Forschungswerkstätten 2011

Forschungswerkstatt: Biographische / Narrationsanalysen

Dr. Thomas Reim

Universität Magdeburg, Institut für Soziologie

Prof. Dr. Gerhard Riemann

Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, Fakultät Sozialwissenschaften

In dieser Forschungswerkstatt geht es darum, InteressentInnen mit Grundzügen der sozialwissenschaftlichen Erzählanalyse vertraut zu machen, die sich in der Auseinandersetzung mit narrativen – sowohl autobiographisch-narrativen als auch interaktionsgeschichtlichen – Interviews entwickelt hat. Diese Form der Erzählanalyse, die insbesondere von der Grounded Theory (Glaser und Strauss) und Betrachtungsweisen der ethnomethodologischen Konversationsanalyse angeregt wurde, spielt vor allem in der neueren Biographieforschung und in der Analyse professionellen Handelns eine wichtige Rolle, ist aber nicht darauf begrenzt.

Es wird bei unserem Treffen auf eine ausführliche Einleitung verzichtet, um möglichst viel Zeit für die Besprechung von Datenmaterialien zu gewinnen, die einzelne TeilnehmerInnen zur Verfügung stellen. In der Auseinandersetzung mit diesen Materialien werden die Analyseschritte dieses Forschungsansatzes (z.B. der Schritt der strukturellen Beschreibung) und damit verbundene Erkenntnismöglichkeiten exemplarisch verdeutlicht.

Die Werkstattleiter bitten angesichts des Zeitrahmens um Verständnis dafür, dass nur wenige Materialien bearbeitet werden können. Auf jeden Fall soll auch ein Raum dafür geschaffen werden, dass TeilnehmerInnen Erfahrungen aus laufenden Forschungsprojekten einbringen und Rückmeldungen dazu bekommen können.

Dabei kann es natürlich auch um das Untersuchungsdesign und um Problemstellungen der Datenerhebung und Interviewführung gehen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Vor dem Treffen werden die gemeinsam zu bearbeitenden Materialien vollständig – und nicht nur in Auszügen – an die TeilnehmerInnen verschickt.

Literatur

  • Reim, Thomas & Gerhard Riemann (1997). Die Forschungswerkstatt. In Gisela Jakob & Hans-Jürgen von Wensierski (Hrsg.), Rekonstruktive Sozialpädagogik. Konzepte und Methoden sozialpädagogischen Verstehens in Forschung und Praxis (S.223-238). Weinheim und München: Juventa.
  • Riemann, Gerhard (2003). A Joint Project Against the Backdrop of a Research Tradition: An Introduction to „Doing Biographical Research“ [36 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4(3). 4(3), Art. 18, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0303185.
  • Riemann, Gerhard (2011). Grounded theorizing als Gespräch – Anmerkungen zu Anselm Strauss, der frühen Chicagoer Soziologie und der Arbeit in Forschungswerkstätten. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Grounded Theory Reader. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
  • Schütze, Fritz (1983). Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis, 13(3), 283-293.

Forschungswerkstatt: Dokumentarische Methode

Dr. Aglaja Przyborski

Mag. Maria Schreiber

Universität Wien

Die dokumentarische Methode ist ein Verfahren der rekonstruktiven Sozialforschung und findet mittlerweile in vielfältigen Gegenstandsbereichen und zahlreichen Disziplinen Anwendung; zunehmend beweist sie in transdisziplinär ausgerichteten Forschungsprojekten ihre Stärken. Die Methode ist in der Arbeit mit Gruppendiskussionen, teilnehmender Beobachtung und narrativen Interviews entstanden, dann für weitere Textsorten und in den letzten Jahren für die Bild- und Videoanalyse weiterentwickelt worden.

Ziel der Forschungswerkstatt im Rahmen des Berliner Methodentreffen ist es, anhand konkreter, forschungspraktischer Beispiele aus dem Material der TeilnehmerInnen die grundlegenden Arbeitsschritte, Kristallisations- und Knackpunkte der dokumentarischen Methode erfahrbar zu machen.

Inhaltlich und methodisch will das Angebot dieser Forschungswerkstatt ihren Schwerpunkt auf Medienforschung (Medienpraxiskulturen; Aneignung/Rezeption) und Bildinterpretation legen; Informationen zum aktuellen Forschungsprojekt von Dr. Przyborski finden Sie unter http://iconicom.univie.ac.at/.

Ihr Material und ihre Fragen geben der endgültigen Planung ihre Richtung. Folgende Unterlagen bzw. Problemstellungen können uns als Materialgrundlage dienen:

– Projektplanung und Forschungsdesigns

– Trankskripte von Gruppendiskussionen, Interviews
 oder anderen Gesprächsformen
– Bilder/Fotos

– Am besten wäre, wenn Sie bereits eine Interpretation (formulierende und/oder reflektierende) zu Ihrem Ausgangsmaterial (Transkript, Bild) erstellt haben und uns diese zur Verfügung stellen.

Es können maximal drei Vorlagen diskutiert werden. Das Material, das besprochen wird, wird spätestens ein Monat vor der Forschungswerkstatt an alle TeilnehmerInnen zur Voransicht versandt.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Przyborski, Aglaja & Thomas, Slunecko (2010). Dokumentarische Methode. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.) Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.627-642).  Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
  • Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2010). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (3. Auflage). München: Oldenbourg
  • Bohnsack, Ralf (2008). Qualitative Bild- und Videointerpretation. Opladen: Budrich.
  • Bohnsack, Ralf (2007). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden (6. Auflage). Opladen: Budrich.
  • Przyborski, Aglaja (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Forschungswerkstatt: Ethnografische Forschungsdesigns

Prof. Dr. Michaela Pfadenhauer

Karlsruhe Institut für Technologie (KIT), Lehrstuhl für Soziologie – unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs, Institut für Soziologie

Prof. Dr. Ronald Hitzler

Technische Universität Dortmund, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Fakultäten 12 und 11

