Workshops 2009

Workshop: Akteursanalyse

Prof. Dr. Heiner Legewie

Zentrum Technik und Gesellschaft, TU Berlin

In der Aktionsforschung oder partizipativen Forschung werden Reformen unter weitgehender Beteiligung der von ihnen betroffenen Akteure geplant, umgesetzt und evaluiert. Doch auch das traditionelle Projektmanagement ist auf eine mehr oder weniger intensive Akteursbeteiligung angewiesen. Für Planung, Umsetzung und Erfolg von Veränderungsprozessen sind die Problemsicht, die Interessen und Konflikte, und im weiteren Sinn auch kulturelle Aspekte aller für das jeweilige Vorhaben relevanten Akteure (Betroffene, Schlüsselpersonen, potenzielle Gewinner und Verlierer, Entscheidungsträger, Medienöffentlichkeit etc.) von entscheidender Bedeutung. Als professionelle Forschungsinstrumente bieten sich hierfür die Akteursanalyse und die Methodologie der Grounded Theory an.

Die Akteursanalyse ist ein politikwissenschaftliches Instrument, das bisher vor allem zur partizipativen Planung von Projekten in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) eingesetzt wurde, sich aber generell zur Planung und Umsetzung von Reformen in spezifischen Settings oder Kontexten eignet (z.B. Maßnahmen zur Organisationsentwicklung in einer Institution, Projekte zur Gesundheitsförderung und Gewaltprävention an Schulen, Projekte zur Förderung benachteiligter Wohnviertel). Dabei folgt die aus der entwicklungspolitischen Praxis stammende Akteursanalyse der gleichen dialogischen Strategie des Pendelns zwischen hypothesengeleiteter Datenerhebung und  Modellbildung wie die aus der Forschungspraxis entwickelte Grounded Theory Methodologie. 

Im Workshop soll an einem oder mehreren Beispielen die Arbeitsweise einer Akteursanalyse Schritt für Schritt vermittelt werden, wobei Datenerhebung und -analyse entsprechend dem Methodenarsenal der Grounded Theory erfolgen. Nach Einführung in das Verfahren erarbeiten die Teilnehmenden anhand von eigenen Projekterfahrungen zunächst für verschiedene ihnen vertraute Settings Akteurslisten (Welche Personen, Gruppierungen, Institutionen sind im Projekt-Kontext wichtig?). Am Beispiel eines geeigneten Settings werden anschließend die weiteren Schritte einer Akteursanalyse demonstriert. Das Datenmaterial wird entweder durch ad-hoc-Befragungen von Teilnehmenden gewonnen, die mit dem jeweiligen Setting vertraut sind (zugleich Einübung der Fragetechnik) – oder soweit vorhanden, aufgrund von schon vorliegendem Datenmaterial. Im Wechsel mit der Datenerhebung erfolgt die Datenanalyse, wobei verschiedene Schritte des theoretischen Kodierens, Memoschreibens und der Visualisierung von Zusammenhängen zum Einsatz kommen.

Nach erfolgter Bestätigung Ihrer Teilnahme durch die Organisatoren bitte ich Teilnehmende, die derzeit in einem für eine Akteursanalyse geeigneten Projektzusammenhang arbeiten, sich mit mir in Verbindung zu setzen, damit wir schon vorab geeignetes Datenmaterial für den Workshop zusammenstellen können (Legewie@ztg.tu-berlin.de).

Einführende Literatur

Workshop: Gruppendiskussion

Dr. Aglaja Przyborski

Universität Wien

Erhebungen von Gesprächen in gruppenförmigen Settings haben in den letzten Jahren sowohl im deutschen als auch im angelsächsischen Sprachraum weiter an Bedeutung gewonnen. Je nachdem, ob die „Gruppe“ methodologisch gefasst wird oder nicht, unterscheiden sich die methodisch-technischen Überlegungen zur Erhebung und Auswertung, also zur Initiierung und Leitung von Gruppendiskussionen ebenso wie zur Interpretation und zu Möglichkeiten der Generalisierung.

Im Workshop werden diese unterschiedlichen Zugänge beleuchtet. Vertieft behandelt wird jener Zugang, der kollektive Orientierungen zum Untersuchungsgegenstand macht. Auf der Basis von empirischen Beispielen, die wir gemeinsam behandeln, wird im Workshop der forschungspraktische Wert von guten Metatheorien erarbeitet: Beispielsweise wie sich ein lebendiger Ablauf von Diskussionen auf der Grundlage eines elaborierten Kollektivitätskonzepts zum einen erklären und zum anderen forschungspraktisch umsetzen lässt.

Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens für unterschiedliche Forschungsfragen werden entlang der Interessen der Teilnehmenden diskutieret, dabei können auch fokussierte Erhebungen, die z.B. einen Film, eine Sendung oder Bilder zum Ausgangspunkt der Gruppendiskussion machen, eine Rolle spielen. Je nach Wunsch und Vertrautheit der Gruppe mit dem Verfahren, werden wir entweder die eine gemeinsame Interpretation von Material aus Gruppendiskussionen einsteigen oder die einzelnen forschungspraktischen Schritte der Auswertung genauer besprechen.

Literatur

  • Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2009). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (2. korr. Auflage). München: Oldenbourg (darin: Kap. 3.4.2, 3.4.3 und 5.4).
  • Bohnsack, Ralf & Przyborski, Aglaja (2007). Gruppendiskussionsverfahren und Focus Groups. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.) Qualitative Marktforschung (S.493-506). Wiesbaden: Gabler.
  • Bohnsack, Ralf; Przyborski, Aglaja & Schäffer, Burkhard (Hrsg.) (2006). Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Online-Evaluation

Prof. Dr. Udo Kuckartz

Thomas Ebert

Philipps-Universität Marburg, Institut für Erziehungswissenschaft,
AG Methoden und Evaluation,

In einem kurzen Einleitungsreferat werden zunächst die Vor- und Nachteile von Online-Verfahren der Datenerhebung im Rahmen von Evaluation dargestellt. Anschließend wollen wir vor allem zwei Punkte fokussieren.

Erstens den theoretischen und praktischen Ablauf einer Online-Datenerhebung, die sowohl mit qualitativen als auch mit quantitativen Elementen arbeitet. Besondere Schwerpunkte liegen auf Fragen der Online-Umsetzung eines Papierfragebogens und  der Planung und technischen Durchführung der Erhebungsphase.

