Workshops 2007

Small Story Analysis

Prof. Dr. Michael Bamberg

Martin Dege

Clark University, USA
Department of Psychology

Innerhalb des letzten Jahrzehnts lassen sich interessante Entwicklungen auf dem Feld der narrativen Forschung nachzeichnen. Gerade innerhalb der Identitätsforschung haben sich narrative Methoden zu einem primären Zugang zu (auto-) biographischen Material entwickelt. Dabei hat im Speziellen das „Narrative Interview“ nach Schütze bzw. Wengraf einen großen Stellenwert eingenommen.

Von diesem Stand ausgehend möchten wir im ersten Teil des Workshops kurz das Konzept der „Small Stories“ (als kontrastierend zum in der Biographieforschung verwendeten Konzept der „Big Stories“) vorstellen und aufzeigen, wie diese Analysekategorie in der Lage ist, einige Probleme und Beschränkungen, die mit der traditionellen Biographieforschung verbunden sind, zu überwinden und gleichzeitig neue Möglichkeiten und Wege innerhalb der narrativen Forschung eröffnen kann.

Ein zentraler Begriff bei der Analyse von Small Stories ist das Positioning. Ausgehend von Judith Butlers Subjektbegriff wird der Akteur in der Analyse von Small Stories als aktiv handelnd und gestaltend verstanden. Das Subjekt befindet sich also nicht in einer ausschließlich vorgefertigten Welt, in der es sich bestimmter Diskurse bedient, sondern ist selbst aktiv an der Gestaltung und Ausarbeitung dieser, eben an seiner eigenen Positionierung, beteiligt. Diesen theoretischen Rahmen berücksichtigend, liegt der Focus der Small Story Analysis nicht auf dem Erzähltem, sondern auf dem Prozess des Erzählens.

Im zweiten Teil werden wir dann die Analyse von Small Stories an Hand von vorhandenem Datenmaterial vorstellen und in Gruppen bearbeiten. Unsere Analyse befasst sich dabei nicht ausschließlich mit der Struktur und dem Inhalt der Erzählungen, sondern berücksichtigt die jeweiligen Produktionsumstände des Narrativs und die individuelle Eingebettetheit der Erzähler in die Situation. Der Workshop wird sich also auf den narrativen Prozess und die Analyse der konkreten Erzählaktivitäten, in Absetzung zur Analyse von Erzähltem, fokussieren.

Literatur

Foucaultsche Diskursanalyse (Interpretative Analytik)

Dr. Rainer Diaz-Bone

Freie Universität Berlin
Institut für Soziologie

Die interpretative Analytik ist die methodologische Position der Foucaultschen Diskursanalyse. Es handelt sich um eine Form der strukturalistischen/poststrukturalistischen „Hermeneutik“ der Praxis kollektiver Wissensproduktion und kollektiver Wissensordnungen. Die interpretative Analytik setzt die Diskurstheorie Foucaults in die empirische Analyse diskursiver Praxis von Diskursen und Interdiskurs(effekt)en als sozialwissenschaftliche Methodologie um. Sie ist keine standardisierte Schrittfolge für Diskursanalysen, sondern als Methodo-Logie eine Instanz, die praktisch (a) die Organisation des diskursanalytischen Forschungsprozess – von der Entwicklung der Fragestellung bis zur diskursanalytischen Erklärung sozialer Wirklichkeit – reflektiert und reglementiert, die (b) die Passung konkreter Praktiken/Instrumente/Techniken für den Forschungsprozess evaluiert und anleitet und die sich (c) in der konkreten diskursanalytischen Interpretation als Kompetenz entfaltet, wenn es in der Analyse von Materialien (Texten), darum geht, hieran die diskursive Praxis und die „Ordnung der Diskurse“ zu rekonstruieren.

Der Workshop dient der Einführung in die interpretative Analytik. Er wendet sich an Forscherinnen und Forscher, die empirisch-systematische Diskursanalysen beginnen wollen oder damit begonnen haben und die diese Reflexionen auf die Entwicklung des Forschungsprozesses, auf strategische Entscheidungen (wie weiter?, wie vergleichen?, was sind diskursanalytische Erklärungen und Resultate?) sowie auf die Qualität von Diskursanalysen bewerkstelligen müssen. Der Workshop ist keine (!) Einführung in die Diskurstheorie. Voraussetzung ist die grundlegende Kenntnis der Foucaultschen Diskurstheorie (Michel Foucault: Archäologie des Wissens. Frankfurt: Suhrkamp, 1981).

Literatur

  • Diaz-Bone, Rainer (2006). Zur Methodologisierung der Foucaultschen Diskursanalyse [48 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 7(1), Art. 6, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-06/06-1-6-d.htm.
  • Diaz-Bone, Rainer (2006). Die interpretative Analytik als methodologische Position. In Brigitte Kerchner & Silke Schneider (Hrsg.), Foucault: Diskursanalyse der Politik. Eine Einführung (S.68-84). Wiesbaden: VS Verlag.
  • Diaz-Bone, Rainer (2005). Die „interpretative Analytik“ als rekonstruktiv-strukturalistische Methodologie. Bemerkungen zur Eigenlogik und strukturalistischen Öffnung der Foucaultschen Diskursanalyse. In Reiner Keller, Andreas Hirseland, Werner Schneider & Willy Viehöfer (Hrsg.), Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Zum Verhältnis von Wissenssoziologie und Diskursforschung (S.179-197). Konstanz: UVK.
  • Bührmann, Andrea D.; Diaz-Bone, Rainer; Kendall, Gavin; Guiterréz, Rodríguez Encarnación; Schneider, Werner & Tirado, Francisco (Hrsg.) (2007). From Michel Foucault’s Discourse Theory to Empirical Social Research on Discourses. Current Methodological Developments und Methodical Applications in Social Research. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [Online Journal], 8(2), http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs-d/inhalt2-06-d.htm [ab 31.Mai 2007 verfügbar]

Triangulation

Prof. Dr. Uwe Flick

Alice Salomon Fachhochschule Berlin

Die Verwendung unterschiedlicher Zugänge in theoretischer und methodischer Hinsicht und was die verwendeten Daten betrifft spielt in der qualitativen Forschung schon seit längerem eine Rolle und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Als Leitkonzept in diesem Kontext hat sich der Begriff der Triangulation eingebürgert, der von Norman Denzin in den 1970er Jahren entsprechend eingeführt wurde. Triangulation kann sich auf die Kombination unterschiedlicher theoretischer Perspektiven oder auf die Verwendung unterschiedlicher Methoden beziehen, wobei die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden (nur) eine von verschiedenen Möglichkeiten darstellt. Sie kann sich auf Verwendung unterschiedlicher Datensorten sowie die Zusammenarbeit verschiedener ForscherInnen stützen. Dabei kann Triangulation jeweils als Strategie der Geltungsbegründung aber auch allgemeiner zur Erweiterung der Erkenntnismöglichkeiten eingesetzt werden.