Unter einem ethnografischen Forschungsdesign in der Soziologie verstehen wir die wissenschaftliche Erkundung eines hinlänglich abgrenzbaren Wissens-, Kommunikations- und/oder Interaktionszusammenhanges, kurz: eines identifizierbaren sozialen Feldes, unter Nutzung verschiedener Verfahren der Datenerhebung und einer oder mehrerer interpretativer Methoden der Datenauswertung. Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne eines Verfahren bzw. Methoden kombinierenden Ansatzes unterscheidet sich somit (deutlich) von Designs standardisierter Erhebungen hier und von „qualitativen“ Ein-Methoden-Designs da. Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne grenzt sich aber auch ab von Feldforschungskonzepten, in denen – direkte oder indirekte – Veränderungsabsichten intendiert oder impliziert sind (wie etwa solchen, die der sogenannten Aktionsforschung zugerechnet werden können). Ethnografie in dem von uns gemeinten Sinne zielt typischerweise auch nicht ab auf eine Kritik der das je untersuchte Feld kennzeichnenden Praktiken, sondern eher auf ein „vor- bzw. außermoralisches“ Verstehen dessen, was im je untersuchten Feld geschieht, und darauf, das (mitunter befremdliche) soziale Geschehen auch für nicht daran Beteiligte verständlich(er) zu machen.

In dieser Forschungswerkstatt sollen nicht bereits erhobene Daten und/oder sonst wie bereits zuhandene Feldmaterialien ausgewertet, sondern die sozialwissenschaftliche Plausibilität bzw. Plausibilisierbarkeit von Designs- bzw. Konzepte für (geplante) ethnografische Studien bzw. von (laufenden) ethnografischen Studien diskutiert werden.

In der Forschungswerkstatt werden (maximal) vier von Teilnehmern und Teilnehmerinnen eingebrachte Anlagen ethnografischer Studien besprochen. Diese vier Designs bzw. Konzepte werden nach Sichtung der eingegangenen Bewerbungen von uns ausgewählt. Diese Sichtung erfolgt auf der Grundlage von Exposés, in denen Fragestellungen, Zielsetzung, methodische Anlage und nach Möglichkeit auch theoretische Interessen der in Frage stehenden ethnografischen Studie klar ausgewiesen sein sollen. Diese Exposés sollen mindestens 5 Seiten (bzw. 10.000 Zeichen) und maximal 10 Seiten (bzw. 20.000 Zeichen) umfassen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Hitzler, Ronald (1999). Welten erkunden. Soziologie als (eine Art) Ethnologie der eigenen Gesellschaft. Soziale Welt50(4), 473-483.
  • Hitzler, Ronald (2007). Ethnographie. In Renate Buber & Hartmut H. Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung. Konzepte – Methoden – Analysen (S.207-218). Wiesbaden: Gabler.
  • Honer, Anne (2000). Lebensweltanalyse in der Ethnographie. In Uwe Flick, Ernst von Kardoff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung (S.194-204). Reinbek: Rowohlt.
  • Honer, Anne (2003). Interview. In Ralf Bohnsack, Winfried Marotzki & Michael Meuser (Hrsg.), Hauptbegriffe Qualitativer Sozialforschung (S.94-99). Opladen: Leske + Budrich.
  • Pfadenhauer, Michaela (2009). Auf gleicher Augenhöhe. Das Experteninterview – ein Gespräch zwischen Experte und Quasi-Experte. In Alexander Bogner, Beate Littig & Wolfgang Menz (Hrsg.), Experteninterviews. Theorie, Methode, Anwendung (S.99-116). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Pfadenhauer, Michaela (2005). Ethnography of Scenes. Towards a Sociological Life-world Analysis of (Post-traditional) Community-building. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research6(3), Art. 43, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0503430.

Forschungswerkstatt: Interpretative Sozialforschung

Ass.-Prof. Dr. Ulrike Froschauer

Universität Wien, Institut für Soziologie

Ao.Prof. Dr. Manfred Lueger

Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Soziologie und Empirische Sozialforschung, Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden

Interpretative Sozialforschung legt – wie der Begriff „interpretativ“ bereits erkennen lässt – ihren Schwerpunkt auf die Auslegung der Sinnstruktur sozialer Phänomene und die (Re) Konstruktion von Bedeutungen und nicht auf die Objektivität der Erkenntnis über die subjektunabhängige Realität. Eine solche Perspektive steht in striktem Gegensatz zu einem normativen oder objektivistischen Paradigma, hat jedoch enge Bezüge zu einer konstruktionistischen Sichtweise, welche die soziale Produktion von Sinnbezügen in das Zentrum rückt. 

Entscheidend ist daher die Interpretationsbedürftigkeit der sozialen Welt, deren Regeln es zu erschließen gilt. Dafür bieten nicht nur Deutungen und Wirklichkeitsvorstellungen unterschiedlicher Akteure einen entscheidenden Ansatzpunkt, sondern vor allem die soziale Dynamik, die sich in den darauf aufbauenden Interaktionsbeziehungen manifestiert. Erschwert wird die Analyse, weil es sich dabei keineswegs um statische Strukturen handelt, sondern um soziale Prozesse, in denen unentwegt der Sinn von Interaktionen oder Situationen verhandelt wird. Damit rücken kommunikative Prozesse der Sinngebung und die Bedingungen der Wirklichkeitsinterpretation in ihrer zeitlichen, sozialen und sachlichen Verankerung in das Zentrum der Aufmerksamkeit.

Interpretative Sozialforschung kann sich daher nicht auf vorfixierte Bedeutungen von Beobachtungen beziehen, sondern muss diese anhand der konkreten Interaktionsprozesse rekonstruieren. Das ist nicht nur bedeutsam für die Auswahl empirischer Forschungsmethoden, sondern insbesondere auch für die Gestaltung des Forschungsprozesses. Der Workshop versucht daher zu klären, welche Fragestellungen im Rahmen einer interpretativen Sozialforschung untersucht werden können und worauf die Erstellung von angemessenen Forschungsdesigns Bedacht nehmen sollte. Um zumindest die Thematik einzugrenzen, konzentriert sich die Diskussion auf die Analyse sozialer Systeme (insbesondere Organisationen).

