Forschungswerkstätten 2009

Forschungswerkstatt: Biografische Fallrekonstruktion

Prof. Dr. Gabriele Rosenthal

Nicole Witte

Georg-August-Universität Göttingen, Methodenzentrum

In dieser Forschungswerkstatt möchten wir die Teilnehmenden sowohl in die methodologischen Prinzipien als auch in die methodische Vorgehensweise biographischer Fallrekonstruktionen sowie deren Verwendung im Kontext der Bearbeitung unterschiedlicher Fallebenen (Individuum, Familie sowie andere soziale Gruppen) einführen. Dieses Verfahren wurde von Gabriele Rosenthal zunächst im Zusammenhang mit der Analyse biographisch-narrativer Interviews entwickelt. Es besteht aus mehreren Analyseschritten, die in der Forschungswerkstatt kurz vorgestellt und an Datenmaterial der Teilnehmenden exemplarisch demonstriert werden. Diese Analyseschritte können in modifizierter Form auch für die Analyse von Familiengesprächen, Interaktionsverläufen, Videoaufnahmen und von Protokollen teilnehmender Beobachtung angewandt werden (Rosenthal 2005).

In der Forschungswerkstatt werden wir in erster Linie Materialien der TeilnehmerInnen (vorzugsweise Transkriptionen von Interviews) sowie Fragen zu Forschungsdesigns erörtern. Die Planung orientiert sich an den Materialien und Fragen zum Forschungsdesign, die bei uns eingehen. Falls Sie an einer Besprechung Ihres Datenmaterials oder Ihres Forschungsvorhabens interessiert sind, möchten wir Sie bitten, uns – nach Aufforderung und Bestätigung Ihrer Teilnahme durch die Organisatoren – die Materialien oder eine Skizze zu Ihrem Vorhaben bis zum 15. Mai 2009 einzureichen. Wir bitten um Verständnis dafür, dass angesichts des vorgegebenen Zeitrahmens nur wenige Materialien gemeinsam bearbeitet werden können. 

Literatur

  • Rosenthal, Gabriele (1995). Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biografischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt/M.: Campus.
  • Rosenthal, Gabriele (2005). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung. München und Weinheim: Juventa.

Forschungswerkstatt: Cultural Studies

PD. Dr. Udo Göttlich

Universität Duisburg-Essen
Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung

Prof. Dr. Rainer Winter

Alpen-Adria Universität Klagenfurt, Österreich

Die Cultural Studies sind ein inter- und transdisziplinäres Projekt, das sowohl eine breite anthropologische als auch eine enge humanistische Konzeption von Kultur vertritt. Cultural Studies benutzen evaluative und interpretative Verfahren und argumentieren, dass alle Formen der kulturellen Produktion in Beziehung zu kulturellen Praktiken und sozio-historischen Strukturen gesetzt werden müssen. Kultur wird dabei sowohl als „whole way of life“, der Ideen, Verhalten, Gewohnheiten, Sprachen, Institutionen und Machtstrukturen umfasst, verstanden als auch als ein Feld daraus hervorgehender kultureller Praktiken, das sich in künstlerischen Formen, Texten, Architektur, Medien usw. zeigt. Aus diesem Grund muss das Projekt Cultural Studies notwendigerweise Textanalyse und Ethnographie des Alltagslebens bzw. von kulturellen Praktiken integrieren.

Cultural Studies untersuchen ganz im Sinne von Richard Hoggart nicht, was Personen mit einem Text anfangen, sondern welche Beziehungen der komplexe Text zur Alltagswelt seiner Lesenden hat. Denn sowohl ein Text als auch seine Beziehungen zu den kulturellen Praktiken seiner Nutzer kann nur verstanden werden, wenn er in den strukturierten Rahmen des Alltags bzw. von Praktiken verortet wird. (Radikale) Kontextualisierung ist ein wesentliches Merkmal der Cultural Studies. Die sozialen, kulturellen, politischen, ökonomischen und historischen Kontexte sind bedeutsam, in denen Texte und ihre Nutzer interagieren. Im Mittelpunkt der Analysen steht die Verankerung von Texten und kulturellen Praktiken in der sozialen Zirkulation von Bedeutung. Theorie heißt für Cultural Studies immer „begriffliche Verarbeitung des ‚Alltagslebens'“ (McRobbie 1995, S.112), und das bedeutet auch, die Strukturen dieses Alltagslebens auf ihre historische, kulturelle, politische, ökonomische Dynamik hin zu untersuchen. Nur so ist der Anspruch der radikalen Kontextualität zu realisieren. Das bedeutet auch, dass das Projekt Cultural Studies notwendigerweise offen sein muss für Unerwartetes. Dieses theoretische Bemühen der Cultural Studies rückt sie teilweise in die Nähe der interpretativen Soziologie. Zugleich sind die Cultural Studies von einer methodischen Vielfalt gekennzeichnet.

Für die Durchführung der Forschungswerkstatt ist es unerlässlich, dass sich im Vorfeld drei bis vier Teilnehmende mit ihren Projekten anmelden, die sich als Arbeiten im Rahmen der Cultural Studies verstehen. Dabei sollte möglichst eine methodische Vielfalt berücksichtigt werden. Es können (nach der offiziellen Bestätigung der Teilnahme und eigener Aufforderung) sich Teilnehmende mit Arbeiten anmelden, die sowohl der eher textanalytischen Richtung aber auch der eher ethnographisch orientierten Richtung der Cultural Studies zuzurechnen sind.

Literatur

  • Couldry, Nick (2000). Inside Culture. Re-imagining the Method of Cultural Studies. London: Sage.
  • Göttlich, Udo (2001). Zur Epistemologie der Cultural Studies in kulturwissenschaftlicher Absicht: Cultural Studies zwischen kritischer Sozialforschung und Kulturwissenschaft. In Udo Göttlich, Lothar Mikos & Rainer Winter (Hrsg.), Die Werkzeugkiste der Cultural Studies (S.15-42). Bielefeld.
  • Hills, Matt (2005). How to Do Things with Cultural Theory. London: Hodder Arnold.
  • Stokes, Jane (2003). How to Do Media & Cultural Studies. London: Sage.
  • Willis, Paul (2000). The Ethnographic Imagination. Cambridge: Polity.
  • Winter, Rainer (2001). Die Kunst des Eigensinns. Cultural Studies als Kritik der Macht. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft.
  • Winter, Rainer (2005). Interpretative Ethnographie. In Lothar Mikos & Claudia Wegener (Hrsg.), Qualitative Medienforschung. Ein Handbuch (S.553-560). Konstanz: UVK/UTB.