In diesem Workshop soll das Konzept der Triangulation in seinen unterschiedlichen Varianten vorgestellt werden. Dazu werden jeweils Forschungsbeispiele diskutiert. Im zweiten Teil des Workshops sollen die TeilnehmerInnen die Gelegenheit erhalten, die dabei aufgeworfenen Fragen am eigenen Vorgehen und Material weiter zu diskutieren.

Literatur

  • Denzin, Norman K. (1989). The Research Act (3. Aufl.). Englewood Cliffs, N. J.: Prentice Hall.
  • Flick, Uwe (2004). Triangulation – Eine Einführung (Reihe Qualitative Sozialforschung, Band 12). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaft.
  • Flick, Uwe (2005, September). Qualitative research in Sociology in Germany and the US—State of the art, differences and developments [47 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 6(3), Art. 23, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-05/05-3-23-e.htm.

Teilnehmende Beobachtung: das Beobachtungsprotokoll

PD Dr. Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik

ZUMA Mannheim

Die Teilnehmende Beobachtung ist ein methodisches Verfahren, bei der der/die Forscher/in subjektive Wahrnehmung von Interaktion in einem diese strukturierenden Raum möglichst nachvollziehbar und detailliert aufzeichnen muss. Im Mittelpunkt dieses Verfahrens wie auch dieser Veranstaltung steht deshalb das Beobachtungsprotokoll, dessen Strukturierung, dessen Erstellung. Ziel des Workshops ist es, das Aufzeichnen von Beobachtungsdaten zu Vertiefen. Dieses geschieht unter der Berücksichtigung der unterschiedlichen Möglichkeiten eines Zugangs zum und dem Verhalten des/der Beobachters/in im Feld.

Struktur:

  • Die Rolle des/der Beobachters/in und das Verhalten im Feld
  • Aufzeichnen, Protokollieren von Beobachtungsdaten
  • Diskussion von Beobachtungsprotokollen

Zur Vorbereitung empfohlene Literatur:

  • Scholz, Gerold (2005). Teilnehmende Beobachtung: eine Methodologie oder eine Methode. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative Entwicklungspsychologie (S.381-411). Köln: Kölner Studien Verlag.
  • Schöne, Helmar (2003, April). Die teilnehmende Beobachtung als Datenerhebungsmethode in der Politikwissenschaft. Methodologische Reflexion und Werkstattbericht [58 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 4(2), Art. 20, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-03/2-03schoene-d.htm.
  • Kawulich, Barbara B. (2005). Participant Observation as a Data Collection Method [81 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 6(2), Art. 43, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-05/05-2-43-e.htm.

Einführung in MAXqda und die Zusatzmodule MAXdictio (Inhaltsanalyse) und MAXMaps (Grafiktool)

Anne Kuckartz

Thorsten Dresing

VERBI Software. Consult. Sozialforschung
Amöneburg

Der Workshop führt die Teilnehmenden systematisch in die wesentlichen Funktionen ein, die in der neuen Programmversion MAXqda2007 zur Qualitativen Datenanalyse zur Verfügung stehen. Zudem gibt es eine praktische Einführung in die Grundfunktionen von MAXdictio und MAXMaps, die Zusatzmodule zur Wortschatzanalyse und Grafiken. Anhand angeleiteter Übungen lernen die Teilnehmenden, die wesentlichen Schritte der qualitativen Datenanalyse mit MAXqda2007 durchzuführen. Für Fragen und selbständiges Experimentieren ist viel Zeit vorgesehen.

Schwerpunktthemen sind:

  • Möglichkeiten der Organisierung, Strukturierung und Editierung des Datenmaterials
  • Aufbau und Bearbeitungsmöglichkeiten des Codesystems
  • Der Codierprozess: Verschiedene Möglichkeiten des differenzierten Codierens (In-Vivo Codieren, deskriptives und theoretisches Codieren, Codierungen gewichten, Code Definitionen, Farbcodierungen)
  • Memos: Verfassen, kategorisieren, auswerten und verwalten
  • Suchfunktionen: Einfache und komplexe Suchenprozeduren
  • Mixed methods (Variablenimport/-export)
  • Transparenz der einzelnen Analyseschritte und -Bereiche: Welche Möglichkeiten stehen zur Erreichung dieses Zieles bereit? (Kontextwahrung, Übersichten, Visualisierungen, etc.)

Eine Mappe mit Arbeitsmaterialien und Leseproben wird den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt. Bei entsprechendem Interesse wird es, wie im letzten Jahr, einen Workshop für Einsteiger und einen für erfahrene Anwender geben.

Literatur

  • Kuckartz, Udo (2007). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (zweite Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko; Dresing, Thorsten & Rädiker Stefan (Hrsg.) (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (zweite, überarbeitete Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Themenzentrierte Gruppendiskussion

Prof. Dr. Thomas Leithäuser

Akademie für Arbeit und Politik Bremen

Nach einer kurzen Einführung in das Verfahren der themenzentrierten Gruppendiskussion (Erhebung und Auswertung) soll insbesondere die Erhebungssituation geübt werden. Es geht dabei um die Einführung der Methode der „themenzentrierten Interaktion“ im Kontext einer Gruppendiskussion.

Eine solche Gruppendiskussion wird von einem „Diskussionsleiter“ nach den Regeln der „themenzentrierten Interaktion“ geleitet und von einem „teilnehmenden Beobachter“ begleitet. Diskussionsleiter und teilnehmender Beobachter können im Verlauf der Gruppendiskussion ihre Rollen tauschen. Das bietet sich dann an, wenn der Leiter sich zu sehr in die Diskussion verwickelt und die Nähe und Distanz zur Diskussion nicht mehr richtig ausbalancieren kann.

Wir führen miteinander eine Gruppendiskussion durch. Das Thema dazu suchen wir ad hoc aus. An dem Workshop sollte man aktiv teilnehmen, als Diskutant in der Gruppendiskussion, als Diskussionsleiter oder als teilnehmender Beobachter. Als Zuschauer wird man wenig davon haben.