Im Verlauf des Workshops wird ein einführender Input einen ersten Rahmen in Hinblick auf die methodologische Position abstecken. Im Zentrum des Workshops steht die Diskussion der von den TeilnehmerInnen vorgestellten Forschungsvorhaben. Im Zuge dessen werden Fragen des Forschungsdesigns, der Methodenauswahl und der Qualitätssicherung im Forschungsprozess diskutiert und einer kritischen Reflexion unterzogen.

Zu diesem Zwecke sind alle interessierten TeilnehmerInnen eingeladen, Forschungsvorhaben (Fragestellungen und Forschungsdesigns, Strategien für Qualitätssicherung; bevorzugt im Zusammenhang mit der Analyse von Organisationen) für die Diskussion zu übermitteln. Die konkrete Planung und Auswahl der Themen orientiert sich an den zur Verfügung gestellten Materialien.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Froschauer Ulrike & Lueger Manfred (2009). Interpretative Sozialforschung: Der Prozess. Wien: Facultas-UTB.
  • Gergen Kennth J. (2000). Social Construction. London: Sage:
  • Lueger Manfred (2010). Interpretative Sozialforschung: Die Methoden. Wien: Facultas-UTB.

Forschungswerkstatt: Konversationsanalyse

Prof. Dr. Arnulf Deppermann

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim

Gegenstand der Konversationsanalyse sind die Verfahren, mit denen Teilnehmende an einer verbalen Interaktion ihren Austausch organisieren und dabei soziale Wirklichkeit auf verschiedenen Ebenen der Sinnkonstitution herstellen. Die Konversationsanalyse befasst sich mit den grundlegenden Aufgaben der Gesprächskonstitution. Dazu gehören bspw. die Eröffnung und Beendigung von Gesprächen, die Organisation des Sprecherwechsels, die Kategorisierung und Darstellung von Sachverhalten, die Koordination des gemeinsamen Handelns oder die Performanz und Zuschreibung von Identitäten. Ziel der Untersuchung ist die Rekonstruktion konversationeller Praktiken, d.h. von sprachlich-kommunikativen Verfahren, die in bestimmten Gesprächskontexten zur Bearbeitung spezifischer Aufgaben und Probleme der Gesprächskonstitution eingesetzt werden. Diese Praktiken können mehr oder weniger allgemein, kulturspezifisch oder an besondere Aufgaben im Bereich institutioneller Interaktionen (wie Beratung, Gerichtsverhandlung) adaptiert sein. Je nach disziplinärem Interesse kann die Untersuchung linguistische Formen und Strukturen (interaktionale Linguistik), institutionelle Aufgaben und Probleme (applied conversation analysis) oder das multimodale Handeln in Arbeitskontexten (workplace studies) betreffen. Oftmals ist es zudem nötig, ethnografisches Hintergrundwissen einzubeziehen.

Die Konversationsanalyse arbeitet ausschließlich mit Ton- und Videoaufnahmen sowie Transkripten von Gesprächen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Untersuchungsfragestellungen der Konstitutionsweise der Daten angepasst sind (Natürlichkeitsprinzip) und in intensiver Auseinandersetzung mit dem Datenmaterial spezifiziert werden. Die Methodik der Konversationsanalyse verknüpft die detaillierte Sequenzanalyse von Einzelfällen mit der Arbeit mit größeren Datenkollektionen, die unterschiedliche Realisierungen einer konversationellen Praxis enthalten.

In der Forschungswerkstatt soll anhand von Materialien von zwei Teilnehmenden an jeweils einer kleinen Kollektion von Fällen einer konversationellen Praxis gearbeitet werden. Bewerber/innen werden gebeten, ein kurzes Exposé ihrer für das Methodentreffen relevanten Forschungsfragen (ca. eine Seite) sowie eine Kollektion von drei zu bearbeitenden Transkripten (nach GAT oder CA/Jefferson-Notation) einzureichen. Für die Arbeit in der Forschungswerkstatt müssen die Daten zudem als Audiodatei (mp3/wav) oder Videofile (mpeg) bereit stehen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Deppermann, Arnulf (2000). Konversationsanalyse und diskursive Psychologie. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.643-661).  Wiesbaden: VS.
  • Deppermann, Arnulf (2000). Ethnographische Gesprächsanalyse. Zu Nutzen und Notwendigkeit von Ethnographie für die Konversationsanalyse. Gesprächsforschung, 1, 96-124, www.gespraechsforschung-ozs.de/heft2000/heft2000.htm.
  • Deppermann, Arnulf (2008). Gespräche analysieren. Opladen: Leske + Budrich. • EGon: Einführung in die Gesprächsforschung online. http://www.tu-chemnitz.de/phil/gf/.
  • ten Have, Paul (2007). Doing conversation analysis (2. Auflage). London: Sage.

Forschungswerkstatt: Wissenssoziologische Diskursanalyse

Prof. Dr. Reiner Keller

Universität Koblenz-Landau, Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Sozialwissenschaften

Die Wissenssoziologische Diskursanalyse formuliert ein Forschungsprogramm zur Untersuchung gesellschaftlicher Wissensverhältnisse und Wissenspolitiken, das mittlerweile über die Soziologie hinaus in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zum Einsatz kommt. Ihre theoretischen und methodologischen Grundlegungen liegen in einer Verbindung von wissenssoziologisch-sozialkonstruktivistischen Annahmen und Traditionslinien des soziologischen Interpretativen Paradigmas mit theoretisch-begrifflichen Vorschlägen aus Michel Foucaults Reflexionen des Diskursbegriffs. In methodischer Hinsicht greift sie auf Konzepte, Erhebungs- und Analyseverfahren der qualitativen Sozialforschung zurück. Ihr Analyseinteresse richtet sich auf die Untersuchung von Diskursen als einer gesellschaftlichen Wirklichkeitsebene, auf der Wissen hergestellt, reproduziert und verändert wird. Diskurse sind strukturierte Praktiken des Sprach- und Symbolgebrauchs, die spezifische Wissensordnungen konstituieren, mit denen wiederum gesellschaftliche Wirkungen bzw. Machteffekte verbunden sind.

