten Teil des Workshops können Sie anhand von Beispieldaten selbst erste Erfahrungen mit ATLAS.ti sammeln. Der Workshop ersetzt kein Einführungstraining, sondern bietet einen Überblick über die Funktionalitäten der Software und wie man mit ihr arbeiten kann.

Damit wir uns ein Bild über ihre Arbeitsgebiete und Interessensschwerpunkte machen können, erhalten Sie Mitte Juni eine kleine online Umfrage von uns, in der wir Sie nach Vorerfahrung, Art des Datenmaterials, Auswertungsmethodik, etc. fragen. Auf Basis dieser Umfrage stellen wir das endgültige Programm für den Workshop zusammen. Das Grundgerüst, in das wir Ihre thematischen Interessen einbauen, sieht wie folgt aus:

  • Eine Besprechung der Datenformate, welche analysiert werden können
  • Die ATLAS.ti Benutzeroberfläche
  • Projekterstellung
  • Kodierung des Datenmaterials, je nach Interesse Kodierung unterschiedlicher Medien
  • Schreiben von Kommentaren und Memos
  • Ein kurzer Einblick in die Netzwerkfunktion (Visualisierung)
  • Erstellung von Hyperlinks
  • Möglichkeiten der weiteren Datenauswertung
  • Datenexport und Reports

Als als erster Einblick in die Besonderheiten von ATLAS.ti, hier ein kurzer Exzerpt über die Basiseinheit in ATLAS.ti, dem „Zitat“:  Ein Zitat in ATLAS.ti ist ein Stück Text, ein Bildausschnitt, eine Videosequenz, ein Tonschnipsel, ein Ort. Die Erstellung eines solchen Zitats ist die Grundlage aller weiteren ordnenden, interpretierenden und theoriebildenden analytischen und synthetischen Tätigkeiten eines ATLAS.ti Anwenders. Wie bei echten Zitaten zeigt sich das Potenzial dieses simplen, aber dennoch einzigartigen und extrem leistungsfähigen Konzepts in dessen Vernetzung. Die wohl prominenteste „Verlinkung“ ist die zwischen einem Zitat und einem Kode: die „Kodierung“, wobei das Kodieren in der Regel die Erzeugung eines Zitats mit einschließt: Text lesen, Text markieren, Kode eingeben, fertig. Mit dem Verweis von Zitat zu Zitat („Hypertext“) ergänzen wir das nivellierende Kodieren mit einer die Unterschiede berücksichtigenden Perspektive.

http://www.atlasti.de/ – Sie erhalten von uns vorab Materialien per E-Mail.

Workshop: Schreibwerkstatt

Dr. Carola Nürnberg

Internationale Akademie der FU Berlin, Institut für Qualitative Forschung; Deutsches Jugendinstitut, München

Die Schreibwerkstatt stellt eine Reihe von Techniken vor, die das Schreiben erleichtern. In mehreren kleinen Schreibetappen erproben alle Teilnehmenden verschiedene Schreibtechniken (freies Schreiben, Sandwich-Schreiben, Schreiben nach der Uhr etc.). Schwerpunkt des Workshops ist Das-Ins-Schreiben-Kommen. Idealerweise kommen mit dem Schreiben auch die Gedanken über die eigene Arbeit ins Fließen.

Bitte beachten Sie: Akademische Schreibkonventionen, der Aufbau und die Gliederung von Texten und andere Formen des Polierens und Editierens von Texten werden hier ausgeklammert, der Schwerpunkt liegt auf dem Schreiben, das solcher Text-Arbeit vorausgeht. Der Workshop arbeitet u.a. mit Elementen aus den folgenden Büchern, ist aber nicht auf Promovierende beschränkt.

Literatur

  • Bolker, Joan (1998). How to write your dissertation in 15 Minutes a day. Henry Holt.
  • Murray, Rowena (2002). How to write a thesis. Open University Press.

