Workshops 2008

Workshop: Foucaultsche Diskursanalyse (Interpretative Analytik)

Dr. Rainer Diaz-Bone

Universität Trier
Fachbereich IV – Abteilung für Soziologie

Prof. Dr. Werner Schneider

Universität Augsburg
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät

Die interpretative Analytik ist die methodologische Position der Foucaultschen Diskursanalyse. Es handelt sich um eine Form der strukturalistischen/poststrukturalistischen „Hermeneutik“ der Praxis kollektiver Wissensproduktion und kollektiver Wissensordnungen. Die interpretative Analytik setzt die Diskurstheorie Foucaults in die empirische Analyse diskursiver Praxis von Diskursen und Interdiskurs(effekt)en als sozialwissenschaftliche Methodologie um. Sie ist keine standardisierte Schrittfolge für Diskursanalysen, sondern als Methodo-Logie eine Instanz, die praktisch (a) die Organisation des diskursanalytischen Forschungsprozess – von der Entwicklung der Fragestellung bis zur diskursanalytischen Erklärung sozialer Wirklichkeit – reflektiert und reglementiert, die (b) die Passung konkreter Praktiken/Instrumente/Techniken für den Forschungsprozess evaluiert und anleitet und die sich (c) in der konkreten diskursanalytischen Interpretation als Kompetenz entfaltet, wenn es in der Analyse von Materialien (Texten), darum geht, hieran die diskursive Praxis und die „Ordnung der Diskurse“ zu rekonstruieren.

Der Workshop dient der Einführung in die interpretative Analytik. Er wendet sich an Forscherinnen und Forscher, die empirisch-systematische Diskursanalysen beginnen wollen oder damit begonnen haben und die diese Reflexionen auf die Entwicklung des Forschungsprozesses, auf strategische Entscheidungen (wie weiter?, wie vergleichen?, was sind diskursanalytische Erklärungen und Resultate?) sowie auf die Qualität von Diskursanalysen bewerkstelligen müssen. Der Workshop ist keine (!) Einführung in die Diskurstheorie. Voraussetzung ist die grundlegende Kenntnis der Foucaultschen Diskurstheorie (Michel Foucault: Archäologie des Wissens. Frankfurt: Suhrkamp, 1981).

Weiterführende Literatur

  • Bührmann, Andrea D.; Diaz-Bone Rainer; Kendall Gavin; Guiterréz Rodríguez Encarnación; Schneider Werner & Tirado Francisco (Hrsg.) (2007). From Michel Foucault’s Discourse Theory to Empirical Social Research on Discourses. Current Methodological Developments und Methodical Applications in Social Research. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(2), http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs-d/inhalt2-07-d.htm.
  • Diaz-Bone, Rainer (2006). Zur Methodologisierung der Foucaultschen Diskursanalyse [48 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research7(1), Art. 6, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-06/06-1-6-d.htm.
  • Diaz-Bone, Rainer (2005). Die „interpretative Analytik“ als rekonstruktiv-strukturalistische Methodologie. Bemerkungen zur Eigenlogik und strukturalistischen Öffnung der Foucaultschen Diskursanalyse. In Reiner Keller, Andreas Hirseland, Werner Schneider & Willy Viehöfer (Hrsg.), Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Zum Verhältnis von Wissenssoziologie und Diskursforschung (S.179-197). Konstanz: UVK.
  • Schneider, Werner & Hirseland, Andreas (2005). Macht – Wissen – gesellschaftliche Praxis. Dispositivanalyse und Wissenssoziologie. In Reiner Keller, Andreas Hirseland, Werner Schneider & Willy Viehöver (Hrsg.), Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Zum Verhältnis von Wissenssoziologie und Diskursforschung (S.251-275). Konstanz: UVK.

Workshop: Qualitative Evaluationsforschung

Prof. Dr. Ernst von Kardorff

Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Rehabilitationswissenschaften

Prof. Dr. Christine Schönberger

Hochschule München
Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften

In einem kurzen Einführungsreferat werden zentrale Aspekte einer eigenständigen qualitativen Evaluationsforschung skizziert. Anhand zweier Erhebungsverfahren (teilnehmende Beobachtung und Interview) wird der Zusammenhang zwischen Prozessbegleitung/-analyse und entdeckender Sozialforschung als ein besonderes und unverzichtbares Merkmal einer qualitativen und formativen Evaluationsforschung aufgezeigt. Welche Konsequenzen sind damit für Forschungsdesign, Auswertungsstrategien und (theoriegeleitete) Ergebnisinterpretation verbunden?

Mit Blick auf das Forschungsdesign wollen wir erstens das Problem praxisgerechter und theoriegeleiteter Auswahl und Identifikation der entscheidenden Bedingungen und Prozesse im Untersuchungsfeld behandeln. 

Zweitens wollen wir zeigen, wie die Forschungsstrategie für neu auftauchende Themen und unerwartete Verläufe offen gehalten werden kann.

Drittens  werden wir für die ausgewählten Erhebungsverfahren exemplarisch Abkürzungsstrategien bei der Auswertung und Interpretation im Sinne einer Evaluationspragmatik vorstellen und dabei u.a. die Argumente Thomas Schwandts aufgreifen. Wie lassen sich diese Strategien mit den Qualitätskriterien für Qualitative Evaluationsforschung verbinden?

Die angesprochenen Fragen möchten wir anhand der Materialien und Fragestellungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam diskutieren.

Literatur:

  • Kardorff, Ernst von (2006). Zur gesellschaftlichen Bedeutung und Entwicklung (qualitativer) Evaluationsforschung. In Uwe Flick (Hrsg.), Qualitative Evaluationsforschung. Konzepte, Methoden, Umsetzungen (S.63-91). Reinbek: Rowohlt.
  • Kardorff, Ernst von (2004). Qualitative Evaluationsforschung. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung – ein Handbuch (S.238-250). Reinbek: Rowohlt.
  • Schwandt, Thomas, A. (2002). Evaluation practice reconsidered. New York: Peter Lang.