Literatur

  • Leithäuser, Thomas & Volmerg, Birgit (1988). Psychoanalyse in der Sozialforschung. Eine Einführung. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Leithäuser, Thomas; Exner, Michael; Haack-Wegner, Renate; Schorn, Ariane & von der Vring, Erika (2002). Gewalt und Sicherheit im öffentlichen Raum. Eine sozialpsychologische Untersuchung. Gießen. Psychosozial-Verlag.
  • Leithäuser, Thomas (2001). Psychoanalyse und tiefenhermeneutische Sozialforschung. Hannoversche Schriften4, 118-145.

Subjektwissenschaftliche Praxisanalyse

Prof. Dr. Morus Markard

Freie Universität Berlin
Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Psychologie

In der Art und Weise, in der ein Individuum gesellschaftliche Bedingungen als Handlungsmöglichkeiten und -behinderungen erfährt und interpretiert, werden Bedingungen für das Individuum „Handlungs- Prämissen„, die es am Maßstab subjektiver Notwendigkeiten akzentuiert. Subjektives Handeln, Empfinden, Leiden, sind deswegen nicht aus Bedingungen abzuleiten, ihnen gegenüber allerdings auch nicht völlig beliebig, sondern in Prämissen begründet – und immer „erster Person“.

Vor diesem Hintergrund will Kritische Psychologie als Psychologie vom Standpunkt des Subjekts darauf hinaus, dass über andere (und deren Standpunkte) nicht spekuliert werden soll, sondern dass die Partizipation aller am Forschungsprozess Beteiligten in einem Begründungsdiskurs realisiert werden soll, der mit praktischem Eingreifen zu vermitteln ist (Handlungsforschung). So sollen die Analyse von Erfahrungen und die Herausarbeitung von (subjektiven) Theorien praktisch relevanter Selbstverständigung der Beteiligten dienen.

Würde man diese subjektwissenschaftliche Orientierung im Sinne eines „Alles oder nichts“ auffassen, käme praktisch „nichts“ heraus. Wir sehen sie deswegen u.a. als eine Warnung vor der Vernachlässigung gesellschaftlicher / institutioneller Bedingungen und vor selbstgewissen Fremdinterpretationen bzw. als eine Sensibilisierung für Selbstreflexion.

Mit welchen Problemen wir dabei zu tun haben, welche methodischen Mittel wir entwickelt haben, wollen wir vorstellen und an Beispielen erläutern, wobei Studierende als Praktikantinnen und Praktikanten Subjekte von Praxiserfahrung und -analyse in einem sind und entsprechendes empirisches Material beisteuern können.

Literatur

  • Markard, Morus und Ausbildungsprojekts subjektwissenschaftliche Berufspraxis (2000). Weder Mainstream noch Psychoboom. Kritische Psychologie und studentische Praxisforschung. Hamburg: Argument.
  • Markard, Morus (1999). Selbsterfahrung, Selbstreflexion und Selbstbeobachtung als Aspekte des subjektiven Weltzugangs in der Kritischen Psychologie. Forum Kritische Psychologie41, 5-11.
  • Markard, Morus (2000). Kritische Psychologie: Methodik vom Standpunkt des Subjekts [31 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 1(2), Art. 19, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00markard-d.htm.

Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Philipp Mayring

Abteilung Angewandte Psychologie und Methodenforschung am Institut für Psychologie
sowie Zentrum für Evaluation und Forschungsberatung der Universität Klagenfurt

Im Workshop sollen Arbeitsweisen qualitativ orientierter systematischer sozialwissenschaftlicher Textanalyse diskutiert werden. Die Qualitative Inhaltsanalyse stellt einen Forschungsstil dar, der

  • theoriegeleitet und regelgeleitet vorgeht,
  • das zu analysierende Material in ein Kommunikationsmodell einordnet und darauf bezogen die Ziele der Analyse definiert,
  • die zentralen Analyseaspekte in Kategorien(-systemen) formuliert,
  • das Material in inhaltsanalytische Einheiten zerlegt und danach schrittweise bearbeitet,
  • das Instrumentarium (Kategoriensysteme und inhaltsanalytische Regeln) in einer Pilotstudie überarbeitet,
  • die Zuordnung von Kategorien zu Textstellen als interpretativen, regelgeleiteten Prozess auffasst,
  • im weiteren Verlauf auch Quantifizierungen (z.B. Kategorienhäufigkeiten) zulässt
  • und die Ergebnisse an Gütekriterien (z.B. Interkoderreliabilität) misst.

Es werden die einzelnen qualitativ inhaltsanalytischen Verfahren (z.B. induktive Kategorienentwicklung, deduktive Kategorienanwendung) am Beispiel vorgestellt und anhand eines gemeinsamen Textes (1 Seite Interviewtranskript) mit anderen qualitativ orientierten Textanalyseansätzen (z.B. Psychoanalytische Textinterpretation, Objektive Hermeneutik, Sozialwissenschaftlich-hermeneutische Paraphrase) verglichen. Besonders soll auf die Anwendung von Qualitativer Inhaltsanalyse auf Bildanalyse (z.B. Video) und die Einsatzmöglichkeiten von unterstützenden Computerprogrammen eingegangen werden.

Besonderes wichtig erscheint es auch hier, nicht blind Verfahrensweisen anzuwenden, sondern spezifisch auf Gegenstand und Fragestellung anzupassen und Kombinationsmöglichkeiten mitzubedenken.

Literatur

  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse (auch in Englisch: Qualitative Content Analysis). Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research1(2), Art. 20, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.
  • Mayring, Philipp (2003). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (8. Auflage). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, M. (2005) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp (2002). Qualitative content analysis – research instrument or mode of interpretation? In Mechthild Kiegelmann (Hrsg.), The role of the researcher in qualitative psychology (S.139-148). Tübingen: Verlag Ingeborg Huber.
  • Mayring, Philipp & Brunner, Eva (2006). Beiträge zur Qualitativen Inhaltsanalyse – Schriftenreihe des Instituts für Psychologie der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Psy-Dok Volltextserverhttp://psydok.sulb.uni-saarland.de/frontdoor.php?source_opus=573&la=de.
  • Mayring, Philipp (2001). Kombination und Integration qualitativer und quantitativer Analyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research2(1), Art. 6, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-01/1-01mayring-d.htm

Interview(-planung)

Dr. Günter Mey

Freie Universität Berlin
Institut für Qualitative Forschung

Dr. Katja Mruck

Freie Universität Berlin
Center für Digitale Systeme, Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research

Es liegt eine Fülle an verschiedenen Formen und Varianten von Interviews vor, so dass selbst ein kurzer Überblick zumeist fragmentarisch bleiben muss. Interviews gehören nach wie vor zu den am meisten genutzten Methoden der qualitativen Sozialforschung und werden zum Teil unhinterfragt eingesetzt; teilweise wird zu wenig geprüft, in welcher Weise spezielle Verfahren auszuwählen wären bzw. – da Methodenanwendung immer Methodenentwicklung ist – in welcher Weise Modifikationen und Adaptionen erlaubt und notwendig sind. Auch stellen sich insgesamt in der Forschungspraxis viele Detailfragen, die in der Übersichtsliteratur wenig behandelt werden (können).

