Mittagsvorlesung 2016

Kontexte qualitativer Sozialforschung: Mixed Methods, Emergent Methods und Arts-Based Research

Prof. Dr. Margrit Schreier

Jacobs University Bremen, Arbeitsbereich Psychology and Methods

In den letzten zwei Jahrzehnten hat nicht nur die Vielfalt qualitativ-sozialwissenschaftlicher Methoden zugenommen, auch die Kontexte qualitativer Sozialforschung haben sich vervielfältigt. Es entstehen Schnitt- und Überlappungsbereiche mit anderen methodisch-methodologischen und disziplinären Traditionen, von denen wichtige Impulse für die Verortung und für die Weiterentwicklung qualitativer Forschungsmethoden ausgehen. In diesem Vortrag sollen drei dieser Kontexte herausgegriffen und im Hinblick auf ihre Implikationen für die qualitative Sozialforschung diskutiert werden: Mixed Methods, Emergent Methods und Arts-Based Research. Mixed Methods, also die Kombination qualitativer und quantitativer Elemente und deren Integration, werden gerade von Vertreter_innen der qualitativen Sozialforschung durchaus kontrovers gesehen. Können Mixed Methods als Grundlage für eine zunehmende Anerkennung qualitativer Methoden und Ansätze im sozialwissenschaftlichen Mainstream dienen – oder kommt den qualitativen Methoden im Rahmen von Mixed Methods-Studien letztlich nur eine untergeordnete Rolle zu? Und wo sind in diesem Zusammenhang die sog. Emergent Methods anzusiedeln, d.h. innovative Methoden, die flexible Methodenanpassungen und –entwicklungen im Hinblick auf die jeweilige Fragestellung vorsehen? Handelt es sich hier genau genommen um eine Variante von Mixed Methods oder um eine Weiterentwicklung des qualitativen Prinzips der flexiblen Anpassung der Methode an die Fragestellung – oder beides? Während mit Mixed und Emergent Methods in erster Linie methodologische Kontexte thematisch sind, sind mit der Frage nach der Relation von qualitativer Sozialforschung und Arts-Based Research auch disziplinäre Kontexte tangiert. Einerseits haben Formen der Arts-Based Research in den qualitativen Sozialwissenschaften eine lange Tradition, z.B. in der Ethnografie. Andererseits gewinnt die Nutzung von Methoden aus den Geisteswissenschaften zur Datenerhebung oder von fiktionalisierter Ergebnisdarstellung derzeit zunehmend an Bedeutung. In diesem Zusammenhang stellt sich u.a. die Frage nach der (Un-)Möglichkeit und den Kriterien einer Grenzziehung zwischen den Sozial- und den Geisteswissenschaften.