Workshop: Themenzentrierte Gruppendiskussion

Prof. Dr. Thomas Leithäuser

Akademie für Arbeit und Politik Bremen

Nach einer kurzen Einführung in das Verfahren der themenzentrierten Gruppendiskussion (Erhebung und Auswertung) soll insbesondere die Erhebungssituation geübt werden. Es geht dabei um die Einführung der Methode der „themenzentrierten Interaktion“ im Kontext einer Gruppendiskussion.

Eine solche Gruppendiskussion wird von einem „Diskussionsleiter“ nach den Regeln der „themenzentrierten Interaktion“ geleitet und von einem „teilnehmenden Beobachter“ begleitet. Diskussionsleiter und teilnehmender Beobachter können im Verlauf der Gruppendiskussion ihre Rollen tauschen. Das bietet sich dann an, wenn der Leiter sich zu sehr in die Diskussion verwickelt und die Nähe und Distanz zur Diskussion nicht mehr richtig ausbalancieren kann.

Wir führen miteinander eine Gruppendiskussion durch. Das Thema dazu suchen wir ad hoc aus. An dem Workshop sollte man aktiv teilnehmen, als Diskutant in der Gruppendiskussion, als Diskussionsleiter oder als teilnehmender Beobachter. Als Zuschauer wird man wenig davon haben.

Literatur

  • Leithäuser, Thomas & Volmerg, Birgit (1988). Psychoanalyse in der Sozialforschung. Eine Einführung. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Leithäuser, Thomas (2001). Psychoanalyse und tiefenhermeneutische Sozialforschung. Hannoversche Schriften4, 118-145.

Workshop: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Michaela Gläser-Zikuda

Institut für Erziehungswissenschaft, Lehrstuhl für Schulpädagogik / Didaktik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Dieser Workshop führt grundlegend in die Qualitative Inhaltsanalyse ein. Thematisiert werden theoretischer Hintergrund dieser Analysemethode, verschiedene Auswertungstechniken sowie Gütekriterien, die insbesondere in qualitativ- inhaltsanalytischen Studien berücksichtigt werden sollten. Anhand ausgewählter Beispiele aus diversen Forschungsstudien lernen die Teilnehmenden diese weit verbreitete Auswertungsmethode kennen.

Literatur

  • Lissmann, Urban (1998). Inhaltsanalyse von Texten. Landau: Empirische Pädagogik.
  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(2). http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.
  • Mayring, Philipp (2003). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (8. Auflage). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, Michaela (2005) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz-UTB.

Workshop: Interview(-planung)

Dr. Günter Mey

Freie Universität Berlin
Institut für Qualitative Forschung

Dr. Katja Mruck

Freie Universität Berlin
Center für Digitale Systeme, Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research

Es liegt eine Fülle an verschiedenen Formen und Varianten von Interviews vor, so dass selbst ein kurzer Überblick zumeist fragmentarisch bleiben muss. Interviews gehören nach wie vor zu den am meisten genutzten Methoden der qualitativen Sozialforschung und werden zum Teil unhinterfragt eingesetzt; teilweise wird zu wenig geprüft, in welcher Weise spezielle Verfahren auszuwählen wären bzw. – da Methodenanwendung immer Methodenentwicklung ist – in welcher Weise Modifikationen und Adaptionen erlaubt und notwendig sind. Auch stellen sich insgesamt in der Forschungspraxis viele Detailfragen, die in der Übersichtsliteratur wenig behandelt werden (können).

Anliegen des Workshops ist es, nach einer kurzen Einführung zu Interviews und der Vorstellung einiger Interviewvarianten für die Forschungspraxis zentrale Probleme und Herausforderungen zu erörtern. Insbesondere betrifft dies die Vorbereitung/Planung eines Interviews (inkl. der Leitfadenentwicklung für jene Verfahren, die darauf basieren), Fragen der Durchführung und Interviewgestaltung sowie relevante Aspekte der Dokumentation und Qualitätssicherung.

Der Schwerpunkt wird jedoch auf Planungsfragen liegen und die von den Teilnehmenden eingebrachten Fragen/Interessen einbeziehen. Zu deren angemessener Berücksichtigung ist es sinnvoll, dass die Teilnehmenden – nach offizieller Bestätigung der Teilnahme durch die Tagungsleitung und nach Aufforderung durch die Anbietenden im Vorfeld des Workshops – ihre Anliegen kurz formulieren. Dazu werden rechtzeitig alle Teilnehmenden und per E-Mail angeschrieben.

Literatur

  • Mey, Günter (2000). Erzählungen in qualitativen Interviews: Konzepte, Probleme, soziale Konstruktion. Sozialer Sinn1, 135-151.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2007). Qualitative Interviews. In Gabriele Naderer & Eva Balzer (Hrsg.), Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis. Wiesbaden: Gabler
  • Schorn, Ariane & Mey, Günter (2005). Das Interview in der entwicklungspsychologischen Forschung – Anwendungsmöglichkeiten, Durchführung und Besonderheiten. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative (Forschung in der) Entwicklungspsychologie (S.289-320). Köln: Kölner Studien Verlag.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 1(1), http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-00/1-00witzel-d.htm.