Die Forschungswerkstatt stellt zunächst die Grundannahmen der WDA und die damit anvisierten Fragestellungen in allgemeineren Kontext von sozialwissenschaftlichen Ansätzen der Diskurstheorie und Diskursanalyse vor. Im Zentrum steht dann die Erläuterung des methodisch-praktischen Vorgehens in konkreten empirischen Untersuchungen. Dies umfasst zum einen die Erschließung der Materialität von Diskursen (Akteure, Praktiken, Dispositive), zum anderen die Analyse der diskursiven Wissensformierungen und der daraus entfalteten Subjektivierungsangebote (Deutungsmuster, Klassifikationen, narrative Strukturen, Phänomenstruktur, Subjektmodelle u.a.). In der Werkstatt werden dazu Vorgehensweisen der Datenerhebung und der Datenauswertung diskutiert. Die WDA folgt dabei der Überlegung, dass es kein Standard- oder Rezeptmodell der Diskursforschung, gibt, sondern dass jedes Projekt den angebotenen Rahmen für seine spezifischen Fragestellungen entsprechend gestalten muss. Gleichwohl mündet dies nicht in völlige Beliebigkeit, sondern bewegt sich in einem Gesamtrahmen, der Theorie, methodologische Reflexion und methodisches Vorgehen aufeinander bezieht.

Die vorwiegend auf Fragen der praktischen Umsetzung von Vorhaben der Diskursforschung (in unterschiedlichen disziplinären Kontexten) hin ausgelegte Forschungswerkstatt wendet sich zum einen an Interessierte, die ganz allgemein den Ansatz der WDA kennen lernen möchten. Zum zweiten besteht die Möglichkeit, konkrete, mehr oder weniger weit fortgeschrittene eigene Projekte zur Diskussion zu stellen, die bereits mit der WDA arbeiten bzw. dies gegebenenfalls vorhaben. In diesem Fall sollte eine entsprechende, etwa fünfseitige Skizze des Vorhabens sowie der damit verbundenen, beim Berliner Treffen zu diskutierenden Fragen eingereicht werden. Gegebenenfalls können dabei nicht alle Vorschläge, sondern nur eine Auswahl berücksichtigt werden.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur:

  • Keller, Reiner (2006). Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen (3. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Keller, Reiner (2008). Wissenssoziologische Diskursanalyse. Grundlegung eines Forschungsprogramms (2. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Forschungswerkstatt: Reflexive Grounded Theory

Prof. Dr. Franz Breuer

Beatrix Habel

Universität Münster, Institut für Psychologie

In dieser Forschungswerkstatt soll der Verlauf eines Forschungsprojekts nach Grounded-Theory-Manier in seinen wichtigsten Schritten skizziert werden:
– Vorwissen und theoretische Sensibilität
– Themenfokussierung
– erste (Feld, Gesprächs-) Kontakte
– Rolle und Reflexion der Person des/der Forschenden
– Sampling-Überlegungen
– Dokumentation und Transkription
– Kodieren
– Modellbilden
– Forschungsgruppe (Kolloquium, Supervision etc.)
– Schreiben
– Rückmelden und Präsentieren.

Die genannten Aspekte werden kurz vorgestellt und anhand eines spezifischen Untersuchungsprojekts (zur Entwicklung familiärer Kümmersysteme für alt werdende Familienmitglieder) vorgeführt und erläutert. Zu den einzelnen Phasen, Forschungsschritten bzw. methodischen Wahlentscheidungen können die Teilnehmer/innen (auf dem Hintergrund ihrer eigenen Probleme oder Erfahrungen) Fragen stellen. An einem Teilnehmer/innen-Projekt machen wir gemeinsame Transfer-Versuche der Arbeitsweise, dabei soll der Forschungsstil illustriert und vertieft werden. Die Forschungswerkstatt richtet sich an Interessierte unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Fachrichtungen. Bevorzugt werden Fragen aufgeworfen und besprochen, die sich im Zusammenhang mit einem ersten eigenen Forschungsprojekt nach GTM-Modus stellen. Hier können Teilnehmende auch ihre eigenen (Problem-) Erfahrungen und Fragen einbringen.

Teilnehmende, die daran interessiert sind, dass ihr eigenes GTM-Projekt hierbei als (Illustrations-) Fall besprochen wird, und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert ein informatives Kurzexposé einzureichen. Zu senden ist dieses dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Exposés werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Einführungsliteratur zur Forschungswerkstatt:

  • Breuer, Franz (2009). Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (2. Auflage 2010).

Forschungswerkstatt: Grounded-Theory-Methodologie

Prof. Dr. Günter Mey

Dr. Katja Mruck

Freie Universität Berlin
Institut für Qualitative Forschung, Center für Digitale Systeme, Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research

Die Grounded-Theory-Methodologie (GTM) ist eine der am weitesten verbreiteten qualitativen Forschungsmethodologien, zu der mittlerweile unterschiedliche Positionen vorliegen und verschiedene Strategien vorgeschlagen werden (ein Überblick bietet der GTM-Reader, in dem wir klassische und neue Texte zur GTM zusammengestellt haben bzw. einige der Texte zur GTM, die in FQS erschienen sind, z.B. von Glaser, Kelle oder die Interviews mit Strauss oder Corbin).

In der Forschungswerkstatt geht es uns vor allem darum, orientiert an den Fragen und dem Bedarf der Teilnehmenden und an konkretem Material die wesentlichen Konzepte (u.a. Theoretische Sensibilität) und Auswertungsschritte (v.a. offenes, axiales und selektives Kodieren, wie es in der GTM-Variante nach Strauss/Corbin vorgeschlagen wird) sowie Planungsfragen (u.a. Theoretisches Sampling) gemeinsam zu besprechen.

Vor dem Hintergrund dieser Schwerpunktsetzung können als Materialien zur Besprechung eingereicht werden:

– Forschungsskizzen zur Diskussion von Projektplanungen/Forschungsdesigns
– Trankskripte für (offenes/axiales) Kodieren
– Netzwerkkarten/Visualisierungen (axiales/selektives Kodieren).