Forschungswerkstatt: Sozialwissenschaftliche Diskurs-/Dispositivanalyse

PD Dr. Andrea D. Bührmann

Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für Soziologie

Prof. Dr. Werner Schneider

Universität Augsburg
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät

Der Begriff „Diskursanalyse“ bezeichnet – basierend auf Michel Foucaults Diskursbegriff – keine mehr oder weniger kontextfrei vorzustellende und anzuwendende „Methode“ im Sinne einer präzise ausweisbaren Verfahrenstechnik der Datenerhebung und -auswertung. Vielmehr umfasst er eine voraussetzungsvolle Forschungsperspektive auf gesellschaftliche Wirklichkeit, verbunden mit einer spezifischen Herangehensweise an Forschungsthemen. Konkret zielt Diskursanalyse darauf, diskursive Praktiken zur Herstellung und Durchsetzung von Wissen in spezifischen sozio-historischen Kontexten zu analysieren und dessen Formierungsstrukturen, Funktionsmechanismen und Machtwirkungen gleichsam „positiv“ zu entziffern. Die Dispositivanalyse zielt vor diesem Hintergrund auf die systematische Ergänzung und Weiterung diskurstheoretischer Perspektiven und diskursanalytischer Forschungspraxis. In ihrem Kern steht die empirische Frage nach den Wechselbezügen zwischen normierenden Wissensordnungen, ihren konkreten handlungspraktischen Wirksamkeiten im sozialen Austausch von Menschen sowie den damit einhergehenden Selbst-Bezügen und Subjektivitätsformen.

Trotz mittlerweile vorliegenden Konzeptionen für eine an Foucault orientierte und darüber hinausweisende Forschungsmethodik, bleibt eine enge methodische Definition und „Schrittfolge“ für Diskurs- und Dispositivanalysen problematisch, zumindest sobald solche Vorgaben den Anspruch auf Verbindlichkeit und Ausschließlichkeit erheben wollen. Was eine „Diskurs-“ bzw. „Dispositivanalyse“ jeweils ist, muss je nach disziplinspezifischer Fragestellung, ihren jeweiligen theoretischen und methodologischen Fundierungen sowie damit verbundenen methodisch-praktischen Umsetzungen bestimmt werden.

Die Forschungswerkstatt bietet auf dieser Grundlage eine grundlegende und einführende Diskussion zur sozialwissenschaftlichen Diskurs- und Dispositivforschung, die primär an konkreten methodisch-praktischen Fragen der Durchführung von Forschungsprojekten orientiert ist. Die an aktiver Teilnahme Interessierten werden gebeten, nicht nur eine Skizze ihrer Datenmaterialien, sondern auch die (ursprünglich) damit verbundenen Forschungsfragen inkl. ihrer jeweiligen theoretischen und methodologischen Fundierungen zuzusenden. Ausgehend davon sollen dann in der Veranstaltung gemeinsam je kontextabhängige Analyseoptionen für ein tragfähiges methodisch-praktisches Vorgehen erarbeitet und konkrete Anwendungsschritte der Diskurs-/Dispositivanalyse erprobt werden.

Literatur

  • Bührmann, Andrea D.; Diaz-Bone Rainer; Kendall Gavin; Guiterréz Rodríguez Encarnación; Schneider Werner & Tirado Francisco (Hrsg.) (2007). From Michel Foucault’s Discourse Theory to Empirical Social Research on Discourses. Current Methodological Developments und Methodical Applications in Social Research. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(2), http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs-d/inhalt2-07-d.htm.
  • Bührmann, Andrea & Schneider, Werner (2008). Vom Diskurs zum Dispositiv. Eine Einführung in die Dispositivanalyse. Bielefeld: transcript-Verlag.
  • Keller, Reiner (2005). Wissenssoziologische Diskursanalyse. Grundlegung eines Forschungsprogramms. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Keller, Reiner; Hirseland, Andreas; Schneider, Werner & Viehöver, Willy (Hrsg.) (2006). Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 1: Theorien und Methoden (2. erw. Aufl.). Opladen: VS.
  • Keller, Reiner; Hirseland, Andreas; Schneider, Werner & Viehöver, Willy (Hrsg.) (2008). Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 2: Forschungspraxis (3. akt. u. erw. Aufl.). Opladen: VS.
  • Schneider, Werner & Hirseland, Andreas (2005). Macht – Wissen – gesellschaftliche Praxis. Dispositivanalyse und Wissenssoziologie. In Reiner Keller, Andreas Hirseland, Werner Schneider & Willy Viehöver (Hrsg.), Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Zum Verhältnis von Wissenssoziologie und Diskursforschung (S.251-275). Konstanz: UVK.

Forschungswerkstatt: Dokumentarische Methode

Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann

Alice Salomon Hochschule Berlin

Die dokumentarische Methode hat als Methodologie und als forschungspraktisches Interpretationsverfahren in den vergangenen Jahren in einem breiten Spektrum von Bereichen qualitativer Forschung ihre Anwendung gefunden. Die dokumentarische Methode wurde in verschiedenen Gegenstandsbereichen und Disziplinen (z.B. Kindheits- und Jugendforschung, Migrations- und Geschlechterforschung, Ritualforschung und Organisationskulturforschung) angewendet und weiterentwickelt und zur Interpretation unterschiedlicher empirischer Daten genutzt. Ausgehend von der Interpretation von Gruppendiskussionen liegen inzwischen umfangreiche Erfahrungen auch im Bereich der dokumentarischen Interpretation von narrativen Interviews, Beobachtungsprotokollen sowie Bild- und Videomaterial vor.

In dieser Forschungswerkstatt werden die Teilnehmenden sowohl in die methodologischen Kristallisationspunkte als auch in die grundlegenden methodischen Arbeitsschritte der dokumentarischen Interpretation eingeführt. Grundlage sind die Arbeiten von Ralf Bohnsack (2007; 2008), Nohl (2006) sowie Bohnsack/Nentwig-Gesemann/Nohl (2007). Die inhaltlichen Schwerpunkte der Leiterin dieser Forschungswerkstatt liegen seit vielen Jahren im Bereich der Organisationskulturforschung sowie der Kindheits- und (Familien-) Ritualforschung. Sowohl im Bereich der Grundlagen- als auch der Evaluationsforschung kann sie auf Erfahrungen mit einer großen Bandbreite empirischer Daten zurückgreifen.  