Workshop: Introspektion – ein neues gruppengestütztes Verfahren

Prof. em. Dr. Gerhard Kleining

Universität Hamburg
Fachbereich Soziologie

Dr. Thomas Burkart, Psychologischer Psychotherapeut
in eigener Praxis in Hamburg tätig

Die „Hamburger Gruppe“ hat bei einer Tagung 1998 qualitativ Forschenden die Methode der „dialogischen Introspektion“ vorgeschlagen. Es handelt sich um die Wiederaufnahme der von der klassischen Psychologie und der Würzburger Schule als Hauptmethode verwandten Introspektion (oder Selbstbeobachtung, Selbstwahrnehmung), die durch den Behaviorismus unterdrückt wurde, in einer den heutigen methodischen Ansprüchen genügenden Form. Dialogische Introspektion wird nach bestimmten Anweisungen in Gruppen ausgeführt, zumeist durch Tonband dokumentiert und nach den Regeln der qualitativen Heuristik auf Gemeinsamkeiten analysiert (siehe http://www.heureka-hamburg.de ). Der Vorteil der Methode ist die rasche Beschaffung von umfangreichen qualitativen Daten, die bei angemessener Ausführung hoch differenziert sind und auch vergangene Erlebnisse und Erfahrungen zu Tage fördern. Die Methode der „dialogischen Introspektion“ kann für die Erforschung aller Arten von Erlebnissen verwandt werden, sie ist auch geeignet bei sozialpsychologischer und soziologischer Fragestellung. Sie vermeidet eine Reihe von Problemen der „Focus Group“ (oder Gruppendiskussion), die eine der Hauptmethoden der angewandten qualitativen Forschung ist. Die „dialogosche Introspektion“ ist ein exploratives Verfahren per se, gut geeignet zum Forschungsbeginn, zur Begleitung und Korrektur laufender Erhebungen und zur Erkenntnis der Struktur wesentlicher Dimensionen des Themas.

Die Veranstaltung stellt die Methode vor, ihre Vorteile und mögliche Probleme und diskutiert Beispiele für ihre Anwendung. Die Teilnehmenden können sich an einem Experiment zur  Datenerhebung beteiligen. Informationen über http://www.introspektion.net, Anwendungen finden sich dort unter „Beispiel“, dann die Buchsymbole aufrufen.    

Weiterführende Literatur.

Workshop: Kamera-Ethnographie

Dr. Bina Elisabeth Mohn

Berlin
Kamera-Ethnographin, Autorin, Dozentin  http://www.kamera-ethnographie.de

Der Workshop gibt methodologische Anregungen, das „Videographieren“ zu reflektieren und zu attraktiven Ergebnissen audiovisuellen Forschens zu kommen. Er richtet sich an Forschende, die unter Einsatz ihrer Medien ihre Felder ethnographisch erkunden möchten und sich für die Kreativität wissenschaftlichen Beschreibens und Zeigens interessieren. Anhand kurzer Videobeispiele wird in ein ethnographisches Beobachten, Interpretieren und Visualisieren alltäglichen Handelns eingeführt. Im Mittelpunkt stehen Theorie, Methodologie und konkrete Praxis des Forschens mit der Kamera jenseits der bekannten Interview-Verfahren. Der kamera-ethnographische Ansatz verknüpft das teilnehmende, wahrnehmende Beobachten mit blickender Kameraführung und die Analyse von Videomaterial mit fokussierendem Schnitt. Ziel ist ein dichtes Zeigen (in Analogie zur dichten Beschreibung nach Clifford Geertz). Kameras, gewohnt „etwas fest zu halten“, werden in diesem Kontext genutzt, um die Dynamik des Sehens und Verstehens zu gestalten und dabei das Denken in Bewegung zu bringen. Aus objektivistischer Dokumentation wird so eine positionierte Imagination sozialer Sinnstrukturen.

Teil 1 – Mit der Kamera im Feld

– kamera-ethnographische Forschung in 5 Phasen
– Blickschneisen und Beobachtungsspuren: Die Kamera als „Federhalter“ (Caméra Stylo)
– Interaktive Aspekte der Kamera-Beobachtung

Teil 2 – Fokussierendes Schneiden und dichtes Zeigen

– Schnitte im Erkenntnisprozess: Versuchsanordnungen
– Bilder und Worte in ihren Differenzen nutzen: Intermediales Forschen
– flach, dicht, tief …: Chancen „dichter Rezeption“

Teil 3 – Überlegungen zur Anwendung

– Sehen und filmen, reden, schreiben und zeigen in den Projekten der Teilnehmenden

Literatur

  • Mohn, Elisabeth (2002). Filming Culture. Spielarten des Dokumentierens nach der Repräsentationskrise. Stuttgart: Lucius & Lucius.
  • Mohn, Bina Elisabeth (2007). Kamera-Ethnografie: Vom Blickentwurf zur Denkbewegung. In G. Brandstetter & G. Klein (Hrsg.), Methoden der Tanzwissenschaft. Modellanalysen zu Pina Bauschs „Sacre du Printemps“. TanzScripte, Band 4 (S.173-194). Bielefeld: transcript Verlag(Textdownload, 761 KB)

Video-DVDs (vertrieb@iwf.de)

  • Mohn, Elisabeth & Amann, Klaus (2006). „Lernkörper. Kamera-Ethnographische Studien zum Schülerjob“. Bestell-Nr.: C 13032.
  • Mohn, Bina Elisabeth & Wiesemann, Jutta (2007). „Handwerk des Lernens. Kamera-Ethnographische Studien zur verborgenen Kreativität im Klassenzimmer. Bestell-Nr: C 13083.
  • Mohn, Bina Elisabeth & Hebenstreit-Müller, Sabine (2007). Kindern auf der Spur. Kita-Pädagogik als Blickschule. Kamera-Ethnographische Studien 1 des PFH Berlin. Göttingen: IWF Wissen und Medien, Bestell-Nr. C 13117.
  • Mohn, Bina Elisabeth & Hebenstreit-Müller, Sabine (2007). Zu Tisch in der Kita: Mittagskonzert und Mittagsgesellschaft. Kamera-Ethnographische Studien 2 des PFH Berlin. Göttingen: IWF Wissen und Medien, Bestell-Nr. C 13127.