Anliegen des Workshops ist es, nach einer kurzen Einführung zu Interviews und der Vorstellung einiger Interviewvarianten für die Forschungspraxis zentrale Probleme und Herausforderungen zu erörtern. Insbesondere betrifft dies die Vorbereitung/Planung eines Interviews (inkl. der Leitfadenentwicklung für jene Verfahren, die darauf basieren), Fragen der Durchführung und Interviewgestaltung sowie relevante Aspekte der Dokumentation und Qualitätssicherung.

Der Schwerpunkt wird jedoch auf Planungsfragen liegen und die von den Teilnehmenden eingebrachten Fragen/Interessen einbeziehen. Zu deren angemessener Berücksichtung ist es sinnvoll, dass die Teilnehmenden nach Aufforderung durch die Anbietenden im Vorfeld des Workshops ihre Anliegen kurz formulieren und per E-Mail schicken an mey@qualitative-forschung.de.

Literatur

  • Mey, Günter (2000). Erzählungen in qualitativen Interviews: Konzepte, Probleme, soziale Konstruktion. Sozialer Sinn1, 135-151.
  • Witzel, Andreas (2000). Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 1(1), http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-00/1-00witzel-d.htm.
  • Schorn, Ariane & Mey, Günter (2005). Das Interview in der entwicklungspsychologischen Forschung – Anwendungsmöglichkeiten, Durchführung und Besonderheiten. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative (Forschung in der) Entwicklungspsychologie (S.289-320). Köln: Kölner Studien Verlag.
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2007). Qualitative Interviews. In Gabriele Naderer & Eva Balzer (Hrsg.), Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis. Wiesbaden: Gabler

Qualitative Medienanalyse/-forschung

Prof. Dr. Lothar Mikos

Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, Potsdam-Babelsberg
Medienwissenschaft

Filme und Fernsehsendungen spielen eine immer größere Rolle in der qualitativen Medienforschung, da alle gesellschaftlichen Bereiche inzwischen weitgehend von Medien durchdrungen sind. Rezeptions- und Nutzungsstudien zu Filmen und Fernsehsendungen kommen ohne eine Analyse des audio-visuellen Materials, mit dem die Nutzer/Rezipienten/Zuschauer umgehen – und zwar durchaus auf multi- bzw. crossmedialen Plattformen – nicht mehr aus. Zugleich kommt man bei der Analyse audio-visueller, kultureller Phänomene nicht weit, wenn man sich lediglich auf eine Methode verlässt. Sowohl die Analyse der Filme und Fernsehsendungen als auch die Rezeptions- und Nutzungsstudien müssen sich daher zunehmend einer Theorie- und Methodentriangulation bedienen, um die zu untersuchenden Phänomene noch angemessen analysieren, beschreiben, erklären und interpretieren zu können.

In einem ersten Teil des Workshops werden Methoden zur Analyse von Filmen, Fernsehsendungen und anderem professionellen audio-visuellem Material vorgestellt. Dabei geht es vor allem darum, die medialen Bedingtheiten und die gestalterischen Mittel darauf hin zu analysieren, wie sie den Zuschauern bestimmte Subjektpositionen nahelegen und damit die Bewertung vorstrukturieren. Zudem wird die Rolle der Perspektivierung durch gestalterische Mittel verdeutlicht. Zur Veranschaulichung werden Beispielanalysen vorgestellt.

Im zweiten Teil steht die Durchführung von Medienforschungsstudien im Mittelpunkt. Hier wird ein Modell eines multidimensionalen Ansatzes zum Design von Medienstudien vorgestellt, in dem das Konzept der Triangulation auf mehreren Ebenen Berücksichtigung findet. Außerdem besteht in diesem Teil die Möglichkeit über Forschungsdesigns aus Medienprojekten der Teilnehmer zu diskutieren. Dazu ist es notwendig, dass die Teilnehmenden, die dies wünschen, im Vorfeld eine kurze Projektskizze mit Angaben über Thema, zentrale Forschungsfragen, theoretischer Hintergrund und methodische Anlage – nach Aufforderung und Bestätigung der Teilnahme am Berliner Methodentreffen durch die Organisatoren – einreichen.

Literatur

  • Mikos, Lothar (2003). Film- und Fernsehanalyse. Konstanz: UVK/UTB.
  • Mikos, Lothar & Eichner, Susanne (2006). Involvement durch Action und Narration bei „Der Herr der Ringe“. Adressierungsstrategien und Zuschauerorientierung. In Brigitte Frizzoni & Ingrid Tomkowiak (Hrsg.), Unterhaltung. Konzepte – Formen – Wirkungen (S. 293-320). Zürich: Chronos.
  • Flick, Uwe (2004). Triangulation – Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Mikos, Lothar & Prommer, Elizabeth (2005). Das Babelsberger Modell. In Lothar Mikos & Claudia Wegener (Hrsg.), Qualitative Medienforschung. Ein Handbuch (S.162-169). Konstanz: UVK/UTB.
  • Wegener, Claudia & Mikos, Lothar (2005). Wie lege ich eine Studie an? In Lothar Mikos & Claudia Wegener (Hrsg.), Qualitative Medienforschung. Ein Handbuch (S. 172-180). Konstanz 2005: UVK/UTB.