In der Forschungswerkstatt können unterschiedliche Materialien der Teilnehmer/innen diskutiert werden:

– Projektplanungen bzw. Forschungsdesigns
– Trankskripte von Gruppendiskussionen oder Interviews
– (transkribierte) Videosequenzen oder Bilder/Fotos
– Bereits erstellte (formulierende und/oder reflektierende) Interpretationen

Die endgültige Planung orientiert sich an den Materialien und Fragen, die bei der Leiterin der Forschungswerkstatt eingehen. Falls Sie an einer Besprechung Ihres Datenmaterials oder Ihres Forschungsvorhabens interessiert sind, möchte ich Sie bitten, mir – nach Aufforderung und Bestätigung Ihrer Teilnahme durch die Organisatoren – die Materialien spätestens bis zum 15. Mai 2009 einzureichen. Damit der Werkstattcharakter eingelöst werden kann, können in dieser Forschungswerkstatt maximal drei Vorlagen diskutiert werden.

Literatur

  • Bohnsack, Ralf (2007). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden (6. Auflage). Opladen: Budrich.
  • Bohnsack, Ralf (2008). Qualitative Bild- und Videointerpretation. Opladen: Budrich.
  • Bohnsack, Ralf; Nentwig-Gesemann, Iris; Nohl, Arnd-Michael (2007). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung (2., erweiterte und aktualisierte Auflage). Wiesbaden: VS.
  • Nohl, Arnd-Michael (2006). Interview und dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. Wiesbaden: VS.

Forschungswerkstatt: Foucaultsche Diskursanalyse (Interpretative Analytik)

Prof. Dr. Rainer Diaz-Bone

Universität Luzern, Soziologisches Seminar

Seit einigen Jahren etabliert sich die Foucaultsche Diskursanalyse als eine nicht subjektzentrierte Form der qualitativen Sozialforschung. Die interpretative Analytik ist die methodologische Position der Foucaultschen Diskursanalyse. Es handelt sich um eine Form der strukturalistischen/poststrukturalistischen „Hermeneutik“ der Praxis kollektiver Wissensproduktion und kollektiver Wissensordnungen. Die interpretative Analytik setzt die Diskurstheorie Foucaults in die empirische Analyse diskursiver Praxis von Diskursen und Interdiskurs(effekt)en als sozialwissenschaftliche Methodologie um. Sie ist keine standardisierte Schrittfolge für Diskursanalysen, sondern als Methodo-Logie eine Instanz, die praktisch (a) die Organisation des diskursanalytischen Forschungsprozess – von der Entwicklung der Fragestellung bis zur diskursanalytischen Erklärung sozialer Wirklichkeit – reflektiert und reglementiert, die (b) die Passung konkreter Praktiken/Instrumente/Techniken für den Forschungsprozess evaluiert und anleitet und die sich (c) in der konkreten diskursanalytischen Interpretation als Kompetenz entfaltet, wenn es in der Analyse von Materialien (Texten), darum geht, hieran die diskursive Praxis und die „Ordnung der Diskurse“ zu rekonstruieren.

Die Forschungswerkstatt dient weniger der Einführung in die interpretative Analytik als vielmehr der Besprechung laufender Forschungsprojekte, die eine Diskursanalyse unter Verwendung Foucaultsche Konzepte unternehmen. Sie wendet sich an Forscherinnen und Forscher, die empirisch-systematische Diskursanalysen beginnen wollen oder damit begonnen haben und die diese Reflexionen auf die Entwicklung des Forschungsprozesses, auf strategische Entscheidungen (wie weiter?, wie vergleichen?, was sind diskursanalytische Erklärungen und Resultate?) sowie auf die Qualität von Diskursanalysen bewerkstelligen müssen. Aktive Teilnehmer/innen präsentieren ihr Projekt und bringen Anfragen der Werkstatt ein).

Für die aktive Teilnahme können sich Teilnehmer/innen mit ihren Projekten bis Ende Mai 2009 elektronisch bewerben. Dafür ist eine Kurzskizze (2 bis 5 Seiten) mit Fragestellung, zentralen herangezogenen Theoriekonzepten, Stand und Art der vorgesehenen Analyse bitte senden an: rainer.diazbone@unilu.ch.

Für alle Teilnehmenden (also auch jene, die als sogenannte passive Teilnehmende mitwirken und einen Einblick in die Praxis laufender Diskursforschung erhalten möchten) ist die grundlegende Kenntnis der Foucaultschen Diskurstheorie (Michel Foucault: Archäologie des Wissens. Frankfurt: Suhrkamp, 1981) Voraussetzung.

Weiterführende Literatur

  • Diaz-Bone, Rainer (2007). Die französische Epistemologie und ihre Revisionen. Zur Rekonstruktion des methodologischen Standortes der Foucaultschen Diskursanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(2), Art. 24, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0702241
  • Diaz-Bone, Rainer (2007). Paper zum Workshop „Foucaultsche Diskursanalyse“ (Interpretative Analytik) auf dem 3. Berliner Methodentreffen (29./30. Juni FU Berlin), http://www.rainer-diaz-bone.de/DiazBone_Methodentreffen_3.pdf.
  • Diaz-Bone, Rainer (2006). Zur Methodologisierung der Foucaultschen Diskursanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research7(1), Art. 6, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs060168.
  • Diaz-Bone, Rainer (2006). Die interpretative Analytik als methodologische Position. In Brigitte Kerchner & Silke Schneider (Hrsg.), Foucault: Diskursanalyse der Politik. Eine Einführung (S.68-84). Wiesbaden: VS Verlag.
  • Diaz-Bone, Rainer (2005). Die „interpretative Analytik“ als rekonstruktiv-strukturalistische Methodologie. Bemerkungen zur Eigenlogik und strukturalistischen Öffnung der Foucaultschen Diskursanalyse. In Reiner Keller, Andreas Hirseland, Werner Schneider & Willy Viehöfer (Hrsg.), Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Zum Verhältnis von Wissenssoziologie und Diskursforschung (S.179-197). Konstanz: UVK.
  • Keller, Reiner; Hirseland, Andreas; Schneider, Werner & Viehöver, Willy (Hrsg.) (2006). Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 1: Theorien und Methoden (2. erw. Aufl.). Opladen: VS Verlag.
  • Keller, Reiner; Hirseland, Andreas; Schneider, Werner & Viehöver, Willy (Hrsg.) (2004). Handbuch Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse. Band 2: Forschungspraxis (2. Aufl.). Opladen: VS Verlag.