Die endgültige Planung orientiert sich an den eingereichten Materialien. Unsere Auswahl wird von dem Interesse geleitet sein, möglichst verschiedene Stationen im Prozess einer GTM-Studie ansprechen zu können. Damit der Werkstattcharakter eingelöst werden kann, kann maximal aus zwei oder drei Projekten Material (Exposé/Daten) diskutiert werden.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

Mey, Günter & Mruck. Katja (2007). Grounded Theory Reader. Köln: ZHSF.

u.a. darin enthalten:

  • Glaser, Barney G. (unter Mitarbeit Judith Holton) (2004). Remodeling Grounded Theory [80 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research5(2), Art. 4, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs040245
  • Kelle, Udo (2005). „Emergence“ vs. „Forcing“ of Empirical Data? A Crucial Problem of „Grounded Theory“ Reconsidered [52 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research6(2), Art. 27, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0502275
  • Legewie, Heiner & Schervier-Legewie, Barbara (2004). „Forschung ist harte Arbeit, es ist immer ein Stück Leiden damit verbunden. Deshalb muss es auf der anderen Seite Spaß machen“. Anselm Strauss im Interview mit Heiner Legewie und Barbara Schervier-Legewie [90 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research5(3), Art. 22, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0403222.
  • Cisneros-Puebla, Cesar A. (2004). „To Learn to Think Conceptually.“ Juliet Corbin in Conversation With Cesar A. Cisneros-Puebla [53 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research5(3), Art. 32, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0403325.  
  • Mey, Günter & Mruck, Katja (2009). Methodologie und Methodik der Grounded Theory. In Wilhelm Kempf & Marcus Kiefer (Hrsg.). Forschungsmethoden der Psychologie. Zwischen naturwissenschaftlichem Experiment und sozialwissenschaftlicher Hermeneutik. Band 3: Psychologie als Natur- und Kulturwissenschaft. Die soziale Konstruktion der Wirklichkeit (S.100-152). Berlin: Regener.
  • Mruck, Katja & Mey, Günter (2007). Grounded Theory and Reflexivity. In Anthony Brynt & Kathy Charmaz (Hrsg.), The Sage Handbook of Grounded Theory (S.487-510). London: Sage.
  • Breuer, Franz (Hrsg.) (1996). Qualitative Psychologie. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Strauss, Anselm L. & Corbin, Juliet (1996). Grounded Theory. Weinheim: Beltz.

Forschungswerkstatt: Hermeneutische Wissenssoziologie bei der Analyse von Organisationen

Prof. Dr. Jo Reichertz

Universität Duisburg-Essen, Campus Essen; FB 1 – Kommunikationswissenschaft

Diese Forschungswerkstatt bietet die Möglichkeit, forschungspraktisch mit der wissenssoziologischen Hermeneutik zu arbeiten. Dieses theoretischemethodologische und methodische Konzept hat zum Ziel, die gesellschaftliche Bedeutung jeder Form von Interaktion (sprachlicher wie nichtsprachlicher; face-to-face wie institutionell geformter) und aller Arten von Interaktionsprodukten (Kunst, Religion, Unterhaltung, Geschäftsordnungen etc.) zu (re-) konstruieren.

Untersucht wird, wie Handlungssubjekte – hineingestellt und sozialisiert in historisch und sozial entwickelte und abgesicherte Routinen und Deutungen des jeweiligen Handlungsfeldes – diese einerseits vorfinden und sich aneignen (müssen), andererseits diese immer wieder neu ausdeuten und damit auch „eigen-willig“ erfinden (müssen). Diese selbständigen Neuauslegungen des vorgefundenen Wissens werden (ebenfalls als Wissen) ihrerseits wieder in das gesellschaftliche Handlungsfeld eingespeist und verändern es.

Das Handeln der Akteure gilt in dieser Perspektive erst dann als verstanden, wenn der Interpret in der Lage ist, es aufgrund der erhobenen Daten (Interviews, Beobachtungen, Dokumente etc.) in Bezug zu dem vorgegebenen und für die jeweilige Handlungspraxis relevanten Bezugsrahmen zu setzen und es in dieser Weise für diese Situation als eine (für die Akteure) sinn-machende (wenn auch nicht immer zweck-rationale) „Lösung“ nachzuzeichnen.

Schwerpunkt der Forschungswerkstatt soll die Organisationsanalyse (Arbeits- und Interessenorganisationen wie Unternehmen, Parteien, Verbände, Verwaltungen) sein. Erprobt werden soll, ob und wie sich mit der hermeneutischen Wissenssoziologie nicht nur die Besonderheit des Handelns einzelner Akteure ermitteln lässt, sondern wie dieses Handeln mit je spezifischen Strukturen der Organisation und/oder organisationstypischen Mustern der Wahrnehmung, Deutung und Entscheidung zusammenhängt.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  •  Hitzler, Ronald, Jo Reichertz & Norbert Schröer (Hrsg.) (1999). Hermeneutische Wissenssoziologie. Standpunkte zur Theorie der Interpretation. Konstanz: UVK.
  • Reicherz, Jo (2004). Objective Hermeneutics and Hermeneutic Sociology of Knowledge. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), A Companion to Qualitative Research (S.290-295). London: Sage [verfügbar über: http://www.uni-essen.de/kowi/reichertz/downloads/hermeneutikenglisch.pdf]
  • Reichertz, Jo (2004). Das Handlungsrepertoire von Gesellschaften erweitern. Hans-Georg Soeffner im Gespräch mit Jo Reichertz. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research5(3), Art. 29, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0403297.
  • Reichertz, Jo (2007) Hermeneutische Wissenssoziologie in der Marktforschung. In: Renate Bubner & Hartmut Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung ( S.111-127). Wiesbaden: Gabler.
  • Reichertz, Jo (2009). Kommunikationsmacht. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Soeffner, Hans-Georg (2004). Auslegung des Alltags – Der Alltag der Auslegung. Konstanz: UVK.
  • Wilz, Sylvia Marlene (2002). Organisation und Geschlecht. Opladen: Leske + Budrich.
  • Wilz, Sylvia Marlene & Ilka Peppmeier (2009). Organisation als Untersuchungsfeld. Oder: How to enter a gendered organization. In Brigitte Aulenbacher & Birgit Riegraf (Hrsg.), Erkenntnis und Methode. Geschlechterforschung in Zeiten des Umbruchs (S.181-199). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Wilz, Sylvia Marlene (2010). Entscheidungsprozesse in Organisationen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Forschungswerkstatt: Metaphernanalyse