Zweitens den Ablauf der Auswertung, wobei der Einsatz von Mixed Methods und Abkürzungsstrategien bei der Auswertung, insbes. der qualitativen Daten, im Zentrum stehen.

Im folgenden Teil des Workshops wollen wir anhand der Materialien und Evaluationsfragestellungen der Teilnehmenden die Einsatzmöglichkeiten von Online-Evaluation diskutieren.

Insgesamt gewährt der Kurs einen Einblick in die Planung und Durchführung einer Online-Datenerhebung im Rahmen von Evaluationen. Er soll dazu befähigen, die Möglichkeiten und Stolperfallen einschätzen zu können, mit denen dieses Verfahren behaftet ist.

Literatur

  • Beywl, Wolfgang; Kehr, Jochen; Mäder, Susanne & Niestroj, Melanie (2007). Evaluation Schritt für Schritt: Planung von Evaluationen. hiba Weiterbildung, Band 20/26.
  • Kuckartz, Udo: Ebert, Thomas; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2009). Evaluation online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2008). Qualitative Evaluation. Der Einstieg in die Praxis (2. Auflage). Wiesbaden: VS.
  • Ritter, Lois A. & Sue, Valarie M. (2007). The Use of Online Surveys in Evaluation (New Directions for Evaluation, No. 115). San Francisco: Jossey Bass.
  • Shaw, Ian F.; Greene, Jennifer C. & Mark, Melvin M.  (Hrsg.) (2006). The Sage Handbook of Evaluation. London: Sage.
  • Stefer, Claus & Rädiker, Stefan (2008).  E-Valuation. Die Online-Erhebung qualitativer und quantitativer Daten und deren Auswertung. Verfügbar über: http://www.caqd.de/attachments/061_Stefer_Raediker.pdf

Workshop: Qualitative Evaluationsforschung

Prof. Dr. Ernst von Kardorff

Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Rehabilitationswissenschaften

Prof. Dr. Christine Schönberger

Hochschule München
Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften

  1. In einem kurzen Einführungsreferat werden zentrale Aspekte einer eigenständigen qualitativen Evaluationsforschung skizziert.
  2. Anhand zweier Erhebungsverfahren (teilnehmende Beobachtung und Interview) aus einem abgeschlossenen Evaluationsprojekt wird der Zusammenhang zwischen Prozessbegleitung/-analyse und entdeckender Sozialforschung als ein besonderes und unverzichtbares Merkmal einer qualitativen und formativen Evaluationsforschung aufgezeigt.
  3. Mit Blick auf qualitative Forschungsdesigns wollen wir das Problem praxisgerechter und zugleich theoriegeleiteter Auswahl und Identifikation der entscheidenden Bedingungen und Prozesse im Untersuchungsfeld behandeln.
  4. Wir wollen zeigen, wie eine qualitative Forschungsstrategie für neu auftauchende Themen und unerwartete Verläufe offen gehalten werden kann. Dafür schlagen wir eine leichte Modifikation der Strategie der Grounded Theory Methodologie vor.
  5. Wir möchten exemplarisch die Möglichkeiten vertretbarer Abkürzungsstrategien bei der Auswertung und Interpretation im Sinne einer Evaluationspragmatik vorstellen und dabei u.a. die Argumente Thomas Schwandts aufgreifen. Wie lassen sich diese Strategien mit den Qualitätskriterien für Qualitative Evaluationsforschung verbinden?

Die angesprochenen Fragen möchten wir gerne auch anhand von  Fragestellungen, Forschungsskizzen oder Problemen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam diskutieren.

Literatur

  • Kardorff, Ernst von (2006). Zur gesellschaftlichen Bedeutung und Entwicklung (qualitativer) Evaluationsforschung. In Uwe Flick (Hrsg.), Qualitative Evaluationsforschung. Konzepte, Methoden, Umsetzungen (S.63-91). Reinbek: Rowohlt.
  • Kardorff, Ernst von (2004). Qualitative Evaluationsforschung. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung – ein Handbuch (S.238-250). Reinbek: Rowohlt.
  • Schwandt, Thomas, A. (2002). Evaluation practice reconsidered. New York: Peter Lang.
  • http://ec.europa.eu/europeaid/evaluation/methodology/methods/mth_ccr_en.htm
  •  http://www.policy-evaluation.org/

Workshop: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Michaela Gläser-Zikuda

Institut für Erziehungswissenschaft, Lehrstuhl für Schulpädagogik / Didaktik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Dieser Workshop führt grundlegend in die Qualitative Inhaltsanalyse ein. Thematisiert werden theoretischer Hintergrund dieser Analysemethode, verschiedene Auswertungstechniken sowie Gütekriterien, die insbesondere in qualitativ- inhaltsanalytischen Studien berücksichtigt werden sollten. Anhand ausgewählter Beispiele aus diversen Forschungsstudien lernen die Teilnehmenden diese weit verbreitete Auswertungsmethode kennen.

Literatur

  • Lissmann, Urban (1998). Inhaltsanalyse von Texten. Landau: Empirische Pädagogik.
  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(2). http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.
  • Mayring, Philipp (2003). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (8. Auflage). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, Michaela (2008) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse (2. Aufl.) Weinheim: Beltz-UTB.

Workshop: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Philipp Mayring

Abteilung Angewandte Psychologie und Methodenforschung am Institut für Psychologie
sowie Zentrum für Evaluation und Forschungsberatung der Universität Klagenfurt

Im Workshop sollen Arbeitsweisen qualitativ orientierter systematischer sozialwissenschaftlicher Textanalyse diskutiert werden. Die Qualitative Inhaltsanalyse stellt einen Forschungsstil dar, der

  • theoriegeleitet und regelgeleitet vorgeht,
  • das zu analysierende Material in ein Kommunikationsmodell einordnet und darauf bezogen die Ziele der Analyse definiert,
  • die zentralen Analyseaspekte in Kategorien(-systemen) formuliert,
  • das Material in inhaltsanalytische Einheiten zerlegt und danach schrittweise bearbeitet,
  • das Instrumentarium (Kategoriensysteme und inhaltsanalytische Regeln) in einer Pilotstudie überarbeitet,
  • die Zuordnung von Kategorien zu Textstellen als interpretativen, regelgeleiteten Prozess auffasst,
  • im weiteren Verlauf auch Quantifizierungen (z.B. Kategorienhäufigkeiten) zulässt
  • und die Ergebnisse an Gütekriterien (z.B. Interkoderreliabilität) misst.

