Workshops 2010

Workshop: Sozialwissenschaftliche Dispositivanalyse

Prof. Dr. Andrea D. Bührmann

Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für Soziologie

Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse zielt darauf, diskursive Praktiken zur Herstellung und Durchsetzung von Wissen in spezifischen sozio-historischen Kontexten zu analysieren und dessen Formierungsstrukturen, Funktionsmechanismen und Machtwirkungen zu entziffern. Bei der Dispositivanalyse geht es vor diesem Hintergrund um die die systematische Ergänzung und Weiterung diskurstheoretischer Perspektiven und diskursanalytischer Forschungspraxis. Im Zentrum stehen also diskursive und nicht-diskursive Praktiken und deren Vermittlungen. Zu fragen ist damit nach den Wechselbezügen zwischen normierenden Wissensordnungen, ihren konkreten handlungspraktischen Wirksamkeiten im sozialen Austausch von Menschen sowie den damit einhergehenden Selbst-Bezügen und Subjektivitätsformen.

Obwohl mittlerweile einige Konzeptionen für eine (auch) an Foucault orientierte und darüber hinausweisende Forschungsmethodik vorliegen, bleibt eine methodische „Schrittfolge“ für Diskurs- und Dispositivanalysen problematisch. Die gilt besonders, falls solche Vorgaben den Anspruch auf Verbindlichkeit und Ausschließlichkeit erheben. Was eine „Diskurs-“ bzw. „Dispositivanalyse“ jeweils ausmacht, muss je nach Forschungsfrage, ihrer jeweiligen theoretischen und methodologischen Fundierung sowie den damit verbundenen methodisch-praktischen Umsetzungen immer erst bestimmt werden.

Der Workshop bietet mit Blick darauf eine grundlegende und einführende Diskussion zur sozialwissenschaftlichen (Diskurs- und) Dispositivforschung, die vor allen Dingen an konkreten methodisch-praktischen Fragen der Durchführung von Forschungsprojekten orientiert ist.

Literatur

  • Bührmann, Andrea D.; Diaz-Bone Rainer; Kendall, Gavin; Guiterréz Rodríguez, Encarnación; Schneider, Werner & Tirado, Francisco (Hrsg.) (2007). From Michel Foucault’s Discourse Theory to Empirical Social Research on Discourses. Current Methodological Developments und Methodical Applications in Social Research. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research8(2), http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs-d/inhalt2-07-d.htm.
  • Bührmann, Andrea & Schneider, Werner (2008). Vom Diskurs zum Dispositiv. Eine Einführung in die Dispositivanalyse. Bielefeld: transcript-Verlag.

Workshop: Morphologie: Psychologie in Bildern

Herbert Fitzek

Business School Potsdam

Die morphologische Psychologie greift in ihrer gegenstandstheoretischen und methodologischen Selbstbestimmung auf historische Positionen der beschreibenden Psychologie, der Gestaltpsychologie und der Tiefenpsychologie zurück. Alle drei psychologischen Grundlagenkonzepte sehen in der Komplexität und Vielschichtigkeit des psychischen Gegenstandes eine wesentliche Herausforderung für die Modellierung einer gegenstandsangemessenen Psychologie. Dahinter steht ein eher „ästhetisches“ als rationales Wirklichkeitsbild, wie es in der Charakterisierung der Psychologie als „kunstanaloge Methode“ zum Ausdruck kommt.

Für die Morphologie sind ästhetische Werke der Inbegriff der seelischen Formenbildung. Entsprechend bedeutet der empirische Zugang zur Kunst einen Königsweg zur Klärung der Wirksamkeiten von Gestalt und Verwandlung (=morphologie).  Kunstwerke sind Drehfiguren (Figurationen) einer Wirklichkeit, die das Feststellen und Halten von Wirklichkeit mit den Tendenzen zur Umgestaltung und Verwandlung sinnlich zusammenbringt – und von Fall zu Fall zu einem charakteristischen Ausgleich bringen.

Was das Seelenleben im Ganzen beschäftigt (unterhält), lässt die Kunst anschaulich werden – wenn ihr dazu eine Chance geboten wird. Schon Paul Klee fordert, dass zu einem Bild ein Stuhl gehört und spricht damit die morphologische Erfahrung an, dass Kunstwerke eine besondere Erlebensverfassung brauchen, um ihren Entwicklungscharakter zu entfalten. Man kann die Eigenart des morphologischen Ansatzes am besten kennenlernen, wenn man sich ihm über die Kunst nähert.

Das geschieht beim Konzept des „psychologischen Bilderlebens“, indem der Kultivierungsdruck der üblichen Kunstpräsentation (zu Maler/in, Stil, Werk, Technik usw.) und Bilderrivalität (in der Präsentation von Ausstellungen, Museen usw.) aufgehoben wird. Es verlangt die Abstinenz von kritischem (auch wissenschaftlichem) Urteil und erfordert eine voraussetzungslose (oder wenigstens -arme) Annäherung an die Bilderwirklichkeit.

Als Gegenleistung hält „psychologisches Bilderleben“ Einsichten bereit, die Unschärfe und Überdeterminationen seelischer Werke in ein Ganzes rücken, das aushaltbar und beschaubar ist. Von der Kunsterfahrung führt ein Weg zur Selbsterfahrung, die individuell mit größerem oder geringerem Engagement beschritten werden kann. Morpholog/innen arbeiten mit dem Verfahren in der Einzel- wie in der Gruppenarbeit, in der kunstpsychologischen Arbeit mit Schüler/innengruppen wie im wirtschaftsmorphologischen Coaching von Teams und Führungskräften.

Teilnahmevoraussetzung: keine Einarbeitung in Gegenstand und Methode!

Nachfragen, Kommentare und Kritik sind im Anschluss an das Bilderleben willkommen.

Literatur

  • Fitzek, H. (2008). Inhalt und Form von Ausdrucksbildungen als Zugangswege zur seelischen Wirklichkeit. Ein Vergleich von Inhaltsanalyse und Morphologie als Methodenkonzepte der qualitativen Sozialforschung. Lengerich: Pabst.
  • Fitzek, H. (2007). Freuds „Moses“-Projekt – Übertragungsprobleme in der kunstpsychologischen Forschung. In C.G. Allesch & M. Schwarzbauer (Hrsg.), Die Kultur und die Künste (S.51-60). Heidelberg: Winter.
  • Salber, W. (1999). Kunst – Psychologie – Behandlung. Köln: Walther König.