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau-Görlitz, Fakultät Sozialwissenschaft

Julia Schröder

Universität Hildesheim, Institut für Sozial- und Organisationspädagogik

Die Forschungswerkstatt diskutiert in einem vierstündigen Rahmen Anliegen von TeilnehmerInnen, die mit der Metaphernanalyse bereits arbeiten. Es gelten für die Einreichung keine thematischen oder disziplinären Einschränkungen.

Die systematische Metaphernanalyse versucht, Einschränkungen bisheriger Metaphernanaly¬sen zu vermeiden. Sie stützt sich auf eine elaborierte Theorie der kognitiven Linguistik (George Lakoff und Mark Johnson) und hat dafür eine Systematik von Analyseschritten für qualitative Forschung entwickelt. Zentral sind dabei das Problem der Erkennung von Metaphern, die Bündelung von Einzelmetaphern zu metaphorischen Konzepten und die interpretative Rekonstruktion von Implikationen der metaphorischen Muster. Je nach Stand der eingereichten Arbeit wird sich die Arbeit in der Forschungswerkstatt jeweils auf eine der drei Arbeitsstufen konzentrieren:

1. Identifikation und Extraktion aller Metaphoriken aus Interviews bzw. anderen Texten
2. Rekonstruktion metaphorischer Konzepte aus einzelnen Metaphern
3. Rekonstruktion der Implikationen, welche die verwendeten metaphorischen Konzepte für das zu untersuchende Phänomen haben, und Gewinnung von Interpretationen bzw. gegenstandsnahen Theorien.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur zur Methode:

  • Lakoff, George & Johnson, Mark (1998). Leben in Metaphern (übersetzt von Astrid Hildenbrand). Heidelberg: Carl-Auer-Systeme. [Orig. 1980: Metaphors we live by. Chicago: The University of Chicago Press]
  • Lakoff, George (1991). Metaphor and War. The Metaphor System Used to Justify War in the Gulf. Online-Text, http://govt.eserver.org/gulf-war/metaphor-and-war-in-gulf.txt oder: http://www2.iath.virginia.edu/sixties/HTML_docs/Texts/Scholarly/Lakoff_Gulf_Metaphor_1.html
  • Schmitt, Rudolf (2003). Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4(2), Art. 41, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0302415.
  • Schmitt, Rudolf (2004). Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Rezensionsaufsatz: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern (Dritte Auflage) [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(2), Art. 19, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402190.
  • Schmitt, Rudolf (2010). Metaphernanalyse. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.676-691). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Anwendungsbeispiele:

  • Gugutzer, Robert (2002). Leib, Körper und Identität. Eine phänomenologisch-soziologische Untersuchung zur personalen Identität. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag
  • Marsch, Sabine (2009). Metaphern des Lehrens und Lernens. Vom Denken, Reden und Handeln bei Biologielehrern. Zugänglich unter http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000013588
  • Ziegler, Annette (2008). Von geheimen Schlachten, galoppierenden Gedanken, inneren Zerreißproben, kostbaren Schätzen und grenzenlosen Weiten: Metaphern im Schizophrenie-Diskurs Betroffener und Angehöriger. PsyDok: Open-Access-Server der Virtuellen Fachbibliothek Psychologie, http://psydok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2008/1186/

Weitere Materialien unter http://www.hs-zigr.de/~schmitt/workshop.htm

Forschungswerkstatt: Objektive Hermeneutik

Prof. Dr. Andreas Wernet

Leibniz Universität Hannover, Institut für Erziehungswissenschaft

Diese Forschungswerkstatt bietet die Möglichkeit, sich durch exemplarische Fallinterpretationen mit dem forschungspraktischen Vorgehen der Objektiven Hermeneutik vertraut zu machen. Die Teilnehmenden erhalten dabei die Gelegenheit, sich grundlegende Einblicke in das sequenzanalytische Verfahren der Fallrekonstruktion zu verschaffen.

Grundlage der gemeinsamen Interpretationen sind Protokolle, die von den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden. An diesem Material sollen die grundlegenden Operationen und Prinzipien des Verfahrens (Wörtlichkeit; Kontextunabhängigkeit; Sequenzanalyse, latente Sinnstruktur) exemplifiziert und die dabei auftretenden methodischen Probleme diskutiert werden.

Hinweis für aktive Teilnehmenden: Um die Interpretationen in dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen mit der für das Verfahren notwendigen Detailliertheit vornehmen zu können, müssen wir uns auf kurze Textsequenzen beschränken. Deshalb kann leider nur das Datenmaterial eines aktiven Teilnehmers/einer aktiven Teilnehmerin berücksichtigt werden. Die Protokolle sollten sozialisations-, erziehungs- und bildungswissenschaftlichen und/oder professionalisierungstheoretischen Kontexten entstammen.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

Forschungswerkstatt: Qualitative Heuristik

Dr. Thomas Burkart, Psychologischer Psychotherapeut
in eigener Praxis in Hamburg tätig

Prof. em. Dr. Gerhard Kleining

Universität Hamburg
Fachbereich Soziologie

Qualitative Heuristik ist eine Methodologie zur Datenerhebung und Datenanalyse und betont den Zusammenhang beider im Prozess der Erkenntnisgewinnung. Es handelt sich um ein Such- und Findeverfahren. Die Methodologie zielt auf die Entdeckung von Verhältnissen oder Strukturen im Forschungsgegenstand, die im Forschungsmaterial enthalten sind. Die Datenerhebung und -analyse folgt vier Regeln, die auch im Alltag zum Herausfinden von zunächst nicht erkennbaren Zusammenhängen verwandt werden. Sie beziehen sich auf die Offenheit der Forschungsperson, die Offenheit des Forschungsgegenstandes, die Variation der Perspektiven mit denen der Forschungsgegenstand betrachtet wird und die Analyse der Daten in Richtung auf Gemeinsamkeiten. Die Erkenntnisgewinnung verwendet das Verfahren des Dialogs zwischen Forschungsperson und Forschungsgegenstand. Ziel ist es, den Zusammenhang des gesamten Datenmaterials über einen bestimmten Forschungsgegenstand zu erkennen oder zu entdecken („heureka!“).

