Symposium 2014
Forschungsethik
Mitwirkende: Nicole Burzan, Hubert Knoblauch, Günter Mey [M], Hella von Unger u.a.
Forschungsethische Fragen erfordern vielfältige Entscheidungen über den gesamten Forschungsprozess, von der Planung über die Durchführung bis zur Aufbereitung und Dokumentation sowie Publikation. Mit dem Symposium werden – in der Tradition der vorangegangenen Podiumsdiskussionen bei den Berliner Methodentreffen – Fragen der Forschungspraxis und deren methodologische Fundierung zur Debatte gestellt. Forschungsethik wird dabei nicht als „Feigenblatt“ qualitativer Forschung behandelt, sondern als zentraler Bestandteil der empirischen Forschungspraxis verstanden.
Das Symposiumsthema ist insbesondere vor dem Hintergrund der Ausweitung (und der darin immer wiederkehrenden „Standardisierungsbemühungen“) qualitativer Forschung und mehr noch aufgrund neuer Formen der Sozialforschung hoch aktuell. Denn neben Forschungsethik im Rahmen etwa von Ethnografie oder partizipativer Forschung stellen sich mit internetbasierter Forschung und mit der zunehmenden Verwendung von visuellen Daten oder der Archivierung von Forschungsdaten bis hin zur mittlerweile zunehmend geforderten und geförderten Kultur der „Open Data“ neue Herausforderungen für die Forschung und Forschenden. Quer zu diesen „aktuellen“ Bezügen lohnt die Debatte über Forschungsethik aber auch, weil qualitative Forschung nicht per se eine bessere, weil alltagsnahe Forschung ist, sondern weil sie sich wie jede Art von Forschung Fragen der Beziehungsgestaltung zu stellen hat, bei denen es auch um Macht, Verstehen (und Grenzen des Verstehens) und um Interessendivergenzen geht.
Im Rahmen des Symposiums sollen Fragen und Herausforderungen wie die zuvor genannten diskutiert werden. Dabei wird nicht vornehmlich auf eine Standardisierung hin abgezielt (obwohl auch Fragen nach „Standards“ von Datenschutz, Anonymisierung oder der Einrichtung von Ethik-Komitees angesprochen werden sollen), sondern auf eine reflektierte Forschungshaltung, bei der forschungsethische Fragen prozesshaft verstanden werden.