Forschungswerkstatt: Grounded-Theory-Methodologie

Prof. Dr. Günter Mey

Dr. Katja Mruck

Freie Universität Berlin
Institut für Qualitative Forschung, Center für Digitale Systeme, Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research

Die Grounded-Theory-Methodologie (GTM) ist eine der am weitesten verbreiteten qualitativen Forschungsmethodologien, zu der mittlerweile unterschiedliche Positionen vorliegen und verschiedene Strategien vorgeschlagen werden (ein Überblick bietet der GTM-Reader, in dem wir verschiedene klassische und neue Texte zur GTM zusammengestellt haben bzw. einige der Texte zur GTM, die in FQS erschienen sind, z.B. von Glaser, Kelle oder die Interviews mit Strauss oder Corbin).

In der Forschungswerkstatt geht es uns vor allem darum, orientiert an den Fragen und dem Bedarf der Teilnehmenden und an konkretem Material die wesentlichen Konzepte (u.a. Theoretische Sensibilität) und Auswertungsschritte (v.a. Offenes, Axiales und Selektives Kodieren, wie es in der GTM-Variante nach Strauss/Corbin vorgeschlagen wird) sowie Planungsfragen (u.a. Theoretisches Sampling) gemeinsam zu besprechen.

Vor dem Hintergrund dieser Schwerpunktsetzung können als Materialien zur Besprechung eingereicht werden:

– Forschungsskizzen zur Diskussion von Projektplanungen/Forschungsdesigns
– Trankskripte für (offenes/axiales) Kodieren
– Netzwerkkarten/Visualisierungen (axiales/selektives Kodieren).

Die endgültige Planung orientiert sich an den eingereichten Materialien. Dieses sollte uns zugeschickt werden, allerdings erst nach Aufforderung und Bestätigung Ihrer Teilnahme durch die Organisatoren. Unsere Auswahl wird von dem Interesse geleitet sein, möglichst verschiedene Stationen im Prozess einer GTM-Studie ansprechen zu können. Damit der Werkstattcharakter eingelöst werden kann, kann maximal aus zwei oder drei Projekten Material (Expose/Daten) diskutiert werden.

Literatur

Mey, Günter & Mruck. Katja (2007).Grounded Theory Reader. Köln: ZHSF.

u,a. darin enthalten:

  • Glaser, Barney G. (unter Mitarbeit Judith Holton) (2004). Remodeling Grounded Theory [80 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(2), Art. 4, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs040245
  • Kelle, Udo (2005). „Emergence“ vs. „Forcing“ of Empirical Data? A Crucial Problem of „Grounded Theory“ Reconsidered [52 Absätze] Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 6(2), Art. 27, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0502275
  • Legewie, Heiner & Schervier-Legewie, Barbara (2004). „Forschung ist harte Arbeit, es ist immer ein Stück Leiden damit verbunden. Deshalb muss es auf der anderen Seite Spaß machen“. Anselm Strauss im Interview mit Heiner Legewie und Barbara Schervier-Legewie [90 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(3), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0403222.
  • Cisneros-Puebla, Cesar A. (2004). „To Learn to Think Conceptually.“ Juliet Corbin in Conversation With Cesar A. Cisneros-Puebla [53 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(3), Art. 32, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0403325.  
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2009/im Druck). Methodologie und Methodik der Grounded Theory. In Wilhelm Kempf & Marcus Kiefer (Hrsg.). Forschungsmethoden der Psychologie. Zwischen naturwissenschaftlichem Experiment und sozialwissenschaftlicher Hermeneutik. Band 3: Psychologie als Natur- und Kulturwissenschaft. Die soziale Konstruktion der Wirklichkeit. Berlin: Regener.
  • Mruck, Katja & Mey, Günter (2007). Grounded Theory and Reflexivity. In Anthony Brynt & Kathy Charmaz (Hrsg.), The Sage Handbook of Grounded Theory (S.487-510). London: Sage.
  • Breuer, Franz (Hrsg.). Qualitative Psychologie. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Strauss, Anselm L. & Corbin, Juliet (1996). Grounded Theory. Weinheim: Beltz.

Forschungswerkstatt: Grounded-Theory-Methodologie

Dr. Birgit Böhm

nexus Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung GmbH, Berlin

Dr. Andreas Böhm

Landesgesundheitsamt des Landes Brandenburg, Zossen

In der Forschungswerkstatt werden wir zunächst die Grundzüge bei der Erhebung und der Auswertung von qualitativem Material nach der Grounded-Theory-Methodologie vorstellen. Wir stützen uns dabei vor allem auf die Lehrbücher von Strauss sowie Strauss und Corbin.

In der Forschungswerkstatt soll mit Material und Fragen der Teilnehmenden gearbeitet werden. So sollen wesentliche Konzepte (Planung einer Studie, Sampling, theoretische Sensibilität, Kategorien, Kodes) und Auswertungsschritte (offenes, axiales und selektives Kodieren) vorgestellt, diskutiert und (in Ausschnitten) auch praktisch ausprobiert werden. Schließlich soll auch auf Fragen der Qualitätssicherung und Geltungsbegründung eingegangen werden.

Wir richten die Vorbereitung teilweise an den eingereichten Materialien und Fragestellungen aus. Wir werden daher alle als „aktiv“ gemeldeten – und uns durch die Organisation bestätigten – Teilnehmenden bitten, uns ihre Materialien zu senden.

Das könnten sein:

  • Verschriftetes Interviewmaterial oder andere Dokumente zur Auswertung bzw. zum Kodieren
  • Forschungsskizzen zur Diskussion einer Studienplanung.

Absehbar ist, dass Material aus zwei oder drei Projekten (Exposé/Daten) in der Forschungswerkstatt bearbeitet werden kann, sodass wir mit Blick auf die Gesamtveranstaltung eine Auswahl treffen werden.

Literatur

  • Böhm, Andreas (2000). Theoretisches Codieren: Textanalyse in der Grounded Theory. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff, & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung – Ein Handbuch (S.475-484). Reinbek: Rowohlt.
  • Böhm, Birgit. (2006). Vertrauensvolle Verständigung – Basis interdisziplinärer Projektarbeit. Stuttgart: Steiner (siehe auch http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=974938645).
  • Strauss, Anselm (1987). Qualitative analysis for social scientists. Cambridge: Cambridge University Press. (deutsch 1991: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. München: Fink).
  • Strauss, Anselm & Corbin, Juliet (1990). Basics of qualitative research. Newbury Park: Sage. (deutsch 1996: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz).