Entdeckende Forschung ist die Verwissenschaftlichung und Systematisierung von den Alltags-Regeln, die auch in den Naturwissenschaften seit Bacon und Galilei verwandt werden und – wie die Regel der Variation – durch Wundt in die Psychologie eingeführt wurde. Ernst Mach, Lehrer von Einstein, hat der „Psychologe der Forschung“ dieses Typs ein ganzes Buch gewidmet (Erkenntnis und Irrtum, 1905). In den Sozialwissenschaften wurden entdeckende Verfahren u.a. von der „Würzburger Schule“ eingesetzt (Bühlers „Aha-Erlebnis“) oder, beeinflusst von dem Bühler-Schüler Lazarsfeld in der frühen „Grounded Theory“, die als „Discovery“ apostrophiert worden war. Die meisten der heute als „klassisch“ geltenden Untersuchungen in den Sozialwissenschaften haben entdeckende Methoden verwandt, so die der Chicago-Schule, der Gestalt-Psychologen, der frühen Psychoanalyse. Ein besonders gutes Beispiel ist die bekannte Untersuchung von Lazarsfeld, Jahoda und Zeisel über die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit in „Marienthal“. Anthropologen und Ethnografen haben sich seit den Anfängen ihrer Wissenschaft als empirische Feld-Forschung entdeckender Methoden bedient.

Nach einem Übersichtsreferat wird die Vorgehensweise mit vorhandenen Daten aus dem Teilnehmendenkreis demonstriert und an Hand eines Beispiels erprobt, wie man von Daten zu Gemeinsamkeiten kommt. Außerdem sollen allgemeine Fragen zur heuristischen Methodologie diskutiert werden.

Wer sich über den Verlauf der Veranstaltung 2007 ein Bild machen will, kann dies unter http://www.qualitative-forschung.de/methodentreffen/archiv/evaluation/kleining.pdf tun. Dieser „Bericht“ ist gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie eine Datenerhebung und Analyse mit Hilfe der qualitativen Heuristik aussehen kann.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Kleining, Gerhard (2010). Heuristik als Basismethodologie. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch. Qualitative Forschung in der Psychologie (S.65-78). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Kleining, Gerhard & Witt, Harald (2000). Qualitativ-heuristische Forschung als Entdeckungsmethodologie für Psychologie und Sozialwissenschaften: Die Wiederentdeckung der Methode der Introspektion als Beispiel. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 13, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0001136.
  • Kleining, Gerhard & Witt, Harald (2001). Entdeckung als Basismethodologie für qualitative und quantitative Forschung. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 2(1), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0101164.
  • Witt, Harald (2004). Von der kommerziellen Marktforschung zur akademischen Lehre – eine ungewöhnliche Karriere. Gerhard Kleining im Interview mit Harald Witt. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(3), Art. 40, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0403404.

Es sei außerdem verwiesen auf die Websites: http://www.heureka-hamburg.de/ und http://www.introspektion.net/, wo sich weitere Literatur, Beschreibungen und Beispiele finden.

Forschungswerkstatt: Qualitative Inhaltsanalyse

Dr. Özen Odağ

Jacobs University Bremen, School of Humanities and Social Sciences

In der Forschungswerkstatt sollen an Hand des Materials der Teilnehmenden Möglichkeiten inhaltsanalytischer Auswertung aufgezeigt werden. Inhaltsanalyse wird dabei als Verfahren zur regelgeleitet-interpretativen Analyse bedeutungshaltigen Materials verstanden, das flexibel an das Material und die Forschungsfrage anzupassen ist. Prototypisch umfasst das Verfahren die folgenden Schritte:

– Erstellung eines Kategoriensystems
– Probekodierung
– Berechnung einer Inter- oder Intra-Rater-Übereinstimmung
– Ggf. Modifikation des Kategoriensystems und Kodierschulung
– Hauptkodierung

In der Forschungswerkstatt liegt der Schwerpunkt auf Fragen der Erstellung und der Modifikation des Kategoriensystems. Insbesondere sollen Strategien der Kategorienerstellung (aus dem Material heraus, angelehnt an einen Interviewleitfaden, theoriegeleitet etc.) dargestellt und anhand des Materials der Teilnehmenden erprobt werden. Weitere Themen, wie etwa Vergleich der Inhaltsanalyse mit anderen Auswertungsverfahren, Einsatz computergestützter Verfahren u.ä. werden je nach Bedarf und Interesse besprochen.

In dieser Forschungswerkstatt können insgesamt zwei Projekte konkret besprochen werden, die im Vorfeld festgelegt werden. Die Projekte können unterschiedlich weit fortgeschritten sein, von ersten Überlegungen, ob die Inhaltsanalyse ein geeignetes Verfahren darstellt, bis hin zu bereits ausgearbeiteten Kategoriensystemen. Es sollte aber auf jeden Fall bereits erhobenes Text- oder Bild-Material vorliegen, das nach Absprache vorab an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschickt wird.

Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Hussy, Walter, Schreier, Margrit & Echterhoff, Gerald (2009). Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften – für Bachelor. Heidelberg: Springer. (daraus: Kap. 7.2.4)
  • Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(2), Art. 20, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0002204.
  • Mayring, Philipp (2008). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (10.  Aufl.). Weinheim: Beltz-UTB.
  • Rustemeyer, Ruth (1992). Inhaltsanalyse. Praktisch-methodische Schritte. Münster: Aschendorff.
  • Schreier, Margrit; Odag, Özen & Groeben, Norbert (2004). Der Dritte Golfkrieg: Zur Glaubhaftigkeit der medialen Berichterstattung. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research5(2), Art. 21, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402214.

