Mittagsvorlesung 2014

Qualitative Forschung 2.0: Zwischen Konsolidierung und Internationalisierung

Prof. Dr. Uwe Flick

Freie Universität Berlin, Arbeitsbereich Qualitative Sozial- und Bildungsforschung

Qualitative Forschung hat sich im deutschen Sprachraum in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt und etabliert. Es lässt sich eine verstärkte Differenzierung in unterschiedliche Ansätze und Schulen verzeichnen. Das Spektrum der Methoden ebenso wie das der verwendeten Datensorten ist deutlich breiter als noch vor einigen Jahren. Lokale Traditionen – im deutschen Sprachraum, in verschiedenen disziplinären Kontexten etc. – haben sich herausgebildet. Qualitative Forschung wird zunehmend auch jenseits der Ursprungsdisziplinen wie Soziologie, Psychologie und Erziehungswissenschaften aufgegriffen. Diese Entwicklungen lassen sich als Zeichen ihrer zunehmenden „Konsolidierung“ sehen. Gleichzeitig hat sich die deutsch-sprachige qualitative Forschung von der internationalen Diskussion verselbständigt. In diesem Vortrag sollen verschiedene Trends und Herausforderungen zum Ausgangspunkt für eine Zwischenbilanz genommen werden. Was heißt heutzutage „Internationalisierung qualitativer Forschung“ – als Notwendigkeit, als Herausforderung und in der Umsetzung? Was ergibt sich aus der zunehmenden Etablierung der qualitativen Forschung als Teil der ‚Normal Science’ in Hinblick auf Drittmittel, Ausbildung und Publikationen – innerhalb und jenseits der Sozialwissenschaften? Welche methodischen Konsequenzen ziehen neue Datensorten nach sich? Welche Herausforderungen sind mit Trends wie Mixed Methods, der Frage nach der Evidenz qualitativer Forschung und Forderungen nach Archivierung, Sekundär- und Metaanalysen qualitativer Daten, Analysen und Ergebnisse verknüpft? Welche (besondere) gesellschaftliche Relevanz hat qualitative Forschung aktuell? Welche Trends sind zu erwarten?