Workshop: Ethnografische Semantik

Prof. Dr. Christoph Maeder

Pädagogische Hochschule Thurgau / Universität St. Gallen

Die soziologische Ethnografie verfügt über verschiedene Auswertungsverfahren, die sich auf einem Kontinuum zwischen Strukturalismus und Hermeneutik anordnen lassen. Während für letztere Positionen die Befolgung strenger Sequenzialität als das zentrale Auswertungsprinzip zur Erkenntnis von Sinn gilt (z.B. in Interviewdaten), zielt erstere auf den Nachweis von Inventaren und Registern von kulturellen Praktiken. Irgendwo zwischen diesen Polen stehen beispielsweise die Grounded-Theory-Methodologie und die Ethnomethodologie.

Ein wenig bekanntes Verfahren des strukturorientierten Typs stellt die aus der amerikanischen Ethnologie stammende Ethnosemantik (ES) dar. Die ES zielt auf sogenannte „categories in use“, d.h. alltagssprachliche Begriffe und Konzepte, über die Mitglieder einer Kultur als handlungsleitende Wissensbestände verfügen können müssen, um als kompetent Handelnde zu gelten. Solche Wissensbestände lassen sich in der direkten Beobachtung, in Interviewdaten und in weiteren Textsorten, sowie auch in Bild- und Videodaten finden und systematisieren.

Im Workshop wird kurz der analytische Apparat (Domäne, Taxonomie mit Attributset, kulturelles Thema) vorgestellt, um anschließend vom Veranstalter vorbereitetes Material gemeinsam zu analysieren und Möglichkeiten und Grenzen der ES zu erkunden.

Literatur:

  • Maeder, Christoph (2002). Alltagsroutine, Sozialstruktur und soziologische Theorie: Gefängnisforschung mit ethnografischer Semantik. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research3(1), Art. 15, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0201159.
  • Maeder, Christoph & Brosziewski, Achim (2007). Kognitive Anthropologie: Vom Wort über das Wissen zur Mitgliedschaft in einer Kultur. In Rainer Schützeichel (Hrsg.), Handbuch Wissenssoziologie und Sozialwissenschaftliche Wissensforschung (S.268-275). Konstanz: UVK.
  •  Maeder, Christoph (2008). Streiten in der Schule. Zur Ethnosemantik einer alltäglichen Aushandlungsordnung. In Bettina Hünersdorf, Christoph Maeder & Burkhard Müller (Hrsg.), Ethnographie und Erziehungswissenschaft. Methodologische Reflexionen und empirische Annäherung (S.161-169). Weinheim: Juventa.

Workshop: Partizipative Forschung – Wissenschaftliche Fundierung und Reflexion von Praxis

Dr. Stefan Thomas

Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie und INA

Im Feld qualitativer Forschung lassen sich interessante Entwicklungen partizipativer Forschungsansätze in verschiedenste Richtungen verfolgen. Die Hinwendung zur Lebenswelt der Menschen in der qualitativen Sozialforschung legt eine Partizipation aller Beteiligten am Forschungsprozess schon fast nahe. Im ersten Teil des Workshops werden die Grundzüge partizipativer Forschungsstrategien dargestellt und ein Überblick über die aktuellen internationalen Entwicklungen gegeben.

Einige dieser methodischen Ansätze und Ideen lassen sich gut im dem Feld der psychosozialen Versorgung anwenden, in dem seit einiger Zeit Diskussionen um Effektivität, Qualitätsstandards und -sicherungsmaßnahmen einen großen Raum einnehmen. Zunehmend wird das Bedürfnis geäußert, die Tätigkeit und die institutionellen Prozesse gemeinsam mit den Nutzer/innen der Einrichtung so zu konzeptualisieren, dass die Angebote die Bedürfnisse der Nutzer/innen ausreichend berücksichtigen und Entwicklungsräume geschaffen werden.

Insbesondere im Feld der psychosozialen Versorgung sollen am Beispiel eigener Erfahrungen partizipative Forschungsstrategien diskutiert werden. Die systematische Praxisreflexion wird als möglicher Einstieg und zentraler Baustein partizipativer Forschung ins Zentrum des Workshops gestellt. Dabei geht es zunächst darum, die Bedingungen für eine solche Forschung in der Institution zu analysieren und methodische Ansätze zu entwickeln, wie Mitarbeiter/innen und Nutzer/innen ihre Einrichtung untersuchen können. Ansatzweise sollen solche Planungen von partizipativer Praxisreflexion mit den Workshopteilnehmer/innen durchgespielt werden.

Nach erfolgter Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren werden Teilnehmende, die derzeit selbst an partizipativen Forschungsprojekten beteiligt sind, gebeten, sich mit mir in Verbindung zu setzen, um gemeinsam zu überlegen, wie das Projekt in den Workshop eingebracht werden kann (stefan.thomas@fu-berlin.de).

Workshop: Genogrammrekonstruktion in der Klinischen Soziologie

Prof. Dr. Bruno Hildenbrand

Institut für Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Die Genogrammrekonstruktion kann sowohl als ein Verfahren der fallrekonstruktiven Familienforschung als auch als ein Verfahren im Rahmen der Tätigkeit eines Klinischen Soziologen / einer Klinischen Soziologin eingesetzt werden. Die Vorgehensweise ist in beiden Fällen dieselbe. Wird jedoch ein Genogramm im Rahmen eines Auftrags aus der Praxis (Jugendhilfe, Psychiatrie o.ä.) rekonstruiert, gilt es, die Ergebnisse dieser Arbeit zu verbinden mit praktischen Problemlösungsstrategien in einem laufenden Prozess von Beratung, Begleitung oder Therapie. Dazu kommt, dass in solchen Fällen die Genogrammrekonstruktion nur begrenzt handlungsentlastet stattfinden kann.

