Closing Lecture 2018

Qualitative Forschung – (k)ein Kinderspiel!? Kompetenzen und (extra-)methodologische Anforderungen ‚guter‘ Interpretationsarbeit

Dr. Paul Eisewicht

Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Technische Universität Dortmund

Mit Blick auf die umfangreiche Einführungsliteratur zur interpretativen Sozialforschung, detailliert ausgearbeitete und über Jahre hinweg erprobte Forschungsprogramme, hervorragend aufgestellte Methodentreffen, Summer-Schools etc. und auch durch immer besser auf Forschungsanliegen abgestimmte Software-Programme ist es heute einfacher denn je, sich mit dem interpretativen Werkzeugkasten der sozialwissenschaftlichen Forschung vertraut zu machen. Mit der rigorosen Offenlegung und Explikation interpretativer Verfahrensschritte ist qualitative Sozialforschung zum vermeintlichen Kinderspiel geworden, wenn man nur einer der vielzähligen rezeptbuchartigen Anleitungen folgt.

Ganz so einfach ist die Sache aber doch nicht, zumindest nicht, wenn es darum geht, nicht nur ‚irgendeine‘ Beschreibung zu liefern, sondern auch ein tieferes Verständnis für das untersuchte Phänomen zu erlangen und theoretische Ideen zu generieren. Es erfordert umfangreiches Wissen über die Methode und alternative Ansätze, ein gewisses Geschick in der Anwendung, Geduld oder auch Mut bei der Datenerhebung und -auswertung und mitunter auch ein glückliches Händchen in der Auswahl von Forschungsgegenständen, um mehr als ‚deskriptiven‘ Einheitsbrei zu liefern. Sprich: es erfordert bestimmte Kompetenzen im Umgang mit den Methoden, denen sich die Closing Lecture widmen möchte.