Es werden die einzelnen qualitativ inhaltsanalytischen Verfahren (z.B. induktive Kategorienentwicklung, deduktive Kategorienanwendung) am Beispiel vorgestellt und anhand eines gemeinsamen Textes (1 Seite Interviewtranskript) mit anderen qualitativ orientierten Textanalyseansätzen (z.B. Psychoanalytische Textinterpretation, Objektive Hermeneutik, Sozialwissenschaftlich-hermeneutische Paraphrase) verglichen. Besonders soll auf die Anwendung von Qualitativer Inhaltsanalyse auf Bildanalyse (z.B. Video) und die Einsatzmöglichkeiten von unterstützenden Computerprogrammen eingegangen werden.

Besonderes wichtig erscheint es auch hier, nicht blind Verfahrensweisen anzuwenden, sondern spezifisch auf Gegenstand und Fragestellung anzupassen und Kombinationsmöglichkeiten mitzubedenken.

Literatur

  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse (auch in Englisch: Qualitative Content Analysis). Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research1(2), Art. 20, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.
  • Mayring, Philipp (2003). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (8. Auflage). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, M. (2005) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp (2002). Qualitative content analysis – research instrument or mode of interpretation? In Mechthild Kiegelmann (Hrsg.), The role of the researcher in qualitative psychology (S.139-148). Tübingen: Verlag Ingeborg Huber.
  • Mayring, Philipp & Brunner, Eva (2006). Beiträge zur Qualitativen Inhaltsanalyse – Schriftenreihe des Instituts für Psychologie der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Psy-Dok Volltextserverhttp://psydok.sulb.uni-saarland.de/frontdoor.php?source_opus=573&la=de.
  • Mayring, Philipp (2001). Kombination und Integration qualitativer und quantitativer Analyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research2(1), Art. 6, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-01/1-01mayring-d.htm

Workshop: Interviews mit Experten und Expertinnen

PD Dr. Beate Littig
Institut für Höhere Studien Wien, Abteilung Soziologie

ExpertInnenninterviews gehören schon lange zur Praxis sozialwissenschaftlicher Forschung. Die methodologische Debatte um Experteninterviews hingegen ist erst rezenten Datums. Der Schwerpunkt der Methodendebatte liegt dabei auf Fragen der Expertendefinition, auf der Unterscheidung verschiedener Formen von Experteninterviews und ihrer Stellung im Forschungsdesign sowie auf den Besonderheiten in Interviewführung und Interaktionskonstellation im Vergleich zu anderen Formen qualitativer Interviews. Fragen der Auswertung sind dagegen vergleichsweise unterbelichtet.
Der Workshop wird in einem knappen Einführungsvortrag einen Überblick über Methodologie und Methoden von ExpertInneninterviews geben. Im Zentrum sollen methodische Probleme bei der Durchführung von ExpertInneninterviews stehen. Insbesondere das Sampling, der Feldzugang und Interaktionen im Interview sollen dabei problematisiert werden.

Literatur

  • Bogner, Alexander; Littig, Beate & Menz,  Wolfgang  (Hrsg.) (2009). Experteninterviews. Theorien, Methoden, Anwendungsfelder. Wiesbaden, VS-Verlag.
  • Littig, Beate (2008). Interviews mit Eliten – Interviews mit ExpertInnen: Gibt es Unterschiede [37 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Vol. 9(3), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0803161
  • Meuser, Michael & Nagel, Ulrike (1991). ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In Detlef Garz & Klaus Kraimer (Hrsg.), Qualitativ-empirische Sozialforschung. Konzepte, Methoden, Analysen (S.441-471). Opladen: Westdeutscher Verlag.

Workshop: Interview(-planung)

Dr. Günter Mey

Freie Universität Berlin
Institut für Qualitative Forschung

Dr. Katja Mruck

Freie Universität Berlin
Center für Digitale Systeme, Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research

Es liegt eine Fülle an verschiedenen Formen und Varianten von Interviews vor, so dass selbst ein kurzer Überblick zumeist fragmentarisch bleiben muss. Interviews gehören nach wie vor zu den am meisten genutzten Methoden der qualitativen Sozialforschung und werden zum Teil unhinterfragt eingesetzt; teilweise wird zu wenig geprüft, in welcher Weise spezielle Verfahren auszuwählen wären bzw. – da Methodenanwendung immer Methodenentwicklung ist – in welcher Weise Modifikationen und Adaptionen erlaubt und notwendig sind. Auch stellen sich insgesamt in der Forschungspraxis viele Detailfragen, die in der Übersichtsliteratur wenig behandelt werden (können).

Anliegen des Workshops ist es, nach einer kurzen Einführung zu Interviews und der Vorstellung einiger Interviewvarianten für die Forschungspraxis zentrale Probleme und Herausforderungen zu erörtern. Insbesondere betrifft dies die Vorbereitung/Planung eines Interviews (inkl. der Leitfadenentwicklung für jene Verfahren, die darauf basieren), Fragen der Durchführung und Interviewgestaltung sowie relevante Aspekte der Dokumentation und Qualitätssicherung.

Der Schwerpunkt wird jedoch auf Planungsfragen liegen und die von den Teilnehmenden eingebrachten Fragen/Interessen einbeziehen. Zu deren angemessener Berücksichtigung ist es sinnvoll, dass die Teilnehmenden – nach offizieller Bestätigung der Teilnahme durch die Tagungsleitung und nach Aufforderung durch die Anbietenden im Vorfeld des Workshops – ihre Anliegen kurz formulieren. Dazu werden rechtzeitig alle Teilnehmenden und per E-Mail angeschrieben.

Literatur

  • Mey, Günter (2000). Erzählungen in qualitativen Interviews: Konzepte, Probleme, soziale Konstruktion. Sozialer Sinn1, 135-151.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2007). Qualitative Interviews. In Gabriele Naderer & Eva Balzer (Hrsg.), Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis. Wiesbaden: Gabler
  • Schorn, Ariane & Mey, Günter (2005). Das Interview in der entwicklungspsychologischen Forschung – Anwendungsmöglichkeiten, Durchführung und Besonderheiten. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative (Forschung in der) Entwicklungspsychologie (S.289-320). Köln: Kölner Studien Verlag.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 1(1), http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-00/1-00witzel-d.htm.