Diese Thematik wird am Beispiel von Fallsupervisionen veranschaulicht, wobei die Teilnehmenden eingeladen sind, vom Veranstalter vorbereitete Fälle gemeinsam zu analysieren.

Literatur

Bruno Hildenbrand (2005). Einführung in die Genogrammarbeit. Heidelberg: Auer.

Themenheft Klinische Soziologie der Zeitschrift Psychotherapie & Sozialwissenschaft11(2), 2009, hrsg. von Bruno Hildenbrand.

Workshop: Gruppendiskussion

Dr. Aglaja Przyborski

Universität Wien

Erhebungen von Gesprächen in gruppenförmigen Settings haben in den letzten Jahren sowohl im deutschen als auch im angelsächsischen Sprachraum weiter an Bedeutung gewonnen. Je nachdem, ob die „Gruppe“ methodologisch gefasst wird oder nicht, unterscheiden sich die methodisch-technischen Überlegungen zur Erhebung und Auswertung, also zur Initiierung und Leitung von Gruppendiskussionen ebenso wie zur Interpretation und zu Möglichkeiten der Generalisierung.

Im Workshop werden diese unterschiedlichen Zugänge beleuchtet. Vertieft behandelt wird jener Zugang, der kollektive Orientierungen zum Untersuchungsgegenstand macht. Auf der Basis von empirischen Beispielen, die wir gemeinsam behandeln, wird im Workshop der forschungspraktische Wert von guten Metatheorien erarbeitet: Beispielsweise wie sich ein lebendiger Ablauf von Diskussionen auf der Grundlage eines elaborierten Kollektivitätskonzepts zum einen erklären und zum anderen forschungspraktisch umsetzen lässt.

Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens für unterschiedliche Forschungsfragen werden entlang der Interessen der Teilnehmenden diskutieret, dabei können auch fokussierte Erhebungen, die z.B. einen Film, eine Sendung oder Bilder zum Ausgangspunkt der Gruppendiskussion machen, eine Rolle spielen. Je nach Wunsch und Vertrautheit der Gruppe mit dem Verfahren, werden wir entweder die eine gemeinsame Interpretation von Material aus Gruppendiskussionen einsteigen oder die einzelnen forschungspraktischen Schritte der Auswertung genauer besprechen.

Literatur

  • Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2009). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (2. korr.  Aufl.). München: Oldenbourg (darin: Kap. 3.4.2, 3.4.3 und 5.4).
  • Bohnsack, Ralf & Przyborski, Aglaja (2007). Gruppendiskussionsverfahren und Focus Groups. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.) Qualitative Marktforschung (S.493-506). Wiesbaden: Gabler.
  • Bohnsack, Ralf; Przyborski, Aglaja & Schäffer, Burkhard (Hrsg.) (2006). Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Online Erhebung von Mixed Methods Daten

Prof. Dr. Udo Kuckartz

Thomas Ebert

Philipps-Universität Marburg, Institut für Erziehungswissenschaft,
AG Methoden und Evaluation,

In der qualitativen Forschung wird zunehmend auf die Möglichkeit zurückgegriffen, Daten online zu erheben. Solche Online-Datenerhebungen lassen sich kostengünstig, schnell und mit vielen Forschungsteilnehmenden durchführen. Durch den Wegfall der Transkription minimieren sich zudem Übertragungsfehler.

Ein besonderer Mehrwert internetbasierter Datenerhebung ist die vereinfachte Integration von offenen und standardisierten Fragen in Mixed-Methods-Designs.

In einem kurzen Einleitungsreferat werden die Grundlagen der Online-Datenerhebung dargestellt. Anschließend werden die praktische Erstellung und die Durchführung einer Online-Datenerhebung mittels der kostenlosen Software LimeSurvey fokussiert. Besondere Schwerpunkte liegen auf Fragen der Online-Umsetzung eines Papierfragebogens und der technischen Planung. Auch Fragen der Teilnehmerverwaltung und Anonymität werden aufgegriffen. Abschließend wird demonstriert, wie die gewonnenen Daten exportiert und für die Weiterverwendung in anderen Programmen, u.a. QDA-Software, aufbereitet werden.

Insgesamt gewährt der Kurs einen Einblick in die Planung und Durchführung einer Online-Datenerhebung mit standardisierten und offenen Fragen. Er soll dazu befähigen, die Möglichkeiten und Stolperfallen einschätzen zu können, mit denen dieses Verfahren behaftet ist. Die Kenntnisse, die in diesem Workshop für das eingesetzte Tool LimeSurvey vermittelt werden, können auch auf andere Erhebungswerkzeuge (z.B. 2ask, GlobalPark/UniPark oder MaQ) übertragen werden.

Literatur

  • Fielding, Nigel G: Lee, Raymond M. & Blank, Grant (Hrsg.) (2008). The Sage Handbook of Internet and Online Research Methods. Thousand Oaks: Sage.
  • Kuckartz, Udo: Ebert, Thomas; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2009). Evaluation online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS.
  • Ritter, Lois A. & Sue, Valarie M. (2007). The Use of Online Surveys in Evaluation (New Directions for Evaluation, No. 115). San Francisco: Jossey Bass.
  • Stefer, Claus & Rädiker, Stefan (2008). E-Valuation. Die Online-Erhebung qualitativer und quantitativer Daten und deren Auswertunghttp://www.caqd.de/attachments/061_Stefer_Raediker.pdf

Workshop: Qualitative Evaluationsforschung

Prof. Dr. Ernst von Kardorff

Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Rehabilitationswissenschaften

Prof. Dr. Christine Schönberger

Hochschule München
Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften

  1. In einem kurzen Einführungsreferat werden zentrale Aspekte einer eigenständigen qualitativen Evaluationsforschung skizziert.
  2. Anhand zweier Erhebungsverfahren (teilnehmende Beobachtung und Interview) aus einem abgeschlossenen Evaluationsprojekt wird der Zusammenhang zwischen Prozessbegleitung/-analyse und entdeckender Sozialforschung als ein besonderes und unverzichtbares Merkmal einer qualitativen und formativen Evaluationsforschung aufgezeigt.
  3. Mit Blick auf qualitative Forschungsdesigns wollen wir das Problem praxisgerechter und zugleich theoriegeleiteter Auswahl und Identifikation der entscheidenden Bedingungen und Prozesse im Untersuchungsfeld behandeln.
  4. Wir wollen zeigen, wie eine qualitative Forschungsstrategie für neu auftauchende Themen und unerwartete Verläufe offen gehalten werden kann. Dafür schlagen wir eine leichte Modifikation der Strategie der Grounded-Theory-Methodologie vor.
  5. Wir möchten exemplarisch die Möglichkeiten vertretbarer Abkürzungsstrategien bei der Auswertung und Interpretation im Sinne einer Evaluationspragmatik vorstellen und dabei u.a. die Argumente Thomas Schwandts aufgreifen. Wie lassen sich diese Strategien mit den Qualitätskriterien für Qualitative Evaluationsforschung verbinden?