Forschungswerkstatt: Situational Analysis

Prof. Dr. Adele Clarke

University California, San Francisco, Department of Social and Behavioral Sciences

Situational analysis is an extension of grounded theory that can be used with interview, ethnographic, historical, visual, and/or other discursive materials, especially useful for multi-site research. There are three main cartographic approaches: 1) situational maps that lay out the major human, nonhuman, discursive and other elements in the research situation of inquiry and provoke analysis of relations among them; 2) social worlds/arenas maps that lay out the collective actors, key nonhuman elements, and the arena(s) of commitment and discourse within which they are engaged in ongoing negotiations–mesolevel interpretations of the situation; and 3) positional maps that lay out the major positions taken, and not taken, in the discursive data vis-à-vis particular axes of difference, concern, and controversy around issues in the situation of inquiry.

Through mapping the data, the analyst constructs the situation of inquiry empirically. The situation per se becomes the ultimate unit of analysis and understanding its elements and their relations is the primary goal.

This workshop will focus on the first kind of map, the situational map. It can be used to design and conduct research in a flexible and responsive manner across the duration of the project. The maps capture and frame the messy complexities of the situation  and allow design from the outset to explicitly gather data about theoretically and substantively underdeveloped areas in situations of inquiry.

Participants are encouraged (but not required) to come to the workshop with a draft map and be prepared to discuss it in the group. The workshop goal is to help participants get a strong grip on the situation they are studying.

Suggested Readings:

  • Clarke, Adele E. (2003). “Situational Analyses: Grounded Theory Mapping After The Postmodern Turn.” Special Issue on Theory and Method. Symbolic Interaction, 26(4), 553-576.
  • Clarke, Adele E. 2005. Situational Analysis: Grounded Theory After the Postmodern Turn. Thousand Oaks, CA: Sage. (Winner 2006 Charles Horton Cooley Book Award, SSSI).
  • Clarke, Adele E. & Friese, Carrie (2007). Situational Analysis: Going Beyond Traditional Grounded Theory. In Kathy Charmaz & Anthony Bryant (Eds.), Handbook of Grounded Theory (pp. 694-743). London: Sage.
  • Kohlen, Helen (2009). Conflicts of Care: Hospital Ethics Committees in the USA and Germany. Frankfurt and New York: Campus Verlag.
  • Mathar, Tom (2009). Body-Identity Trajectories of Preventive Selves. In Tom Mathar & Yvonne J.F.M. Jansen (Eds.), Health Promotion and Prevention Programmes in Practice: How Patients’ Health Practices are Rationalized, Reconceptualsed and Reorganised (pp.171-196). Bielefeld: trancript.
  • Morse, Janice M.; Stern, Phyllis Noerager; Corbin, Juliet; Bowers, Barbara; Charmaz, Kathy & Clarke, Adele E. (Eds.) (2009). Developing grounded theory. The second generation. Walnut Creek, CA: Left Coast Press.

See www.situationalanalysis.com for more information on SA.

Forschungswerkstatt: Tiefenhermeneutik / Psychoanalytisch orientierte Sozialforschung

Prof. Dr. Thomas Leithäuser

Universität Bremen, Akademie für Arbeit und Politik Bremen

Psychologische und sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden lassen sich in der Regel von dem Prinzip der Komplexitätsreduktion leiten. Nicht so die Tiefenhermeneutik und die psychoanalytisch orientierte Sozialforschung: Sie versuchen, dem „Methodenzwang“ zu widerstehen, der den gestrengen Regeln der Reliabilität in der Methodenanwendung die Priorität vor der Angemessenheit an den Forschungsgegenstand einräumt.

In der Tiefenhermeneutik und der psychoanalytisch orientierten Sozialforschung geht es um die Darstellung der Komplexität eines Sachverhalts. Das sind meist die Muster und Formen vielfältiger Beziehungen zwischen Individuen und Gruppen. Dazu braucht man weniger den Werkzeugkasten ausgeklügelter methodischer Instrumente als die Fähigkeit zur Einfühlung und einen Kopf mit vielen Einfällen und Assoziationen. Diese muss man mutig in das Verstehen und die Interpretation von Texten: Interviewtranskripten, Gruppendiskussionstranskripten und literarischen Texten einbringen. Das wollen wir bei aller Verbildetheit durch den „Methodenzwang“ in der Forschungswerkstatt gemeinsam ausprobieren.

An ausgewählten Materialien (Textpassagen aus Interview- oder Gruppendiskussionstranskripten oder auch kurzen literarischen Texten) werden wir die Interaktionsformen und Beziehungsmuster, die die Texte zum Ausdruck bringen, gemeinsam ausfindig machen und interpretieren. Dabei geht es nicht um einen Wettkampf um die beste Lesart, sondern um das kooperative Herausarbeiten einer Interpretation, die den Sinn des Textes in all seiner Komplexität erschließt.

Zu Beginn wird die Interpretationsmethode an einem Textbeispiel vorgeführt. Anschließend besteht die Möglichkeit, Datenauszüge von zwei Teilnehmenden zu besprechen. Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisatoren – aufgefordert ein kurzes Exposé (mit Angaben zum Datenkorpus und zur Forschungsfrage) einzureichen. Zu senden ist dieses dann an info@berliner-methodentreffen.de. Die Exposés werden vom Organisationsteam gesammelt und an die Anbietenden der Forschungswerkstätten weitergeleitet.

Literatur

  • Leithäuser, Thomas & Volmerg, Birgit (1988). Psychoanalyse in der Sozialforschung. Eine Einführung. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Leithäuser, Thomas (2001). Psychoanalyse und tiefenhermeneutische Sozialforschung. Hannoversche Schriften4, 118-145.
  • Leithäuser, Thomas (2007). Adornos Träume. Journal für Psychologie15(3), http://www.journal-fuer-psychologie.de/jfp-3-2007-3.html.