Workshop: Kamera-Ethnografie

Dr. Bina Elisabeth Mohn

Berlin
Kamera-Ethnographin, Autorin, Dozentin  http://www.kamera-ethnographie.de

Der Workshop gibt methodologische Anregungen, das „Videografieren“ zu reflektieren und zu attraktiven Ergebnissen audiovisuellen Forschens zu kommen. Er richtet sich an Forschende, die unter Einsatz ihrer Medien ihre Felder ethnographisch erkunden möchten und sich für die Kreativität wissenschaftlichen Beschreibens und Zeigens interessieren. Anhand kurzer Videobeispiele wird in ein ethnografisches Beobachten, Interpretieren und Visualisieren alltäglichen Handelns eingeführt. Im Mittelpunkt stehen Theorie, Methodologie und konkrete Praxis des Forschens mit der Kamera jenseits der bekannten Interview-Verfahren. Der kamera-ethnografische Ansatz verknüpft das teilnehmende, wahrnehmende Beobachten mit blickender Kameraführung und die Analyse von Videomaterial mit fokussierendem Schnitt. Ziel ist ein dichtes Zeigen (in Analogie zur dichten Beschreibung nach Clifford Geertz). Kameras, gewohnt „etwas fest zu halten“, werden in diesem Kontext genutzt, um die Dynamik des Sehens und Verstehens zu gestalten und dabei das Denken in Bewegung zu bringen. Aus objektivistischer Dokumentation wird so eine positionierte Imagination sozialer Sinnstrukturen.

Teil 1 – Mit der Kamera im Feld

  • kamera-ethnografhische Forschung in 5 Phasen
  • Blickschneisen und Beobachtungsspuren: Die Kamera als „Federhalter“ (Caméra Stylo)
  • Interaktive Aspekte der Kamera-Beobachtung

Teil 2 – Fokussierendes Schneiden und dichtes Zeigen

  • Schnitte im Erkenntnisprozess: Versuchsanordnungen
  • Bilder und Worte in ihren Differenzen nutzen: Intermediales Forschen
  • flach, dicht, tief …: Chancen „dichter Rezeption“

Teil 3 – Überlegungen zur Anwendung

  • Sehen und filmen, reden, schreiben und zeigen in den Projekten der Teilnehmenden

Literatur

  • Mohn, Elisabeth (2002). Filming Culture. Spielarten des Dokumentierens nach der Repräsentationskrise. Stuttgart: Lucius & Lucius.
  • Mohn, Bina Elisabeth (2007). Kamera-Ethnografie: Vom Blickentwurf zur Denkbewegung. In G. Brandstetter & G. Klein (Hrsg.), Methoden der Tanzwissenschaft. Modellanalysen zu Pina Bauschs „Sacre du Printemps“. TanzScripte, Band 4 (S.173-194).
  • Mohn, Bina Elisabeth (2009). Im Denkstilvergleich entstanden: Die Kamera-Ethnographie. In E.O. Graf & B. Griesecke (Hrsg.), Ludwik Flecks vergleichende Erkenntnistheorie. Fleck Studien, Band 1 (S.211-234). Berlin: Parerga Verlag.

Video-DVDs (vertrieb@iwf.de)

  • Mohn, Elisabeth & Amann, Klaus (2006). „Lernkörper. Kamera-Ethnographische Studien zum Schülerjob“. Bestell-Nr.: C 13032.
  • Mohn, Bina Elisabeth & Hebenstreit-Müller, Sabine (2007). Zu Tisch in der Kita: Mittagskonzert und Mittagsgesellschaft. Kamera-Ethnographische Studien 2 des PFH Berlin. Göttingen: IWF Wissen und Medien, Bestell-Nr. C 13127.

Workshop: Introspektion – ein neues gruppengestütztes Verfahren

Dr. Thomas Burkart

Psychologischer Psychotherapeut; in eigener Praxis in Hamburg tätig

Prof. em. Dr. Gerhard Kleining

Universität Hamburg
Fachbereich Soziologie

Die „Hamburger Gruppe“ hat bei einer Tagung 1998 qualitativ Forschenden die Methode der „dialogischen Introspektion“ vorgeschlagen. Es handelt sich um die Wiederaufnahme der von der klassischen Psychologie und der Würzburger Schule als Hauptmethode verwandten Introspektion (oder Selbstbeobachtung, Selbstwahrnehmung), die durch den Behaviorismus unterdrückt wurde, in einer den heutigen methodischen Ansprüchen genügenden Form. Dialogische Introspektion wird nach bestimmten Anweisungen in Gruppen ausgeführt, zumeist durch Tonband dokumentiert und nach den Regeln der qualitativen Heuristik auf Gemeinsamkeiten analysiert (siehe http://www.heureka-hamburg.de ). Der Vorteil der Methode ist die rasche Beschaffung von umfangreichen qualitativen Daten, die bei angemessener Ausführung hoch differenziert sind und auch vergangene Erlebnisse und Erfahrungen zu Tage fördern. Die Methode der „dialogischen Introspektion“ kann für die Erforschung aller Arten von Erlebnissen verwandt werden, sie ist auch geeignet bei sozialpsychologischer und soziologischer Fragestellung. Sie vermeidet eine Reihe von Problemen der „Focus Group“ (oder Gruppendiskussion), die eine der Hauptmethoden der angewandten qualitativen Forschung ist. Die „dialogosche Introspektion“ ist ein exploratives Verfahren per se, gut geeignet zum Forschungsbeginn, zur Begleitung und Korrektur laufender Erhebungen und zur Erkenntnis der Struktur wesentlicher Dimensionen des Themas.

Die Veranstaltung stellt die Methode vor, ihre Vorteile und mögliche Probleme und diskutiert Beispiele für ihre Anwendung. Die Teilnehmenden können sich an einem Experiment zur  Datenerhebung beteiligen. Informationen über http://www.introspektion.net, Anwendungen finden sich dort unter „Beispiel“, dann die Buchsymbole aufrufen.    