Die angesprochenen Fragen möchten wir gerne auch anhand von  Fragestellungen, Forschungsskizzen oder Problemen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam diskutieren.

Literatur

  • Kardorff, Ernst von (2006). Zur gesellschaftlichen Bedeutung und Entwicklung (qualitativer) Evaluationsforschung. In Uwe Flick (Hrsg.), Qualitative Evaluationsforschung. Konzepte, Methoden, Umsetzungen (S.63-91). Reinbek: Rowohlt.
  • Kardorff, Ernst von (2004). Qualitative Evaluationsforschung. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung – ein Handbuch (S.238-250). Reinbek: Rowohlt.
  • Schwandt, Thomas, A. (2002). Evaluation practice reconsidered. New York: Peter Lang.
  • http://ec.europa.eu/europeaid/evaluation/methodology/methods/mth_ccr_en.htm
  •  http://www.policy-evaluation.org/

Workshop: Interviews mit Experten und Expertinnen

PD Dr. Beate Littig
Institut für Höhere Studien Wien, Abteilung Soziologie

Expert/innenninterviews gehören schon lange zur Praxis sozialwissenschaftlicher Forschung. Die methodologische Debatte um Experteninterviews hingegen ist erst rezenten Datums. Der Schwerpunkt der Methodendebatte liegt dabei auf Fragen der Expertendefinition, auf der Unterscheidung verschiedener Formen von Experteninterviews und ihrer Stellung im Forschungsdesign sowie auf den Besonderheiten in Interviewführung und Interaktionskonstellation im Vergleich zu anderen Formen qualitativer Interviews. Fragen der Auswertung sind dagegen vergleichsweise unterbelichtet.
Der Workshop wird in einem knappen Einführungsvortrag einen Überblick über Methodologie und Methoden von Expert/inneninterviews geben. Im Zentrum sollen methodische Probleme bei der Durchführung von Expert/inneninterviews stehen. Insbesondere das Sampling, der Feldzugang und Interaktionen im Interview sollen dabei problematisiert werden.

Literatur

  • Bogner, Alexander; Littig, Beate & Menz,  Wolfgang  (Hrsg.) (2009). Experteninterviews. Theorien, Methoden, Anwendungsfelder. Wiesbaden, VS-Verlag.
  • Littig, Beate (2008). Interviews mit Eliten – Interviews mit ExpertInnen: Gibt es Unterschiede. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9(3), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0803161.
  • Meuser, Michael & Nagel, Ulrike (1991). ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In Detlef Garz & Klaus Kraimer (Hrsg.), Qualitativ-empirische Sozialforschung. Konzepte, Methoden, Analysen (S.441-471). Opladen: Westdeutscher Verlag.

Workshop: Interview(-planung)

Prof. Dr. Günter Mey

Dr. Katja Mruck

Es liegt eine Fülle an verschiedenen Formen und Varianten von Interviews vor, so dass selbst ein kurzer Überblick zumeist fragmentarisch bleiben muss. Interviews gehören nach wie vor zu den am meisten genutzten Methoden der qualitativen Sozialforschung und werden zum Teil unhinterfragt eingesetzt; teilweise wird zu wenig geprüft, in welcher Weise spezielle Verfahren auszuwählen wären bzw. – da Methodenanwendung immer Methodenentwicklung ist – in welcher Weise Modifikationen und Adaptionen erlaubt und notwendig sind. Auch stellen sich insgesamt in der Forschungspraxis viele Detailfragen, die in der Übersichtsliteratur wenig behandelt werden (können).

Anliegen des Workshops ist es, nach einer kurzen Einführung zu Interviews und der Vorstellung einiger Interviewvarianten für die Forschungspraxis zentrale Probleme und Herausforderungen zu erörtern. Insbesondere betrifft dies die Vorbereitung/Planung eines Interviews (inkl. der Leitfadenentwicklung für jene Verfahren, die darauf basieren), Fragen der Durchführung und Interviewgestaltung sowie relevante Aspekte der Dokumentation und Qualitätssicherung.

Der Schwerpunkt wird jedoch auf Planungsfragen liegen und die von den Teilnehmenden eingebrachten Fragen/Interessen einbeziehen. Zu deren angemessener Berücksichtigung ist es sinnvoll, dass die Teilnehmenden – nach offizieller Bestätigung der Teilnahme durch die Tagungsleitung und nach Aufforderung durch die Anbietenden im Vorfeld des Workshops – ihre Anliegen kurz formulieren. Dazu werden rechtzeitig alle Teilnehmenden und per E-Mail angeschrieben.

Literatur

  • Mey, Günter (2000). Erzählungen in qualitativen Interviews: Konzepte, Probleme, soziale Konstruktion. Sozialer Sinn1, 135-151.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2007). Qualitative Interviews. In Gabriele Naderer & Eva Balzer (Hrsg.), Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis. Wiesbaden: Gabler
  • Schorn, Ariane & Mey, Günter (2005). Das Interview in der entwicklungspsychologischen Forschung – Anwendungsmöglichkeiten, Durchführung und Besonderheiten. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative Entwicklungspsychologie (S.289-320). Köln: Kölner Studien Verlag.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research1(1), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001228.

