Closing Lecture 2023

Bilder in der interpretativen Forschung. Brauchen wir sie, und wenn ja, wann, wie und wozu?

Assoz. Prof. Dr. Roswitha Breckner

Universität Wien, Institut für Soziologie

In den Sozialwissenschaften hat sich eine eingehende Beschäftigung mit bildlichen, und noch weiter gedacht, visuellen Phänomenen unterschiedlichster Art entwickelt. Dabei stellt sich zunehmend die Frage, wie das Visuelle in Forschungszusammenhänge eingebettet werden kann, ohne ausschließlich visuelle respektive bildliche Phänomene zu adressieren. Was kann man als interpretativ Forschende etwa bei der Gestaltung von Ausstellungen lernen? Welche Rolle spielen Bilder unterschiedlichster Art bei der Konstruktion von Biografien, etwa in traditionellen analogen Fotoalben, am Handy oder Computer und in sozialen Medien? Welche Rolle spielen Bilder in öffentlichen respektive politischen Diskursen? Was fällt überhaupt in den Bereich sozial und gesellschaftlich relevanter Bilder? Sind es ‚nur‘ flache, durch einen Rahmen begrenzte Bilder oder auch Skulpturen, Körper(bilder) und jegliche visuellen Artefakte, bis hin zu Sprachbildern?  Nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie man mit der Menge und Vielfalt kursierender Bilder und kuratierter Bildsammlungen sowie den daraus entstehenden Bildwelten in der interpretativ-hermeneutischen Forschung umgeht. Und schließlich: Wie verknüpft man Bildanalysen mit Analysen anderer Datenmaterialien und methodologisch-methodischer Zugänge?

Auch vor dem Hintergrund eigener Arbeiten in dem Feld geht es im Vortrag darum, zu fragen, welche Art von Erkenntnissen durch den Umgang mit Bildern angeregt und schließlich durch methodische Bildanalysen in Verbindung mit anderen Zugängen – wie etwa in meinem Fall vorwiegend biografieanalytischen – gewonnen werden können. Der Fokus soll dabei nicht auf theoretisch-systematische, oder gar (mit Blick auf das gesamte Feld der Bildanalysen) erschöpfende Antworten gerichtet sein, sondern den aufgeworfenen Fragen den Vorrang geben.