Workshop: Gruppendiskussion

Dr. Aglaja Przyborski

Universität Wien

Erhebungen von Gesprächen in gruppenförmigen Settings haben in den letzten Jahren sowohl im deutschen als auch im angelsächsischen Sprachraum weiter an Bedeutung gewonnen. Je nachdem, ob die „Gruppe“ methodologisch gefasst wird oder nicht, unterscheiden sich die methodisch-technischen Überlegungen zur Erhebung und Auswertung, also zur Initiierung und Leitung von Gruppendiskussionen ebenso wie zur Interpretation und zu Möglichkeiten der Generalisierung.

Im Workshop werden diese unterschiedlichen Zugänge beleuchtet. Vertieft behandelt wird jener Zugang, der kollektive Orientierungen zum Untersuchungsgegenstand macht. Auf der Basis von empirischen Beispielen, die wir gemeinsam behandeln, wird im Workshop der forschungspraktische Wert von guten Metatheorien erarbeitet: Beispielsweise wie sich ein lebendiger Ablauf von Diskussionen auf der Grundlage eines elaborierten Kollektivitätskonzepts zum einen erklären und zum anderen forschungspraktisch umsetzen lässt.

Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens für unterschiedliche Forschungsfragen werden entlang der Interessen der Teilnehmenden diskutiert, dabei können auch fokussierte Erhebungen, die z.B. einen Film, eine Sendung oder Bilder zum Ausgangspunkt der Gruppendiskussion machen, eine Rolle spielen. Je nach Wunsch und Vertrautheit der Gruppe mit dem Verfahren, werden wir entweder die eine gemeinsame Interpretation von Material aus Gruppendiskussionen einsteigen oder die einzelnen forschungspraktischen Schritte der Auswertung genauer besprechen.

Literatur

  • Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2010). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (3. Auflage). München: Oldenbourg (darin: Kap. 3.4.2, 3.4.3 und 5.4).
  • Przyborski, Aglaja & Riegler, Julia (2010). Gruppendiskussion und Fokusgruppe. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.) Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.436-448). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Bohnsack, Ralf & Przyborski, Aglaja (2007). Gruppendiskussionsverfahren und Focus Groups. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.) Qualitative Marktforschung (S.493-506). Wiesbaden: Gabler.
  • Bohnsack, Ralf; Przyborski, Aglaja & Schäffer, Burkhard (Hrsg.) (2006). Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Wissenssoziologische Bildhermeneutik

Prof. Dr. Jürgen Raab

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Unter dem Eindruck der zunehmenden Medialisierung sich modernisierender Gesellschaften ist in den Sozialwissenschaften die Aufmerksamkeit für die Kulturbedeutung von visuellen und audiovisuellen Ausdrucks- und Darstellungsformen auf breiter Front neu entfacht. Der sogenannte „Visual Turn“ führte nicht nur zum Wiedererwachen und zur Neuanregung der Visuellen Soziologie. Vielmehr scheint sich in den Sozial- und Kulturwissenschaften zusehends die Einsicht durchzusetzen, dass stehende und bewegte Bilder mit ihrer spezifischen kommunikativen Qualität entscheidend beitragen zur technisch-medialen Herstellung und Tradierung, Stabilisierung und Veränderung nicht allein von persönlichen und kollektiven Identitäten, sondern von gesellschaftlichem Wissen und von sozialer Wirklichkeit insgesamt.

Der Workshop widmet sich den Herausforderungen, Problemen und Potenzialen der methodisch-kontrollierten sozialwissenschaftlichen Analyse von visuellen Daten in ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen. Ausgehend von den methodologischen und methodischen Ansätzen der wissenssoziologischen Bildhermeneutik verfolgt der Workshop das Ziel, interpretative Zugänge zu den symbolischen Ordnungen von Einzelbilddarstellungen ebenso vorzustellen, zu diskutieren und an konkreten Materialien zu erproben, wie zu den vielfältig möglichen Arrangements von Einzelbildern als bewegte oder unbewegte, dramaturgische oder vergleichende Bildanordnungen.

