Mittagsvorlesung 2022
Auf die Forschungshaltung kommt es an! Zur Heuristik qualitativer Forschung
Prof. Dr. Uwe Krähnke
Medical School Berlin, Hochschule für Gesundheit und Medizin
Eine von sehr vielen qualitativ Forschenden geteilte Grundannahme besagt, dass die empirische Datenerhebung und -auswertung gegenstandsangemessen zu erfolgen hat. Doch was genau beinhaltet die Forderung nach einem dem Untersuchungsgegenstand angemessenen Forschen? Inwiefern ist ein solches Vorgehen methodisch kontrollierbar und wie lässt es sich erlernen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Mittagsvorlesung.
Die zentrale These des Vortrages lautet: Eine Gemeinsamkeit der vielfältigen qualitativen Verfahren besteht darin, dass durch ihre Anwendung wir Forschende permanent zum empirischen Datenmaterial gedrängt werden. Erst durch eine intensive Gegenstand-Fokussierung während des Forschungsprozesses ist es überhaupt möglich, so die weitergedachte These, Wissensbestände zu generieren, die sich unterscheiden von den Erkenntnissen einer streng theoriegeleiten und quantitativ ausgerichteten empirischen Forschung. Demnach hängen in der qualitativen Forschung Gegenstandsangemessenheit und abduktive Erkenntnisgenerierung wie zwei Kehrseiten einer Medaille eng zusammen. Doch wie lässt sich eine solche empirische Forschung in der Praxis umsetzen? Vor allem bedarf es einer Forschungshaltung, die sich auf die Formel bringen lässt: Mit Sinn-fokussierter Unbekümmertheit im empirischen Datenmaterial Muster erkennen!