Weiterführende Literatur

Workshop: Systematische Metaphernanalyse

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau-Görlitz
Fachbereich Sozialwesen

Carola Nürnberg

School of Economics London

Eine systematische Metaphernanalyse reagiert auf die Probleme bisheriger Versuche, den Sinn von metaphorischen Äußerungen zu verstehen. Von älteren Studien unterscheidet sie sich durch folgendes:

  • Sie nutzt die Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson), um den Stellenwert von Metaphern für Strukturen von Denken, Handeln und Emotionen zu bestimmen.
  • Das empirische Vorgehen bietet eine handhabbare Arbeitsdefinition zur Erkennung von Metaphern.
  • Sie ermöglicht, von einzelnen Metaphern auf zusammenhängende metaphorische Konzepte zu schließen.
  • Das empirische Vorgehen der Metaphernanalyse ist offen dafür, sowohl kulturelle, subkulturelle wie individuelle Muster zu rekonstruieren.
  • Für die Interpretation metaphorischer Muster steht eine Sammlung heuristischer Hilfen zur Verfügung.
  • Neben allgemeinen, für qualitative Forschung gültigen Gütekriterien sind speziellere Gütekriterien für Metaphernanalysen benennbar.

Im Workshop sollen diese Merkmale je nach Vorwissen der TeilnehmerInnen an vorbereitetem Material vorgestellt und in kleinen Übungen vertieft werden.

Literatur

Workshop: Partizipative Forschung als systematische Praxisreflexion

Prof. em. Dr. Jarg Bergold

Dr. Stefan Thomas

Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, und INA

Im Feld qualitativer Forschung lassen sich interessante Entwicklungen partizipativer Forschungsansätze in verschiedenste Richtungen verfolgen, u.a. wurde partizipative Forschung im Bereich der internationalen Entwicklungspolitik zunehmend akzeptiert oder sogar gefordert. Im ersten Teil des Workshops werden die Grundzüge partizipativer Forschungsstrategien dargestellt und ein Überblick über die aktuellen internationalen Entwicklungen gegeben.

Einige dieser methodischen Ansätze und Ideen lassen sich gut im das Feld der psychosozialen Versorgung anwenden, in dem seit einiger Zeit Diskussionen um Effektivität, Qualitätsstandards und -sicherungsmaßnahmen einen großen Raum einnehmen. Zunehmend wird das Bedürfnis geäußert, die Tätigkeit und die institutionellen Prozesse gemeinsam mit den NutzerInnen der Einrichtung so zu konzeptualisieren, dass die Angebote die Bedürfnisse der NutzerInnen ausreichend berücksichtigen und Entwicklungsräume geschaffen werden.

Die Workshopleiter wählen das Feld der psychosozialen Versorgung, um am Beispiel eigener Erfahrungen partizipative Forschungsstrategien zu diskutieren. Die systematische Praxisreflexion wird als möglicher Einstieg und zentraler Baustein partizipativer Forschung ins Zentrum des Workshops gestellt. Dabei geht es zunächst darum, die Bedingungen für eine solche Forschung in der Institution zu analysieren und methodische Ansätze zu entwickeln, wie MitarbeiterInnen und NutzerInnen ihre Einrichtung untersuchen können. Ansatzweise sollen solche Planungen von partizipativer Praxisreflexion mit den WorkshopteilnehmerInnen durchgespielt werden.

Nach erfolgter Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren bitten wir Teilnehmende, die derzeit selbst an partizipativen Forschungsprojekten beteiligt sind, sich mit uns in Verbindung zu setzen, um gemeinsam zu überlegen, wie das Projekt in den Workshop eingebracht werden kann (jarg.bergold@fu-berlin.de oder stefan.thomas@fu-berlin.de)

Workshop: Qualitative Inquiry: Ethnografie, Kritik und Performance

Prof. Dr. Rainer Winter

Alpen-Adria Universität Klagenfurt, Österreich

In der amerikanischen qualitativen Forschung hat sich in den letzten Jahren eine  Reformbewegung herausgebildet, die ein neues Forschungsparadigma etabliert hat. In dessen Zentrum stehen ethnografische Ansätze, die interpretativ, reflexiv, gesellschaftskritisch und interventionistisch orientiert sind. Besondere Bedeutung kommt in diesen Untersuchungen autoethnografischen Analysen und Performance-Ethnografien zu. In einer radikalen Abwendung von positivistischen und postpositivistischen Kriterien werden perspektivische und konstruktionistische Zugänge in unterschiedlichen biografischen Zusammenhängen und sozialen Feldern (Erziehung, Bildung, Sozialarbeit etc.) erprobt. Hierbei werden Machtverhältnisse sowie Formen sozialer und kultureller Ungleichheit untersucht, kritisiert und Möglichkeiten aufgezeigt, die Handlungsmächtigkeit („agency“) von Betroffenen zu entfalten und zu steigern.

Im Workshop wird zunächst in die theoretischen und methodologischen Grundlagen von Qualitative Inquiry eingeführt, die in einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Pragmatismus, dem Poststrukturalismus und der interpretativen Anthropologie entstanden sind. Anschließend wird an wichtigen exemplarischen Studien das methodische Vorgehen der Forscher und Forscherinnen erläutert und analysiert, die im Bereich der interpretativen Ethnographie arbeiten. Dann werden Studien untersucht und diskutiert, in denen die Erfahrungen der Forschenden im Zentrum stehen, reflektiert und in unterschiedlicher Weise aufgeführt werden. Abschließend wird mit ethnografischem Material der Teilnehmenden gearbeitet.

Literatur

  • Bochner, Arthur B. & Ellis, Carolyn (Hrsg.) (2002). Ethnographically Speaking. Autoethnography, Literature and Ästhetics. Walnut Creek, CA: Altamira Press.
  • Denzin, Norman K. & Giardina, Michael B. (Hrsg.) (2008). Qualitative Inquiry and the Politics of Evidence. Walnut Creek, CA: Left Coast Press.
  • Jones, Kip; Gergen, Mary; Yallop, J. Guiney; Lopez de Vallejo, Irene; Roberts, Brian & Wright, Peter (Hrsg.) (2008). Performative Social Science. Forum Qualitative Sozialforschung Vol. 9(2); http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/10.
  • Winter, Rainer & Niederer, Elisabeth (Hrsg.) (2008). Ethnographie, Kino und Interpretation. Die performative Wende der Sozialwissenschaften. Der Norman K. Denzin Reader. Bielefeld: transcript.