Kamera-Ethnografie

Dr. Bina Elisabeth Mohn

Berlin
Kamera-Ethnografin, Autorin, Dozentin

Der Workshop richtet sich an Forschende, die unter Einsatz ihrer Medien ihre Felder von innen heraus erkunden möchten und sich für die Kreativität wissenschaftlichen Beschreibens und Zeigens interessieren. Die Hervorbringung und Erarbeitung dichter Beschreibungen ist nach Clifford Geertz etwas „Hausgemachtes“: Es entstehen Beschreibungen der Beschreibenden! Diese lapidare Feststellung birgt provozierende Konsequenzen – auch für die Kamera-Ethnografie/ „Videografie“. Anhand kurzer Videobeispiele wird in ein ethnografisches Beobachten, Interpretieren und Visualisieren alltäglichen Handelns eingeführt. Im Mittelpunkt stehen Theorie, Methodologie und konkrete Praxis des Forschens mit der Kamera jenseits der bekannten Interview-Verfahren. Der kamera-ethnografische Ansatz verknüpft teilnehmendes Beobachten mit blickender Kameraführung und Video-Materialanalyse mit fokussierendem Schnitt. Dem ethnografischen Schreibprozess mit seiner Arbeit an der Versprachlichung von Beobachtungen ganz ähnlich, werden Kamera und Schnitt zu Instrumenten des Blickentwurfs mit dem Ziel eines dichten Zeigens. Kameras, gewohnt „etwas fest zu halten“, werden im Kontext der Kamera-Ethnografie genutzt, um die Dynamik des Sehens und Verstehens zu gestalten und dabei das Denken in Bewegung zu bringen. Aus objektivistischer Dokumentation wird so eine positionierte Imagination sozialer Sinnstrukturen.

Teil 1 – Mit der Kamera im Feld

  • Prozessdynamik kamera-ethnografischer Forschung: 5 Forschungsphasen
  • Blickschneisen und Beobachtungsspuren: Die Kamera als „Federhalter“ (Caméra Stylo)
  • Anwesenheit mit der Kamera: Interaktive Aspekte der Kamera-Beobachtung

Teil 2 – Fokussierendes Schneiden und dichtes Zeigen

  • Schnitte im Erkenntnisprozess: Versuchsanordnungen
  • Bilder und Worte in ihren Differenzen nutzen: Intermediales Forschen
  • flach, dicht, tief …: Was lässt sich zeigen und wie?

Teil 3 – Überlegungen zur Anwendung

  • Sehen und Filmen, Reden, Schreiben und Zeigen in den Projekten der Teilnehmenden

Literatur/Videos

  • Mohn, Bina Elisabeth (2002). Filming Culture. Spielarten des Dokumentierens nach der Repräsentationskrise. Stuttgart: Lucius & Lucius.
  • Mohn, Bina Elisabeth & Amann, Klaus (2006). Lernkörper. Kamera-ethnographische Studien zum Schülerjob (Video-DVD). Göttingen: IWF Wissen und Medien.
  • Mohn, Bina Elisabeth (2007). Kamera-Ethnografie: Vom Blickentwurf zur Denkbewegung. In Gabriele Brandstetter und Gabriele Klein (Hrsg.), Methoden der Tanzwissenschaft. Modellanalysen zu Pina Bauschs „Sacre du Printemps“ (S.171-192). .Bielefeld: transcript Verlag, .
  • Mohn, Bina Elisabeth & Wiesemann, Jutta (2007). Handwerk des Lernens. Kamera-ethnographische Studien zur verborgenen Kreativität im Klassenzimmer (Video-DVD). Göttingen: IWF Wissen und Medien.
  • Mohn, Bina Elisabeth & Hebenstreit-Müller, Sabine (2007). Kindern auf der Spur. Kita-Pädagogik als Blickschule. Kamera-ethnographische Studien 1 des Pestalozzi-Fröbel-Hauses Berlin (Video-DVD). Göttingen: IWF Wissen und Medien.
  • Mohn, Bina Elisabeth & Hebenstreit-Müller, Sabine (2007). Zu Tisch in der Kita. Chancen der Mittagssituation. Kamera-ethnographische Studien 2 des Pestalozzi-Fröbel-Hauses Berlin (Video-DVD). Göttingen: IWF Wissen und Medien.

Einführung in ATLAS.ti

Thomas Muhr, Dipl.-Psych. Dipl.-Inform

atlas.ti scientific software development gmbh – berlin

In dem Workshop wird ein Überblick über die „Philosophie“, die Konzepte und Verfahren gegeben, die dem qualitativ orientierten Forscher mit ATLAS.ti zur Verfügung stehen. Im Rahmen einer Hands-On Session wird den Teilnehmern auch ein praktischer Zugang zu diesem Werkzeug vermittelt.

Die Themen:

  • Das VISE Konzept: Visualisierung, Integration, Serendipity und Exploration
  • Die Hermeneutische Einheit: Organisation des Materials und der Projekte
  • Die textuelle und die konzeptionelle Ebene: Lesen, Suchen, Segmentieren, Komentieren, Kodieren und Vernetzen
  • Arbeiten mit multimedialen Dokumenten
  • Integration geografischer Informationen (Google Earth)
  • Modellentwicklung mit dem grafischen Netzwerkeditor
  • Einfach Super: Supercodes als „frozen hypotheses“
  • Unterstützung der Teamarbeit
  • Datenquelle Datenbank: Zugriff auf Datenbankinhalte mit QUESSY.ti

Links

Abduktion

Prof. Dr. Jo Reichertz

Universität Essen
FB 3 – Kommunikationswissenschaft

Der Begriff „Abduktion“ ist im wesentlichen von dem amerikanischen Logiker, Mathematiker, Philosophen, Geometer und Begründer des Pragmatismus Charles Sanders Peirce (1839-1914) in die wissenschaftliche Debatte eingeführt worden, und er bezeichnet (so Peirce) das einzige wirklich kenntniserweiternde Schlussverfahren, das sich von den geläufigen logischen Schlüssen – nämlich der Deduktion und der Induktion – kategorial unterscheidet.

Die Abduktion ist ein mentaler Prozess, ein geistiger Akt, ein gedanklicher Sprung, der das zusammenbringt, von dem man nie dachte, dass es zusammengehört. Abduktionen ereignen sich, sie kommen so unerwartet wie ein Blitz („flash“), sie lassen sich nicht willentlich herbei zwingen, und sie stellen sich nicht ein, wenn man gewissenhaft einem operationalisierten Verfahrensprogramm folgt.

Maßnahmen, günstige Bedingungen für Abduktionen zu schaffen, zielen neben einer sehr guten Kenntnis der Daten stets auf eins: auf die Erlangung einer Haltung, bereit zu sein, alte Überzeugungen aufzugeben und neue zu suchen. Abduktives „Räsonieren“ ist also kein glückliches, zufälliges Raten ins Blaue hinein, sondern ein informiertes Raten. Wenn man so will: das Glück trifft immer nur den vorbereiteten Geist.