Forschungswerkstatt: Hermeneutische Wissenssoziologie bei der Analyse von Organisationen

Prof. Dr. Jo Reichertz

Universität Duisburg-Essen, Campus Essen

FB 1 – Kommunikationswissenschaft

Diese Forschungswerkstatt bietet die Möglichkeit, forschungspraktisch mit der wissenssoziologischen Hermeneutik zu arbeiten. Dieses theoretischemethodologische und methodische Konzept hat zum Ziel, die gesellschaftliche Bedeutung jeder Form von Interaktion (sprachlicher wie nichtsprachlicher; face-to-face wie institutionell geformter) und aller Arten von Interaktionsprodukten (Kunst, Religion, Unterhaltung, Geschäftsordnungen etc.) zu (re-) konstruieren.

Untersucht wird, wie Handlungssubjekte – hineingestellt und sozialisiert in historisch und sozial entwickelte und abgesicherte Routinen und Deutungen des jeweiligen Handlungsfeldes – diese einerseits vorfinden und sich aneignen (müssen), andererseits diese immer wieder neu ausdeuten und damit auch „eigen-willig“ erfinden (müssen). Diese selbständigen Neuauslegungen des vorgefundenen Wissens werden (ebenfalls als Wissen) ihrerseits wieder in das gesellschaftliche Handlungsfeld eingespeist und verändern es.

Das Handeln der Akteure gilt in dieser Perspektive erst dann als verstanden, wenn der Interpret in der Lage ist, es aufgrund der erhobenen Daten (Interviews, Beobachtungen, Dokumente etc.) in Bezug zu dem vorgegebenen und für die jeweilige Handlungspraxis relevanten Bezugsrahmen zu setzen und es in dieser Weise für diese Situation als eine (für die Akteure) sinn-machende (wenn auch nicht immer zweck-rationale) „Lösung“ nachzuzeichnen.

Schwerpunkt der Forschungswerkstatt soll die Organisationsanalyse (Arbeits- und Interessenorganisationen wie Unternehmen, Parteien, Verbände, Verwaltungen) sein. Erprobt werden soll, ob und wie sich mit der hermeneutischen Wissenssoziologie nicht nur die Besonderheit des Handelns einzelner Akteure ermitteln lässt, sondern wie dieses Handeln mit je spezifischen Strukturen der Organisation und/oder organisationstypischen Mustern der Wahrnehmung, Deutung und Entscheidung zusammenhängt.

Literatur

  • Hitzler, Ronald; Reichertz, Jo & Schröer, Norbert (Hrsg.) (1999). Hermeneutische Wissenssoziologie. Standpunkte zur Theorie der Interpretation. Konstanz: UVK.
  • Reichertz, Jo (1991). Aufklärungsarbeit. Kriminalpolizisten und Feldforscher bei der Arbeit. Stuttgart: Enke.
  • Reicherz, Jo (2004). Objective Hermeneutics and Hermeneutic Sociology of Knowledge. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), A Companion to Qualitative Research (S.290-295). London: Sage [verfügbar über: http://www.uni-essen.de/kowi/reichertz/downloads/hermeneutikenglisch.pdf]
  • Reichertz, Jo (2004). Das Handlungsrepertoire von Gesellschaften erweitern. Hans-Georg Soeffner im Gespräch mit Jo Reichertz [65 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research5(3), Art. 29, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-04/04-3-29-d.htm.
  • Reichertz, Jo (2007) Hermeneutische Wissenssoziologie in der Marktforschung. In: Renate Bubner & Hartmut Holzmüller (Hrsg.) Qualitative Marktforschung. Wiesbaden: Gabler. S. 111-127.
  • Soeffner, Hans-Georg (2004). Auslegung des Alltags – Der Alltag der Auslegung. Konstanz: UVK.

Forschungswerkstatt: Interpretation als Ko-Konstruktion

Prof. Dr. Bettina Dausien

Universität Flensburg

Prof. Dr. Paul Mecheril

Universität Innsbruck

Hintergrund dieses Workshops sind langjährige Erfahrungen aus der Bielefelder Forschungswerkstatt mit der Begleitung qualitativer Forschungsarbeiten (v.a. Diplomarbeiten und Dissertationen). Ein Kennzeichen dieses Arbeitszusammenhanges ist die Heterogenität nicht nur der Themen, sondern auch der disziplinären Perspektiven (Erziehungswissenschaft, Soziologie, Gesundheits- und Sportwissenschaft u.a.) und der gewählten Methoden bzw. Materialien (Biographieforschung, Ethnographie, Diskursanalyse; Interviews, Gruppendiskussion, Beobachtungsprotokolle u.a.). Die Vielfalt der Zugänge basiert auf einem gemeinsamen methodologischen Rahmen, der sich an den Prinzipien des Interpretativen Paradigmas und der rekonstruktiven Sozialforschung, also an einem theoriegenerierenden Vorgehen orientiert.

Innerhalb dieses Rahmens hat sich ein Forschungsstil herausgebildet, der besondere Aufmerksamkeit für die unterschiedlichen „Hinsichten“ pflegt, mit denen Texte (empirisches Material und Interpretationstexte) bearbeitet werden. Die Heterogenität der Zugänge schafft eine Situation des „permanenten Vergleichens“ der gewählten Interpretationsperspektiven und zwingt immer wieder neu zur Verständigung darüber, „was wir eigentlich tun“, wenn wir interpretieren.

In dieser Praxis haben sich zwei methodologische Momente herauskristallisiert, die für qualitative Forschung allgemein und besonders für eine „schulenübegreifende“ Verständigung bedeutsam sind:

– die systematische Reflexion der eigenen interpretativen Praxis im Hinblick auf ihre Voraussetzungen (Interessen, Vorannahmen, theoretische Modelle usw.) und

– ein Verständnis von Interpretation als Ko-Konstruktion.