Workshop: Konversationanalytische Sequenzanalyse

Prof. Dr. Arnulf Deppermann

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim

Das zentrale methodische Verfahren der Konversationsanalyse ist die Sequenzanalyse von Gesprächsausschnitten. Das erste Ziel der Sequenzanalyse besteht in der Rekonstruktion der Art und Weise, wie die Gesprächsteilnehmenden turn-by-turn ihren Austausch organisieren und dabei verdeutlichen, wie sie einander verstehen.

Im Workshop wird zunächst in den konversationsanalytischen Begriff von „Sequenzialität“ und seine zentrale Rolle für die Analyse der Herstellung von gemeinsamem Handeln und Intersubjektivität im Gespräch eingeführt. Es wird dargelegt, wie anhand der Analyse der Zeitbezüge von Turns und der Positionen aufeinander bezogener Turns die sukzessive Entfaltung interaktiver Ordnung und Sinnkonstitution systematisch rekonstruiert werden kann. Dabei wird gezeigt, welche verschiedenen Ebenen der Sinnkonstitution von Gesprächsteilnehmenden bearbeitet werden (z.B. Organisation des Sprecherwechsels, Sachverhaltsdarstellung, Handlungskonstitution, Beziehungsherstellung). In der Arbeit am Material werden die Grundlagen der konversationsanalytischen „Mentalität“ wie („Arbeit mit authentischen Daten“, „order at all points“-Annahme, problemtheoretischer Zugang, ethnomethodologische Indifferenz) verdeutlicht und von anderen qualitativen Ansätzen (wie Interviewanalyse, objektive Hermeneutik, kritische Diskursanalyse) abgegrenzt.

Nach der Präsentation theoretisch-methodischer Annahmen und ihrer Exemplifizierung an Beispielen arbeiten die Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer an einem vom Veranstalter bereit gestellten Gesprächsausschnitt.

Literatur

  • Bergmann, Jörg (1994). Ethnomethodologische Konversationsanalyse. In Gerd Fritz & Franz Hundsnurscher (Hrsg.), Methoden der Dialoganalyse (S.3-16). Tübingen: Niemeyer.
  • Deppermann, Arnulf (1999). Gespräche analysieren. Opladen: Leske + Budrich (insb. Kap.5-6).
  • Schegloff, Emmanuel A. (2006). Sequence organization. Cambridge: Cambridge UP.

Workshop: Qualitative Medienanalyse/-forschung

Prof. Dr. Lothar Mikos

Claudia Töpper

Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, Potsdam-Babelsberg
Medienwissenschaft

Filme und Fernsehsendungen spielen eine immer größere Rolle in der qualitativen Medienforschung, da alle gesellschaftlichen Bereiche inzwischen weitgehend von Medien durchdrungen sind. Rezeptions- und Nutzungsstudien zu Filmen und Fernsehsendungen kommen ohne eine Analyse des audio-visuellen Materials, mit dem die Nutzer/Rezipienten/Zuschauer umgehen nicht mehr aus. Mit einzelnen Methoden lassen sich bei der Analyse audio-visueller, kultureller Phänomene nur begrenzte Ergebnisse erzielen. Sowohl die Analyse der Filme und Fernsehsendungen als auch die Rezeptions- und Nutzungsstudien müssen sich daher zunehmend einer Theorie- und Methodentriangulation bedienen, um die zu untersuchenden Phänomene noch angemessen analysieren, beschreiben, erklären und interpretieren zu können.

In einem ersten Teil des Workshops werden Methoden zur Analyse von Filmen, Fernsehformaten und anderem professionellen audio-visuellem Material vorgestellt. Dabei geht es vor allem darum, die medialen Bedingtheiten und die gestalterischen Mittel darauf hin zu analysieren, wie sie den Zuschauern bestimmte Subjektpositionen nahelegen und damit die Bewertung vorstrukturieren. Zudem wird die Rolle der Perspektivierung durch gestalterische Mittel verdeutlicht. Zur Veranschaulichung werden Beispielanalysen vorgestellt.

Im zweiten Teil steht die Durchführung von Medienforschungsstudien im Mittelpunkt. Hier wird ein Modell eines multidimensionalen Ansatzes zum Design von Medienstudien vorgestellt, in dem das Konzept der Triangulation auf mehreren Ebenen Berücksichtigung findet. Außerdem besteht in diesem Teil die Möglichkeit über Forschungsdesigns aus Medienprojekten der Teilnehmenden zu diskutieren. Dazu ist es notwendig, dass die Teilnehmenden, die dies wünschen, im Vorfeld eine kurze Projektskizze mit Angaben über Thema, zentrale Forschungsfragen, theoretischer Hintergrund und methodische Anlage – nach Aufforderung und Bestätigung der Teilnahme am Berliner Methodentreffen durch die Organisatoren – einreichen.

Literatur

  • Mikos, Lothar (2003). Film- und Fernsehanalyse. Konstanz: UVK/UTB.
  • Mikos, Lothar; Eichner, Susanne; Prommer, Elizabeth & Wedel, Michael (2007). Die „Herr der Ringe“-Trilogie. Attraktion und Faszination eines populärkulturellen Phänomens. Konstanz: UVK
  • Flick, Uwe (2004). Triangulation – Eine Einführung. Wiesbaden: VS.
  • Mikos, Lothar & Prommer, Elizabeth (2005). Das Babelsberger Modell. In Lothar Mikos & Claudia Wegener (Hrsg.), Qualitative Medienforschung. Ein Handbuch (S.162-169). Konstanz: UVK/UTB.
  • Wegener, Claudia & Mikos, Lothar (2005). Wie lege ich eine Studie an? In Lothar Mikos & Claudia Wegener (Hrsg.), Qualitative Medienforschung. Ein Handbuch (S.172-180). Konstanz: UVK/UTB.