Die Abduktion sucht angesichts überraschender Fakten nach einer sinnstiftenden Regel, nach einer möglicherweise gültigen bzw. passenden Erklärung, welche das Überraschende an den Fakten beseitigt. Ergebnis und Endpunkt dieser Suche ist eine (sprachliche) Hypothese. Ist diese gefunden, beginnt ein mehrstufiger Überprüfungsprozess.

Innerhalb aktueller deutscher Sozialforschung findet man den Begriff der Abduktion immer häufiger, ohne dass immer klar ist, was damit gemeint ist du was damit erreicht werden soll. Der geplante Workshop soll diese Lücke schließen. Anhand von Beispielen soll geklärt werden:

  1. Was bezeichnet Peirce mit dem Begriff „Abduktion“?
  2. Was benötigt der Sozialforscher abduktives Schlussfolgern?
  3. Welchen Theorie generierende Kraft besitzt die Abduktion?
  4. Wie lassen sich Abduktionen herbeiführen?

Literatur:

  • Peirce, Charles Sanders (1976). Schriften zum Pragmatismus und Pragmatizismus. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Reichertz, Jo (2003). Die Abduktion in der qualitativen Sozialforschung. Opladen: Leske + Budrich.
  • Reichertz, Jo (2004) Abduction, Deduction and Induction in Qualitative Research. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), A Companion to Qualitative Research (S.159-164). London: Sage [online vefügbar über http://www.uni-essen.de/kowi/reichertz/downloads/Abductionenglisch.pdf].

Systematische Metaphernanalyse

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau-Görlitz
Fachbereich Sozialwesen

Sabine Marsch

Freie Universität Berlin

Eine systematische Metaphernanalyse reagiert auf die Probleme bisheriger Versuche, den Sinn von metaphorischen Äußerungen zu verstehen. Von älteren Studien unterscheidet sie sich durch folgendes:

  • Sie nutzt die Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson), um den Stellenwert von Metaphern für Strukturen von Denken, Handeln und Emotionen zu bestimmen.
  • Das empirische Vorgehen bietet eine handhabbare Arbeitsdefinition zur Erkennung von Metaphern.
  • Sie ermöglicht, von einzelnen Metaphern auf zusammenhängende metaphorische Konzepte zu schließen.
  • Das empirische Vorgehen der Metaphernanalyse ist offen dafür, sowohl kulturelle, subkulturelle wie individuelle Muster zu rekonstruieren.
  • Für die Interpretation metaphorischer Muster steht eine Sammlung heuristischer Hilfen zur Verfügung.
  • Neben allgemeinen, für qualitative Forschung gültigen Gütekriterien sind speziellere Gütekriterien für Metaphernanalysen benennbar.

Im Workshop sollen diese Merkmale je nach Vorwissen der TeilnehmerInnen an vorbereitetem Material vorgestellt und in kleinen Übungen vertieft werden.

Literatur

  • Lakoff, George & Johnson, Mark (1998). Leben in Metaphern (übersetzt von Astrid Hildenbrand). Heidelberg: Carl-Auer-Systeme. [Orig. 1980: Metaphors we live by. Chicago: The University of Chicago Press]
  • Schmitt, Rudolf (2000). Skizzen zur Metaphernanalyse [16 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [Online Journal], 1(1), Art. 20, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-00/1-00schmitt-d.htm.
  • Schmitt, Rudolf (2002). Ein guter Tropfen, maßvoll genossen, und andere Glücksgefühle. Metaphern des alltäglichen Alkoholgebrauchs und ihre Implikationen für Beratung und Prävention. In Frank Nestmann & Frank Engel (Hrsg.), Die Zukunft der Beratung – Visionen und Projekte in Theorie und Praxis (S.231-252). Tübingen: DGVT [auch: http://www.hs-zigr.de/~schmitt/aufsatz.htm].
  • Schmitt, Rudolf (2003). Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 4(2), Art. 41, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-03/2-03schmitt-d.htm.
  • Schmitt, Rudolf (2004). Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Rezensionsaufsatz: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern (Dritte Auflage) [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 5(2), Art. 19, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-04/2-04review-schmitt-d.htm.
  • Schmitt, Rudolf (2005). Entwicklung, Prägung, Reifung, Prozess und andere Metaphern. Oder: Wie eine systematische Metaphernanalyse in der Entwicklungspsychologie nützen könnte. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative Entwicklungspsychologie (S.545-584). Köln: Kölner Studien Verlag.

Fallauswahl bei qualitativen Untersuchungen

Prof. Dr. Margrit Schreier

Jacobs University Bremen
School of Humanities and Social Sciences

In der qualitativen Forschung ist für die Stichprobenziehung in der Regel nicht das Kriterium der Repräsentativität im Hinblick auf eine Population bestimmend, die Auswahl einer Stichprobe ist vielmehr auf die Beschreibung bedeutungshaltiger Fälle oder auf Generierung einer Theorie ausgerichtet. Entsprechend ist die Vorgehensweise auch keine probabilistische, sondern eine bewusste.

Im Workshop werden zwei Basis-Strategien der bewussten Stichprobenziehung genauer dargestellt. Dies ist zum einen das ergebnisoffene Verfahren der theoretischen Stichprobenziehung, wie es im Rahmen der Grounded Theory entwickelt wurde; die Stichprobe wird anhand von Gesichtspunkten, die sich im Untersuchungsverlauf als relevant erweisen, nach den Prinzipien der minimalen und der maximalen Ähnlichkeit sukzessive erweitert. Zum anderen wird auf Verfahren der Stichprobenziehung eingegangen, bei denen die Kriterien für die Zusammensetzung der Stichprobe bereits vor Untersuchungsbeginn aufgrund theoretischer Überlegungen oder im Hinblick auf das Untersuchungsziel festgelegt werden (wie etwa die homogene oder die heterogene Stichprobe, die Auswahl von typischen Fällen oder von Extremfällen und andere mehr). Weiterhin können Besonderheiten der Stichprobenziehung bei der Einzelfallstudie und in der vergleichenden Forschung erläutert und diskutiert werden.

Der Workshop richtet sich sowohl an Forscher/innen, die sich gerade in der Phase der Untersuchungsplanung befinden, als auch an solche, die sich allgemeiner über Verfahren bewusster Stichprobenziehung informieren möchten. Im ersten Teil des Workshops werden die genannten Verfahren der Stichprobenziehung dargestellt. Im zweiten Teil steht die Diskussion konkreter Forschungsvorhaben der Teilnehmer/innen im Hinblick auf die Auswahl geeigneter Strategien der Stichprobenziehung im Vordergrund. Dabei soll insbesondere auch die Frage der Repräsentativität der Ergebnisse berücksichtigt werden.