Workshop: Kamera-Ethnografie

Dr. Bina Elisabeth Mohn

Berlin
Kamera-Ethnographin, Autorin, Dozentin http://www.kamera-ethnographie.de

Der Workshop führt in die kamera-ethnographische Heuristik des Sehens und Zeigens ein. Er  richtet sich an Forschende, die unter Einsatz ihrer jeweiligen Medien ihre Felder ethnographisch erkunden möchten und sich für die Kreativität wissenschaftlichen Beobachtens, Beschreibens, Interpretierens und Zeigens interessieren. Kamera-Ethnographie ermöglicht es, jenseits von Interview-Verfahren oder der Aufzeichnung von Gesprächsdaten die nonverbalen Aspekte sozialer Praxis zu thematisieren. Sie setzt ein, wo in Feld und Forschung die Worte zunächst ausbleiben: bei Körper und Objekt, Mimik und Gestik, Choreographie und Raum.  Ein kamera-ethnographisches Forschen verknüpft teilnehmendes Beobachten mit blickender Kameraführung und die Analyse von Videomaterial mit fokussierendem Schnitt. Ziel ist ein dichtes Zeigen (in Analogie zur dichten Beschreibung nach Clifford Geertz). Dabei werden Kameras (gewohnt „etwas fest zu halten“) genutzt, um die Dynamik des Sehens und Verstehens zu gestalten und dabei das Denken in Bewegung zu bringen. Aus objektivistischer Dokumentation wird so eine positionierte Imagination sozialer Sinnstrukturen.

Teil 1 – Mit der Kamera im Feld

  • Blickschneisen und Beobachtungsspuren: Kamera als „Federhalter“ (Caméra Stylo)
  • Begegnung mit dem Feld: Interaktive und disziplinäre Aspekte der Kamera-Beobachtung
  • Forschungsphasen: Methodologische Registerwechsel als Heuristik des Sehens und Zeigens

Teil 2 – Fokussierendes Schneiden und dichtes Zeigen

  • Zirkulär und intermedial Forschen: Blicke, Bilder und Worte im Wechselspiel
  • Versuchsanordnungen: Sequenzierung und Schnitt im Erkenntnisprozess
  • Dichte Rezeption und Feedback: flach, dicht, tief … wie kommt „Sehen“ zum Ausdruck?

Teil 3 – Überlegungen zur Anwendung

  • schauen, sehen, filmen, reden, schreiben und zeigen in den Projekten der Teilnehmenden

Literatur

  • Mohn, Elisabeth (2002). Filming Culture. Spielarten des Dokumentierens nach der Repräsentationskrise. Stuttgart: Lucius & Lucius.
  • Mohn, Bina Elisabeth (2008). Die Kunst des dichten Zeigens: Aus der Praxis kamera-ethnographischer Blickentwürfe. Berliner Blätter46, 61-72 (Text steht unter http://www.kamera-ethnographie.de zur Verfügung).
  • Mohn, Bina Elisabeth (2010/in Druck). Zwischen Blicken und Worten: kamera-ethnographische Studien. In G. Schäfer & R. Staege (Hrsg.), Frühkindliche Lernprozesse verstehen: Ethnographische und phänomenologische Beiträge zur Bildungsforschung. Juventa.

Video-DVDs (vertrieb@iwf.de)

  • Mohn, Elisabeth & Amann, Klaus (2006). Lernkörper. Kamera-Ethnographische Studien zum Schülerjob. Göttingen: vertrieb@iwf.de, Bestell-Nr. C 13032.
  • Mohn, Bina Elisabeth & Hebenstreit-Müller, Sabine (2007). Zu Tisch in der Kita: Mittagskonzert und Mittagsgesellschaft. Kamera-Ethnographische Studien 2, PFH Berlin. Göttingen: vertrieb@iwf.de, Bestell-Nr. C 13127.
  • Mohn, Bina Elisabeth & Geesche Wartemann (2009). WECHSELSPIELE im Experimentierfeld Kindertheater. Reihe Kamera-Ethnographische Studien. Göttingen: info@ive-shop.de, Bestell-Nr. IVE 14050.

Workshop: Introspektion – ein neues gruppengestütztes Verfahren

Dr. Thomas Burkart

Psychologischer Psychotherapeut; in eigener Praxis in Hamburg tätig

Prof. em. Dr. Gerhard Kleining

Universität Hamburg
Fachbereich Soziologie

Die „Hamburger Gruppe“ hat bei einer Tagung 1998 qualitativ Forschenden die Methode der „dialogischen Introspektion“ vorgeschlagen. Es handelt sich um die Wiederaufnahme der von der klassischen Psychologie und der Würzburger Schule als Hauptmethode verwandten Introspektion (oder Selbstbeobachtung, Selbstwahrnehmung), die durch den Behaviorismus unterdrückt wurde, in einer den heutigen methodischen Ansprüchen genügenden Form. Dialogische Introspektion wird nach bestimmten Anweisungen in Gruppen ausgeführt, zumeist durch Tonband dokumentiert und nach den Regeln der qualitativen Heuristik auf Gemeinsamkeiten analysiert (siehe http://www.heureka-hamburg.de ). Der Vorteil der Methode ist die rasche Beschaffung von umfangreichen qualitativen Daten, die bei angemessener Ausführung hoch differenziert sind und auch vergangene Erlebnisse und Erfahrungen zu Tage fördern. Die Methode der „dialogischen Introspektion“ kann für die Erforschung aller Arten von Erlebnissen verwandt werden, sie ist auch geeignet bei sozialpsychologischer und soziologischer Fragestellung. Sie vermeidet eine Reihe von Problemen der „Focus Group“ (oder Gruppendiskussion), die eine der Hauptmethoden der angewandten qualitativen Forschung ist. Die „dialogosche Introspektion“ ist ein exploratives Verfahren per se, gut geeignet zum Forschungsbeginn, zur Begleitung und Korrektur laufender Erhebungen und zur Erkenntnis der Struktur wesentlicher Dimensionen des Themas.

Die Veranstaltung stellt die Methode vor, ihre Vorteile und mögliche Probleme und diskutiert Beispiele für ihre Anwendung. Die Teilnehmenden können sich an einem Experiment zur  Datenerhebung beteiligen. Informationen über http://www.introspektion.net, Anwendungen finden sich dort unter „Beispiel“, dann die Buchsymbole aufrufen.    