Workshop: Teilnehmender Beobachtung. Das Beobachtungsprotokoll

Prof. Dr. Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik

GESIS, Zentrum für Umfragen, Analysen und Methoden, Mannheim

Die Teilnehmende Beobachtung ist ein methodisches Verfahren, bei der der/die Forscher/in subjektive Wahrnehmung von Interaktion in einem diese strukturierenden Raum möglichst nachvollziehbar und detailliert aufzeichnen muss. Im Mittelpunkt dieses Verfahrens, wie auch dieser Veranstaltung, steht deshalb das Protokollieren des Beobachteten, dessen Strukturierung und dessen Aufzeichnen. Ziel des Workshops ist es, das Aufzeichnen von Beobachtungsdaten darzustellen, zu diskutieren und zu vertiefen. Dieses geschieht unter der Berücksichtigung der unterschiedlichen Möglichkeiten eines Zugangs zum Feld (von der strukturierten bis zur unstrukturierten Beobachtung) und vom Verhalten des/der Beobachters/in im Feld.

Struktur:

  • Aufzeichnen, Protokollieren von Beobachtungsdaten
  • Diskussion von Beobachtungsprotokollen

Zur Vorbereitung empfohlene Literatur

  • Scholz, Gerold (2005). Teilnehmende Beobachtung: eine Methodologie oder eine Methode. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative Entwicklungspsychologie (S.381-411). Köln: Kölner Studien Verlag.
  • Merkens, Hans (1986). Vorwissen und Hypothesenbildung beim Prozeß des Beobachtens – Überlegungen zu den Grenzen der Beobachtung in der Arbeitsmigrantenforschung. In Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik (Hrsg.), Qualitative Methoden der Datenerhebung in der Arbeitsmigrantenforschung (S.78-108). Mannheim: FRG.

Workshop: Triangulation

Prof. Dr. Uwe Flick

Alice Salomon Fachhochschule Berlin

Die Verwendung unterschiedlicher Zugänge in theoretischer und methodischer Hinsicht und was die verwendeten Daten betrifft spielt in der qualitativen Forschung schon seit längerem eine Rolle und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Als Leitkonzept in diesem Kontext hat sich der Begriff der Triangulation eingebürgert, der von Norman Denzin in den 1970er Jahren entsprechend eingeführt wurde. Triangulation kann sich auf die Kombination unterschiedlicher theoretischer Perspektiven oder auf die Verwendung unterschiedlicher Methoden beziehen, wobei die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden eine von verschiedenen Möglichkeiten, darstellt, und die Kombination verschiedener qualitativer Methoden zunehmend an Bedeutung gewinnt. Triangulation kann sich auf Verwendung unterschiedlicher Datensorten sowie die Zusammenarbeit verschiedener ForscherInnen stützen. Dabei kann Triangulation jeweils als Strategie der Geltungsbegründung aber auch allgemeiner zur Erweiterung der Erkenntnismöglichkeiten eingesetzt werden.

In diesem Workshop soll das Konzept der Triangulation in seinen unterschiedlichen Varianten vorgestellt werden. Dazu werden jeweils Forschungsbeispiele diskutiert. Im zweiten Teil des Workshops sollen die TeilnehmerInnen die Gelegenheit erhalten, die dabei aufgeworfenen Fragen am eigenen Vorgehen und Material weiter zu diskutieren.

Literatur

  • Denzin, Norman K. (1989). The Research Act (3. Aufl.). Englewood Cliffs, N. J.: Prentice Hall.
  • Flick, Uwe (2005). Qualitative research in Sociology in Germany and the US—State of the art, differences and developments [47 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 6(3), Art. 23, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-05/05-3-23-e.htm.
  • Flick, Uwe (2007). Qualitative Sozialforschung – eine Einführung (akt. u. erw. Neuausgabe). Reinbek: Rowohlt.
  • Flick, Uwe (2008). Triangulation – Eine Einführung (2. erw. Aufl.; Reihe: Qualitative Sozialforschung, Band 12). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Videoanalyse

Prof. Dr. Hubert Knoblauch

Dr. Bernt Schnettler

Technische Universität Berlin
Institut für Soziologie

Audiovisuelle Daten finden mittlerweile einen breiten Einzug in die Forschungspraxis. Manchmal wird sogar von einer regelrechten „Video-Revolution“ gesprochen. Videoaufzeichnungen werden in einer Reihe von unterschiedlichen Forschungsfeldern genutzt. Vor allem bieten sie die Möglichkeit, Interaktionsprozesse höchst detailliert aufzuzeichnen, um sie dann geradezu mikroskopisch untersuchen zu können. Dabei spielt die Sequenzanalyse eine herausragende Rolle.

Methodisch stellen Videodaten aufgrund ihrer Komplexität und Reichhaltigkeit eine große Herausforderung für die qualitative Sozialforschung dar. Verglichen mit den etablierten textbezogenen Methoden interpretativer Sozialforschung befindet sich die Methodenentwicklung zwar erst in einem Anfangsstadium. Basierend auf ethnomethodologischen und gattungsanalytischen Verfahren stellen wir einen Ansatz vor, der Hilfestellung für den Umgang mit dieser herausfordernden Datensorte anbietet. Dabei greifen wir ebenso methodische Elemente aus der Grounded Theory, der Ethnographie und der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik auf.

Der Workshop richtet sich vor allem an solche Forscherinnen und Forscher, die selber mit Videodaten arbeiten (wollen). Dazu werden wir zunächst einige methodische Vorteile und Probleme von Videodaten diskutieren, auf die verschiedenen Datensorten eingehen sowie die Tücken der Erhebung benennen. Im zweiten Teil können dann möglicherweise Ausschnitte aus Videomaterial der aktiven Teilnehmerinnen exemplarisch analysiert werden. Dazu ist es erforderlich, dass die Teilnehmenden – aber erst nach offizieller Bestätigung der Teilnahme durch die Tagungsorganisation – vorab Kontakt per E-mail mit uns aufnehmen (hubert.knoblauch@tu-berlin.de oder bernt.schnettler@tu-berlin.de).