Die Idee der Ko-Konstruktion betrifft das Verhältnis zwischen einem „empirischen“ Text und den dazu produzierten interpretativen und theoretischen Texten. Diese sind mit Alfred Schütz als „Konstruktionen zweiten Grades“ zu verstehen. Der Begriff der Ko-Konstruktion reflektiert aber deutlicher als der Schützsche Ansatz die wechselseitige Vermittlung und Dynamik zwischen dem empirischen Material (und den sich darin spiegelnden alltagsweltlichen Konstruktionen) und den im Forschungsprozess produzierten „Konstruktionen zweiten Grades“. Letztere sind keine quasi-naturalistischen oder „linearen“ Rekonstruktionen, sondern unter bestimmten Hinsichten konstruierte Lesarten, die in der kommunikativen Interpretationspraxis herausgearbeitet, bzgl. ihrer Voraussetzungen reflektiert und an bestimmten Kriterien im Hinblick auf Plausibilität und Güte „gemessen“ werden. Der Blick richtet sich also besonders auf die Relation zwischen den Konstruktionen „im“ empirischen Material und den interpretativen Ko-Konstruktionen, die sich im Forschungsprozess wechselseitig strukturieren.

In diesem Workshop wollen wir – an exemplarischem, von Teilnehmenden eingereichtem Material – das Verhältnis von Text, „Interpretationshinsichten“ und Ko-Konstruktionen praktisch ausloten und methodologisch reflektieren.

Literatur

  • Dausien, Bettina (2007). Reflexivität, Vertrauen, Professionalität. Was Studierende in einer gemeinsamen Praxis qualitativer Forschung lernen können. Diskussionsbeitrag zur FQS-Debatte „Lehren und Lernen der Methoden qualitativer Sozialforschung“. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(1). http://qualitative-research.net/fqs/deb/07-1-D4Dausien-d.htm.
  • Dausien, Bettina (2006). Repräsentation und Konstruktion. Lebensgeschichte und Biographie in der empirischen Geschlechterforschung. In Sabine Brombach & Bettina Wahrig (Hrsg.), LebensBilder. Leben und Subjektivität in neueren Ansätzen der Gender Studies (S.179-211). Bielefeld: transcript.
  • Mecheril, Paul (2003). Text als Medium für Text. Method(olog)ische Anmerkungen zur allmählichen Verfertigung eines Interpretationstextes (Kapitel II aus: Prekäre Verhältnisse. Über natio-ethno-kulturelle (Mehrfach-)Zugehörigkeit). Münster: Waxmann.

Mehr Informationen über den Stil der Interpretation als Ko-Konstruktion finden sich auf den Seiten des Arbeitsforums qualitative Anschlussarbeiten aqua.rium der Universität Bielefeld.

Forschungswerkstatt: Narrationsanalyse (Positionierung)

Prof. Dr. Arnulf Deppermann

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim

Die Analyse narrativer Positionierung interessiert sich für die Identitätsentwürfe, die ErzählerInnen im Kontext autobiographischer Erzählungen produzieren. Das autobiographische Erzählen bietet nicht nur einen privilegierten Zugang zur biographischen Selbstdeutung von Personen, es bietet auch besonders reichhaltige Möglichkeiten der Identitätskonstitution. Im Erzählen positionieren SprecherInnen sich und andere Akteure sowohl deskriptiv (durch Kategorisierung und Beschreibung) als auch performativ (durch interaktives Handeln und Enaktieren). Dies geschieht sowohl auf der Ebene der je gegenwärtigen Erzählzeit als auch auf der Ebene der erzählten Zeit. Diese unterschiedlichen Ebenen und Ressourcen der Positionierung bieten ErzählerInnen vielfältige Möglichkeiten, unterschiedliche Selbstentwürfe in der Interaktion zu projizieren und zueinander ins Verhältnis zu setzen. Dadurch werden differenzierte Selbstentwürfe kommuniziert und biographische Kontinuität und Wandel vielfältig zum Ausdruck gebracht. Ziel der Positionierungsanalyse ist die Untersuchung der sprachlich-kommunikativen Verfahren, mit denen narrative Positionierungen entfaltet werden, und die Rekonstruktion der situierten Identitätsentwürfe von Selbst und Anderen, die damit hergestellt werden.  Ein besonderer Schwerpunkt der Analyse ist die Rekonstruktion der erzählerischen agency, d.h., der Präsentation der Selbstpräsentation in Hinblick auf Fragen der Veranlassung, Kontrolle, moralischen Zurechnung und Durchschaubarkeit von Handlungen und Ereignissen.

Die Analyse narrativer Positionierung arbeitet ausschließlich mit Ton- und Videoaufnahmen sowie Transkripten von mündlichen Erzählungen. Die Erzählungen können entweder aus Forschungskontexten (narrativen Interviews, Fokusgruppen) stammen oder im Kontext von nicht eigens für Forschungszwecken arrangierten Interaktionen entstanden sein (Gespräche im Alltag oder in Institutionen). In methodischer Hinsicht werden Vorgehensweisen der Konversationsanalyse (detaillierte Sequenzanalyse der Erzählinteraktion, membership categorization analysis) mit erzähl- und argumentationsanalytischen Verfahren (Erzählstrukturanalyse, Analyse erzählerischer Darstellungsstrategien, Argumentationsstruktur- und funktionsanalyse) verknüpft.

In der Forschungswerkstatt soll anhand von Materialien von zwei Teilnehmenden an jeweils einer Erzählpassage gearbeitet werden. BewerberInnen werden gebeten (nachdem die offizielle Besättigung der Teilnahme durch die Tagungsorganisation erfolgt ist), ein kurzes Exposé ihrer für das Methodentreffen relevanten Forschungsfragen (ca. eine Seite) sowie zwei Vorschläge zu bearbeitender Transkripte (transkribiert nach GAT) einzureichen. Für die Arbeit in der Forschungswerkstatt müssen die Daten zudem als Audiodatei (mp3/wav) oder Videofile (mpeg2/avi) bereit stehen.

Literatur

  • Lucius-Hoene, Gabriele & Deppermann, Arnulf (2004). Rekonstruktion narrativer Identität. Wiesbaden: VS.
  • Lucius-Hoene, Gabriele & Deppermann, Arnulf (2004). Narrative Positionierung. Gesprächsforschung 5, 166-183, http://www.gespraechsforschung-ozs.de/heft2004/ga-lucius.pdf
  • Georgakopoulou, Alexandra (2007). Small stories, interaction, and identities. Amsterdam: John Benjamins.