Zur Vorbereitung geeignete Literatur:

  • Flyvbjerg, Bent (2004). Five misunderstandings about case study research. In Clive G. Seale, Giampietro Gobo, Jaber Gubrium & David Silverman (Hrsg.), Qualitative research practice (S.420-434). London: Sage.
  • Gobo, Giampietro (2004). Sampling, representativeness, and generalizability. In Clive G. Seale, Giampietro Gobo, Jaber Gubrium & David Silverman (Hrsg.), Qualitative research practice (S.435-456). London: Sage.
  • Quinn Patton, Michael (2002). Qualitative evaluation and research methods (3. Auflage, S.230-247). Newbury Park.: Sage.
  • Schreier, Margrit (2006). Qualitatives Untersuchungsdesign. In Norbert Groeben & Bettina Hurrelmann (Hrsg.), Empirische Unterrichtsforschung in der Literatur- und Lesedidaktik (S.338-354). Weinheim: Juventa.
  • Schreier, Margrit (2007). Stichprobenkonzepte in der qualitativen Marktforschung. In Gabriele Naderer & Eva Balzer (Hrsg.), Angewandte Marktforschung. Wiesbaden: Gabler.

Einführung in das Statistiklabor

Alexander Schulz

Pea Zimmermann

Freie Universität Berlin
Center für Digitale Systeme

In der praxisorientierten Sozialforschung geht es heute immer mehr darum, qualitative und quantitative Methoden gegenstandsangemessen zu kombinieren. In diesem Workshop wird qualitativ orientierten Forschenden eine systematische Einführung in die Funktionen und Arbeitsweisen der Open-Source Software „Statistiklabor“ gegeben.

Das mit dem „Medida-Prix 2003“ ausgezeichnete „Statistiklabor“ ist im Gegensatz zu kommerziellen Programmen (z.B. SPSS) eine didaktisch motivierte Software. Sie ist angelegt als ein explorativer und interaktiver Werkzeugkasten. Als Engine für statistische Berechnungen wird die von einem internationalem Konsortium entwickelte Open-Source Software „R“ verwendet.

Das „Statistiklabor“ richtet sich zunächst an statistische Einsteiger. Es ermöglicht ihnen schnell und einfach einen Einstieg in die Welt der Statistik zu finden. Durch die Verwendung der „R-Engine“ sind jedoch auch für Profis der Statistik keine Grenzen gesetzt. Die standardmäßig mitgelieferten vielfältigen graphischen Auswertungsmöglichkeiten im Labor ermöglichen jederzeit eine anschauliche Visualisierung und Interpretation der zugrundeliegenden Daten.

Folgende Schwerpunktthemen sollen vermittelt werden:

  • Die Arbeitsoberfläche des Labors
  • Das zugrunde liegende Objektmodell
  • Datenimport und Datenexport
  • Graphische Auswertungen
  • Musterlösungen

Wir schlagen vor, den Workshop in drei Teile zu gliedern:

  1. Wiederholung von deskriptivstatistischen Grundbegriffen
  2. Einführung in das „Statistiklabor“ zum Mitklicken
  3. Bearbeiten eines empirischen Beispieldatensatzes durch die Teilnehmer

Links

Literatur

  • Schlittgen, Rainer (2005). Das Statistiklabor. Einführung und Benutzerhandbuch. Berlin: Springer
  • Dolic, Dubravko (2004). Statistik mit R. Einführung. München: R.Oldenbourg.

Sekundäranalyse qualitativer Daten

Dr. Andreas Witzel

Irena Medjedovic

Universität Bremen
Archiv für Lebenslaufforschung

Archivierte qualitative Daten und damit verbundene Dienstleistungen bieten neben der Vermeidung erneuter aufwändiger Datenerhebungen und -aufbereitung die Vorteile der Unterstützung und Förderung der sozialwissenschaftlichen und multidisziplinären Forschung durch die Bereitstellung sekundärer Nutzungsmöglichkeiten von bereits erhobenem Datenmaterial. Die Befunde der Machbarkeitsstudie „Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Interviewdaten“ verweisen dagegen insbesondere auf eine verbreitete Unvertrautheit mit der Methode der Sekundäranalyse als Folge der gering ausgeprägten Erfahrungen mit der Durchführung solcher Studien und einer bislang fehlenden zentralen Organisation, die qualitative Daten archiviert, aufbereitet und weitergibt oder vermittelt. Die wissenschaftliche Befassung mit den methodologischen Erfordernissen einer qualitativen Sekundäranalyse ist somit eher neu und noch rudimentär

Der Workshop hat das Ziel, eine Kultur der Sekundäranalysen zu fördern, indem er die Nützlichkeit einer solchen methodischen Vorgehensweise theoretisch und praktisch aufzeigt. Mit dem Fokus auf Interviewdaten werden folgende Fragen bearbeitet:

  • Was sind und wie finde ich geeignete Daten für das eigene Forschungsvorhaben?
  • Welche Metadaten (Studienbeschreibungen, Projektmaterialien) kann ich nutzen?
  • Wo können Probleme mit den Daten auftauchen (z.B. mit der Datenbeschaffenheit von Primärprojekten oder fehlende Informationen über den Erhebungskontext)?
  • Wie gestalte ich den Auswertungsprozess?

Für den praktischen Teil werden zwei Möglichkeiten angezielt und variabel realisiert: Probleme und Lösungsmöglichkeiten der Wiederverwendung von empirischen Materialien zum einen anhand einer Studie zum Übergang von Absolventen der dualen Ausbildung in den Beruf für die Analyse von spezifischen beruflichen Kompetenzen, zum anderen anhand von entsprechenden Materialien der Teilnehmenden des Workshops.