Literatur

  • Schnettler, Bernt & Pötzsch, Frederik (2007). Visuelles Wissen. In Rainer Schützeichel (Hrsg.), Handbuch Wissenssoziologie und Wissensforschung  (S. 472-484).Konstanz: UVK.
  • Knoblauch, Hubert & Schnettler, Bernt (2007). Videographie. Erhebung und Analyse Qualitativer Videodaten. In Renate Buber und Hartmut Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung. Theorie, Methode, Analysen (S.583-599). Wiesbaden: Gabler.
  • Knoblauch, Hubert; Schnettler, Bernt, Raab, Jürgen & Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.) (2006). Video-Analysis. Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology. Wien: Lang.
  • Schnettler, Bernt (2001). Vision und Performanz. Zur soziolinguistischen Gattungsanalyse fokussierter ethnographischer Daten. sozialer sinn, 1, 143–163.
  • Knoblauch, Hubert (2004). Die Video-Interaktions-Analyse. sozialer sinn, 1, 123–128.
  • Knoblauch, Hubert (2000). Workplace Studies und Video. Zur Entwicklung der Ethnographie von Technologie und Arbeit. In Irene Götz & Andreas Wittel (Hrsg.), Arbeitskulturen im Umbruch. Zur Ethnographie von Arbeit und Organisation (S.159–173). Münster: Waxmann.

Workshop: Einführung in ATLAS.ti

Dr. Susanne Friese & Dipl. Psych. Dipl.-Inform. Thomas Muhr

In dem Workshop wird ein Überblick über die zentralen Konzepte und Prozeduren gegeben, die qualitativ Forschenden mit ATLAS.ti zur Verfügung stehen.

Eine kurze Vorstellung der wesentlichen neuen Features der Version 6 soll dabei auch nicht fehlen. Die Verwendung nativer PDF-Dokumente etwa eröffnet ein weites Feld potenzieller Anwendungen, die den bisherigen Verfahren verschlossen blieben. Die layoutgerechte Darstellung und gezielte Kodierung bspw. von Webseiten und PowerPoint-Präsentationen wird im Workshop vorgestellt und praktisch erprobt.

Mit der Einbindung von Geoinformationen per Integration mit Google Earth sind Orte wie sonstige Daten“häppchen“ kodierbar, vernetzbar, kommentierbar.

Transkriptionsunterstützung durch Synchronisation von Video-/Audio-Dokumenten mit ihren  Transkriptionen.

Die Themen im Überblick:

  • Das VISE-Konzept: Visualisierung, Integration, Serendipity und Exploration
  • Die Hermeneutische Einheit hält alles zusammen: Projekte in ATLAS.ti
  • Die textuelle und die konzeptionelle Ebene: Lesen, Suchen, Segmentieren, Kommentieren, Kodieren und Vernetzen
  • Das „Zitat“ – die kleinste Analyseeinheit in ATLAS.ti. Klein aber Oho.
  • Rhetorische Strukturen explizit machen mit Hyperlinks
  • Arbeiten mit multimedialen Dokumenten
  • Transkriptionsunterstützung mit A-Docs (assoziativen Dokumenten)
  • Die Welt als Dokument – Orte als Zitate – Arbeiten mit Google Earth™
  • Modellentwicklung mit dem Netzwerkeditor
  • Suchen und Finden mit QueryTool, Object Crawler & Cooccurrence Explorer
  • Intensionale „Supercodes“ zur Hypothesenformulierung und Überprüfung
  • Unterstützung der Teamarbeit
  • Reports

Links

http://www.atlasti.de/

Workshop: Einführung in MAXQDA 2007 plus (inkl. MAXDictio zur Inhaltsanalyse und MAXMaps dem Grafiktool)

Anne Kuckartz

Dr. Thorsten Dresing

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Amöneburg

Der Workshop gibt eine grundlegende Einführung in MAXQDA, einem der  klassischen Tools zur computergestützten qualitativen Datenanalyse.  Die Teilnehmenden werden systematisch mit der Architektur und den wesentlichen Funktionen des Programms vertraut gemacht. Zudem gibt es eine kurze Einführung in die Grundfunktionen von MAXDictio und MAXMaps, den Zusatzmodulen zur Wortschatzanalyse sowie zur grafischen Unterstützung einzelner Analyseschritte und der Darstellung von Ergebnissen. Der Workshop wird etliche angeleitete Übungen enthalten und es ist viel Zeit für Fragen und selbständiges Experimentieren vorgesehen Dank der intuitiven Bedienbarkeit von MAXQDA, können wir Ihnen versprechen, dass Sie am Ende des Workshops die elementaren Analyseschritte selbständig ausführen können..

Schwerpunktthemen sind:

  • Das Datenmaterial: Möglichkeiten der Organisierung, Strukturierung und des Editierens
  • Das Codesystem: Aufbau und Bearbeitungsmöglichkeiten des Codesystems
  • Der Codierprozess: Verschiedene Möglichkeiten des differenzierten Codierens (In-Vivo Codieren, deskriptives und theoretisches Codieren, Codierungen gewichten, Code Definitionen, Farbcodierungen)
  • Memos: Verfassen, kategorisieren, auswerten und verwalten
  • Suchfunktionen: Einfache und komplexe Suchenprozeduren
  • Mixed Methods (Variablenimport/-export)
  • Kontrolle und Transparenz: Die umfangreichen Möglichkeiten zum Monitoring, Kontrolle und individueller Anpassungen des Analyseprozesses werden aufgezeigt. (Kontextwahrung, Übersichten, Visualisierungen, etc.)

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien und Leseproben wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt. Bei entsprechendem Interesse wird es, wie in den letzten Jahren, einen Workshop für Einsteiger und einen für erfahrene Anwender geben.

Nützliche Literatur

  • Corbin, Juliet & Strauss, Anselm (2008). Basics of Qualitative Research (3. Aufl). Thousand Oaks, California: Sage Publications, Inc.
  • Kuckartz, Udo (2007). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (2. erweitere und aktualisierte Auflage). Wiesbaden: VS.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko; Dresing, Thorsten & Rädiker Stefan (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (zweite, überarbeitete Auflage). Wiesbaden: VS.
  • Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2007). Qualitative Evaluation. Der Einstieg in die Praxis. Wiesbaden: VS.
  • Kuckartz, Udo; Ebert, Thomas; Rädiker, Stefan & Stefer, Claus (2008). Evaluation Online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS.

Tipp für zusätzliche Informationen:

Im Rahmen der jährlichen Tagung CAQD werden abgeschlossene Projekte dargestellt, die MAXQDA eingesetzt haben. In den Tagungsbänden sind alle Projektbeschreibungen zusammengefasst und bieten eine gute Inspirationsquelle und einen Einblick in die Methodenvielfalt beim Einsatz von MAXQDA. Download unter http://www.caqd.de (und dort unter Archiv bei Tagungsbände).