Forschungswerkstatt: Metaphernanalyse

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau-Görlitz
Fachbereich Sozialwesen

Peter Gansen

Justus-Liebig-Universität Gießen
Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften

Die Forschungswerkstatt diskutiert in einem vierstündigen Rahmen Anliegen von Teilnehmenden, die mit der Metaphernanalyse bereits arbeiten oder dies planen. Es gelten für die Einreichung keine thematischen oder disziplinären Einschränkungen.

Die systematische Metaphernanalyse versucht, Einschränkungen bisheriger Metaphernanalysen zu vermeiden. Sie stützt sich auf eine elaborierte Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson) und hat dafür eine Systematik von Analyseschritten für qualitative Forschung entwickelt. Zentral sind dabei das Problem der Erkennung von Metaphern, die Bündelung von Einzelmetaphern zu metaphorischen Konzepten und die interpretative Rekonstruktion von Implikationen der metaphorischen Muster. Je nach Stand der eingereichten Arbeit wird sich die Arbeit in der Forschungswerkstatt jeweils auf eine der drei Arbeitsstufen konzentrieren:

1. Identifikation und Extraktion aller Metaphoriken aus Interviews bzw. anderen Texten;

2. Rekonstruktion metaphorischer Konzepte aus einzelnen Metaphern, die auf das gleiche Quellbild zurückgreifen, um das gleiche Zielphänomen zu bebildern;

3. Rekonstruktion der Implikationen, welche die verwendeten metaphorischen Konzepte für das zu untersuchende Phänomen haben, und Gewinnung von Interpretationen bzw. gegenstandsnahen Theorien.

Literatur

  • Lakoff, George & Johnson, Mark (1998). Leben in Metaphern (übersetzt von Astrid Hildenbrand). Heidelberg: Carl-Auer-Systeme. [Orig. 1980: Metaphors we live by. Chicago: The University of Chicago Press]
  • Schmitt, Rudolf (2002). Ein guter Tropfen, maßvoll genossen, und andere Glücksgefühle. Metaphern des alltäglichen Alkoholgebrauchs und ihre Implikationen für Beratung und Prävention. In Frank Nestmann & Frank Engel (Hrsg.), Die Zukunft der Beratung – Visionen und Projekte in Theorie und Praxis (S.231-252). Tübingen: DGVT [auch: http://www.hs-zigr.de/~schmitt/aufsatz.htm].
  • Schmitt, Rudolf (2003). Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4(2), Art. 41, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-03/2-03schmitt-d.htm.
  • Schmitt, Rudolf (2004). Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Rezensionsaufsatz: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern (Dritte Auflage) [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(2), Art. 19, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-04/2-04review-schmitt-d.htm.

Forschungswerkstatt: Objektive Hermeneutik

Prof. Dr. Andreas Wernet

Universität Hannover
Institut für Erziehungswissenschaft

Diese Forschungswerkstatt bietet die Möglichkeit, forschungspraktisch mit der Methode der Objektiven Hermeneutik zu arbeiten. Die Objektive Hermeneutik geht davon aus, dass der Text (im Sinne eines fixierten Protokolls einer sozialen Praxis) eine privilegierte methodische Basis der Geltungsüberprüfung von Interpretationen darstellt. Diesem methodologischen Standpunkt korrespondiert eine detaillierte und minutiöse Textanalyse als Kern der Forschungspraxis. Mit diesem Forschungsstil sollen die Teilnehmenden vertraut gemacht werden.

Grundlage der gemeinsamen Interpretationen sind Protokolle, die von den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden. An diesem Material sollen die grundlegenden Operationen und Prinzipien des Verfahrens (Wörtlichkeit; Kontextunabhängigkeit; Sequenzanalyse, latente Sinnstruktur) exemplifiziert und die dabei auftretenden methodischen Probleme diskutiert werden.

Um die Interpretationen in dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen mit hinreichender Sorgfalt vornehmen zu können, müssen wir uns auf kurze Textprotokolle nur eines/einer „aktiven Teilnehmenden “ beschränken. Die Protokolle sollten sozialisations-, erziehungs- und bildungswissenschaftlichen und/oder professionalisierungstheoretischen Kontexten entstammen.

Literatur

Forschungswerkstatt: Qualitative Heuristik

Prof. em. Dr. Gerhard Kleining

Universität Hamburg
Fachbereich Soziologie

Dr. Thomas Burkart, Psychologischer Psychotherapeut
in eigener Praxis in Hamburg tätig

Es handelt sich um ein Such- und Findeverfahren. Die Methodologie zielt auf die Entdeckung von Verhältnissen oder Strukturen im Forschungsgegenstand, die im Forschungsmaterial enthalten sind. Die Datenerhebung und -analyse folgt vier Regeln, die auch im Alltag zum Herausfinden von zunächst nicht erkennbaren Zusammenhängen verwandt werden: der Offenheit der Forschungsperson, des Forschungsgegenstandes, der Variation der Perspektiven und der Analyse auf Gemeinsamkeiten. Die Erkenntnisgewinnung verwendet das Verfahren des Dialogs zwischen Forschungsperson und Forschungsgegenstand. Ziel ist es, den Zusammenhang des gesamten Datenmaterials über einen bestimmten Forschungsgegenstand zu erkennen oder zu entdecken („heureka!“).

Entdeckende Forschung ist die Verwissenschaftlichung und Systematisierung von den Alltags-Regeln, die auch in den Naturwissenschaften seit Bacon und Galilei verwandt werden und, wie die Regel der Variation, durch Wundt in die Psychologie eingeführt wurde. Erst Mach, Lehrer von Einstein, hat der „Psychologe der Forschung“ diese Typs ein ganzes Buch gewidmet (Erkenntnis und Irrtum, 1905). In den Sozialwissenschaften wurden entdeckende Verfahren u.a. von der „Würzburger Schule“ eingesetzt (Bühlers „Aha-Erlebnis“) oder, beeinflusst von dem Bühler-Schüler Lazarsfeld in der frühen „Grounded Theory“, die als „Discovery“ apostrophiert worden war. Die meisten der heute als „klassisch“ geltenden Untersuchungen in den Sozialwissenschaften haben entdeckende Methoden verwandt, so die der Chicago-Schule, der Gestalt-Psychologen, der frühen Psychoanalyse. Ein besonders gutes Beispiel ist die bekannte Untersuchung von Lazarsfeld, Jahoda und Zeisel über die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit in „Marienthal“. Anthropologen und Ethnographen haben sich seit den Anfängen ihrer Wissenschaft als empirische Feld-Forschung entdeckender Methoden bedient.