Literatur

  • Corti, Louise; Witzel, Andreas & Bishop, Libby (Hrsg.) (2005). Sekundäranalyse qualitativer Daten / Secondary Analysis of Qualitative Data. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 6(1), http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs-d/inhalt1-05-d.htm.
  • Medjedovic, Irena & Witzel Andreas (2005, März). Sekundäranalyse qualitativer Interviews. Verwendung von Kodierungen der Primärstudie am Beispiel einer Untersuchung des Arbeitsprozesswissens junger Facharbeiter [78 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 6(1), Art. 46, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-05/05-1-46-d.htm.
  • Stiefel, Britta (2004). Blended Learning in der qualitativen Methodenausbildung – Evaluation einer Pilotveranstaltung des mobileCampus-Projekts im Sommersemester 2004 an der Universität Bremen, http://elib.suub.uni-bremen.de/publications/ELibD1198_blendedlearning_stiefel.pdf.
  • Witzel, Andreas (2004). Archivierung qualitativer Interviews. Möglichkeiten für Re- und Sekundäranalysen in Forschung und Lehre. In Birgit Griese, Hedwig R. Griesehop & Martina Schiebel (Hrsg.), Perspektiven qualitativer Sozialforschung: Beiträge des 1. und 2. Bremer Workshops. Werkstattberichte des Instituts für angewandte Biographie- und Lebensweltforschung (IBL) 14 (S.40-60). Bremen: Universität Bremen.

Einführung GABEK – ein qualitatives Forschungsverfahren mit PC-Unterstützung durch WinRelan

Prof. Dr. Josef Zelger

Universität Innsbruck

Ass. Prof. Dr. Renate Buber

Wirtschaftsuniversität Wien

Ziel des Workshops ist das Kennenlernen der Grundzüge der Methode GABEK sowie der Software WinRelan.

GABEK® (Ganzheitliche Bewältigung von Komplexität) ist eine PC-unterstützte Methode zur Auswertung und Darstellung umgangssprachlicher Texte. Ausgehend von offenen Interviews oder anderer verbaler Daten werden Erfahrungen, Wissen, Einstellungen vieler Personen vernetzt, so dass eine koordinierte Zusammenarbeit unterstützt wird. GABEK® übersetzt Meinungen der Befragten in begriffliche Wissenssysteme. Entscheidungen können damit vorbereitet, Ziele präzisiert und Maßnahmen vorgeschlagen werden.

GABEK®-Projekten liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Erfahrung und das Wissen möglichst vieler Betroffener in soziale und politische Entscheidungen einbezogen werden sollen. GABEK® fördert die Achtung voreinander und setzt sich von Ansätzen ab, wo Lösungsvorschläge über Machtpositionen auferlegt werden. Eine aufrichtig demokratische Grundeinstellung ist Voraussetzung für GABEK®-Projekte. Daraus leitet sich das übergeordnete Ziel von GABEK® ab. Es ist der Versuch, die menschliche Basis sozialer Organisationen mehr und mehr einzubeziehen, vor allem wenn es um Erneuerung und Reformen geht. Die Wissenskompetenz und die Meinungen vieler Menschen sollen erfasst und mitberücksichtigt werden. Der „Austausch“ persönlicher Meinungen baut positive emotionale Bindungen zwischen den Mitgliedern der Organisation auf, so dass Gemeinschaft entstehen kann.

Im Workshop werden anhand eines Beispiels über Motive zum Kauf eines Passivhauses Grundzüge der Methode GABEK® sowie der Software WinRelan® dargestellt. Dabei werden folgende Fragen beantwortet:

  • Wie können Assoziationsnetze einer Personengruppe oder Organisation gebildet werden?
  • Wie werden Bewertungen vieler Personen wiedergegeben?
  • Lassen sich Assoziationsnetze mit Bewertungen kombinieren und zur Darstellung von Problemfeldern oder von Erfolgsgebieten verwenden?
  • Wie werden Grundwerte, Ziele und mögliche erfolgversprechende Maßnahmen identifiziert?
  • Können Annahmen über erwartete Wirkungen von Maßnahmen graphisch dargestellt werden?
  • Wie wird die Relevanz von Einzelergebnissen bestimmt?
  • Wie werden Gruppenentscheidungen über Ziele und Maßnahmen vorbereitet?
  • Kann man die Gesamtergebnisse einer Befragung logisch-systematisch ordnen, so dass jedes Einzelergebnis durch verbale Daten begründet wird?
  • Wie werden die Ergebnisse eines GABEK®-Projekts bestätigt oder widerlegt?

Einige wenige Projektbeispiele sollen auf die Vielfalt möglicher Anwendungen hinweisen:

GABEK® wurde angewandt zur

  • Evaluierung (der italienischen Grundschulreform in Südtirol),
  • Qualitätssicherung (in einem Krankenhaus),
  • Produktbewertung (von Fahrzeugen),
  • Konfliktbearbeitung (in Industrien in Südafrika),
  • Leitbildentwicklung (einer Universität in Südafrika),
  • Sprachgruppenforschung (in Südtirol),
  • Stadtteiluntersuchung (Tepito in Mexico City),
  • Akzeptanzforschung in Georgien, Holland und Deutschland,
  • Interkulturelles Management in Thailand, China, Brasilien, Europa.

Projekte zur Organisations- und Personalentwicklung und zur Innovationsforschung liegen immer wieder im Kernbereich von GABEK. Marktforschung in Südafrika und Österreich gehören ebenso zu den Standardanwendungen. Andere Projekte untersuchen Fragen zur medizinischen Ethik, zur klinischen Psychologie, zur Sportmedizin, zur Persönlichkeitspsychologie und zur Erforschung sozialer Randgruppen.

Ca. 300 GABEK-Projekte wurden in fünf Kontinenten durchgeführt. Neben rund 200 Diplomarbeiten und Dissertationen in ca. 60 Universitätsinstituten, wurde GABEK® von Unternehmen wie etwa DaimlerChrysler für Produktentwicklung, Akzeptanz- und Verhaltensforschung, und von Beratungsfirmen in Lizenz eingesetzt. Alle zwei Jahre finden GABEK-Symposien statt, bei denen sich GABEK®-AnwenderInnen zum Erfahrungsaustausch treffen.

Weitere Informationen unter http://www.GABEK.com/.

Literaturempfehlung:

  • Zelger, Josef (2007a/im Druck). Kundenwünsche verstehen und gewichten durch das PC-unterstützte Verfahren GABEK. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung (S.697-712).Wiesbaden: Gabler.
  • Zelger, Josef (2007b). Regionale Ontologien als Grundlage für das Marketing. Von offenen Interviews zur innovativen Produktgestaltung durch das Verfahren GABEK. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung (S. 507-524).
  • Zelger, Josef (2000). Twelve Steps of GABEKWinRelan. A Procedure for Qualitative Opinion Research, Knowledge Organization and Systems Development. In Renate Buber & Josef Zelger (Hrsg.), GABEK II. Zur Qualitativen Forschung. On Qualitative Research (S.205-220). Innsbruck-Wien-München: Studienverlag.