Workshop: Einführung in die Repertory Grid Methodik

Prof. Dr. Martin Fromm

Sarah Paschelke M.A.

Universität Stuttgart
Lehrstuhl für Pädagogik

Die Interviewverfahren, die als „Repertory Grid Methodik“ zusammengefasst werden, eignen sich insbesondere dafür, die subjektive Sicht von Personen flexibel, offen für die persönlichen Konstruktionen der Befragten und gleichzeitig strukturiert zu erfassen – Vorzüge, die andere Verfahren i.d.R. nur alternativ bieten. Seit den ersten methodischen Vorarbeiten sind diese Verfahren über 50 Jahre in zahlreichen Formen weiterentwickelt, abgewandelt und in den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern eingesetzt worden. Neben dem ursprünglichen Anwendungsgebiet, der Individualberatung, z.B. in der Biographieforschung, Hochschuldidaktik, Personalentwicklung, Medienanalyse, Produktentwicklung oder Stadtentwicklungsplanung.

Der Workshop soll eine Einführung in vier Zugängen bieten:
– Theoretische Grundlagen der Repertory Grid Methodik: Die Personal Construct Psychology
– Die Repertory Grid Methodik: Grundform und Varianten
– GridSuite: Software zur Erhebung und Auswertung von Grid Interviews
– Anwendungsbeispiele

Literatur und Software zur Vorbereitung

  • Dick, Michael (2005). Das Repertory-Grid-Interview als Methode kooperativen Forschungshandelns. Rezensionsaufsatz: M. Fromm (2004). Introduction to the Repertory Grid Interview/M. Fromm & A. Bacher (2003-2004). GridSuite 2.1.0 (Software zur Erhebung, Bearbeitung und Auswertung von Repertory-Grid-Interviews). Forum qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 7(2), Art.6, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-06/06-2-6-d.htm.
  • Fromm, Martin (1995). Repertory Grid Methodik. Weinheim: Deutscher Studien Verlag. [Restexemplare des Buches sind noch über das Sekretariat der Abteilung Pädagogik erhältlich http://www.uni-stuttgart.de/pae/]
  • Fromm, Martin (2004). Introduction to the Repertory Grid Interview. Münster: Waxmann. [Überarbeitete Übersetzung des Buches von 1995]
  • Fromm, Martin (2000). Repertory Grid Methoden. In Eckard König & Peter Zedler (Hrsg.), Bilanz qualitativer Forschung (2. völlig überarb. Aufl., S.195-211). Weinheim: Deutscher Studien Verlag.
  • Fromm, Martin & Bacher, A. (2006). GridSuite 4. Stuttgart. (Software) [Kostenlose Demoversion dieser Software kann heruntergeladen werden unter http://www.gridsuite.de]

Workshop: Subjektwissenschaftliche (Praxis-) Forschung

Prof. Dr. Morus Markard

Freie Universität Berlin
Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Psychologie

„Qualitative Sozialforschung“ wird zwar fächerübergreifend verstanden, ihr Verständnis ist aber doch stark von soziologischer Tradition geprägt. Was sind demgegenüber Eigenheiten psychologischer Forschung, insbesondere einer Forschung, die sich, wie die Kritische Psychologie, subjektwissenschaftlich, gar als Psychologie vom Standpunkt des Subjekts, versteht?

„Psychologie vom Standpunkt des Subjekts“ ist erstens in dem Sinne wörtlich zu nehmen, dass individuelle Subjekte nicht beforscht werden, sondern auf der Forschungsseite stehen (sollen). Zweitens sollen Theorien der Selbstverständigung der Beteiligten dienen. Dies heißt drittens: Statt um die „Wirkung“ von Bedingungen geht es um die Erfahrung von Bedeutungen. Subjektives Handeln, Empfinden, Leiden, sind nicht aus Bedingungen abzuleiten, ihnen gegenüber allerdings auch nicht völlig beliebig, sondern in Prämissen als subjektiv akzentuierten Bedingungen begründet. Viertens erfordert dieser Ansatz die Theoriensprache des Begründungsdiskurses (der sich allerdings als Subtext auch in experimentell-statistischer Psychologie nachweisen lässt). Fünftens werden Deutungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg unter diesen Voraussetzungen problematisch.

Warum diese subjektwissenschaftliche Psychologie keine subjektivistische Konzeption ist, was sie zu Objektivierung und Verallgemeinerung zu sagen hat, soll – u.a. in Auseinandersetzung mit Bourdieus Verstehens-Konzept – vorgestellt und diskutiert werden. Welche Probleme dabei auftreten, welche methodischen Mittel entwickelt wurden, soll dargelegt und an Beispielen aus der Praxisforschung erläutert werden.

Probleme / Beispiele aus der Forschungspraxis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sehr willkommen.

Literatur

Markard, Morus und Ausbildungsprojekts subjektwissenschaftliche Berufspraxis (2000). Weder Mainstream noch Psychoboom. Kritische Psychologie und studentische Praxisforschung. Hamburg: Argument.

Markard, Morus (2000). Kritische Psychologie: Methodik vom Standpunkt des Subjekts [31 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research1(2), Art. 19, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00markard-d.htm.

Markard, Morus (2007). Zur Spezifik qualitativer psychologischer (statt Sozial-) Forschung. In: Erwägen, Wissen, Ethik, 18(2), 249-251.