Weiterführende Literatur

  • Burkart, Thomas; Kleining, Gerhard & Witt, Harald (Hrsg.) (2010). Dialogische Introspektion: Ein gruppengestütztes Verfahren zur Erforschung des Erlebens. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Burkart, Thomas (2008). Methodologie: Dialogische Introspektion in der Gruppe http://www.introspektion.net/html/methodologieburkart.html.
  • Journal für Psychologie (1999). Themenschwerpunkt: Hamburger Tagung zur Introspektion und Selbstbeobachtung 1998 – Introspektion als Forschungsmethode. 7(2), 3-62.
  • Kleining, Gerhard (2008). Die Würzburger Methode und unsere Verbesserung (Arbeitspapier), http://www.introspektion.net/html/geschichte.html.
  • Kleining, Gerhard & Witt, Harald (2000). Qualitativ-heuristische Forschung als Entdeckungsmethodologie für Psychologie und Sozialwissenschaften: Die Wiederentdeckung der Methode der Introspektion als Beispiel. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research1(1), Art. 13, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001136.

Workshop: Subjektwissenschaftliche (Praxis-) Forschung

Prof. Dr. Morus Markard

Freie Universität Berlin


Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Psychologie

Worin bestehen die Eigenheiten einer spezifisch psychologischen qualitativen Forschung, insbesondere einer Forschung, die sich, wie die Kritische Psychologie, subjektwissenschaftlich bzw. als Psychologie vom Standpunkt des Subjekts, versteht?

„Psychologie vom Standpunkt des Subjekts“ ist erstens in dem Sinne wörtlich zu nehmen, dass individuelle Subjekte nicht beforscht werden, sondern auf der Forschungsseite stehen (sollen). Zweitens sollen Theorien der Selbstverständigung der Beteiligten dienen. Dies heißt drittens: Statt um die „Wirkung“ von Bedingungen geht es um die Erfahrung von Bedeutungen. Subjektives Handeln, Empfinden, Leiden, sind nicht aus Bedingungen abzuleiten, ihnen gegenüber allerdings auch nicht völlig beliebig, sondern in Prämissen als subjektiv akzentuierten Bedingungen begründet. Viertens erfordert dieser Ansatz die Theoriensprache des Begründungsdiskurses (der sich allerdings als Subtext auch in experimentell-statistischer Psychologie nachweisen lässt). Fünftens werden Deutungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg unter diesen Voraussetzungen problematisch.

Warum diese subjektwissenschaftliche Psychologie keine subjektivistische Konzeption ist, was sie zu Objektivierung und Verallgemeinerung zu sagen hat, soll – u.a. in Auseinandersetzung mit Bourdieus Verstehens-Konzept – vorgestellt und diskutiert werden. Welche Probleme dabei auftreten, welche methodischen Mittel entwickelt wurden, soll dargelegt und an Beispielen aus der Praxisforschung erläutert werden.

Probleme / Beispiele aus der Forschungspraxis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sehr willkommen.

Literatur

  • Bourdieu, Pierre (1997). Verstehen. In Pierre Bourdie et al., Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft (S.779-802). Konstanz: UVK.
  • Markard, Morus (2000). Kritische Psychologie: Methodik vom Standpunkt des Subjekts. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(2), Art. 19, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0002196.
  • Markard, Morus und Ausbildungsprojekt subjektwissenschaftliche Berufspraxis (2000). Weder Mainstream noch Psychoboom. Kritische Psychologie und studentische Praxisforschung. Hamburg: Argument.
  • Markard, Morus (2007). Zur Spezifik qualitativer psychologischer (statt Sozial-) Forschung. Erwägen, Wissen, Ethik18(2), 249-251.
  • Markard, Morus (2009). Einführung in die Kritische Psychologie. Hamburg.

Workshop: Systematische Metaphernanalyse

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau-Görlitz
Fachbereich Sozialwesen

Carola Nürnberg

School of Economics London

Eine systematische Metaphernanalyse reagiert auf die Probleme bisheriger Versuche, den Sinn von metaphorischen Äußerungen zu verstehen. Von älteren Studien unterscheidet sie sich durch folgendes:

  • Sie nutzt die Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson), um den Stellenwert von Metaphern für Strukturen von Denken, Handeln und Emotionen zu bestimmen.
  • Das empirische Vorgehen bietet eine handhabbare Arbeitsdefinition zur Erkennung von Metaphern.
  • Sie ermöglicht, von einzelnen Metaphern auf zusammenhängende metaphorische Konzepte zu schließen.
  • Das empirische Vorgehen der Metaphernanalyse ist offen dafür, sowohl kulturelle, subkulturelle wie individuelle Muster zu rekonstruieren.
  • Für die Interpretation metaphorischer Muster steht eine Sammlung heuristischer Hilfen zur Verfügung.
  • Neben allgemeinen, für qualitative Forschung gültigen Gütekriterien sind speziellere Gütekriterien für Metaphernanalysen benennbar.

Im Workshop sollen diese Merkmale je nach Vorwissen der TeilnehmerInnen an vorbereitetem Material vorgestellt und in kleinen Übungen vertieft werden.

Literatur

  • Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research4(2), Art. 41, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0302415.
  • Rezension: Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Rezensionsaufsatz: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern (Dritte  Aufl.). Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research5(2), Art. 19, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402190.

Workshop: Triangulation

Prof. Dr. Uwe Flick

Alice Salomon Fachhochschule Berlin

Die Verwendung unterschiedlicher Zugänge in theoretischer und methodischer Hinsicht und was die verwendeten Daten betrifft spielt in der qualitativen Forschung schon seit längerem eine Rolle und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Als Leitkonzept in diesem Kontext hat sich der Begriff der Triangulation eingebürgert, der von Norman Denzin in den 1970er Jahren entsprechend eingeführt wurde. Triangulation kann sich auf die Kombination unterschiedlicher theoretischer Perspektiven oder auf die Verwendung unterschiedlicher Methoden beziehen, wobei die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden eine von verschiedenen Möglichkeiten, darstellt, und die Kombination verschiedener qualitativer Methoden zunehmend an Bedeutung gewinnt. Triangulation kann sich auf Verwendung unterschiedlicher Datensorten sowie die Zusammenarbeit verschiedener Forscher/innen stützen. Dabei kann Triangulation jeweils als Strategie der Geltungsbegründung aber auch allgemeiner zur Erweiterung der Erkenntnismöglichkeiten eingesetzt werden.