Literatur

  • Bohnsack, Ralf (2009). Qualitative Bild- und Videointerpretation. Die dokumentarische Methode. Opladen: Budrich.
  • Breckner, Roswitha (2010). Sozialtheorie des Bildes. Zur interpretativen Analyse von Bildern und Fotografien. Bielefeld: Transcript.
  • Raab, Jürgen (2008). Visuelle Wissenssoziologie. Theoretische Ansätze und materiale Analysen. Konstanz: UVK.
  • Raab, Jürgen (2011). Wissenssoziologisches Vergleichen. In Andreas Mauz & Hartmut von Sass (Hrsg.), Hermeneutik des Vergleichs. Strukturen, Anwendungen und Grenzen komparativer Verfahren (S.91-113). Würzburg: Königshausen & Neumann.
  • Raab, Jürgen (im Erscheinen): Visuelle Wissenssoziologie der Fotografie. Sozialwissenschaftliche Analysearbeit zwischen Einzelbild, Bildsequenz und Bildkontext. Österreichische Zeitschrift für Soziologie. Sonderheft ‚Visuelle Soziologie’, Frühjahr 2012.
  • Soeffner, Hans-Georg (2006). Visual Sociology on the Basis of ‚Visual Concentration’. In Hubert Knoblauch, Bernt Schnettler, Jürgen Raab & Hans-Georg Soeffner (Hrsg.), Video-Analysis: Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology (S.209-217). Frankfurt/M.: Lang.

Workshop: Systematische Metaphernanalyse

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau-Görlitz, Fachbereich Sozialwesen

Julia Schröder

Universität Hildesheim

Eine systematische Metaphernanalyse reagiert auf die Probleme bisheriger Versuche, den Sinn von metaphorischen Äußerungen zu verstehen. Von älteren Studien unterscheidet sie sich durch folgendes:

  • Sie nutzt die Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson), um den Stellenwert von Metaphern für Strukturen von Denken, Handeln und Emotionen zu bestimmen.
  • Das empirische Vorgehen bietet eine handhabbare Arbeitsdefinition zur Erkennung von Metaphern.
  • Sie ermöglicht, von einzelnen Metaphern auf zusammenhängende metaphorische Konzepte zu schließen.
  • Das empirische Vorgehen der Metaphernanalyse ist offen dafür, sowohl kulturelle, subkulturelle wie individuelle Muster zu rekonstruieren.
  • Für die Interpretation metaphorischer Muster steht eine Sammlung heuristischer Hilfen zur Verfügung.
  • Neben allgemeinen, für qualitative Forschung gültigen Gütekriterien sind speziellere Gütekriterien für Metaphernanalysen benennbar.

Im Workshop sollen diese Merkmale je nach Vorwissen der TeilnehmerInnen an vorbereitetem Material vorgestellt und in kleinen Übungen vertieft werden.

Literatur

  • Schmitt, Rudolf (2003). Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4(2), Art. 41, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0302415
  • Schmitt, Rudolf (2004). Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Review Essay: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Art. 19, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402190.
  • Schmitt, Rudolf (2007). Versuch, die Ergebnisse von Metaphernanalysen nicht unzulässig zu generalisieren. Zeitschrift für qualitative Forschung, 8(1), 137-156. http://www.ssoar.info/ssoar/files/2011/2226/schmitt_versuch_zqf_2007_1.pdf
  • Schmitt, Rudolf (2010). Metaphernanalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.676-691). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Workshop: The Method who is myself: Introspection in research

Prof. Dr. Jaan Valsiner

Clark University, USA

Any research question begins from the researchers more– or less– deep intuitive understanding of the phenemona that interest her/him.  In the Methodology Cycle model (developed by Angela Branco and Jaan Valsiner in 1997) the central role in the research process is allotted to the intuition of the researcher oneself. In this Workshop we will cover the Methodology Cycle model, and will work on participants‘ particular interests in selected phenomena to explicate their axioms, develop their theory, and focus upon theoretically relevant aspects of the phenomena in the derivation of the data.

Reference

Branco, Angela U. & Valsiner, Jaan (1997). Changing methodologies: A co-constructivist  study of goal orientations in social interactions. Psychology and Developing Societies, 9(1), 35-64.