Markard Morus (2007). Macht Erfahrung klug? Subjektwissenschaftliche Überlegungen zum Verhältnis von subjektiver Erfahrung und wissenschaftlicher Verallgemeinerung. Journal für Psychologie, 15(3). http://www.journal-fuer-psychologie.de/jfp-3-2007-4.html

Workshop: Sekundäranalyse qualitativer Daten

Dr. Andreas Witzel

Irena Medjedovic

Universität Bremen
Archiv für Lebenslaufforschung (ALLF)

Archivierte qualitative Daten von bereits abgeschlossenen empirischen Studien bieten unter der Vermeidung eigener, aufwändiger Datenerhebung und -aufbereitung vielfältige Möglichkeiten ihrer Wiederverwendung in Forschung und Lehre:

– für vertiefende Analysen spezifischer Themen oder Aspekte, die im Nachhinein oder unter neuen Perspektiven Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses geworden sind

– für komparative Zwecke oder als Ideengeber für neue Studien

– für die Lösung des Problems der fehlenden Forschungsinfrastruktur und des engen Zeitfensters bei Qualifikationsarbeiten. Deren eingeschränkte Bedingungen für eine eigene empirische Datenerhebung werden durch die Nutzung bereits erhobener, größerer Datensätze kompensiert

– für die Optimierung der akademischen Lehre durch die didaktischen Möglichkeiten, die sich aus der Einbeziehung von Originaldaten empirischer Studien für das Verständnis zentraler Aspekte des Forschungsprozesses ergeben

Diese Vorteile der Unterstützung und Förderung der sozialwissenschaftlichen und multidisziplinären Forschung durch die Bereitstellung sekundärer Nutzungsmöglichkeiten von bereits erhobenem qualitativem Datenmaterial sind in Deutschland noch weitgehend unbekannt. Während es in der quantitativ orientierten Sozialforschung eine schon länger währende Tradition der Sekundärnutzung von Forschungsdaten gibt, verweisen die Befunde der von uns durchgeführten Machbarkeitsstudie „Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Interviewdaten“ auf eher gering ausgeprägte Erfahrungen mit der Durchführung von Sekundärstudien. Dies hängt auch zusammen mit einer bislang fehlenden zentralen Organisation, die qualitative Daten archiviert, aufbereitet und weitergibt oder vermittelt. Wir wollen daher mit diesem Workshop dazu beitragen, die Lücke der bislang fehlenden wissenschaftlichen Befassung mit den methodologischen Erfordernissen einer qualitativen Sekundäranalyse zu schließen.

Der Workshop hat das Ziel, die Vorteile einer erneuten Datennutzung theoretisch und praktisch aufzuzeigen und Grundlagen der qualitativen Sekundäranalyse als innovative Forschungsstrategie zu vermitteln. Mit dem Fokus auf Interviewdaten werden dabei folgende Fragen bearbeitet:

– Was sind und wie finde ich geeignete Daten für das eigene Forschungsvorhaben?

– Welche Metadaten (Studienbeschreibungen, Projektmaterialien) kann ich nutzen?

– Wo können Probleme mit den Daten auftauchen (z.B. mit der Datenbeschaffenheit von Primärprojekten oder fehlende Informationen über den Erhebungskontext)?

– Wie gestalte ich den Auswertungsprozess?

Für den praktischen Teil werden zwei Möglichkeiten angezielt und variabel realisiert: Probleme und Lösungsmöglichkeiten der Wiederverwendung von empirischen Materialien zum einen anhand einer Studie aus dem ALLF (http://www.lebenslaufarchiv.uni-bremen.de) zum Übergang von Absolventen der dualen Ausbildung in den Beruf für die Analyse von spezifischen beruflichen Kompetenzen, zum anderen anhand von entsprechenden Materialien der Teilnehmenden des Workshops.

Literatur

  • Corti, Louise; Witzel, Andreas & Bishop, Libby (Hrsg.) (2005). Sekundäranalyse qualitativer Daten / Secondary Analysis of Qualitative Data. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research6(1), http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs-d/inhalt1-05-d.htm.
  • Heaton, Janet (2004). Reworking Qualitative Data. London: Sage.
  • Medjedovic, Irena (2007). Sekundäranalyse qualitativer Interviewdaten – Problemkreise und offene Fragen einer neuen Forschungsstrategie. Journal für Psychologie, 15(3). http://www.journal-fuer-psychologie.de/jfp-3-2007-6.html.
  • Medjedovic, Irena & Witzel Andreas (2005). Sekundäranalyse qualitativer Interviews. Verwendung von Kodierungen der Primärstudie am Beispiel einer Untersuchung des Arbeitsprozesswissens junger Facharbeiter [78 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research6(1), Art. 46, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-05/05-1-46-d.htm.

Workshop: Teilnehmender Beobachtung. Das Beobachtungsprotokoll

Prof. Dr. Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik

GESIS, Zentrum für Umfragen, Analysen und Methoden, Mannheim

Die Teilnehmende Beobachtung ist ein methodisches Verfahren, bei der der/die Forscher/in subjektive Wahrnehmung von Interaktion in einem diese strukturierenden Raum möglichst nachvollziehbar und detailliert aufzeichnen muss. Im Mittelpunkt dieses Verfahrens, wie auch dieser Veranstaltung, steht deshalb das Protokollieren des Beobachteten, dessen Strukturierung und dessen Aufzeichnen. Ziel des Workshops ist es, das Aufzeichnen von Beobachtungsdaten darzustellen, zu diskutieren und zu vertiefen. Dieses geschieht unter der Berücksichtigung der unterschiedlichen Möglichkeiten eines Zugangs zum Feld (von der strukturierten bis zur unstrukturierten Beobachtung) und vom Verhalten des/der Beobachters/in im Feld.

Struktur:
– Aufzeichnen, Protokollieren von Beobachtungsdaten
– Diskussion von Beobachtungsprotokollen

Zur Vorbereitung empfohlene Literatur:

  • Scholz, Gerold (2005). Teilnehmende Beobachtung: eine Methodologie oder eine Methode. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative Entwicklungspsychologie (S.381-411). Köln: Kölner Studien Verlag.
  • Merkens, Hans (1986). Vorwissen und Hypothesenbildung beim Prozeß des Beobachtens – Überlegungen zu den Grenzen der Beobachtung in der Arbeitsmigrantenforschung. In Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik (Hrsg.), Qualitative Methoden der Datenerhebung in der Arbeitsmigrantenforschung (S.78-108). Mannheim: FRG.

