Closing Lecture 2007

Open Access und Elektronisches Publizieren

Günter Mey, Katja Mruck und Rubina Vock (Freie Universität Berlin)

Spätestens seit dem medienwirksamen Launch der ersten Open-Access-Zeitschrift der Public Library of Science und der Veröffentlichung der Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities im Anschluss an eine Tagung der Max-Planck-Gesellschaft, beides im Oktober 2003, hat die Forderung nach dem weltweit freien und kostenlosen Zugang zu Fachzeitschriftenartikeln die Wissenschaften breit zu erreichen begonnen. Viele nationale und internationale Wissenschafts- und Fördereinrichtungen setzen sich für Open Access insbesondere zu öffentlich geförderten Forschungsergebnissen ein. So fordert u.a. die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) „alle von ihr geförderten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf, ihre Forschungsergebnisse möglichst auch im Open Access zu publizieren, entweder parallel zu Verlagspublikationen in fachspezifischen oder institutionellen elektronischen Archiven oder direkt in ausgewiesenen Open Access-Zeitschriften“.

Einer Studie der DFG zufolge ist das Wissen über Open Access in den verschiedenen Wissenschaftsbereichen jedoch unterschiedlich vorangeschritten, und trotz der überwiegend positiven Einstellung veröffentlichen Wissenschaftler(innen) eigene Texte nur zögerlich nach den Prinzipien des Open Access. Abhilfe soll durch eine seit Mai 2007 zugängliche Informationsplattform open-access.net geschaffen werden, ein gemeinsames Projekt der Universitäten Bielefeld, Konstanz, Göttingen und der Freien Universität Berlin, das von der DFG gefördert und u.a. von der Hochschulrektorenkonferenz und der Volkswagen-Stiftung unterstützt wird. Über open-access.net werden die im Internet verstreuten Informationen zu Open Access gesammelt, gebündelt und fach- und rollenspezifisch aufbereitet. Zentrales Anliegen der Informationsplattform ist neben dem informativen Angebot die konkrete Unterstützung von Wissenschaftler(innen) sowie allen anderen im Wissenschaftsbereich tätigen Akteuren durch Darbietung und Aufbereitung praktischer Umsetzungs- und Argumentationshilfen.

Vor diesem Hintergrund soll nach einer kurzer Einführung in den Themenkomplex Open Access diskutiert werden, was elektronisches Publizieren im Allgemeinen (verglichen mit Printpublikationen) und was Publizieren nach den Prinzipien des Open Access im Besonderen auszeichnet. Am Beispiel für qualitative Forschung relevanter Ressourcen – der Open-Access-Zeitschrift Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS) (ca. 950 Beiträgen von Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichsten Wissenschaftsfeldern und aus über 40 Ländern) und dem seit Beginn des Jahres entstehenden themenbezogener Dokumentenserver Social Science Open Access Repository (SSOAR) – soll aufgezeigt werden, welche Konsequenzen für Autor(inn)en aus der Veröffentlichung in Open-Access-Zeitschriften und aus der Nutzung vom Open-Access-Veröffentlichungsstrategien für die internationale Sichtbarkeit/Wirksamkeit ihrer Forschung erwachsen (können).

Visual History Archive

Verena Lucia Nägel (Freie Universität Berlin)

Mit rund 52.000 Interviews ist das Visual History Archive (VHA) das weltweit größte historische Video-Archiv. An der Freien Universität können Lehrende, Forschende und Gastwissenschaftler über eine internetbasierte Plattform auf dieses Archiv zugreifen.

Das Archiv wird von vielen mit dem Filmregisseur Steven Spielberg assoziiert, der im Jahre 1994 die Gründung der gemeinnützigen Organisation „Survivors of the Shoah Visual History Foundation“ (Shoah Foundation) initiierte, um die Lebensberichte von Zeitzeugen des Holocaust für die nachfolgenden Generationen zu bewahren. Von 1994 bis 1999 zeichnete die Organisation rund 52.000 Video-Interviews in 56 Ländern und 32 Sprachen auf. Mehrheitlich wurden Überlebende des Holocaust interviewt: Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, politisch Verfolgte und „Euthanasie-Opfer“. Aber auch andere Zeitzeugen wie Helfer, Retter, Befreier und Zeugen der Befreiung sowie Involvierte in den Kriegsverbrecherprozessen wurden befragt. Die Videos beinhalten lebensgeschichtliche Interviews, die Erfahrungen in der Zeit vor, während und nach dem Holocaust wiedergeben.

Beginnend 1999 bis 2006 hat die „Shoah Foundation“ das gesammelte Filmmaterial mit einer Gesamtdauer von etwa 120.000 Stunden gesichtet, verschlagwortet, katalogisiert und auf digitalen Datenträgern archiviert. Verschiedene Suchoptionen ermöglichen das gezielte Auffinden von Interviews. Darüber hinaus ermöglicht eine Schlagwortsuche mit einem Thesaurus von über 50.000 Begriffen die direkte Anwahl von Segmenten innerhalb von Interviews, in denen über eine spezifische Thematik, besondere Personen oder auch Orte gesprochen wird.

Die Informationsveranstaltung wird die Entstehung des Archivs umreißen. Dabei wird auf die Auswahl und Vorbereitung der freiwilligen Interviewer und Interviewerinnen und die Form der Verschlagwortung eingegangen. Weiterhin wird ein kurzer Einblick in die Archivsoftware gegeben und anhand eines Beispiels der Aufbau der enthaltenen Zeitzeugeninterviews beschrieben.