Einführung GABEK – ein qualitatives Forschungsverfahren mit PC-Unterstützung durch WinRelan

Prof. Dr. Josef Zelger

Universität Innsbruck

Ass. Prof. Dr. Renate Buber

Wirtschaftsuniversität Wien

Ziel des Workshops ist das Kennenlernen der Grundzüge der Methode GABEK sowie der Software WinRelan. Siehe dazu das 2-Minuten-Video www.GABEK.com/clip.

GABEK® (Ganzheitliche Bewältigung von Komplexität) ist eine PC-unterstützte Methode zur Auswertung und Darstellung umgangssprachlicher Texte. Ausgehend von offenen Interviews oder anderer verbaler Daten werden Erfahrungen, Wissen, Einstellungen vieler Personen vernetzt, so dass eine koordinierte Zusammenarbeit unterstützt wird. GABEK® übersetzt Meinungen der Befragten in begriffliche Wissenssysteme. Entscheidungen können damit vorbereitet, Ziele präzisiert und Maßnahmen vorgeschlagen werden.

GABEK®-Projekten liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Erfahrung und das Wissen möglichst vieler Betroffener in soziale und politische Entscheidungen einbezogen werden sollen. GABEK® fördert die Achtung voreinander und setzt sich von Ansätzen ab, wo Lösungsvorschläge über Machtpositionen auferlegt werden. Eine aufrichtig demokratische Grundeinstellung ist Voraussetzung für GABEK®-Projekte. Daraus leitet sich das übergeordnete Ziel von GABEK® ab. Es ist der Versuch, die menschliche Basis sozialer Organisationen mehr und mehr einzubeziehen, vor allem wenn es um Erneuerung und Reformen geht. Die Wissenskompetenz und die Meinungen vieler Menschen sollen erfasst und mitberücksichtigt werden. Der „Austausch“ persönlicher Meinungen baut positive emotionale Bindungen zwischen den Mitgliedern der Organisation auf, so dass Gemeinschaft entstehen kann.

Im Workshop werden anhand eines Beispiels Grundzüge der Methode GABEK® sowie der Software WinRelan® dargestellt. Dabei werden folgende Fragen beantwortet:

  • Wie können Assoziationsnetze einer Personengruppe oder Organisation gebildet werden?
  • Wie werden Bewertungen vieler Personen wiedergegeben?
  • Lassen sich Assoziationsnetze mit Bewertungen kombinieren und zur Darstellung von Problemfeldern oder von Erfolgsgebieten verwenden?
  • Wie werden Grundwerte, Ziele und mögliche erfolgversprechende Maßnahmen identifiziert?
  • Können Annahmen über erwartete Wirkungen von Maßnahmen graphisch dargestellt werden?
  • Wie wird die Relevanz von Einzelergebnissen bestimmt?
  • Wie werden Gruppenentscheidungen über Ziele und Maßnahmen vorbereitet?
  • Kann man die Gesamtergebnisse einer Befragung logisch-systematisch ordnen, so dass jedes Einzelergebnis durch verbale Daten begründet wird?
  • Wie werden die Ergebnisse eines GABEK®-Projekts bestätigt oder widerlegt?

Einige wenige Projektbeispiele sollen auf die Vielfalt möglicher Anwendungen hinweisen. GABEK® wurde angewandt zur

  • Evaluierung (der italienischen Grundschulreform in Südtirol),
  • Qualitätssicherung (in einem Krankenhaus),
  • Produktbewertung (von Fahrzeugen),
  • Konfliktbearbeitung (in Industrien in Südafrika),
  • Leitbildentwicklung (einer Universität in Südafrika),
  • Sprachgruppenforschung (in Südtirol),
  • Stadtteiluntersuchung (Tepito in Mexico City),
  • Akzeptanzforschung in Georgien, Holland und Deutschland,
  • Interkulturelles Management in Thailand, China, Brasilien, Europa.

Projekte zur Organisations- und Personalentwicklung und zur Innovationsforschung liegen immer wieder im Kernbereich von GABEK. Marktforschung in Südafrika und Österreich gehören ebenso zu den Standardanwendungen. Andere Projekte untersuchen Fragen zur medizinischen Ethik, zur klinischen Psychologie, zur Sportmedizin, zur Persönlichkeitspsychologie und zur Erforschung sozialer Randgruppen.

Ca. 350 GABEK-Projekte wurden in fünf Kontinenten durchgeführt. Neben rund 200 Diplomarbeiten und Dissertationen in ca. 80 Universitätsinstituten, wurde GABEK® von Unternehmen wie etwa Daimler AG für Produktentwicklung, Akzeptanz- und Verhaltensforschung, und von Beratungsfirmen in Lizenz eingesetzt. Alle zwei Jahre finden GABEK-Symposien statt, bei denen sich GABEK®-AnwenderInnen zum Erfahrungsaustausch treffen.

Weitere Informationen unter http://www.GABEK.com/.

Literaturempfehlung

  • Zelger, Josef (2007a). Kundenwünsche verstehen und gewichten durch das PC-unterstützte Verfahren GABEK. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung (S.697-712). Wiesbaden: Gabler.
  • Zelger, Josef (2007b). Regionale Ontologien als Grundlage für das Marketing. Von offenen Interviews zur innovativen Produktgestaltung durch das Verfahren GABEK. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung (S. 507-524). Wiesbaden: Gabler.
  • Zelger, Josef (2000). Twelve Steps of GABEKWinRelan. A Procedure for Qualitative Opinion Research, Knowledge Organization and Systems Development. In Renate Buber & Josef Zelger (Hrsg.), GABEK II. Zur Qualitativen Forschung. On Qualitative Research (S.205-220). Innsbruck-Wien-München: Studienverlag.
  •  Zelger, Josef (2008). The Representation of verbal Data by GABEK®-Nets. In Josef Zelger, Margit Raich & Paul Schober (Hrsg.), GABEK® III. Organisationen und ihre Wissensnetze (S.95-122). Innsbruck-Wien-Bozen: Studienverlag.
  • Zelger, Josef (2008). Kooperation durch Teambildung mithilfe von GABEK®. In Josef Zelger, Margit Raich & Paul Schober (Hrsg.), GABEK® III. Organisationen und ihre Wissensnetze (S.225-258). Innsbruck-Wien-Bozen: Studienverlag.