Workshop: Triangulation

Prof. Dr. Uwe Flick

Alice Salomon Fachhochschule Berlin

Die Verwendung unterschiedlicher Zugänge in theoretischer und methodischer Hinsicht und was die verwendeten Daten betrifft spielt in der qualitativen Forschung schon seit längerem eine Rolle und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Als Leitkonzept in diesem Kontext hat sich der Begriff der Triangulation eingebürgert, der von Norman Denzin in den 1970er Jahren entsprechend eingeführt wurde. Triangulation kann sich auf die Kombination unterschiedlicher theoretischer Perspektiven oder auf die Verwendung unterschiedlicher Methoden beziehen, wobei die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden eine von verschiedenen Möglichkeiten, darstellt, und die Kombination verschiedener qualitativer Methoden zunehmend an Bedeutung gewinnt. Triangulation kann sich auf Verwendung unterschiedlicher Datensorten sowie die Zusammenarbeit verschiedener ForscherInnen stützen. Dabei kann Triangulation jeweils als Strategie der Geltungsbegründung aber auch allgemeiner zur Erweiterung der Erkenntnismöglichkeiten eingesetzt werden.

In diesem Workshop soll das Konzept der Triangulation in seinen unterschiedlichen Varianten vorgestellt werden. Dazu werden jeweils Forschungsbeispiele diskutiert. Im zweiten Teil des Workshops sollen die TeilnehmerInnen die Gelegenheit erhalten, die dabei aufgeworfenen Fragen am eigenen Vorgehen und Material weiter zu diskutieren.

Literatur

  • Denzin, Norman K. (1989). The Research Act (3. Aufl.). Englewood Cliffs, N. J.: Prentice Hall.
  • Flick, Uwe (2005). Qualitative research in Sociology in Germany and the US—State of the art, differences and developments [47 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 6(3), Art. 23, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-05/05-3-23-e.htm.
  • Flick, Uwe (2007). Qualitative Sozialforschung – eine Einführung (akt. u. erw. Neuausgabe). Reinbek: Rowohlt.
  • Flick, Uwe (2008). Triangulation – Eine Einführung (2. erw. Aufl.; Reihe: Qualitative Sozialforschung, Band 12). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.

Workshop: Empirische begründete Typen- und Theoriebildung

Prof. Dr. Udo Kelle

Universität Marburg
Institut für Soziologie

In diesem Workshop werden die Grundlagen der Entwicklung und Konstruktion von Kategorien, Typen und theoretischen Aussagen anhand von qualitativem Datenmaterial behandelt. Dabei werden verschiedene klassische Methoden der empirisch begründeten Theoriebildung, insbesondere die „Analytische Induktion“ und die „Grounded Theory“ einbezogen. Im Einzelnen werden dabei die folgenden Fragen behandelt, wobei einzelne Themen abhängig von den Wünschen der Teilnehmer vertieft behandelt oder auch nur kurz gestreift werden können:

  1. Wie lassen sich verschiedene Formen des logischen Schlussfolgerns (Induktion, Deduktion und Abduktion) im Rahmen von empirisch begründeter Typen- und Theoriebildung verwenden?
  2. Welche Methoden der systematischen Fallauswahl und des Fallvergleichs stehen zur Verfügung und wie lassen sich diese Methoden einsetzen?
  3. Wie lassen sich verschiedene Formen von theoretischem Vorwissen für den Prozess der Typen- und Theoriebildung nutzen?
  4. Wie lassen sich in der qualitativen Forschung Kategorienschemata konstruieren und verwenden, ohne dass inadäquate Kategorien den Daten aufgezwungen werden?
  5. Wie werden Kategorien durch einen systematischen Vergleich von Daten entwickelt?
  6. Wie konstruiert man ein- und mehrdimensionale deskriptive Typologien?
  7. Welches Verhältnis besteht zwischen deskriptiven Typologien und theoretischen Erklärungen?

Literatur

  • Kelle, Udo & Kluge, Susann (1999). Vom Einzelfall zum Typus. Fallvergleich und Fallkontrastierung in der qualitativen Sozialforschung. Opladen: Leske + Budrich.

Workshop: Videoanalyse

Prof. Dr. Hubert Knoblauch

Dr. Bernt Schnettler

Technische Universität Berlin
Institut für Soziologie

Audiovisuelle Daten finden mittlerweile einen breiten Einzug in die Forschungspraxis. Manchmal wird sogar von einer regelrechten „Video-Revolution“ gesprochen. Videoaufzeichnungen werden in einer Reihe von unterschiedlichen Forschungsfeldern genutzt. Vor allem bieten sie die Möglichkeit, Interaktionsprozesse höchst detailliert aufzuzeichnen, um sie dann geradezu mikroskopisch untersuchen zu können. Dabei spielt die Sequenzanalyse eine herausragende Rolle.

Methodisch stellen Videodaten aufgrund ihrer Komplexität und Reichhaltigkeit eine große Herausforderung für die qualitative Sozialforschung dar. Verglichen mit den etablierten textbezogenen Methoden interpretativer Sozialforschung befindet sich die Methodenentwicklung zwar erst in einem Anfangsstadium. Basierend auf ethnomethodologischen und gattungsanalytischen Verfahren stellen wir einen Ansatz vor, der Hilfestellung für den Umgang mit dieser herausfordernden Datensorte anbietet. Dabei greifen wir ebenso methodische Elemente aus der Grounded Theory, der Ethnographie und der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik auf.