Qualitative Heuristik ist eine Methodologie nicht nur zur Datenanalyse, sondern auch zur Datenerhebung und betont den Zusammenhang beider im Prozess der Erkenntnisgewinnung.

An Hand von vorhandenen Daten aus dem Teilnehmendenkreis oder ad hoc neu erstellter in der Teilnehmendengruppe wird die Vorgehensweise, besonders die Analyse auf Gemeinsamkeiten demonstriert und an Hand eines Beispiels gezeigt, wie man von Daten zu Ergebnissen kommt. Es sollte auch Gelegenheit sein, allgemeine Fragen der heuristischen Methodologie zu besprechen.

Wer sich über den Verlauf der Veranstaltung 2007 ein Bild machen will, kann dies unter http://www.qualitative-forschung.de/methodentreffen/archiv/evaluation/kleining.pdf tun. Dieser „Bericht“ ist gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie eine Datenerhebung und Analyse mit Hilfe der qualitativen Heuristik aussehen kann.

Literatur

Über die Veröffentlichungen in FQS hinaus sei verwiesen auf die Homepage: http://www.heureka-hamburg.de/ und http://www.introspektion.net/, wo sich weitere Literatur, Beschreibungen und Beispiele finden.

Forschungswerkstatt: Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Michaela Gläser-Zikuda

Institut für Erziehungswissenschaft, Lehrstuhl für Schulpädagogik / Didaktik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

In dieser Forschungswerkstatt werden maximal 4 konkrete Beispiele aus qualitativ-inhaltsanalytischen Forschungsprojekten diskutiert, die aus dem TeilnehmerInnenkreis stammen. Grundsätzliche methodische Fragen und Probleme der Qualitativen Inhaltsanalyse werden angesprochen. Konkrete Lösungsmöglichkeiten werden auf dieser Grundlage gemeinsam an Materialauszügen herausgearbeitet. Folgende zentrale qualitativ-inhaltsanalytische Aspekte und Verfahren werden dabei berücksichtigt: 

– theorie- und regelgeleitetes Vorgehen,
– Entwicklung eines Kodierleitfadens,
– Anwendung verschiedener Analysetechniken (z.B. Zusammenfassung, Skalierende Strukturierung),
– Entwicklung von bzw. Arbeit mit Kategorien(-systemen),
– Anwendung zentraler Gütekriterien (z.B. Überprüfung der Interkodierer-Reliabilität),
– Möglichkeiten der Quantifizierung inhaltsanalytischer Daten sowie deren Kombination mit quantitativen Daten.

In dieser Forschungswerkstatt werden maximal 4 Projekte besprochen, die im Vorfeld (im Zusammenhang mit der Anmelde-Prozedur) durch die Workshop-Leitung ausgewählt werden. Die Projekte können sich in unterschiedlichen Phasen befinden, von ersten Forschungsfragen über Vorstudienniveau bis hin zu bereits ausgearbeiteten Kategoriensystemen. Es sollte unbedingt Datenmaterial in Text- (Transkripte) oder Bildform vorliegen, das nach Absprache vorab an die TeilnehmerInnen verschickt wird.

Literatur

  • Gläser-Zikuda, Michaela (2001). Emotionen und Lernstrategien in der Schule. Eine empirische Studie mit Qualitativer Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz – DSV
  • Gläser-Zikuda, Michaela (2007). The relation of instructional quality to students‘ emotions in secondary schools – A qualitative-quantitative study. In Philipp Mayring, Günter L. Huber, Leo Gürtler & Mechthild Kiegelmann (Hrsg.), Mixed methodology in psychological research (S.115-126). Rotterdam: Sense Publishers.
  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(2). http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.
  • Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, Michaela (2008) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse (2. Aufl.). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp, Gläser-Zikuda, Michaela & Ziegelbauer, Sascha (2005). Auswertung von Videoaufnahmen mit Hilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse. MedienPädagogikhttp://www.medienpaed.com/04-1/mayring04-1.pdf

Qualitative Inhaltsanalyse

Prof. Dr. Philipp Mayring

Abteilung Angewandte Psychologie und Methodenforschung am Institut für Psychologie
sowie Zentrum für Evaluation und Forschungsberatung der Universität Klagenfurt

In der Forschungswerkstatt sollen (max. 4) konkrete qualitativ-inhaltsanalytische Projekte aus dem TeilnehmerInnenkreis diskutiert werden und gemeinsame methodische Probleme und Lösungsmöglichkeiten herausgearbeitet werden. Mit qualitativ-inhaltsanalytisch ist dabei ein Vorgehen gemeint, das

– theoriegeleitet und regelgeleitet vorgeht,
– das zu analysierende Material in ein Kommunikationsmodell einordnet und darauf bezogen die Ziele der Analyse definiert,
– die zentralen Analyseaspekte in Kategorien(-systemen) formuliert, das Material in inhaltsanalytische Einheiten zerlegt und danach schrittweise bearbeitet,
– das Instrumentarium (Kategoriensysteme und inhaltsanalytische Regeln) in einer Pilotstudie überarbeitet,
– die Zuordnung von Kategorien zu Textstellen als interpretativen, regelgeleiteten Prozess auffasst,
– im weiteren Verlauf auch Quantifizierungen (z.B. Kategorienhäufigkeiten) zulässt
– und die Ergebnisse an Gütekriterien (z.B. Interkoderreliabilität) misst.

Die Teilnehmenden, die an einer eigenen Projektpräsentation interessiert sind, schicken – nach Aufforderung und erfolgter Bestätigung der Teilnahme am Berliner Methodentreffen durch die Organisatoren – vorab ein Abstract, in dem Fragestellung der Studie und (mögliches) Kategoriensystem(e) dargestellt werden und bringen konkretes Textmaterial in die Forschungswerkstatt mit.

Literatur

  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse (auch in Englisch: Qualitative Content Analysis). Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research1(2), Art. 20, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.
  • Mayring, Philipp (2003). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (8. Auflage). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp & Gläser-Zikuda, M. (2005) (Hrsg.). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz-UTB.
  • Mayring, Philipp & Brunner, Eva (2006) Beiträge zur Qualitativen Inhaltsanalyse – Schriftenreihe des Instituts für Psychologie der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Psy-Dok Volltextserverhttp://psydok.sulb.uni-saarland.de/frontdoor.php?source_opus=573&la=de [Zugriff am 20.12.2008].