In diesem Workshop soll das Konzept der Triangulation in seinen unterschiedlichen Varianten vorgestellt werden. Dazu werden jeweils Forschungsbeispiele diskutiert. Im zweiten Teil des Workshops sollen die Teilnehmer/innen die Gelegenheit erhalten, die dabei aufgeworfenen Fragen am eigenen Vorgehen und Material weiter zu diskutieren.

Literatur

  • Denzin, Norman K. (1989). The Research Act (3. Aufl.). Englewood Cliffs, N. J.: Prentice Hall.
  • Flick, Uwe (2005). Qualitative research in sociology in Germany and the US—State of the art, differences and developments. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research6(3), Art. 23, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503230.
  • Flick, Uwe (2007). Qualitative Sozialforschung – eine Einführung (akt. u. erw. Neuausgabe). Reinbek: Rowohlt.
  • Flick, Uwe (2008). Triangulation – Eine Einführung (2. erw. Aufl.; Reihe: Qualitative Sozialforschung, Band 12). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Videoanalyse

Prof. Dr. Bernt Schnettler

Universität Bayreuth, Kultur- und Religionssoziologie

René Tuma

Technische Universität Berlin, Institut für Soziologie

Audiovisuelle Daten finden mittlerweile einen breiten Einzug in die Forschungspraxis. Manchmal wird sogar von einer regelrechten „Video-Revolution“ gesprochen. Videoaufzeichnungen werden in einer Reihe von unterschiedlichen Forschungsfeldern genutzt. Vor allem bieten sie die Möglichkeit, Interaktionsprozesse höchst detailliert aufzuzeichnen, um sie dann geradezu mikroskopisch untersuchen zu können. Dabei spielt die Sequenzanalyse eine herausragende Rolle.

Methodisch stellen Videodaten aufgrund ihrer Komplexität und Reichhaltigkeit eine große Herausforderung für die qualitative Sozialforschung dar. Verglichen mit den etablierten textbezogenen Methoden interpretativer Sozialforschung befindet sich die Methodenentwicklung zwar erst in einem Anfangsstadium. Basierend auf ethnomethodologischen und gattungsanalytischen Verfahren stellen wir einen Ansatz vor, der Hilfestellung für den Umgang mit dieser herausfordernden Datensorte anbietet. Dabei greifen wir ebenso methodische Elemente aus der Grounded Theory, der Ethnographie und der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik auf.

Der Workshop richtet sich vor allem an solche Forscherinnen und Forscher, die selber mit Videodaten arbeiten (wollen). Dazu werden wir zunächst einige methodische Vorteile und Probleme von Videodaten diskutieren, auf die verschiedenen Datensorten eingehen sowie die Tücken der Erhebung benennen. Im zweiten Teil können dann möglicherweise Ausschnitte aus Videomaterial der aktiven Teilnehmerinnen exemplarisch analysiert werden. Dazu ist es erforderlich, dass die Teilnehmenden – aber erst nach offizieller Bestätigung der Teilnahme durch die Tagungsorganisation – vorab Kontakt per E-Mail mit uns aufnehmen (rene.tuma@tu-berlin.de).

Literatur

  • Knoblauch, Hubert; Schnettler, Bernt & Tuma, René (2010). Interpretative Videoanalysen in der Sozialforschung. In  Sabine Maschke & Ludwig Stecher (Hrsg.), Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online (EEO), Fachgebiet Methoden der empirischen erziehungswissenschaftlichen Forschung. Weinheim: Juventa.
  • Schnettler, Bernt & Pötzsch, Frederik (2007). Visuelles Wissen. In Rainer Schützeichel (Hrsg.), Handbuch Wissenssoziologie und Wissensforschung  (S.472-484). Konstanz: UVK.
  • Knoblauch, Hubert & Schnettler, Bernt (2007). Videographie. Erhebung und Analyse Qualitativer Videodaten. In Renate Buber & Hartmut Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung. Theorie, Methode, Analysen (S.583-599). Wiesbaden: Gabler.
  • Knoblauch, Hubert; Schnettler, Bernt; Raab, Jürgen & Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.) (2006). Video-Analysis. Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology. Wien: Lang.
  • Schnettler, Bernt (2001). Vision und Performanz. Zur soziolinguistischen Gattungsanalyse fokussierter ethnographischer Daten. sozialer sinn1, 143-163.
  • Knoblauch, Hubert (2004). Die Video-Interaktions-Analyse. sozialer sinn1, 123-128.
  • Knoblauch, Hubert (2000). Workplace Studies und Video. Zur Entwicklung der Ethnographie von Technologie und Arbeit. In Irene Götz & Andreas Wittel (Hrsg.), Arbeitskulturen im Umbruch. Zur Ethnographie von Arbeit und Organisation (S.159-173). Münster: Waxmann.
  • Heath, C., Luff, P., & Hindmarsh, J. (2010). Video in Qualitative Research. London: Sage

Für weitere Informationen siehe ebenso die Seiten des der Videolabore an der Universität Bayreuth (http://www.soz.uni-bayreuth.de/de/research/video_laboratory/index.html) und an der TU Berlin (http://www.as.tu-berlin.de/Videolabor).

Workshop: Einführung in ATLAS.ti 6.2

Sarah Matthews & Thomas Muhr

ATLAS.ti GmbH

Der 2-gliedrige Workshop beginnt mit einem Überblick über die zentralen Konzepte und Prozeduren der qualitativen Datenanalysesoftware ATLAS.ti, die vor knapp 2 Jahrzehnten als Prototyp an der Technischen Universität Berlin aus der Taufe gehoben wurde und nunmehr in der Version 6 vorliegt (zum Workshop in Version 6.2).

Im zweiten Teil des Workshops begeben wir uns in die Abgründe menschlichen Verhaltens im London des 19. Jahrhunderts, und versuchen uns als Profiler und Kriminolog/innen bei der Sichtung von Material über einen notorischen Massenmörder: Jack the Ripper.