Der Workshop richtet sich vor allem an solche Forscherinnen und Forscher, die selber mit Videodaten arbeiten (wollen). Dazu werden wir zunächst einige methodische Vorteile und Probleme von Videodaten diskutieren, auf die verschiedenen Datensorten eingehen sowie die Tücken der Erhebung benennen. Im zweiten Teil können dann möglicherweise Ausschnitte aus Videomaterial der aktiven Teilnehmerinnen exemplarisch analysiert werden. Dazu ist es erforderlich, dass die Teilnehmenden – aber erst nach offizieller Bestätigung der Teilnahme durch die Tagungsorganisation – vorab Kontakt per E-mail mit uns aufnehmen (hubert.knoblauch@tu-berlin.de oder bernt.schnettler@tu-berlin.de).

Literatur

  • Schnettler, Bernt & Pötzsch, Frederik (2007). Visuelles Wissen. In Rainer Schützeichel (Hrsg.), Handbuch Wissenssoziologie und Wissensforschung  (S. 472-484).Konstanz: UVK.
  • Knoblauch, Hubert & Schnettler, Bernt (2007). Videographie. Erhebung und Analyse Qualitativer Videodaten. In Renate Buber und Hartmut Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung. Theorie, Methode, Analysen (S.583-599). Wiesbaden: Gabler.
  • Knoblauch, Hubert; Schnettler, Bernt, Raab, Jürgen & Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.) (2006). Video-Analysis. Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology. Wien: Lang.
  • Schnettler, Bernt (2001). Vision und Performanz. Zur soziolinguistischen Gattungsanalyse fokussierter ethnographischer Daten. sozialer sinn, 1, 143–163.
  • Knoblauch, Hubert (2004). Die Video-Interaktions-Analyse. sozialer sinn, 1, 123–128.
  • Knoblauch, Hubert (2000). Workplace Studies und Video. Zur Entwicklung der Ethnographie von Technologie und Arbeit. In Irene Götz & Andreas Wittel (Hrsg.), Arbeitskulturen im Umbruch. Zur Ethnographie von Arbeit und Organisation (S.159–173). Münster: Waxmann.

Workshop: Einführung in ATLAS.ti

Dr. Susanne Friese

Methoden- und Medienzentrum, Philosophischen Fakultät, Universität Hannover

In dem Workshop wird ein Überblick über die „Philosophie“, die Konzepte und einzelner Verfahren gegeben, die dem qualitativ orientierten Forschende mit ATLAS.ti zur Verfügung stehen.

Die Themen:

– Das VISE Konzept: Visualisierung, Integration, Serendipity und Exploration
– Die Hermeneutische Einheit: Organisation des Materials und der Projekte
– Die textuelle und die konzeptionelle Ebene: Lesen, Suchen, Segmentieren, Kommentieren, Kodieren und Vernetzen
– Rhetorische Strukturen explizit machen mit Hyperlinks
– Arbeiten mit multimedialen Dokumenten
– Modellentwicklung mit dem Netzwerkeditor
– Suchen und Finden mit QueryTool und Object Crawler
– Intensionale „Supercodes“ zur Hypothesenformulierung und Überprüfung
– Unterstützung der Teamarbeit

Links

http://www.atlasti.de/

Workshop: Einführung in MAXQDA 2007 plus (inkl. MAXDictio zur Inhaltsanalyse und MAXMaps dem Grafiktool)

Anne Kuckartz

Dr. Thorsten Dresing

VERBI Software. Consult. Sozialforschung, Amöneburg

Der Workshop führt die Teilnehmenden systematisch in die wesentlichen Funktionen ein, die in der neuen Programmversion MAXQDA 2007 zur Qualitativen Datenanalyse zur Verfügung stehen. Zudem gibt es eine praktische Einführung in die Grundfunktionen von MAXDictio und MAXMaps, die Zusatzmodule zur Wortschatzanalyse und grafischen Gestaltung. Anhand angeleiteter Übungen lernen die Teilnehmenden, die wesentlichen Schritte der qualitativen Datenanalyse mit MAXQDA 2007 durchzuführen. Für Fragen und selbständiges Experimentieren ist genügend Zeit vorgesehen.

Schwerpunktthemen sind:

– Möglichkeiten der Organisierung, Strukturierung und Editierung des Datenmaterials
– Aufbau und Bearbeitungsmöglichkeiten des Codesystems
– Der Codierprozess: Verschiedene Möglichkeiten des differenzierten Codierens (In-Vivo Codieren, deskriptives und theoretisches Codieren, Codierungen gewichten, Code Definitionen, Farbcodierungen)
– Memos: Verfassen, kategorisieren, auswerten und verwalten
– Suchfunktionen: Einfache und komplexe Suchenprozeduren
– Mixed methods (Variablenimport/-export)
– Transparenz der einzelnen Analyseschritte und -Bereiche: Welche Möglichkeiten stehen zur Erreichung dieses Zieles bereit? (Kontextwahrung, Übersichten, Visualisierungen, etc.)

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien und Leseproben wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt. Bei entsprechendem Interesse wird es, wie in den letzten Jahren, einen Workshop für Einsteiger und einen für erfahrene Anwender geben.

Literatur

  • Kuckartz, Udo (2007). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (zweite Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko; Dresing, Thorsten & Rädiker Stefan (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (zweite, überarbeitete Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Im Rahmen der jährlichen Tagung CAQD werden abgeschlossene Projekte dargestellt, die MAXQDA eingesetzt haben. In den Tagungsbänden sind alle Projektbeschreibungen zusammengefasst und bieten eine gute Inspirationsquelle und einen Einblick in die Methodenvielfalt beim Einsatz von MAXQDA. Download unter http://www.caqd.de (und dort unter Archiv bei Tagungsbände).