Die Themen im Überblick:

– Das VISE-Konzept: Visualisierung, Integration, Serendipity und Exploration
– Die Hermeneutische Einheit hält alles zusammen: Projekte in ATLAS.ti
– Primärdokumente ohne Grenzen: Text, PDF 1.7, Bildmaterial, Video- und Audio, Geodaten
– Die textuelle und die konzeptionelle Ebene: Lesen, Suchen, Segmentieren, Kommentieren, Kodieren und Vernetzen
– Das „Zitat“ – die atomare Analyseeinheit in ATLAS.ti.
– Rhetorische Strukturen explizit machen mit Hyperlinks
– Arbeiten mit multimedialen Dokumenten
– Transkriptionsunterstützung mit A-Docs (assoziativen Dokumenten)
– Die Welt als Dokument – Orte als Zitate – Arbeiten mit Google Earth™
– Modellentwicklung mit dem Netzwerkeditor
– Suchen und Finden mit QueryTool, Object Crawler & Cooccurrence Explorer
– Intensionale „Supercodes“ zur Hypothesenformulierung und -überprüfung
– Teamarbeit
– Neuerungen der Version 6.2. PDF: 1.7, Mehrseitenansicht, Performanz, SmartPDs, Skalierbarkeit großer Projekte.

Etwas unscheinbar neben augenfälligen Features wie die Bearbeitung von PDF im Originallayout, den semantischen Netzwerken, der Integration von Google Earth, der Transkript-Media-Synchronisation, der Unterstützung von Teams und dem Export aller Projektdaten in einem standardisierten Datenformat (XML) werden wir unser „Zitat“ näher betrachten.

Ein „Zitat“ in ATLAS.ti ist ein Stück Text, ein Bildausschnitt, eine Videosequenz, ein Tonschnipsel, ein Ort. Die Erstellung eines solchen Zitats ist die Grundlage aller weiteren ordnenden, interpretierenden und theoriebildenen analytischen und synthetischen Tätigkeiten eines ATLAS.ti Anwenders. Wie bei echten Zitaten zeigt sich das Potenzial dieses simplen, aber dennoch einzigartigen und extrem leistungsfähigen Konzepts in dessen Vernetzung. Die wohl prominenteste „Verlinkung“ ist die zwischen einem Zitat und einem Kode: die „Kodierung“, wobei das Kodieren in der Regel die Erzeugung eines Zitats mit einschließt: Text lesen, Text markieren, Kode eingeben, fertig. Mit dem Verweis von Zitat zu Zitat („Hypertext“) ergänzen wir das nivellierende Kodieren mit einer die Unterschiede berücksichtigenden Perspektive.
Beginnend mit der Passage eines Briefes besuchen wir entlang der von uns geknüpften Beziehungen Tatorte von Jack the Ripper in Bild, Ton und in Google Earth. Viel Glück!

Links

http://www.atlasti.de/ – Dort werden auch Materialien vor Tagungsbeginn bereitgestellt.

Workshop: Einführung in MAXQDA 10 (inkl. MAXDictio zur Inhaltsanalyse und MAXMaps dem Grafiktool)

Anne Kuckartz

Dr. Thorsten Dresing

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Amöneburg

Der Workshop gibt eine grundlegende Einführung in MAXQDA, einem der  klassischen Tools zur computergestützten qualitativen Datenanalyse.  Die Teilnehmenden werden systematisch mit der Architektur und den wesentlichen Funktionen des Programms vertraut gemacht. Zudem gibt es eine kurze Einführung in die Grundfunktionen von MAXDictio und MAXMaps, den Zusatzmodulen zur Wortschatzanalyse sowie zur grafischen Unterstützung einzelner Analyseschritte und der Darstellung von Ergebnissen. Der Workshop wird etliche angeleitete Übungen enthalten und es ist viel Zeit für Fragen und selbständiges Experimentieren vorgesehen Dank der intuitiven Bedienbarkeit von MAXQDA, können wir Ihnen versprechen, dass Sie am Ende des Workshops die elementaren Analyseschritte selbständig ausführen können..

Schwerpunktthemen sind:

  • Das Datenmaterial: Möglichkeiten der Organisierung, Strukturierung und des Editierens
  • Das Codesystem: Aufbau und Bearbeitungsmöglichkeiten des Codesystems
  • Der Codierprozess: Verschiedene Möglichkeiten des differenzierten Codierens (In-Vivo Codieren, deskriptives und theoretisches Codieren, Codierungen gewichten, Code Definitionen, Farbcodierungen)
  • Memos: Verfassen, kategorisieren, auswerten und verwalten
  • Suchfunktionen: Einfache und komplexe Suchenprozeduren
  • Mixed Methods (Variablenimport/-export)
  • Kontrolle und Transparenz: Die umfangreichen Möglichkeiten zum Monitoring, Kontrolle und individueller Anpassungen des Analyseprozesses werden aufgezeigt. (Kontextwahrung, Übersichten, Visualisierungen, etc.)

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien und Leseproben wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt. Bei entsprechendem Interesse wird es, wie in den letzten Jahren, einen Workshop für Einsteiger und einen für erfahrene Anwender geben.

Nützliche Literatur

  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2008). Basics of Qualitative Research (3. Aufl). Thousand Oaks, CA: Sage.
  • Kuckartz, Udo (2007). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (2. erweitere und aktualisierte  Aufl.). Wiesbaden: VS.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko; Dresing, Thorsten & Rädiker Stefan (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (zweite, überarbeitete  Aufl.). Wiesbaden: VS.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2007). Qualitative Evaluation. Der Einstieg in die Praxis. Wiesbaden: VS.
  • Kuckartz, Udo; Ebert, Thomas; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2008). Evaluation Online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS.

Tipp für zusätzliche Informationen

Im Rahmen der jährlichen Tagung CAQD werden abgeschlossene Projekte dargestellt, die MAXQDA eingesetzt haben. In den Tagungsbänden sind alle Projektbeschreibungen zusammengefasst und bieten eine gute Inspirationsquelle und einen Einblick in die Methodenvielfalt beim Einsatz von MAXQDA. Download unter http://www.caqd.de (und dort unter Archiv bei Tagungsbände).